Ein Hochlochziegel mit. Nuten?

Transkript

1 Ein Hochlochziegel mit Nuten?

2 Was haben ein Hintermauerungsstein und ein Automotor gemeinsam? Auf den folgenden Seiten möchte ich Ihnen einen Hochlochziegel mit hinterschnittenen Nuten als Planblock für die Verklebung vorschlagen. Eine Form, die sich im Strangpressverfahren problemlos herstellen lassen sollte. Aber warum sollten Nuten im Stein Vorteile bringen? Wenn Sie ein Auto kaufen, interessiert Sie dann das Design des Motors? Die verwendeten Materialien? Oder eher die Leistung, der Preis, der Verbrauch und die Langlebigkeit des Autos? Die Käufer eines Hauses wollen wissen, wieviel Haus sie für ihr Geld bekommen und welche Werte - besonders der Wärmedämmung - das Haus bietet. Den Bauträger oder den Bauherrn beschäftigt, wie er dieses Haus möglichst preiswert erstellt. Welcher Stein die Hintermauerung bildet, die beim fertigen Haus niemand sieht, ist keine Frage der Ästhetik, sondern schlicht des Geldes.

3 Warum dominieren Hochlochziegel nicht bei zweischaligem Mauerwerk? Dass Hochlochziegel als dämmungsgefüllte Planziegel für das einschalige ( Ziegelhersteller wie Sie nennen es monolitisch ) Mauerwerk die beste Wahl sind, dürfte bekannt sein. Aber warum dominieren die Hochlochziegel nicht auch in zweischaliger Bauweise? (Wobei ich in dieser Definition die WDVS-Verkleidung als zweischalig rechnen würde.) Abgesehen vom Schallschutz, der bei zweischaliger Bauweise zu vernachlässigen wäre, sind die bauphysikalischen Eigenschaften der gebrannten Hochlochziegel herausragend. Besonders der hohe Wärmedämmwert und die Widerstandsfähigkeit. Dabei kosten diese Steine nur etwa die Hälfte von Kalksandsteinen oder Gasbeton. Der Grund liegt wohl darin, dass der Stein in der Verarbeitung langsamer ist als beispielweise die großformatigen KS-Steinblöcke. Dadurch steigen die Lohnkosten, was den Stein teurer macht. Leider sehe ich dauernd, dass die Wärmedämmeigenschaften des Hochlochziegels nicht genutzt werden, weil der Stein nicht verklebt, sondern gemauert wird, wodurch jede Fuge Wärmebrücken bildet. Auch hier liegt der Grund wohl einfach darin, dass das Setzen der Luftschichtanker beim Klebeverfahren zeitaufwändiger ist. Das Format der Steine ist wohl produktionsbedingt nicht wesentlich zu vergrößern. Wie wäre es aber, wenn die Zeitersparnis bei den Luftschichtankern, bei der Innenwandanbindung und beim Einschalen von Drempelstützen oder den Geschoßdecken stattfinden würde? Dadurch ließe sich der Stein schneller machen und käme dann in die Verarbeitungsgeschwindigkeit von großen KS-Blöcken. Wenn das Setzen der Anker nicht mehr in der Mörtelfuge stattfinden würde, wäre die Verklebung ebenso schnell. Dies würde wesentliche Vorteile bieten:

4 Mehr Haus für dasselbe Geld! Wenn der Hochlochziegel im Dünnbettverfahren verklebt wird und auch die weiteren Wärmebrücken - über den Fenstern durch Systemstürze, - bei den Geschoßdecken und den eingeschalten Drempelstützen durch eine vorgesetzte steinbündige Dämmung, minimiert würden; dann können sich die wärmedämmenden Eigenschaften von Stein und WDV- Dämmung oder Kerndämmung ergänzen. Dies bedeutet, dass eine geringere Dämmungsdicke erforderlich ist und die Gesamtstärke der Außenwandkonstruktion sinkt. Wenn ein Haus ein Außenmaß von 8 m auf 10 m besitzt, hat eine Reduktion der Dämmungsdicke der WDV- Dämmung um 3 cm folgende Auswirkung: Die Wandstärke, die von der Wohnfläche abgezogen werden muss, beträgt bei einer 12 cm Dämmung jeweils etwa 62,40 cm bei jeder Hauslänge. Bei einer Wandstärke mit 15 cm Dämmung schon 68,40 cm. Im Beispiel wäre das eine Wohnfläche ohne Innenwände von 69,15 m 2 zu 68,05 m 2. Bei der üblichen anderthalbgeschossigen Bauweise beträgt der Raumgewinn etwa 2 m 2. Was bei Gesamtkosten von etwa 3000 Euro pro m Euro Ersparnis bedeutet , ,2 34,2 Noch wesentlich höher ist der Raumgewinn beim selben Beispiel, wenn das Haus nicht verklinkert, sondern mit Riemchen verkleidet wird: Die Wanddicke sinkt um mehr als 10 cm. Das bringt zusätzlichen Raumgewinn beim Beispielhaus von 5 m ,5

