Concerto in Es für Kammerorchester ( Dumbarton Oaks ) Concertino für Trompete, Streichorchester und Klavier

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1 PROGRAMM Igor Strawinsky Concerto in Es für Kammerorchester ( Dumbarton Oaks ) (12 Min.) André Jolivet Concertino für Trompete, Streichorchester und Klavier (10 Min.) Simon Höfele, Trompete Kai Adomeit, Klavier Joseph Haydn Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur Hob. VIIe:1 Allegro Andante Allegro (14 Min.) Simon Höfele, Trompete PAUSE Bohuslav Martinů Sinfonie Nr. 4 H 305 Poco moderato Poco allegro Allegro vivo Moderato Allegro vivo Largo Poco allegro (32 Min.) Sendetermin Direktübertragung auf SR 2 KulturRadio und zum Nachhören unter und 1

2 ZEITALTER DER EXTREME Was waren die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts für eine aufregende Epoche! Überall Neuerungen und Experimente, in der Literatur, Malerei, Architektur und Musik. Die Künstler hinterfragten die traditionellen Werte, sie sprengten Formen, setzten sich über bislang geltende Regeln hinweg und schufen neue Regeln. Die Kunst machte sinnlich wahrnehmbar, was in der gesamten modernen Welt geschah. Die Industrialisierung bekam einen enormen Schub, die Wissenschaftler hatten immer neue Erkenntnisse. Das Leben wurde schneller und komplexer, die Kriege wurden monströser. Die Menschen erlebten nie geahnte Geschwindigkeiten, sie sahen Farben und hörten Lautstärken, wie keine Menschen jemals zuvor. Es war das Zeitalter der Extreme, wie es der britische Historiker Eric Hobsbawn einmal treffend bezeichnet hat. Vor diesem geschichtlichen Hintergrund gewinnen die Komponisten dieses Konzertes Kontur: Igor Strawinsky, der Weltbürger, der virtuos mit dem musikalischen Erbe spielte und eine neue Klassizität zum Klingen brachte; André Jolivet, der Franzose, der sich nicht um Kompositionsschulen und -dogmen scherte; und Bohuslav Martinů, der Tscheche, der so wichtige Impulse in Paris bekommen und im amerikanischen Exil vier Sinfonien geschrieben hat. Und dazwischen ein Solitär: Joseph Haydn, der Klassiker, der sich kompositorisch so viele feine Freiheiten nahm und eine Trompeten-Revolution mit einläutete. Igor Strawinsky 2

3 IGOR STRAWINSKY * 5. Juni 1882 in Oranienbaum / Russland 6. April 1971 in New York Back to the roots. Die neoklassizistischen Werke von Igor Strawinsky werden selbst Anhängern der Musik von Bach, Mozart und Beethoven Vergnügen bereiten. Denn Strawinsky prescht darin quer durch die Musikgeschichte und nimmt sich, was ihm gefällt: Rezitative und Arien, barocke Formeln und Floskeln. Das Resultat: ein fein gewebter Flickenteppich. Vergleichbar mit Marcel Duchamp, der 1919 Leonardo da Vincis Mona Lisa mit Schnauzbart und Spitzbart verzierte. Doch im Gegensatz zum Dada-Künstler Duchamp wollte Strawinsky die Bürger nicht erschrecken, sondern mit seinem keckem Spiel der Töne einfach vortrefflich unterhalten. Dumbarton Oaks Zum Collage-Prinzip seiner neoklassizistischen Werke gehören klare Formen und ein transparenter Klang. Ihn erreicht er zunächst einmal durch eine vergleichsweise kleine Orchesterbesetzung wie in seinem Konzert Dumbarton Oaks. Strawinskys Vorbild: Johann Sebastian Bach. Das Resultat: ein kleines Konzert im Stile der Brandenburgischen Konzerte. Die Kammerorchester-Besetzung umfasst Flöte, Klarinette, Fagott, zwei Hörner und zehn Streicher. Die Tonart, ganz im alten Stil: Es-Dur. Bezugspunkt ist das barocke Concerto grosso, in dem sich solistische Instrumente und das Orchester-Tutti abwechseln. Auffallend ist das rhythmische Vorwärtsdrängen der Musik. Diesen Drive erzielt Strawinsky durch häufige Taktwechsel, die bei aller harmonischen und melodischen Übersichtlichkeit für eine faszinierende Instabilität sorgen. Auch in der Kontrapunkt-Technik verbeugt sich der Neoklassiker Strawinsky vor dem Altmeister Bach: Im ersten Satz Tempo gusto häkelt er ein Fugato, im letzten Satz Con moto eine Fuge. Doch für die Interpreten geht es nicht nur um das präzise Abliefern der Noten, sondern um eine expressive Artikulation. Sie müssen die mechanische Motorik mit Leben erfüllen, die Freude an kleinen Attacken, Sprüngen und Schlenkern. Strawinsky hatte das Konzert im Auftrag des us-amerikanischen Diplomaten und Kunstsammlers Robert Bliss und seiner Ehefrau Mildred geschrieben 1938 war die Partitur fertig. Uraufgeführt wurde das Stück in der Nähe von Washington in der Villa Dumbarton Oaks, dem Haus des Ehepaars Bliss. Es feierte den 30. Hochzeitstag, und Strawinsky hatte den beiden dazu ein geistvolles Divertissement komponiert. 3

