Das hab ich im Verband gelernt
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1 Das hab ich im Verband gelernt Katholische Jugendverbände sind die Zukunft der Kirche und der Gesellschaft Antragsteller: BDKJ-Diözesanvorstand Die BDKJ-Diözesanversammlung möge beschließen: In den Jahren 2003 bis 2004 sind im Diözesanausschuss und auf der Diözesanversammlung die sogenannten Altenberger Thesen als Gesprächsimpulse zur katholischen Jugendarbeit entstanden. 1 Wir sind überzeugt, dass es richtig und wichtig ist, mehr als zehn Jahre später erneut über die Rolle und Bedeutung der katholischen Jugendverbände zu sprechen. Wie damals soll auch nun ein Auszug aus dem Grundsatzprogramm des BDKJ den Feststellungen vorangestellt sein: Grundlage des BDKJ als Dachverband von katholischen Jugendverbänden sind Leben und Botschaft Jesu Christi. Im Glauben können Kinder und Jugendliche Antwort auf die Frage nach dem Sinn ihres Lebens finden. [ ] Das gemeinsame Ziel im BDKJ besteht darin, Mädchen und junge Frauen, Jungen und junge Männer in ihrer personalen und sozialen Entwicklung und beim Entdecken, Formulieren und Vertreten ihrer spezifischen und gemeinsamen Interessen zu fördern. Dieses Ziel verwirklicht sich in der Erfahrung von Glaube und Freiheit, von Autonomie und Solidarität, in der Übernahme von Verantwortung, der Mitgestaltung der Kirche und im Einsatz für eine menschenwürdige Gesellschaft. 2 Mehrwert für Ehrenamtliche, Mehrwert für Mitglieder der Jugendverbände Das hab ich im Verband gelernt, ist eine Aussage, die viele aktive und ehemalige Jugendverbandler*innen über ihre Talente, Qualifikationen und Fähigkeiten treffen können. Es ist unbestritten, dass die Möglichkeiten des sich Ausprobierens, des Verantwortung Übernehmens, das Erleben von Gemeinschaft, das Bewältigen von Projekten, das gemeinsame Arbeiten und Streiten prägend sein kann. Das hier Gelernte reicht von grundlegenden sozialen Kompetenzen bis zu speziellen Fähigkeiten. Zwar lassen sich viele Dinge auch anderswo lernen, aber die Verbandsarbeit senkt Zugangshürden und
2 ermutigt ihre Mitglieder, sich fortzubilden, Talente zu entdecken und das Erlernte im Verband auszuprobieren. Was im Jugendverband gelernt wird, bleibt lebenslang erhalten. Mehrwert für Kirche und Gemeinde Die katholischen Jugendverbände sind der Ort, an denen junge Menschen die Gemeinschaft mit Christus und den Nächsten ganz besonders erleben können. Dem Selbstverständnis der katholischen Jugendverbände nach sind die Verbände (oft) nicht nur Teil der Pfarrgemeinden, die das Gemeindeleben vor Ort mitgestalten, sondern sie sind auch selbst Gemeinde. Christliche Gemeinschaft im Jugendverband bedeutet gemeinsam Gottesdienste zu feiern, gemeinsam über Glaube und Kirche zu sprechen und zu diskutieren und füreinander einzustehen. Ein alternativer Zugang zu Kirche und zur Welt des Glaubens wird in den katholischen Jugendverbänden geboten. So erleben Kinder und Jugendliche im Verband verschiedene Formen des Kirche-Seins. Dies schafft der Kirche Zukunft. Davon profitieren nicht nur die Verbände, sondern auch die Gemeinden und die ganze Kirche. Fairer Umgang mit der*dem Nächsten und mit Gottes Schöpfung sind immer auch ein Ausdruck christlicher Nächstenliebe. In den Jugendverbänden werden die christlichen Werte erlebt und vermittelt. Durch die verschiedenen Angebote, die vielfältigen Erfahrungen in Gemeinschaft und die Mitgliedschaft entsteht oft eine lebenslange Bindung zum verbandlichen Engagement und dem christlichen Glauben. Die katholischen Jugendverbände möchten den Weg der Veränderung der Kirche mitgehen