Pilger- und Studienfahrt der Pfarreiengemeinschaft vom 24. bis 31. Mai 2010

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1 Pilger- und Studienfahrt der Pfarreiengemeinschaft vom 24. bis 31. Mai 2010 Nahezu 80 Teilnehmer fanden sich am Pfingstmontag in Adelsdorf ein, um gemeinsam zu einer Studien- und Pilgerfahrt zu bedeutenden polnischen Städten und Pilgerstätten aufzubrechen. Die langen Busfahrten wurden nicht nur einer Pilgerfahrt entsprechend im Gebet und Lied überbrückt, sondern auch durch Informationen zur geschichtlichen Entwicklung Polens verkürzt. Immer noch ist Polen ein unbekannter Nachbar. Dabei ist es lohnend, sich auf diesen unbekannten Nachbarn einzulassen, denn Polen hat Europa viel zu geben, eine reiche Kultur, unberührte Landschaften und Menschen, die unsere Sympathie verdienen. Die polnische Seele besser zu verstehen und klischeehafte Vorurteile abzubauen, dies gelang auf dieser Reise, zumal Pater Jaroslaw, Dozent an einer theologischen Hochschule und schon öfters als Urlaubsvertretung in Adelsdorf, uns vom zweiten Tag an begleitete. Erstes Ziel der Reise war Breslau (Wrociav), viertgrößte Stadt Polens. Eine Stadtführung zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie dem Dom, die Altstadt mit Universität und Rathaus mit Ratskeller ließ die Hauptstadt der historischen Region Schlesien lebendig werden. Touristenattraktion sind die Breslauer Zwerge. Die politische Oppositionsbewegung hatte in den 1980er Jahren mit spontanen Aktionen (zum Beispiel Demonstrationen im Zwergenkostüm) Kritik am kommunistischen Regime in Polen geübt und einen gusseisernen Zwerg ( Papa Zwerg ) in der Breslauer Altstadt aufgestellt. Heute sind 95 Zwerge in verschiedenen Posen über das Altstadtgebiet verteilt. Eingangstor zur Universität Breslau Auf dem Weg nach Krakau liegt Wadowice, der Geburtsort des 2005 verstorbenen Papstes Johannes Paul II. Dort wurde deutlich, welche Bedeutung dieser Kirchenmann nicht nur für das polnische Volk - zu 95% Katholiken - und dessen Selbstbewusstsein hat, sondern auch, welch maßgebliche Rolle er bei der Beendigung der Diktatur des Sozia- Taufkirche von Papst Johannes Paul II

2 lismus und Stalinismus in Osteuropa hatte. Im Geburtshaus des Papstes ist jetzt ein Museum eingerichtet mit vielen persönlichen Gegenständen des ehemaligen Heiligen Vaters. Das Passionssanktuarium Kalwaria Zebrzydowska, eine weitere Station vor Krakau, verdankt seine Gründung dem Krakauer. Im Jahre 1600 ließ er auf dem Berg Zarek eine kleine Hl.-Kreuz-Kirche nach dem Vorbild der Golgatha-Kapelle zu Jerusalem bauen. Er glaubte, in der Gegend eine Ähnlichkeit mit Jerusalem auszumachen. Einer der Berge wurde zu Golgatha, ein anderer zum Ölberg und der Fluss zum Bach Cedron umbenannt. Die 40 Kapellen liegen malerisch auf den umliegenden Hügeln und im Cedron-Tal verstreut. In der Karwoche finden hier berühmte Passionsspiele mit Hunderttausenden von Menschen statt. Krakau (Krakow), von Kriegszerstörungen weitestgehend verschont, gilt noch immer als heimliche Hauptstadt Polens, die sie bis 1596 auch war. Der Königsweg ist ein touristischer Rundgang durch die Altstadt und beginnt am Denkmal der Schlacht von Tannenberg. Durch das Krakauer Florianstor gelangt man direkt zum Hauptmarkt mit der großartigen Marienkirche in der Nordostecke. Als sehr bedeutendes Kunstwerk der Kirche gilt der Hochaltar von Veit Stoß. Der Weg führt weiter zum Collegium Maius, dem ehemaligen Bibliotheksgebäude der Krakauer Universität. Von da führte die Besichtigungstour direkt zum Königsschloss auf dem Marienkirche mit Veit-Stoß-Altar Wawelhügel. Der Dom ist die Bischofskirche von Krakau und gleichzeitig die wichtigste nationale Gedenkstätte Polens, denn dort wurden Jahrhunderte hindurch die polnischen Könige gekrönt und nach dem Tode auch beigesetzt. Unter anderem wurde dort der jüngst bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommene polnische Präsident Lech Kaschinski beigesetzt. Gut ein Dutzend Leute aus der Reisegruppe nahm das Angebot wahr und besuchte das Salzbergwerk Wieliczka. Von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt, liegt seine Attraktion in einer zwei Kilometer langen unterirdischen Touristenroute, die durch eine Märchenlandschaft aus Kristallgrotten, leuchtenden smaragdgrünen Seen, Kapellen mit kunstvoll in Salz geschnitzten Ornamenten und Skulpturen führt. Die größte und schönste Kapelle ist nach der heiligen Kunigundis benannt.