4 ANDRÉ JOLIVET * 8. August 1905 in Paris 20. Dezember in Paris Stilmix Der Komponist André Jolivet war ein unorthodoxer Zeitgenosse. Schon in jungen Jahren hat er viel Musik gespielt, doch beim Klavierüben hat er sich immer wieder Freiheiten herausgenommen und zum Beispiel Sonaten von Beethoven, die er einstudierte, ein bisschen verändert. Der Notentext war ihm alles andere als heilig, die Freiheit, seine Phantasie war ihm wichtiger. Er spielte Theater, schrieb Theaterstücke und inszenierte sie. Er bekam Malunterricht. Dann spielte er Cello und Orgel und begann zu komponieren. Er beschäftigte sich mit der Musik der Renaissance und den Werken von Schönberg und Bartók. Edgar Varèse wurde sein Lehrer, Olivier Messiaen sein Mentor. Wenn man seine Biographie liest, dann findet man ein Dutzend verschiedener Tätigkeiten. Er reiste viel und veröffentlichte Aufsätze über Musik, er lehrte und organisierte Konzerte. Besonders engagiert hat er sich in den 1930er Jahren für die Gruppe La Jeune France. Im Mittelpunkt des Interesses der Komponisten standen außereuropäische, archaische, exotische und rituell-religiöse Klänge. Nicht die orthodoxe, pointiert formuliert: die dogmatische Moderne interessierte Jolivet, sondern der souveräne Umgang mit völlig unterschiedlichen Stilen. So mischte er Jazz mit indischer oder arabischer Musik und klassischen Formen. Im Abseits Dass Jolivet in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg nicht die ganz große Karriere machte, hing mit der Macht von Pierre Boulez zusammen, der die französische Musikszene dominierte. Er hatte für die virtuose, farbenfrohe Musik des Kollegen Jolivet, für die mal tonal, mal atonal oder zwölftönig komponierten Werke nichts übrig. Sein Urteil war vielen Konzertveranstaltern und Interpreten Befehl. André Jolivet wurde wie auch der Komponist René Leibowitz ins Abseits gedrängt. Von 1945 bis 1959 war Jolivet Musikdirektor der Comédie Française, für die er zahlreiche Bühnenmusiken schrieb. All dies zeigt, dass er überaus vielseitig und ausgesprochen fleißig war. Sein Werkverzeichnis umfasst Messen, Oratorien und Kantaten, Lieder und Gesänge, eine Oper, Ballettmusiken, Solokonzerte, Kammermusik und sogar Filmmusiken. 4

5 Concertino für Trompete, Streichorchester und Klavier Dass seine Musik in keine stilistische Schublade, dass ihm Klangfarben wichtiger waren als Konstruktionen, hört man auch im Concertino für Trompete, Streichorchester und Klavier. Fulminant beginnt das Stück mit harten Rhythmen, Klavier-Attacken, Trompeten-Stößen und Flatterzungen-Thrill. Jolivet gewährt dem Trompeter nur kleine rezitative Ruhepausen, der virtuose Klavierkollege und die Streicher treiben ihn immer wieder voran. Mal wird marschiert oder getanzt, mal gestolpert oder galoppiert. Im ruhigen Mittelteil intoniert die Trompete con sordino eine wunderbar traurige Melodie voller Groove. Der Jazz lässt grüßen. Nach einem sempre accelerando preschen die Musiker voran bis zum Trompeten-triumphalen Schluss. So unterschiedlich die Trompetenkonzerte von Haydn und Jolivet sind. Es ist davon auszugehen, dass Joseph und André im Himmel gute Freunde geworden sind. André Jolivet 5

