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1 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 8 Impressum Herausgeber: Unabhängige Patientenberatung Deutschland Zahnärztliche Kompetenzstelle Heidelberg, Kurfürstenanlage Redaktion: Cornelia Wagner (ViSdP), Dr. med. dent. Uwe Niekusch Stand: 08/2008 Gefördert durch den GKV-Spitzenverband.

2 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 1 Zahnthema kompakt Zahnfüllungen

3 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 2 Karies entsteht durch Bakterien im Zahnbelag. Die Bakterien wandeln Zucker und Speisereste in Säure um, die den Zahnschmelz angreift und zerstört. Anfangs ist dieser Zerstörungsprozess noch umkehrbar. Als Folge der durch die Säure bewirkten Entkalkung des Zahnschmelzes, der sogenannten Demineralisation, zeigt sich zunächst ein weißer Fleck auf der Schmelzoberfläche. Werden jetzt keine geeigneten Gegenmaßnahmen, zum Beispiel eine Fluoridierung des Zahnes, durchgeführt, entsteht ein immer größer werdendes Loch, das zahnärztlich behandelt werden muss. Moderne Füllungsmaterialien genügen fast allen Anforderungen. Denn ein Loch im Zahn heilt nicht mehr aus, eine abgebrochene Zahnecke wächst nicht mehr nach. Um die Karies zu stoppen oder die Zahnecke zu ersetzen, muss die Kavität, so heißt das Loch im Fachjargon, mit einer Füllung dauerhaft verschlossen und die ursprüngliche Zahnform wieder hergestellt werden. Aber womit? Mit Amalgam, mit Kunststoff oder doch lieber mit einem Goldoder Keramikinlay? Früher gab man Blei, französisch plomb vom lateinischen plumbum, in das Loch. Daher kommt auch der volkstümliche Ausdruck Plombe für eine Zahnfüllung. Wer reich genug war, leistete sich Gold, ein auch heute noch bewährtes Material. Bereits zwischen 1826 und 1835 wurde Amalgam als Füllungsmaterial verwendet. Rund zwanzig Jahre später gab es schon erste Porzellanfüllungen. Heute stehen Füllungsmaterialien für die verschiedensten Zwecke zur Verfügung, auch solche, die hohen ästhetischen Anforderungen gerecht werden und eine gute, dauerhafte Kaufunktion gewährleisten. Auf den folgenden Seiten zeigen wir Ihnen, welche Füllungsarten es gibt, wann sie eingesetzt werden können und welche Vor-, aber auch welche Nachteile sie haben.

4 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 3 Plastische Füllung oder Einlagefüllung das ist hier die Frage Schematische Darstellung von Inlay und Onlay (Grafik: prodente) Der Zahnarzt unterscheidet zwischen plastischen Füllungen und Einlagefüllungen (Inlays, Onlays). Während plastische Füllungen, zum Beispiel Amalgam- oder Kunststofffüllungen, in weichem Zustand in den Zahn gefüllt werden und erst dort aushärten, werden Einlagefüllungen, zum Beispiel aus Gold oder Keramik, außerhalb des Mundes im zahntechnischen Labor auf einem Modell hergestellt und in einer weiteren Sitzung mit Zement oder einem speziellen Kleber am Zahn befestigt. Einlagefüllungen sind vor allem für größere Löcher im kaubelasteten Seitenzahnbereich geeignet. Je nach Ausdehnung des Inlays bezeichnet der Zahnarzt größere Füllungen auch als Onlays. Plastische Füllungen werden erst im Zahn hart. Einlagefüllungen müssen mit dem Zahn verklebt werden. CEREC Computer und Schleifeinheit. Inlays ohne Labor alles ist möglich Eine Sonderstellung nehmen die direkt am Patienten hergestellten Keramik-Inlays nach dem CEREC- Verfahren ein. Der Begriff CEREC ist ein englisches Kunstwort und steht für CEramic REConstruction. Bei dieser Methode wird kein Labor benötigt. Der Zahnarzt entfernt zunächst die Karies. Anschließend wird mit einer speziellen Kamera, die mit einem Computer verbunden ist, der für die Füllung vorbereitete Zahn abgetastet. Ein Abdruck

