Da jetzt schon 2 Artikel (Juan Artigas Azas, Mtbl. 43(1).2019 und Elton Roberts,

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1 Taxonomie und Nomenklatur Coryphantha brevimamma (Synonym vogtherriana) Coryphantha georgii, ein Double? von Dr. Erich Schrempf, Göppingen/Deutschland Alle Fotos, wenn nicht anders vermerkt, vom Autor English summary by Roger Preen: E. Schrempf refers to two articles in the Mtbl. AƒM this year concerning Coryphantha brevimamma. Both authors wrote about C. vogtherriana as having been found near Monte Caldera close to San Luis Potosí. E. Schrempf had already several years ago (Mtbl. 39(2).2015) stated that C. vogtherriana is a synonym of the uncommon C. brevimamma described by Pfeiffer in The species now recently written about is however not C. vogtherriana/brevimamma, but, based in particular on a comparison of the phyllotactic spirals of the adult plants, is C. georgii. He feels that one should always be careful when identifying cacti whenever there are any differences to the original description. Da jetzt schon 2 Artikel (Juan Artigas Azas, Mtbl. 43(1).2019 und Elton Roberts, Mtbl. 43(3).2019) über eine falsch identifizierte C. brevimamma im AƒM-Heft erschienen sind, möchte ich hier nun diese Art nochmals vorstellen und sie zu ihrem vermeintlichen Double abgrenzen. Ich hatte ja schon im AƒM - Heft 2/2015 geschrieben, dass C. vogtherriana nur ein Synonym der 1837 von Pfeiffer beschriebenen Mammillaria brevimamma (heute natürlich Coryphantha) ist! Offensichtlich wird unsere Zeitschrift nicht überall gelesen und so kursiert in der Literatur weiterhin der nicht gültige Namen C. vogtherriana. Im Heft Mammillaria 1/2019 wird nun unter diesem Namen von Juan Artigas Azas ein neuer umfangreicher Standort als Sensation beschrieben und auf Grund der vielen vorgefundenen Pflanzen rechtfertigt er nachträglich auch die Reduzierung Abb. 1: C. brevimamma, Monte Caldera. Foto: Mario Rudolph Abb. 2: C. brevimamma, Monte Caldera. Foto: Mario Rudolph 244 Mtbl. AƒM 43(4)2019 Mtbl. AƒM 43(4)