6 JOSEPH HAYDN * 31. März 1732 in Rohrau (Niederösterreich) 31. Mai 1809 in Wien Fantastische neue Trompeten-Klangwelt Anton Weidinger war ein Wiener Hoftrompeter. Er beherrschte sein Instrument bestimmt virtuos, doch er muss wohl auch ein bisschen unzufrieden gewesen sein mit den Möglichkeiten, die es ihm bot. Denn er konnte auf seiner Naturtrompete nur Obertöne des Grundtons spielen: Dreiklänge und Signal-Motive in tieferen Lagen, Ganz- und Halbtöne nur in höchster Lage. Diese Einschränkungen ließen Weidinger keine Ruhe. Mehrere Jahren lang tüftelte er an seinem Instrument und schließlich hatte er eine Lösung: Mit Klappen konnte er Löcher in der Röhre öffnen und somit die Länge der schwingenden Luftsäule verändern. Das war der Durchbruch! In einer Anzeige in der Wiener Zeitung schrieb er, mit seiner Erfindung der Klappentrompete sei es möglich, in allen Lagen alle chromatischen Töne zu spielen. Eine fantastische neue Trompeten-Klangwelt war entdeckt, vergleichbar mit den neuen Möglichkeiten des wohltemperierten Klaviers, weil alle Töne und Halbtöne jetzt von der tiefen bis in die hohen Lagen verfügbar waren. im Trompetenkonzert Es-Dur Der bereits hochbetagte Joseph Haydn hat 1796 auf Drängen Weidingers diese instrumenten-technische Neuerung sofort ausprobiert und ein Trompetenkonzert geschrieben. Eigentlich hatte er zum damaligen Zeitpunkt kein Interesse mehr an einem Instrumentalkonzert, doch in Anbetracht dieser Trompeten-Revolution wollte Haydn die Grenzen des Spielbaren ausreizen. Auch für moderne Musiker mit Ventil-Trompeten ist dieses Werk ein Paradestück des Repertoires. Die Besetzung ist klassisch: je 2 Flöten, Oboen, Fagotte und Trompeten, außerdem Pauken und Streicher. Schon im ersten Satz Allegro kann der Solist die damals neue Musik demonstrieren: eine Melodie mit vielen Halbtönen auch in tieferen Lagen. Für die damaligen Hörer war schon das ein völlig neues Hörerlebnis. Im anmutigen langsamen Satz Andante mäandert Haydn dann durch ungewöhnliche Tonarten. Eine friedliche, fein schwingende Romanze im tänzerischen 6/8-Takt mit einer ganzen Reihe harmonischer Abenteuer. Im letzten Satz Allegro kann der Solist alle seine virtuosen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Töne perlen die Skalen rauf und runter und fordern mitunter große Sprünge. 6

7 Welches Hochgefühl muss einen Trompeter der Haydn-Zeit ergriffen haben, wenn ihm diese Passagen erstmals gelangen! Unerhört! Weidingers Erfindung war übrigens bald überholt. Kaum zwanzig Jahre später wurde die Ventiltrompete erfunden. Eine weitere wesentliche Verbesserung des Instruments. Joseph Haydn 7

