9. RM-RALLYE: KROATIEN MONTENEGRO BOSNIEN-HERZEGOWINA

Transkript

1 Willkommen in Kroatien: Rast im idyllischen Hafen von Šibenik. Die neunte Auflage der REISE MOTORRAD Rallye durch Kroatien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina war die anspruchsvollste seit ihrer Premiere im Jahre Schwüle Hitze, Wolkenbrüche und hoher Schnee, aber auch unbeleuchtete Tunnel, 16 REISE MOTORRAD 2008/4

2 volles programm Schotter, Schlaglöcher, Verkehrschaos, Kühe und Schafe auf der Fahrbahn sowie elend lange Etappen mussten die 50 Teilnehmer meistern. Zwischen und Kilometer hatten die sechs Gruppen am Ziel in Selce auf dem Tacho. Von Lixi Laufer. REISE MOTORRAD 2008/4 17

3 Fotos: Ulf Böhringer, Markus Hummel, Lixi Laufer, Ljubiša Mihajlovič, Michael Pietsch 18 REISE MOTORRAD 2008/4

4 Die erste Tagesetappe ist geschafft: In Omiš fließt die Cetina zwischen zwei gewaltigen Gebirgsstöcken ins Meer; es war einst ein berüchtigtes Piratennest. REISE MOTORRAD 2008/4 19

5 Jadranska Magistrala für uns ist sie die schönste Küstenstraße Europas. Auf der Reise über Dubrovnik nach Montenegro bietet sie fantastische Ausblicke auf gebirgige Landschaften und die Adria (oben). Hans-Peter Rudolph (links) und Dieter Grotjohann von der Firma Gore beim Test (links). Ljubas Gruppe im Zentrum von Dubrovnik (links) und die Markus- Gruppe am Ortseingang der berühmten kroatischen Hafenstadt (unten). D ie Grenze zwischen Montenegro und Albanien verläuft quer durch den Skadarsee, die Gebirgszüge am Horizont gehören bereits zu Albanien. Wir stehen am montenegrinischen Ufer und genießen den Ausblick über das blaugrün leuchtende Wasser, in dem sich die schwarzen Berge widerspiegeln. Der größte See des Balkans liegt nur sechs Meter über dem Meeresspiegel und gilt als wahres Vogelund Fischparadies. Auch Pelikane und Reiher leben hier und bauen ihre Nester auf den mehr als 50 kleinen Inseln des 540 qkm großen Gewässers, das sieben Mal so groß wie der Chiemsee ist. Ulfs Gruppe sitzt bereits beim Capuccino in dem auf Touristen eingestellten Ausflugslokal, wir gesellen uns dazu, während unser Kameramann Michael einen mit lautem Getöse vorbeifahrenden Zug filmt. Wir fühlen uns ziemlich gut bei dem Gedanken, schon soweit in den Balkan vorgedrungen zu sein. Erst vor zwei Tagen sind die Teilnehmer der 9. REISE MOTORRAD Rallye in sechs Gruppen in dem idyllischen Küstenstädtchen Crikvenica gestartet. Doch der Kurvenwalzer entlang der fantastischen Küstenstraße Jadranska Magistrala Richtung Süden begann bedächtig, denn heftiger Regen sorgte für teils spiegelglatte Fahrbahn. Ab Zadar ließ sich endlich die Sonne blicken. Meine Gruppe hatte sich bereit erklärt, bei den Dreharbeiten für einen Film über die Rallye mit zu machen. Kameramann Michael fährt bei Giovanni mit im Mercedes Sprinter, dem Begleitfahrzeug für alle Fälle. Aber auch vom Soziussitz von Peters BMW R 1200 GS wird gedreht und mit einer befestigten Onboard- Kamera. Im Hafen von Šibenik, das an der Mündung der Krka in die Adria liegt, machten wir die erste größere Pause. Der Tintenfischsalat schmeckte köstlich und wir konnten die ersten sonnigen Bilder schießen. Tagesziel war Omiš, das dicht gedrängt zwischen kahlen Felswänden liegt. Hier bahnt sich der Fluss Cetina durch einen gewaltigen Canyon seinen Weg ins Meer. A m nächsten Morgen trennten sich die Gruppen in Ploče. Die einen blieben auf der Küstenstraße, die anderen setzten mit der Fähre auf die Halbinsel Pelješac über, um parallel zur Jadranska Magistrala weiter Richtung Süden zu fahren. In Ston, wo eine imposante, fünf Kilometer lange Festungsmauer mit 40 Türmen daran erinnert, dass Pelješac von 1333 bis 1808 zur Republik Dubrovnik gehörte, gibt es die frischesten Austern und Muscheln Kroatiens. Sie werden in den riesigen Austernbänken gezüchtet, die man vom Restaurant aus sehen kann. Hinter Dubrovnik erreichten wir die Grenze zu Montenegro. Fast eine Stunde 20 REISE MOTORRAD 2008/4

