Auenschutz. Auenverbund Lahn-Ohm
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- Eugen Bauer
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1 Auenschutz Auenverbund Lahn-Ohm Bäche und Flüsse sind ein wesentlicher Teil unserer Landschaft, die aufgrund ihrer linienförmigen Struktur andere Landschaftselemente miteinander verbinden und gleichzeitig die Ausbreitung und Wanderung von Pflanzen- und Tierarten fördern. Das Gewässer selbst und die Überschwemmungsgebiete mit Uferzonen und Auen stehen in engen Beziehungen und sind als ökologische Einheit aufzufassen. Ihre Bedeutung liegt in der Struktur- und Biotopvielfalt sowie in der Dynamik wechselnder Lebensräume und der damit verbundenen Artenvielfalt. Fließgewässer jeglicher Dimensionen und die von ihnen geprägten Auelandschaften gehören zu jenen Ökosystemen, die in besonderem Maße durch Nutzungen, Umgestaltungen und Zerstörungen beeinflußt sind und somit vielfach lediglich technisch gestaltete, dem Menschen dienende Umweltobjekte darstellen (Hartmann 1976). Ziel des Auenschutzes muß daher die Sicherung naturnaher Gewässerstrecken, Uferbereiche, Auwälder und Feuchtgebiete (Altarme, Röhrichte, Riede, Naß- und Feuchtwiesen) sein, um die Vielfalt und Dynamik sowie die Regenerationsfähigkeit eines funktionstüchtigen Naturhaushaltes zu erhalten. Ein Schutzgebietssystem muß daher über den Einzelartenschutz und den Schutz seltener Pflanzengemeinschaften hinausgehen und zur Sicherung dynamischer Auenentwicklungen führen (Kaule 1986). Das Projektgebiet umfaßt die Auen der Lahn in den Kreisgrenzen des Landkreises Marburg- Biedenkopf zwischen Biedenkopf-Wallau und Lollar-Odenhausen, der Ohm zwischen Stadtallendorf-Schweinsberg und der Mündung in die Lahn bei Cölbe, der Wetschaft zwischen ihrer Quelle im Burgwald und ihrer Mündung in die Lahn bei Lahntal-Göttingen, die Wohra zwischen Gemünden/W. und ihrer Mündung in die Ohm bei Kirchhain sowie die Zwester Ohm zwischen ihrer Quelle bei Wermertshausen und ihrer Mündung in die Lahn. Die Gewässer durchfließen die Naturräume Oberes Lahntal (Untereinheit des Gladenbacher Berglandes), Marburger Lahntal (Untereinheit des Marburg-Gießener Lahntals), Ohmsenke (Untereinheit des Amöneburger Beckens), Wohra- und Wetschaftstal (Untereinheiten des Burgwaldes), deren potentielle natürliche Vegetation der Stieleichen-Hainbuchen-Auewald ist (Bohn 1981). Das Projektgebiet liegt in einer gemäßigten Klimazone, wobei die Tallagen des Marburger Lahntales und der Ohmsenke eine relativ hohe Jahresmitteltemperatur von über 8 C aufweisen.
2 Die Lahn entspringt am Südrand des Rothaargebirges in einem Gebiet aus devonischem Schiefergestein und besitzt in ihrem Oberlauf den Charakter eines Mittelgebirgsbaches. Kennzeichnend für die Lahn sind starke Wasserführungsschwankungen mit extremer Niedrigwasserführung und z.t. katastrophenartigen Hochwassern. Am Cölber Lahnknie ändert die von Osten kommende und hier einmündende Ohm den Fließgewässercharakter der Lahn grundlegend: der Fluß weist nur noch ein geringes Gefälle auf und pendelt in weiten Talmäandern, was zur Ausbildung von Altwassern führt. Südlich Marburg ist das Überschwemmungsgebiet der Lahn mittels Deichen eingeengt, inselartig verteilte Auwaldreste charakterisieren hier die Aue. Die Ohm entspringt im magmatischen Ergußgestein des Vogelsbergs und unterscheidet sich grundlegend von dem Fließgewässertyp der Lahn. Die Ohm hat den Charakter eines typischen Flachlandflusses mit Neigung zu engen Wiesenmäandern, einem Flußbett mit Hochflutlehmufern, geringem Gefälle und vorwiegend feinen Sedimenten. Aufgrund einer Mitte dieses Jahrhunderts durchgeführten umfangreichen Fließgewässerregulierung sind die Schwemmböden im Auenbereich nur noch teilweise grundwasserbeeinflußt, begleitende Ufergehölze fehlen in weiten Bereichen fast vollständig. Durch den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens zwischen Kirchhain und Schönbach und die gleichzeitige Anlage von umfangreichen Entwässerungsgräben fand eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung ehemals versumpfter Grünländereien statt.