8 BOHUSLAV MARTINŮ * 8. Dezember 1890 in Polička (Tschechien) 28. August 1959 in Liestal (Schweiz) Ordnung, Klarheit, Maß In luftiger Höhe wurde Bohuslav Martinů geboren: auf dem Kirchturm von St. Jakob in der mährischen Kleinstadt Polička im Osten von Tschechien. Sein Vater war Schuhmacher und Turmwächter. Die ersten zwölf Jahre seines Lebens hat der junge Bohuslav diese 183 Stufen über der Stadt gelebt. Wahrlich eine exponierte Stelle. Mit 16 Jahren ist Martinů nach Prag gegangen. Am dortigen Konservatorium hat er Geige, Orgel und Komposition studiert. Doch er war wohl ein wenig widerständig, denn schon bald wurde er wegen unverbesserlicher Nachlässigkeit gefeuert. Doch er konnte ans Konservatorium zurückkehren. In einem zweiten Anlauf hat der 1912 dann doch noch sein Violinexamen bestanden. Ein Jahr später wurde er zweiter Geiger in der Tschechischen Philharmonie. Schon während des Studiums hat ihn der Impressionismus stark beeinflusst. Die Musik von Claude Debussy bezeichnete Martinů als die größte Umwälzung in meinem Leben. Die entscheidende biographische Wendung ereignete sich Der junge Musiker bekam ein Stipendium für Paris. Dort geriet er in den Sog von Strawinsky und Prokofiew und der Gruppe Les six und studierte bei Albert Roussel: Was ich bei ihm suchte, waren Ordnung, Klarheit, Maß (mesure), Geschmack, genauen, empfindsamen, unmittelbaren Ausdruck, kurzum: die Vorzüge der französischen Kunst, die ich stets bewundert habe und die ich wünschte, besser kennenzulernen. Bewegte Zeiten 1932 lernt er Paul Sacher kennen, Dirigent des Basler Sinfonieorchesters. Der Schweizer wurde sein Freund und Förderer und gab Martinů zahlreiche Kompositionsaufträge. Als überzeugter Demokrat und Nazigegner stand Martinů auf einer schwarzen Liste gelang ihm unter abenteuerlichen Umständen die Flucht aus Paris nach Südfrankreich. In Aix en Provence wartete er ein halbes Jahr auf ein Visum für die USA. Im Januar 1941 gelangte er schließlich über Lissabon in die USA. Mehr als neun Monate dauerte die Flucht. Martinů ließ sich mit seiner französischen Frau in Neuengland nieder und hatte zunächst Schwierigkeiten, sich als Künstler zu behaupten. Und was macht der Komponist in der fremden Umgebung? Er denkt an die Heimat und verwendet in seinen Werken Motive aus der tschechischen Folklore. 8

9 Die Verwendung der Volksmusik wird zum Ausdruck seiner emotionalen Verbundenheit mit der Heimat: Ich bin nun einmal ein tschechischer Komponist und die tschechische Volksmusik hat einen ausgeprägten Sinn für Rhythmus ist er nach Europa zurückgekehrt. In den letzten Jahren seines Lebens wohnte er in der Schweiz. Klangfarben-Magier Martinů war ein ungemein vielseitiger Komponist, der mit großer Geschwindigkeit und fast ohne Korrekturen seine Gedanken auf dem Notenpapier notierte: Opern, Sinfonien, Konzerte, Chormusik, Kammermusik. Sein Oeuvre umfasst nahezu vierhundert Werke, tonale, gelegentlich polytonale Musik, in der mehrere Tonarten gleichzeitig erklingen. Dissonanzen setzt Martinů nicht als Schärfe ein, sondern um konsonante Klänge zu würzen. Er wollte keinen Schmerz, sondern nur ein neckisches Zwicken. Die Tonalität seiner Werke ist nicht als dominierender Anker gedacht, der die Abläufe bestimmt, sondern als Klangfarbe. Symmetrien oder klassische Formverläufe werden unwichtiger, die traditionellen Großformen bleiben bestimmend. Als Martinů 1942 im us-amerikanischen Exil seine erste Sinfonie komponierte, veröffentlichte der damals 52jährige Komponist eine grundsätzliche Erklärung: Die Form der Sinfonie ist eines der großen Probleme der zeitgenössischen Komponisten. Das 19. Jahrhundert hat uns eine vollendete Form hinterlassen, die nicht nur der Struktur, sondern auch dem Inhalt nach voll Größe und erhabenen Ausdrucks einzig dasteht. Obwohl zeitgenössische Komponisten mehrfach versuchten, die Struktur zu ändern, in einer einsätzigen oder fünfteiligen Sinfonie oder ähnlich die Lösung zu finden, ist diebeschaffenheit im Wesentlichen unverändert geblieben. Die großen Ausmaße der Sinfonie nötigen den Komponisten natürlich, von einer hohen Warte aus an die Arbeit heranzugehen. Es steht außer Zweifel, dass die Idee erhaben sein muss. Meine feste Überzeugung ist allerdings, dass auch ganz einfache Gedanken und Dinge ihre eigene Würde in sich tragen. Die vierte Sinfonie Die vierte Sinfonie hat Martinů in wenigen Monaten 1945 in New York komponiert. Schon im November wurde das klassisch proportionierte, viersätzige Werk vom Philadelphia Orchestra unter der Leitung von Eugene Ormandy uraufgeführt. Im ersten Satz Poco moderato wechseln sich lyrische und rhythmische Passagen fließend ab. Neben kurzen Fanfaren, hymnischen Klängen, impressionistischen Färbungen merkt man auch einen sinfonischen US-Sound, 9

