Algen- und Pilzbefall an Fassaden und Innenräumen Algen und Pilze
Algen die Lebenskünstler Algen, Pilze und Flechten sind in der Natur allgegenwärtig im Wasser, Erdreich, besonders an der Schattenseite von Felsen oder der Wetterseite von Baumstämmen. Sie prägen aber auch unseren Alltag. Immer öfter findet man sie an Hausfassaden, in Kellern, auf Terrassenböden und vielen anderen Oberflächen. Algen kommen in mehr als 20'000 verschiedenen Arten, Erscheinungsformen und Färbungen vor. Entstanden vor mehr als 1 Milliarde Jahren, gehören sie zu den ersten und ältesten Pflanzenformen auf der Erde, die wir kennen. Algen nehmen Kohlendioxid aus der Luft auf und erzeugen mit Hilfe des Sonnenlichtes die für ihr Überleben notwendigen Nährstoffe. Sie verbreiten sich über Gewässer und Luft und sind bei der Besiedelung ihrer Lebensräume nicht besonders wählerisch. Ein Beispiel ist eine mit Trinkwasser gefüllte Flasche, die durch längere Lichteinwirkung einen grünen Algenbelag erhält. Sofern Licht und Wasser vorhanden sind, spielt es keine Rolle, wo sie wachsen, z. B. auf Erde, Schnee, Holz-, Kunststoffund Glasoberflächen, Autokarosserien, aber auch auf Dach- und Fassadenoberflächen von Gebäuden. Im Gegensatz zu Pilzen zerstören Algen nicht den Untergrund, auf dem sie sich befinden, da sie keine Nährstoffe daraus ziehen. Sie können als natürlicher Bestandteil eines gesunden Hauses bezeichnet werden. Jedoch werden Algen schnell zum ästhetischen Problem, da sie sich, vor allem nach längerer Zeit, nur schwer entfernen lassen. [1] [Frontbild] Flechtenbefall an Aussenfassade [1] Algenbefall an Aussenfassade
Pilze die Parasiten Von den über 100'000 Pilzarten gehören nur wenige zu den Grosspilzen des Waldes, den bekannten Speisepilzen. Die Mehrheit zählt zu den unscheinbaren, meist verborgenen Kleinpilzen. Je nach Standort, Jahreszeit und Witterung enthält jeder Kubikmeter Luft bis weit über hunderttausende mikroskopische Pilzsporen, daneben Algen und Bakterien von der Grösse weniger tausendstel Millimeter sowie Stäube, Russe und andere Verunreinigungen. Dieses Aeroplankton wird mit dem Wind verbreitet. Die Sporen können selbst unwirtliche Bedingungen über lange Zeiträume überstehen, weshalb Algen und Pilze nahezu alle Oberflächen besiedeln können. Pilze sind anspruchsvoller als Algen und brauchen einen Nährboden für ihr Wachstum dafür aber kein Licht. Sie beziehen die lebensnotwendigen Nährstoffe durch den Abbau organischer Substanzen aus anderen Quellen, wie z. B. Holz, Putze und Fassadenfarben. Die Pilze zerstören den Untergrund, indem sie über pilzeigene Organe Wasser transportieren. Sie geben massenhaft mikroskopisch kleine Sporen ab, die sich wiederum verbreiten, jahrelange Trockenheit überleben können und wieder erwachen, wenn die Feuchtigkeit zunimmt. Flechten die Umweltindikatoren Einige Pilze leben zusammen mit Algen in Symbiose, diese Lebensgemeinschaft nennt man Flechte. In der Schweiz gibt es rund 2'000 Arten. Sie gedeihen auch in den kargsten Lebensräumen, z. B. auf Felsen, Hausmauern, Glas und Blech. Flechten überleben Temperaturen von -48 C bis +80 C. Sie reagieren besonders empfindlich auf Schadgase und werden daher auch als Bioindikatoren für die Luftqualität verwendet. In Zentren vieler Städte gibt es wegen des hohen Schwefeldioxidgehaltes der Luft keine Flechten. Flechtenbewuchs auf Oberflächen ist daher ein Zeichen für eine gesunde Umwelt und ist so gesehen zu begrüssen. [3] [4] [2] Grüne Mikroalgen unter dem Mikroskop [3] Algen- und Pilzbefall an Wohnhausfassade [4] Flechte: Peltigera canina [2]
