Ergebnisse der Grünroggen und Getreide - GPS - Versuche 2016
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- Kurt Böhmer
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1 Ergebnisse der Grünroggen und Getreide - GPS - Versuche 2016 Auch wenn der Zubau von Biogasanlagen, bedingt durch neue politische Rahmenbedingungen nahezu zum Erliegen gekommen ist muss die Substratversorgung der Bestandsanlagen weiterhin gewährleistet sein. Dabei spielt neben dem Mais, als Hauptsubstrat zur Anlagenfütterung, das GPS-Getreide weiterhin eine wichtige Rolle. Auch in Niedersachsen wurden in den letzten Jahren entsprechende Flächen gezielt zur GPS-Erzeugung genutzt. In Regionen mit guten bis sehr guten Getreideerträgen aber eher schwächeren Silomaiserträgen findet sogar z.t. eine Verwendung in der Rindviehfütterung statt. Der GPS-Getreideanbau eignet sich sehr gut zur Biogasproduktion. Darüber hinaus kann das Getreide in maisintensiven Fruchtfolgen zur Auflockerung beitragen und ist in der Praxis oftmals nicht mehr wegzudenken. Inzwischen werden die Versuche mit Grünroggen und GPS-Roggen schon mehrjährig angelegt. Die im Herbst 2015 angelegten Versuche zum Winterroggen sind an drei Versuchsstandorten (Poppenburg, Werlte, Rockstedt) sowie die Wintertriticaleversuche an vier (zusätzlich Otterham) angesiedelt (s. Tab. 2). Insbesondere der Marschstandort Otterham (LK Aurich), der in den letzten Jahren mit sehr hohen GPS-Erträgen aufwarten konnte, bewies, dass der GPS-Anbau sich durchaus als konkurrenzfähig gegenüber dem Mais darstellen kann. Der Winterweizen als GPS-Getreide wurde in diesem Jahr nicht mehr mitgeprüft, da diese Nutzung für den Weizen eine sehr geringe Bedeutung hat. Die Winterroggensorten zur Grünroggennutzung zu zwei unterschiedlichen Ernteterminen wurden in Poppenburg und Werlte geprüft (s. Tab 1). Aus züchterischer Sicht liegt der Schwerpunkt bei der GPS-Nutzung weiterhin auf den Arten Roggen und Triticale zukünftig noch angepasstere Sorten zur Verfügung stellen zu können. Bei der Sortenwahl sollte stets eine gute Standfestigkeit im Mittelpunkt stehen. Entwicklungsbedingungen der Versuche 2015/16 Die Aussaat des Getreides konnte an allen Standorten wie geplant bis Anfang Oktober realisiert werden. Bedingt durch den sehr warmen Herbst, mit milden Temperaturen bis in den November hinein, entwickelten sich die Bestände schon in 2015 sehr zügig. Die Wintermonate waren im Vergleich zum langjährigen Mittel zu warm, eine richtige Vegetationsunterbrechung war nicht zu erkennen. Nur Mitte Januar waren Minustemperaturen zu verzeichnen. Der März und April fiel im Vergleich zu den Vorjahren überall etwas kühler aus, der Mai dafür wärmer. Die Grünroggenbestände konnten zu den geplanten Terminen (Anfang und Mitte Mai) geerntet werden.
2 Grünroggen Inzwischen sind einige speziell als Grünroggen bzw. Grünschnittroggen ausgezeichnete Sorten im Handel erhältlich. Diese Sorten zeichnen sich im Vergleich zu herkömmlichen Roggensorten durch ein früher einsetzendes Massenwachstum, größere Pflanzenlängen und einen niedrigeren Kornertrag aus. Derartige Sorten sind besonders gut für den Winterzwischenfruchtanbau geeignet und liefern schon früh im Jahr einen entsprechenden Biomasseaufwuchs. Der genaue Erntezeitpunkt ist abhängig von der Folge- (Hauptfrucht) und kann dabei von Ende April bis Ende Mai erfolgen. Sollte der Mai eher zu kühl ausfallen, würde sich der anschließende Mais sehr zögerlich entwickeln, ein Grünroggen würde die Vegetationszeit noch stärker in Ertrag umsetzen können. Bei Trockenmassegehalten unter 20 % ist ein Anwelken bedingt durch die hohe Sickersaftbildung auf ca % unvermeidlich. In der Praxis stellt sich die Ablage im Schwad und die nach etwa einem Tag stattfindende Aufnahme mit einer Pick-Up-Vorrichtung und anschließendem Häckseln als praktikable Lösung dar. Versuchsergebnisse Grünroggen Größtenteils wurden die schon mehrjährig geprüften Grünroggensorten auch 2015 wieder angebaut. Zu den Kandidaten gehören Protector, Turbogreen, Borfuro, Conduct und Bonfire. Die Sorte Bonfire am Standort Werlte konnte aufgrund eines sehr schlechten Aufgangs nicht mit in die Wertung einfließen (s. Tab. 3). In Poppenburg wurde die Ernte am sowie am , in Werlte