3 Faustyna-Kirche Die Heilige Faustina Vorort von Krakau, den Großteil ihres Ordenslebens und rief die ganze Welt zum Glauben an die ewig wurde hier begraben. Hier befindet sich auch das berühmte Gnadenbild Jesu, das aufgrund Faustinas Visionen und Weisungen entstand. Die moderne Basilika im Krakau Lagiewniki ist die jüngste, und neben der Marienkirche die bekannteste der Krakauer Kirchen. In den Jahren errichtet, wurde sie zum Kultort der Hl. Schwester Faustina, einer der größten Mystikerinnen der katholischen Kirche hat Papst Johannes Paul II die Basilika eingeweiht. Von der Kniebeuge zum Kniefall Tschenstochau ist ein bekannter polnischer Wallfahrtsort mit vier Millionen Pilgern jährlich. Da bleibt es nicht aus, dass man auch mal auf eine heimische Reisegruppe treffen kann wie zum Beispiel Pfarrangehörige von St. Magdalena aus Herzogenaurach. An die Klosterkirche mit barockem Innenraum schließt die Kapelle mit der berühmten Ikone der Schwarzen Madonna an. Zu hohen kirchlichen Festen zieht das Kloster Hunderttausende Pilger an. Höhepunkt unserer Tage war eine Heilige Messe vor dem Bildnis der schwarzen Madonna. Einen tiefen Eindruck hinterließen auch Gläubige, die auf Knien rutschend den Altarkomplex umrunden. Nicht nur in Tschenstochau, auch in allen anderen Kirchen war zu beobachten, dass nahezu alle Gläubigen durch einen Kniefall auf beide Knie Gott die Ehre erweisen. Papst-Statue in Tschenstochau Warschau, die Hauptstadt Polens, wurde nur ein kurzer Besuch abgestattet. Der Pilsudski-Platz, der auch als Siegesplatz bekannt ist, hat für die Polen eine ganz besondere Bedeutung: Am 2. Juni 1979 rief hier der neugewählte polnische Papst Johannes Paul II. mitten im kommunistischen System aus: "Herr, sende aus deinen Geist und erneuere das Antlitz der Erde d i e s e r Erde!" Hier fanden auch - während des Kriegsrechts die Beisetzungsfeiern für den so genannten Primas des Millenniums, Kardinal Wyszynski, statt.