Befall an Fassaden Algen, Pilze und Flechten werden gerne als stilvolle Oberfläche von z. B. Skulpturen angesehen. Spätestens beim Befall von Fassaden hört jedoch die Freude auf. Lage, Umweltfaktoren, Umgebung und Konstruktion können den Bewuchs verursachen. Algen- und Pilzbefall ist immer ein Hinweis auf zu hohe Material- und/ oder Oberflächenfeuchtigkeit. Ursache dafür sind meistens Gewässer, Feuchtbiotope und landwirtschaftlich genutzte Flächen in der näheren Umgebung sowie Bäume und Sträucher an der Fassade. Im ländlichen Raum verzeichnet man eine höhere Befallsquote als in Städten mit schadstoffreicher Luft. Nebellagen, Schatten, milde und feuchte Winter begünstigen den Befall ebenso wie mögliche konstruktive Ursachen. Dazu zählen z. B. geringer oder fehlender Dachüberstand (Flachdächer), unzureichende Wasserableitung über Fensterbänke und fehlende Tropfkanten. Der ph-wert des Fassadenuntergrundes ist ausserdem entscheidend, im hochalkalischen Bereich sind die Organismen nicht lebensfähig. Undichte Rolladenkästen und Fenster, die in dauernder Kippstellung stehen, erhöhen das Risiko. Die am weitesten verbreiteten Arten von Algen und Pilzen lassen sich oft schon durch ihre Färbung Algen meist grün oder rötlich-braun, Pilze grau bis schwarz unterscheiden. An Fassaden treten folgende Pilze auf: Alternaria alternata Cladosporium sphaerospermum (Diese Pilze gehören zur Gruppe der Schimmelpilze) Befall im Innenraum Im Innenbereich sind es ausschliesslich Pilze, die Beschichtungen, Dichtungsund Fugenmassen, Tapeten und andere Materialien befallen können. Der Hausschwamm ist der gefährlichste Hauspilz, er zerstört verbautes Holz und kann ganze Häuser zum Einsturz bringen. Pilze gedeihen im Dunkeln, lieben feuchtes Klima und sind häufig in schlecht belüfteten, alten Kellern zu finden. Aber auch in modernen Häusern, aufgrund der Energie sparenden Isolationstechnik, die verhindert, dass Kälte eindringt und somit den Feuchtigkeitsausgleich unterbindet. Neben ausreichender Feuchtigkeit und höherer Temperatur benötigt Typisch für Algenbewuchs ist eine Grünfärbung der Fassaden, v. a. an der Nordseite. Besonders anfällig ist der Sturzbereich von Fenstern bei Aussen- Wärmedämmungen. Schwärzepilze (z. B. Alternaria alternata aus der Gattung der Schimmelpilze) setzen sich fest, da beim Lüften feuchtwarme Innenluft an den kalten Sturzflächen kondensiert. [6] [5] [7]
der Pilz nur eine geringe Menge organischer Nährstoffe, wie z. B. Holz, Papier, Tapeten, Kunststoffe, Teppichböden, Kleber, Lacke, Leder und Beton. Pilze brauchen kein Licht, so dass sie sich häufig in dunklen Ecken oder im Verborgenen ausbreiten: unter dem Boden, hinter Holztäfer, Türverkleidungen und Schränken, in Kellerräumen und im Badezimmer. Bereits geringe Seifenreste reichen aus, damit die Badezimmerwand schimmelt. Ursachen für die erhöhte Feuchte können sein: unzureichende