EMV mit Simulation beherrschen
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- Martin Geiger
- vor 5 Jahren
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1 Application Note Version 1.0
2 Inhalt Application Note 2
3 Zur Erhöhung der Effizienz oder der Reduktion der Baugröße von Schaltreglern werden immer höhere Schaltfrequenzen mit steileren Schaltflanken angestrebt. Dies stellt hohe Anforderungen an die Entstör-Maßnahmen bzw. Vermeidung von Störabstrahlung. Die Erfüllung der EMV- Normen führt in Projekten häufig zu Verzögerung und Verteuerung. Um derartige Probleme zu vermeiden, ist eine Simulation hilfreich. Mit einer Simulation wird Ursache und Wirkung einer Störung besser verstanden und nachvollzogen. Genauso gut lässt sich die Auswirkung einer Gegenmaßnahme ohne Lötarbeit testen. Herausforderungen im Bereich EMV sind mit PSpice sehr effektiv lösbar. Schaltungsbeispiel mit zu hoher Störabstrahlung Anhand eines exemplarischen Beispiels sollen die Möglichkeiten aufgezeigt werden, die PSpice bei einem solchen Vorgehen bietet. Die Schaltung in Abbildung 1 besteht aus einem vereinfachten Schaltnetzteil, mit einem für eine solche Applikation gängigen MOSFET, welches in diesem Beispiel mit konstanter Schaltfrequenz angesteuert wird. Abbildung 1: Vereinfachter Schaltregler mit Störauskopplung Die kapazitive Auskopplung der Störung über das Kühlblech des MOSFET wird hier mit C_HeatCap1 in der Simulation berücksichtigt. Die relevanten Leitungen sind mit Impedanzen belegt. Diese Impedanzen haben einen signifikanten Einfluss auf die Entstehung und Ausbreitung der Störung, was darauf hindeutet, dass der Anordnung der Bauteile und Leiterbahnen in der Umsetzung einer elektronischen Schaltung auf dem PCB eine große Bedeutung zukommt. Die Störung wird über die Ersatzschaltung des LISN (Line Impedance Stabilisation Network) ausgekoppelt und ausgewertet. Um eine dem Messempfänger nahekommende Auswertung des am LISN ausgekoppelten Signals zu erhalten wird die FFT- Umrechnung kombiniert mit einer logarithmischen Anzeige in Dezibel (Abbildung 2). Application Note 3
4 Abbildung 2: Störpegel dBuV mit FFT umgerechnet und Limits zugefügt In allen Abbildungen des Störsignals (Abbildung 2, Abbildung 4, Abbildung 6, Abbildung 7, Abbildung 8, Abbildung 9 und Abbildung 11) wurden die Limits für den Quasi Peak und Average nach EN55011 Klasse B eingezeichnet. Die FFT-Auswertung entspricht in etwa der Peak-Messung. So wird schnell ersichtlich, wie sich die Störungen darstellen. Soll die Simulation der Realität nahe kommen, ist es wichtig, realitätsnahe Modelle zu verwenden. Je genauer und besser die Modelle, umso genauer das Resultat der Simulation. Aufgrund einer Messung oder aus dem Datenblatt können die Kenngrößen entnommen und die Parameter im GUI (Abbildung 3) der Modelling Application eingegeben werden. Für eine Vielzahl von Bauteilen ist eine Modelling Application verfügbar. Abbildung 3: GUI der Modelling App für einen Kondensator Application Note 4
5 Entstör-Maßnahme 1 Die schnellen Schaltflanken des MOSFET rufen die symmetrischen Störungen hervor. Mit einem Kondensator (C8, Abbildung 5), der über einen kleinen ESR verfügt, der parallel zum Stützkondensator geschaltet wird, kann ein Teil der symmetrischen Störungen (Differential Mode) reduziert werden (Abbildung 4). Abbildung 4: Störpegel 0-100dBuV mit zusätzlichem 820nF Stützkondensator Die kapazitive Kopplung des MOSFET-Kühlblechs zur Umgebung oder dem leitenden Gehäuse führt zu asymmetrischen Störungen (Common Mode). Entstör-Maßnahme 2 Mit einem geeigneten Netzfilter (Abbildung 5) lassen sich die Störungen weiter reduzieren. Die dazugehörende Simulation der Störaussendung ist in Abbildung 6 ersichtlich. V1 325Vdc LISN C1 10u C2 10u L1 50uH 0 L2 50uH 1E6 L_mess umrechnung für uv L_kop C3 100n L Netzfilter L6 820uH Gleichrichter D1 D2 R1 50 C14 C13 C5 R3 47u 100n 1m 33n C8 820n R2 50 D3 C4 100n N L7 820uH D4 R_Kupferleitung1 10m Schaltregler (Störquelle) M1 M2N6768 Z_Leitung1 L3 100nH 100uH Z_Leitung2 17nH D5 MUR460 Last C7 100u R4 100 N_kop PE C17 2.2n C18 2.2n C_HeatCap1 recalculation relative to uv N_mess 1E6 1p Abbildung 5: Schaltregler mit Netzfilter Application Note 5