am und durchgeführt. Beim frühen Erntetermin in Poppenburg erreichten die Trockenmasseerträge ein Niveau von 77 dt TM/ha im Mittel der Sorten. Etwa zwei Wochen später konnte der Ertrag noch um über 20 dt TM/ha gesteigert werden, ein Anwelken war bei dem Großteil der Sorten dann nicht mehr notwendig. Ähnlich wie in den Vorjahren konnten die etablierten Sorten Protector und Turbogreen ertraglich wieder überzeugen mit TM-Erträgen von über 100 dt TM/ha zum späteren Erntetermin. In Werlte lag das Ertragsniveau zumindest zum zweiten Erntetermin auf einem z.t. höheren Niveau als in Poppenburg. Die Sorte Protector präsentierte sich ertragsmäßig, mit 124 dt TM/ha am besten, vor Turbogreen und Borfuro. Conduct erreichte über 100 dt TM/ha. In der Abreife konnten die Sorten in Werlte bis zum zweiten Erntetermin weniger stark zulegen als in Poppenburg. Die TM-Gehalte lagen bei allen Sorten bis auf Conduct unterhalb von 23 %. GPS Getreide-GPS zählt neben dem Mais zu den bedeutenden Substraten in der Biogasproduktion. Der Anbau dient zur Auflockerung maisbetonter Energiepflanzenfruchtfolgen und verteilt damit das Anbaurisiko auf mehrere Kulturen. Der Unterschied zum Anbau von Grünroggen ist der Erntezeitpunkt bzw. das
3 Entwicklungsstadium. Das GPS-Getreide wird deutlich später, zum Ende der Milchreife, Beginn der Teigreife, geerntet. Der optimale Erntezeitpunkt ist zu einem TM-Gehalt von % erreicht. Unterhalb von 28 % ist mit einer erhöhten Sickersaftbildung im Silo zu rechnen. Insbesondere bei hohen Siloanlagen sollten bedingt durch die hohe Drucklast Werte oberhalb von 30 % Trockenmasse erreicht sein. In der Fruchtfolge lässt sich das GPS-Getreide in ein Zweikulturnutzungssystem einbauen. Dabei kann nach der GPS-Ernte z.b. noch eine frühe Maissorte folgen. Hier ist die Wasserverfügbarkeit des Standortes zu berücksichtigen. Versuchsergebnisse GPS-Getreide Winterroggen Der Winterroggen wurde an allen Versuchsstandorten Ende September bzw. Anfang Oktober ausgesät. Im Bereich Winterroggen wurden an den vier Standorten (Poppenburg, Werlte, Rockstedt) 5 Sorten, zusätzlich am Standort Werlte noch zwei Mischungen, angelegt (s. Tab. 4 und 6). Zu den Mischungen zählen einerseits der Wickroggen sowie die Mischung Futtergas (Winterwicke, -erbse, -roggen, -triticale und Welsches Weidelgras). Der Standort Rockstedt war 2016 besonders im März und Anfang von unterdurchschnittlichen Temperaturen und Niederschlägen geprägt. In Poppenburg entwickelten sich die Bestände nach dem milden Winter gut. Am Standort Werlte bildeten sich trotz der unterdurchschnittlichen Niederschläge im April/Mai sehr dichte und hohe GPS-Bestände, die vor dem Starkregenereignis (23.06.) geerntet werden konnten. Im Mittel zeigte sich an allen Standorten die Sorte KWS Progas besonders ertragsstark. Insbesondere am Standort Werlte, der zur Ernte am über alle Standorte die höchsten Erträge lieferte und mit ca. 200 dt TM/ha überzeugte. In Poppenburg wurden etwa 160 dt TM/ha erzielt, in Rockstedt auf einem insgesamt niedrigeren Niveau 134 dt TM/ha. Auffällig ist die im Vergleich zu den anderen Sorten an allen Standorten schwächer abschneidende Sorte Helltop. Zur Begründung der Ergebnisse lässt sich das Merkmal Ähren/qm heranziehen. Bei diesem schneidet die Sorte überall am schlechtesten ab. Die inzwischen seit 2012 geprüfte Sorte Palazzo konnte in 2016 nicht mehr überzeugen. Besonders in Werlte und Poppenburg ist dies der Fall. Für eine Bewertung des neuen Prüfkandidaten SU Performer ist es noch zu früh. Weiter Versuchsjahre sind abzuwarten. KWS Protherm präsentierte sich besonders in Poppenburg (149 dt TM/ha) und Werlte (183 dt TM/ha) sehr ertragsstark. Bei den in Werlte angebauten Mischungen lagen die Ertragswerte deutlich unter den oben genannten Sorten. Eine Bevorteilung einer bestimmten Mischung ist in 2016 nicht zu erkennen. Der Ackergrasanteil in diesen Mischungen führte durch den milden Winter zu einer starken Wachstumsbeeinflussung des Roggens. Diese Varianten wären in der Praxis früher geerntet worden. Trotz der schwächeren
