Nur eine Kerze, nicht mehr und nicht weniger, nur ein kleiner Anfang.

Transkript

1 Liebe Leserin, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich kann es kaum erwarten, dass es wieder losgeht. Auch in diesem Jahr freue ich mich auf den Advent. Ich freue mich auf das Plätzchenbacken, das Geschenkekaufen, das Dekorieren und Gestalten. Der Advent ist einfach eine zauberhafte Zeit. Dennoch oder gerade deshalb will ich nicht einfach blind losrennen, sondern es auch in diesem Jahr wieder wagen, den Advent nicht nur als eine Zeit für andere, sondern als eine Zeit für mich zu entdecken. Deshalb lade ich Sie ein, Momente der Ruhe zuzulassen und sich selbst ATEMPAUSEN zu gönnen. Denn: Glücklich ist die Frau, die sich vom Advent einladen lässt, die in ganz alltäglichen adventlichen und weihnachtlichen Gegenständen Wegbegleiter findet, der die Kerze, das Plätzchen und der Engel auf einmal etwas zu sagen haben, die im Geschenk, im Stern und in der Krippe Wegweiser auf ihrem Weg nach Betlehem entdeckt. Vielleicht haben Sie Lust und machen sich gemeinsam mit mir auf den Weg Judith Dimke-Schrader 1. DEZEMBER 1. ADVENTSSONNTAG Wie so oft zünde ich eine Kerze an: wenn ich die Arbeit eines Tages hinter mir lasse, wenn mein Kind in der Schule eine schwere Klassenarbeit schreiben muss, wenn ich es für Gäste gemütlich mache, wenn wir den Geburtstag eines Familienmitglieds feiern. Wie so oft zünde ich eine Kerze an Doch diese erste Kerze zu Beginn der Adventszeit ist etwas ganz Besonderes., nicht mehr und nicht weniger, nur ein kleiner Anfang. und dennoch darauf hoffen, dass es hell wird, dass es hell bleibt. und doch schon so viel mehr: Hoffnung und Sehnsucht, Ruhe und Gemütlichkeit., die mich herausruft zur Nacht der tausend Lichter am Ende dieser Zeit.

2 2. DEZEMBER für ein Streichholz trotzdem werde ich die Kerze entzünden. für einen kurzen Augenblick trotzdem werde ich ihn genießen. für eine flüchtige Umarmung trotzdem ist sie ein Zeichen meiner Zuneigung. Mit dem was heute geht zufrieden sein. Heute: Mit dem, was gerade geht, zufrieden sein

3 3. DEZEMBER Könnte ich es zulassen nur eine Kerze und das Dunkel würde sich verklären. und ich würde statt der Defizite die ersten Schritte der Selbstständigkeit entdecken. und ich würde statt der Lautstärke die Schönheit des kindlichen Gesanges wahrnehmen. und ich würde nicht nur das schmutzige Geschirr sehen, sondern die gemeinsame Mahlzeit genießen. Wenn ich ehrlich bin, braucht es nicht mehr. Eine Kerze reicht und auf einmal sehe ich meine Welt in einem anderen Licht. Mein Leben bei Kerzenschein betrachten Heute: Mein Leben bei Kerzenschein betrachten

4 4. DEZEMBER Auch nur ein flüchtiger Blick lässt ihre Augen leuchten. Sie kann sich an der Schönheit ihres Lebens erfreuen. Sie muss mit ihren Sorgen nicht im Dunklen bleiben. Sie kann getrost nach vorne schauen, weil der Weg für den nächsten Schritt sichtbar wird. Mein Leben bei Kerzenschein betrachten

5 5. DEZEMBER PLÄTZCHENZEIT Zur Adventszeit gehört das Plätzchenbacken einfach dazu. Da gibt es bei uns keine Diskussion, auch wenn meine Kinder mit zunehmendem Alter so manche liebgewonnene Familien tradition aus ihrer Perspektive sicherlich auch berechtigt abstreifen. Aber beim Plätzchenbacken sind alle mit dabei. Und auch, wenn wir am Ende meistens doch bei den alten Rezepten landen, beginnt das Backen trotzdem immer wieder mit dem Durchstöbern von Backbüchern und der geschmacklichen Fantasiereise durch neue Kreationen. tausendfach gebacken, tausendfach verziert, immer wieder das gleiche Rezept. in dem doch so viel Nähe, so viel Freude stecken. Nur ein Plätzchen und dennoch ist es stark genug, um mich herauszureißen, um mich anzuhalten. nur einen Moment, Leben pur, Genuss und Geschmack.