Prof. Dr. Ralf Haderlein

Transkript

1 Prof. Dr. Ralf Haderlein KiTas als Lebens- und Lernort der Pfarrei für eine Kirche mit Zukunft 22. November 2011 Illingen FaKiLaNK

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3 Die Welt tritt zur Seite, um jeden vorbei zu lassen, der weiß, wohin er geht. David Starr

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5 Die Kita von Morgen

6 Was ist das Ziel einer katholischen Kindertageseinrichtung? Betreuung, Erziehung, Bildung? Den Glauben Gottes in die Welt tragen? Optimales Dienstleistungsangebot für Eltern? Kindern ein Leben in Würde zu ermöglichen? Eine diakonische Einrichtung zu sein? Pastoraler Ort der Kirchengemeinde?

7 Wo geht die Fahrt hin?

8 Ohne Profil keine Fahrt Wenn Sie zum Beispiel nicht wollen, dass Ihre Kinder religiös beeinflusst werden, würde ich sie vielleicht in den Kindergarten einer der großen Kirchen geben. Harald Schmidt, Blinde können doch nicht Führer von Blinden sein! Unsere Institutionen verdienen nur dann die Bezeichnung katholisch, wenn sie auch von überzeugten katholischen Christen getragen werden. Kardinal Meisner,

9 Pastorale Herausforderungen pfarreiliche Umstrukturierungen Rückgang der Kirchensteuer Rückgang der Kirchenmitglieder Rückgang der engagierten Kirchenmitglieder Veränderung der Altersstrukturen Kommunikationsherausforderungen mehr Marktorientierung, Kundenorientierung Forderungen nach Qualitätsmanagement anhaltende Wertediskussion Glaubensbezeugung / Glaube noch In? Forderung nach dem Profil Nur wenn ich weiß, wer ich bin, werde ich die immer komplexere Zukunft bewältigen können.

10 Statistische Daten: Kath. Kirche in Deutschland 10

15 Familiäre Herausforderungen Vereinbarkeit von Familie und Beruf Erziehungspartnerschaft Heterogene familiäre Lebenssituationen Ausdifferenzierung sozialer Unterstützungssysteme Gleichstellung der Frau?! Kind als Statussymbol oder Person

16 Gesellschaftliche Herausforderungen neue Finanzierungsformen, Beitragsfreiheit? neue Organisations- und Betreuungsformen (Familienzentrum) neue Dienstleistungsanforderungen Bildungs- und Erziehungspläne Rechtsansprüche gesellschaftliche Bildung Bildungsverständnis politisches (Selbst-)verständnis

17 Pädagogische Herausforderungen Pädagogik und Bauchwahrheiten Bildungsbereiche und Modethemen Co-Edukation und Er-Ziehen Selbstbildungsprozesse und es doch besser wissen Bindungsmöglichkeiten und Emotionslosigkeit Ressourcen und Haltung Kind soziales Umfeld Familie Personal? Kind?

18 Wo und Wann wird Kirche antreffbar? Kindertagesstätte?? Taufe Kommunion Firmung Trauung Beerdigung

19 Die Kraft der zwei Herzen Persönlichkeitsentwicklung in katholischen Kitas bedeutet, die Welt zu entdecken und für die Herausforderungen fitt gemacht zu werden; den Glauben zu entdecken und zu leben. Katholische Tageseinrichtungen für Kinder sind Teil der Gemeinde und damit des Gemeindelebens. Sie verwirklichen den pastoralen Auftrag der katholischen Kirche und geben damit lebendiges Zeugnis von der Liebe Gottes. Dies bedeutet, dass Kinder ein Leben in Fülle (Joh 10,10) entdecken, ausprobieren und leben dürfen und können, um so ihre je eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Der Glaube ist dabei tragendes Fundament.

