Die Sonne und ihre Schattenseiten Sonnenschutz bei Kindern Sobald die ersten Sonnenstrahlen locken, drängt es uns ins Freie- instinktiv spürt der Mensch, dass Sonnenlicht gut tut. Aber: zuviel des Guten ist ungesund- Sonnenbrand und später ein erhöhtes Hautkrebsrisiko lassen uns die Sonne fürchten. Deshalb vorneweg ein paar Begriffserklärungen, was es mit UVA /UVB und Sonnenschutz auf sich hat: Sonnenlicht kommt (neben den Regenbogenfarben des sichtbaren Lichts) auch als UV-B und UV-A Strahlung: UV-B: kurzwellige, energiereiche Strahlen, dringen nur in die Hautoberfläche, machen Sonnenbrand und sind für das Hautkrebsrisiko verantwortlich. Der Körper schützt sich durch Bildung von Melanin in den Melanozyten (Melanin-bildende Zellen) in der Oberhaut. Die Melanin-Pigmentkörnchen legen sich wie ein Sonnenschirm über den Zellkern jeder Hautzelle, um das wertvolle Erbgut (die DNA) vor Schäden durch die Lichtenergie zu schützen. Das lässt schon ahnen: Sonnenbräune kann man lernen, oder? UV-A: langwellige, nur schwach energietragende Strahlen, durchdrigen Glasfenster, dringen tief in die Haut ein, machen keinen Sonnenbrand, aber können Schäden an anderen Gewebezellen bewirken und sind verantwortlich für die Sonnenallergie, auch bekannt als Mallorca-Akne oder Lichtdermatose. Kann man Sonnenbräune lernen? Je nach Hauttyp hat der Körper eine unterschiedliche Fähigkeit Melanin-produzierende Hautzellen wachsen zu lassen. Daraus folgt: die meisten Menschen können langsam mit Beginn des Sommerhalbjahres ihre Melanozyten an die Mehrarbeit gewöhnen. Das heisst: vernünftigen Umgang mit der Sonne üben, langsam steigern je nach Hautfarbe.
Warum sehen wir Europäer so unterschiedlich blass aus? Der amerikanische Hautarzt Fitzpatrick sortierte die Patienten in 6 unterschiedliche Haut-Typen je nach ihren Bräunungs- Fähigkeiten und dem Sonnenbrand-Risiko. Diese Einteilung ist heute noch gültig: Typ 1: Keltischer Typ : rot- bis hellblonde Haare, bleich, wird nie braun, entwickelt höchstens Sommersprossen, bekommt selbst bei bedecktem Himmel Sonnenbrand braucht immer hohen Lichtschutz Typ 2: heller europäischer Typ : Haare blond bis dunkelblond, helle Haut, wird ganz wenig braun, entwickelt Sommersprossen. An Sonnenschutz denken. Typ 3: dunkler europäischer Typ : Haare dunkelblond bis braun, Haut brünett, bräunt fortschreitend. Braucht mit fortschreitender Sonnenbräune weniger Lichtschutz. Typ 4: mediterran/asiatischer Typ : dunkelbraune Haare, Hautfarbe oliv bis hellbraun, bräunt fortschreitend, braucht nur zu Beginn des Sommers oder bei extremer UV-Bestrahlung (Hochgebirge, See) etwas Lichtschutz. Typ 5: dunkelbraune bis schwarze Haare, Haut braun, wird nicht dunkler in der Sonne, bekommt aber auch keinen Sonnenbrand. Muss in Europa viel an die Luft, sonst droht Vitamin D Mangel (vor allem wegen kultureller Vorschriften stark verhüllte Menschen). Braucht keinen Sonnenschutz. Typ 6: schwarze Haare, tiefdunkelbraune schwarze Hautfarbe. Bräunt nicht, bekommt aber keinen Sonnenbrand. Muss in Europa viel an die Sonne, sonst droht Vitamin D Mangel. Sind Sommersprossen gefährlich? Nein, das ist der sichtbare Schutzmechanismus der Haut, wenn es nicht so viele Melanozten gibt, dass sie uns eine flächendeckende braune Farbe bescheren. Sie blassen im Winter wieder ab.