5 Die Verbindung mit einem Wärmedämmverbundsystem Wenn die Dämmung nur im üblichen Verfahren verklebt wird, entsteht durch die Hinterschneidung der Nuten eine bessere Verkeilung des Dämmplattenklebers mit der Hintermauerung. Für die rationelle zusätzliche mechanische Befestigung der Dämmung, - um bespielsweise den Anforderungen durch eine Verklebung mit Riemchen gerecht zu werden-, lassen sich speziell auf die Steinnuten abgestimmte Dämmungsclipse denken:

6 Diese Dämmungsclipse können einfach in die Nuten eingeführt und dann in die Dämmung gedrückt werden. Dabei fungieren sie auch gleich als Ausrichtungshilfe für die Dämmung. Damit die Clipse rationell angebracht werden können und die Dämmung damit vollständig mechanisch mit der Wand verankert wird, sollte die Dämmung eine umlaufende Nut bzw. Feder besitzen und eine Hinterschneidung für das Anbringen der Clipse, damit keine Spalten im Fugenbild entstehen. Erfreulicherweise gibt es ein solches Dämmsystem bereits: Das QjuSystem der Firma Brillux. Dieses Dämmsystem ließe sich problemlos für die vorgeschlagenenen Clipse adaptieren. Möglicherweise kann durch ein solches Verfahren und die Form des Steines ein weiterer großer Vorteil erzielt werden: Wenn die Dämmung nur punktuell verklebt wird und die Verbindung dafür von den Clipsen übernommen wird, ensteht ein fast vollständig offener Fingerspalt zwischen Dämmung und Hintermauerung, der einen Feuchtigkeitsabtransport nach unten zur Sperrung ermöglichen sollte.

7 Ratinonelles Setzen von Luftschicht- und Verbindungsankern Durch einen Mauer- bzw. Luftschichtanker, der in etwa die hier gezeigte Form haben sollte, wird eine wirtschaftliche Form des nachträglichen Setzens der Anker ermöglicht. Ein entscheidendes Detail der Ankerform ist, dass die fehlende horizontale Verbindungsfläche mit der Wand, die beim Einmörteln eines konventionellen Ankers entsteht, hier durch die aufgebogenen Enden des Drahtankers in eine vertikale Auflagefläche verlegt wird.

8 Ein solcher Anker kann durch ein einfaches Zusammendrücken und Einschieben in die Nuten in beliebiger Höhe in der Wandfläche befestigt werden. ( Der Anker kann mit nach unten, oder nach oben zeigenden Endstücken gesetzt werden.)

9 62,5 62,5 62,5 62, , ,5 62,5 Abgesehen von der Zeitersparnis beim Setzen der Steine und der wegfallenden Verletzungsgefahr durch die herausragenden Anker, liegt der Vorteil einer solchen Befestigung darin, dass die Höhe der Anker unabhängig vom Schichtmaß der Steine, der Dämmung und der Verblendung angepasst werden kann. Besonders hoch ist der Zeitvorteil bei der Verwendung der einlagig verlegten neuen Rollendämmung ( bzw. Isover).

10 Das Einbinden der Innenwände Der Anschluß der Innenwände wird denkbar einfach: Es muß nur in jeder zweiten Reihe ein Stein im Bereich der geplanten Innenwand umgedreht werden, so dass die Nuten nach innen zeigen. Dann kann, mit den beschriebenen Ankern, jede Art von Innenwand angeschlossen werden.

11 Die Steinnuten als Schalungshilfe Für das Steinsystem lassen sich Einschalhilfen denken, die im Leasing für das Bauprojekt zur Verfügung gestellt werden. Ein Beispiel wäre die hier dargestellte Einschalhilfe für Geschossdecken, die in die Steinnuten eingeschoben wird, die Schalungsbohlen festhält und kein Vernageln notwendig macht. Die Schalungsbohlen können nach dem Erstarren der Sohle einfach herausgehebelt werden und die Einschalhilfe wird wieder herausgeklopft, ebenso wie sie zum Einschalen in die Nuten eingeklopft wird. Die dargestellte Version zeigt nur einen Versatz um etwa 1,2 cm, um die Nuten abzudecken. Für ein Verfahren mit später angebrachter wandbündiger Dämmung ist ein Versatz nach innen von etwa 3 cm sinnvoll. Ähnliche Lösungen lassen sich für Drempelstützen und zur schnellen Erstellung von Unterstützung für das Einschalen von U-Schalen denken.

12 bauatelier Bernd Wieschemeyer Gartenstr Münster Tel.: / Fax: / kontakt@bauatelier-wieschemeyer.de