20 Wo und Wann wird Kirche antreffbar? Familienzentrum als pastorales Zentrum der Pfarrgemeinde Kindertagesstätte?? Taufe Kommunion Firmung Trauung Beerdigung

21 Deus caritas est Wenn die Berührung mit Gott in meinem Leben ganz fehlt, dann kann ich im anderen immer nur den anderen sehen und kann das göttliche Bild in ihm nicht erkennen. Wenn ich aber die Zuwendung zum Nächsten aus meinem Leben ganz weglasse und nur,,fromm sein möchte, nur meine,,religiösen Pflichten tun, dann verdorrt auch die Gottesbeziehung. Dann ist sie nur noch,,korrekt, aber ohne Liebe. Nur meine Bereitschaft, auf den Nächsten zuzugehen, ihm Liebe zu erweisen, macht mich auch fühlsam Gott gegenüber. Nur der Dienst am Nächsten öffnet mir die Augen dafür, was Gott für mich tut und wie er mich liebt. (Nr. 18)

22 Deus caritas est Die in der Gottesliebe verankerte Nächstenliebe ist zunächst ein Auftrag an jeden einzelnen Gläubigen, aber sie ist ebenfalls ein Auftrag an die gesamte kirchliche Gemeinschaft, und dies auf all ihren Ebenen: von der Ortsgemeinde über die Teilkirche bis zur Universalkirche als ganzer. Auch die Kirche als Gemeinschaft muss Liebe üben. (Nr. 20) Umso wichtiger ist es, dass das kirchliche Liebeshandeln seine Leuchtkraft behält und nicht einfach als eine Variante im gemeinen Wohlfahrtswesen aufgeht. (Nr. 31)

23 Deus caritas est Berufliche Kompetenz ist eine erste, grundlegende Notwendigkeit, aber sie allein genügt nicht. [ ] Für alle, die in den karitativen Organisationen der Kirche tätig sind, muss es kennzeichnend sein, dass sie nicht bloß auf gekonnte Weise das jetzt Anstehende tun, sondern sich dem andern mit dem Herzen zuwenden, so dass dieser ihre menschliche Güte zu spüren bekommt. Deswegen brauchen Helfer neben und mit der beruflichen Bildung vor allem Herzensbildung: sie müssen zu jener Begegnung mit Gott in Christus geführt werden, die in ihnen die Liebe weckt und ihnen das Herz für den Nächsten öffnet, so dass Nächstenliebe für sie nicht mehr ein sozusagen von außen auferlegtes Gebot ist, sondern Folge ihres Glaubens, der in der Liebe wirksam ist. (Nr. 31a)

24 Der kirchliche Auftrag Die Dienstleistung der katholischen Kita besteht hier darin, dass diese sich zwar wie in jeder anderen Kita der bestmöglichen pädagogischen Arbeitsweise der Kinder widmet, aber dabei das spezifisch Religiöse caritativer Tätigkeit im Auge behält, 1. das den Umgang mit den Kindern und Eltern durchdringt, 2. sich im Geiste des Hauses widerspiegelt, 3. in der Rücksicht auf die in den Kindern angelegten religiös-sittlichen Verantwortungen und Bedürfnisse, 4. im Angebot sakramentaler Hilfe usw. 5. und damit notwendigerweise auch im Organisatorischen niederschlägt. In Anlehnung an BVerfGE 46, 73 (95f.)

25 Welt entdecken, Glauben leben Die Kirche betrachtet die Tageseinrichtungen für Kinder als Teil des Gemeindelebens. Durch diese Einrichtungen verwirklicht die Gemeinde ihren pastoral-diakonischen Auftrag, Zeugnis zu geben von der bedingungslosen Liebe Gottes. (S.12 f) Die religionspädagogische Konzeption katholischer Kindertageseinrichtungen kann am besten verwirklicht werden, wenn sie in die pastorale Arbeit der Pfarrgemeinde oder der neuen Seelsorgeeinheiten eingebettet ist. (S. 40) So legt das tägliche Miteinander in einer katholischen Kindertageseinrichtung Zeugnis von der bedingungslosen Liebe Gottes zu den Menschen ab. (S. 37)

26 Welt entdecken, Glauben leben Damit Kindertageseinrichtungen als Orte gelebten Glaubens erfahren werden können, legt die Kirche Wert auf ein erkennbares katholisches Profil. (S. 13) Denn die Qualität einer Kindertageseinrichtung hängt wesentlich von der Fachkompetenz der Erzieherinnen und Erzieher ab. (S. 42) Die Erzieherinnen und Erzieher in katholischen Kindertageseinrichtungen stehen mit ihrer Person für den Glauben der Kirche ein. Sie legen mit ihrem Wort und mit ihrem Leben Zeugnis für den Glauben ab. (S. 43)

