über 1 Blutbuche erstellt durch

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1 über 1 Blutbuche erstellt durch Standort: Berger Straße / Ruhrstraße 1

2 Aufbau des Gutachtens: Seite 1: Deckblatt Seite 2: kurze tabellarische Auflistung der wichtigsten Daten Seite 3-4: ausführliche Beschreibung des Standortes und der Vorgehensweise Seite 5-9: Beschreibung der Kastanie, der aufgefundenen Defektsymptome sowie Ergebnis und Empfehlungen Auftraggeber: Stadt Witten, Amt für Grünflächen Auftrag erteilt am: , tel. durch Herrn Rohde Ortstermin am: Anwesend beim Ortstermin: Martin Rensing, Herr Rohde, Herr Ammersilge Grund der Untersuchung: Überprüfung der Vitalität sowie der Stand- und Bruchsicherheit Anzahl und Art der untersuchten Bäume: 1 Blutbuche Art der Untersuchung: augenscheinliche Begutachtung des Allgemeinzustandes, Verwendete zusätzliche Hilfsmittel: Laufrad für den genauen Kronendurchmesser Forstbandmaß für den genauen Umfang Digitalkamera Kleinwerkzeuge 2

3 Bei dem zu begutachtenden Baum handelt es sich um eine mächtige, solitärstehende Blutbuche (Fagus sylvatica Purpurea`) an der Straßenkreuzung Bergerstraße / Ruhrstraße in Witten. Die Blutbuche steht innerhalb des Gehweges unmittelbar im Bereich der Straßenkreuzung. Durch diesen solitären Standort ist der Baum durch Größe und Gestalt von besonders hoher gestalterischer Funktion mit orts- und straßenbildprägendem Charakter. Auf Grund des exponierten Standorts im Bereich der Straßenkreuzung und der sich daraus ergebenden hohen Frequentierung des Baumumfeldes, sind besonders hohe Anforderungen an die Verkehrssicherheit des Baumes zu stellen. Diese Standortbedingungen in Verbindung mit massiven Degenerationserscheinungen im Kronenbild sowie einem pathogenen Pilzbefall im Wurzelbereich, machten eine genaue Untersuchung und Bewertung des Baumes erforderlich. Mit ihrem telefonisch erteilten Auftrag vom , beauftragten sie den Unterzeichner mit der Bewertung der Verkehrssicherheit der Blutbuche. Ein entsprechender Ortstermin zur Beurteilung des Baumes auf Grundlage der unten aufgeführten Stichpunkte als Zielsetzung, fand am statt. Ziele der Untersuchung waren: Die Überprüfung der Stand- und Bruchsicherheit Die Bewertung des von dem Baum ausgehenden Gefahrenpotentiales Die Bewertung der vorhandenen Schäden Abschätzung der zu erwartenden Reststandzeit Empfehlung von Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit 3

4 Der Baum wurde visuell nach den anerkannten Kriterien der FLL- Baumkontrollrichtlinien auf Schäden und Defektsymptome im Stamm und Kronenbereich vom Boden aus untersucht. Im Zuge dieser Untersuchung wurde die Blutbuche entsprechend den Richtlinien und Empfehlungen der FLL zur Schadstufenbestimmung für Bäume an Straßen und in der Stadt in die zutreffende Kategorie eingeteilt. v Stufe 0 = gesund bis leicht geschädigt 0 bis 10 % Blattverlust v Stufe 1 = geschädigt > 10 bis 25 % Blattverlust v Stufe 2 = stark geschädigt > 25 bis 60 % Blattverlust v Stufe 3 = sehr stark geschädigt > 60 bis 90 % Blattverlust v Stufe 4 = absterbend bis tot > 90 % Blattverlust Kennt man den Vitalitätszustand eines Baumes lassen sich, hierauf basierend, die erforderlichen Pflegemaßnahmen aufbauen bzw. dessen Erhaltungswürdigkeit abschätzen. Bei bereits vorgeschädigten Bäumen wirken sich zusätzliche Eingriffe, gleich welcher Art, wesentlich gravierender aus bei vitalen Bäumen. Vitalität und Verkehrssicherheit eines Baumes müssen jedoch getrennt voneinander betrachtet werden. Der Vitalitätszustand eines Baumes kann daher abweichend von der Verkehrssicherheit sein. Selbst ein vitaler Baum kann durch großvolumige Ausmorschungen nicht mehr stand- oder bruchsicher sein. Andererseits kann ein Baum der Vitalitätsstufe 3 oder 4 durchaus noch Standsicher sein. Zur Dokumentation des Standortes und des äußeren Zustandes, sowie Details der aufgefundenen Schäden, wurden entsprechende Bilder aufgenommen. Die Bilder wurden zur Interpretation in das Gutachten eingefügt. 4

5 Gesamtansicht: Blutbuche am Höhe: ca. 22 m Kronendurchmesser: 18 x 16 m Stammumfang in 100 cm Höhe: 310 cm Vitalitätsstufe: 4 5

