Forschungsaufenthalt in

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1 AbschlussberichtüberForschungs Forschungsaufenthaltin aufenthaltiniranundindien IranundIndien imrahmendesreisestipendiumsfürdenwissenschaftlichennachwuchs 2011 derdeutschenmorgenländischengesellschaft nmorgenländischengesellschafte.v. e.v.(dmg) (DMG) DankdesDMG-ReisestipendiumshieltichmichinsgesamtzweiMonateinIranundIndien zurrecherchevonquellenmaterialfürmeindissertationsvorhaben Catholic-ShīʿīEncountersinPolemicalWritingsin17 th -Century-IranandIndia (Arbeitstitel)unterderLeitung vonprof.dr.sabineschmidtkeaminstitutfürislamwissenschaftanderfreienuniversität Berlinauf.MeineersteStationvom10.Augustbis7.Septemberd.J.umfassteiranischeBibliothekeninTeheran,QomundMaschhad.Vom8.Septemberbis6.Oktoberd.J.setzteich meineforschungimindischenhyderabadfort. 1. SkizzedesDissertationsvorhabens ImRahmenmeinesDissertationsvorhabens,dasTeildesForschungsgebietes Interreligious Controversies der Forschungsgruppe History of the Islamicate World. Islam, Christianity and Judaism Intertwined an der Freien Universität Berlin ist, untersuche ich das philosophisch-theologischedenkendesschiitischengelehrtensayyeda madʿalavī(gest.zw.1644 und 1650) bezüglich des Christentums. In insgesamt fünf auf Persisch verfassten Schriften setztsichʿalavī,derzursog. SchulevonIsfahan gezähltwird,mitdemchristlichenglauben auseinander. Anlass waren eine Reihe religiöser Streitgespräche zwischen katholischen OrdensleutenundschiitischenGelehrten,dieEndedes16.undAnfangdes17.Jahrhundertsim Mogul-undSafawidenreichstattfanden.ʿAlavīsPolemikenumfassen: 1. Lavāmeʿ-e rabbānī dar radd-e šobha-ye na rānī (um ), 2. Luġaz-e Lavāmeʿ-e rabbānī(um ),3.me qal-e afāʾdartaǧleyavata feya-yeāyena-ye aqq-nomā(um ),4.Resāladarradd-edībāčakaʿālem-eNa ārākamo annef-eketāb-eāyena-ye aqq-nomāastbaʿdazdīdan-eketāb-eme qaldarradd-eāyena-aš(nach ),5.lamaʿāt-emalakūtīya(voroderin1625). 1

2 VorallemdiebeidenWiderlegungendesChristentumsLavāmeʿ-erabbānīundMe qal-e afāʾhabeneinegroßewirkunginderpolemischenliteraturentfaltetundkursierteninabschriftennochim19.jahrhundert.dabislangkeinehistorisch-kritischeeditiondieserwerke ʿAlavīs vorliegt, umfasst mein Dissertationsvorhaben zwei Ziele: 1. Recherche der Hand- schriften,rezensionenundüberlieferungsgeschichtederwerkeʿalavīssowieseinermögli- chenquellen,2.analysevonʿalavīsdenkenundseinerargumentationgegendaschristen- tum auf dem Hintergrund seiner von Philosophie, Theologie und Sufismus geprägten Zeit. Insgesamt soll das Dissertationsvorhaben einen Beitrag zur Erschließung der islamischen TheologiegeschichteundderpolemischenLiteraturzwischenChristenundMuslimenleisten. 2. ForschungsaufenthaltimIran AufEinladungdes IranischenInstitutsfürPhilosophie (Anǧomān-e ekmat)inteheran erhieltichein leideraufvierwochenbegrenztes VisumfürmeineRechercheimIran.In dieserzeitsuchteichinteherandieketāb āna-yemarkazī-yedānešgāh,dieketāb āna-ye Mellī-yeMalek,dieKetāb āna-yemellī-yeǧomhūrī-yeeslāmī-yeīrānunddieketāb āna-ye Maǧles-e Šūrā-ye Eslāmī auf. Während eines zweitägigen Aufenthalts in Qom besuchte ich die Ketāb āna-ye Bozorg Āyatollāh Marʿašī Naǧafī und die Ketāb āna-ye Madrasa-ye Fayżīya.InMaschhadverbrachteichfünfTage,umindenBeständenderKetāb āna-ye Markazī-yeĀstān-eQods-eRażavīzurecherchieren. WährenddieserZeitkonnteich zusätzlichzudenmirbereitsvorliegendenquellen digitalereproduktionenweitererhandschriftenvonʿalavīswerkenbeschaffen,diemirbishernichtzugänglichwaren.vonseinerresāladarradd-edībāčakaʿālem-ena ārā ka mo annef-eketāb-eāyena-ye aqq-nomāastbaʿdazdīdan-eketāb-eme qaldarradd-e Āyena-ašerhielticheineKopie(Hs.Fayżīya1393/2)sowievonMe qal-e afāʾinsgesamtsiebenkopien(hss.āstān-eqods256,257und15610;hs.dānešgāh3824;hs.fayżīya1393/1; Hss.Malik1691und2143/1).DabeistießichaufeinFragmentdieserPolemik(Hs.Āstān-e Qods15610),dasselbstinMo afāderāyatī(hg.),fehrestvāra-yedastnevešthā-yeīrān1-12, Teheran 1389/[2010], Bd. 9, S. 692 noch nicht verzeichnet ist. Die meisten der o. g. HandschriftenhabeninderForschungbislangkeineBerücksichtigunggefunden. 2