10 der ein bisschen nach Hollywood klingt. Eine unbeschwerte Stimmung, heile Welt. Kein Wunder, war Martinů doch weit entfernt von Europa, das ist großen Teilen in Schutt und Asche lag. Nach dem tänzerischen Auftakt klingt der zweite Satz Allegro vivo deutlich energischer. Betonungen auf eigentlich unbetonten Taktteilen steigern die Spannung und zitieren Elemente der tschechischen Volksmusik. Im anmutigen Trio. Moderato folgt eine kleine Verschnaufpause bevor Martinů zum ruppigen ersten Teil des Scherzos zurückkehrt. Im dritten Satz Largo spannt er große melodische Bögen, der Klang der Streicher dominiert. Zur idyllischen, kammermusikalischen Atmosphäre, die Martinů an einigen Stellen emphatisch auflädt, gehört auch der Klang des Klaviers. Im vierten Satz Poco allegro greift Martinů sinfonisch wieder in die Vollen mit großen Tutti-Gesten und mächtigen Steigerungen, sanften Themen, Beschleunigungen, tänzerischem Schwingen und beharrlichem Pochen. Nachklingen und Ausklingen. Und ein musikantisches, effektvolles Finale. Kurzum: eine lebensfrohe Musik. In seiner Heimat Tschechien wird Martinů hoch geschätzt. Er gilt neben Smetana, Dvořák und Janáček als vierter Klassiker. Bohuslav Martinů 10

11 SIMON HÖFELE Trompete Der 24jährige Simon Höfele ist einer der spannendsten Trompeter der jungen Generation. Er ist aktueller BBC Radio 3 New Generation Artist, seit der Spielzeit 2018/2019 Künstler in der Reihe Junge Wilde des Konzerthauses Dortmund, SWR2 New Talent und Preisträger des Sonderpreises U21 des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD sowie des Deutschen Musikwettbewerbs 2016 u. a. Als Solist spielte er bereits mit dem Royal Concertgebouw Orchestra, dem BBC Philharmonic, BBC Scottish Symphony Orchestra, Ulster Orchestra, Shanghai Philharmonic, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Konzerthausorchester Berlin, SWR Symphonieorchester, Beethoven Orchester Bonn, dem Mahler Chamber Orchestra, dem Münchener Kammerorchester, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, sowie im Bozar Brüssel, im Konzerthaus Berlin, beim Cheltenham Music Festival, MiTo Festival in Mailand und Turin, Schleswig-Holstein Musikfestival, Rheingau Musik Festival, bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern u. a. Neben dem bekannten Trompetenrepertoire von Telemann über Tartini, Haydn, Hummel, Mozart bis zu Jolivet, Arutjunjan und Zimmermann widmet sich Simon Höfele immer wieder auch zeitgenössischer Musik zu seinen Uraufführungen zählen die Trompetenkonzerte von Matthias Pintscher, Nina Senk und Hope Lee. Simon Höfele erhielt mit sieben Jahren seinen ersten Trompetenunterricht in seiner Heimat Darmstadt, fünf Jahre später wurde er Jungschüler von Reinhold Friedrich, der ihn als 14-Jährigen in seine Trompetenklasse an der Musikhochschule Karlsruhe aufnahm. Er war Mitglied im Bundesjugendorchester, im Gustav-Mahler-Jugendorchester und in der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Zudem besuchte er Kurse beim Ensemble Modern, bei German Brass und erhielt Unterricht bei renommierten Professoren wie Edward H. Tarr, Klaus Schuhwerk, Wim van Hasselt, Frits Damrow, Urban Agnas, Luis Gonzalez, Peter Lohse, Hannes Läubin, Kristian Steenstrup, Eric Aubier und Jeroen Berwaerts. Seine aktuelle Aufnahme Mysteries (Genuin) wurde vom Preis der Deutschen Schallplattenkritik mit dem Vierteljahrespreis 2/2018 ausgezeichnet. Simon Höfele engagiert sich neben seinen musikalischen Projekten auch kulturpolitisch und gründete den Verein Kunstverlust, für den er als Fotograf Menschen porträtiert, die sich aktiv für Kunst und gegen deren Zerstörung einsetzen.