5 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 4 Ein Computer ermöglicht Inlays in nur einer Sitzung. wird nicht benötigt. Aus den entstandenen Bildern errechnet dieser Computer die Form des CEREC-Inlays. Eine an den Computer angeschlossene Fräse schleift dann das Keramikinlay anhand der berechneten Daten aus einem kleinen Keramikblock innerhalb von ungefähr zwanzig Minuten präzise heraus. Der Zahnarzt passt das fertige Inlay danach sofort ein und verklebt es mit dem Zahn. Der Vorteil der CEREC-Inlays ist, dass der Zahn in einer Sitzung mit dem neuen Inlay versorgt wird. Ästhetisch können CEREC-Inlays aber mit individuell durch den Zahntechniker gestalten Inlays nicht ganz mithalten. Denn der Keramikblock ist zwar zahnfarben, aber einfarbig und entspricht daher nicht genau dem natürlichen Zahn. Plastische Füllungen Amalgam Amalgam lässt sich gut verarbeiten und ist auch für große Füllungen an Seitenzähnen geeignet. (Foto: Spitta) Seit über 150 Jahren wird das silberfarbene Amalgam für Zahnfüllungen verwendet. Amalgam ist eine hoch silberhaltige Mischung aus bis zu 50% Quecksilber und weiteren Metallen wie Kupfer und Zinn. Seit über einem Jahrzehnt gibt es so genannten Gamma-2-freie Amalgame mit erhöhtem Kupfer- und verringertem Silbergehalt. Diese Amalgame sind widerstandsfähiger gegen Korrosion und haben verbesserte klinische Eigenschaften. Nach dem Anmischen des Amalgams entsteht eine silbrige Paste, die in die vorbereitete Kavität gefüllt wird. Anschließend verdichtet der Zahnarzt das Amalgam mit Handinstrumenten oder maschinell. Während das Amalgam langsam aushärtet, wird die Füllungsoberfläche mit scharfen Handinstrumenten in ihre endgültige Form gebracht. Frühestens nach einem Tag kann die Füllung poliert werden. Amalgam ist für alle Arten von Füllungen auch große im Seitenzahnbereich geeignet. Denn Amalgam ist besonders robust und hält problemlos auch starke Kaukräfte aus. Ein weiterer Vor-

6 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 5 teil: Amalgamfüllungen haben mit rund 10 Jahren eine Lebensdauer, die die Haltbarkeit vieler anderer Füllungen übertrifft. Aufgrund seiner silbrigen Farbe wird es im Frontzahnbereich nicht verwendet. Um elektrochemische Reaktionen ( Batterie-Effekt ) zu verhindern, sollte Amalgam nicht in direkten Kontakt mit anderen Metallen im Mund gebracht werden. Damit übertrifft die Amalgamfüllung vorausgesetzt, die Zähne werden gepflegt und es entsteht keine neue Karies die Funktionstüchtigkeit vieler anderer Füllungsmaterialien. Amalgam lässt sich einfach verarbeiten. Ist für große Füllungen im Seitenzahnbereich geeignet. Verträglichkeit Bekannt ist, dass mit zunehmender Zahl und Größe der Füllungen die Quecksilberwerte im Körper ansteigen. Allerdings haben umfangreiche Forschungen gezeigt, dass das Maß dieser Belastung etwa gleich groß ist wie die Quecksilberbelastung durch die Nahrung. Von einer gesundheitlichen Gefährdung durch Amalgamfüllungen kann nur in Ausnahmefällen gesprochen werden. Bekannt, aber selten sind Allergien gegen Amalgam oder seine Bestandteile. Zur Überprüfung der Belastung mit Quecksilber eignet sich die Bestimmung des Quecksilbergehaltes im Urin (wenn möglich 24-Stunden-Urin). Speichelanalysen oder Haartests sind weniger bzw. nicht geeignet. Bestimmung des Quecksilbergehalts mittels Urintest. Bei Personen mit einer vom Allergologen oder Hautarzt durch einen anerkannten Allergietest (Epikutantest) nachgewiesenen Allergie gegen Amalgam oder seine Bestandteile sollten Amalgamfüllungen nicht verwendet werden. Ebenso sollte Amalgam aus Gründen des vorsorglichen Gesundheitsschutzes bei Kindern unter 6 Jahren, Schwangeren und Patienten mit bestimmten Erkrankungen (z. B. Nierenerkrankungen) nicht verwendet werden. Amalgamsanierung Mit ganzen Paketen zur Amalgamsanierung werben manche Zahnärzte. Alle Amalgamfüllungen werden entfernt und im Körper vorhandenes Quecksilber ausgeleitet. Für die Gesundheit ist es jedoch besser, intakte Amalgamfüllungen erst dann auszutauschen und durch ein anderes Material zu ersetzen, wenn die

