Epiphanias, 6.1.2015, Predigt Jes 45, 1-8, Pfarrer Dr. Wolfgang Leyk



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Transkript:

Epiphanias, 6.1.2015, Predigt Jes 45, 1-8, Pfarrer Dr. Wolfgang Leyk Liebe Gemeinde, Heute machen fröhliche Christen Politik. Sie steht unter dem Motto: Wir haben keine Angst! Politik machen wir heute, weil am Epiphaniastag das Christkind politisch wird. Vor dem Retter der Welt beugen nicht nur die Schwachen die Knie, sondern auch die Herrscher der Welt, die Weisen, die hl. 3 Könige. Der Retter ist gekommen und zeigt der Welt den Anfang einer anderen Zeit an. Wir machen fröhliche Christenpolitik, weil Jesus nicht nur die Seelen der Menschen, sondern die ganze Welt meint. Unser Motto heißt: Wir haben keine Angst. Heute machen wir die Lichter an für eine fröhliche Dienstagsdemonstration im Epiphaniasgottesdienst. Gestern wurde wieder mit der Angst Straßenpolitik gemacht. Wir hören am Tag danach das Programm einer fröhlichen und angstfreien Christenpolitik wie es uns der Prophet Jesaja im 45.Kapitel seines Buches entwirft: 1 So spricht der HERR zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, den ich bei seiner rechten Hand ergriff, dass ich Völker vor ihm unterwerfe und Königen das Schwert ab gürte, damit vor ihm Türen geöffnet werden und Tore nicht verschlossen bleiben: 2 Ich will vor dir hergehen und das Bergland eben machen, ich will die ehernen Türen zerschlagen und die eisernen Riegel zerbrechen 3 und will dir heimliche Schätze geben und verborgene Kleinode, damit du erkennst, dass ich der HERR bin, der dich beim Namen ruft, der Gott Israels. 4 Um Jakobs, meines

Knechts, und um Israels, meines Auserwählten, willen rief ich dich bei deinem Namen und gab dir Ehrennamen, obgleich du mich nicht kanntest. 5 Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr, kein Gott ist außer mir. Ich habe dich gerüstet, obgleich du mich nicht kanntest, 6 damit man erfahre in Ost und West, dass außer mir nichts ist. Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr, 7 der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der HERR, der dies alles tut. 8 Träufelt, ihr Himmel, von oben, und ihr Wolken, regnet Gerechtigkeit! Die Erde tue sich auf und bringe Heil, und Gerechtigkeit wachse mit auf! Ich, der HERR, habe es geschaffen. Hier hat keiner mehr Angst. Nur Gott kann diesen Raum der Angstfreiheit herstellen. Hier ist der Mann, der helfen kann: Ich bin der Herr und sonst keiner mehr kein Gott ist außer mir. So reden Könige. In der Welt des Jesaja machen Könige keine Zugeständnisse. Sie markieren ihren Anspruch und sie machen die Gesetze. Da wird nicht verhandelt. Wir entdecken: Die Staatsform der fröhlichen und angstfreien Christenpolitik ist anders als unsere Demokratie. Wir leben in einer Demokratie und sind gewohnt, dass alles verhandelt wird und nichts fest ist. Im Privaten und im Politischen können alle Grenzen verschoben oder ohne Gefahr überschritten werden. Doch nicht nur angesichts rechter Parolen auf den Montagsdemonstrationen stellt sich die Frage, ob diese Kultur der Offenheit nicht eine Ergänzung benötigt. Es sieht auch so aus, als würde sie vielen Menschen Angst machen. Wir brauchen eine Wiederentdeckung von Werten. Ich weiß, dass solche Gedanken

sofort Beifall bekommen. Der lauteste Beifall kommt dann von einer Seite, die mir unangenehm ist und ich möchte deshalb schnell sagen: Wir brauchen keine Werte, die an den Grenzen deutscher Sprache und Europas halt machen. Wir brauchen keine national oder religiös bestimmte Leitkultur. Solche Vorstellungen sind alle mit Grenzen behaftet, die Menschen und Denkweisen ausschließen. Gott aber ist König der ganzen Welt. Als Mitglieder einer weltweiten Kirchenfamilie müssen wir den Vorstellungen einer regional und kulturell begrenzten Leitkultur den Abschied geben. Dem weltweiten Regierungsanspruch Gottes entsprechen Werte für alle Menschen, wie: Gerechtigkeit, Heil und Versöhnung. Sie sind unteilbar und erst dann erreicht, wenn alle daran teilnehmen. Wir brauchen diese Werte und diese großen Ideen. Sie öffnen uns das Herz. Sie sind wie Leuchten am Himmel unseres Denkens. Es gilt, diese Leuchten wieder anzuzünden. Denn es hat sich im ehemals christlichen Abendland die Denkart einer Vernunft breit gemacht, deren Ziel nicht etwa ethische Ideale sind, sondern, dass es möglichst vielen Menschen in ihrem Leben möglichst gut geht. Es geht um den Vorteil und den Nutzen. Der mittelalterliche Mönch Buridan nennt dies die Vernunft eines Esels, der einen Heuhaufen sieht. Diese Vernunft kennt keine Träume und keine Ideale, sondern nur das Stroh, das sie gleich fressen möchte. Nächstenliebe gibt es nur dann, wenn das eigene Wohl nicht zu sehr beeinträchtigt wird. In Gottes Welt gibt es andere Träume: Träufelt, ihr Himmel, von oben, und ihr Wolken, regnet Gerechtigkeit! Die

