Rubus bruniteti, eine neue Brombeere im Südosten Österreichs und im angrenzenden Slowenien

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Transkript:

Mitt Abt Bot Landesmus. Joanneum Graz 21/22 27-31 1993 Rubus bruniteti, eine neue Brombeere im Südosten Österreichs und im angrenzenden Slowenien Von Willibald MAURER Zusammenfassung Rubus brunneri W. MAURER wird als neue Art beschrieben. Sie ist im Südosten Österreichs und im Nordosten Sloweniens endemisch. Summary Rubus brunneri W. MAURER is described as a new species. It is endemic to the southeastern parts of Austria and the northeasthern parts of Slovenia Bei der Kartierung von Regionalarten der Gattung Rubus (vgl. WEBER & MAURER 1991:69) fiel mir in der südöstlichen Steiermark eine Brombeere mit ausgeprägt verkehrt-eiförmigen Schößlingsblättchen auf. Sie ist besonders östlich von Deutsch- Goritz im Bezirk Radkersburg häufig. Vereinzelte Vorkommen fanden sich im angrenzenden Slowenien und Südburgenland. Diese bemerkenswerte Brombeer-Art widme ich meinem unvergeßlichen Freund und Lehrmeister in der Floristik, Johann ( Hans") BRUNNER, ehemals Angestellter der Österreichischen Bundesbahnen und verdienstvoller Freizeitbotaniker", geb. am 27. 9. 1895 in Graz und auch hier am 10. 9. 1984 verstorben. Herrn Prof.Dr.Dr. Heinrich E. WEBER danke ich herzlichst für die kritische Durchsicht des Manuskrispt. Rubus brunneri W. MAURER spec, nov.* Descriptio: Turio arcu mediocriter exaitato deinde repens, autumno apice radicans, obtusangulus, pilis 40-100, glandulis stipitatis 30-50 (0,5-1 mm longis) pro cm, aculeis gracilibus leviter curvatis parum inaequalibus (2-5 mm longis) 10-30 ad 5 cm armatus. Folia pedato 3-5-nato, supra pilis 20-40 ad cm, subtus molliter pilosa. Foliolum terminale breviter petiolulatum (longitudo petioluli ca. 1/5-1/4 longitidinis laminulae) e basi rotundata vel subcordata obovatum, breviter cuspidatum, subaequaliter serratum. Petiolus patenter pilosus, 10-15 aculeis curvatis munitus. Stipulae filiformes.inflorescentia vulgo brevis densisque, subracemosa, rachis aculeis curvatis instructa. Pedicelli 8-15 mm longis, pilis adpressis patentisque, setis glanduliferis rubris inaequalibus, (5)10-15 aculeis pallidis curvatis. Sepala cano-viridia, tomentosa et laxe hirsuta, setis glanduliferis numerosis rubris obsita, deinde patentes vel erecta. Petala dilute rosea, 9 mm longa, 6-7 m lata. Stamina stylos virescentes superantia, antherae glabrae. Ovaria glabra, receptaculum glabrum. Floret VI. * Nominatus ex amico meo Johann BRUNNER, natus 27. 9. 1895, mortuus 10. 9. 1984 in Graz. 27(161)

Abb. 1. Holotypus-Beleg der Brunner-Brombeere (Rubus brunneri W. MAURER, spec, nov.) im Herbarium des Steiermärkischen Landesmuseums Joanneum (GJO; Foto: W. MAURER). 28 (162)

