Tätigkeitsbericht 2010



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Transkript:

Verein zur Förderung von Nachhaltigkeit und Markttransparenz in der Energiewirtschaft getragen von Öko-Institut e.v. Umweltstiftung WWF Deutschland Verbraucherzentrale NRW e.v. Tätigkeitsbericht 2010 1 Entwicklung des Umfelds...2 1.1 Ausbau der Stromerzeugung auf der Basis erneuerbarer Energien...2 1.2 Entwicklung des Ökostrommarktes...2 1.2.1 Allgemeine Marktentwicklung...2 1.2.2 Marktposition des ok-power Labels...4 2 Organe des Vereins...6 3 Entwicklung des Zertifizierungsportfolios in den Zertifizierungsjahren 2010 und 2011...7 4 Weiterentwicklung der Kriterien des ok-power Labels für das Jahr 2010...10 4.1 Einführung einer neuen Produktkategorie: Das Initiierungsmodell...10 4.2 Weitere Kriterienänderungen für 2010...12 4.3 Preisblatt 2011...13 5 Finanzen...13 6 Perspektiven...14

- 2-1 Entwicklung des Umfelds 1.1 Ausbau der Stromerzeugung auf der Basis erneuerbarer Energien In 2010 wurden neue Kraftwerke auf der Basis erneuerbarer Energien mit einer Kapazität von rund 8,9 GW zugebaut. Die erneuerbare Stromerzeugung lag in 2010 bei rund 102 TWh (2009: 95 TWh). Der Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung am gesamten Bruttostromverbrauch lag damit bei 16,8% (2009: 16,3%). 1 Dieses Marktsegment ist weitgehend angebotsbestimmt. Während Anfang der 1990-Jahre noch die "alte Wasserkraft" dominierend und der Anteil der erneuerbaren Energien damit bei rund 3% der Stromerzeugung nahezu "eingefroren" war, 2 zeigt sich an der Entwicklung die Wirkung des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG). Nach Angaben des Bundesumweltministeriums betrug die nach dem EEG vergütete Stromerzeugung im Jahr 2010 insgesamt 80,5 TWh (2009: 75,1 TWh), so dass sich hieraus eine Stromerzeugung von rund 21,2 TWh aus anderen erneuerbaren Quellen (v.a. "alte" Wasserkraft sowie nicht EEG-förderfähige neue erneuerbare Quellen) ergibt. Nicht nur im Rahmen des EEG sondern auch im Fall der "alten Wasserkraft" ist faktisch eine hier nicht gesetzliche, sondern ökonomisch begründete "Vorrangregelung" gegeben, denn dieser Strom wird in überwiegend längst abgeschriebenen, aber funktionstüchtigen Wasserkraftwerken erzeugt und stellt damit eine sehr kostengünstige Stromerzeugung dar. Daneben ist jedoch anzustreben, auch einen nachfrageorientierten Strommarkt zu etablieren. Einerseits deckt das EEG nicht alle wirtschaftlich sinnvollen Quellen ab (so gibt es technologische Ausschlüsse, z.b. die Biomasse-Zufeuerung in konventionellen Kraftwerken, Größenbegrenzung bei Erzeugungsanlagen und nicht in jedem Falle kostendeckende Vergütung aus der Mindestsatzvergütung), andererseits führt auch der Ökostrom-Import aus Nachbarländern, in denen kein dem EEG vergleichbarer Fördermechanismus besteht, zu einer Erweiterung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in diesen Ländern, wenn mit der Nachfrage ein zusätzlicher Ausbauimpuls induziert wird. Es gibt also neben der weit überwiegenden angebotsdominierten Ökostromerzeugung auch ein ergänzendes Segment, in dem sich weiteres Wachstum der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien nur nachfrageorientiert durch Marktkräfte entfalten kann. 1.2 Entwicklung des Ökostrommarktes 1.2.1 Allgemeine Marktentwicklung Leider mangelt es nach wie vor an einer offiziellen Statistik über die Entwicklung der Strommengen, die auf dem freiwilligen Ökostrommarkt abgesetzt werden. Zwar weist der aktuelle Monitoringbericht der Bundesnetzagentur eine Übersicht über den Absatz von Ökostrom an Letztverbraucher, aufgegliedert nach verschiedenen Labeln und Herkunftsnachweisen, aus. 3 Allerdings basieren diese Zahlen auf freiwilligen Angaben der befragten Anbieter. 1 BMU (2010); Erneuerbare Energien 2010 2 1990 betrug die Stromerzeugung aus Wasserkraft 15,6 Mrd. kwh, während Wind, Biomasse und Photovoltaik zusammen auf etwa 0,29 Mrd. kwh kamen, Quelle: BMU (2010) 3 Bundesnetzagentur: Monitoringbericht 2010

