Tegernheimer Biographien 1 Johann Baptist Kuhn Pfarrer in Tegernheim
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1 Tegernheimer Biographien 1 Johann Baptist Kuhn Pfarrer in Tegernheim von Martin Jäger Johann Baptist Kuhn wurde am 28.Oktober 1881 in Hauzendorf, Pfarrei Pettenreuth als achtes von zehn Kindern des Landwirts Josef Kuhn (21. Dezember April 1913) und seiner Frau Maria Kuhn, geb. Ammermeier (6. Dezember Juni 1909) geboren. Pfarrer Ammermeier 2 Sein geistlicher Mentor war sein Onkel, Pfarrer Johann Baptist Ammermeier, der Bruder seiner Mutter. Geboren am 3. April 1847 in Hauzendorf wurde dieser am 15. Juni 1873 zum Priester geweiht. Unter Pfarrer Franz Xaver Kalb war er vom 9. Januar 1877 bis 27. Februar 1881 Kaplan in Tegernheim. Er verstarb am 13. Mai 1924 bei seinem Neffen in dessen damaliger Expositurstelle Staubing bei Weltenburg, wo er seit 1922 lebte. 1 Johann Kuhn trat 1894 in das Bischöfliche Knabenseminar Obermünster ein und machte im Jahr 1902 sein Abitur am Alten 1 Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Regensburg für das Jahr 1922, Regensburg 1922, S. 61, 135; Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Regensburg für das Jahr 1925, Regensburg 1925, S Die beiden Fotos dieses Beitrages befinden sich im Besitz der Fam. Jäger, Tegernheim. 51
2 Gymnasium (heute Albertus-Magnus-Gymnasium) in Regensburg. Nach dem Studium der Theologie wurde er am 29. Juni 1907 von Bischof Antonius von Henle zum Priester geweiht. Am 16. Juli 1907 feierte er Primiz in seiner Heimatpfarrei Pettenreuth. Primiziant Johann Kuhn im Kreise seiner Familie Vom 22. Juli 1907 bis 6. November 1917 versah er die Stelle eines Kaplans in der Pfarrei Hemau, zeitweise war er als Aushilfspriester in Appertshofen (28. März Mai 1911) und Painten (15. Mai Mai 1914) tätig. Die Expositur Staubing bei Weltenburg versah er vom 7. November 1917 bis 20. Mai Erzbischof Michael Buchberger verlieh ihm mit Urkunde vom 30. April 1930 dann die Pfarrei Tegernheim, die nach der Resignation von Pfarrer Johann Baptist Wendl unbesetzt war. Am 21. Mai 1930 trat er sein Amt in Tegernheim an, das er bis zu seinem Ruhestand am 31. Dezember 1951 bekleidete. Die feierliche Installation fand am 13. Juli 1930 in der Pfarrkirche statt. 3 Als Haushälterinnen standen ihm seine beiden Schwestern Anna Kuhn (21. November Juni 1948) und Franziska Kuhn (24. Juni Februar 1971) zur Seite. 3 Pfarrarchiv Tegernheim 143/12 (Personalakt Pfarrer Kuhn). 52
3 Über das Wirken und vor allem die Persönlichkeit von Pfarrer Kuhn in den ersten Jahren in Tegernheim gibt ein Bericht Auskunft, der am 25. Oktober 1938 vom damaligen Dechanten des Dekanates Donaustauf, Pfarrer Tiberius Burger aus Wiesent, anläßlich der am 23. Oktober 1938 durchgeführten kanonischen Visitation verfaßt wurde. Pfarrer Burger schreibt dass Herr Pfarrer Kuhn in der Pfarrgemeinde wegen seines ruhigen, pflichtgetreuen Wirkens sich uneingeschränkten Vertrauens und allgemeiner Beliebtheit erfreut. ( ) Herr Pfarrer Kuhn hat sich durch sein gewissenhaftes, stilles, anspruchsloses Wirken einer Oberhirtlichen Anerkennung würdig gemacht. 