Hajo Düchting PABLO PICASSO. PRESTEL München Berlin London New York

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1 Hajo Düchting PABLO PICASSO PRESTEL München Berlin London New York

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3 INHALT Rückblende WELT IM UMBRUCH Ruhm und Ehre DAS GENIE DES 20. JAHRHUNDERTS Die Kunst DER MEISTER DER STILE Das Leben DIE SANDUHR IM KOPF Die Liebe MUSEN, MÄTRESSEN, MADONNEN Heute DIE AKTUALITÄT DES MALENS

4 Rückblende

5 Guillaume Apollinaire» NUN BIST DU ENDLICH MÜDE DIESER ALTEN WELT, O HIRTE, EIFFELTURM. DIE BRÜCKENHERDE BLÖKT AN DIESEM MORGEN. «

6 SPOTS In eine turbulente Zeit gerät Picasso, als er sich 1904 nach zwei erfolglosen Aufenthalten endgültig in Paris niederlässt. Paris befindet sich in einem noch nie gesehenen Aufschwung. Es ist die Metropole Europas! Aus allen Ländern des Kontinents strömen die Menschen herbei, um die Wunder der Technik, die Schätze der Kunst und die bunte Welt der Vergnügungen kennenzulernen. Paris leuchtet! Nach der neblig-tristen Welt der Gasbeleuchtung vollzieht sich um die Jahrhundertwende die Elektrifizierung der Großstadt. Die neue Beleuchtung mit Glühlampen verleiht Paris etwas Magisches, Märchenhaftes. Nicht nur die Theater werden von Licht erfüllt, auch die wichtigsten Straßen und Boulevards von Paris erstrahlen nachts im neuen hellen Glanz der Bogenlichtlampen, unter denen man sogar Zeitung lesen kann. Elektrizität wird zum Wunder der Moderne, der überall verfügbare Strom zum Traum der Menschheit. Montmartre, die Insel der Künstler Inmitten der Hektik der Großstadt erhebt sich die Butte Montmartre, eine Insel mit günstigen Mieten, Auf der Weltausstellung in Paris 1900 feierte man die Wunder der Elektrizität in einem eigens dafür errichteten»palais de L Électricité«. in wucherndem Grün versteckten Häusern und Hütten, kleinen Gassen und Sträßchen, auf denen Verliebte, Trödler, Klein-Ganoven und Künstler sich ein Stelldichein geben. Damals galt Montmartre als ein Mekka der Künstler und zog Kunstschaffende aus ganz Europa an, nicht nur wegen der billigen Ateliermieten, sondern auch wegen der idyllischen, romantisch verklärten Lage. Gegessen, gezecht und geplaudert wurde in der berühmtberüchtigten Künstlerkneipe»Au Lapin Agile«(Foto links), die sich später»cabaret des Assassins«(Schenke der Mörder) nannte. Hier hatte Aristide Bruant, der gefeierte Chansonnier seiner Zeit, seine besten Auftritte, hier traf sich auch die»bande à Picasso«zum Diskutieren über Kunst und Aushecken neuer Streiche an den Kollegen anderer Schulen und Richtungen. In den Tanzlokalen wie dem von Renoir und Picasso verewigten»moulin de la Galette«(Abb. Seite 7 oben) traf sich das Künstlervölkchen dann zu von Alltagssorgen unbeschwerten

7 Tanz- und Flirtvergnügungen. Inmitten der steil ansteigenden Gassen erhob sich damals das Bateau-Lavoir, eine Ansammlung von baufälligen Bretterbuden, in dem auch Picasso sein erstes Atelier hatte. Der Eiffelturm Neue Eisenkonstruktionen verändern das Stadtbild von Paris. Der berühmteste Eisenbau des 19. Jahrhunderts ist der Eiffelturm ( ) von Gustave Eiffel ( ), der neben der»galerie des Machines«(1889) die technische Sensation der Pariser Weltausstellung von 1889 war. Der Turm wurde aus Eisenträgern in handelsüblichen Maßen zusammengesetzt. Er steht auf vier breiten Füßen, die auf einem Betonblock von fünfzehn mal acht Metern ruhen, der fünf Meter tief in die Erde reicht. Der Impressionismus Zur Entstehungszeit in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts noch geschmäht und angefeindet, war der Impressionismus um 1900 ein anerkannter und beliebter Stil, der bis in die Mode und Einrichtung reichte. Die impressionistischen Künstler selbst hatten sich aus der Pariser Kunstszene bereits zurückgezogen, um wie Monet in der idyllischen Ruhe seines Seerosen- Gartens in Giverny an neuen Bildern zu arbeiten. Nur von Cézanne, der in Aix-en-Provence arbeitete, konnte man noch Großes erwarten! Damals gehört Paris zu den schönsten und reichsten Haupt städten der Welt. Mit seinen berühmten Bauten und Kunstschätzen, aber auch wegen seiner Vergnügungsstätten, wie dem heute noch existierenden Moulin Rouge, wird es zum Magneten für Touristen aus aller Welt. ist das Studium an der Académie des Beaux-Arts streng reglementiert. Daher suchen viele angehende Künstler Unterweisung in den zahlreichen Kunstateliers und Kunstschulen der Stadt.