2 Abb. 3: C. brevimamma, Blüte Abb. 4: C. brevimamma, Dornennahaufnahme der Gefährdung dieser Art von Critically Endangered (kritisch bedroht) auf Least Concern (geringste Sorge): also alles Halleluja, oder? Aber der Reihe nach: W. A. Fitz-Maurice hatte Anfang der 90iger Jahre bei der Ortschaft Monte Caldera, die ca. 20 km nordöstlich von San Luis Potosí liegt, eine Pflanze entdeckt, die er als die verschollene Coryphantha vogtherriana identifizierte. Diese Deutung wurde ihm von den Kakteengrößen C. Glass und A. Zimmerman bestätigt, und da nur wenige Pflanzen gefunden worden waren, wurde die Art als kritisch bedroht eingestuft. Nachdem er selbst und auch andere Kaktologen aus San Luis Potosí einige Zeit später weitere Pflanzen in der weitläufigen Region um Monte Caldera gefunden hatten, veranlasste er eine Änderung der Gefährdungseinstufung dieser Art. Wohl weil sich ihre Verbreitung über eine große Fläche hinzog, schloss er, dass diese Art nicht direkt bedroht sei, obwohl insgesamt nur wenige Pflanzen gefunden worden waren. Nach der Erstbeschreibung sollte diese Art ja in der Nähe der Stadt San Luis Potosí vorkommen, aber offensichtlich hatte dort niemand richtig nachgeforscht. Nach den Angaben von Walter wächst C. vogtherriana in der Umgebung von Monte Caldera in hügeligem Gelände auf Wiesen, die sehr starker Erosion ausgesetzt sind. Zusätzlich wurden die Pflanzen wohl auf Grund von Überweidung (bei meiner Suche in dieser Region habe ich allerdings weder die Coryphantha noch viele Weidetiere angetroffen!) heftig zusammengetrampelt, oder die Einheimischen haben eventuell die Weideflächen von solchen ungeliebten Bewohnern gesäubert, oder...? Tatsache ist einfach, dass diese Pflanzen in der Natur sehr selten sind, weshalb auch immer. Und als jetzt auch noch ein großer Standort in der Sierra de Alvarez von Juan Artigas Azas entdeckt wurde, scheint ja dann alles in Ordnung zu sein, oder? Abb. 5: C. brevimamma ohne Warzenfurchen, mit Drüsen Ist es aber nicht, denn es handelt es sich bei diesem neuen Standort NICHT um C. vogtherriana/brevimamma, sondern nur um C. georgii, deren Vorkommen in dieser Sierra ja schon in der Erstbeschreibung erwähnt worden war! Wie kommt W. A. Fitz- Maurice dazu, diesen Fund zu bestätigen und diese Pflanzen falsch zuzuordnen, hatte er doch einst seinen Erstfund bei Monte Caldera richtig identifiziert? Sind sich diese Arten in der Natur so ähnlich, dass sich selbst so erfahrene Kakteenkenner irren können? Dass sich der Kakteensammler E. Roberts irrt, ist fast menschlich! Er hatte diese Pflanzen unter dem falschen Namen erworben und nachträglich interpretiert er nun die Abweichungen zur Erstbeschreibung damit, dass er ja die Pflanzen im Gewächshaus kultiviert, und diese sich deshalb anders entwickeln als in den natürlichen Habitaten. Dass Gewächshauspflanzen größer werden als in der Wüste ist verständlich, da sie sicherlich mehr Wasser erhalten und sie müssen sich um die Nährstoffe auch nicht mit anderen Pflanzen streiten. Aber weshalb sie so viele zusätzliche Dornen als Sonnenschutz hervorbringen sollen, ist schwer verständlich. Und weshalb weder er noch Juan Artigas Azas sich an der Erstbeschreibung orientieren, verstehe ich nicht, zumal E. Roberts diese auch noch in seinen Artikel einbezieht! Eine Pflanze, die als (sehr) flach mit nur wenigen Dornen (weniger als 7 in jeder Beschreibung!) beschrieben wurde, und die aufgrund des 246 Mtbl. AƒM 43(4)2019 Mtbl. AƒM 43(4)

3 Berührungszeilenverhältnisses von 5:8 und einem Durchmesser von fast 10 cm relativ breite Warzen haben muss(!), müsste man doch identifizieren können, oder? Die Hauptunterschiede hier zusammengestellt: C. brevimamma/vogtherriana C. georgii im Alter gruppenbildend flache Körper breite kurze Warzen blaugraugrün Erstbeschreibung: 6 Randdornen immer (wenigstens zumeist?) einzeln flachkugelig-breitkeulig-zylindrisch Warzen kegelförmig mittleres/dunkles Grün Erstbeschreibung: 8-9 Randdornen in meiner Sammlung 5-9 in meiner Sammlung 7-12 Berührungszeilen: 5 : 8 Berührungszeilen: 8 : 13 Abb. 6: C. brevimamma, Berührungszeilen 5 : 8 Wenn man sich diese Tabelle mit den Hauptunterschieden anschaut, kann man sich eigentlich nur bei jungen Pflanzen irren, bei denen die Merkmale noch nicht sehr ausgeprägt sind, oder? Es gibt aber auch eine besonders auffallende Gemeinsamkeit, die in der Literatur aber nur bei C. brevimamma erwähnt wird: beide sind ohne Furche auf der Warze blühfähig! Dieses Merkmal wird zwar bei Dich & Lüthy in ihrer Definition für die Sektion Ottonis (C. brevimamma und C. georgii gehören zu dieser Sektion) beschrieben (Ortegocactusareolentyp!), aber in der Pflanzenbeschreibung der C. georgii leider nicht mehr erwähnt. Beide haben je nach Lust und Laune Furchen oder (zumeist) nicht, und beide sind mit oder ohne Furchen recht blühwillig! Abb. 7: C. georgii, Berührungszeilen 8 : 13 Abb. 8: C. brevimamma ohne Warzenfurchen 248 Mtbl. AƒM 43(4)2019 Mtbl. AƒM 43(4)