3 2.1 ErgebnisseimEinzelnen BesondersHss.Āstān-eQods256und257werdenmeineForschungwesentlichbereichern, daessichumfrüherezensionenvonme qal-e afāʾhandelt,dieʿalavīsautographtragen. DiesewerdenRückschlüssezulassenaufdieEtappenderEntstehungdieserwohlbekanntes- Lavāmeʿ-erabbānīinderKetāb āna-yeǧamʿīyat-enašr-efarhanginraschtundinden einer weiteren Handschrift im irakischen Nadschaf liegen mir nun die meisten bekannten QuellenvonʿAlavīsPolemikeninReproduktionvor. DarüberhinaushabeichbesondersinderKetāb āna-yemellī-yemalekrecherchen tenwiderlegungdeschristentumsdesschiitischenautors.leiderwaresmirauszeitgrün- denwährendmeinesaufenthaltesnichtmöglich,zweiweiterekopienvonme qal-e afāʾund Ketāb ānahā-yee fahāneinzusehen.ebenfallsbleibenmirdreihandschriftenbislangunzugänglich,diesichinprivatbesitzinteheranundisfahanbefinden.abgesehenvondiesenund überʿalavīsmöglichebiblischequellenangestellt.dabeibinichaufeineanonyme,undatierte persische Widerlegung von Versen aus dem Alten und Neuen Testament in 23 Kapiteln gestoßen,dieeineähnlicheargumentationaufweist(hs.malik6348).ebensowieinʿalavīs Polemiken konnte ich in späteren muslimischen Textsammlungen hebräische Bibelzitate in arabischertranskriptionundpersischerübersetzungidentifizieren(hs.malik777/21).auch von diesen Handschriften war es mir möglich, digitale Reproduktionen zu beschaffen. Auf der Suche nach ʿAlavīs literarischen Quellen hätte ich gerne meine Recherche in anderen Bibliothekenfortgesetzt,dochleiderreichtedieZeithierfürnichtaus. Außerdem konnte ich in theologischen Buchhandlungen in Qom eine Edition von ʿAlavīsKorankommentarLa āyef-eġaybī,eineweiterevonal- āšiyatʿalāu ūlal-kāfīsowie einedigitalefassungeinerfaksimile-ausgabeseines ūsī-kommentarsmanāhiǧal-a bārfī šar al-istib āraufcd-romerwerben.wiesichbereitsbeieinererstendurchsichtdesmaterialsgezeigthat,existierenzahlreicheabhängigkeitenzwischen seineneinzelnenwerken. GanzeTextpassagenausLavāmeʿ-erabbānīfindensichoffenbarsowohlinMe qal-e afāʾals auchinla āyef-eġaybīwieder.außerdembestehenparallelenzwischenteilenseineskorankommentars und ʿAlavīs letzter Polemik gegen das Christentum Lamaʿāt-e malakūtīya. Dieser erste Befund macht deutlich, dass die Recherche nach ʿAlavīs Quellen unabdingbar ist,umseinphilosophisch-theologischesdenkenbeurteilenzukönnen. 3

