ERSTE LESUNG Ez 1, 28b - 2, 5. Sie sind ein widerspenstiges Volk, sie werden erkennen müssen, dass mitten unter ihnen ein Prophet war
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- Sofie Pfaff
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1 14. So Jk B, 2018 Schrifttexte ERSTE LESUNG Ez 1, 28b - 2, 5 Sie sind ein widerspenstiges Volk, sie werden erkennen müssen, dass mitten unter ihnen ein Prophet war Lesung aus dem Buch Ezechiel In jenen Tagen als ich die Erscheinung der Herrlichkeit des Herrn sah, fiel ich nieder auf mein Gesicht. Und ich hörte, wie jemand redete. Er sagte zu mir: Stell dich auf deine Füße, Menschensohn; ich will mit dir reden. Als er das zu mir sagte, kam der Geist in mich und stellte mich auf die Füße. Und ich hörte den, der mit mir redete. Er sagte zu mir: Menschensohn, ich sende dich zu den abtrünnigen Söhnen Israels, die sich gegen mich aufgelehnt haben. Sie und ihre Väter sind immer wieder von mir abgefallen, bis zum heutigen Tag. Es sind Söhne mit trotzigem Gesicht und hartem Herzen. Zu ihnen sende ich dich. Du sollst zu ihnen sagen: So spricht Gott, der Herr. Ob sie dann hören oder nicht - denn sie sind ein widerspenstiges Volk -, sie werden erkennen müssen, dass mitten unter ihnen ein Prophet war. ZWEITE LESUNG 2 Kor 12, 7-10 Ich will mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
2 Brüder! Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse. Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. EVANGELIUM Mk 6, 1b-6 Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat + Aus dem heiligen Evangelium nach Markus Jesus kam in seine Heimatstadt; seine Jünger begleiteten ihn. Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, staunten und sagten: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist! Und was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen! Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in
3 seiner Familie. 5 Und er konnte dort kein Wunder tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Jesus zog durch die benachbarten Dörfer und lehrte. Predigt Der Prophet im eigenen Land Vor zwei Wochen erinnern sie sich? : Da schied die deutsche Fußball-Elf schon im Vorrundenspiel aus. Der amtierende Weltmeister - UNSERE Jungs, geschlagen von... ist ja auch egal!!! Und wie war die Reaktion? Unterschiedlich, natürlich. - Ich war gerade in Hamburg in Urlaub, und ich war doch einigermaßen platt über die Stimmung, die dann aufkam: Trauer, klar, aber auch so viel Häme und Spott von allen Seiten. Als Argentinien ausschied oder Portugal: Da sah man den erwarteten Jammer, ja richtige Trauer, als wenn der beste Freund gestorben wäre. Aber unter den Deutschen: im Zug sagt eine Frau nur abschätzig: JA, Hochmut kommt eben vor dem Fall!, und auch unter unseren Mitbewohnern aus anderen Ländern: der Taxifahrer gibt zu verstehen: Die verdienen doch alle viel zu viel Geld. Da strengt sich doch keiner mehr an. Noch mal: natürlich gibt es sie noch und noch, die Fans, die stolz sind auf unsere Jungs. - Aber daneben besteht gleichzeitig auf ganz breiter Ebene noch eine andere Stimmung, eine Art Gegen-Identifikation. Die will gern mit der Mannschaft oder mit einzelnen Spielern halten, genau wie die Fans; diese Gegenstimmung tut das aber nur mit dem Vorbehalt des Erfolgs : Wenn die Jungs gewinnen, sind wir dabei! - Wenn nicht, zeigt sich bloß das Vorurteil bestätigt: Die verdienen doch alle viel zu viel Geld. Und: Die sind doch alle nichts anderes als wir auch! Eine unerwartete Parallele zum Evangelium: Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria? Seine Schwestern und Brüder wohnen doch hier unter uns? (vgl. Mk 6,3) Wenn der Gewinner einer von uns ist, ein ganz durchschnittlicher Mensch, mit dem wir uns identifizieren, dann steigt statistisch der Grad seiner Ablehnung parallel zu der Höhe seiner Popularität. - Und: dahinter steckt mehr als einfach nur Missgunst oder Neid.