12 KAI ADOMEIT Klavier Der Pianist Kai Adomeit ist wohl eine der ungewöhnlichsten Persönlichkeiten in der Musikszene, ein suchender, unangepasster Musiker. Nach einer langen Phase seltener Auftritte kehrte er 2012 mit dem Zyklus der 55 Klaviersonaten von Joseph Haydn auf das Konzertpodium zurück, dem 2015 das gesamte Klavierwerk von Ludwig van Beethoven folgte. Für 2018/19 hat er Auftritte mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester und der Badischen Philharmonie Pforzheim, außerdem Recitals u. a. in Dänemark, Norwegen, Japan und den USA. Außerdem, neben der Fortführung des Zyklus der Klavierwerke Franz Schuberts, die Aufführung des gesamten Klavierwerks von Maurice Ravel an einem Abend. In der Vergangenheit trat Kai Adomeit als Solist u.a. mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, dem Rundfunkorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Rundfunkorchester des SWR, dem Mikkeli Chamber Orchestra und dem Radiosymphonieorchester Ljubljana unter Dirigenten wie Ari Rasilainen, Markus Stenz, John McGlinn, Karl-Heinz Steffens und Kenneth Duryea auf. Er gab Konzerte u. a. im Rahmen der Festspiele Limburg-Weilburg, des Heidelberger Frühlings, der Mittelrhein- MusikMomente, des Festival les pianos de Paris und des Kansas Festivals. Des Weiteren spielte er mit Orchestern wie London Philharmonic, New York Philharmonic London Symphony orchestra, Cleveland Orchestra u. a. Daneben ist Adomeit ist auch ein gefragter Kammermusiker und Liedbegleiter. Ein weiterer Schwerpunkt bildete lange Zeit die Arbeit als Filmmusiker. Seit 2011 führt er regelmäßig Gottfried Huppertz Originalmusik zu Fritz Langs historischem Nibelungen -Stummfilm in der originalen Klavierfassung live auf. Nachdem er im Alter von 22 Jahren eine Gesamtaufnahme der Klavierkonzerte Sergej Rachmaninows vorlegte, folgten weitere CD-Veröffentlichungen, u. a. mit dem Klavierwerk und dem Klavierkonzert von Antonín DvoĂák und Werken von Liszt, Chopin und Frederic Rzewski. Hierfür erntete er begeisterte Kritiken und erhielt den renommierten Schallplattenpreis Choc du Monde de la Musique. Zudem entstanden zahlreiche Aufnahmen für den Rundfunk, u. a. mit den Klaviersonaten Nikolai Medtners. Kai Adomeit unterrichtete an der Musikhochschule Mannheim und zuletzt von an der Folkwang-Universität Essen. 12

13 VALENTIN URYUPIN Dirigent Valentin Uryupin, Gewinner des 8. internationalen Dirigentenwettbewerbs Sir Georg Solti 2017, ist in doppelter Hinsicht ein Ausnahmemusiker: Bevor er am Dirigentenpult Erfolge feierte, entschied er als Klarinettist mehr als 20 internationale Wettbewerbe für sich und konzertierte weltweit. Angesichts seiner zahlreichen Dirigate sowohl im Opern- als auch im sinfonischen Bereich tritt seine Solistenkarriere inzwischen immer mehr in den Hintergrund; allerdings ist Valentin Uryupin gelegentlich in play-conduct-konzerten in beiden Rollen, als Dirigent und Klarinettist, zu erleben. Seit 2011 ist Valentin Uryupin regelmäßiger Dirigent des Orchesters MusicAeterna an der Permer Oper, das 2004 von Teodor Currentzis gegründet wurde und inzwischen bei zahlreichen internationalen Gastspielen begeistert. Als Chefdirigent und künstlerischer Leiter steht er seit 2015 dem Sinfonieorchester von Rostow am Don vor. Regelmäßig leitet er Konzerte am Staatlichen Akademischen Opern- und Ballett-Theater Nowosibirsk und beim Rundfunk-Sinfonieorchester Minsk. Daneben führten ihn Gastdirigate unter anderem ans Teatro Real in Madrid, an die Oper Athen, zum SWR Symphonieorchester, zum RTÉ National Symphony Orchestra Dublin, zur George Enescu Philharmonie in Bukarest, ans Mariinski-Theater Sankt Petersburg, zum Russischen Nationalorchester und zum Ural Philharmonic Orchestra. In der Saison 2018/19 debütiert er sowohl beim Radio-Symphonieorchester Wien als auch beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin; daneben ist er beim Tokyo Symphony Orchestra, beim Kyushu Symphony Orchestra, beim Orchestra della Svizzera italiana, bei der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, beim Teatro Massimo Palermo und beim Teatro Comunale di Bologna zu Gast. Mit seinem Rostov Symphony Orchestra ist er unter anderem am Brucknerhaus Linz zu erleben. Valentin Uryupins Repertoire umfasst über 30 große Opern und Ballette sowie ein breites Spektrum an Orchestermusik, darunter viele zeitgenössische Werke von Komponisten wie John Adams, Gija Kantscheli, Henri Dutilleux, Jörg Widmann und Kusma Bodrow. Beide seiner Studien Klarinette (2009) und Dirigieren (2012) absolvierte Valentin Uryupin am Moskauer Staatskonservatorium. Zu seinen Lehrern zählen Gennadi Roschdestwenski und der Klarinettist Evgeny Petrov; zudem assistierte er Valery Gergiev und Vladimir Jurowski. 13

