Predigt zu Philipper 2, 5-11

Transkript

1 Predigt zu Philipper 2, , 10:00 von Catharina Bluhm Liebe Gemeinde, Auf den Märkten haben es sich die Leute zugeflüstert: Er kommt! In den Kneipen haben sie darauf getrunken: Er kommt! Am Brunnen haben die Frauen getuschelt: Er kommt! Jetzt stehen die Zuschauer an Toren, in Gassen und an den Straßen. Sie tragen Palmzweige in der Hand. Und warten auf die Ankunft des Königs. Sie warten auf den König. Mit Begeisterung. Passahfest ist schön. Passahfest mit berühmtem Besuch ist ganz besonders schön. Der König kommt. Sie warten auf den König. Mit Trotz. Sollen die Römer doch mal sehen. Sie sind nicht irgendeine besiegte Provinz. Sie sind das Volk Israel. Das Volk von König David. Und sein Nachfolger wird es den Römern zeigen. Der König kommt. Sie warten auf den König. Mit Hoffnung. Er kann Wunder tun, dieser König. Man sagt: Gott ist auf seiner Seite. Der König kann die Welt verändern. Mit ihm wird alles anders werden. Der König kommt. Dann kommt der König. Die Leute rufen, was man ruft, wenn ein König kommt: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel.

2 Die Leute tun, was man tut, wenn der König kommt: Werfen Palmzweige und Kleider auf die Straße. Damit der König über einen weichen Teppich reitet. Es wird laut in den Gassen durch die der König reitet. Und kaum ist er vorbei wird es still. Und dann fangen sie an zu reden: Vielleicht sagen viele: Der, ein König? Was für ein König ist das denn? Sitzt auf einem kleinen Esel, so klein, dass seine staubigen Sandalen fast den Boden streifen. Ein Königsmantel ist das, was er da anhat auch nicht. Eher ein zerlumpter Fetzen. Und die Männer und Frauen, die mit ihm gehen. Die würde kein König in seinen Hofstaat berufen. Der König trägt kein Schwert, hat keine Krone. Reiten ist er nicht gewohnt. Wahrscheinlich hat er den Esel geklaut. Einige sagen: Es ist genauso, wie es bei Sacharja steht: Du Tochter Zion, freue dich sehr, und du Tochter Jerusalem, jauchze. Denn siehe, dein König kommt zu dir. Sanftmütig und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. Was bedeutet das? Ist dieser Jesus der Messias? Die Zuschauer bleiben noch einen Moment stehen an Toren, in Gassen und an den Straßen. Sammeln dann ihre Kleidung wieder auf. Auf den Märkten werden sie noch über den komischen König reden. In den Kneipen diskutieren. An den Brunnen werden sie rätseln: Was für einer war das denn? Und nur wenige werden sagen: Der König. Der Messias. Der Gottessohn. Sie werden ihn bald wieder sehen, die Zuschauer. Diesmal mit einem echten Königsmantel. Als Soldaten ihn wegen Gotteslästerung festgenommen haben und ihn schlagen und quälen. Ihm eine Krone aus Dorne aufsetzen.

3 Sie werden ihn noch einmal durch die Straßen ziehen sehen. Diesmal zu Fuß. Mit einer Eskorte von Soldaten. Schwankend unter einem Kreuz. An das sie ihn oben auf Golgatha an der Gerichtsstätte schlagen werden. Die Zuschauer wenden sich wieder ihrem Alltag zu. Bleiben Zuschauer. Das, was sie sehen macht für sie keinen Sinn. Ein König ohne Krone. Ein Herrscher ohne Macht. Ein Prediger, dem die Worte fehlen. Ein Wundertäter, der für sich selbst kein Wunder tut. Der wird schnell in Vergessenheit geraten. Nur einige werden sagen: Das war wirklich der König. Der Messias. Der Sohn Gottes. Sie werden eine verrückte Geschichte erzählen von seiner Auferstehung. Von seinem Sieg über den Tod. Sie werden ihm immer noch nachfolgen, als die Zuschauer den König schon lange wieder vergessen haben. Ungefähr 30 Jahre später: Die Nachfolger des Jesus von Nazareth dichten ein Lied. Später wird es Paulus im Brief an die Philipper aufschreiben. Das Lied lobt Jesus Christus. Es erklärt, was für ein König Jesus ist. Es erklärt den Weg Jesu. Das Lied sagt: Jesus ist dahin gegangen, wo die Menschen sind. Jesus ist ein König der hingeht. Ich lese aus Philipper 2, Vers 5 bis 11. Die Nachfolger Jesu singen: Jesus war bei Gott. Und hat seine Macht und Herrlichkeit aufgegeben. Jesus ist einen schweren Weg gegangen. Aus dem Himmel auf die Erde. Er hat ein Menschenleben gelebt. Hat ausgesehen wie ein Mensch. Hat gefühlt was Menschen fühlen. Jesus ist dahin gegangen wo die Menschen sind. In Angst, Not, Leid und Tod. Damit es keinen Ort mehr gibt, wo Gott nicht ist, ist Jesus sogar in den Tod gegangen. Und hat Tod und Sünde besiegt. Jesus hat den Weg zu Gott frei gemacht. Und Gott hat ihn nicht im Tod gelassen. Er hat ihn auferweckt. Ihn in seine Gegenwart gerufen. Jesus ist König. Über alle, die im Himmel sind. Über alle, die auf der Erde leben. Über alle, deren Leben zu Ende ist. Sie alle bekennen: Jesus ist Herr, zur Ehre Gottes des Vaters.