4 Ertragsleistungen sind derartige Mischungen eine ökologische Aufwertung der oftmals engen Fruchtfolgen. Mehrjährige Ergebnisse: Winterroggen-GPS Die mehrjährigen Ergebnisse der GPS-Prüfungen (s. Tab. 6) zeigen deutlich den züchterischen Vorsprung neuerer Sorten. Bei den Sorten Palazzo und Helltop ist ein entsprechender Ertragsrückgang im Vergleich der mitgeprüften Sorten zu beobachten. Neuere Kandidaten wie z.b. KWS Progas und KWS Protherm liegen inzwischen oberhalb des Ertragsniveaus der beiden schon 2009 zugelassenen Sorten. Besonders die Sorte KWS Progas ist durch ihre starke Leistungen, vor allem in den letzten zwei Jahren, als mehrjährig geprüfte Sorte an allen Standorte im Anbau zu empfehlen. Wintertriticale Zusätzlich zum Roggen wurden 2015 auch wieder Triticaleprüfungen (s. Tab. 5 und 6) zur Verwendung als GPS angelegt. Die Versuche standen auf den drei oben genannten Standorten und in Otterham, einem Marschstandort. Die Aussaat erfolgte größtenteils parallel zur Roggenaussaat. Die Erntetermine lagen abhängig von der Abreife an den Standorten zwischen dem und Die insgesamt höchsten Erträge konnten in Otterham generiert werden, im Durchschnitt lagen diese bei 205 dt TM/ha. Auffällig dabei ist, dass alle Sorten einen Ertrag von über 190 dt TM/ha erreichten. Die neu mitgeprüfte Sorte Tender PZO konnte dort neben den anderen sechs Sorten mit 219 dt TM/ha am stärksten überzeugen. Ein hohes Ertragspotenzial zeigte sie auch an den anderen Standorten. Aber auch etablierte Kandidaten wie z.b. HYT Max oder Balu PZO konnten wieder überzeugen. In Werlte konnten bei der Triticale höhere Erträge als beim Roggen ermittelt werden. Neben der Sorte Team PZO ist hier auch besonders die Sorte Borowik zu erwähnen, die mit nahezu 210 dt TM/ha hohe Erträge generierte. Weiterhin zeigte die schon langjährig geprüfte Sorte Cosinus wieder gute Leistungen. Auf dem Lössstandort Poppenburg erreichten die Erträge ein durchschnittliches Niveau von 137 dt TM/ha ähnlich zu den Roggenerträgen. Außer der Team PZO konnte sich in 2016 keine Sorte besonders herausstellen, die alle einen TM-Ertrag im Bereich 135 dt TM/ha erreichten. In Rockstedt zeigten sich die Versuche ertragsmäßig insgesamt am schwächsten. Nach einem sehr milden Winter, ohne Vegetationsruhe, waren die Monate März und April tendenziell zu kühl. Der Entwicklungsvorsprung war damit wieder aufgezehrt, die Bestände reagierten mit geringeren Bestandesdichten. Bei den Erträgen
5 rangierte die Team PZO (129 dt TM/ha) wieder an oberster Stelle. Zusätzlich sind aber auch ein Securo und HYT Max zu nennen, die gute Erträge von über 120 dt TM/ha erreichten. Besonders bei der überall stark abschneidenden Sorte Tender PZO hat sich gezeigt, dass das Boniturmerkmal Ähren/qm bei einem hohen Wert nicht sofort auf einen hohen Ertrag schließen lässt. In diesem Fall waren mit einer durchschnittlichen Anzahl Ähren/qm Höchsterträge realisiert worden. Mehrjährige Ergebnisse: Wintertriticale-GPS Über mehrere Jahre betrachtet ist zu erkennen, dass ältere Sorten, wie z.b. Massimo nicht mehr an die Höchsterträge neuerer Kandidaten herankommen (s. Tab. 6). Auch hier ist als Grund der züchterische Fortschritt zu nennen. Dennoch ist besonders bei neuen Sorten abzuwarten, ob die erreichten Ergebnisse auch in Folgejahren bestätigt werden können. Zumindest sind die Erträge in 2016 an allen Standorten bestätigt worden. Zusammenfassung Insgesamt zeigten die Versuche, dass die Züchterhäuser gute Sorten, auch speziell für den GPS-Anbau anbieten. Die Ergebnisse machen deutlich, dass Sorten über mehrere Jahre verlässlich gute Erträge erbringen. Ein züchterischer Fortschritt ist durch die regelmäßige Hinzunahme von neuen Sorten erkennbar. Die Wintertriticale zeigte vor allem auf den Hochertragsstandorten deutliche Ertragsvorteile. Entscheidend ist immer die optimale Produktionstechnik in Kombination mit den Aussaat- und Ernteterminen. Weiterhin gilt, den Winterroggenanbau auf trockenstressgefährdeten Standorten vorzuziehen. Der Grünroggen bzw. GPS- Anbau zur Nutzung in der Biogasanlage kann zur Fruchtfolgeauflockerung in Energiepflanzenfruchtfolgen beitragen. Zusätzliche Vorteile bieten die Winterbegrünung, die verminderte Erosionsanfälligkeit und Nährstoffkonservierung über Winter. Des Weiteren können Gärreste flexibler eingesetzt werden. Tobias Glauert, LWK Niedersachsen
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