14 DEUTSCHE RADIO PHILHARMONIE SAARBRÜCKEN KAISERSLAUTERN Seit mehr als zehn Jahren ist die Deutsche Radio Philharmonie fester Bestandteil der weltweit einmaligen deutschen Orchesterlandschaft. Das Orchester entstand aus der Fusion von Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken (SR) und Rundfunkorchester Kaiserslautern (SWR) und nimmt als ARD-Rundfunksinfonieorchester seine Aufgaben an den Orchesterstandorten Saarbrücken und Kaiserslautern ebenso wahr, wie auch in den Kulturprogrammen des Saarländischen Rundfunks und des Südwestrundfunks, im SR/SWR-Fernsehen oder auf ARTE. Regelmäßig tritt die Deutsche Radio Philharmonie im grenznahen Frankreich und Luxemburg auf, sowie in Mainz, Karlsruhe und Mannheim. Tourneen führten in den letzten Jahren in die Schweiz, nach Polen, China, Japan und bereits drei Mal nach Südkorea. Mit Beginn der Saison 17/18 tritt der Finne Pietari Inkinen sein Amt als Chefdirigent der Deutschen Radio Philharmonie an. Er folgt auf den Briten Karel Mark Chichon, der die Position von 2011 bis 2017 innehatte, und Christoph Poppen, der das Orchester von 2007 bis 2011 prägte. Der im Februar 2017 verstorbene Dirigent Stanislaw Skrowaczewski war dem Orchester als Erster Gastdirigent eng verbunden, 2015 wurde er 92-jährig zum Ehrendirigenten ernannt. Im Zentrum der Orchesterarbeit stehen das klassisch-romantische Kernrepertoire und regelmäßige Uraufführungen zeitgenössischer Musik sowie die Vergabe von Auftragswerken. Mit der Saarbrücker Komponistenwerkstatt hat die Deutsche Radio Philharmonie jungen Komponisten ein Podium zur Aufführung ihrer ersten Orchesterwerke geschaffen. Auch mit Spezialisten erarbeitete historisch-informierte Interpretationen der Vorklassik sind regelmäßig in den Konzertprogrammen präsent, ebenso neu- oder wiederentdeckte Werke bislang wenig beachteter Komponisten, darunter der Romantiker Louis Théodore Gouvy, der Exilkomponist Werner Wolf Glaser oder der deutschstämmige, israelische Komponist Tzvi Avni. Fester Bestandteil der Orchesterarbeit ist die Musikvermittlung. Klassik macht Schule richtet sich mit Kinderkonzerten, Familienkonzerten, Workshops oder der ARD Schulsinfonie an das junge Publikum. Live im Konzertsaal, im Radio, Fernsehen oder auf CD erschließt die Deutsche Radio Philharmonie Klassikfreunden die enorme Repertoirebreite eines Rundfunksinfonieorchesters in höchster künstlerischer Qualität. Mehrere CDs aus der umfangreichen Orchester-Diskographie erhielten internationale Auszeichnungen. CD-Zyklen entstanden von Sinfonien der Komponisten Brahms, Mendelssohn, Tschaikowsky und Schumann. Mit Podcast- und Livestream-Angeboten erreicht das Orchester sein Publikum zunehmend auch im Internet. 14