und inspirieren, denn sie sind Kirche auf dem Weg. Mehrwert für die Gesellschaft Das Potenzial, das Jugendverbände entfalten können, wird in großen Aktionen sichtbar. Die 72-Stunden-Aktionen 2009 und 2013 haben gezeigt, (und die anstehende Aktion 2019 wird zeigen) dass es in der Jugendarbeit nicht nur um Spaß und eigene Interessen geht. Gerade weil sich hier junge Menschen nicht scheuen, ihre Freizeit bei einer Sozialaktion zu verbringen, weil sie Dinge, mit denen sie nicht zufrieden sind, obwohl sie nicht (immer) direkt betroffen sind, verbessern wollen, zeigen sie, welchen Beitrag sie in unserer Welt leisten. Aber insbesondere im alltäglichen Engagement im katholischen Jugendverband zeigt sich der Mehrwert für die Gesellschaft. Die Angebote der Jugendgruppen vor Ort wie Gruppenstunden, Ferienfreizeiten, Jugendcafés etc. sind offen für alle - egal welche Talente, welches Geschlecht, welche Herkunft oder welche finanziellen Voraussetzungen der Mensch mit sich bringt. Alle können im Jugendverband Gemeinschaft, freie Zeit und Engagement erleben. Durch eine kontinuierliche Begleitung und regelmäßige Angebote
3 werden den Kindern und Jugendlichen christliche und demokratische Werte vermittelt. Dies trägt zu einer langfristigen Prägung bei. Ohne die Routine der alltäglichen Arbeit, die Infrastruktur von der Ortsgruppe bis zum Bundesverband, die Erfahrung und den Einsatz der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen und Angestellten sind diese Dinge nicht realisierbar. Die Wirkung von Investitionen in die Jugendverbandsarbeit wird in Nordrhein-Westfalen genau untersucht. Die Ergebnisse des sogenannten Wirksamkeitsdialogs können sich sehen lassen. 3 Jugendverbandsarbeit erreicht Mädchen und Jungen gleichermaßen, sie erreicht junge Menschen unterschiedlicher Schulformen, Auszubildende und Studierende. Engagement in der Jugend lässt in der Regel auch später gesellschaftliches, kirchliches, soziales oder politisches Engagement folgen. Die Angebote der Jugendverbandsarbeit vermitteln demokratisches Grundverständnis und Toleranz, fördern den Wunsch nach Mitgestaltung und Mitbestimmung. Verbandsarbeit nimmt die Anliegen der Teilnehmenden ernst. Die Jugendverbände können mit Recht darauf stolz sein, dass Partizipation aller Beteiligten in alltäglichen Angeboten und großen Projekten, in der Gruppenstunde und in Leitungsrunden wirklich gelebt wird. Junge Menschen, die die Erfahrung gemacht haben mit ihren Anliegen gehört und ernst genommen zu werden, sind auch in späteren Jahren aktiv, um für eine bessere Gesellschaft, ein friedliches und respektvolles Miteinander und für Gerechtigkeit einzutreten. Herausforderungen In den Verbänden: Die katholischen Jugendverbände sehen die Notwendigkeit von Innovationen und das Entwicklungspotential in den eigenen Reihen und haben den Anspruch sich weiterzuentwickeln. Wir wollen stetig besser werden. Der Anspruch an die Betreuung von Kindern und Jugendlichen und die Anforderungen an die Wahrung des Kindeswohls steigen. Die katholischen Jugendverbände wollen wachsen. Sie wollen neue Zielgruppen erreichen. Sie wollen der zunehmenden Ausdifferenzierung der Milieus und der aus der größer werdenden gesellschaftlichen Komplexität resultierenden Veränderungen für das Ehrenamt Rechnung tragen. Impulse hierzu finden sich immer wieder. Die Begleitung lässt sich aber leider nicht verstetigen, da die Ressourcen fehlen. Gerade im ländlichen Raum erreichen wir einen Großteil der Zielgruppe allerdings schrumpft die Zahl der Teilnehmenden und der Verantwortlichen, sodass sich Angebote kaum noch lohnen.