- 3 - Seit nunmehr sechs Jahren veröffentlicht die Zeitschrift "Energie & Management" jeweils im Sommer die Ergebnisse einer Markterhebung zur Entwicklung des Ökostrom-Marktes in Deutschland zum Stand des jeweiligen Vorjahresendes. Derzeit ist der Bericht zum Stand 31.12.2009 aus Juli 2010 verfügbar. Aussagekräftige Zahlen für 2010 liegen noch nicht vor. Auf der Basis der von "Energie & Management" für das Jahr 2009 erhobenen Daten und eigenen Marktkenntnissen stellte sich der Ökostrommarkt in 2009 folgendermaßen dar (Schätzwerte!): In 2009 bezogen rund 2,4 Millionen Haushalte und rund 120.000 Gewerbekunden Ökostrom. Der Gesamtabsatz an Ökostrom bei Haushaltskunden betrug 7,2 TWh, bei Gewerbekunden 4,7 TWh. Der gesamte Ökostromabsatz lag damit bei rund 11,9 TWh. Dies entspricht in etwa einem Anteil am gesamten deutschen Nettostromverbrauch von rund 2,3%. Der Ökostromanteil am Absatzsegment der Privathaushalte lag bei etwa 5,2%. Die Verteilung des Ökostromabsatzes auf die beiden Verbrauchssegmente Privathaushalte bzw. Gewerbekunden zeigt Abbildung 1. Abbildung 1: Entwicklung des Ökostrommarktes aufgegliedert nach Verbrauchsegmenten Ökostromabsatz Ökostromabsatz (TWh) 14,0 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 Gewerbe-Kunden HH-Kunden 0,0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Eigene Abschätzungen auf der Basis der Energie & Management-Umfragen 2005-2010 Wie aus Abbildung 1 ersichtlich, stieg der Ökostromabsatz in den letzten Jahren sowohl bei den Haushaltskunden wie auch bei den Gewerbekunden rapide an. Beide Verbrauchsegmente erfuhren dabei seit 2007 mehr als eine Verdoppelung der Nachfrage. Der starke Zuwachs bei den Privathaushalten lässt sich auf mehrere Ursachen zurückführen. Zum einen reflektiert der Anstieg einen echten aktiven Nachfragezuwachs, von dem insbesondere einige besonders erfolgreiche Marktakteure profitieren. Zum anderen war in 2007 und 2008 ein Trend bei einigen insbesondere kommunalen Versorgungsunternehmen (z.b. Städtische Werke Kassel, Stadtwerke Unna, Energie SaarLorLux) zu erkennen, insbesondere das Privatkundensegment vollständig auf Strom aus erneuerbaren Energien oder umwelt-

- 4 - freundliche KWK umzustellen. Die damit verbundenen Strommengen reflektieren keine aktive Nachfrage, Kunden werden vielmehr (zumeist kostenneutral) in den neuen Tarif überführt, wenn sie sich nicht aktiv dagegen wehren. Nach eigenen Abschätzungen dürften in 2010 die Absatzzahlen für Ökostrom im Vergleich zu 2009 um weitere 10-15% gestiegen sein. Eine Abschätzung für 2011 ist aufgrund des starken Nachfrageschubs infolge der Reaktorkatastrophe in Fukushima noch nicht möglich. 1.2.2 Marktposition des ok-power Labels Das ok-power Label behauptete sich auch im Jahr 2009 sehr gut im Markt. Wie aus Abbildung 3 ersichtlich, betrug der Anteil ok-power zertifizierten Ökostroms im Segment der Privathaushalte nach eigenen Abschätzungen rund 43% (2008: 42%). Mit anderen Worten, mehr als jede dritte Kilowattstunde Ökostrom, die explizit als solcher vermarktet wurde, erfüllten die anspruchsvollen Kriterien des ok-power Labels. Bezogen auf den gesamten Stromverbrauch der Privathaushalte in Deutschland betrug der Anteil mit ok-power Zertifizierung rund 2,2%. Bei den Gewerbekunden stieg der Marktanteil des ok-power Labels von rund 7% in 2008 auf rund 11% in 2009. Der Marktanteil des ok-power Labels am gesamten Ökostrommarkt (Haushalts- und Gewerbekunden) stieg in 2009 auf rund 30% (2008: 27%). Erfreulicherweise sank der Anteil derjenigen Ökostromprodukte, die sich keiner unabhängigen Zertifizierung unterziehen (und in den meisten Fällen auch keinen Zusatznutzen generieren), in 2009 unter 20% (2008: 39%), vgl. Abbildung 4. Abbildung 2: Ökostrommarkt aufgegliedert nach Ökostromlabeln bzw. Qualitätskriterien (nur Haushaltssektor) 4 Marktentwicklung der verschiedenen Ökostromlabel (HH-Kunden) 8,0 7,0 Ökostromabsatz (TWh) 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 2007 2008 2009 kein Label TÜV Nord TÜV Süd GSL ok-power Quelle: Eigene Abschätzungen auf der Basis der Energie & Management-Umfragen 2008-2010 4 GSL steht für das "Grüner Strom Label"; TÜV Süd umfasst die Kriterienkataloge EE01 und EE02; TÜV Nord den Kriterienkatalog VdTÜV 1304.