15 DRP-AKTUELL Dein ist mein ganzes Herz SR-Soirée mit dem Orchestre National de Metz Die nächste SR-Soirée am 30. November um 20 Uhr in der Congresshalle Saarbrücken ist fest in der Hand des Orchestre National de Metz. Aus dem Operettenland Pays de sourire bringen die Sopranistin Rocio Pérez, der Tenor Yu Shao und Dirigent Laurent Campellone Musik der Operettenkönige Jacques Offenbach, Charles Lecocq, Franz Lehár sowie eine Hommage an Leonard Bernstein auf die Bühne. Während Jacques Offenbach mit seiner zündenden Gesellschaftssatire und unsterblicher Musik wie der Barkarole aus Hoffmanns Erzählungen heute noch einer der meistgespielten Operettenkomponisten ist, kennt man die 50 Operetten von Charles Lecocq hierzulande kaum. Um die Jahrhundertwende legte Franz Léhar den Grundstein für die Dominanz der Wiener Operette. Das Land des Lächelns (Le Pays du sourire) mit dem Evergreen Dein ist mein ganzes Herz wurde 1929 in Berlin mit Richard Tauber uraufgeführt. Ausschnitte aus den Broadway-Musicals Candide und West Side Story von Leonard Bernstein knüpfen an diese Tradition an. Das Weihnachtsabo 2018 Ab dem 1. Dezember ist unser diesjähriges Weihnachtsabo exklusiv im SR-Shop im Musikhaus Knopp erhältlich. Drei große sinfonische Konzerte zwei davon unter der Stabführung von Chefdirigent Pietari Inkinen in der Congresshalle Saarbrücken verstecken sich in diesem musikalischen Arrangement: Pietari Inkinen lädt dazu ein, sich mit Gustav Mahlers siebter Sinfonie auf eine Lebensreise zu begeben. Die Zusammenarbeit mit den Choreographen Pina Bausch und Sascha Waltz hat seine Sicht auf ein weiteres Schlüsselwerk der Musikgeschichte geschärft: Mit Igor Strawinskys Le sacre du printemps öffnet Inkinen das Ohr für eine rohe, von gewaltigen Naturkräften beherrschte Musik. Der polnische Komponist Krzysztof Penderecki gastiert als Dirigent mit der neunten Sinfonie von Dmitrij Schostakowitsch bei der DRP. Das Weihnachtsabo der Deutschen Radio Philharmonie kostet 50 und ist bis zum 22. Dezember erhältlich. DRP-Konzerte im Video auf dem Computer oder dem Smartphone Hier können Sie DRP-Konzerte sehen und hören: So landen Sie zum Beispiel in der heißen 2018er-Ausgabe von SR-Klassik am See, die Besucher mit hochemotionalen Werken slawischer Komponisten verzauberte. 15

16 DIE NÄCHSTEN KONZERTE Sonntag, 25. November Uhr SWR Studio, Emmerich-Smola-Saal 1.ENSEMBLEKONZERT KAISERSLAUTERN Auf Entdeckungsreise Streicher der Deutschen Radio Philharmonie mit Orsolya Nagy, Klavier Moderation: Christian Ignatzi Werke von Johannes Brahms, George Onslow und Hermann Goetz Freitag, 30. November Uhr Congresshalle 2. SOIRÉE SAARBRÜCKEN Dein ist mein ganzes Herz! Orchestre National de Lorraine Dirigent: Laurent Campellone Rocio Pérez, Sopran Yu Shao, Tenor Werke aus Operetten von Charles Lecocq, Jacques Offenbach, Franz Lehár und eine Hommage an Leonard Bernstein Uhr Konzerteinführung mit Roland Kunz Mittwoch, 5. Dezember Uhr Hochschule für Musik Saar 3. ENSEMBLEKONZERT SAARBRÜCKEN Serenade Mitglieder der Deutschen Radio Philharmonie Werke von Joseph Haydn, Albert Roussel, Max Reger und Ludwig van Beethoven Uhr Konzerteinführung mit Nike Keisinger Gieseking-Saal Sonntag, 9. Dezember Uhr Funkhaus Halberg, Großer Sendesaal FAMILIENKONZERT SAARBRÜCKEN Großmutter mit dem Gänsefuß Deutsche Radio Philharmonie Dirigent: Mariano Chiacchiarini Moderation und Konzept: Ingrid Hausl Für Kinder ab 4 Jahren Wir möchten Sie höflich darauf hinweisen, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Konzerte der DRP nicht gestattet sind! Die Besucher stimmen Bildaufnahmen durch den SR/SWR zu. Text: Eckhard Roelcke Textredaktion: Dr. Beate Früh Programmredaktion: Benedikt Fohr Herausgeber: Deutsche Radio Philharmonie 16