4 In einer anderen Passage des Berichtes erfährt der Leser etwas über die vielfältigen Begabungen des Tegernheimer Pfarrherren: Nicht unerwähnt darf ich lassen, dass Herr Pfarrer Kuhn, der sich gern künstlerisch betätigt, mit eigener Hand über dem Chorbogen ein übertünchtes Freskogemälde, eine Engelgruppe, von dem Anstrich freigemacht und in alter Frische blossgelegt hat. 5 Pfarrer Kuhn war ein Mann mit vielen Interessen. Er hat viele geistliche Lieder, so z.b. Marienlieder, eine deutsche Litanei und ein Requiem komponiert. Aber auch das Tegernheimer Schnoukengedicht und das Gedicht Mei Tegerham stammen aus seiner Feder, letzteres wurde von ihm auch vertont. 6 Auch handwerkliche Begabung lag ihm nicht fern. In einem Kellerraum des Pfarrhofes hatte er sich eine kleine Schreinerwerkstatt eingerichtet. Der große Beichtstuhl in der Pfarrkirche wurde von Pfarrer Kuhn entworfen und unter seiner Mithilfe angefertigt. Im Pfarrgarten gediehen Obst und Gemüse aller Art, vom Spargel bis zu Aprikosen und Pfirsichen. Die Pfarrer-Kuhn- Äpfel wachsen noch heute in vielen Tegernheimer Gärten. 4 Pfarrarchiv Tegernheim 131/3 (Kanonische Visitationen 1908, 1929, 1938), Bericht über die kanonische Visitation der Pfarrei Tegernheim von Dekan Tiberius Burger an den Bischof von Regensburg, masch. Wiesent, 25. Oktober 1938, S Pfarrarchiv Tegernheim 131/3 (Kanonische Visitationen 1908, 1929, 1938), Bericht über die kanonische Visitation der Pfarrei Tegernheim von Dekan Tiberius Burger an den Bischof von Regensburg, masch. Wiesent, 25. Oktober 1938, S Beide Gedichte sind abgedruckt bei Raimund ROSER: Chronik der Gemeinde Tegernheim, Tegernheim 1992, S. 140 und
4 Forschungen zur Ortsgeschichte von Tegernheim haben sich im Pfarrarchiv erhalten. 7 Hier beschäftigt er sich mit dem Wandel des Ortsnamens im Lauf der Geschichte, mit den Straßenund Flurnamen und mit Geschichte und Entwicklung der Pfarrei. Außerdem beschrieb er 1932 die kirchlichen Bräuche in Tegernheim. 8 Oft zitiert werden die Tegernheimer Kriegs-Erinnerungen. 9 Sie umfassen den Zeitraum vom 20. April 1945 bis 30. Mai 1945 und enthalten außerdem einen sehr detaillierten Bericht über die Ereignisse des 9. Dezember 1944, als Tegernheim von einem schweren Luftangriff heimgesucht wurde. Durch seine Initiative konnte die sog. Wasserglocke aus dem Jahr 1474 vor der Einschmelzung bewahrt werden. Eine in dieser Glocke heute noch lesbare Inschrift Tegernheim b. Regensburg zeugt davon, daß diese bereits durch die damaligen amtlichen Stellen erfaßt worden war. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging Pfarrer Kuhn daran, die Folgen von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg zu überwinden. Bombenschäden an Kirche und Pfarrhof wurden notdürftig behoben und auch das Vereinsleben, das zum Erliegen gekommen war, wurde wieder belebt. Das Leichenhaus wurde gebaut und durch die Kirchenverwaltung ein Grundstück gekauft, auf dem dann 1959 der Kindergarten erbaut wurde. Das sog. Schutzengelheim, heute Hochstr. 1, wurde als Altersruhesitz für den Seelsorger erworben. Mit Ablauf des 31. Dezember 1951 ging Pfarrer Kuhn in Ruhestand und übergab die Pfarrei an seinen Nachfolger Joseph Schmid. Als bekannt wurde, wer sein Nachfolger als Seelsorger in Tegernheim werden würde, schrieb Kuhn an Schmid: Ich 7 Pfarrarchiv Tegernheim 101/4 (Geschichtliche Notizen zur Pfarrei Tegernheim von Pfarrer Kuhn). 8 Pfarrarchiv Tegernheim 561/1 (Kirchliche Volkskunde von Pfarrer Kuhn 1932). Der Bericht liegt in gedruckter Form vor: Tobias APPL (Hg.): Kirchliche Volkskunde in der Pfarrei Tegernheim, Dek. Thumstauf, zusammengestellt v. Pfarrer Kuhn, 1932, in: Die Pfarrei Tegernheim gestern und heute. Ein Beitrag zum Tegernheimer Jubiläumsjahr 2001, hg. von Tobias APPL, Tegernheim 2001, S Pfarrarchiv Tegernheim 101/5 (Tegernheimer Kriegs-Erinnerungen von Pfarrer Johann Kuhn). Auch dieser Bericht liegt in gedruckter Form vor: Karl APPL (Hg.): Tegernheimer Kriegs-Erinnerungen, berichtet von Johann Kuhn, Pfarrer, in: Die Pfarrei Tegernheim gestern und heute (wie Anm. 8), S