7 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 6 Füllung sowieso, zum Beispiel wegen neuer Karies, gewechselt werden muss. Die Erneuerung intakter Füllungen ist nicht ratsam, da bei jedem Füllungsaustausch gesunde Zahnsubstanz verloren geht. Gewarnt werden muss vor Knochenausfräsungen und Zahnentfernungen im Rahmen einer Amalgamsanierung, da ein Erfolg dieser Methode nicht nachweisbar ist. Um beim Entfernen einer Amalgamfüllung Quecksilberdämpfe zu vermeiden, sollte mit Wasserkühlung und guter Absaugung gearbeitet werden. Das Entfernen intakter Amalgamfüllungen ist nicht ratsam. Vorsicht bei Amalgamausleitung Das Ausleiten von Quecksilber ( Quecksilbermobilisierung ) aus dem Körper mit Chelatbildnern (z. B. EDTA, DMPS, DMSA) ist bei Experten umstritten. Denn neben dem gewünschten Effekt der Quecksilberausscheidung entfernen die Medikamente auch nützliche oder vom Körper sogar dringend benötigte Metallverbindungen aus dem Körper. Unwohlsein, Übelkeit und Kopfschmerz können als Nebenwirkungen der Behandlung auftreten. Eine Ausleitung sollte daher, wenn überhaupt, nur von erfahrenen Ärzten oder Zahnärzten durchgeführt werden. Das Ausleiten von Quecksilber ist umstritten. Wichtiges auf einen Blick Vorteile kostengünstig einfache Verarbeitung auch im Seitenzahnbereich geeignet Haltbarkeit 8 10 Jahre Nachteile nicht zahnfarben elektrochemische Probleme gibt Quecksilber an den Körper ab Allergie möglich eventuell Metallgeschmack kann zu Zahnverfärbungen führen Beteiligung durch gesetzliche Krankenkasse Wird von der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) bezahlt. Bei nachgewiesener Unverträglichkeit übernimmt die Kasse die Kosten für ein Ersatzmaterial. Bemerkung Aus Gründen des vorsorglichen Gesundheitsschutzes sollten bei Kindern bis zum 6. Lebensjahr Schwangeren Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion keine Amalgamfüllungen gelegt werden. Bereits vorhandene, noch intakte Amalgamfüllungen sollen nicht durch andere Füllungen ersetzt werden. Allergien sind sehr selten.

8 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 7 Kompositfüllungen Weiße Füllung für den Seitenzahnbereich aber nicht immer geeignet. (Foto: Spitta) Lange Zeit gab es keine Möglichkeit, zahnfarbene Füllungen direkt im Mund herzustellen. Mit der Entwicklung von zahnfarbenen Kunststofffüllungen wendete sich das Blatt. Moderne Kompositfüllungen, so lautet die korrekte Bezeichnung, bestehen zu einem Drittel aus Kunststoff und zu zwei Dritteln aus keramischen Füllkörpern. Optisch ist die Füllung vom natürlichen Zahn fast nicht zu unterscheiden. Kunststofffüllungen sind daher gut für eine minimalinvasive, das heißt Zahnsubstanz schonende Versorgung bei Frontzähnen oder im Zahnhalsbereich geeignet. Im kaubelasteten Seitenzahnbereich sind sie eingeschränkt zu verwenden. Denn je größer das Loch ist, desto schlechter halten die Kompositfüllungen. Kompositfüllungen schonen die natürliche Zahnsubstanz. Spezielle Klebetechnik verbessert die Qualität der Füllung. Damit die Füllung am Zahn besser haftet, wird eine spezielle Technik ( Adhäsivtechnik ) angewendet: Zunächst wird die Zahnfläche mit Säure etwas aufgeraut und ein Haftvermittler aufgetragen. Da Speichel die Haftung der Füllung mit dem Zahn verschlechtert, schützen viele Zahnärzte den Zahn vor Speichel mit einem Gummituch, dem sogenannten Kofferdam. Anschließend wird das Kompositmaterial Schicht für Schicht in den Zahn eingebracht und jede Schicht mit Licht gehärtet. Diese Schichttechnik und das Schmelz-Dentin-Adhäsivverfahren bewirken, dass die Füllung nicht mehr schrumpft. So werden winzige Randspalten zwischen Füllung und Zahn vermieden. Spezielle Klebetechnik sichert den Halt und verhindert Schrumpfung.