3 Ihren Ursprung hat die Wetschaft westlich von Rosenthal im Buntsandsteingebiet des Burgwaldes. Im Gegensatz zu den regulierten und ausgebauten Fließgewässern Lahn und Ohm fehlen an der Wetschaft größere wasserbauliche Maßnahmen, weshalb sie noch reich an engen Wiesenmäandern und Ufergehölzen ist. Ein besonderes Kennzeichen der Wetschaftsaue sind mittelalterliche Be- und Entwässerungssysteme, die auch von kulturhistorischer Bedeutung sind. Im Gegensatz hierzu ist die im Kellerwald entspringende Wohra in weiten Bereichen im Zuge der Ohmregulierung sommerhochwasserfrei ausgebaut worden. Ein Hochwasserrückhaltebecken zwischen Gemünden und Wohra sowie ein Sandfang bei Kirchhain charakterisieren neben intensiver landwirtschaftlicher Nutzung die Aue. Nur in einigen Bereichen sind Feucht- und Naßgrünländereien aufgrund ihrer quellig-sumpfigen Eigenschaften erhalten geblieben. Die Zwester Ohm entspringt ebenso wie die Ohm im basaltischen Ergußgestein des Vogelsbergs und durchquert auf ihrem Weg durch den Landkreis Marburg-Biedenkopf unterschiedliche naturräumliche Einheiten: Vorderer Vogelsberg, ein in sich homogenes Gebiet mit überwiegend Feldspatbasalt und Trapp; Ebsdorfer Grund, eine Untereinheit des Amöneburger Beckens, die von verschiedenen Vorläufern der Lahn benutzt wurde; und Marburger Lahntal. Als Grundlage einer Schutzgebietsausweisung wurden in 1986 die Auen der Projektgewässer nutzungskartiert, anhand von Luftbildauswertungen u.a. die Verteilung des Gehölzbewuchses, Siedlungsbereiche und Einzelbauwerke sowie Uferbreiten festgestellt.
4 Ergänzende Freilanderhebungen erbrachten Erkenntnisse zur Zusammensetzung des Uferbewuchses und seines Beschattungsgrades. Es wurden Abgrenzungsvorschläge für das auszuweisende Landschaftsschutzgebiet gemacht. Ökologisch wertvolle Gebiete innerhalb der Auen wurden in thematischen Karten dargestellt und gesondert beschrieben. Diesen Kurzbeschreibungen ist in den meisten Fällen ein Kartenausschnitt sowie eine typische Fotographie beigefügt. Abschließend sind einige Aussagen zur Pflege- und Entwicklungskonzeption gemacht worden, die als Rahmen für nachfolgende Detaillplanungen dienen sollen. Nachdem 1988 im Rahmen des von der HGON initiierten landesweiten Auenschutzkonzeptes auch der Auenverbund Lahn-Ohm einstweilig sichergestellt wurde, erfolgte 1993 die endgültige Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet. Der Auenverbund Lahn-Ohm hat eine Größe von ca ha. Ziele der Unterschutzstellung sind: die Erhaltung und Entwicklung des typischen Charakters der Talauen von Lahn und Ohm mit ihren Nebenbächen in ihren Funktionen als Lebensstätte auentypischer Tier- und Pflanzenarten und ihrer Lebensgemeinschaften, als Überflutungsgebiet und als Erholungsraum sowie wegen ihrer Bedeutung für das Lokalklima. Ein besonderes Schutzziel ist die Erhaltung von naturnahen Fließgewässern mit ihren Überschwemmungsgebieten standorttypischen heimischen Gehölzen Wiesen, Weiden und Grünlandbrachen
5 geländetypischen Senken und Naßstellen, Quellen, Kleingewässern, Altarmen und Sümpfen. Eingebettet in das Landschaftsschutzgebiet sind 25 ökologisch besonders wertvolle Kernzonen, von denen 6 als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind. Einige dieser Kernzonen sind in den letzten Jahren deutlichen Veränderungen unterworfen gewesen, die z.t. bis zur vollständigen Zerstörung geführt haben. Parallel zum Auenschutzkonzept der HGON ist im Auftrag des RP Gießen und des BMFT ein Konzept zur Modellhaften Erarbeitung eines ökologisch begründeten Sanierungskonzeptes der Lahn erarbeitet worden, dessen Ziele eine Weiterentwicklung bestehender Bewertungsverfahren zur Gewässerqualität, eine Bewertung der ökologischen Auswirkungen von Nutzungen an Gewässern und Maßnahmen zur Verminderung der Gewässerbelastungen und Erarbeitung von Sanierungsstrategien waren. Durch die Mitarbeit fast aller hessischer Universitäten, die jeweilige Teilaspekte bearbeiteten, wurden vielfältige Fragen der unterschiedlichsten Forschungsrichtungen (Wasserbau, Fischereiwirtschaft, Siedlungswasserwirtschaft, Mikrobiologie und Chemie, Gewässergütemodelle, Ökologie, flächenbezogene Nutzungen) bearbeitet. In 1994 wurde der Abschlußbericht vorgelegt. Welche Auswirkungen dieser Bericht auf die Auenschutzkonzeption Lahn-Ohm haben wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Obwohl mit der Ausweisung des Auenverbundes Lahn-Ohm als Landschaftsschutzgebiet große Teile der Fließgewässer des Landkreises Marburg-Biedenkopf unter Schutz gestellt werden konnten, fehlt es nach wie vor an einer einzugsgebietsbezogenem Schutzkonzeption, die auch die kleinen Nebenbäche von Lahn und Ohm miteinschließt. Das im Frühjahr 1995 von der HGON vorgelegte Auenschutzkonzept Hessen berücksichtigt die Einzugsgebiete dieser bisher als Landschaftsschutzgebiete ausgewiesenen Gewässer und schlägt hierfür umfangreiche Neuabgrenzungen vor. Literatur Hartmann L (1976) Biologische Grundlagenforschung im Wasserbau. In: Umweltschutz im Bereich des Wasserbaus (Hahn HH, ed) Kaule G (1986) Arten- und Biotopschutz. UTB Große Reihe, Heidelberg Mothes-Wagner U (1986) Ausweisungsgutachten zum Auenverbund Lahn-Ohm. Erstellt im Auftrag des HMLFN, Wohratal Dr. U. Mothes-Wagner, HGON, aktualisiert
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