8 8 Pablo Picasso

9 Die gewaltigen gesellschaftlichen, sozialen und geistigen Umwälzungen Ende des 19. Jahrhunderts führen zu einer tiefgreifenden Verunsicherung des bisherigen Welt- und Menschenbildes. Die Kunst dient als neues Leitbild, sie bildet sowohl neue Welterkenntnis wie den Zerfall der alten Werte in ihren neuartigen Ausdrucksfromen ab. Welt im Umbruch Zwischen 1880 und 1930 veränderte sich die Welt in einem bis dahin ungeahnten Ausmaß. Auf nahezu allen Gebieten des Lebens fanden tief greifende Umwälzungen statt. Diese betrafen nicht nur Wissenschaft und Technik, sondern auch Moralvorstellungen und Überzeugungen. Die Kunst wurde in dieser Zeit zu einem Spiegel der Gesellschaft, und Picasso wurde zu dem Künstler, der ihn am längsten hielt. Die Wiege der Moderne Durch die Erfindung der Dampfmaschine wurde das 19. Jahrhundert zur Wiege der Moderne. Es gibt wohl keine Erfindung der Neuzeit, die so viele Veränderungen in so kurzer Zeit nach sich zog. Durch die Einrichtung von Fabriken und neue Produktionsweisen entstanden neue soziale Schichten, die wiederum Wohn- und Lebensraum in den Städten brauchten. Die Hauptstädte Europas begannen sich in einem Umfang zu verändern und zu vergrößern, der eine neue intensive Stadtplanung erforderte. Bereits in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde Paris durch Baron Haussmann zu einer der ersten modernen Metropolen umgebaut. In das oft marode, mittelalterliche Gassengewirr der Stadt wurden breite Schneisen geschlagen, die als spätere Prachtboulevards nicht allein dem Vergnügen der Bürger, sondern auch deren Sicherheit dienen sollten. Eingedenk der Barrikadenkämpfe während der Zeit der Pariser Kommune (1870/71) sah man in breiten, geradlinig angelegten Straßen das beste Mittel, um möglichst rasch Aufstände zu kontrollieren. Ein anderes wichtiges Vorhaben war der Ausbau des Schienennetzes, der großen Kopfbahnhöfe, wie dem Gare de L Est, sowie die Verbindung der Bahnhöfe untereinander mit breiten Durchgangsstraßen. Schon 1870 gab es insgesamt km Hauptstrecken, die die Metropole strahlenförmig mit allen großen Städten und wichtigen Regionen des Landes verbanden. Zu den Glanzpunkten der»haussmannisierung«von Paris gehörte neben der Anlage der großen Parks wie dem Bois de Boulogne die Errichtung der Markthallen nach dem Entwurf von Victor Baltard, der berühmten, heute abgerissenen Eisenkonstruktion Les Halles, denen Zola in seinem Roman Der Bauch von Paris (1874) ein eindrucksvolles Denkmal setzte. links Plakat zur Weltausstellung 1889 mit dem Eiffelturm Rückblende 9

10 Die berühmten Markthallen Les Halles, errichtet nach einem Entwurf von Victor Baltard (heute abgerissen). Claude Monets Bahnhof Saint-Lazare dokumentiert die Begeisterung der Künstler für die Neuerungen der Technik. Die impressionistische Wahrnehmung Man kann sich heute kaum noch den Fortschrittsoptimismus vorstellen, der die Menschen damals in einem allgemeinen Taumel der Begeisterung für alles Neue und Moderne erfasst hatte. Von dieser Begeisterung wurden nicht nur Wissenschaftler und Techniker angesteckt, sondern auch Künstler. Bewegung und Geschwindigkeit wurden zu neuen Themen der Malerei. Bereits die Impressionisten 10 Pablo Picasso

11 suchten die verschiedenen Netzhauteindrücke in Serien von Bildern darzustellen, wie Monets Serie der Heuhaufen zeigt. Und die nachfolgenden Neo-Impressionisten zerlegten das ganze Bild in ein Raster kleiner Farbpunkte, die im Auge in größter Reinheit und Farbbrillanz verschmelzen sollten, gemäß den von Seurat studierten Gesetzen der optischen Mischung. Das moderne Paris Von Seurat stammt auch das erste Bild des Eiffelturms, Sinnbild der damaligen Moderne und Wahrzeichen des kosmopolitischen Paris. Zur Weltausstellung 1889 in Paris im Zentrum der Attraktionen errichtet, markierte der Eiffelturm den Höhepunkt der Modernität: Mit einer Höhe von 300 Metern als damals höchstes Bauwerk der Menschheit sollte er den Sieg der industriellen Revolution über die Vergangenheit demonstrieren. Das Neuartige am Turm war aber nicht nur die ganz Paris überragende Höhe, sondern seine Georges Seurats Bild Ein Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte zeigt ein pointillistisch aufgebautes Stelldichein des Pariser Bürgertums. Rückblende 11

12 UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE Hajo Düchting Pablo Picasso Gebundenes Buch, Pappband, 128 Seiten, 19,3x farbige Abbildungen, 20 s/w Abbildungen ISBN: Prestel Erscheinungstermin: September 2010 Picasso: Die wichtigsten Meisterwerke in einem Band Pablo Picasso ( ) gehört zu den stilbildenden Künstlern der Moderne. Der Maler, Bildhauer und Grafiker war aber nicht nur ein Kunstgenie. Auch sein Charisma und seine Wirkung auf Frauen sind legendär. Politisch setzte er mit seinem Engagement für den Weltfrieden Zeichen sein Werk Guernica hat als Mahnmal gegen die Grauen des Krieges bis heute nicht an Aktualität verloren. Kenntnisreich und kompakt vermittelt dieser Band alles, was man über den spanischen Visionär wissen muss.