- 5 - Abbildung 3: Marktanteil verschiedener Ökostromlabel (nur Haushaltssektor) Marktanteil der verschiedenen Ökostromlabel (HH-Kunden) 100% 90% 80% 70% Marktanteil 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 2007 2008 2009 kein Label TÜV Nord TÜV Süd GSL ok-power Quelle: Eigene Abschätzungen auf der Basis der Energie & Management-Umfragen 2008-2010 Abbildung 4: Marktanteil verschiedener Ökostromlabel gesamt 100% 90% 80% 70% Marktanteil der verschiedenen Ökostromlabel (HH- und Gewerbekunden) Marktanteil 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 2007 2008 2009 kein Label TÜV Nord TÜV Süd GSL ok-power Quelle: Eigene Abschätzungen auf der Basis der Energie & Management-Umfragen 2008-2010

- 6-2 Organe des Vereins Dem Verein EnergieVision e.v. gehören als verbandliche Mitglieder folgende Organisationen an: Umweltstiftung WWF Deutschland, Öko-Institut Institut für angewandte Ökologie e.v. Verbraucherzentrale NRW e.v. Der Verein ist grundsätzlich offen für weitere verbandliche Mitglieder aus dem Spektrum der Wissenschaft, des Umwelt- sowie des Verbraucherschutzes, ohne dass mit weiteren Mitgliedern eine der drei Gruppen ein Übergewicht bekommen soll. Vorstandsmitglieder des Vereins waren im Berichtszeitraum: Georg Rast, Umweltstiftung WWF Deutschland, Frankfurt/Berlin Helmfried Meinel, Verbraucher-Zentrale NRW e.v., Düsseldorf Veit Bürger, Öko-Institut e.v., Freiburg Mit Bescheinigung des Finanzamts Freiburg vom 6. Oktober 2000 wurde dem Verein die Gemeinnützigkeit erstmals zuerkannt und seither alle drei Jahre neu bescheinigt (letztmals für die Jahre 2006-2009 mit dem Freistellungsbescheid vom 23. Dezember 2010). Die Mitgliederversammlung 2010 fand am 19. April 2010 in Frankfurt statt. Hierbei wurde der Wirtschaftsplan für das laufende Jahr genehmigt, der Abschluss des Vorjahres gebilligt, der Vorstand entlastet und neu gewählt. Außerdem wurden Grundsätze der Entwicklung des Vereins (z.b. Weiterentwicklung der Zertifizierungskriterien) beschlossen. Das operative Geschäft (Geschäftsführung des Vereins, operative Zertifizierung) war wiederum mit Werkvertrag dem Öko-Institut befristet jeweils bis zum Jahresende übertragen. Zum Zwecke der Durchführung von Marketingaktivitäten für den EnergieVision e.v. in Bezug auf die Kommunikation zu Endverbrauchern direkt, durch Medien, den verbraucherbezogenen Internetauftritt des Vereins oder durch soziale Netzwerke wurde ein Werkvertrag mit der Verbraucherzentrale NRW geschlossen. Dem Beirat des EnergieVision e.v. gehören die folgenden Mitglieder an: Dr. Norbert Allnoch (Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien) Robert Busch (Bundesverband Neuer Energieanbieter) Jan Devries (imug - Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft) Elke Gehrke (Stiftung Warentest) Dr. Horst Meixner (HessenEnergie) Dr. Joachim Nitsch (DLR) Lukas Siebenkotten (Deutscher Mieterbund e.v.) Dr. Hans-Joachim Ziesing (ehem. DIW) Ralf Köpke (Energie&Management) Der Beirat tagte am 29. November 2010 in Berlin.

