Sida hermaphrodita - Schon davon gehört?
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- Sara Gerstle
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1 Sida hermaphrodita - Schon davon gehört? Josef Mayr, Markus Gansberger, Philipp von Gehren, Waltraud Auer, Helmut Heigl (AGES Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Institut für Saat- und Pflanzgut, Pflanzenschutzdienst und Bienen) Sida hermaphrodita (L.) Rusby (kurz Sida) ist eine mehrjährige Blütenpflanze deren Biomasse vielfältige Einsatzmöglichkeiten bietet. In Teilen Osteuropas und Russlands findet der Rohstoff von Sida schon mehrfach Anwendung. Auch in Österreich wurden in den letzten Jahren Sida-Bestände angepflanzt. Seit 2014 wird unter der Leitung der AGES GmbH im Projekt SIDecA Intelligent Densified Energy Carriers for Austria an dieser Bioenergiepflanze geforscht. Herkunft und Beschreibung Sida ist eine in den südlichen Regionen Nordamerikas beheimatete, mehrjährige, krautige Pflanze (Virginiamalve) aus der Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Sie wurde Mitte des 20. Jahrhunderts erstmals nach Europa gebracht. Die runden Stängel sind während der Vegetationsperiode hellgrün, erreichen einen Durchmesser von ca mm und verzweigen sich im oberen Teil der Pflanze. Zudem besitzt Sida ein gut entwickeltes Wurzelsystem, das eine Tiefe von bis zu 3 m erreicht. Ab dem zweiten bis dritten Vegetationsjahr entsteht ein robuster Strauch mit 7-20 Stängeln ( Abbildung 1). Abbildung 1: Sidabestand in Großweikersdorf am (Foto: Josef Mayr, AGES) Am Ende des Vegetationsjahres fallen die Blätter ab und verholzte, markhaltige, bis zu 4 m lange, braun gefärbte Stängel mit einem geringen Feuchtigkeitsgehalt bleiben am Feld stehen. Sida stellt nur geringe Ansprüche an den Boden. Die Pflanzen mit ihrem starkem Wurzelsystem können zudem zeitweilige Trockenheit und Winterkälte von bis zu - 35 C Seite 1 von 5
2 problemlos überstehen, wobei allerdings wärmere, windgeschützte Lagen bevorzugt werden. Ungeeignet sind extrem saure bzw. stark steinige Böden oder Böden die Staunässe aufweisen. Die Unkrautbekämpfung ist im Jahr der Bestandesbegründung aufwendig und erfolgt aufgrund des Fehlens eines zugelassenen Pflanzenschutzmittels mechanisch. Da keine bekämpfungswürdigen Krankheiten oder Schädlinge auftreten ist derzeit kein chemischer Pflanzenschutz notwendig. Für einen etablierten Bestand stellen Unkräuter und Ungräser aufgrund des hohen Grades der Bodenbedeckung von Sida kein Problem mehr dar. Nutzung In Abhängigkeit von der Bewirtschaftungsart ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten der Sida-Biomasse. Bisher gab es Versuche zur Nutzung der Biomasse in unterschiedlichen Sektoren wie z.b. zur Herstellung von Biotreibstoffen, als Rohstoff für die Biogaserzeugung, für eine thermische Nutzung, zur Nutzung in der Papier und Zellstoffindustrie, als Quelle für die Pharmaindustrie und als Dämmstoff (BORKOWSKA et al., 2006). Sida zeichnet insbesondere das hohe Biomasseertragspotential über viele Jahre aus. Nach BORKOWSKA et al. (2006) kann Sida 15 bis 20 Jahre und nach USTAK (2008) sogar 20 bis 25 Jahre genutzt werden. Auf guten Böden können ohne weiteres Trockenmasseerträge von 20 t/ha erreicht werden (BORKOWSKA et al., 2006). Zum Biomasseertragspotential in Österreich liegen noch keine gesicherten Ergebnisse vor. In Osteuropa und Russland findet Sida vereinzelt ihre Anwendung. Auch in Österreich wurden in den letzten Jahren Sida-Bestände angepflanzt. Herr Höller aus Großweikersdorf (NÖ) möchte seinen Gartenbaubetrieb zukünftig energieautark betreiben. Er verwendet das Erntegut als Brennstoff zum Beheizen der Glashäuser und hat mittlerweile bereits 12 Hektar ausgepflanzt. Das Pflanzgut stellt er in seinem eigenen Betrieb her und verkauft es auch an interessierte Kunden (Kontaktdaten: Industriestraße 15, 3701 Großweikersdorf; Tel.02955/7566) weiter. Auf der Suche nach einer ertragreichen Kulturpflanze mit wenig Betreuungsaufwand, die sich gut als Heizmaterial einsetzen lässt, haben sich weitere Landwirte dazu entschlossen, kleinere Sidaflächen anzupflanzen. Auch Biogasanlagenbetreiber aus der Umgebung zeigten Interesse an dieser Pflanze. Zur Gewinnung wissenschaftlich fundierter Daten wurde auf Basis dieser Vorarbeiten Forschungsprojekt SIDecA von der AGES konzipiert und zur Förderung eingereicht. Das Projekt SIDecA Das Forschungsprojekt SIDecA (Projektdauer 04/2014 bis 03/2017) wird aus den Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms e!mission.at durchgeführt. Entsprechend den Vorgaben des Auftraggebers werden Fragestellungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Sida mit dem Ziel der Produktion eines auf die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten abgestimmten Rohstoffes zur energetischen Verwertung untersucht. das Unter anderem werden die Reduzierung der Herstellungskosten der Biomasse, die verwertungsoptimierte Bestandsbegründung und Kulturführung, Verfahren zur Optimierung der Energiedichte und zur Verbesserung der thermischen Verwertung sowie die Erzeugung Seite 2 von 5