9 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 8 Zahn ist für die Füllung vorbereitet. Rechts: Ansicht vom Zahnzwischenraum. Links: Zahnfläche wird mit Säure etwas aufgeraut. Rechts: Auftragen des Haftvermittlers. Links: Kompositmaterial wird mit einer Spritze in den Zahn gefüllt. Rechts: Kompositfüllung nach der Ausarbeitung. Die fertig ausgearbeitete und polierte Kompositfüllung ist kaum zu erkennen. Fotos: Spitta Allergien sind möglich. Verträglichkeit Da Kompositfüllungen eine Reihe von Stoffen, u. a. auch Formaldehyd, enthalten, die Allergien auslösen können, besteht die Möglichkeit von allergischen Reaktionen, zum Beispiel Quaddeln im Gesicht oder auf der Mundschleimhaut. Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft ist es verfrüht, Kompositfüllungen als eine verträglichere Amalgamalternative zu bezeichnen. Vereinzelt wird über Schmerzen beim Beißen harter Speisen ( Aufbissempfindlichkeit ) nach dem Legen von Kompositfüllungen berichtet. Häufig gehen sie nach einigen Tagen zurück. In einigen Fällen hilft nur die Erneuerung der Füllung.

10 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 9 Wichtiges auf einen Blick Vorteile zahnfarben zahnschonende Bearbeitung des Zahnes Nachteile Verwendung im Seitenzahnbereich eingeschränkt keine große Belastbarkeit Verfärbung der Füllung durch Tee, Kaffee etc. Haltbarkeit 5 10 Jahre Beteiligung durch gesetzliche Krankenkasse An Frontzähnen und für Füllungen im Zahnhalsbereich werden die Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Aufgrund der aufwendigeren Maßnahmen (z. B. Schmelz-Dentin- Adhäsiv-Technik) können privat Mehrkosten berechnet werden. Vor Behandlungsbeginn muss darüber eine schriftliche Vereinbarung getroffen werden. Bemerkung Vereinzelt wurden Allergien beschrieben. Glasionomerzement-Füllungen Glasionomerzemente bestehen aus zwei Komponenten, einer Polyacrylsäure und einem Kalzium-Aluminium- Fluorosilikatglas. Zur Verbesserung der Füllungseigenschaften kann außerdem Kunststoff zugesetzt werden. Die Füllung ist entweder zahnfarben oder grau, wenn in der Füllung Metallpulver zur Verstärkung enthalten ist. Glasionomerzement kann für Füllungen benutzt werden, die keiner Kaubelastung ausgesetzt sind, zum Beispiel an Zahnhälsen. Für Seitenzähne sind sie ungeeignet, außer für Milchzahnfüllungen und bei bleibenden Zähnen als Übergangslösung, z. B. während einer Schwangerschaft. Glasionomerfüllungen sind gut für Milchzähne geeignet.

11 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 10 Verträglichkeit Glasionomerzemente mit Kunststoffzusatz enthalten Stoffe, die als Allergene bekannt sind. Wichtiges auf einen Blick Vorteile Kariesminderung durch Fluoridabgabe leichte Verarbeitung haftet sehr gut an Zahnschmelz u. Dentin kostengünstig hohe Gewebeverträglichkeit (Biokompatibilität) konventionelle Glasionomerzemente (ohne Kunststoffzusatz) geeignet bei Kunststoffallergie Durchschnittliche Haltbarkeit 2 3 Jahre Nachteile geringere Abriebfestigkeit als Kompositfüllung Füllung kann nicht poliert werden Beteiligung durch gesetzliche Krankenkasse Wird von der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) bezahlt. Bemerkung Vereinzelt wurden Allergien beschrieben. Kompomere vereinen die Eigenschaften von Komposit und Glasionomerzement. Kompomerfüllungen Kompomer ist ein Füllungswerkstoff aus Komposit (Kunststoff) und Glasionomerzement. Dieser Füllungswerkstoff ist gut geeignet für provisorische Füllungen, Zahnhalsfüllungen und für kleine Füllungen im Seitenzahnbereich ohne große Kaubelastung. Vor allem im Milchgebiss werden Kompomere als Amalgamalternative verwendet. Das in einigen Kompomeren enthaltene Fluorid soll dazu dienen, Karies an den Füllungsrändern zu verhindern. Das pastenartige, formbare Füllungsmaterial wird direkt in das vorbereitete Loch gebracht und mit Hilfe eines speziellen Lichtes ausgehärtet. Verträglichkeit Da Kompomerfüllungen eine Reihe von Stoffen enthalten, die Allergien auslösen können, besteht die Möglichkeit von allergischen Reaktionen.