- 7-3 Entwicklung des Zertifizierungsportfolios in den Zertifizierungsjahren 2010 und 2011 Im Vergleich zu 2009 stieg das Zertifizierungsvolumen in 2010 um c.a. 13% auf rund 4,2 TWh. Neue Zertifizierungsverträge 2010: business öko 100 / business öko plus (badenova), Mein- ÖkoTarif (E-WIE-EINFACH), EVO-Terra (Energieversorgung Offenbach), OK-POWER Tetra Pak (Liefergemeinschaft Energieversorgung Limburg und Süwag Energie AG), prostrom öko (proenergie), heidelberg KLIMA/heidelberg KLIMA fix/heidelberg XL KLI- MAS/heidelberg XL KLIMA fix (alle SW Heidelberg), AleMannenStrom ok-power+ (SW MüllheimStaufen) Kündigungen 2010: Tetra Pak Berlin (Vattenfall Europe Sales GmbH) Ausblick 2011: Nach aktuellem Stand der Zertifizierung im laufenden Jahr 2011 hat sich die Zertifizierungsmenge weiter erhöht. Das Zertifizierungsvolumen entspricht rund 0,8% des deutschen Netto- Stromverbrauchs. Neue Zertifizierungsverträge 2011: ÖKO-Option (BELKAW), Option Grün Plus (DB Energie), Halplus Strom Öko+ (EV Halle), EVL Strom-Partner Vario Natur /EVL Strom-Partner Fix Natur /EVL Basis (alle EV Limburg), GrünhausStrom+ (GrünHausEnergie GmbH), Tor zur Welt/Horizont (Hamburg Energie), Ökostrom für alle Premium (Ökostrom für alle GmbH), 123ökostrom premium (Pfalzwerke), purepower ALPINE/purepower NORDIC (RE Power AG), RheinÖko/Öko-Option (RheinEnergie), StromSTAR ÖkoPlus (SW Aachen), Agrar Profi Öko/Immo Profi Öko (SW Flensburg), SauerlandStrom NATUR (SW Iserlohn), SWJ ÖkoStrom (SW Jülich), StromPlus/StromBasis/StromPur/StromÖkoPur/Strom- Speicherh./Wrmepumpe/Pur 2013/ÖkoPur 2013/Werkstarif/Stromdirekt (SW Peine), Tchibo Grüner Strom/Tchibo Eigenbedarf (Tchibo), BSH Bosch und Siemens Hausgeräte (Vattenfall Europe Sales GmbH)

- 8 - Tabelle 1: Zertifizierungsportfolio im Geschäftsjahr 2010 Anbieter Produktname Zertifizierte Strommenge 2010 (GWh) badenova regiostrom aktiv business öko 100 / business öko plus 53,8 DREWAG Dresdner Strom natur 50,0 Energiedienst Industrie grün 27,5 energiegut GmbH HalloNatur! 40,0 Energieversorgung Offenbach EVO-Terra 5,0 E-WIE-EINFACH MeinÖkoTarif 2,3 GENO Strom GENO Strom Natur 1,0 HEAG Südhessische Energie AG Klimaschutz-Aktions-Tarif (KAT) Ökostrom Spezial HSV Klimafan Ökostrom-Tarif Kommunal 1.850 Produkte der NATURpur Produktfamilie der ENTEGA Vertrieb GmbH & Co. KG Produkt e-ben Strom der e-ben GmbH & Co. KG lekker Energie geniaale Strom 4,0 Liefergemeinschaft Energieversorgung Limburg und OK-POWER Tetra Pak 52,0 Süwag Energie AG Lichtblick Lichtblick 1.600 Mark-E KlimaFair Strom 6,0 MVV Terra 8,0 Naturenergie Gold 4,0 proenergie prostrom öko 0,3 SW Flensburg Flensburg extra öko 28,0 SW Heidelberg heidelberg KLIMA, heidelberg KLIMA fix, heidelberg XL KLIMAS, heidelberg XL KLIMA fix 15,0 SW MüllheimStaufen AleMannenStrom ok-power+ 0,5 Vattenfall Europe Sales GmbH Berlin Natur Privatstrom, ÖkoPur Hamburg Natur Privatstrom, Newpower Easy Natur Privat-/ Gewerbestrom Wärmepumpe Natur 446 Autostrom Box / Station Business Strom Klima ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG WSW Energie & Wasser AG WSW Strom Grün 20,5 Summe 4.214

