Ungeahnte Höhen. Groß und schwer, das war einmal. Die Gebirge von heute wiegen wenig und sind leicht zu bauen. Wir zeigen, wie es geht.

Transkript

1 Bau eines Gebirgsdioramas Ungeahnte Höhen Trassen anzeichnen Mit diesem Trick kommt man zu gleichmäßigen Gleistrassen. Auf einen Flachwagen wird ein Holzbrettchen mit Loch geschraubt. Dann wird der Stift durchgesteckt und die Strecke abgefahren. Groß und schwer, das war einmal. Die Gebirge von heute wiegen wenig und sind leicht zu bauen. Wir zeigen, wie es geht. Gotthard, Semmering, Schwarzwaldbahn legendäre Bahnstrecken sind vorzugsweise in den Bergen zu finden. Auch im Modell gehört die Gebirgslandschaft zu den beliebtesten Anlagenthemen. Heute ist der Berg- Bau einfacher und leichter denn je, die neuen Materialien bieten sehr viel mehr Möglichkeiten als Fliegengitter und Gipsbinden. Das MM zeigt am Beispiel eines Dioramas der Firma Noch aus Wangen wie der Bau einer Gebirgsanlage heute mögich ist. Sei der Anlagenberg noch so hoch, auch sein Bau beginnt ganz unten. Auf den Unterbau werden zuerst die Gleistrassen gesetzt. Wir haben uns für eine Strecke in Form zweier zusammenhängender Kreise entschieden. Zum Anzeichnen nehmen wir einen ausgedienten Flachwagen und schrau- 86

2 ben als Abstandhalter ein flaches Holzbrettchen mit einem Loch für den Bleistift auf. Die Lochmitte sollte einen Zentimeter vom Gleisrand entfernt sein. Dann wird der Bleistift eingesteckt, und wir fahren mit dem Wagen über unsere zehn Millimeter dicke Sperrholzplatte. So bleibt links und rechts des Gleises jeweils ein Zentimeter Platz. Nach dem Aussägen werden die Gleistrassen eingebaut und ausgerichtet. Die Höhe wird dabei im Wesentlichen von den beiden Viadukten bestimmt. Wir verwenden den Rhoneviadukt (Art ) für den äußeren und den gebogenen Bruchsteinviadukt im Radius R1 (2 x Art ) für den inneren Kreis. Die restliche Trasse wird mit Höhenbrettern abgestützt. An der Stelle, an der sich beide Trassen überlagern, muss der Höhenabstand zwischen ihnen 7,5 Zentimeter betragen. Die untere Trasse markiert an dieser Stelle den tiefsten Punkt der Strecke, die obere den höchsten. Die Steigungen ergeben sich auf diese Weise von selbst. Danach werden die Schienen in der Mössmer- Schaumstoff-Gleisbettung verlegt. Tunnelportale Während beim Vorbild die Berge Lage und Form der Tunnel bestimmen, ist es bei unserem Diorama genau umgekehrt: Die Stellung unserer Tunnelportale legt fest, wie der Berg später aussehen wird. Da jeder Kreis eine Tunnelstrecke hat, benötigen wir je zwei Tunnelein- und -ausgänge. Die Tunnelstrecke des äußeren Kreises beginnt in der ansteigenden Kurve hinter dem Rhoneviadukt, dort stellen wir das erste Tunnelportal (Art ) auf, es wird links und rechts von Bruchsteinmauern (Art ) gestützt. Etwa nach der Hälfte des Kreises tritt die Strecke wieder ans Tageslicht, dort setzen wir das zweite Portal ein. Im inneren Kreis beginnt die Tunnelstrecke ebenfalls hinter dem Viadukt, dort findet das dritte Portal seinen Platz. Eine Felsgalerie schließt diese Tunnelstrecke ab. Auch dafür nutzen wir das Tunnelportal für die eingleisige Strecke (Art ), allerdings kommt auf die offene Seite die Arkadenmauer (Art ), bergseitig wird wieder die Bruchsteinmauer (Art ) eingebaut. Zuletzt stellen wir noch die Berghütte auf. Sie kommt auf ein Podest in die Die Viadukte (links der Rhoneviadukt) bestimmen die Lage der Gleistrassen. Passende Brett chen bringen sie auf die richtige Höhe. Der zweite Viadukt wird eingepasst. Auf den Brücken werden keine Trassenbretter verlegt, der Abschnitt wird ausgesägt. Tunnelportale und Felsgalerie werden an ihre Plätze gestellt. Sie bestimmen, wie unser Gebirge später aussehen wird. Tunnelbau im Detail: Zuerst wird das Portal aufgestellt, dann folgen die Bruchsteinmauern. Die Galerie erhält an einer Seite eine offene Arkadenmauer. 87