6 Blick nach Albanien: Der Skadarsee ist sieben Mal größer als der Chiemsee und der größte im Balkan. Die Grenze zwischen Montenegro und Albanien verläuft quer durch das fischreiche Gewässer. Der Ausblick wird den Rallye-Teilnehmern unvergesslich bleiben (oben). Chefin Lixi im Rallyeglück (ganz oben rechts). Mittagspause in Dalmatien (Mitte re.). Erinnerungen an den amerikanischen Highway Nr. 1 werden wach (rechts). dauerte es, bis alle Reisepässe, Personalausweise, Grüne Versicherungskarten, Führerscheine und KFZ-Scheine von den Zöllnern geprüft waren. Und dann tauchten wir ein in eine andere Welt, die mit dem vertrauten Kroatien nichts mehr zu tun hatte. Verkehrschaos pur. Vorfahrtsregeln scheint es nicht zu geben, Hupen im Dauereinsatz und das häufigste Schild heißt auto šlep mit unterschiedlichen Telefonnummern. Wir kämpften uns durch Herceg-Novi, einem Badeort mit häßlichen Betonbauten und einer zauberhaften Altstadt, am Eingang zur berühmten Bucht von Kotor, dem südlichsten Fjord Europas. Immer wieder stießen wir auf Baustellen. Die folgenden 40 Kilometer um die Bucht bis kurzinfo kroatien Mit qkm Festlandfläche in Form eines Hufeisens ist Kroatien etwas größer als Bosnien-Herzegowina und kleiner als Bayern ( qkm). Das Land liegt im geographischen Grenzraum zwischen Mittel- und Südosteuropa und ist kulturell von westeuropäischen und orientalischen Einflüssen geprägt. 4,4 Millionen Menschen leben in der parlamentarischen Mehrparteien-Republik, davon sind 90 Prozent Kroaten und 4,5 Prozent Serben. Viele kroatische Staatsangehörige leben im Ausland, knapp eine halbe Million in Deutschland. Kroatien ist seit 2004 Beitrittskandidat zur Europäischen Union. Die Hauptstadt Zagreb zählt inklusive Vororten rund eine Million Einwohner, ist wichtiger Verkehrsknotenpunkt sowie das wirtschaftliche, kulturelle und akademische Zentrum des Landes. Offizielle Landessprache ist Kroatisch (lateinische Schrift), in den Touristenzentren wird aber meist auch Englisch, Deutsch und teilweise Italienisch gesprochen. Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist römisch-katholisch. Kroatien zählt seit Jahren zu den angesagtesten europäischen Urlaubsländern. Kein Wunder, mit einer Küstenlänge von stolzen Kilometern (davon sind km Insel- und Riffküste) sowie Inseln mit einer Gesamtfläche von qkm. Die größten Inseln sind Cres und Krk, 47 Inseln sind bewohnt. Dinara heißt der höchste Berg mit Metern Höhe. REISE MOTORRAD 2008/4 21

7 Canyonland Montenegro: Fantastische Aus- und Einblicke auf die Flüsse Piva und Tara, ein echtes Highlight dieser RM- Rallye (oben). Fast im Schnee stecken geblieben: Die Gruppen von Ljuba, Markus, Thorsten und Ulf erklimmen das noch verschneite Durmitorgebirge (links). Die Tara- Brücke mit ihren fünf Bögen führt in 150 Metern Höhe nahe Durderica über den wilden Fluß, sie wurde 1941 fertiggestellt. Kotor sind trotzdem ein Traum. Herrliche Kurven und fantastische Ausblicke, etwa auf zwei bekannte Postkartenmotive Montenegros: gegenüber des Ortes Perast die kleine Klosterinsel des Heiligen Georg mit ihren dunklen Zypressen sowie die Mini-Insel Skrpelja, auf der die Marienkirche thront. In Budva fanden wir uns schließlich alle in der Altstadt direkt neben unserem Hotel wieder. Budva mit seinem feinen Sandstrand gilt als Herzstück des montenegrinischen Tourismus. An der Uferpromenade mit Blick auf die von Veneziern und Österreichern erbaute Altstadt reiht sich ein Restaurant neben dem anderen. Die