- 9 - Tabelle 2: Voraussichtliches Zertifizierungsportfolio im Geschäftsjahr 2011 Anbieter Produktname Zertifizierte Strommenge 2011 (GWh) badenova regiostrom aktiv business öko 100 / business öko plus 44,3 BELKAW Öko-Option 0,8 DB Energie Option Grün Plus 34 DREWAG Dresdner Strom natur 55,6 Energiedienst Industrie grün 23,2 energiegut GmbH HalloNatur! 65 EV Halle Halplus Strom Öko+ 8,8 EV Limburg EVL Strom-Partner Vario Natur EVL Strom-Partner Fix Natur 60 EVL Basis EV Offenbach EVO-Terra 23 E-WIE-EINFACH MeinÖkoTarif 7,5 GENO Energie GENO Strom Natur 1 GrünHausEnergie GmbH GrünhausStrom+ 50 Hamburg Energie Tor zur Welt Horizont 83,3 HEAG Südhessische Energie AG Klimaschutz-Aktions-Tarif (KAT) Ökostrom Spezial HSV Klimafan Ökostrom-Tarif Kommunal 1.300 Produkte der NATURpur Produktfamilie der ENTEGA Vertrieb GmbH & Co. KG Produkt e-ben Strom der e-ben GmbH & Co. KG lekker Energie GmbH geniaale Strom 5 Lichtblick Lichtblick 1.400 Mark-E KlimaFair Strom 4 MVV Terra 12 Naturenergie Gold 3 Ökostrom für alle GmbH Ökostrom für alle - Premium 0,2 Pfalzwerke 123ökostrom premium 10 proefa (ehemals Proenergie) prostrom öko 0,3 Repower AG purepower ALPINE purepower NORDIC 33 RheinEnergie RheinÖko Öko-Option 17,5 SW Aachen StromSTAR ÖkoPlus 50 SW Flensburg Flensburg extra öko Agrar Profi Öko 28 Immo Profi Öko SW Heidelberg heidelberg KLIMA heidelberg KLIMA fix heidelberg XL KLIMAS 15 heidelberg XL KLIMA fix SW Iserlohn SauerlandStrom NATUR 7,5 SW Jülich SWJ ÖkoStrom 1 SW MüllheimStaufen AleMannenStrom ok-power+ 3 SW Peine StromPlus StromBasis StromPur StromÖkoPur StromSpeicherh. Wärmepumpe 42,5 Pur 2013 ÖkoPur 2013 Werkstarif Stromdirekt Tchibo Tchibo Grüner Strom Tchibo Eigenbedarf 155,0 Vattenfall Europe Sales GmbH Berlin Natur Privatstrom, ÖkoPur Hamburg Natur Privatstrom, Newpower Easy Natur Privat-/ Gewerbestrom Wärmepumpe Natur Autostrom Box / Station 675,6 Business Strom Klima ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG BSH Bosch und Siemens Hausgeräte WSW Energie & Wasser AG WSW Strom Grün NRW Strom Grün NRW Strom Grün Klimafonds WSW Strom Grün Premium 15,5 WSW 3/4/5 Strom Grün Premium WSW Strom Eco NRW Grün Summe 4.234

- 10 - Abbildung 5: Entwicklung der zertifizierten Strommenge seit 2001 4,5 4,21 4,23 Zertifizierte Strommenge (TWh) 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 3,74 3,19 1,02 0,53 0,63 0,62 0,05 0,14 2001 2002 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 4 Weiterentwicklung der Kriterien des ok-power Labels für das Jahr 2010 4.1 Einführung einer neuen Produktkategorie: Das Initiierungsmodell Um den notwendigen Druck für zusätzliche, marktgetriebene Investitionen in moderne Anlagen aufzubauen, hat ok-power 2011 ein neues Zertifizierungsverfahren für Ökostrom eingeführt: das Initiierungsmodell. Ziel ist es, den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Zwar setzt das EEG die richtigen finanziellen Anreize. Oftmals ist jedoch Unterstützung nötig, um beim Bau eines neuen EE-Kraftwerks technische, logistische oder bürokratische Hindernisse überwinden zu können. Bei großen Anlagen scheitert der Neubau oft auch an der Finanzierung. Hier setzt das Initiierungsmodell an: Für den Erhalt des ok-power-gütesiegels nach dem Initiierungsmodell liefert der Anbieter seinen Kunden Ökostrom, der nachweislich aus regenerativen Energien oder maximal zur Hälfte aus hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung stammt. Das Gütesiegel erhält der Ökostromanbieter nur, indem er ein überdurchschnittlich hohes Eigenengagement bei der Initiierung also Projektierung und Finanzierung eigener REG-Anlagen in Deutschland nachweist. Anhand des Ökostrom-Absatzes wird bemessen, wie hoch die tatsächliche Initiierungsleistung sein muss. Um möglichst schnell einen Umweltnutzen zu erreichen, muss der Anbieter für Neukunden eine deutlich höhere Initiierungsleistung erbringen als für Bestandskunden. Eine Reihe von ausgefeilten Kriterien soll darüber hinaus zu hohen Ökostrom-Quoten im Altkundenbestand motivieren, bisheriges Engagement des Anbieters beim Ausbau regenerativer

