. Hintergrundinformationen

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1 . Hintergrundinformationen Stuttgart, Entdeckungen Jeden Tag werden im Urwald Mittelamerikas neue Entdeckungen gemacht, Maya-Hieroglyphen entziffert, Tempel und Paläste der alten Maya freigelegt und Skulpturen gefunden. Stück für Stück lernen wir mehr über die Geschichte und Lebensweise der alten Maya. Dies ist nicht nur für uns interessant, sondern auch für die heutigen Maya. Sie können jetzt wieder ihre eigenen Hieroglyphen entziffern und erhalten so einen Teil ihrer Geschichte zurück. Prophezeiungen 2012 Haben die Maya den Untergang der Welt am 21. Dezember 2012 vorausgesagt? Zahlreiche Bücher und Internetseiten lassen uns dies glauben. Dabei erwähnt nur eine einzige Inschrift das Datum des 21. Dezembers: das Monument 6 aus Tortuguero, Mexiko. Dieses ist jedoch dermaßen zerstört, dass nicht ersichtlich ist, was genau an diesem Datum passiert. Tatsächlich endet laut dem Maya-Kalender an diesem Datum die dreizehnte 400-Jahres- Zeitperiode, der 13. bak tun. Die Lange Zählung, die Zählung der Tage vom Schöpfungstag am 13. August 3114 v. Chr. bis heute, startete mit und erreicht 2012 nach einer Periode von 5125 Jahren erneut diese Ziffer. Doch bedeutet dies das Ende des Kalenders und zwangsläufig auch das Ende der Welt? Für einen Weltuntergang im Jahre 2012 gibt es keine konkreten Vorhersagungen der Maya. Die Vorstellung von vorherigen Welten, die durch Katastrophen zerstört wurden, findet man nicht bei den Maya, sondern nur bei den Azteken, die im 14. Jahrhundert ihr Reich um das heutige Mexiko-City errichteten. Apokalyptische Prophezeiungen in Maya-Handschrift aus dem 16. Jahrhundert sind daher viel eher metaphorisch zu deuten. Ferner gibt es auch Grund zu glauben, dass der bak tun-zyklus nicht mit der Zahl 13 endet. Zahlreiche Inschriften verbinden Ereignisse aus dem Leben der Maya-Herrscher mit der Zukunft auch über dieses Datum hinaus. In einem Text aus Palenque schauen die Maya sogar auf Ereignisse im Jahre 4772 n. Chr. Der Kalender wird also weitergeführt.

2 Heutige Maya sehen unserem Treiben eher amüsiert zu. Sie sehen den Anfang eines neuen Kalender-Zyklus als positives Ereignis, in dem man einen Neuanfang wagen kann. Unsere Sehnsucht nach einem Weltuntergang scheint eher unsere eigenen Vorstellungen widerzuspiegeln als die der Maya....waxak winikha b (?) ux pik acht 20-jährige Perioden und 3 x 400 Jahre mit jeweils 360 Tagen Tzuhtz-(a)j-oom u(y)-uxlajuun oik Es endet der 13. Bak tun (ta) ChanAjaw ux(-te ) Unilw (am) 4. ajaw, 3 k ankin = U-to-ma? (ek-?) Es wird geschehen (Finsternis?) Y-em(a)?? Bolon Yokte k uh ta? Es wird herunterkommen (??) Bolon Yokte Monument 6 aus Tortuguero, Mexiko Maya-Kalender Für die Maya spielte die Bestimmung von Zeit eine besondere Rolle. Viele ihrer Texte beginnen mit einer genauen Zeitangabe, einige Handschriften sind mit Tabellen und Zahlenreihen versehen. Die Maya hatten ein zyklisches Zeitverständnis. Ihr Rechensystem basierte dabei auf der Zahl 20. Zudem kannten und benutzten sie die Zahl 0. Die Maya hatten verschiedene Kalendersysteme. Am häufigsten benutzten sie die Kalenderrunde und die Lange Zählung. Zahlen und Zeitperioden wurden als lebendig und göttlich angesehen. Um Tage und Datumsangaben möglichst exakt zu bestimmen, wurden in vielen Texten zudem häufig Angaben zur Phase des Mondes oder der Venus vermerkt. Kalender-Runde Der wichtigste Maya-Kalender besteht aus der Kombination zweier Kalenderräder: dem Tzolk in und dem Haab. Das Tzolk in- Kalenderrad besteht aus 260 Tagen und setzt sich aus 13 Koeffizienten mit je 20 Tagesnamen zusammen. Dieser Kalender diente religiösen Zwecken, er gab an, an welchen Tagen bestimmte Rituale durchgeführt werden sollten. Er wurde wie in der Graphik 6 Chuwen, 7 Ok, 8 Muluk, usw. gelesen. Das Haab-Kalenderrad zählt 365 Tage. Er setzt sich aus 18 Monaten zu 20 Tagen und einer zusätzlichen Periode von 5 Tagen zusammen. Dieser Kalender spielte im täglichen Leben der