Lüftung bei Räumen mit dicht schliessenden [8] [9] Fenstern, mangelnde Luftzirkulation (z. B. hinter Schränken), eine zu hohe Restfeuchtigkeit bei Neubauten, defekte Dächer und Risse im Mauerwerk. Auch die Bewohnenden tragen zu erhöhter Feuchte im Gebäude bei, besonders durch unsachgemässes Lüften in Verbindung mit Tätigkeiten, bei denen viel Feuchtigkeit entsteht (Duschen, Kochen, Wäschetrocknen). Ob ein Gesundheitsrisiko besteht, hängt von der Pilzart, dem Ausmass des Befalls und von der Veranlagung der Person ab. Mögliche Auswirkungen sind Allergien, Infektionen sowie reizende und toxische Wirkungen. [5] Schimmelpilz: Alternaria alternata im Mikroskop bei 400-facher Vergrösserung [6] Schimmelpilz: Cladosporium cladosporioides im Mikroskop bei 400-facher Vergrößerung [7] Schimmelpilz im Alltag [8] Der echte Hausschwamm [9] Kondenswasser und Pilzbefall an Fensterfuge Pilzbefall und Kondenswasserbildung Pilzbefall an den Kittfugen der Fenster entsteht vorwiegend in Neubauten während den ersten 2 bis 3 Jahren. Der Pilzbefall ist die Folge von Kondenswasser. Bildet sich Kondenswasser auf den Innenscheiben, ist das ein Indiz für gute Fenster, aber gleichzeitig ein Anzeichen, dass die Raumluft zu feucht ist. Der Raum muss dringend gelüftet werden. Kann sich trotzdem Schimmel in den Kittfugen bilden, müssen diese umgehend mit einem Schimmel-Entferner gereinigt werden. Diese sind im Baumarkt oder in der Drogerie erhältlich. Sanierung befallener Flächen Für die notwendigen Schutz- und Vorsichtsmassnahmen bei der Sanierung von Fassaden und Innenräumen ist in jedem Fall eine Fachperson hinzuzuziehen, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden. Fassadensanierung: Alle Abdichtungen und Fugen kontrollieren und notfalls in Stand setzen. Dachrinnen reinigen und prüfen, ob das Oberflächenwasser möglichst weit weg von der Fassade abgeleitet wird. Pflanzenbewuchs nahe Fassade entfernen oder zurückschneiden. Erste Reinigung: Bei grossflächigem Befall nassreinigen mit Dampf oder Hochdruckwasserstrahl. Zweite Reinigung: Entkeimung der befallenen Fassadenflächen mit einer Peroxidlösung oder mit einem handelsüblichen Produkt, d. h. mit Algizid (gegen Algen) oder Fungizid (gegen Pilze). Grundierung: Applikation einer algenund pilzwidrig ausgerüsteten Grundierung. Deckanstrich: Für eine möglichst lange Schutzwirkung zweimal mit Siliconharzfarben mit Biozidzusatz anstreichen. Innenraumsanierung: Befallene saugfähige Stoffe wie Papier und Dämmstoffe vollständig entfernen. Befallene Putze grosszügig entfernen, Wandbaustoffe darunter reinigen und desinfizieren. Massivholz abwaschen und bis in unbelastete Schichten abhobeln. Beschichtetes Material und keramische Beläge können gereinigt, desinfiziert und weiter verwendet werden. Stark befallene Gegenstände und Tapeten sind kaum zu sanieren und sollten luftdicht verpackt im Müll entsorgt werden. Liegt ein Algen- und/oder Pilzbefall vor, muss immer erst die Ursache gefunden und beseitigt werden. Sonst ist trotz Sanierung wieder mit Befall zu rechnen. Besonders im Innenraum müssen auch geringe Pilzmengen aus gesundheitlichen Gründen fachgerecht saniert werden, ein oberflächliches Entfernen oder ein neuer Anstrich nützen nichts.