3 effizient nutzbarer Sekundärenergieträger untersucht. Zu diesem Zweck sind folgende kompetente Partner aus Forschung und Wirtschaft an dem Projekt beteiligt: Bioenergy GmbH (BE2020+) Holzforschung Austria (HFA) Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) Gilles Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co KG (GILLES) Ing. Aigner Wasser-Wärme-Umwelt-GmbH (AIGNER) SCM Produktions- und Vertriebs- GmbH (SCM) Gartenbau Michael Höller (HÖLLER) In Abbildung 2 ist das Projektteam zu sehen. Abbildung 2: Projektteam SIDecA (v.l.): Michael Eder (BOKU), Josef Mayr (AGES), Johannes Hösch (AGES), Manfred Weinhappel (AGES), Karin Mairitsch (AIGNER), Philipp von Gehren (AGES), Christian Freilach (SCM), Michael Höller (HÖLLER), Harald Bock (AGES), Lucy Montgomery (BOKU), Angelika Rubick (HFA), Kamard Ludek (BOKU), Markus Gansberer (AGES), Erich Viktor Böhm (HÖLLER), Sabine Feldmeier (BE2020+), Wilfried Pichler (HFA), Wolfgang Krämer (GILLES), Elisabeth Wopienka (BE2020+) Weitere Informationen zum Projekt sind unter folgendem LINK zu erhalten: Interessantes für Imker Die zahlreichen, endständigen, weißen Sidablüten haben einen Durchmesser von 1 bis 2 cm mit kurzen breiten Kelchlappen und bilden einen rispenähnlichen Blütenstand. Aus imkerlicher Sicht besonders interessant ist die in Pulawy (Polen) ermittelte durchschnittliche Blütezeit von 58 Tagen, wobei der früheste Blühbeginn am 24. Juni (2002) und das späteste Blühende am 5. September (2004) festgestellt wurden. Herr Höller berichtet aus eigenen Beobachtungen von einem Blühbeginn Mitte bis Ende Juni und dem Blühende im Oktober. Seite 3 von 5
4 Der Pollen ist mit 47,85 bis 49,2 µm (= Mikrometer) relativ groß und hat 3 porenartige Keimstellen. Die Exine (äußere sichtbare Pollenwand) ist stachelig ( Abbildung 3). Abbildung 3: Sida-Pollen im Lichtmikroskop (Foto: Waltraud Auer, AGES) Sidablüten werden von unterschiedlichen Insektenarten besucht. Das haben Studenten der Universität für Bodenkultur im Rahmen einer Bachelorarbeit 2015 bei Beflugszählungen auf drei unterschiedlichen Standorten festgestellt. Auf den Standorten Großweikersdorf (NÖ) und Hirschstetten (W) waren Wanzen und Zweiflügler, am Standort Grabenegg (NÖ) Bienen die häufigsten Blütenbesucher ( Abbildung 4). Weitere Blütenbesucher waren Hummeln, Wildbienen, Käfer und in sehr geringem Ausmaß auch Schmetterlinge und Wespen. Der Honigertrag kann nach BORKOWSKA et al. (2006), unter polnischen Bedingungen, bis zu 120 kg je Hektar betragen. Inwieweit diese Menge auch unter österreichischen Bedingungen erzielt werden kann, muss erst untersucht werden. Noch unbekannt sind die charakteristischen Eigenschaften des Honigs und ob dieser als Futter zur Überwinterung der Bienen geeignet ist. Ähnliches gilt für den Blütenpollen. Seite 4 von 5
5 Abbildung 4: Biene auf Sidablüten (Foto: Mayr, AGES) Sidabestände bieten wertvolle Raumstrukturen für Insekten, Niederwildtiere und Vögel. Der Anbau dieser mehrjährigen Kultur wirkt durch die in den Ertragsjahren reduzierte bzw. wegfallende Bodenbearbeitung klimaschonend. Durch die sehr lange Bodenbedeckungszeit über die Vegetationsperiode hinaus ist eine erosionsmindernde Wirkung zu erwarten. Das Erscheinungsbild der Kulturlandschaft wird durch die Erweiterung des Spektrums der Energiepflanzen aufgelockert. Damit wird auch der Erholungswert der Kulturlandschaft für den Menschen gesteigert. Gleichzeitig bietet Sida eine zusätzliche Nahrungsquelle für Honigbienen und andere blütenbesuchende Insekten über einen langen Zeitraum. Literatur BORKOWSKA H., B. STYK und R. MOLAS (2006): Staude mit Potential, Sida als Energie- und Faserpflanze. In: Energiepflanzen II/2006, S USTAK S. (2008): Pestování a využití vlákne oboupohlavné v podmínkách Ceské republiky Výzkumný ústav rostlinné výroby, v.v.i., ISBN Seite 5 von 5
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