12 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 11 Wichtiges auf einen Blick Vorteile ansprechende Ästhetik keine Säure-Ätz-Technik notwendig Fluoridabgabe an den Zahn Nachteile nur für kleinere Füllungen ohne große Kaudruckbelastung geeignet Durchschnittliche Haltbarkeit 3 Jahre Beteiligung durch gesetzliche Krankenkasse An Frontzähnen und für Füllungen im Zahnhalsbereich werden die Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Bemerkung Vereinzelt wurden Allergien beschrieben. Keramikinserts Weiße Füllung für den Seitenzahnbereich aber nicht immer geeignet. (Foto: Spitta) Sozusagen ein Wanderer zwischen zwei Welten sind Keramikinserts. Fabrikmäßig hergestellte Keramikteile, sogenannte Inserts, werden mit Komposit im Zahn verklebt. Zuvor wird das Loch im Zahn mit speziellen Schleifkörpern, die exakt auf die Form der Keramikteile abgestimmt sind, vorbereitet. Aufgrund des genau passenden Keramikinserts muss nur wenig Kunststoff verwendet werden. Nachteile der Komposite, nämlich Schrumpfung und Abriebfestigkeit, sollen hierdurch beseitigt werden. Eine Hoffnung, die sich jedoch nicht unbedingt bestätigt. Eine Studie der Universität Köln brachte enttäuschende Ergebnisse. Das Fazit der Wissenschaftler: Keramikinserts sind als Zahnfüllungen nur bedingt zu empfehlen. Im Vergleich zu im zahntechnischen Labor hergestellten Inlays sind sie aber erheblich preiswerter, und es wird nur ein Behandlungstermin benötigt. Vorgefertigte Keramikformteile werden im Zahn verklebt.

13 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 12 Spezielle, auf die Keramikinserts angepasste Schleifkörper. Zahn für die Keramikinserts vorbereitet. Die Keramikinserts werden in die Kavität gesteckt und verbleibende Hohlräume mit Komposit gefüllt. Die fertig ausgearbeitete und polierte Füllung. Fotos: Spitta Verträglichkeit Keramik ist gut verträglich, kann aber in Spuren radioaktive Substanzen enthalten. Eine gewisse Allergiegefahr geht von dem Komposit aus, mit dem die verbleibenden Hohlräume zwischen Keramikinsert und Zahn aufgefüllt werden (siehe hierzu unter Kompositfüllungen ). Wichtiges auf einen Blick Vorteile sehr gute Ästhetik, da zahnfarben schonende Bearbeitung des Zahnes Nachteile Verwendung im Seitenzahnbereich eingeschränkt keine große Belastbarkeit Durchschnittliche Haltbarkeit 5 10 Jahre Beteiligung durch gesetzliche Krankenkasse Privatleistung, keine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse (GKV). Handelt es sich um einen behandlungsbedürftigen Zahn, kann Ihre Zahnärztin/Ihr Zahnarzt über die Versichertenkarte die Kosten abrechnen, die für eine plastische Füllung (Amalgam) zu Lasten der GKV berechnungsfähig wären. Bemerkung Keramik ist gut verträglich. Allergiegefahr durch Komposit.

