Fragmente eines Tabus
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- Bertold Hofer
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2 Fragmente eines Tabus
3 Fragmente eines Tabus Ruth Draths, Eve Stockhammer
4 Ruth Draths Eve Stockhammer Fragmente eines Tabus Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen über den sensiblen Umgang mit Betroffenen
5 Dr. med. Ruth Draths Frauenpraxis Buchenhof Praxis für Mädchen und Frauen Buchenstrasse 8, 6210 Sursee Dr. med. Eve Stockhammer Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Kopien und Vervielfältigungen zu Lehr- und Unterrichtszwecken, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Anregungen und Zuschriften bitte an: Hogrefe AG Lektorat Psychiatrie Länggass-Strasse Bern 9 Schweiz Tel: verlag@hogrefe.ch Internet: Lektorat: Susanne Ristea Bearbeitung: Thomas Koch-Albrecht, Münchwald Herstellung und Satz: Daniel Berger Umschlagabbildung: Die Würfel sind gefallen, Eve Stockhammer, Bern Umschlag: Claude Borer, Riehen Text: Ruth Draths, Sursee Bilder (Innenteil): Eve Stockhammer, Bern Fotografie: Natalie Boo, AURA Fotoagentur, Luzern Druck und buchbinderische Verarbeitung: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Printed in Germany 1. Auflage Hogrefe Verlag, Bern (E-Book-ISBN_PDF ) (E-Book-ISBN_EPUB ) ISBN
6 Nutzungsbedingungen: Der Erwerber erhält ein einfaches und nicht übertragbares Nutzungsrecht, das ihn zum privaten Gebrauch des E-Books und all der dazugehörigen Dateien berechtigt. Der Inhalt dieses E-Books darf von dem Kunden vorbehaltlich abweichender zwingender gesetzlicher Regeln weder inhaltlich noch redaktionell verändert werden. Insbesondere darf er Urheberrechtsvermerke, Markenzeichen, digitale Wasserzeichen und andere Rechtsvorbehalte im abgerufenen Inhalt nicht entfernen. Der Nutzer ist nicht berechtigt, das E-Book auch nicht auszugsweise anderen Personen zugänglich zu machen, insbesondere es weiterzuleiten, zu verleihen oder zu vermieten. Das entgeltliche oder unentgeltliche Einstellen des E-Books ins Internet oder in andere Netzwerke, der Weiterverkauf und/oder jede Art der Nutzung zu kommerziellen Zwecken sind nicht zulässig. Das Anfertigen von Vervielfältigungen, das Ausdrucken oder Speichern auf anderen Wiedergabegeräten ist nur für den persönlichen Gebrauch gestattet. Dritten darf dadurch kein Zugang ermöglicht werden. Die Übernahme des gesamten E-Books in eine eigene Print- und/oder Online-Publikation ist nicht gestattet. Die Inhalte des E-Books dürfen nur zu privaten Zwecken und nur auszugsweise kopiert werden. Diese Bestimmungen gelten gegebenenfalls auch für zum E-Book gehörende Audiodateien. Anmerkung: Sofern der Printausgabe eine CD-ROM beigefügt ist, sind die Materialien/Arbeitsblätter, die sich darauf befinden, bereits Bestandteil dieses E-Books.
7 5 Danksagung Es ist ein grosse Freude, dass das Buch Fragmente eines Tabus zustande gekommen ist. Viele Personen waren daran beteiligt, viel Unterstützung habe ich bei der Umsetzung erfahren. Die Idee für das Buch begleitete mich seit vielen Jahren, aber erst im Gespräch mit der Künstlerin Eve Stockhammer nahm die Umsetzung Gestalt an. Es entstand ein intensiver Austausch zwischen Geschichten und Bildern, der mich sehr berührte, dafür bedanke ich mich herzlich. Die Zusammenarbeit in der Kinderschutzgruppe war bereichernd und hilfreich, ich bedanke mich bei den Mitarbeitern für die Möglichkeit, all die traurigen und belastenden Geschichten mitzuteilen. Francesca Navratil, meine Lehrerin und Vorbild in der Kindergynäkologie, half uns mit präziser und konstruktiver Kritik. Was für eine Bereicherung, mit ihr zu diskutieren. Danke, Francesca, für dein Engagement und deine Hilfsbereitschaft. Ein weiterer Dank gilt der Staatsanwaltschaft für die Durchsicht des Manuskrips sowie der Lektorin für die sorgfältige Korrektur. Die wunderbaren Bilder der Künstlerin wurden von der Fotografin Natalie Boo, AURA, für die digitaler Reproduktion mit grosser Sorgfalt fotografiert. Der grösste Dank geht aber an meine Familie, vor allem an meinen Mann, der mich immer ermutigt und begleitet hat. Ermöglicht wird das Projekt durch den Verein firstlove sowie mehrere Sponsoren, die im Anhang genannt werden. Ich bedanke mich für das Vertrauen und das Interesse an dem schwierigen Thema Kinderschutz. Nur dank ihrer Unterstützung konnte das Buch Fragmente eines Tabus verwirklicht werden.