3 Maya eine große Rolle, vor allem in der Landwirtschaft. Die 20 Tage eines jedes Monats wurden mit Koeffizienten von 0 bis 19 gebildet. Beide Zyklen sind wie Zahnräder miteinander verbunden und rücken jeden Tag um eine Stelle vor. Das genaue Datum kann im Schnittpunkt beider Kalenderräder abgelesen werden. Dieses Datum wiederholt sich alle 52 Jahre. Lange Zählung Um Ereignisse in der Geschichte genau festzulegen, gab es zusätzlich die Lange Zählung, die Zählung der Tage von einem Nullpunkt bis heute. Als Nullpunkt diente die Erschaffung der gegenwärtig existierenden Welt am Tag Ajaw 8 Kumk u, dem 13. August 3114 v. Chr. Seit diesem Datum wurden die Tage gezählt und in Zeitperioden des 20er-Systems aufgeschrieben. Den Tag der Schöpfung Ajaw, 8 Kumk u, den Nullpunkt des Kalenders, schrieben die Maya als Lange Zählung und Kalenderrunde wie folgt: 13 bak tun 0 k atun (13 x Tage) (0 x 7200 Tage) 0 tun 0 winal (0 x 360 Tage) (0 x 20 Tage) 0 k in 4 Ajaw (0 x 1 Tag) 8 Kumk u Quiriguá Stele C: (Zeichnung: Linda Schele, Texas) Schrift der Maya Die Maya hatten eine Hieroglyphenschrift. Sie schrieben auf diversen Materialien: auf Stein, auf Rindenpapier, auf Jade, Knochen oder Keramik. Die viereckigen Glyphenblöcke bestehen aus Zeichen, die ganze Worte oder mehrere Silben darstellen. Man liest von links nach rechts und von oben nach unten jeweils paarweise in Spalten. Nur der Maya-Adel konnte lesen. Meist handeln die Texte von historischen Ereignissen, wie Geburt, Inthronisierung, Krieg oder von wichtigen Ritualen. Durch die spanische Eroberung ging das Wissen um die Hieroglyphenschrift der Maya verloren. Lange war die Schrift der Maya ein Rätsel. Erst ab den 1950er Jahren gelang mit Hilfe der Aufzeichnungen eines Dominikaner- Bischofs aus dem 16. Jahrhundert der Durchbruch bei der Entzifferung der Schriftzeichen. Die

4 Entschlüsselung der Hieroglyphenschrift dauert bis heute an. Bisher können wir etwa 550 Zeichen von insgesamt 700 entziffern. Auch wenn die Texte häufig als Selbstdarstellung der Könige zu sehen sind, verraten sie wichtige Namen und Ereignisse aus der Welt der Maya und eröffnen uns so zusammen mit der archäologischen Forschung einen einzigartigen Blick auf diese Kultur. Das Maya-Wort ajaw bedeutet Herrscher oder König. Es kann mit Silbenzeichen und Logogrammen in verschiedenen Kombinationen geschrieben werden. Mögliche Schreibweisen für das Wort ajaw (aus: Kettunen und Helmke: Introduction 2010) Codex Dresden Die Maya besaßen tausende Bücher aus Rindenbastpapier, die mit einer feinen Kalkschicht überzogen, bemalt und als Leporello gefaltet wurden. Nach der spanischen Eroberung wurden viele Bücher als heidnisch verbrannt, andere fielen dem tropischen Klima zum Opfer. Insgesamt haben drei Bücher der Maya überlebt. Die schönste Maya-Handschrift ist der Codex Dresden, der sich heute in der Nationalbibliothek in Dresden befindet. Er besteht aus einem 3,56 m langen Papierstreifen und gibt Aufschluss über religiöse und astronomische Kenntnisse der Maya. Diese Handschrift diente als eine Art Handbuch für die Kalenderpriester aj k inob. Sicherlich gab es aber auch Bücher mit historischem Inhalt oder poetische Werke. Dieser Schatz indianischer Literatur ist jedoch für immer verschollen. Maya-Adel und Gesellschaft Es hat nie ein gemeinsames Maya-Reich gegeben. Die Maya waren in etwa fünfzig konkurrierende Staaten aufgeteilt, jeweils mit einem k uhul ajaw, einem göttlichen Herrscher, an der Spitze. Er zeigte sich in den Hieroglyphentexten als Mittelpunkt und Erhalter der kosmischen Ordnung und begründete seine