14 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 13 Für kleine Löcher optimal. (Foto: Spitta) Goldhämmerfüllung Gold wurde bekanntlich schon von den alten Griechen als Füllmaterial für Zähne eingesetzt. Die ersten Hinweise auf Blattgold als Füllmaterial sind über Jahre alt und stammen aus Arabien. Goldfolie wurde ab dem 14. Jahrhundert zu einem gebräuchlichem Füllmaterial, wobei die Goldhämmerfüllung im 19. Jahrhundert in Amerika ihre Blütezeit erlebte. Bei dieser Füllungstechnik werden hauchdünne 24-karätige Goldfolien zu Kügelchen gerollt und schichtweise mit einem Hämmerchen in die entsprechend gestaltete Kavität geklopft und dabei kalt verschweißt. Die einzelnen Lagen der Folien verbinden sich zu einer kompakten Füllung. Die Goldhämmerfüllung besitzt einen sehr guten Randschluss und eine ausgezeichnete Biokompatibilität. Zwar ist diese Füllungsmethode sehr zeitintensiv, doch wird man mit einer der langlebigsten Füllungen belohnt. Gut geeignet ist die Goldhämmerfüllung für kleine seitliche Defekte an Backenzähnen und für Füllungen am Zahnhals. Die Lebensdauer von Goldhämmerfüllungen wird von keinem anderen Füllungsmaterial erreicht. Bei guter Zahnpflege und regelmäßiger Kontrolle hält eine Goldhämmerfüllung lebenslang. Die lebenslange Füllung. Wichtiges auf einen Blick Vorteile schonende Bearbeitung des Zahnes sehr guter Randschluss gute biologische Verträglichkeit Nachteile nicht zahnfarben nur für kleine Füllungen und Zahnhalsfüllungen geeignet Durchschnittliche Haltbarkeit 30 Jahre und länger Beteiligung durch gesetzliche Krankenkasse Privatleistung, keine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse (GKV). Handelt es sich um einen behandlungsbedürftigen Zahn, kann Ihre Zahnärztin/Ihr Zahnarzt über die Versichertenkarte die Kosten abrechnen, die für eine plastische Füllung (Amalgam) zu Lasten der GKV berechnungsfähig wären. Bemerkung Sehr gut verträglich

15 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 14 Einlagefüllungen (Inlays) Goldinlays: sehr gute Eigenschaften, aber hoher Preis. Goldinlay Zuverlässig und lange haltbar. (Foto: prodente) Goldinlays werden schon sehr lange hergestellt. Sie sind ideal zur Behandlung von großen Löchern in Seitenzähnen. Gold oxidiert nicht und ist stabil genug, um einen so versorgten Zahn über viele Jahre zu erhalten. Verweildauern von über 20 Jahren sind keine Seltenheit. Da reines Gold zu weich für den Kaudruck ist, wird es mit verschiedenen Zusätzen wie Platin, Silber, Kupfer, Nickel und weiteren Metallen legiert. Befestigt werden Goldinlays mit einem speziellen Zement. Aufgrund der kastenförmigen Form der Inlays muss der Zahnarzt etwas mehr gesundes Zahnmaterial entfernen als bei einer plastischen Füllung. Da Gold ein guter Temperaturleiter ist, ist eine anfängliche Temperaturempfindlichkeit möglich. Goldinlays benötigen eine kastenförmige Form. Daher muss mehr gesundes Zahnmaterial entfernen werden. Zwar sind Goldinlays sowohl für kleine (rechter Zahn) als auch für große Füllungen (linker Zahn) geeignet. Um gesunde Zahnsubstanz zu schonen, sind bei kleinen Füllungen plastische Füllungen (Amalgam, Kunststoff) besser geeignet. Verträglichkeit Goldinlays sind bis auf wenige Allergien gegen Gold biologisch gut verträglich.

16 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 15 Wichtiges auf einen Blick Vorteile für große, kaudruckbelastete Seitenzahnfüllungen geeignet gute biologische Verträglichkeit Durchschnittliche Haltbarkeit Jahre Nachteile nicht zahnfarben im Vergleich zu plastischen Füllungen muss mehr Zahnsubstanz geopfert werden höhere Kosten Wärme-/Kälteübertragung auf Zahn Beteiligung durch gesetzliche Krankenkasse Privatleistung, keine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse (GKV). Handelt es sich um einen behandlungsbedürftigen Zahn, kann Ihre Zahnärztin/Ihr Zahnarzt über die Versichertenkarte die Kosten abrechnen, die für eine plastische Füllung (Amalgam) zu Lasten der GKV berechnungsfähig wären. Die Kosten pro Goldgussfüllung liegen je nach Größe zwischen 250 und 500 Euro. Der Goldpreis richtet sich nach den Tagespreisen für Edelmetall (ca. 25 Euro pro Gramm). Für ein Inlay werden je nach Größe zwischen 1 g und etwa 4 g Goldlegierung benötigt. Bemerkung Sehr selten Allergien auf Bestandteile der Goldlegierung möglich Keramikinlay Höchste ästhetische Ansprüche werden erfüllt. (Foto: Spitta) Viele Patienten wünschen zahnfarbene Füllungen, die vom natürlichen Zahn nicht zu unterscheiden sind. Daher lehnen sie Goldinlays wegen ihrer Farbe ab. Mit Keramikinlays kann dieser Ästhetikanspruch erfüllt werden. Denn diese Inlays sind zahnfarben, lichtdurchlässig und stehen dem natürlichen Zahnmaterial mit seinem opalisierenden Glanz und seiner Lichtreflektion in nichts nach. Außerdem leiten Keramikinlays Temperaturreize nicht weiter und sind auch über Jahre farbbeständig. Zum Einsetzen des Keramikinlays wird ein spezieller Kleber verwendet, der dem Komposit ähnlich ist. Keramikinlays können entweder im zahntechnischen Labor angefertigt oder mit Hilfe der modernen Digitaltechnik direkt in der Zahnarztpraxis hergestellt werden. Keramik erfüllt auch höchste Ästhetikansprüche.