27 Grundanliegen Katholische Kindertageseinrichtungen haben zwei Aufträge: gesellschaftlichen Auftrag: Erziehung, Bildung, Betreuung kirchlichen Auftrag: Wesensäußerung der Kirche

28 Profil und seine Einbettung Glaube Rahmenleitbild Leitbild Leitzielen Prozesse mit Prozesszielen Fundament

29 Gesellschaftlicher Auftrag Reich Gottes Katholische Einrichtung Kontextualisierung UN Kinderrechtskonvention GG SGB VIII KitaG BEE / BP Hilf mir es selbst zu tun Subsidiarität individuelle Förderung Personalität / Ebenbildlichkeit Gottes Resilienz gelingendes Leben Kirchlicher Auftrag Deus caritas est Grundordnung bischöfl. Verlautbarungen Rahmenleitbild freiheitlichdemokratisches Grundverständnis gesellschaftlichen Lebens Diakonie Liturgie Glaube Tradition Bibel Martyrie Communio

30 Der Kirchliche Auftrag Auftrag: Die Liebe Gottes in der Welt sichtbar werden zu lassen. Auftrag: Gelingende Beziehungen zu stiften Auftrag: Ein Leben in Fülle zu ermöglichen Auftrag: Einander zu dienen Auftrag: Anwalt der Armen pastorale Auftrag der Gemeinde: katechetische, diakonische, missionarische, feiernde Gemeinde sein.

31 Bildungsanforderung Kita/FamZ kirchlicher Bildungsauftrag Lasst die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht daran. Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich Mk 10,14 Ich bin gekommen, damit sie das Leben in Fülle haben Joh 10,10 Allein aus Glauben, allein aus Gnade, allein Christus, allein die Bibel Religion entdecken, wahrnehmen, entwickeln und leben. Kirche als die Gemeinschaft der Glaubenden Katholische Kita/FamZ als Wesensäußerung der Kirche Katholische Kita/FamZ als Teil der Gemeinde Zuspruch und Anspruch Gottes

32 Bildungsanforderung Kita/FamZ gesellschaftlicher Bildungsauftrag Kindeswohl Persönlichkeitsentwicklung Familien erfahren und geben Unterstützung in der Lebensbewältigung Kinder und Familien erleben, entdecken und entwickeln Gesellschaft Zuspruch und Anspruch der Gesellschaft

33 Die Kirche verortet sich in der Welt von morgen über Kita/FamZ Glauben als Hilfe zur Lebensgestaltung gemeinsames Entdecken und Leben von Glauben Begleitung im Glauben gelebte Spiritualität interreligiöser Dialog

34 Die Kirche verortet sich in der Welt von heute über die Kita/FamZ - Chancen Kita/FamZ als Lernweg und Lebensort für den Glauben Kita/FamZ als Kristallisationspunkt von Kinder und Familien Kita/FamZ als Ort der Ersten Begegnung mit Gott und Kirche Kita/FamZ als erste Visitenkarte von Kirche Kita/FamZ als Ort des pastoralen Handelns der Kirche Kita/FamZ als letzte pastorale Chance der Kirche zur Gemeindeentwicklung

35 Profil und Öffentlichkeit Profil zeigen, heißt: es zu leben und davon zu sprechen Einheitliches Leben (corporate identify) Einheitliches Auftreten (corporate design) Einheitliches Umsetzen (corporate cultur) Beispiele: Umgang mit Leitbild Homepage sprechen von aktive Pressearbeit / Public Relation Werbung Eintreten für

36 ausgewählte Aspekte: Pfarrgemeinde und Kindertageseinrichtung gegenseitige Unterstützung in der Weitergabe des Glaubens Gemeinde wird in der Kita präsent, erlebbar Jugendarbeit und Kita gemeinsame Feste und Feiern religiöse Bildung findet statt und fängt an im Alltag der Kindertageseinrichtung religiöse Bildung ist ein lebenslanger Prozess religiöse Bildung ist eine Gemeinschaftsaufgabe der gesamten Kirchengemeinde