Preise sind sehr günstig. Für ein riesiges Rumpsteak mit Beilagen bezahlten wir sieben Euro. In der Altstadt selbst kann man sehr billig Zigaretten und Spirituosen kaufen. Am nächsten Morgen lachte die Sonne für diese Rallye zum letzten Mal vom Himmel und sorgte für dampfige Schwüle. Auf den folgenden 45 Kilometern zum Skadarsee, den Skadarsko Jezero, genossen wir den Blick auf die türkisblaue Adria und die Felseninsel Sveti Stefan mit dem gleichnamigen Fischerdorf wurden die Bewohner zwangsweise ausgesiedelt und die hübschen Fischerhäuser aus Naturstein in Viersterne-Unterkünfte für reiche Touristen umgewandelt. Ein Damm verbindet das Eiland mit der Küste. In Petrovac verließen wir die Küste Richtung Podgorica, der Hauptstadt von Montenegro. M ichael packt Kamera und Stativ in den Sprinter und seine zufriedene Miene lässt auf gute und zahlreiche Filmaufnahmen schließen. Wir sollen noch fünf Minuten warten, er fährt mit Giovanni voraus, um uns an einer geeigneten Stelle beim Vorbeifahren zu filmen. Wir erreichen Podgorica, mit Einwohner, die größte Stadt des Landes und ich bin froh, dass wir in diesem Verkehrschaos gleich die Abzweigung nach Nikšić finden. In der zweitgrößten Stadt Montenegros spielen das Verlagswesen und das Bier Nikšićko pivo eine wichtige Rolle, kulturell stehen die nicht weit entfernten Ostrog Klöster im Mittelpunkt. Man erreicht das 900 Meter hoch gelegene, in überhängende Felsen eingebaute Obere Kloster und das auf einer Terrasse stehende Untere Kloster über einen zwölf Kilometer langen und sehr schmalen Weg. Die Fahrt auf der Hauptstraße gestaltet sich zu einer unerwarteten Sonderprüfung. Da wird überholt trotz Gegenverkehr, die Hupen sind im Dauereinsatz, auch weil man uns damit be grüßen möchte. Auf den Parkplätzen wird der Hausmüll säckeweise entsorgt und immer wieder tauchen auto-šlep -Schilder auf. In Jasenovo Polje biegen 22 REISE MOTORRAD 2008/4

8 Abenteuer Montenegro: Die Straßen sind oft extrem schmal und führen häufig durch unbeleuchtete Tunnel. Schlaglöcher, Baustellen und Straßensperren sind an der Tagesordnung (oben, rechts ganz oben). Kein Verkehrschaos kann Kameramann Michael Pietsch aus der Ruhe bringen (rechts oben). Die Hälfte der Teilnehmer wählt den Weg per Fähre auf die Halbinsel Pelješac, um Umleitungen und dem Regen zu entfliehen (rechts). wir ab in Richtung Norden. Schlagartig reißt der dichte Verkehr ab, die folgenden 86 Kilometer zählen zu den schönsten Strecken, die ich je gefahren bin. Die Straße windet sich über Pässe und Hochebenen. Immer wieder schauen wir in tiefe Canyons, wo sich die Piva in strahlendem Blau ihren Weg durchs Gebirge bahnt. Immer wieder sehen wir aber auch gar nichts, nämlich wenn wir in die unbeleuchteten Tunnels eintauchen und hoffen, dass uns keine allzu tiefen Schlag löcher oder Wasserfälle erwarten. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Erinnerungen an die Rocky Mountains werden wach. Allerdings sind dort Bauern, die ihre Kühe zwischen den Autos in den nächsten Ort treiben eher kurzinfo MONTENEGRO Die Republik Montenegro ist erst seit 2006 ein eigener Staat. Mit seiner Unabhängigkeitserklärung am 3. Juni 2006 wurde die gemeinsame Staatenunion mit Serbien als Nachfolger der Bundesrepublik Jugoslawien beendet. Inzwischen ist Montenegro völkerrechtlich weltweit anerkannt und in zahlreiche internationale Organisationen aufgenommen. Als nächste Schritte strebt Montenegro eine Aufnahme in die WTO, die NATO und mittelfristig in die EU an. Mit seinen Einwohnern und einer Fläche von knapp qkm (etwa 1/3 Baden- Württembergs) zählt Montenegro zu den kleinsten Staaten Europas. Als Gebirgsland ist Montenegro vergleichsweise dünn besiedelt. Die Hauptstadt ist Podgorica ( Einwohner). Amtssprache ist Serbisch/Montenegrinisch (lateinische und kyrillische Schrift). Montenegro liegt an der Südspitze der Adriaküste und präsentiert sich mit seinen Fjorden, Stränden, Seen, Almen und Berggipfel als Europa im Kleinformat. Im Norden erhebt sich das eindrucksvolle Dinarische Gebirge. Mit stolzen Metern ist der Zla Kolata der höchste Berg des Landes. Die Küstenregion ist eher flach und zieht sich von der Bucht von Kotor bis zur albanischen Grenze. 