Erde tue sich auf und bringe Heil, und Gerechtigkeit wachse mit auf! Wie Leuchten am Himmel hängen diese Werte. Wie der Stern, dem die Weisen nachliefen. Sie wären nie an ihr Ziel gekommen, wenn sie nur auf den Boden vor sich gesehen hätten. Im Licht dieser Leuchten werden wir auch die Wege sehen, die wir nicht gehen wollen. Wir werden es wagen, Grenzen aufzuzeigen. Dabei können wir uns gerne auf unsere eigenen Intuitionen verlassen, auf unser Gespür. Versuchen wir mit großer Vorsicht, mit Einfühlsamkeit für Lebensschicksale und ohne Verurteilung, dieses Gespür für das Richtige oder Gute wieder zu gewinnen. Dann werden wir Leuchten anzünden aus Treue, Fürsorge, Mitmenschlichkeit. Sie werden die Welt über die Grenzen von Staaten und Wirtschaftssystemen beleuchten. Vertrauen wir auf unsere Intuition und stehen wir dazu, dass es manchmal im Leben unteilbare und unverhandelbare Wette gibt: Es gibt nicht ein bisschen treu, ein bisschen gerecht. Es geht auch nicht darum ob z.b. im Mittelmeer im nächsten Jahr nur noch halb so viel Menschen ertrinken d.h. nur noch a1500-2000. Es darf garkeiner mehr Ertrinken. Und wenn auf einem der Boote unser Kind säße, jemand aus unserer Familie oder unser bester Freund dann würden wir nicht Gottes Hilfe brauchen, um das zu verstehen. Es klärt aber die Lage, dass Gott eine klare Ansage ausgibt. Er ist Gott, er ist König, er darf das. Wir als Menschen sind angewiesen auf die Lebensform der Geschwisterlichkeit. Sie sieht auf den ersten Blick sogar aus wie die Demokratie, die wir kennen. Die Wiedergeburt von

Werten muss nicht begleitet sein von dumpfem Moralismus, Bevormundung oder Kirchenstrafen. Hier hat jeder eine Stimme und Rederecht. Jeder und jede hat die vollen Bürgerrechte am Tag seiner Geburt bekommen. Träufelt, ihr Himmel, von oben, und ihr Wolken, regnet Gerechtigkeit! Das gilt für alle. Und wenn es wo noch fehlt, dann wird fleißig und geduldig daran gearbeitet und nicht etwa gejammert, dass eine solche Arbeit ja die eigene Lebensqualität beeinträchtigt oder gar Mühe macht. In dieser Lebensform sehen die Menschen nicht nur den Heuhaufen vor sich, sondern den Boden auf dem er wuchs, den Regen der ihn getränkt hat und die mühsame Arbeit des Bauern, der ihn unter harten Bedingungen angebaut hat. Hier verstehen sich die Menschen als eine Gemeinschaft, in der jeder sein Recht und sein Bedürfnis anmelden kann, ohne dass sofort Existenzangst ausbricht. Es sind die großen Werte, die das Leben so öffnen. In der Lebensform der Mitmenschlichkeit werden sie nicht einfach von oben befohlen oder mit Strafandrohung durchgesetzt. Eine solche Form der Regierung stünde nur Gott zu! Die Werte werden vorgeschlagen. Es gibt Gespräche und Verhandlungen, wie sie umgesetzt werden können in unserer Welt. Dabei haben wir keine Angst. In unseren Ohren und Herzen klingen die ermutigenden Worte Jesu oder auch des Apostels Paulus, wie z.b. die aus dem Römerbrief: 1 Wir aber, die wir stark sind, sollen das Unvermögen der Schwachen tragen und nicht Gefallen an uns selber haben.

Das steht in der Bibel und ist uns als ein Versprechen Gottes auf unseren Weg mitgegeben: Ich will dir heimliche Schätze geben und verborgene Kleinode, damit du erkennst, dass ich der HERR bin, Um Jakobs willen rief ich dich bei deinem Namen und gab dir Ehrennamen, obgleich du mich nicht kanntest. Und all diese Belohnung nur, weil wir vom Heuhaufen der vor uns lag zum Himmel aufblickten und weil wir dem Stern folgten, den Gott uns anzündete. AMEN