Abb. 2. Die Brunner-Brombeere (Rubus brunneri) vom locus classicus östlich von Deutsch-Goritz (links blühend, rechts mit unreifen Früchten; Foto: W. MAURER). Holotypus (GJO): Oststeiermark, Haselbach nördlich von Salsach bei Weixelbaum, Kartierungsquadrant 9261/1, W. MAURER leg. 24.7.1977. Beschreibung: Schößling niedrigbogig, stumpfkantig, im Herbst an der Spitze einwurzelnd, mäßig kräftig, mit 40-100 Haaren pro cm Seite und mit 30-50, 0,5-1 mm langen Stieldrüsen pro cm Seite. Stacheln 10-30 pro 5 cm, schlank, sehr ungleich, stellenweise gehäuft, geneigt und meist gekrümmt, nur 2-5 mm lang, daneben einzelne Stachelchen. Schößlingsblätter fußförmig 3-5zählig, oberseits mit 20-40 Haaren pro cm,unterseits schwach samtig weichhaarig. Endblättchen kurz gestielt (1/5-1/4 der Spreite), aus abgerundetem bis schwach herzförmigen Grund ausgeprägt verkehrteiförmig, mit abgesetzter, etwa 10 mm langen Spitze. Serratur ziemlich gleichmäßig kerbzähnig mit zum Teil auswärtsgekrümmten Hauptzähnen, 1,5-2 mm tief. Blattstiel dicht behaart, mit 10-15 gekrümmten Stacheln. Nebenblätter fadenförmig. Blütenstand schmal, gedrängt und nur im unteren Teil schwach verzweigt. Blütenstandsachse mit geneigten bis deutlich gekrümmten Stacheln. Blütenstiele (4)8-15 mm lang, filzig anliegend und abstehend behaart, dicht stieldrüsig, die rötlichen Stieldrüsen kürzer bis so lang wie der Durchmesser der Blütenstiele, die Behaarung kaum überragend, Stacheln (5)10-15, meist gekrümmt, bleich, 0,5-1,5 mm lang. Kelch graugrün, filzig-zottig, mit zahlreichen rötlichen Stieldrüsen, meist stachellos, an der reifen Frucht abstehend oder zurückgeschlagen, seltener locker anliegend. Kronblätter blaßrosa, 9 mm lang und 6-7 mm breit. Staubblätter die grünlichen Griffel überragend. Antheren, Fruchtknoten und Fruchtboden kahl. Blütezeit: VI. 29(163)

Abb. 3. Die Verbreitung der Brunner-Brombeere (Rubus brunneri) in der Südoststeiermark und im angrenzenden Südburgenland und Slowenien. Abb. 4. Hans BRUNNER (stehend vierter von links) mit seinen Exkursionsteilnehmern am 18.6.1967 in der Umgebung von Mariatrost bei Graz. 30(164)

Vorkommen: Waldränder, Waldschläge; collin. Verbreitung: In der Oststeiermark bei Glauning südlich von St.Peter am Ottersbach, Ratschendorf, Deutsch-Goritz, Wieden und Hart bei Straden, nördlich von Straden, Ober-Karla, Radochen, Oberspitz, Haselbach nördlich von Salsach bei Weixelbaum, Goritz bei Radkersburg; in Slowenien bei Cankova, südwestlich von Grad und bei Serdica südwestlich von Bonisdorf; im Südburgenland am Doiberberg und bei Mogersdorf. Rubus brunneri erinnert durch die breit verkehrt-eiförmigen Schößlingsblättchen an Arten der Serie Mucronati, er ist jedoch wegen der dichten Behaarung der Schößlinge und der Blattunterseite am ehesten den Vestiti zuzuordnen. Von dem in Europa weit verbreiteten und auch in der Steiermark vorkomenden Rubus vestitus Weihe unterscheidet er sich insbesonders durch verkehrt-eiförmige, unterseits weniger dicht behaarte Blättchen, sehr ungleiche, meist gekrümmte Schößlingsstacheln und die meist abstehenden Kelchblätter. Literatur TEPPNER H. 1985: Johann BRUNNER f. Not. Flora Steiermark, 7:7-8. WEBER H.E. & MAURER W. 1991: Kommentierte Checkliste der in Österreich nachgewiesenen Arten der Gattung Rubus L. (Rosaceae). - Phyton (Horn, Austria), 31:67-79. Anschrift des Verfassers: Willibald MAURER, Koßgasse 1 la, A-8010 Graz. 31(165)