73 Kilometer goldene Sandstrände vor steil aufsteigenden schwarzen Bergen (daher Montenegro) laden im glasklaren Wasser zum Baden ein. REISE MOTORRAD 2008/4 23

9 Fahrbericht Mercedes Sprinter 315 CDI ER KANN ALLES. AUSSER SCHWÄBISCH Dieses Jahr diente ein Mercedes Sprinter-Kastenwagen als Begleitfahrzeug der 9. Kroatienrallye. Er legte insgesamt über Kilometer zurück und für seinen Hersteller ein ausgezeichnetes Zeugnis ab. Wer von einem Mercedes Sprinter als Kastenwagen spricht oder über ihn schreibt, muss das Fahrzeug zuerst näher definieren, denn es gibt dieses Transportvehikel mit drei Radständen, vier Aufbaulängen und drei Laderaumhöhen. Das Ganze kann mit sechs Motorisierungen und wahlweise mit Vierradantrieb kombiniert werden und mit Extras aufwarten, die eine nahezu uferlose Zahl an Varianten ergibt. Deshalb zuerst einmal unser Sprinter in Kurzform: Kastenwagen Standard mit mm Radstand, Hochdach, zulässiges Gesamtgewicht kg. Der 315 CDI- Vierzylinder-Dieselmotor leistet 110 kw (150 PS) aus Kubikzentimetern Hubraum. Der Grundpreis für das Fahrzeug beträgt Euro (zuzüglich MWSt.). Für knapp 34 Mille geht das Testfahrzeug natürlich nicht her, ist es doch teilweise fürstlich zusatzausgestattet, was den Umgang mit ihm in vielen Details noch erfreulicher macht: So gibt es Bi-Xenon-Scheinwerfer mit statischem Abbiegelicht, Lichtund Regensensor, Rückfahrwarner, Zentralverriegelung, verstellbares Lenkrad, einen radiuserweiternden 100 Liter-Haupttank, einen bequemen Auftritt an der zweiflügeligen Rückwandtür, eine heizbare Windschutzscheibe und ein Radio Sound 20 in Kombination mit Mobiltelefon. So ein Sprinter, das haben die Fahrten über deutsche Autobahnen, österreichische Alpenpässe, kroatische Küstenstraßen, montenegrinische Bergsträßchen und bosnische Überlandrouten gezeigt, ist ein echter Alleskönner. Egal ob mit drei Motorrädern dank zahlreicher Verzurrösen am Boden bestens verzurrbar oder nur mit Kleinkram beladen, erfüllt er nicht nur seine Nützlicher Begleiter: Der Mercedes Sprinter ist für einen Kasten wagen überraschend handlich und agil. Sein 150 PS starker Dieselmotor ermöglicht 160 km/h. Gleich drei Motorräder finden darin Platz. Die wichtigsten technischen Daten: Vierzylinder-Diesel-Reihenmotor mit elektronisch gesteuerter Direkteinspitzung mit Common Rail, Turbolader und Ladeluftkühlung. Vier Ventile pro Zylinder, zwei in Reihe geschaltete Wastegate-Abgasturbolader. Verdichtung 18:1, Hubraum ccm, 110 kw/150 PS bei 3.800/ min., max. Drehmoment 330 Nm bei /min. Euro 4. 6 Gang-Getriebe, Einzelradaufhängung vorne, starre Hinterachse. Zahnstangen-Servolenkung. 4 Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet. ABS, ESP, ASR, BAS, EBV etc. Leergewicht ca kg, Zuladung ca kg. Laderaum x x mm (Maximalwerte). L/B/H außen 5.910/1.993/2.700 mm. Vmax auf 161 km/h begrenzt. Verbrauch kombiniert 10,4 l Diesel/100 km. Testverbrauch 10,7 bis 12,3 l Diesel/100 km. Transportaufgabe, sondern bereitet sogar Fahrspaß. Und zwar deshalb, weil seine Bedienung absolut mühelos vonstatten geht. Das Anfahrdrehmoment des 2,2 Liter-Dieselmotors ist so gewaltig, dass Anfahren nicht nur im ersten Gang funktioniert (da natürlich am besten). Man kann den 315 CDI bestens