- 11 - Energien honorieren und Missbrauch ausschließen. Die Belieferung kann auch aus ökologischen Bestandsanlagen erfolgen, der zusätzliche Umweltnutzen wird getrennt von der Belieferung durch die Initiierungsleistung nachgewiesen. Bei der Initiierung lassen sich auch Anlagen anrechnen, die innerhalb des EEG neu errichtet und betrieben werden. Verbraucher können sich auf das Gütesiegel ok-power verlassen, denn für die Vergabe gelten folgende Maximen: Fester Fahrplan: Der Ökostrom-Anbieter muss seine Initiierungsleistung anhand eines festen Fahrplans erfüllen. Für die einzelnen Schritte werden Meilensteine festgelegt, die realistisch, überprüfbar und transparent sind. Notwendige Anpassungen sind nur in Rücksprache mit ok-power möglich. Eigenes Engagement: Der Ökostrom-Anbieter muss nachweisen, dass er den Bau neuer regenerativer Kraftwerksanlagen plant oder finanziert. Innerhalb von fünf Jahren müssen die neuen Anlagen jeweils fertig sein und Ökostrom ins deutsche Netz einspeisen. ok-power prüft und überwacht, ob die Initiierungsleistung ausreicht, das Gütesiegel zu erhalten. Um Pioniergeist zu honorieren, werden auf Antrag auch Leistungen von maximal zwei zurückliegenden Jahren als neu angerechnet. Hohe Initiierungsleistung: Bei den Anforderungen an die Initiierungsleistung wird zwischen Bestandskunden und Neukunden unterschieden. So soll erreicht werden, dass für Neukunden eine hohe Initiierungsleistung erbracht wird und entsprechend des Verbrauchs in überschaubarer Zeit die neuen Anlagen am Netz sind. Beliefert der Anbieter nur einen kleineren Anteil seiner Kunden mit Ökostrom, so muss spätestens nach fünf Jahren 75 Prozent der Strommenge, die durch die Neukunden verbraucht wird, aus neuen, durch den Anbieter initiierten Anlagen stammen. Wenn der Ökostrom-Anteil am Gesamtabsatz des Unternehmens höher ist als zehn Prozent und der Anbieter dementsprechend schon verhältnismäßig viele EE-Anlagen initiieren muss, so wird durch reduzierte Anforderungen weiteres Engagement attraktiv gemacht. Für den Stromverbrauch von Neukunden oberhalb der Zehn-Prozent-Schwelle muss dann immer noch eine Stromerzeugung in Höhe von 50 Prozent binnen fünf Jahren durch den Anbieter initiiert werden. Außerdem gelten Mindestmengen für die Zertifizierung nach dem Initiierungsmodell, damit Ökostrom nicht aus Marketinggründen angeboten wird, sondern ernsthaft zur Energiewende beiträgt. Kontinuierliche Erneuerung der EE-Anlagen: Ist die Neukundenregelung erfüllt, muss der Anbieter auch weiterhin kontinuierlich neue regenerative Anlagen initiieren: nach einem Rechenschlüssel, der dafür sorgt, dass die regenerativen Anlagen im Turnus von 25 Jahren erneuert und dem aktuellen Stand der Technik angepasst werden. Finanzielles Engagement: Nicht für jeden Stromanbieter ist es möglich, selbst neue Kraftwerke zu planen. Die Finanzierungsleistung beim Bau einer neuen Anlage wird daher zu 75 Prozent berücksichtigt, die Übernahme der Projektierung wird mit einem Anteil von 25 Prozent angerechnet. Keine Doppelwerbung: Wenn ein Ökostrom-Anbieter Fremdkapital verwendet, um neue Anlagen zu bauen, darf dieser Finanzier nicht auch mit seiner Leistung für den Umweltschutz werben.

