SARDINIEN. Perfekte Tage auf der Insel mit den Traumstränden

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Ulrich Buchholz
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1 SARDINIEN Perfekte Tage auf der Insel mit den Traumstränden

2 NEBEN- INSELN Sardiniens geografische Position in fast identischem Abstand zu zwei Kontinenten veranlasste den englischen Schriftsteller D. H. Lawrence einst zu der Bemerkung, es liege»verloren zwischen Europa und Afrika und nirgendwo hingehörig«. Dies gilt folgerichtig aber nicht nur für Sardinien selbst, sondern auch für die kleineren Eilande ringsum. Sardinien, mit einer Länge von 270 km und einer Breite von 145 km die nach Sizilien zweitgrößte Insel des Mittelmeers, ist von einer ganzen Reihe kleiner Nachbarinseln umgeben, die alle ihre besondere Eigenart und Geschichte aufweisen. Die Ísola di Sant Antíoco (P60) im Südwesten ist nach Sizilien, Sardinien und Elba die viertgrößte Insel Italiens. Im 8. Jh. v. Chr. wurde hier die phönizische Stadt Sulci gegründet, die die Römer später mittels eines Damms mit der Mutterinsel verbanden. Sind hier vor allem die vorgeschichtlichen und frühchristlichen Stätten interessant, so gewinnt die kleinere Ísola di San Pietro (P60) ihre Besonderheit mehr aus späterer Zeit: Während Sardinien kaum Fischfangtradition besitzt, ließen sich im Jahr 1738»Tabarchini«, genuesische Fischer, die auf der tunesischen Insel Tabarca siedelten, auf San Pietro nieder. Noch heute spricht man hier genuesischen Dialekt und lebt vom Fischfang. Thunfisch ist die Spezialität der Insel. Ihren Namen verdankt sie Petrus, der hier der Legende nach auf dem Weg nach Cagliari während eines Sturms Schutz suchte. Sonnenuntergang bei Palau an der Costa Smeralda

Inseln der Esel und Ziegen Andere Nachbarinseln Sardiniens tragen Tiernamen, wie die im Nordwesten gegenüber dem Kap Falcone gelegene Ísola Asinara (»Eselsinsel«, P116).

Falls man dabei die Esel verpassen sollte: Man sichtet bestimmt Falken, Schweine, Mufflons und Ziegen.

3 Inseln der Esel und Ziegen Andere Nachbarinseln Sardiniens tragen Tiernamen, wie die im Nordwesten gegenüber dem Kap Falcone gelegene Ísola Asinara (»Eselsinsel«, P116). Deren wichtigste Bewohner sind rund 250 kleine weiße Esel (Abb. unten) und als Teil eines Nationalparks ist sie nur im Rahmen einer offiziellen Bootstour zugänglich. Falls man dabei die Esel verpassen sollte: Man sichtet bestimmt Falken, Schweine, Mufflons und Ziegen. Die nach den Ziegen benannte Ísola Caprera gehört zum Maddalena Archipel vor der Nordküste (P130), das aus sieben Haupt- und über 40 kleineren Inseln besteht. Auf Caprera mit seinen Pinienwäldern und wilden Orchideen sind auch Turmfalken heimisch. Zudem war es Alterssitz Giuseppe Garibaldis das Domizil des legendären Begründers der nationalen Einigung Italiens ist heute Museum und Pilgerstätte. Von der Hauptinsel La Maddalena aus kann man Bootsausflüge zu atemberaubend schönen Stränden unternehmen. Inselkönigreich Tavolara Sogar eine Art Inselkönigreich gibt es vor Sardiniens Küste. Nordöstlich von Ólbia ragen die steilen Klippen der Isola Tavolara (P133) 564 m aus dem Meer. Gegründet wurde die Monarchie 1836, als König Carlo Alberto bei einem Besuch den Fels seinem einzigen Bewohner, dem»könig von Tavolara«, dem Fischer Giuseppe Bertoleoni, schenkte. Dessen Nachfahren halten noch heute im Restaurant»Da Tonino«Hof. Tavolara hat etwa ein Dutzend Bewohner, alle aus der Familie Bertoleoni. Die Nordseite der Tavolara ist militärisches Sperrgebiet, in dem die Amerikaner Atom-U-Boote verstecken.