4 2.2 Forschungsbedingungen In iranischen Bibliotheken werden Handschriften den Forschern meist nur in Form von MikrofilmenoderDigitalisatenzugänglichgemacht.DerZuganghierzuverliefwährendmeinesForschungsaufenthaltsgrößtenteilsohneSchwierigkeiten.AlleininderKetāb āna-ye Mellī-ye Malekin Teheran kam es anfänglich zu Missverständnissen mit dem verantwortlichen Bibliothekar, der keine Reproduktionen zur Verfügung stellen wollte. In der Ketāb āna-yemarkazī-yeāstān-eqods-erażavīinmaschhadistderzuganggrundsätzlich dadurch erschwert, dass Nicht-Muslime nicht ohne Begleitung des Personals den heiligen Bezirk betreten dürfen. Zudem muss dort jede Konsultation eines Mikrofilms durch einen Insgesamt hängen die Forschungsbedingungen stark von persönlichen Kontakten vor Ortab.ErstwenneingutesVerhältniszudenVerantwortlichenhergestelltist,sinddieseoft aufwendigenverwaltungsaktuntereinholungverschiedenerunterschriftengenehmigtwerden.selbstmitiranischerunterstützungdauertediesalleinzweistundenproantrag. bereit,forscherndasnotwendigematerialzurverfügungzustellen.dazusinddiversegespräche,empfehlungsschreiben,geduldundvielzeitnotwendig.alleininderketāb āna-ye Mellī-yeǦomhūrī-yeEslāmī-yeĪrānundinderKetāb āna-yemaǧles-ešūrā-yeeslāmīverlief das Verfahren unkompliziert. Dabei erscheint der Zugang zu staatlichen Bibliotheken insgesamtleichteralszusolchen,diezueinerinstitutionwieāstān-eqods-erażavīgehören. Aber auch hier ist eine freie Recherche in den Mikrofilmbeständen nur begrenzt möglich. Oftmals scheint es den Verantwortlichen am Verständnis dafür zu mangeln, dass eine Ge- samtschauderquellenlageuntereinbeziehungverschiedenerhandschriftenfürdiehistori- sche Forschung unerlässlich ist. So bleibt die Recherche in iranischen Sammlungen wenig berechenbarundsehrvonderkooperationderzuständigenpersonenabhängig. BemerkenswertistdashoheEngagementderiranischenBibliotheken,ihreHandschriftenbestände zu katalogisieren. Diverse Internetportale sind mittlerweileauf neuerem Stand Ǧomhūrī-ye Eslāmī-ye Īrān und der Ketāb āna-ye Maǧles-e Šūrā-ye Eslāmī. Auch die alsdiegedrucktvorliegendenkataloge.immermehrhandschriftensammlungenwerdendigitalisiertundsogarfreizugänglichinsinternetgestelltwieimfallederketāb āna-yemellī-ye Ketāb āna-yemarkazī-yeāstān-eqods-erażavīplantdiesoffenbar,wiemirberichtetwurde.problematischbleibtweiterhinderzugangzuprivatsammlungen. 4

5 3. ForschungsaufenthaltinIndien BereitsimVorfeldmeinerForschungsreisekonnteichrd.dreiDutzendpersischeundarabische Handschriften in der Bibliothek des Salar Jung Museums in Hyderabad ausfindig ma- chen,diefürdiegeschichtederchristlich-muslimischenpolemikvorundnachdem17.jahr- hundert von Bedeutung sind. Damit hält die Sammlung der einstigen Premierminister von PolemikenzweiDutzendderHandschrifteneinsehen. Dabeiwaresmirmöglich,vonfolgendenrelevantenTexteninTeilenReproduktionen Jhdrt.),Resāla-yeYū annā(hss.salarjungak.168[arabic];salarjungaq.78[persian]; Salar Jung Aq. 126/2 [Persian]; Salar Jung Aq. 144/1 [Persian]; Salar Jung Man. 52/2 Hyderabad eine der größten Bestände auf diesem Gebiet in Indien. Während meines AufenthalteskonnteichaufderSuchenachʿAlavīsQuellenundderWirkungsgeschichteseiner zuerhalten:unbekannterverfasser,risālafiāyātraddal-mu ālifīnminal-yahūdwal- Na ārā(hs.salarjungak.78[arabic]);ʿalīqulīǧadīdal-islām(18.jhdrt.),sayfalmuʾminīnfīqitālal-mušrikīn(salarjungaq.91[persian]);abūl-futū al-rāzī(?)(12. [Persian]);SayyedMurta ādāʿīrāzī(13.jhdrt.),tab iratul-ʿawāmmfīmaʿrifatmaqālātil- abra ī(12.jhdrt.),al-i tiǧāǧʿalāahlal-laǧāǧ(hs.salarjungak.1[arabic]). 3.1 ErgebnisseimEinzelnen Auch wenn ich bislang keine literarischen Abhängigkeiten zwischen ʿAlavīs Widerlegungen des Christentums und dem gesichteten Material feststellen konnte, ist dank des Vergleichs einetendenzinnerhalbderpersischsprachigenpolemischenliteraturerkennbar.während infrühenschriftendaschristentumnochunterdemjudentumabgehandeltwurde,scheintin späterenschriftenabdem17.jahrhunderteinedezidierteauseinandersetzungmitderlehre anām(salarjungaq.19[persian];salarjungaq.20[persian]);abūman ūra madal- derchristenundderbibeleinzusetzen.diediskussionfokussiertsichoffenbaraufbestimmte Bibelverse, die in allen Polemiken zur Argumentation herangezogen werden. Aufgrund starkerparallelenstelltsichdeshalbeinmalmehrdiefragenachoriginalitätderargumente bzw.derliterarischenabhängigkeitpolemischerschriftenuntereinander. 5