Was ist der Unterschied zwischen Hautkrebs und Leberflecken? Auf den ersten Blick sehen sie gleich aus. ABER: 75% des dunklen Hautkrebses (Melanom) entstehen auf vorher leberfleck-loser Haut. Nur in 25% entwickeln sich Zellen eines Leberflecks zu Hautkrebs. Man kann nur sagen, dass viele Leberflecken ein Risiko anzeigen, Hautkrebs zu bekommen. So wie Sauerampfer stickstoffreichen Erdboden im Garten anzeigt. Deshalb: bei vielen Leberflecken jährlich zum Hautarzt, damit er neu entstandene Flecken finden oder Veränderung bereits bestehender Flecken entdecken kann. dunkler Hautkrebs (Melanom) entsteht durch Zellschädigung nach kurzzeitiger intensiver Sonnenbestrahlung (Sonnenbrand, Solarium im Jugendalter, weshalb viele Sonnenstudios Jugendliche gar nicht hereinlassen. Weisser Hautkrebs hängt mit der lebenslang angehäuften Sonnenbestrahlung zusammen, betrifft Menschen, die beruflich ihr ganzes Leben draussen verbringen (Seeleute, Bauern, Gärtner). Schützt Sonnencreme vor Hautkrebs? Ja, ABER NUR WENN man sie TÄGLICH und EGAL bei welchem WETTER und bei welcher AKTIVITÄT aufträgt... Die bei uns übliche Praxis die Kinder beim Spiel in der Sonne einzucremen ist genausogut als ob man nichts täte (Langzeitstudie zur Melanom-Verhütung durch Sonnencreme zeigte 50-75% weniger Risiko bei Auftragen täglich siehe oben)! Fazit: Wenn man nicht gerade aus einer bleichhäutigen, rotblonden Familie vom Keltentyp stammt, dessen Melanozyten vom Aufenthalt in der Sonne nichts lernen, hilft: langsames Gewöhnen der Haut an die Sonne durch vernünftigen Umgang. Das hält gesund, härtet ab und schützt vor Melanomen. Richtiger Sonnenschutz: 1. Die richtige Uhrzeit- machen wir s wie die Spanier: Unsere südeuropäischen Nachbarn haben sich der starken Sonneneinstrahlung traditionell angepasst: Während der Siesta von mittags bis um ca. vier Uhr sieht man dort nur die Touristen auf der Strasse. Aber Achtung- die Vormittagssonne von 11.00-12.00 ist noch stärker als die am Nachmittag von 15-16.00! Das heisst für uns im nördlichen Europa: Mit kleinen Kindern zwischen 11.00 und 16.00 im Schatten bleiben. Sonne tanken erst danach, und dann je nach Hauttyp- mehr oder weniger lang und allmählich steigern. Merksatz für Kinder: Gehe nur dann raus, wenn Dein Schatten grösser ist als Du! 2. Der beste Sonnenschutz ist textiler Sonnenschutz: H-H-H-H Das ist kein Witz sondern steht für: HUT- HEMD-HOSE-mit HOHEM LICHTSCHUTZFAKTOR Lernen von den Australiern (die haben über sich ein grosses Ozonloch, das die Sonnenstrahlung nochmals verstärkt, deshalb haben unsere Antipoden so hohe Hautkrebszahlen): Sonnenschutzkleidung oder wenigstens dunkelfarbige Hemden (Kunstfaser verliert beim
Nasswerden nicht so schnell den Lichtschutz wie Baumwolle) und Shorts tragen lassen, auch im Wasser. Sonnenhut mit eingebautem Lichtschutzfaktor mit Ohren-und Nackenschutz-Krempe! Cool aussehen- aber Achtung! Sonnenbrillen mit mindestens 80% Schutz vor UV-Strahlung schützen im Gebirge und an der See Netzhaut und Linse. Aber: auf CE Prüfsiegel achten, sonst richtet man mehr Schaden im Auge an als zu schützen. Bei minderwertigen Brillen werden hinter den dunklen Gläsern die Pupillen weit und lassen dann besonders viel schädliche UV Strahlung herein, wenn die Gläser nicht entsprechende Filterfähigkeiten haben. 3. Sonnencreme- na endlich sind wir beim Thema! Mineralisch contra chemische Lichtschutzfaktoren. Poppig bunte Sprays oder kalkweisse Gespenster: Säuglinge und Kleinkinder (unter 3 Jahre) haben die gleiche Anzahl von Talgdrüsen wie wir Erwachsene, aber dicht gedrängt auf einer viel kleineren Körperoberfläche. Jede Talgdrüse ist wie ein Tunnel in die Haut, der nicht nur Talg nach aussen sondern auch fettlösliche Substanzen in die Haut hineinläßt. Von dort gelangen diese Stoffe in den Körperkreislauf, sodass man bei Untersuchungen z.b. chemische Lichtschutzfaktoren,und viele andere Stoffe im Urin der Kinder nachweisen konnte. Daraus folgt: Kleinkinder nur mit mineralischen Sonnencremes eincremen: Zink- oder Titanoxidkristalle liegen auf der Haut und reflektieren das Sonnenlicht wie viele kleine Spiegel. Sie werden nicht in den Körper aufgenommen und am Abend wieder abgewaschen. Und seien wir ehrlich: der Gespenster-Look unserer weissgetünchten Kleinen stört doch eher die Eltern, weil in unseren Köpfen immer noch das Bild des rotwangig- also-gesunden Kindes herumspukt. Das mag woanders gelten, aber nicht beim Sonnenschutz.
Der LSF (Licht-Schutz-Faktor) gibt den UVB-Schutz an, also den Schutz vor Sonnenbrand. Ein LSF 50 blockiert 98% der Strahlung ein LSF 30 blockiert immer noch 97% der Strahlung! (bei mitteleuropäischer Sonnenstrahlung. Das sieht nahe dem Äquator oder im Hochgebirge anders aus, aber hier geht es ja um den Sonnenschutz zuhause im Alltag) Merken Sie etwas? Und noch etwas: wie dick muss man die Creme auftragen? Dicker als man denkt! Der angegebene LSF wird gemessen im Labor nach Auftragen von 2 mg Creme /Quadratcentimeter Fläche. Man hat nachgemessen, wieviel man normalerweise als Mensch auf sich oder seinen Kindern eincremt und kommt da auf ca. 0,5 1 mg/quadratcentimeter! Also- damit der LSF überhaupt so gut ist wie man möchte, muss man im Prinzip doppelt so dick auftragen als man es instinktiv tun würde. Und dann haben Sie praktisch keinen nennenswerten Unterschied ob Sie LSF 30 oder 50 verwenden. Noch ein denkwürdige Punkt: LSF wird meist nur durch die Kombination mehrerer Filtersubstanzen erreicht, was die Haut belastet und das Allergierisiko erhöht. Nur bei Hauttyp I und bei Lichtdermatosen ( Sonnenallergie ) ist hierzulande LSF 50 angeratenund auch da gilt: 2 mg/quadratzentimeter! Text und Fotos: Dr. Kristina John-Koch