6 Der Baum weist eine eingeschränkte Vitalität auf. Äußerlich erkennbare Anzeichen für diese Einschränkung der Vitalität ergeben sich aus der Morphologie und gesamten Erscheinungsbild der Krone. Die Einstufung in die Vitalitätsstufe 4 erfolgte auf Grund der massiv ausgeprägten Degenerationserscheinungen im Kronenbild. In der gesamten Krone ist eine nur noch spärliche Restbelaubung vorhanden. Diese Restbelaubung ist zudem extrem kleinblättrig, max. ein Viertel der normalen Blattgröße, und chlorotisch. Nach eigenen Angabenn hat sich die Belaubungsdichte zudem innerhalb weniger Wochen drastisch verringert. Weitere Anzeichen für diesen bereits seit Jahren erkennbaren, sukzessiven Degenerationsprozess sind der extrem kurze Trieblängenzuwachs je Vegetationsperiode und der daraus resultierende Krallenwuchs in den Triebspitzen sowie die ausgeprägte Spitzendürre. Außerdem hat sich die Ausfärbung der Belaubung geändert. Ursprünglich hatte die Blutbuche natürlicherweise eine rote Belaubung, diese Ausfärbung hat sich ins Grüne verändert. Im Laufe des Degenerationsprozesses haben sich die Anteile der Inhaltsstoffe, welche dem Blatt eine Rotfärbung geben, zugunsten des grünen Chlorophylls verändert. Hiermit versuchte der Baum die entstandenen Defizite an Assimilationsfläche zu kompensieren. Martin Rensing; von der Landwirtschaftkammer Nordrhein-Westfalen öffentlich bestellter 6 und vereidigter

7 Ursächlich für einen derartigen Degenerationsprozess sind i.d.r. die Standortbedingungen bzw. die daraus resultierenden Defizite in der Versorgung mit Wasser und den darin gelösten Nährstoffen. Zudem erhöht sich durch die Einschränkung der baumeigenen Selbsthilfe- und Abschottungsmechanismen auch die Prädisposition zu phytopathogenen Organismen wie z.b. holzzersetzenden Pilzen. Da Bäume zeitversetzt reagieren, kann sich ein solcher Prozess über Jahre hinziehen. Reagiert ein Baum, wie in diesem Fall, innerhalb weniger Wochen mit einem deutlichen Blattfall muss ein gravierender Schaden vorliegen. Neben Wurzelabgrabungen im Kronentraufenbereich, welche auch bei dieser Buche in den vergangenen Jahren an diesem Standort im Verlauf von Tiefbauarbeiten vorgenommen wurden, sind häufig Vermorschungen von Wurzeln auf Grund eines parasitären, holzzersetzenden Pilzbefalles die Ursache für einen schnellen Degenerationsprozess. Charakteristisch für eine Buche an einem solchen Standort ist der Befall mit dem Riesenporling giganteus). (Meripilus Anhand seiner typischen, großen Fruchtkörper im stammfußnahen Bereich konnte der Pilz auch an dieser Buche nachgewiesen werden. Nahezu stammumgreifend befinden sich die Fruchtkörper am Stammfuß der Buche. 7

8 Der Riesenporling zerstört durch seine bodenbürtige, holzzersetzende Lebensweise nur die Unterseiten des statisch wirksamen Wurzelballens bzw. der, die Standsicherheit garantierenden Starkwurzeln. Sowohl der Stamm als auch der Stammfuß werden nicht zerstört, das heißt, das bei einem Umsturz des Baumes dieser mit einem sehr kleinen Wurzelballen umstürzt bzw. bei einer vorzeitigen Entnahme die bodennahe Schnittfläche keinerlei Vermorschungen aufweist. Da als Folge des Absterbens bzw. Vermorschens von Starkwurzeln auch ein Großteil der Fein- und Feinstwurzeln absterben, können die wenigen verbleibenden Feinwurzeln die Versorgung der Krone mit Wasser und Nährstoffen nicht mehr aufrechterhalten. Erschwerend und für zusätzliche Wurzelverluste verantwortlich sind die Standortbedingungen durch die Versiegelung und Verdichtung der letzten Freiflächen des Kronentraufenbereiches. Da der Baum in den letzten Wochen massiv mit einem vorzeitigen Laubfall reagiert hat, ist davon auszugehen, dass ein schwerwiegender Schaden im Wurzelbereich vorliegen muss. Auf Grund der bereits massiven Degenerationserscheinungen im Kronenbild, des pathogenen Pilzbefalls und der Standortbedingungen ist eine Regeneration der Vitalität nicht mehr möglich. Im nächsten Frühjahr wird der Baum nicht, eventuell noch durch die letzten eingelagerten Reserven an Assimilaten aus einigen verbliebenen Knospen, mehr austreiben. 8

9 Ergebnis: Aufgrund der Untersuchung und den dabei gewonnenen Erkenntnissen, komme ich zu dem Ergebnis, das die Stand- und Bruchsicherheit des Baumes und damit die Verkehrssicherheit nicht zu gewährleisten ist. Begründung: Auf Grund der massiven Degenerationserscheinungen und des pathogenen Pilzbefalles ist davon auszugehen, dass große Teile der statisch wirksamen Wurzelplatte nicht mehr vorhanden sind bzw. durch Vermorschung außer Funktion sind. Insbesondere die Standsicherheit ist daher nicht mehr zu gewährleisten. Da durch die massiven Schäden im Kronenbild auch die baumeigenen Selbsthilfe- und Abschottungsmechanismen außer Kraft gesetzt sind, werden sich die vorhandenen Morschungen im Wurzelstock schnell weiter ausbreiten. Empfehlung: Auf Grund der irreparabelen und massiven Schäden im Wurzel- und Kronenbereich, sollte der Baum an diesem exponierten Standort im Bereich der Straßenkreuzung zeitnah entnommen werden. Vreden, den