6 Abbildung 6: Störpegel 0-100dBuV mit Netzfilter Toleranzen der Filterbauteile berücksichtigen Um bereits vor dem Serienstart und der (vermeintlich) finalen Messung im EMV-Labor Kenntnisse über den Einfluss der Toleranzen der Filterbauteile zu haben, eignet sich die Monte Carlo Funktion von PSpice. In Abbildung 7 ist zu erkennen, dass aufgrund der Toleranzen der Filterbauteil (hier 20 %, was für Filterbauteile häufig zutrifft) die Peak-Werte das Quasi Peak Limit kritisch überschreiten. Abbildung 7: Störpegel 0-100dBuV mit Netzfilter mit Bauteil-Toleranzen Application Note 6
7 Mehrere Arbeitspunkte in einer Simulation berücksichtigen Um bei unterschiedlichen Schaltfrequenzen die Wirksamkeit des Filters zu ermitteln bietet sich ein Parametric Sweep an. Abbildung 8 zeigt das Resultat eines Parametric Sweeps und die Grenzwertüberschreitungen zwischen 150kHz und 350kHz. Abbildung 8: Störpegel 0-100dBuV Parametric Sweep der Schaltfrequenz Um sowohl den Einfluss der Toleranzen als auch die verschiedenen Arbeitspunkte des Schaltreglers zu berücksichtigen, lassen sich Monte Carlo und Parametric Sweep in einer Simulation kombinieren. Das Resultat dieser Simulation ist in Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.abbildung 9 ersichtlich. Abbildung 9: Störpegel 0-100dBuV Monte Carlo und Parametric Sweep Application Note 7
8 Realitätsnahe Simulation Befindet sich der Schaltregler in der Nähe des Entstörfilters oder besteht ein anderweitiger Koppelmechanismus, können Störungen mit höheren Frequenzen leitungsgebunden abgegeben werden. Auch das beste Filter kann Störungen nicht beheben, wenn die Störungen das Filter quasi umgehen, wie in Abbildung 11 zu sehen. Solche Koppelpfade zu erkennen und zu vermeiden bedarf einiger Erfahrung und Verständnis der Materie. Mit Hilfe von PSpice (Abbildung 10) lässt sich aufzeigen und nachvollziehen, in welchem Bereich diese Kopplung entsteht. C22 V1 325Vdc LISN C1 10u C2 10u L1 50uH L2 0 1E6 L_mess umrechnung für uv L_kop C3 100n R1 50 R3 1m R2 50 C4 100n L K K1 COUPLING = 0.61 K_Linear L1 = L8 L2 = L9 Netzfilter L8 30nH L6 820uH C14 100n L7 0.02p C13 33n Gleichrichter D1 D2 C8 D3 D4 C5 47u 820n R_Kupferleitung1 10m Schaltregler (Störquelle) M1 M2N6768 L9 17nH Z_Leitung1 100nH C24 1.4n L3 100uH Z_Leitung2 17nH D5 MUR460 Last C7 100u R uH 820uH N_kop PE C17 2.2n C18 2.2n C_HeatCap1 recalculation relative to uv 1p 1E6 N_mess C p Abbildung 10: Schema mit Ersatzschaltung für unerwünschte Auskopplung der Störung Abbildung 11: Störungen wie sie in der Praxis häufig anzutreffen sind Application Note 8
9 Anmerkungen Die gegenseitige Beeinflussung der Filterbauteile, die durch ihre Anordnung auf dem PCB hervorgerufen werden, können mit entsprechendem Aufwand moduliert werden. Dieser Umstand wurde in der vorliegenden Betrachtung vernachlässigt. Aufgrund der mathematischen Grundlagen entspricht die FFT-Analyse der Peak-Messung in qualitativem Sinne. Es können aber durchaus geringfügige Abweichungen zu einer realen Messung auftreten. Fazit Je früher im Entwicklungsprozess Probleme erkannt und gelöst werden, desto geringer sind Zeitaufwand, Verzögerung und Kosten. Unzählige Überarbeitungen und die Kosten für diverse Prototypen entfallen, wenn in der vorhergehenden oder begleitenden Simulation die Probleme erkannt und behoben werden. Mit PSpice wird der Störquelle und deren Kopplungsweg auf den Grund gegangen. Die Wirkung und die Zusammenhänge werden verständlich und nachvollziehbar. Im Weiteren wird die Entstör-Maßnahme auf Ihre Wirksamkeit hin überprüft. Somit hat der Elektronik-Entwickler auch die Möglichkeit seine Erfahrung zu fundieren und in künftige Entwicklungen oder Re-Designs einfließen zu lassen. PSpice ist die ideale Ergänzung zur Messung im EMV-Labor, da langwierige Messungen und Tests im Labor reduziert werden. Literaturnachweis [1] Tobias Hofer; Würth Seminar Fachbeitrag November 2014; HSi-Elektronik AG, [2] Harald Barth; 3_3_BARTH_Schaffner_Was_muss_ich_wissen; Schaffner, 2013 Application Note 9
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