4 Auffallend die vielen Hinweise auf Frederic Chopin, der in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiert, unter anderem an Steinbänken, auf denen bei Knopfdruck bekannte Kompositionen des polnischen Pianisten ertönten. Der Wiederaufbau des Stadtkerns nach dem Krieg orientierte sich zu einem großen Teil an Gemälden des italienischen Malers Bernardo Bellotto (Canaletto), der im 18. Jahrhundert viele Stadtpanoramen Warschaus geschaffen hatte. Heute stehen der Kulturpalast im sozialistischen Zuckerbäckerstil neben modernen Bürokomplexen, geschaffen von Stararchitekten wie Norman Foster und prägen so das Stadtpanorama. Präsidentenpalast in Warschau Die Fahrt führte weiter zur berühmten Pilgerstätte Lichen Stary, nach Tschenstochau der meistbesuchte Wallfahrtsort Polens mit zwei Gotteshäusern. In der alten, neugotischen Kirche der Hl. Dorothea wurde das Gnadenbild der Muttergottes von Lichen aus dem 18. Jh. aufbewahrt, das jetzt in dem jüngst erbauten und zugleich größten Gotteshaus Polens seinen Platz fand. Diese fünfschiffige Basilika, die mit ihrer Gestalt an frühchristliche Gotteshäuser anknüpft, besitzt den höchsten Kirchturm (128 m) Polens und kann 7000 Personen gleichzeitig aufnehmen. Ein großzügiger Park mit Denkmälern und Kapellen umgibt dieses imposante Gotteshaus. Nicht weit davon befindet sich ein Golgatha nachempfundener Steinhügel mit Kreuzweg. Im ebenso neuerrichteten wie vornehmen Pilgerhaus Arka blieb die Reisegruppe die vorletzte Nacht. Letzte Station einer großartigen Reise war Posen. Eine kurze Stadtführung begann am Adam-Mickiewicz-Platz mit Adam-Mickiewicz-Denkmal (Dichterfürst Polens) und dem Denkmal des Posener Aufstandes 1956, das an die blutige Niederschlagung des Arbeiteraufstandes am 28. Juni 1956 erinnert. Unweit befindet sich die Adam-Mickiewicz-Universität (Collegium Minus und Universitätsaula). Das Residenzschloss Posen, heute polnisch als Kaiserschloss bezeichnet, wurde als einer der letzten großen Schlossbauten Europas im Auftrag des deutschen Kaisers Wilhelm II. in den Jahren von 1905 bis 1913 im neoromanischen Stil erbaut. Vor dem Schloss eine Stele mit Ziffern, die auf drei polnische Kryptologen verweist,

5 die als Codeknacker der als unentschlüsselbar geltenden deutschen Chiffriermaschine Enigma einen entscheidenden Beitrag zum Sieg der Alliierten leisteten. Der Posner Altmarkt zählt zu den größten in Polen. Im zentral gelegenen, ehemaligen Rathaus hat das Museum für die Geschichte der Stadt Posen seinen Sitz. Am Altmarkt befinden sich viele sehenswerte Gebäude, unter anderem die Krämerhäuser. Der Proserpinabrunnen ist einer von vier auf dem Altmarkt stehenden Brunnen, der unter den jüngsten Freudentänzen von Fußballfans litt. Übrigens ist Posen einer der Austragungsorte der 2012 stattfindenden Fußball- Europameisterschaften. Ein letzter Blick galt der Posener Pfarrkirche und dem Wahrzeichen der Stadt: zwei sich bekämpfende Ziegen. Poznan Fara (Posener Pfarrkirche) Wir verlassen Polen mit anderen Augen als wir es vor Tagen betreten hatten. Keines der üblichen Vorurteile den Polen gegenüber hat sich bestätigt, im Gegenteil: freundlich gegenüber uns Touristen und durchaus auch deutsch sprechend. Ein tief katholisches Land mit einem im Alltag gelebten Glauben und einer im Volk verankerten Kirche, abzulesen an vielen Momenten: die vielen gepflegten Gotteshäuser, die vielen in weiß gekleideten Kommunionkinder, die vielen Papstdenkmäler, die vielen Priester (und Alumnen) und Ordensleute, die vielen Gottesdienstbesucher, die vielen Teilnehmer an einer Lichterprozession. Konrad Großkpf