17 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 16 Vorsicht bei Knirschern Damit das Keramikinlay dick genug ist und nicht so leicht zerbricht, muss der Zahnarzt relativ viel gesundes Zahnmaterial wegbohren. Da Keramik härter ist als der natürliche Zahnschmelz, können nicht exakt passende Keramikinlays gegenüberliegende Zähne beschädigen. Aufgrund der Bruchempfindlichkeit sollten Patienten, die unter nächtlichem Zähneknirschen leiden, eventuell auf andere Materialien ausweichen. Verträglichkeit Keramik ist gut verträglich, kann aber in Spuren radioaktive Substanzen enthalten. Eine gewisse Allergiegefahr geht von dem Kleber auf Kunststoffbasis aus, mit dem die Keramikinlays befestigt werden. Wichtiges auf einen Blick Vorteile erfüllt höchste ästhetische Ansprüche gute biologische Verträglichkeit Verwendung im Seitenzahnbereich Nachteile im Vergleich zu plastischen Füllungen muss mehr Zahnsubstanz geopfert werden Keramikbruch möglich hohe Kosten gegenüberliegende natürliche Zähne können aufgrund der Härte des Materials geschädigt werden Durchschnittliche Haltbarkeit Jahre Bemerkung Keramik ist gut verträglich. Allergiegefahr durch Kleber. Beteiligung durch gesetzliche Krankenkasse Privatleistung, keine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse (GKV). Handelt es sich um einen behandlungsbedürftigen Zahn, kann Ihre Zahnärztin/Ihr Zahnarzt über die Versichertenkarte die Kosten abrechnen, die für eine plastische Füllung (Amalgam) zu Lasten der GKV berechnungsfähig wären.

18 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 17 Füllungsmaterialien im Überblick Füllung Amalgam Komposit Glasionomer- Kompomer Goldhämmer- Goldinlay Keramikinlay zement füllung Für welche Zähne geeignet? Backenzähne Front- und Backenzähne Milchzähne, provisorische Füllungen an Front- u. Backenzähnen Front- und Backenzähne Front- und Backenzähne (nicht sichtbarer Bereich) Backenzähne Backenzähne Hält Kaudruck stand ja ja, aber eingeschränkt stark eingeschränkt ja, aber eingeschränkt nein ja Ja Durchschnittliche Haltbarkeit 8 10 Jahre 4 9 Jahre 1 2 Jahre 4 6 Jahre 30 Jahre Jahre Jahre Erhalt von Zahnhartsubstanz mäßig sehr gut gut gut sehr gut mäßig mäßig Allergien möglich möglich möglich möglich extrem selten sehr selten möglich Aussehen/ Ästhetik silbrig/grau zahnfarben zahnfarben zahnfarben goldfarben goldfarben zahnfarben Kosten Leistung der gesetzlichen Krankenkasse ja ja 1 (Frontzähne) nein 2 (Seitenzähne) nein 2 nein 2 nein nein 2 nein 2 Mehrkosten (ca.) -- circa 45 bis 80 Euro bis 400 Euro (je nach Größe) 450 bis 700 Euro (je nach Größe) 1 Im Frontzahnbereich bis einschließlich der Eckzähne werden die Kosten für eine Kompositfüllung in Einschichttechnik übernommen. 2 Rechnung wird aber um Kosten einer vergleichbaren Amalgamfüllung verringert. Patient und Zahnarzt müssen gemeinsam die beste Lösung suchen. Foto: prodente Die Wahl der Füllung hängt immer vom Einzelfall ab Welche Füllung verwendet werden kann, hängt immer vom Einzelfall ab. So müssen bei der Auswahl der Füllungsart die Größe und Lage des Lochs ebenso berücksichtigt werden wie bekannte Allergien, bestimmte Erkrankungen, Schwangerschaft und bereits im Mund vorhandene zahnärztliche Versorgungen. Selbst starkes Zähneknirschen oder Pressen, in der Fachsprache Bruxismus genannt, führt eventuell zu einer Einschränkung der Füllungsauswahl, denn durch das Die Wahl der geeigneten Füllung hängt von vielen Faktoren ab.