Die Beschichtung der Zukunft Welche Wirkstoffe länger gegen Algenund Pilzbefall schützen, ist unter Fachleuten umstritten. Selbst Produkte mit fungiziden und algiziden Schutzstoffen (d. h. chemischen Zusätzen gegen Algen und Pilze) für die Fassadensanierung garantieren keine dauerhafte Algen- und Pilzfreiheit. Es ist nicht zu erwarten, dass bessere Schutzmittel entwickelt werden, da die Umwelt-Gesetzgebung berechtigterweise immer schärfer wird. Die Organismen wird man nicht ausrotten können, deshalb sollte man die zu schützenden Oberflächen optimieren, um unerwünschten Bewuchs zu hemmen. Zum Beispiel mit physikalischen Lösungsansätzen, die eine Reduktion der Oberflächenbetauung oder eine rasche Rücktrocknung ermöglichen, etwa mit reflektierenden Beschichtungen, Putzen mit latentem Wärmespeicher oder dem Einbau einer Putzheizung über Solarenergie. Innovative Beschichtungen, wie bioaktive oder selbstreinigende Oberflächen, sind derzeit erst noch Schlagworte. Die Entwicklung und Erprobung solcher Systeme wird noch einige Zeit benötigen. Sicher ist: die perfekte Fassade gibt es nicht, jede Oberfläche altert. Die Architektur kann aber mit Vordächern und geschickten Regenwasserableitungen sehr viel zum Erhalt einer schönen Fassade beitragen. Tipps zur Vorbeugung Glatte Flächen lassen sich meist mit geringem Aufwand säubern, Fassadenflächen werden in der Pflege eher vernachlässigt. Daher: kleinere Flächen im Anfangsstadium mit einer Bürste und Wasser reinigen später ist der Einsatz chemischer Mittel meist unvermeidlich. Fassaden: Putze und Fassadenfarben auf Basis von Dispersionen (niedriger ph-wert) verwenden. Regelmässige Wartung, d. h. Pflege und Reinigung der Oberflächen. Zurückschneiden von Büschen und Bäumen in der Nähe der Fassade. Regelmässige Erneuerung der Hydrophobierung (wasserabweisende Imprägnierung). Regelmässiges Reinigen der Dachrinnen und Fallrohre. Überprüfen der Abdichtungen in der Fassadenfläche. Jährliche Spülung der Dränage. Zeitgerechte Schneeräumung. Innenraum: Richtiges Lüften, d. h. mehrmals täglich für 2 bis 5 Minuten. Schnelles Abführen hoher Feuchtigkeitsmengen, die durch Kochen, Baden, Duschen etc. entstehen. Richtiges Heizen (auch bei Abwesenheit Heizung nie ganz ausstellen, Fernhalten warmer/feuchter Luft von Wohnräumen, 20 C im Wohnraum). Luftfeuchtigkeit mit Hygrometer prüfen, sollte auf Dauer 45 bis 55 % betragen. Richtiges Aufstellen der Möbel (nicht direkt vor die Aussenwände). Keine dichten, raumhohen Vorhänge in Fenster- und Balkontüren bzw. in Bereichen mit undichter Luftzirkulation verwenden. Keine Luftbefeuchter verwenden. Feuchte Schuhe, Kleider, Ledersachen oder ähnliches nicht in Schränke hängen, sondern zuerst trocknen lassen. Wäsche nicht im Wohnbereich trocknen lassen, sondern im Freien oder in der Waschküche. Luftzirkulation im Keller ermöglichen, Ordnung halten, Altpapier, altes Holz, alte Möbel, verschimmeltes Obst und Gemüse entfernen. Abfalleimer, insbesondere Sammelbehälter für biologische Abfälle häufig leeren und reinigen. Romano & Christen Management AG Horwerstrasse 11 6005 Luzern Tel. 041 318 02 02 Fax 041 318 02 00 www.romanochristen.ch