4 Abb. 9: C. georgii, Bedornung Abb. 12: C. georgii in Blüte Abb. 10: C. georgii, Bedornung Abb. 13: C. georgii, Monte Caldera Foto: Mario Rudolph Abb. 11: C. georgii fast ohne Furchen Abb.14: C. georgii 250 Mtbl. AƒM 43(4)2019 Mtbl. AƒM 43(4)

5 In memoriam Gordon Douglas Rowley ein außergewöhnlicher Mensch ist von uns gegangen. von Othmar Appenzeller, Homburg-Saar/Deutschland Erst kurz vor Redaktionsschluss erhielt ich die traurige Nachricht, dass Gordon D. Rowley im begnadeten Alter von 98 Jahren (* 31. Juli 1921 in London, 12. August 2019 in Reading) verstorben ist. Abb. 15: C. georgii in Blüte Ist dieses Merkmal der Auslöser/Grund für die Fehlinterpretationen, dass deshalb z. B. die unterschiedlichen Berührungszeilen nicht mehr beachtet werden? Oder wissen viele Kakteenfreunde nicht, was diese bedeuten und wie man sie erfasst? So hat z. B. bei einem Vortrag ein Kaktologe die Meinung vertreten, dass der Bestimmungsschlüssel im Coryphanthen-Buch nicht optimal sei, da es ja bei dem Merkmal Berührungszeilen z. B. bei 5:8 und 8:13 Überschneidungen(!) gibt, und man deshalb diese Pflanzen nicht trennen könne! Das Gegenteil ist der Fall: dieses Merkmal ist eine ausgezeichnete Bestimmungshilfe, da es bei ausgewachsenen Pflanzen (fast) immer konstant bleibt! Eine kleine Einschränkung gibt es, wenn z. B. eine kleine Pflanze beim Wachstum ihre Berührungszeilen ändert. Während der Übergangsphase ist so lange kein definiertes Verhältnis zu erkennen, bis die Pflanze ihre Scheitelregion neu geordnet hat. Ich kann den Kakteenfreunden nur empfehlen, dass man sich auch an den Erstbeschreibungen orientieren sollte, und wenn es dabei zu mehreren kleinen, oder auch zu einzelnen größeren Ab-weichungen zwischen den Pflanzen und der Beschreibung kommt, sollte man sich die Zu-ordnung nochmals überlegen! 252 Mtbl. AƒM 43(4)2019 Dr. Erich Schrempf Rechbergstr. 15 D Göppingen Die Sukkulentenwelt hat einen großen Experten verloren, der über viele Jahrzehnte dieses Fachgebiet mit seinem enormen Wissen geprägt hat. Seine daraus resultierenden, unzähligen Publikationen ich möchte hier nicht einmal ansatzweise versuchen, aufzulisten. Ein diesbezügliches Verzeichnis mit den wichtigsten Veröffentlichungen hat Roy Mottram (2008:190ff) zusammengestellt. Allein diese Liste kann einen schwindelig machen. Kein anderes Bild ergibt sich, wenn man sich auf die Suche begibt, in welchen Funktionen er in den verschiedensten Vereinen oder Gremien über Jahre hinweg und oftmals parallel zueinander mit großem Erfolg tätig war. Auch hierüber findet man bei Roy Mottram (2008:186) eine Menge an Daten und Fakten. Ich persönlich hatte seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts intensiven brieflichen, man muss heute wohl sagen postalischen Kontakt zu ihm, und wenn immer er helfen konnte, bekam ich Fotokopien von schwer zugänglicher Literatur zugeschickt, manchmal sogar unaufgefordert, sozusagen als Überraschung. Dann mit einem Begleitschreiben, dass mich die kopierten Seiten doch als Mammillarien-Freak sicher interessieren würden und stets mit dem obligatorischen Stempel seiner Bibliothek: Die ganze Welt wusste wohl von seiner riesigen Bibliothek und so erhielt er Unmengen an Anfragen. Aber er war sich nie zu schade, auf diese zu antworten und er fügte dabei oft einige Zeilen als Zusatz bei, mit oftmals sehr hintergründigem Humor. So war es für mich eine große Ehre, ihm im Mtbl. AƒM 35(4): zu seinem 90. Geburtstag gratulieren zu dürfen. Wenn Sie dort Mtbl. AƒM 43(4)