- 12-4.2 Weitere Kriterienänderungen für 2010 Ok power Produkte sollen den Bau oder die Sanierung von EE-Anlagen zusätzlich zum Bestand und zur Wirkung von öffentlichen Fördersystemen unterstützen. Um sicherzustellen, dass die Anwendung der ok power-kriterien diesem Leitgedanken entspricht, wurde klargestellt, dass sich die ok power-neuanlagenregelungen auf zusätzliche Neuanlagen beziehen. Damit einher gingen eine Klärung der Neuanlagendefinition im Fall von Reinvestitionen sowie die Abgrenzung gegenüber ausländischen Fördersystemen. Bei Reinvestitionen wurde zur Abgrenzung zwischen bestehender Altanlage und zusätzlicher Neuanlage (NA) die bisher schon gelebte Praxis in den Kriterien verankert. Dementsprechend hat der Anlagenbetreiber die Wahl zwischen zwei Methoden zur Bestimmung des zusätzlichen NA-Anteils. Grundlage für den Neuanlagenanteil sind dabei entweder das Verhältnis der Reinvestitionen im Vergleich zum Wert einer vollständigen vergleichbaren Neuanlage oder die Strommenge, die aus einer Kapazitätssteigerung einer bestehenden Anlage stammt. Für ausländische Anlagen wurde weiterhin klargestellt, dass sämtliche Regelungen bzgl. der Abgrenzung zum EEG sinngemäß auch auf Fördermechanismen im Ausland angewendet werden, um dem Anspruch der Zusätzlichkeit gerecht zu werden. Dies führt zu einem weitgehenden Ausschluss förderfähiger Anlagen im Händlermodell (Ausnahme: Herauskaufen aus Quotenfördermodellen oder aus gedeckeltem und überbuchten Einspeise- oder Prämiensystemen). Diese Regelung gilt unabhängig davon, ob a) die Fördermöglichkeit tatsächlich in Anspruch genommen wurde und b) es sich um ein Produktions- oder Investitionsfördersystem handelt. Allerdings erlauben die Kriterien nun ausdrücklich eine anteilige Anrechnung von Neuanlagen als zusätzliche Neuanlage, falls nachgewiesen wird, dass eine Fördermöglichkeit für einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlage nicht ausreichend ist. Der Übergang des Stromnetzverbundes UCTE zu Entso-E machte eine Kriterienänderung hinsichtlich der Definition zulässiger Ursprungsländern von EECS-Herkunftsnachweisen notwendig. Eine Anerkennung von Herkunftsnachweisen ist nunmehr nur möglich, wenn diese aus Mitgliedsstaaten der EU oder aus der Schweiz oder Norwegen stammen und wenn die zu Grunde liegenden Erzeugungsanlagen eine Netzverbindung zum zentraleuropäischen Verbundnetz aufweisen. Aufgrund der rechtlichen Festlegung von Nachhaltigkeitsstandards auf europäischer Ebene wurden die ökologischen Kriterien für die Biomassenutzung überarbeitet. Zulässig sind nach wie vor als Rest- und Industrieholz ohne Flächenbezug nur naturbelassenes Holz bzw. Holz mit dem RAL-Gütezeichen 428, außerdem ist die Mitverbrennung von Biomasse in thermischen Kraftwerken weiterhin prinzipiell zulässig. Des Weiteren gelten im Allgemeinen die inzwischen verfügbaren rechtlichen Vorgaben zu Definition und Verifikation von Nachhaltigkeit als Vorgabe. Im Einzelnen bedeutet dies: Für Biomasse von nicht-kontinuierlich bewaldeten Flächen gelten die flächenbezogenen Anforderungen der BioSt-NachV Für Biomasse aus kontinuierlich bewaldeten Flächen ist eine FSC-Zertifizierung erforderlich Für flüssige Biomasse gelten die Anforderungen an das THG-Minderungspotenzial der BioSt-NachV