4 Kirche: Auch unsere Kirche steht vor Herausforderungen. Wir spüren die Auswirkungen, die unbesetzte Stellen in den Gemeinden mit sich bringen. Die Anforderungen an die verbandlichen Strukturen und die Ehrenamtlichen vor Ort steigen, wenn die hauptamtliche Begleitung ausbleibt. Jugendarbeit leidet darunter besonders. Dennoch möchten wir der Kirche helfen, wo sie sich auf den Weg macht und Innovationen ausprobiert, um junge Menschen nach den Berührungspunkten mit Glauben und der Gemeinde abzuholen der Erstkommunion, der Firmung oder nach Tagen religiöser Orientierung. Gesellschaft: Vor dem Hintergrund aktueller politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen wird deutlich, dass sich unsere Gesellschaft es nicht leisten kann, auf gelebte Demokratiebildung bei Kindern und Jugendlichen zu verzichten. Es geht nicht nur darum, die Strukturen unserer Demokratie zu verstehen, sondern auch die Botschaft, die den Zusammenhalt der Menschen trägt: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. 4 Die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Integration von Menschen, die nach Deutschland kommen, wird wesentlich von zivilgesellschaftlichen Akteur*innen getragen; wir tragen diese mit und haben besonders die Kinder und Jugendlichen im Blick. Neben diesen Aufgaben für unsere Gesellschaft, ist der Kern der Jugendverbandsarbeit, das Kind in den Mittelpunkt zu stellen. Wir kümmern uns um die Anliegen und Interessen, Sorgen und Bedürfnisse. In einer zunehmend verdichteten Bildungsumgebung bieten die Jugendverbände die fehlenden Rückzugsorte und Selbstgestaltungsmöglichkeiten. Blick in die Zukunft Katholische Jugendverbände haben einen Mehrwert. Zeit und Geld, das in die Jugendverbände investiert wird, wird in junge Menschen und in die Zukunft investiert - in die Zukunft der Kirche, die Zukunft einer lebenswerten Gesellschaft und die Zukunft der jungen Menschen selbst. Besonders großer Erfolg stellt sich dort ein, wo Hauptamt Ehrenamt stützt und begleitet. In den Jugendverbänden werden personelle Ressourcen in Strukturen gegeben, die darin erprobt sind, Kinder und Jugendliche zu erreichen.
5 Wir fühlen uns für unsere Werte und Ziele verantwortlich, insbesondere vor den formulierten Herausforderungen. Nicht auszudenken, wohin es führt, wenn wir wegen fehlender Unterstützung diese Arbeit nicht mehr leisten können. Diesen Erwartungen an uns und an uns selbst nicht nachzukommen ist keine Alternative. Der Diözesanvorstand wird beauftragt mit dem Diözesanausschuss und den Gremien des Diözesanverbandes den Dialog mit den Partner*innen und Institutionen über die Unterstützung der Jugendverbände zu vertiefen und die Kommunikation darüber aufrecht zu halten. Die Aufgaben der Verbände und die Verantwortung für die Gesellschaft werden nicht kleiner. Wir müssen gemeinsam mit unserem ehrenamtlichen Engagement, der hauptamtlichen Unterstützung, der Förderung durch das Erzbistum und durch kommunaleund Landesmittel dafür sorgen, dass die Verbände die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Heute und in Zukunft. Begründung: Mit dem vorliegenden Antrag möchte der Diözesanvorstand die Kernmerkmale der Jugendverbandsarbeit herausstellen. Wer im Verband aktiv ist, erlebt die Dinge so oder so ähnlich, wie wir sie hier beschreiben. Der Antrag soll dazu dienen, sprachfähig zu machen, damit alle Verbandler*innen die Wirkung ihres Engagements gut beschreiben können. Wir halten es für wichtig, die hohe Qualität der katholischen Jugendverbandsarbeit zu betonen, die sich an einigen Stellen von anderen Verbänden und anderen Ehrenämtern abhebt - eben weil wir Teil der christlichen Gemeinde sind. Jugendverbände müssen zukunftsfähig sein, denn ihre Aufgaben werden immer wichtiger. Sie sind der Ort, an dem junge Menschen Demokratie, Mitbestimmung und christliche Gemeinschaft erleben und erspüren. Diese Arbeit hat Dank und Unterstützung verdient. Heute und in Zukunft. 1 Beschluss der BDKJ-Diözesanversammlung (2004): Altenberger Thesen zur katholischen Jugendarbeit. Ein Gesprächsimpuls des BDKJ im Erzbistum Köln. URL: r_thesen_05.doc 2 BDKJ-Hauptversammlung (1999): Grundsatzprogramm des BDKJ. URL: Bericht zum Wirksamkeitsdialog. (Daten von ). URL: g_final.pdf 4 Artikel 1 und Grundgesetz 3
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