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9 7 Geleitwort Sexuelle Gewalt im Kindes- und Jugendalter ist leider häufig. Sie umfasst alle Erfahrungen mit oder ohne Körperkontakt bei denen Kinder oder Jugendliche sexuelle Handlungen erdulden müssen, denen sie aufgrund ihrer emotionalen oder kognitiven Entwicklung nicht zustimmen können. Die Täter können männliche und weibliche Erwachsene und Jugendliche sein, die aus dem Familien-, Freundesund Bekanntenkreis stammen, oder Fremdtäter aller Ethnien und sozialen Schichten. Ihre Opfer sind weibliche und männliche Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Eine besondere Risikogruppe stellen Kinder und Jugendliche mit körperlicher oder geistiger Behinderung dar. In den 1960er- und 1970er-Jahren wurden Ärztinnen und Ärzte noch selten mit dem Problem der sexuellen Gewalt an Kindern und Jugendlichen konfrontiert die Betroffenen wurden meist als Einzelfälle wahrgenommen. In dieser Zeit stieß auch ich im Rahmen meiner Ausbildung zur Kinderärztin in den Vereinigten Staaten und in Zürich erstmals auf das Thema. Da damals eine Sensibilisierung für das Problem, das nötige diagnostische Wissen sowie eine spezifische Handhabung fehlten, wurden viele betroffene Kinderopfer nicht erkannt, andere dagegen fälschlicherweise als sichere Fälle von sexuellem Missbrauch diagnostiziert. Eine Beratung und Betreuung der Opfer und ihrer Bezugspersonen durch fachlich kompetente Stellen existierte praktisch nirgends. Anfangs der 1960er-Jahre erkannte der nach Amerika emigrierte Pädiater Henry Kempe die Häufigkeit des sexuellen Missbrauchs und etablierte erste diagnostische und therapeutische Richtlinien. Gemeinsam mit seiner Frau Ruth wurde er führender Experte in Fragen der Kindesmisshandlung und gründete 1972 The National Center for
10 8 Geleitwort the Prevention and Treatment of Child Abuse and Neglect, heute als Kempe Children s Center bekannt. Bereits bestehende Kinderschutzgruppen, die sich auf die Thematik körperliche Misshandlung spezialiert hatten, griffen nach und nach das Thema des sexuellen Missbrauchs auf. In vielen Ländern entstanden nun spezialisierte interdisziplinäre Beratungsstellen. Durch die vermehrte Sensibilisierung von Fachpersonen und der Allgemeinheit auf das Problem des sexuellen Missbrauchs nahm die Zahl der Verdachtsfälle rasch zu, die Diagnostik wurde verbessert, das therapeutische Angebot ausgebaut. Zeitgleich wurden seit den ausgehenden 1980er-Jahren wichtige Fachbücher sowie persönliche Betroffenenberichte veröffentlicht. Als ich zu Beginn der 1980er-Jahre die Sprechstunde für Kinderund Jugendgynäkologie am Kinderspital Zürich leitete, erlangte das Thema Kindesmissbrauch immer größere Bedeutung. Es tauchte in der ärztlichen Fortbildung auf und wurde von der Forschung aufgegriffen. Studien über Genitalbefunde an nicht missbrauchten Kindern lehrten uns, die Mannigfaltigkeit der Normalbefunde, der Normvarianten sowie der Pathologien durch andere Ursachen zu erkennen und mahnten zur Vorsicht in der Interpretation von Befunden. Vieles, was früher als beweisend für einen sexuellen Missbrauch galt, wurde nun als Normvariante erkannt. Damit änderte sich auch die Bedeutung der körperlichen Untersuchung. Allerdings wissen wir heute auch, dass sie in den meisten Fällen von erfolgtem sexuellem Missbrauch keinen endgültigen Beweis erbringen kann und dass sie nur einen kleinen Teil der notwendigen multidisziplinären Maßnahmen darstellt. Denn sexuelle Gewalt zerstört nachhaltig die körperliche Integrität, sie ist ein Angriff auf das Innerste, das Intimste des Opfers. Hier kann eine feinfühlig durchgeführte Untersuchung ein wichtiger Meilenstein im therapeutischen Verarbeitungsprozess sein. Diese therapeutisch ausgerichtete Untersuchung darf auf keinen Fall traumatisierend sein und darf nur mit der Einwilligung des Opfers stattfinden. Dann kann sie sich heilend auf das Gefühl der Zerrissenheit auswirken, die Wiederherstellung der körperlichen Normalität und Integrität unterstützen und dem Opfer die Entscheidungsgewalt über den eigenen Körper zurückgeben.
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