im verbrauchsgünstigen Drehzahlbereich zwischen und etwa Umdrehungen bewegen, was angesichts der beträchtlichen Masse von 3,5 Tonnen nur 10,5 bis 12,3 Liter Diesel pro 100 Kilometer erfordert. Erstaunlich übrigens, dass der Schnellzug-Zuschlag sehr moderat ausfällt bei Pkws und auch Motorrädern ist das prozentual weitaus dramatischer. Wer, wie wir, permanent Motorräder ein- und auslädt, ist über eine einfache Beladungsmöglichkeit dankbar. Die Türen öffnen auf 180 Grad, eine Ladeschiene lässt sich leicht anlegen und gegen Verrutschen sichern. Zwei normale Allround-Bikes finden parallel Platz, ein drittes lässt sich in den Zwischenraum manövrieren, wenn es nicht allzu breit geraten ist. Wir transportierten beispielsweise eine Honda Transalp, eine BMW F 650 GS und eine mächtige BMW R 1200 GS mit fettem Zusatztank; letztere musste allerdings verkehrt herum rein. Aber immerhin. Bedenkt man, dass es den Sprinter in zwei nochmals deutlich längeren Versionen gibt, ist das mehr als ok. Das Sprinter-Fahrwerk hat in allen Fahrsituationen überzeugt. Der Geradeauslauf ist bei allen Tempi bestens (maximal zeigte der Tacho 160 km/h), die Handlichkeit selbst auf kleinsten Straßen ausgezeichnet. Auch die Bremsanlage vermittelte bei sehr geringen Bedienkräften stets ein ausgezeichnetes Sicher heitsgefühl. Serienmäßig ist ein Adaptive ESP, das wir aber weder ausprobieren mussten noch wollten. Alles in allem lieferte der Sprinter 315 CDI während der Kroatienrallye eine überzeugende Leistung. Er kann quasi alles. Außer Schwäbisch. fbn 24 REISE MOTORRAD 2008/4

10 Urlaubsparadies Montenegro: Budva ist einer der beliebtesten Badeorte im Land. Lixis Fotogruppe posiert vor der berühmten Altstadt mit seiner mittelalterlichen Stadtmauer (oben). Kotor in der gleichnamigen Bucht gehört zum UNESCO Weltkulturerbe (re.). Die Fischerinsel Sveti Stefan wurde zum Viersterne-Hotel umfunktioniert (ganz rechts oben). An der Grenze von Montenegro nach Bosnien- Herzegowina (ganz rechts unten). selten. Wir erreichen den 220 Meter hohen Damm des Piva-Stausees bei Plužine. Beim Blick in die Tiefe kann einem schwindelig werden, wie auch beim Blick in die Höhe. Da haben die Monte griner begonnen, eine Brücke zu bauen, die einfach mitten in der Luft endet. Während wir fotografieren und fleißig vor Michaels Filmkamera posieren, kämpfen sich die Gruppen von Ljuba, Markus, Thorsten und Ulf über tief verschneite Pässe im nur rund 50 Kilometer entfernten Durmitor Nationalpark. Gestärkt von einer großen Portion Zicklein aus dem Römertopf, rollen wir weiter nach Norden, vorbei an einem Schild Tara Canyon 17 km. Genau dort wollen wir hin, zum zweit kurzinfo BOSNIEN-HERZEGOWINA Der Vielvölkerstaat Bosnien-Herzegowina (3,8 Millionen Einwohner) war im Bürgerkrieg in den 90er-Jahren am meisten betroffen und bis heute ist der Wiederaufbau noch nicht beendet. Immer wieder trifft man auf Ruinen und Straßenschilder mit Schusslöchern. Seit 1992 ist die Republik unabhängig und ein demokratischer Bundesstaat. In der Hauptstadt Sarajevo leben Menschen. Mit qkm ist Bosnien-Herzegowina kleiner als Bayern ( qkm). Landessprache ist Bosnisch-Serbisch-Kroatisch mit lateinischer und kyrillischer Schrift. Der Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen. Der Reisende findet eine abwechslungsreiche Landschaft mit Gebirgen, Schluchten, Hügelketten und fruchtbarem Boden im Süden. Zahlreiche Kulturen haben in dieser Region im Laufe der Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen, so etwa Illyrer, Römer, Osmanen und Österreicher. Somit kann man Moscheen, katholische und orthodoxe Kirchen und Überreste römischer Tempel auf engstem Raum nebeneinander bestaunen. Sarajevo war 1984 Austragungsort der Olympischen Winterspiele. Bosnische Muslime, Serben und Kroaten leben hier nebeneinander. Auch in der Architektur spiegeln sich verschiedenste Kulturen wider. Einen Zugang zur Adriaküste gibt es nur in dem kleinen Ort Neum, der 50 Kilometer nördlich von Dubrovnik liegt. Der acht Kilometer lange Küstenstreifen gehört zu Bosnien-Herzegowina. REISE MOTORRAD 2008/4 25