37 ausgewählte Beispiele: Laterne, Laterne Sonne, Mond und Sterne Wie heilig ist St. Martin eigentlich Mein Papa kommt am Wochenende, das ist wie bei Noah, der freute sich auch integrative Bildungsarbeit im Kontext religiöser Bildung Hilfe mein Kind fragt nach Gott Elternarbeit als wichtiges Fundament religiöser Bildung So schlecht ist Euer Verein nicht, kann man da mitarbeiten? Beziehungsarbeit in Kindertageseinrichtungen unter dem Aspekt des Glaubens Kann ich mein Kind bei Ihnen taufen lassen Taufpastoral in Kindertageseinrichtungen

38 Die Kirche verortet sich in der Welt von heute Es geht darum, dass in unseren Diensten nicht nur fachlich kompetent geholfen wird, sondern dass die Hilfe aus einer Glaubenshoffnung geschieht, die auch angesichts des Todes und angesichts hoffnungslos erscheinender Situationen noch Bestand hat, weil unser Dienst Zeugnis geben soll von dem Gott des Lebens und der Liebe. Feldhoff, 2003

39 Die Kirche verortet sich in der Welt von heute Auf dem Weg zum Reich Gottes der Wegcharakter der Kirche. Letztlich gilt die allen Menschen erwiesene Hilfe und Liebe Jesus Christus selbst. (Die Deutschen Bischöfe, Mission, 2000) Mitarbeiter in der Caritas wird man nicht, weil man Christ ist, sondern um Christ zu werden. (Junglas, 1998)

40 Unsere Verfassung räumt den kirchlichen Einrichtungen einen besonderen Freiraum zur Gestaltung kirchlichen Lebens ein. Die darin liegenden Möglichkeiten sollten entschlossen genutzt werden, dann wäre die Kirche für alle neu wahrnehmbar, mitten unter den Menschen und ganz nah bei ihnen. Und das täte allen nur gut. Johannes Rau, 2001 Mitarbeiter in der Caritas wird man nicht, weil man Christ ist, sondern um Christ zu werden. Mario Junglas, by Ralf Haderlein

41 Der Raum der Stille: KIZ Schweinfurt

48 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Prof. Dr. Ralf Haderlein Dipl.-Psych., Dipl.-Theol., Dipl.-Volksw. FH Koblenz

49 Arbeitsergebnisse zu Kooperationsformen Kita-PG Teile von PG <-> Kita AC -> Vorlesungsstunden Familienerstberatung <- Erzieherinnen Senioren -> Unterschiedliche Beteiligungsformen Fachpersonal aus Vereinen / Verbänden der PG -> Beteiligung, Elternstammtisch, Beratung Beteiligung in unterschiedlichen Gruppierungen <- Eltern Krabbelgruppe -> in der Einrichtung / Einladung in Elternabende Kinderbetreuung/Vorträge bei Vereinen/Festen <- Fachpersonal PGR -> Unterstützung bei Kiga Fest Kinderchor <-> Beteiligung in der Einrichtung / Beteiligung der Kinder Frauengemeinschaft -> Nutzung der Räumlichkeiten, Einbringung in die Kita, Spenden für die Kita Baby-Korb / Kleiderkammer <-> Darstellung im Alltag, gem. Einbringen Bücherei -> Projekt für Kita Alleinstehende Frauen -> unterschiedl. Engagement Ferienaktionen der Gemeinde <- Fachpersonal Schule <-> Kita Regelm. Treffen der Verantwortlichen aus der Pfarrgemeinde mit der Kita Besuch der Geburtstage der Verantwortlichen aus der Pfarrgemeinde durch die Kita PGR/KA -> im Elternausschuss vertreten Musiker der Gemeinde -> Einbringung in musische Erziehung der Einrichtunge Weitere Vorschläge: Jugendverbände / Verantwortliche der Jugendarbeit Kolping, Fachverbände der Caritas, Landjugend, CAJ Unterstützungseinrichtungen der Caritas Verwaltungsausschuss, Kirchenausschuss Andere Ausschüsse des Pfarrgemeinderates