Abstammung vom Dynastiegründer oder direkt von den Göttern. Die Maya waren eine sehr hierarchische Gesellschaft. Im Zentrum der Stätten standen langgezogene Paläste als Wohnanlagen für den Adel so wie Tempel auf pyramidenförmigen Sockeln. Die restliche Bevölkerung wohnte in Lehmhütten mit Palmdächern, die diese steinernen Zentren umgaben. Der Adel unterschied sich äußerlich von der einfachen Bevölkerung durch Schädeldeformationen und Kleidung. Bereits im Säuglingsalter wurde die Stirn mit einem Brett nach hinten gedrückt, damit Nase und Stirn in einer Linie verliefen. Zudem trug nur der Adel aufwendigen Kopfschmuck und Ohrpflöcke. Schmuck aus Jade galt dabei als

5 besonders kostbar. Die Männer trugen Lendenschurz und Sandalen, die Frauen aufwändig gewebte oder bemalte Kleider. Kosmos Die Maya glaubten, dass der Kosmos aus einer Ober-, einer Mittel- und einer Unterwelt besteht. In der Ober- und Unterwelt lebten die Götter, in der Mittelwelt die Menschen. Die Unterwelt glich einem dunklen Höhlensystem, aus dem die Nutzpflanzen wuchsen. Hier war das Reich der Toten. In der Oberwelt schoben die Götter die Planeten hin- und her. Der Adel der Maya hoffte, nach dem Tod hier wiedergeboren zu werden. Da die Maya bereits von der Krümmung der Erde wussten, sahen sie die Oberfläche der Erde als Schildkrötenpanzer. Sie kannten vier Himmelsrichtungen und fügten eine fünfte, ein Zentrum, hinzu, in dem der Seiba-Baum stand und den Himmel emporhielt. Im Popul Wuj, der Maya-Bibel, steht geschrieben, dass die Götter den Menschen aus Maisbrei erschufen. Bis heute spielt Mais eine besondere Rolle in der Maya- Kultur. Darüber hinaus waren die Maya kundige Astronomen. Durch bloße Beobachtung der Gestirne konnten sie genaue Zeitberechnungen erstellen und sogar Mond- und Sonnenfinsternisse vorhersagen. Maya Götter Die Maya verehrten eine Vielzahl von Göttern. Eine wichtige Quelle für das Verständnis der Mythologie ist das Popol Wuj, ein von den K iche Maya verfasstes frühkoloniales Dokument, das über Götter und Schöpfungsmythen berichtet. Die Götter vereinen meist menschliche und tierische Züge, kombiniert mit phantastischen Elementen. Sie bestimmten das Leben der Menschen und mussten mit verschiedenen Ritualen genährt und bedacht werden. Ek Chuwaj Gott des Handels und des Kakaos. Kakao wurde nicht nur als Getränk benutzt, Kakaobohnen dienten auch als Währung. Aussehen: Teile seines Körpers sind schwarz bemalt. Er hat eine ausladende Unterlippe. Manchmal wachsen Kakaoschoten aus seinem Körper. Ixiim Maisgott, Symbol der Fruchtbarkeit, des Lebens und der Erneuerung. Aussehen: Ixiim ist ein junger, hübscher Mann mit einer fliehenden Stirn ein Schönheitsideal der Maya. Sein Kopf ist als Maiskolben geformt. Er trägt eine Maispflanze in der Hand. K inich Ajaw Sonnengott mit zwei Gesichtern: Während des Tages bringt er das Leben und das Licht, in der Nacht steht er für die Energie des Todes. Aussehen: K inich Ajaw hat große, viereckige Augen und schlangenähnliche Spiralen an den Mundwinkeln. Er trägt die Hieroglyphen für k in an Armen und Beinen; diese symbolisieren Sonne oder Tag. Mondgöttin Mondgöttin, eine schöne junge Frau, die auf dem Mond sitzt. Aussehen: Die Mondgöttin hält ein Kaninchen in den Händen. Die Maya glauben, dass der Mond das Gesicht eines Kaninchens zeigt. Nach dem Maya-Glauben verlor sie ein Auge im Kampf gegen ihren Mann, der Sonne. Aus diesem Grund scheint sie am Himmel nicht so hell wie ihr Mann. Itzamná Wichtigster und stärkster Gott der Maya, Überbringer der Kultur, Erfinder der Schrift und des Kalenders, Gott der Gesundheit und der Landwirtschaft. Aussehen: Itzamná ist ein alter Mann mit Schlangenaugen und einer großen, kurzen Nase. Manchmal wird er mit einer Schlange oder mit einem grün-roten Quetzal-Vogel dargestellt.