11 reise motorrad bedankt sich bei den sponsoren der 9. rallye durch kroatien, montenegro und Bosnien-Herzegowina: Während der Rallye hatten alle Teilnehmer die Möglichkeit, die KTM Modelle 990 Adventure the traveler, limited edition und die 690 Supermoto mit hoher Scheibe und Tankrucksack Probe zu fahren. Dirk Kandel von der deutschen ktm-sportmotorcycle gmbh betreute die Testfahrer engagiert und informierte über technische Details. Die Firma W. l. gore & associates gmbh schenkte allen Teilnehmern ein Paar hochwertige Gore-Tex-Handschuhe. Dieter Grotjohann und Hans-Peter Rudolph begleiteten die Rallye, beantworteten alle Fragen rund um das Thema Gore-Tex und gaben wertvolle Tipps in Sachen funktionelle Motorradbekleidung. Vom BMW-Zubehörspezialisten Wunderlich war Oliver Lohner mit von der Partie. Wegen seines unverschuldeten Unfalls auf regennasser Fahrbahn gleich zu Beginn der Veranstaltung konnten die Teilnehmer die geplanten Angebote leider nicht wahrnehmen. Aber 2009 wird es die Möglichkeit geben, eine Wunderlich BMW Probe zu fahren und sich über GPS und BMW Zubehör zu informieren. polo expressversand unterstützte die Rallye mit nützlichen Produkten für unterwegs wie Motorradluftpumpen, Kettensprays oder Visierreiniger und stiftete 50 Preise für eine Tombola. Außerdem wurden vier Tourguides mit Pharao-Textilanzügen ausgestattet. ortema stellte verschiedene Rückenprotektoren und Nierengurte für Testzwecke zur Verfügung. sunax stiftete verschiedene Sonnenblenden. Das Begleitfahrzeug war dieses Jahr ein mercedes-benz Sprinter 315 CDI. unterstützt von Die große Abschlussparty wurde auf einem traditionellen Weingut bei Novi Vinodolski gefeiert. Doch bevor gegrilltes Zicklein und Spanferkel serviert wurden, präsentierte Dieter Grotjohann (rechts) von Gore die neue Handschuhtechnologie. Links im Bild Dirk Kandel von KTM. größten Canyon der Welt, nach dem Grand Canyon in den USA. Aber plötzlich stehen wir am Grenzübergang nach Bosnien Herzegowina und weit und breit findet sich keine Abfahrt zum Tara Canyon, obwohl dieser in Montenegro liegt. Ich frage den Grenzbeamten, wo denn nun der berühmte Tara Canyon läge und zeige ihm meine Landkarte. Er deutet auf einen kleinen Weg, der hinter einer Schranke nach rechts abzweigt. Nach etwa sechs Kilometern würden wir dann den Tara Canyon sehen. Wir erhalten die offi zielle Genehmigung, mit neun Motorrädern und dem Sprinter hinter dem Grenzübergang von Hum wieder über die grüne Grenze in Montenegro einzureisen. Neugierig treiben wir die Bikes bergauf, durch enge Kurven und Serpentinen. Und plötzlich können wir ihn sehen, von einer mit Schotter übersäten Parkbucht aus. Glücklich über unsere Entdeckung, bannen wir diesen fantastischen Blick auf den Tara Fluss auf die Chips unserer Kameras und Michael dreht, was das Zeug hält. Stolz schicke ich Markus ein SMS Die Filmgruppe steht am Tara Canyon!. Kurz darauf die Antwort: Wir auch!. Also gibt es wohl im Durmitor Nationalpark einen weiteren Zugang zur Tara Schlucht mit ihren bis zu Meter hohen Felswänden entlang der 141 Flusskilometer. S ehr zufrieden reisen wir in Bosnien Herzegowina ein und folgen jetzt dem Fluss Drina bis Brod, wo wir dann zu unserem Tagesziel Sarajevo, der Landeshauptstadt, abbiegen. Unser Hotel Banana City befindet sich direkt neben der Großmarkthalle und wie