4 Was uns Normalverbraucher gegen die Durchschnitts- Glückspilze einnimmt, ist gar nicht, dass sie unsympathisch sind, sondern, eher im Gegenteil: ihre gewinnende Art - bei aller Normalität. Da flüstert unser Inneres: Der ist doch nicht mehr als ich und wenn der da groß rauskommt, - warum dann nicht eher ich?! Was wir davon bewusst mitkriegen, ist nur die Verstimmung gegen den anderen. Die innere Turbulenz, aus der das zustande kommt, die bleibt unbewusst Ein Prophet gilt nichts im eigenen Land -, das war wohl schon zur Zeit Jesu ein Sprichwort, mit dem jeder etwas anfangen konnte. Manchmal nehmen wir richtig heftig Anstoß am Erfolg der Normalen - das ist der Hintergrund für dieses Sprichwort. Ein Prophet gilt nichts im eigenen Land... dahinter steckt, ganz raffiniert, dass wir eine tief sitzende Abneigung gegen alles uns Überlegene haben - wenn es von Otto Normalverbraucher kommt! Dann nörgelt der innere Schweinehund: Dieser Angeber! - Warum soll der denn besser sein als ich? Und wieder kriegen wir von dem inneren Zustandekommen unserer Missgunst gar nichts mit; die bleibt unbewusst. Die Überlegenheit, die wir am realen Nachbarn feststellen, ist uns richtig schwer verdaulich; die gleiche Erfahrung aber, z.b. beim Fußballspieler, können wir sehr gut aushalten. Daran stoßen wir uns nicht so schnell. Also: dass wir (1) ganz schnell Anstoß nehmen am bloß Normalen und dass wir zugleich aber (2) eine tief sitzende Abneigung gegen das uns Überlegene haben, ist ein Phänomen, das, wie es scheint, schon Jesus vor 2000 Jahren zu spüren bekam. Und ein drittes kommt noch hinzu (3): Das ist Jesu Relativierung der Bedeutung von Herkunft und Familie. Die, die ihn ablehnen, wollen in ihm nicht den Messias sehen, sondern den Nachbarn: den Bruder und den Kumpel... den Sohn des Zimmermanns eben. Wenn dieser Jesus aber als Gottes Prophet auftritt, dann ist es nur folgerichtig, dass er auch das Schicksal der Propheten teilt: dass er abgelehnt wird wie zum Beispiel Ezechiel (von dem in der Lesung zuvor die Rede war (s. Ez 1,28 2,5). Wo wir das Alltägliche zu banal finden, da nimmt Gott ganz bestimmt Partei: z.b. für den Alltagsmenschen. Wo wir die Gescheitheit lieber bei der Lit-Cologne oder wenigstens von einem Professor mit akademischem Titel annehmen, da mutet Gott (oder seine heilige Kirche) uns die Verkündigung eines normalen Predigers zu...
5 Daraus ergibt sich eine vierte Erkenntnis aus diesem Evangelium heute (4): Berufung geschieht in aller Unbedeutendheit, ganz bescheiden. Das haben nämlich der Prophet im Alten Testament und der Sohn des Zimmermanns gemeinsam: Gott beruft sie aus ihrer durchschnittlichen Herkunft nicht fort, sondern er belässt sie darin. Berufung und geistlicher Beruf sind nicht dazu da, den Weg in den gesellschaftlichen Aufstieg zu bahnen; sie sind auch nicht dazu da, kolonialistisch von einer Kultur, Sprache und Landestradition in eine andere verpflanzt zu werden (weil dort vielleicht Priestermangel herrscht). Wahre Berufung belässt den, der sie erfährt, in aller Unbedeutendheit, und er hat sich damit abzufinden, sonst taugt er nicht zu seiner Berufung.... ein Evangelium, an dem wir in der Sommerhitze noch ein wenig weiter kauen müssen: Berufung in aller Unbedeutendheit und trotz allen Anstoßes, den die anderen an der Alltäglichkeit des anderen nehmen. Aber: machen wir s wie unser Herr und Lehrer: Der wunderte sich nur über ihren Unglauben - und machte dann woanders weiter. Mit Markus: Er zog in die benachbarten Dörfer und lehrte dort. (Mk 6,6) (Dr. H-J. Reuther, Pfr.)
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