4 Das alte Lied, manchmal nennen wir es Philipperhymnos, sagt, was für ein König Jesus ist: Einer der hingeht. Einer, der sich in Gottes Namen auf den Weg macht zu den Menschen. Einer, der da hingeht, wo Menschen sagen: Da ist Gott nicht. Einer, der das erlebt, wovon Menschen sagen: Das versteht Gott nicht. Einer, der Menschen spüren lässt: Gott ist da. Gott lässt Dich nicht fallen. Du gehörst zu Gott. Immer und Überall. Jesus zeigt dem Blinden Bartimäus Gottes Liebe und dem geht ein Licht auf. Jesus zeigt dem Zöllner Zachäus Gottes Liebe und der verschenkt sich und das, was er hat. Jesus zeigt 5000 hungrigen Menschen Gottes Liebe und macht sie satt an Leib und Seele. Jesus zeigt der Tochter des Jairus Gottes Liebe und holt sie ins Leben zurück. Noch am Kreuz zeigt er einem Mitverurteilten Gottes Liebe und heißt ihn im neuen Leben willkommen. Jesus ist einer der hingeht. Und Gottes Liebe zu den Menschen bringt. Überall da wo Menschen sind. Jesus geht hin zu den Menschen, auch in Not, Leid und Tod. Jetzt gibt es keinen Ort mehr ohne ihn. Keine Zeit mehr ohne ihn. Die Gottlosigkeit ist für immer besiegt, der Weg zu Gott ist frei. Das alte Lied singt: Das gilt bis heute! Jesus geht immer noch hin zu den Menschen. Er tut das mit Euch. Denn Ihr sollt so leben, wie Jesus es auch getan hat. Ihr sollt das tun, was Jesus auch getan hat.

5 Ihr sollt mit ihm mitgehen. Liebe Gemeinde, wie leben wir mit Jesus? Vielleicht wie die Zuschauer damals. Schätzen sonntags feierliche Momente. Genießen Anbetung. Freuen oder ärgern uns über Predigten. Trinken noch nett Kaffee. Und gehen dann zurück auf die Märkte, in die Kneipen an den Brunnen. Oder nach Hause, ins Büro, in die Firma, in die Küche, auf den Sportplatz, in die Schule und überall sonst hin, wo unser Alltag ist. Und vergessen den König. Weil es eigentlich gar nicht so sehr um ihn geht. Sondern mehr um dieses Sonntagsgefühl. Das ja auch wirklich schön ist. Wir können mit Jesus leben wie die Zuschauer damals. Den König mit unseren Erwartungen vergleichen. Und enttäuscht sein. Weil wir ihn nicht so intensiv spüren. Weil er uns nicht so hilft, wie wir es denken. Weil wir ihn nicht so leicht verstehen. Und dann können wir weitermachen. Ohne ihn. Wir können so mit Jesus leben. Und dann bleiben wir immer Zuschauer. Sehen den König nie so richtig an. Begegnen ihm nie wirklich. Und es verändert sich rein gar nichts in unserem Leben. Wir können auch anders mit Jesus Leben. Wir können genau hinsehen. Wie einige damals in Jerusalem. Die die Bibel gelesen haben. Und Prophetenworte über Jesus gefunden haben. Wir können genau hinsehen. Lesen, was Jesus getan und gesagt hat. Entdecken, wo wir ihm schon begegnet sind. Und verstehen, wer er wirklich ist. Unser Herr und unser Heiland nämlich. Und dann können wir so mit Jesus leben, wie die Leute, die das alte Lied gedichtet haben: Wir können mitgehen. Dahin wo die Menschen sind. Wir können Gottes Liebe zu den Menschen bringen.

6 In dem alten Lied steht nicht, das das einfach ist. Da steht auch nicht, dass das immer schön ist. Wer mit Jesus mitgeht kann nicht auf dem hohen Ross sitzen. Der reitet eher auf dem Esel und kommt sich manchmal wie einer vor. Wie ein Esel. Wer mit Jesus mitgeht trägt manchmal seinen Stolz zu Grabe und seine Besserwisserei und sein gutes Bild von sich selbst. Wer mit Jesus mitgeht, spielt mit den Kindern im Montagskaffee. Hört der Nachbarin zu. Macht am Stammtisch den Mund auf und sagt Evangelium. Bringt Bettlern Kaffee. All das und mehr. Wer mit Jesus mitgeht ist auf seinen Straßen unterwegs. Und erlebt den König und seine Liebe am eigenen Herzen. Und kniet dankbar mit allen, die waren und sind und noch kommen werden vor ihm nieder. Weil Jesus Christus der Herr ist zur Ehre Gottes des Vaters. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, der bewahre unsere herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn. Amen Powered by TCPDF (