6 Chaak Gott des Regens und des Blitzes, lebensspendender Gott. Aussehen: Chaak hat eine lange, gebogene Nase, die einem Elefantenrüssel gleicht. Sein Körper zeigt Attribute einer Schlange. In der rechten Hand trägt er eine Axt, die einen Blitz symbolisiert. In der linken Hand trägt er häufig ein Messer. Yum Kimil Gott des Todes und der Krankheit, Gott des neuen Lebens. Die Maya glaubten, dass aus dem Tod neues Leben entsteht. Aussehen: Yum Kimil hat einen Skelettkörper mit einem Schädel mit losem Unterkiefer. Er trägt eine Kette mit Rasseln, die den Tod ankündigen. Die schwarzen Flecken stehen für blutige Wunden. K awiil Gott der Herrschaft und der Könige. Sein Name bedeutet neun Generationen in Anlehnung an die Vorfahren der Herrscher. Aussehen: Sein Mund ist nach oben gebogen, sein Oberkiefer erinnert an ein Reptil. Aus seiner Stirn, die die Hieroglyphen für Spiegel trägt, entflammt Feuer oder eine Fackel. Ein Bein ist als Schlange geformt. In der linken Hand trägt er eine Fackel, um den Hals eine Jadekette. Ix Chel Göttin des Regenbogens, Beschützerin der Hebammen und Ehefrau von Itzamná. Aussehen: Ix Chel ist eine alte Frau mit Schlangenhaaren, ihre Hände bestehen aus Jaguarkrallen. Sie trägt ein auf den Kopf gestelltes Gefäß, aus dem der Regen fällt. Ballspiel In jeder Maya-Stadt befanden sich Ballspielplätze. Das Spielfeld war meist wie ein lateinisches I geformt und wurde zu beiden Seiten von schräg verlaufenden Steinmauern begrenzt. Auch wenn genaue Spielregeln oder der Spielverlauf nicht bekannt sind, ist doch gewiss, dass in zwei Mannschaften mit einem Hartgummiball aus Kautschuk gespielt wurde. Dabei durfte man den Ball nur mit Hüfte, Gesäß und Oberschenkel berühren. Der Ball musste spezielle Markiersteine in der Mitte des Spielfeldes treffen oder, wie in Chichén Itzá, durch an beiden Seiten angebrachte Ringe geschossen werden. Spezielle Schutzkleidung, insbesondere ein breiter Gürtel aus Leder und Baumwolle, minderte den Aufprall des harten Balles. Ein Knieschoner schützte die Spieler vor Verletzungen, wenn diese kniend versuchten, auch niedrige Bälle mit der Hüfte zu erreichen. Das Spiel hatte neben dem sportlichen Aspekt auch einen rituellen Charakter: Herrscher, die Ball spielten, sahen sich als Herausforderer der Unterweltsgötter, und im Falle eines Sieges als Bezwinger des Todes. Ob die Verlierer getötet wurden, wie häufig behauptet, ist allerdings nicht bekannt. Maya heute Trotz Eroberung, Missionierung und Armut ist die Kultur der Maya bis heute sehr lebendig. Gegenwärtig leben etwa 8 Millionen Maya hauptsächlich in Guatemala, Mexiko und Belize. Dabei hat sich vieles aus der vorspanischen Zeit erhalten: Zahlreiche Maya leben in Häusern aus Lehm, sie sprechen eine der Maya-Sprachen, bauen Mais, Bohnen und Kürbis an, und glauben neben der christlichen Religion auch an alte vorspanische Götter. Traditionelle Blusen und gewickelte Röcke gehören heute zur Identität der Maya-Frauen, auch wenn eine nach Dörfern unterschiedliche Kleidung von den Spaniern eingeführt wurde. Die Maya sind gleichzeitig offen für die Moderne und integrieren schnell Neuerungen in ihre Kultur. So wurde sofort ein entsprechendes Maya-Wort für den Begriff Notebook gefunden: kematz iib bedeutet Schriftwebstuhl. Zwischen 1960 und 1996 waren die Maya von einem Bürgerkrieg betroffen, durch den rund Maya getötet und über eine Million zur Flucht gezwungen wurden. Die Auseinandersetzungen mit diesen Gräueltaten und der Chiapas-Aufstand von 1994 in Mexiko haben einzunehmendes Selbstbewusstsein der Maya entstehen lassen. Es folgten eine stärkere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sowie der Ausbau der Infrastruktur.