5 werde mir künftig stets bewußt sein, daß ich nichts mehr zu sagen und anzuschaffen habe. 10 Doch auch nach seinem Ruhestand und dem Umzug mit seiner Schwester Franziska in das Schutzengelheim war er weiter in der Pfarrei präsent, unterstützte Pfarrer Schmid in der Seelsorge und war seinem Nachfolger ein geschätzter Ratgeber. Im Jahr 1954 verlieh die politische Gemeinde Pfarrer Kuhn die Ehrenbürgerschaft von Tegernheim. Die hohe Wertschätzung, die Pfarrer Kuhn in Tegernheim genoß, zeigte sich bei der Feier seines Goldenen Priesterjubiläums am 14. Juli 1957 in Tegernheim. Die politische Gemeinde sowie alle kirchlichen und weltlichen Vereine ehrten den Jubilar. Beim Dankgottesdienst sang der Kirchenchor die deutsche Litanei des Jubilars, Festprediger war der Abt von Weltenburg, Emmeram Gilg OSB. Ende der Fünfziger Jahre verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Pfarrer Kuhn. Zu einem Magen- und Gallenleiden kam eine Herzerkrankung hinzu, die mehrere Krankenhausaufenthalte notwendig machte und ihn wiederholt ans Bett fesselte. In seinem Testament, das er am 25. Juli 1962 in fahriger und zittriger Schrift abfaßte, bestimmte er seine Schwester Franziska zu seiner Alleinerbin. 10 Pfarrarchiv Tegernheim 143/12 (Personalakt Pfarrer Kuhn), Traueransprache am Grabe des H.H. Pfarrers Johann Kuhn von Tegernheim gesprochen von H.H. Pfarrer Joseph Schmid, S
6 Pfarrer Johann Kuhn verstarb am 4. Januar 1966 im Schutzengelheim. Die Trauerfeierlichkeiten fanden am 8. Januar 1966 in der Pfarrkirche Tegernheim statt, wobei das von ihm komponierte Requiem in Es-Dur vom Kirchenchor gesungen wurde. Pfarrer Joseph Schmid schilderte in seiner Traueransprache am Grab nochmals den Lebensweg des Verstorbenen und erinnerte an das fruchtbare Wirken des Pfarrherrn. Einige Auszüge aus der Ansprache sollen dies belegen: [Pfarrer Kuhn] hat sich besonders der Jugend angenommen, des Katholischen Arbeitervereins ( ) und ganz besonders des Christlichen Müttervereins, den er von Anfang an neu belebt hat. ( ) Dann hat er sich als Komponist versucht. Immer wieder wurden und werden seine Marienlieder gesungen. Er hat die Lauretanische Litanei deutsch in Noten gesetzt und heute hat unser Kirchenchor beim Trauergottesdienst ein Requiem gesungen, das er komponiert hat. 11 Bürgermeister Wimmer, Kirchenpfleger Hofer, Hauptlehrer Kulzer und Vertreter aller Tegernheimer Vereine würdigten ebenfalls den Verstorbenen. Pfarrer Kuhn wurde auf seinen eigenen Wunsch im Grab von Pfarrer Anton Franz Pürzer, der von Pfarrer in Tegernheim war, beerdigt. Mehrfach verwendete Literatur: Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Regensburg für das Jahr 1953, Regensburg Tobias APPL (Hg.): Die Pfarrei Tegernheim gestern und heute. Ein Beitrag zum Tegernheimer Jubiläumsjahr 2001, Tegernheim Pfarrarchiv Tegernheim 143/12 (Personalakt Pfarrer Kuhn), Traueransprache am Grabe des H.H. Pfarrers Johann Kuhn von Tegernheim gesprochen von H.H. Pfarrer Joseph Schmid, S
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