19 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 18 Knirschen oder Pressen kann ein Keramikinlay mit der Zeit zerstört werden. Deshalb muss zwischen Patient und Zahnarzt gemeinsam die beste Lösung gesucht werden schließlich ist das auch eine Frage der Ansprüche und, nicht zuletzt, der Kosten. Vorrangiges Ziel jeder Füllungstherapie muss sein, möglichst viel gesunde Zahnsubstanz zu erhalten. Reicht eine direkt im Mund gefertigte Kompositfüllung zur Versorgung aus, dann ist ein Keramikinlay, bei dem mehr Zahnsubstanz geopfert werden muss, unnötig. Mehrkostenvereinbarung für aufwendigere Füllungen. Was die Krankenkasse zahlt Wenn Sie Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse sind, übernimmt Ihre Kasse die Kosten einer medizinisch notwendigen Füllung mit Komposit im Frontzahnbereich und mit Amalgam im Seitenzahnbereich. Eigenkosten entstehen Ihnen nicht. Sollten Sie sich in Absprache mit Ihrem Zahnarzt für aufwendigere Füllungen, zum Beispiel für Kompositfüllungen in Schicht- und Ätztechnik, entschieden haben, schließen Sie mit Ihrem Zahnarzt eine Mehrkostenvereinbarung ab. Darin erklären Sie sich bereit, die Kosten für den bei der Behandlung entstehenden Mehraufwand selbst zu tragen. Beispiel: Eine Zahnfüllung als Vertragsleistung, d. h. aus Amalgam, kostet ca. 40 Euro. Für diese Füllung leisten Sie keine Zuzahlung. Aus ästhetischen Gründen entscheiden Sie sich für eine Versorgung mit einem Inlay aus Keramik, das 500 Euro kostet. Da der Zahnarzt 40 Euro von Ihrer Krankenkasse erhält, müssen Sie die Differenz von 460 Euro selbst bezahlen. Zwei Jahre Gewährleistung auf Füllungen Auf Füllungen haben Sie eine zweijährige Garantie. Mit anderen Worten: Der Zahnarzt muss in diesem Zeitraum herausgefallene, undichte oder gerissene Füllungen kostenlos erneuern. Für Füllungen in Milchzähnen und in Zahnhälsen sowie für Eckaufbauten gilt diese Garantie nicht.

20 Zahnthema_komp_3.qxd :53 Uhr Seite 19 Besser als jede Füllung: Ein gesunder Zahn Auch wenn eine Füllung noch so kunstvoll und perfekt hergestellt wird: Jede Füllung ist nur ein Ersatz für verlorene eigene Zahnsubstanz. Kein noch so gutes Material kann Ihnen diese Zahnsubstanz in allen Eigenschaften ersetzen. Ein behandelter Zahn ist nicht mehr der, der er einmal war. Umso wichtiger ist es, Ihre Zähne gesund zu erhalten, am besten ein Leben lang! Ein durchaus realistisches Ziel. Voraussetzung dafür ist aber eine konsequente und vor allem richtige Zahnpflege. Wenn Sie täglich zweimal die Zähne putzen, sind Sie schon auf dem besten Weg. Doch das allein genügt noch nicht! Der Einsatz von Zahnseide, zahnfreundliche Ernährung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt gehören dazu. Sollte Ihr Kariesrisiko erhöht sein, sind weitere Maßnahmen nötig, zum Beispiel professionelle Zahnreinigungen, Fluoridierungen und die Versiegelung der Fissuren an den großen Backenzähnen. Zugegeben, das alles ist etwas zeitaufwendig, doch Ihre Zähne danken es Ihnen. Sie bleiben gesund und sehen schöner aus. Sie sehen: Vorbeugen ist eben doch besser als Bohren! Jede noch so gute Füllung ist schlechter als der gesunde Zahn. Vorbeugen ist besser als Bohren!.