3 Terra-Form/Artikel Aus Holzstreben, Verbindern und den Standfüßen entsteht das Gerüst für unser Gebirge. Im großen Berg verschwinden gleich zwei Tunnel (rechts). Das Gebilde wird mit Krepppapier für den Landschaftsbau bespannt (oben). Mitte des Dioramas, auf ähnliche Höhe wie das Tunnelportal im inneren Kreis. Damit stehen sämtliche Kunstbauten, und es wird Zeit, den Berg darum zu errichten. Dafür greifen wir zum Landschaftsbausystem Terra-Form (ebenfalls von Noch). Terra-Form besteht aus dünnen Holzstreben, die über Plastikbuchsen scharnierartig miteinander verbunden sind. Die Plastikbuchsen werden Verbinder genannt und führen bis zu fünf Streben aus unterschiedlichen Richtungen zusammen. Das Terra- Form-System besitzt kleine Standplatten, die mit Kleber oder kleinen Nägeln an Grundrahmen, Trassenbrettern oder Tunnelportalen befestigt werden. Weil sich die Holzstreben einfach mit dem Bastelmesser kürzen lassen und das System dank der Fünffachverbinder sehr flexibel ist, lassen sich so ganz individuelle Landschaften gestalten. Die Firma Noch bietet ein großes Sortiment an Felsen aus Strukturhartschaum an. Gerüst aufbauen Die Standplatten, Verbinder und Streben stecken wir Stück für Stück zusammen. Am Ende spannen sich die Holzstreben wie Zeltstangen über Tunnel und Gleistrassen. Danach bespannen wir das Gerüst mit Krepppapier (Art ). Es ist wasserdicht, daher kann man später auch mit flüssigem Spachtel arbeiten. Die Konturen unseres Dioramas stehen, im nächsten Schritt wird aus dem Gebirge aus Krepp eine Felslandschaft. Dafür greifen wir ins große Sortiment der Felsen aus Noch-Strukturhartschaum. Aus einer Platte brechen wir uns schroffe Felsenstücke her- Nach dem Bespannen mit Krepppapier stehen die Grundzüge der Berge, aber erst die Felsen formen letztlich das schroffe Gesicht der Gebirgslandschaft aus. 88

4 Verspachteln Die Zwischenräume werden mit Montagespachtel ausgefüllt und mit einem feuchten Pinsel ausmodelliert. So entsteht allmählich eine stimmige Felslandschaft. Großer Wasserfall Unser Wasserfall entsteht aus Noch-Wassereffekten. Dafür werden ein zelne Streifen dieser zäh flüssigen Masse auf vorbereitetes Backpapier gezogen. Mit Landschaftsspray werden Felsen, Wiesen und Tunnel eingefärbt bzw. angepasst. Für den kleinen Bachlauf verflüssigen wir Wasserdrops und gießen die Masse aus. aus und kleben sie auf unsere Gebirgslandschaft. Die Zwischenräume werden mit Montagespachtel (Art ) verschlossen und mit einem feuchten Pinsel ausmodelliert. So entsteht ein beeindruckendes Felsmassiv. Farbe Aber erst die Farbe macht aus Krepp, Felsen und Spachtel eine harmonische Gebirgslandschaft und bringt Leben aufs Diorama. Für die Grundfarbe gilt das freilich nur begrenzt, denn die ist schwarz. Mit dem Landschaftsspray (Art ) wird das Diorama zunächst komplett eingesprüht. Dabei genügt es, wenn die Oberfläche den Grundton annimmt, das Diorama sollte also nicht tiefschwarz aussehen. Anschließend werden die Felspartien noch mit Grau (Art ) nachgearbeitet. Im nächsten Schritt werden dann aus zwei gegenläufigen Richtungen erst Ocker (Art ) und dann von der anderen Seite Elfenbein (Art ) über die Felsen gehaucht. Die so entstehende Schattierung gibt dem Gebirge ein realistisches Erscheinungsbild. Die Flächen, auf denen später unsere Wiesen wachsen, behandeln wir mit Grün (Art ), dann ist der Farbauftrag komplett. 90