4 Im Wilden Westen Die Sarden sind absolute Pferdenarren. Sie zählen zu den besten Reitern Italiens und beweisen bei Veranstaltungen, oft auf dem Rücken arabischer Vollblüter, auf spek takuläre Weise ihr Können. Bei gemächlicheren Ausritten kann man selbst das Glück auf dem Pferderücken erleben. Sa Sartiglia Eines der lebendigsten Reiterfeste ist die seit dem Jahr 1200 am letzten Sonntag und Montag der Karnevalszeit in Oristano (P74) stattfindende Sa Sartiglia: Zwei Tage lang überlässt sich das Städtchen dem Rausch bunter Trachten und donnernder Hufe. Das Fest geht zurück auf mittelalterliche Turniere, wo Ritter im Galopp mit der Lanze einen aufgehängten Reifen durchstoßen mussten heute sind es maskierte, kostümierte Reiter, die möglichst viele sechszackige Sterne mit dem Degen aufzuspießen versuchen. Darauf folgen waghalsige Reitkunststücke. Sa Sartiglia in Oristano: kostümierter Reiter beim Sternestechen 20

Der erste pandela galoppiert ohne Vorwarnung los, der zweite und der dritte pandela müssen verhindern, dass der Anführer von den anderen teilnehmenden Reitern, die das Heidentum darstellen, überholt

5 S Ardia Alljährlich am 6. und 7. Juli finden sich kühne Reiter im Dorf Sedilo zum ungestümen Treiben der S Ardia (P44) zusammen. Drei Reiter bekommen einen gelben, einen roten und einen weißen pandela (Wimpel), der sie zu Repräsentanten der Christenheit macht. Der erste pandela galoppiert ohne Vorwarnung los, der zweite und der dritte pandela müssen verhindern, dass der Anführer von den anderen teilnehmenden Reitern, die das Heidentum darstellen, überholt wird. Dabei werden sie von der begeisterten Menge lautstark angefeuert, begleitet von Salven mit Platzpatronen. Sechsmal umrunden die Reiter die Kirche. Das Rennen endet schließlich am Fuß eines Abhangs beim Triumphbogen des Kaisers Konstantin, der als Krieger und Schutzherr verehrt wird. Scheuende Pferde, ohrenbetäubender Lärm dies alles ist Teil des Spektakels, das den Palio auf dem Festland fast wie Kinderspiel aus sehen lässt. Sedilo liegt wenige Kilometer von Abbasanta entfernt an der SS131 Abbasanta Núoro. Ausflüge auf dem Pferderücken Interessenten finden in Oristano etliche Gelegenheiten zu Ausritten und Kursen, ebenso in Ala Birdi bei Arboréa, wo für sämtliche Schwierigkeits grade und Altersgruppen (Tel ; gesorgt ist. Auch anderswo auf der Insel, z. B. auf Agriturismo-Höfen und in größeren Resorts, steht Reiten für Haus- und andere Gäste auf dem Programm. In Ággius im Inneren der Gallura hält Il Muto di Gallura (Tel ; Araber zum Ausritt bereit, und auf der zum Arcipélago de la Maddalena gehörigen Ísola Caprera bietet das Cavallo Marsalla Centro Ippico (Tel ; rabo. htm) ganzjährig Reittouren ins Gelände an. Die Maneggio Cabus de Figus bei Fluminimaggiore veranstaltet das ganze Jahr neben Reiterferien und -kursen auch Reitausflüge etwa zum Römertempel»Témpio di Antas«, zur Höhle»Grotta Su Mannau«und durch die»sahara Sardiniens«, die unter Naturschutz stehende Dünenwelt der Costa Verde (Tel , Oben: Maskierte Teilnehmer der Sartiglia S Ardia in Sedilo wilde Jagd um die Wallfahrtskirche 21

INSEL mit Geschichte Selbst wer rein gar nichts über die Geschichte der Insel weiß, hat vielleicht schon von den mysteriösen Nuraghen gehört, die Besucher seit Jahrhunderten in ihren Bann ziehen.

6 INSEL mit Geschichte Selbst wer rein gar nichts über die Geschichte der Insel weiß, hat vielleicht schon von den mysteriösen Nuraghen gehört, die Besucher seit Jahrhunderten in ihren Bann ziehen. Aber das ist nur ein Teil von Sardiniens turbulenter Vergangenheit. Jahrtausendealte Spuren sardischer Geschichte warten auf neugierige Entdecker! Die Geschichte der Insel ist lang. Das merkt man schnell, wenn man Sardiniens großartige Museen besucht. Dort gibt es z. B. über Jahre alte Artefakte aus Stein zu bestaunen. Aus prähistorischer Zeit stammen auch die domus de janas (Feenhäuser, p13) in den Fels geschlagene Gräber sowie die steinernen Kammern der»gigantengräber«(p13). Man findet sie rund um Arzachena (p137, Costa Smeralda), in Sant Andrea Priu (p120), im Valle dei Nuraghi (südlich von Sássari), in der Nekropole von Anghelu Ruju (nördlich von Alghero) und anderswo auf der Insel. Wahrscheinlich zieht es Sie erst einmal zur beliebtesten Sehenswürdigkeit hier: nämlich zu den riesigen Nuraghen-Türmen (P12), die zwischen 1800 und 500 v. Chr. entstanden sind. Die besterhaltenen sind die Nuraghe Su Nuraxi (P52), die Nuraghe Losa (P76) und die Nuraghe Santu Antine (P117). Die Geografie Sardiniens lädt nicht gerade dazu ein, die Sehenswürdigkeiten in chronologischer Reihenfolge zu besuchen. Aber mit etwas Basiswissen findet man sich trotzdem zurecht. 22

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