sich kurz darauf herausstellt, darf diese Unterkunft durchaus als weitere Sonderprüfung der 9. REISE MOTOR RAD Rallye betrachtet werden. Denn neben den typischen Gerüchen und Geräuschen eines Großmarkts ähnelt die Ausstattung des Banana City eher der eines Bordells, das sich noch im Bau befindet und im Moment noch durch Übernachtungen normaler Touristen finanziert wird. Nichtsdestotrotz, die Čevapčići schmecken herrlich, wie auch das kalte Bier dazu. Am nächsten Morgen regnet es in Strömen. Wir fahren in Richtung Zentrum und besichtigen die Innenstadt Sarajevos. Die Spuren des Krieges sind unübersehbar, aber auch die fan tastische Architektur von Häusern und Brücken sowie liebevoll angelegte Parks. Wir lenken die Motorräder über Jablanica nach Mostar (siehe auch RM 2006/5). Der Regen hat sich inzwischen in einen Wolken bruch verwandelt und wir können nur ahnen, welche Freude diese Tour bei strahlendem Sonnenschein gemacht hätte. Wir fahren, bzw. rutschen vorbei an Fluß und Seelandschaften, den wegen des schlechten Wetters 26 REISE MOTORRAD 2008/4

12 Durchbruch der Cetina bei Omiš/Kroatien (ganz oben links). Auf der Fähre macht der 19-jährige Max ein Nickerchen, worüber Christian und Herbert (71 Jahre) grinsen müssen (o.). Mostar ist auch bei Regen einen Besuch wert, vor allem wenn die Brückenspringer auf der Stari Most stehen (rechts u. o. re.). Chaos vor dem Hotel Banana City bei der Großmarkthalle von Sarajevo (ganz rechts Mitte). Gore-Tex-Wetter (ganz rechts unten). geschlossenen Lammspieß-Grills, schleichen um herrliche Kurven, die sich durch Berge und karstige Hochebenen winden. Entgegenkommende Lastwägen und überholende Autos verpassen uns rücksichtslose Vollduschen und Unfälle anderer Verkehrsteilnehmer verzögern unser Fortkommen. Eine kurze Stippvisite an der berühmten Brücke Stari Most in Mostar folgt und wir fahren zügig an die Grenze nach Kroatien, wo wir in Imotski einreisen und uns wieder wie daheim fühlen. Der Regen hat nachgelassen, doch es ist bereits Uhr und mehr als 200 Kilometer liegen noch vor uns. Wir entscheiden uns bei Makars kar auf die Autobahn zu gehen, vorbei an Split bis Starigrad Paklenica, wo wir von den motorradbegeisterten Besitzern unserer Unterkunft mit einem Schnaps und kühlem Bier empfangen werden. Die anderen Gruppen wählten Routen über die Insel Pag und die ursprünglich vorgesehene Strecke über die Berge. Auch auf der letzten Etappe, die auf der Küstenstraße Jadranska Magis trala bis zum Ziel Selce führt, regnet es ohne Unterlass. Doch abends bei der Abschlussparty in einem idyllisch gelegenen Weingut bei Novi Vinodolski strahlen die Gesichter. Der Wirt serviert uns gegrilltes Zicklein, Spanferkel und köstlichen Wein. Und wir haben uns alle viel zu erzählen über die anspruchsvoll ste und abenteuerlichste REISE MOTORRAD Rallye aller Zeiten. Die zehnte und letzte REISE MOTORRAD-Rallye findet voraussichtlich vom 6. bis 10. Juni 2009 statt. Start ist in Varaždin, Ziel Opatija (beides Kroatien). Wir fahren nach Osijek, machen Abstecher nach Serbien und Bosnien-Herzegowina, besuchen die Plitwitzer Seen (alternativ Pässefahren im Velebit) und einige Inseln. Streckenlänge rund Kilometer. Die Anmeldeformulare werden rechtzeitig ins Internet gestellt: REISE MOTORRAD 2008/4 27