- 13 - Im Falle einer Biomethan-Aufbereitung gelten die Anforderungen an die Gasaufbereitung aus Anlage 1 Nr.1 EEG (Technologiebonus) Außerdem ist die Anrechnung von Torf als Biomasse ausdrücklich ausgeschlossen. 4.3 Preisblatt 2011 Das Preisblatt für die Zertifizierungsgebühr ist seit 2004 unverändert geblieben. Tabelle 3: Zertifizierungsgebühr 2011 Mindestvergütung bis 1 900 EUR darüber bis 2,5 0,090 ct/kwh darüber bis 10 0,050 ct/kwh darüber bis 15 0,030 ct/kwh darüber bis 25 0,0080 ct/kwh darüber bis 100 0,0060 ct/kwh darüber bis 500 0,0045 ct/kwh darüber bis 1.000 0,0020 ct/kwh Über 1.000 0,0010 ct/kwh 5 Finanzen Der EnergieVision e.v. finanziert sich im ideellen Bereich im Wesentlichen aus Mitgliedsbeiträgen und im Zweckbetrieb aus den Entgelten, die die Anbieter zertifizierter Stromprodukte zahlen. Die Zertifizierungsentgelte sind an die zertifizierte Strommenge gebunden. Die durchschnittlichen Zertifizierungskosten lagen in 2010 bei rund 0,006 ct/kwh (im Durchschnitt über alle Anbieter). Den größten Anteil der Kosten des Vereins sowohl im ideellen Bereich wie im Zweckbetrieb machen die Werkverträge für den Betrieb der Geschäftsstelle (z.b. Öffentlichkeitsarbeit, Kriterienentwicklung, Helpdesk, Buchführung), die operative Zertifizierung sowie Marketingaktivitäten aus. Darüber hinaus fallen u.a. Kosten für Steuer- und Rechtsberatung und Versicherungen an.

- 14 - Tabelle 4: Einnahmen und Ausgaben des EnergieVision e.v. in den Jahren 2009 und 2010 2009 2010 EUR EUR Einnahmen Mitgliedsbeiträge 1.500 1.500 Zertifizierungsentgelte 236.774 261.472 Sonstige Einnahmen 6.658 5.372 Summe Einnahmen 244.932 268.344 Ausgaben Geschäftsstelle und Zertifizierung 145.739 162.435 Steuer-/Rechtsberatung, Versicherungen 4.675 7.665 Mitgliedsbeiträge - - Sonstige Ausgaben 12.209 91.955 Summe Ausgaben 162.624 262.054 Jahresergebnis 82.308 6.290 6 Perspektiven Nach Jahren der Stagnation erlebt der Ökostrommarkt seit 2008 einen starken Aufschwung. Der Ärger der Verbraucher über kontinuierlich steigende Strompreise, Störfälle in deutschen Kernkraftwerken, die weithin gefühlte Ohnmacht, dass viele Versorger die Marktliberalisierung weiter verschleppen und ein verstärktes Problembewusstsein für die Folgen möglicher Klimaänderungen sorgen dafür, dass rund ein Jahrzehnt nach der Öffnung des Strommarktes Verbraucher endlich anfangen, ihre Marktmacht zu entdecken und verstärkt zu Ökostromprodukten greifen. Die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima sorgt derzeit für einen weiteren signifikanten Nachfrageschub. Die derzeitigen Rahmenbedingungen gereichen aber auch aufgeschlossenen Unternehmen, die sich eindeutig pro Wettbewerb und pro Verbraucherschutz positionieren, zu einem Marktvorteil. Mit dem steigenden Interesse der Verbraucher für den freiwilligen Ökostrommarkt sowie dem damit verbundenen steigenden Kundenzahlen kommt es für den EnergieVision e.v. darauf an, sich noch intensiver als starker Akteur mit einer starken Marke zu positionieren. Dabei muss noch nachdrücklicher als bisher kommuniziert werden, dass Ökostrom zwar über Marketing vertrieben werden muss, aber nicht zum bloßen Marketingschlager werden darf. Der EnergieVision e.v. wird sich mit seiner Philosophie von gutem Ökostrom noch stärker von den Ökostromangeboten abgrenzen müssen, die sich lediglich aus Strom aus bestehenden alten Wasserkraftwerken speisen, also Angeboten, die mit denen keinerlei Ausbauimpuls auf den Bau neuer erneuerbarer Kraftwerke verbunden ist. Um die ok power-kriterien auf den geltenden Rechtsrahmen abzustimmen, wird für das Zertifizierungsjahr 2012 insbesondere die Prüfung mit Mittelpunkt stehen, wie die Labelanforderungen unter Berücksichtigung des bis dahin novellierten EEG angepasst werden müssen. Dies beinhaltet einerseits die Berücksichtigung der voraussichtlich im Rahmen des EEG eingeführten Marktprämie als Förderoption. Zum anderen wird sich der EnergieVision e.v. weiterhin kritisch mit dem sogenannten Grünstromprivileg auseinandersetzen. Freiburg/Berlin/Düsseldorf im Mai 2011