6 SayyedMurta ādāʿīrāzīs(13.jhdrt.)tab iratul-ʿawāmmfīmaʿrifatmaqālātil-anām scheintzudenältesten,aufpersischverfasstenpolemikenzugehören,diesichu.a.mitdem ChristentumalseinerjüdischenDenominationauseinandersetzt. WiediesePolemikweisen fastalleo.g.titeldurchihreninhaltoderentsprechendevermerkeindenkopieneinenbezugzumschiitischenislamauf.eine der bemerkenswertesten HandschriftenderSammlung isteinearabischefassungderresāla-yeyū annā(salarjungak.168),diemitihrerdatie- 3.2 Forschungsbedingungen rungmittedes17.jahrhundertszudenältestenüberliefertenarabischenkopiendiesestex- tesgehört.ihrewirkkraftbeziehtdieschriftausihrerargumentation,dassselbstein immī beiseinerkonversionzumislamdieschiitischerichtungzuwählenweiß.danebensindverschiedenepersischefassungendieseswerkesimsalarjungmuseumüberliefert. AndersalsimIranstellenindischeBibliothekenihrenNutzerninderRegelnochdieoriginalen Handschriften zur Verfügung. Obwohl in Indien eine der weltweit größten persischen Handschriftensammlungen existiert, scheinen weitaus weniger Forscher die indischen Be- gelagert,derzugangistschwierigundmeistexistierenkeinereproduktionsstellen.gleiches kannichvonderbibliothekdessalarjungmuseumssagen. ständezukonsultierenalsetwadieiranischen.wiemireinjapanischerforschervonderko- beuniversityberichtete,werdendiehandschrifteninindienanwenigenortensachgerecht EtwaeineWochelanghatteichkeinenZugangzudenHandschriften,weildieverantwortlicheBibliothekarinschlichtinUrlaubundspätereinigeTageerkranktwarundeskeine Vertretung gab. Der Umgang des Personals mit den Handschriften erschien mir insgesamt machen.andererseitsdarfjedernureindrittelderfolienprohandschriftfotografieren,was absolut an den notwendigen Erfordernissen der Forschung vorbeigeht. Eine Begründung unprofessionell.anstatt diedigitalisierungderquelleninstitutionellzuregeln wiegemeinhinüblich,hatjederforscherdiemöglichkeit,mitseinereigenenfotokameraaufnahmenzu hierfürkonntemirnichtgenanntwerden.meinantragauferlaubnis,wenigstenseinehandschriftvollständigzufotografieren(salarjungak.168),wurdenachlangerdiskussionmit derbegründungabgelehnt,ichkönnedentextperhandabschreiben. 6

7 So schien mir die verantwortliche Bibliothekarin wenig kompetent und kaum mit den UnterstützungunddengutenWillensolcherPersonenangewiesen.Deshalbwaresmirnicht 4. Fazit Nichtsdestotrotz ziehe ich eine positive Bilanz meines Forschungsaufenthaltes. Dank des DMG-Reisestipendiums für meine Recherche in iranischen und indischen Bibliotheken konnte ich die Quellenbasis für mein Dissertationsvorhaben erheblich erweitern. Nicht nur Bedingungen der Handschriftenforschung vertraut zu sein. Insgesamt zeigte sie wenig InteresseanderErforschungderBeständedesMuseums.LeideristderForschervorOrtaufdie möglich,dieo.g.handschriftenvollständigzufotografierenunddieargumentationdertexteinderkürzederzeitingänzezudokumentieren.ichhoffe,dassmeineerfahrungenim SalarJungMuseumeinEinzelfallsindundnichtallgemeindieArbeitsbedingungeninindischenBibliothekenwiderspiegeln. dassichzahlreichezusätzlichekopienvonʿalavīswiderlegungendeschristentumsundbe- sondersvonme qal-e afāʾbeschaffenkonnte,diefüreinezukünftigeeditiondertextezent- ralsind,sowaresmirauchmöglich,dasumfeldderpolemischenliteraturindiversenarabi- schenundpersischenhandschriftenzustudieren.nebenderidentifikationvonʿalavīslitera- rischen Quellen erlaubt dies eine Einordnung seines Denkens in den Rahmen christlichmuslimischerpolemik.ichdankeherzlichderdmgundihremvorstandfürdiebewilligung des großzügigen Reisestipendiums und die Unterstützung meines laufenden Dissertationsvorhabens. Mainz,den8.Oktober2011 DennisHalftOP 7