5 Nun sieht unser Diorama schon sehr nach Gebirge aus, aber etwas fehlt: das Wasser. Im Gebirge gibt es Fließgewässer unterschiedlicher Art, vom breiten Fluss bis hin zum fadendünnen Wasserfall. Für den kleinen Bachlauf erhitzen wir Wasserdrops (Art ) in einem alten Marmeladenglas oder etwas Ähnlichem bei etwa 175 Grad Celsius im Backofen. Nach etwa 50 Minuten sind sie geschmolzen, die flüssige Masse lässt sich einfach in die Landschaft gießen und modellieren, ruck, zuck ist der Bach an seinem Platz. Unsere großen Wasserläufe basteln wir aus Wassereffekten (Art ). Dazu skizzieren wir auf Backpapier die ungefähre Länge und Breite des Wasserfalls. Anschließend ziehen wir die Flasche mit den Wassereffekten Streifen für Streifen übers Backpapier, bis die angezeichnete Fläche bedeckt ist. Durch die Streifen mutet das Gebilde an wie ein Fluss, Mit dem Grasmaster werden im Handumdrehen die Wiesen begrünt.

6 Danksagung Die Modelle der BR 98.3 und der Wagen wurden uns von der Firma Schreib- und Spielwaren/ Modellbahnen Gresser, Hauptstraße 8, in Meckenbeuren zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung. Hier wird der große Fluss in die Landschaft eingesetzt und verklebt. Die Szene um den Berghof wird mit Figuren bestückt. Das bringt Leben ins Diorama. mit einem Pinsel modellieren wir noch Stromschnellen und Ähnliches nach. Nach dem Trocknen kann das Gebilde dann in die Landschaft eingeklebt werden. Abschlussarbeiten Nun müssen wir noch die Bergwiese bepflanzen. Dafür benutzen wir den Grasmaster, das elektrostatische Begrasungsgerät (Art ). Wir füllen Gras in den Beflockungsbehälter und streichen die spätere Wiese mit Graskleber (Art ) ein. Die Fläche sollte man nicht zu groß wählen, damit der Leim keine Haut bilden kann. In den feuchten Leim stecken wir einen Nagel oder etwas Ähnliches aus Metall. Es wird mit der Krokodilklemme des Grasmasters verbunden. Dann führen wir das Gerät im Abstand von 15 bis 20 Zentimetern über die Fläche. Die Grasfasern werden aufgestreut und richten sich durch das elektrische Feld auf. Die Wiese gestalten wir mit Büschen und Steinen. Zum Abschluss beleben wir mit Wanderern, Biergartenbesuchern und Sonnenhungrigen die Szenerie am Berghof. Und wenn dann noch der Zug langsam aus dem Tunnel schnauft, ist das Idyll perfekt und unser Gebirgsdiorama komplett. Fotos: Jürgen Wisckow, NOCH Abschluss Das fertige Gebirgsdiorama mit Felsen, Berghof und Viadukten steht. Hinweis: Die entsprechenden Artikelnummer im Beitrag beziehen sich auf das Sortiment der Firma Noch. 92