13 Die Kilo meter lange Strecke der 9. REISE MOTORRAD- Rallye führte durch Kroatien, Monte negro und Bosnien-Herzegowina. Jede Gruppe konnte von der Basis-Route abweichen, um auf Alternativ-Routen individuell Ausflüge zu machen bzw. auf beabsichtigten Umwegen noch mehr Kilometer und Eindrücke zu sammeln. Die wichtigsten Highlights entlang der Route Kroatien: Kaffeepause im Küstenort Karlobag, der einen tollen Blick auf die Insel Pag und das Velebitgebirge bietet. Starigrad- Paklenica mit seinem Nationalpark. Die Altstadt von Trogir (vor Split) versetzt den Besucher ins mittelalterliche Dalmatien. Omiš bietet wilde Canyons im Hinterland und gleichzeitig mediterranes Flair. Ston mit seinen riesi gen Austernbänken ist ein Muss für Fischliebhaber. Ein Bummel durch die weltberühmte Altstadt von Dubrovnik ist Pflicht. Auf dem Rückweg von der Grenzstadt Imotski Richtung Norden faszinieren die karstige Landschaft bei Knin und fantastische Pass-Straßen im Velebit-Gebirge. Montenegro: Die Bucht von Montenegros Hauptstadt Podgorica hieß zu Zeiten Jugoslawiens Titograd. Heute leben Menschen hier. Kotor ist gleichzeitig der südlichst gelegene Fjord und atemberaubend schön. Budva gehört zu den ältesten Städten an der Adria. Herzstück ist seine sorgfältig restaurierte Altstadt. Nahe der Hauptstadt Podgorica befindet sich der größte See im Balkan gebiet, der Skadar-See ein riesi ges Vogelreservat, in dem auch noch Pelikane leben. Im Nationalpark Durmitor befinden sich 17 Gletscherseen und eine Eishöhle. Der Tara-Canyon ist 93 Kilometer lang und bis zu Meter tief und nach dem Grand Canyon der zweitlängste der Welt. Der Kurort Žabljak mit Metern Höhe ist die höchst gelegene Ansiedlung Ex-Jugoslawiens und Wintersport-Zentrum. Bosnien-Herzegowina: Stippvisite in der (Kultur-) Hauptstadt Sarajevo. Auf dem Weg durch Jablanica werden am Straßenrand über offenem Feuer Lämmer am Spieß gegrillt, angeblich die Besten im Land. Die Alte Brücke (Stari Most) ist seit Jahrhunderten Wahrzeichen von Mostar in Herzegowina. Unbedingt einen Stopp einlegen. Formalitäten Reisende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz benötigen für die Einreise nach Kroatien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina einen gültigen Reisepass (besser!!) oder Personalausweis. Unbedingt Grüne Versicherungskarte mitführen. Infos: www. auswaertiges-amt.de. Geld und Kosten Kroatien: Die Landeswährung ist der Kuna. 1 Euro entspricht etwa 7,3 Kuna. Geldautomaten gibt es in jedem größeren Ort. Kreditkarten und der Euro werden fast überall akzeptiert. Das Preisniveau ist ähnlich wie in Deutschland. Montenegro: Kellner Zoran servierte im Hotel Vicko/Starigrad Paklenica köstliche Fischplatten (oben). In Budva ziehen die Kellner das Meeresgetier aus dem Restaurant eigenen Bassin (rechts). Offizielle Währung ist der Euro (Ein- und Zwei-Cent-Stücke werden nicht verwandt). Geldautomaten gibt es nur in den großen Städten bzw. Touristenorten. Die Lebenshaltungskosten vor allem im Hinterland sind erheblich günstiger als in Deutschland. Bosnien-Herzegowina: Die Konvertible Mark wird zum festen Kurs von 1 Euro = 1,95 KM getauscht. Das Preisniveau ist niedriger als in Deutschland. Motorrad fahren Eine Tour durch diese drei Balkan- Staaten erfordert Erfahrung. Auf den Hauptverbindungsstraßen herrscht oft chaotischer Verkehr. Schlaglöcher, Rollsplitt, Tiere auf der Fahrbahn und schlechter Straßenbelag sind keine Seltenheit, vor allem im Hinterland von Montenegro. Auch mit wilden Überholmanövern ist immer zu rechnen. Leichte, wendige Motorräder und Reise-Enduros bieten den meisten Fahrspaß. Hoteltipps Motorradpension Mihajlovič, S. Brozovica 16, HR Selce, Hotel Vicko/Villa Vicko, HR Starigrad-Paklenica, Hotel Villa Dvor, Mosorska 13, HR Omiš, Hotel Fontana, Slovenska Obala 23, MNE Budva, Hotel Banana City, Sarajevo, 20 Euro pro Person, gewöhnungsbedürftiges Ambiente, laut, Holiday Inn, Sarajevo, im Zentrum, Wichtige Adressen Kroatien-Aktiv, Motorrad- und Endurotouren sowie Motorradpension: Blue Bike Tours, Motorradtouren: Kroatien: Montenegro: travel. Bosnien-Herzegowina: www. bhtourism.ba. 28 REISE MOTORRAD 2008/4