KULTUR. LICHTSKULPTUR der US-Künstlerin Jenny Holzer SELBSTPORTRÄTS FOUR JACKIES. von Andy Warhol

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3 KULTUR LICHTSKULPTUR der US-Künstlerin Jenny Holzer SELBSTPORTRÄTS von Andy Warhol FOUR JACKIES von Andy Warhol 56 BUNTE

4 CY TWOMBLY Untitled heißt dieses Bild des abstrakten Expressionisten LOVE Skulptur von Robert Indiana LEBEN mit der Kunst BUNTE 57 FOTO: PAUL SCHIRNHOFER FÜR BUNTE; VG BILD-KUNST BONN, 2008

5 KULTUR LIBERTY von Andy Warhol PAINTING DETAILS Fotos von Cy Twombly COWBOY, ein Bild des US-Künstlers Richard Prince PAPIERARBEIT des US-Künstlers Christopher Wool: Und wenn s dir nicht passt, dann scher dich zum Teufel 58 BUNTE BRILLOund Campbell- Soup-Boxes von Andy Warhol

6 KUNST macht neugierig Schon Aristoteles schrieb: Das Gute ist das, was um seiner selbst willen erstrebt wird und nicht um seiner Folgen willen wie zum Beispiel die Gerechtigkeit. Dasselbe sollte auch für Kunst gelten. Doch es ist lange her, dass ein Bild oder ein Objekt nur um seiner selbst willen angeschaut wurde. Heute werden Werke bestimmter Künstler unnatürlich gehypt. Es ist chic, darüber zu sprechen, bestimmte Galerien zu besuchen, Kunst zu sammeln. Leider wird sie immer mehr zum Statussymbol zur Ware. Aber es gibt auch andere Beispiele: jene leidenschaftlichen Sammler, die mit ihrem Herzblut dabei sind. Die jedes einzelne Werk lieben, es stundenlang betrachten und gewiss nie mehr hergeben würden. So ist die Kunstmäzenin Biggi Schuler-Voith, eine passionierte Sammlerin, die BUNTE einen Einblick in ihre Sammlung gewährt und über ihre Leidenschaft spricht. Was bedeutet Kunst für Sie? Es ist schwierig, mit einem Cy Twombly zu leben, aber es ist noch schwieriger, ohne ihn zu leben so die Worte Nicholas Serotas, des Direktors der Tate Modern London, anlässlich der Eröffnung der aktuellen Ausstellung Cycles and Seasons des amerikanischen Malers Cy Twombly. Es ist in der Tat ein großes Glück, mit Kunst leben zu dürfen. Die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Kunst verändert den Menschen. Sie verlagert die Prioritäten des Lebens, sie stellt die Wichtigkeit der eigenen Person infrage. Kunst berührt die Seele. Sie ist wie übersetzte Musik. Sie macht neugierig. Sie stellt Fragen, rüttelt auf, tröstet oder macht einfach nur glücklich. Der amerikanische Maler Mark Rothko, dessen meditative Farbflächenbilder vor einigen Monaten in einer Retrospektive in München und Hamburg zu sehen waren, meinte 1954: Es wäre schön, wenn man überall im Lande Orte einrichten könnte, ähnlich kleinen Kapellen, in denen ein Reisender oder Wanderer eine Zeit lang über ein einziges, in einem Raum hängendes Bild meditieren könnte. Wann begann Ihr Interesse für Kunst? Meine erste, leider nur rein theoretische Begegnung mit zeitgenössischer Kunst geht in meine Kindertage zurück. Mein Kunst zu sammeln bedeutet, Verantwortung zu tragen ED RUSCHA und Biggi Schuler-Voith, das Mädchen mit dem guten Geschmack Lieblingsonkel, ein Freund Andy Warhols, versprach, mir eine Flower ein Blumenbild in Miniaturform von seiner nächsten Reise aus New York mitzubringen. Warhol selbst verschenkte diese kleinen Bilder an Freunde oder als Dankeschön für eine Einladung zum Abendessen. Leider starb mein Onkel bei einem tragischen Autounfall. Ich vergaß meine Blume, vergaß Andy Warhol und vergaß die Kunst. Erst Jahre später wurde eine kleine gelbe Flower von Warhol eine der ersten Arbeiten meiner Sammlung zeitgenössischer amerikanischer Kunst. Lassen Sie sich auch beraten? Ich vergleiche das Kunstsammeln immer mit der Jagd. Ein Jäger braucht Geduld und Ausdauer. Aber er würde es sich nie entgehen lassen, seine Beute selbst zu erlegen. So auch der leidenschaftliche Sammler. Er weiß genau, was er will, er hat ein untrügliches Gespür für Qualität. Und er kennt die Plätze, wo er sie finden kann. Er braucht keinen Kunstberater. Man baut über die Jahre ein weitverzweigtes Netzwerk auf, das wie eine meist harmonische Großfamilie funktioniert, die ständig wächst. Gibt es eine besondere Anekdote? Vor vielen Jahren suchte ich ein Bild aus einer bestimmten Serie eines amerikanischen Malers. Ich durchforstete den Kunstmarkt. Nach beinahe zwei Jahren wurde ich fündig. Ein New Yorker Sammler nutzte die Zeit, während sei ne ahnungslose Frau für einige Wochen in Europa weilte, um sein Bild ein Blackboard Painting bei einem Galeristen für ein größeres Bolsena Painting in Zahlung zu geben. Das war mein Moment und mein Bild. Zum größten Unglück des armen Kunstliebhabers passte die neue großformatige Arbeit nicht durch die Eingangstür seines Apartments. Die heimgekehrte Ehefrau tobte. Wie stellt sich Ihre Kunstpassion dar? Kunstsammeln ist sicherlich die gesündeste Passion der Welt, vielleicht weil man zuweilen gern Wasser und Brot zu sich nimmt, um eine Arbeit zu finanzieren. Es ist die beglückende tägliche Beschäftigung mit der Kunst, die einen nicht mehr loslässt. Es sind die Begegnungen mit Künstlern, Museumsbesuche, Kunstmessen, der Austausch mit Gleichgesinnten. Engagiert sich ein privater Sammler auch für das Wohl öffentlicher Museen? Ich arbeite aktiv in verschiedenen Gremien bedeutender europäischer Museen, wie zum Beispiel der Peggy Guggenheim Collection in Venedig und der Münchner Pinakothek der Moderne. Leider ist das Mäzenatentum in Deutschland traditionell nicht so verbreitet wie in den angelsächsischen Ländern, wo den Kindern schon früh in Kindergärten und Schulen das Teilen und Geben zur Selbstverständlichkeit wird. Die staatlichen Institutionen in Deutschland sind durch Kürzungen im Kulturetat selbst in reichen Bundesländern dringend auf private Unterstützung angewiesen. Kunst zu sammeln bedeutet, Verantwortung zu tragen. Das heißt, sich nicht nur der privaten und egoistischen Beschäftigung mit der Kunst hinzugeben, sondern vielmehr den Museen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, um eben jene kleinen und großen Kapellen zu schaffen, von denen Mark Rothko sprach. Interview: Annabelle Korschan FOTOS: PAUL SCHIRNHOFER FÜR BUNTE; VG BILD-KUNST BONN, BUNTE 59