Deutsche Kunstausstellung in Cassel 1913

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1 Joachim Schröder Deutsche Kunstausstellung in Cassel 1913 Aufbruch zur Kunstmetropole Band 1: Untersuchung kassel university press

2 Joachim Schröder Deutsche Kunstausstellung in Cassel 1913 Aufbruch zur Kunstmetropole Band 1: Untersuchung kassel university press

3 Deutsche Kunstausstellung in Cassel Aufbruch zur Kunstmetropole Bd. 1: Untersuchung, Kassel 2020, ISBN Bd. 2: Rundgang durch die Ausstellung, Kassel 2020, ISBN Diese Veröffentlichung ausgenommen Zitate und anderweitig gekennzeichnete Teile ist unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen International (CC BY-SA 4.0: lizenziert. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN DOI: , kassel university press, Kassel Umschlaggestaltung: Helena Friesen, Köln Printed in Germany

4 3 Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort 6 1. Zur Quellenlage Protokolle des Vorbereitungs-Ausschusses der Deutschen Kunstausstellung 9 Cassel 1913 (DKA 1913) 1.2 Archive Fachliteratur zur Ausstellung Lokale Presse Die Macher der Deutschen Kunstausstellung in Cassel Der Gesamtausschuss (siehe auch Anhang 1) Der geschäftsführende Ausschuss Der Auswahlausschuss Charakter der Deutschen Kunststausstellung Allgemeines Künstler nach Herkunft und Geschlecht Künstler nach ihrem Alter Auswahl der Künstler und Kunstwerke Der Kunstverein zu Cassel Der Deutsche Künstlerbund Regionale Künstlervereinigungen Beispiel Cassel und Hessen (siehe auch Anhang 2) Beispiel Berlin und Umgebung (siehe auch Anhang 3) Akademie-Netzwerke Künstlerkolonien und Künstlerorte Willingshausen Dachau Darmstadt Mathildenhöhe Grötzingen Goppeln Kronberg Worpswede und Fischerhude Freundschaftskreise Qualitätskriterien für die Auswahl der Künstler und Werke Preisträger (siehe auch Anhang Teilnahme an anderen Kunst-Ausstellungen (siehe auch Anhang 5) Gefragte Künstler Stollwerck-Sammelbilder Gestaltung der Kunstausstellung im Orangerieschloss 44

5 4 5. Überblick über das deutsche Kunstschaffen und Modernität der 52 Kunstausstellung 5.1 Überblick über das deutsche Kunstschaffen Modernität der Ausstellung Moderne Künstler auf der DKA Impressionisten und Spätimpressionisten, Neo-Impressionisten und 55 Pointillisten Symbolisten und Jugendstil-Künstler Expressionisten Exkurs: Carl Vinnen und der Protest deutscher Künstler Exkurs: Die hessischen Künstler auf der Deutschen Kunstausstellung und die Modernität 6. Verkäufe aus der Kunstausstellung Verkaufslisten Verkäufe nach Technik und Material Verkäufe der Werke einzelner Künstler Verkäufe der Werke von Künstlerinnen Private Käufer Käufe der Stadt Cassel (mit Abbildung Käufe des Kunstvereins zu Cassel Herkunftsorte der Käufer Ergebnisse Kassel als Kunstmetropole Überblick über das deutsche Kunstschaffen der Gegenwart und 85 der lebenden Künstler; Qualität der Werke und charakteristische Werke 7.3 Modernität der Ausstellung Nachfolge-Ausstellungen Mein Fazit Ausblick auf die weitere Entwicklung Weitere Kasseler Ausstellungen (siehe auch Anhang 6) Casseler Frühjahrs-Ausstellung Casseler Kunstausstellung, 3. Juni bis 22. August 1922, Orangerieschloß Jubiläums-Kunstausstellung 150 Jahre Kasseler Kunstakademie 1927, Juni bis 15. September, Kassel, Orangerieschloß Neue Kunst, Ausstellung in der Orangerie, Kassel, 1. Juni bis 1. September Positionierung und Einschätzung von DKA 1913-Künstlern Künstler der DKA 1913 auf Ausstellungen Entarteter Kunst 91

6 Weitere verfemte Künstler Künstler der DKA 1913 als Unverzichtbare Künstler Gottbegnadete Ausblick auf die documenta Anhänge 100 Anhang 1: Mitglieder des Gesammtausschusses der DKA Cassel Anhang 2: Künstler der hessischen Künstlervereinigungen auf der DKA Anhang 3: Berliner Künstler auf der DKA Anhang 4: Preisträger 108 Anhang 5: Künstler, die auf der DKA CS 1913 und auf anderen großen 114 Ausstellungen 1913 ausgestellt haben Anhang 6: Künstler auf der DKA 1913 sowie auf den Ausstellungen 1920, 1922, und 1929 Literaturverzeichnis 147

7 6 Vorwort Kassel Die prosperierende Großstadt mit mehr als Einwohnern feierte ihr 1000-jähriges Jubiläum mit einem opulenten Programm, das in einem großen kulturhistorischen Festzug kulminierte. Begleitet wurde das Jubiläum von der vom 15. Juni bis zum 1. September 1913 dauernden Deutschen Kunst-Ausstellung zur Tausendjahrfeier der Residenzstadt Cassel im Orangerieschloss in der Karlsaue. Diese Kunstausstellung war die erste einer Reihe von großen Ausstellungen an diesem Ort, die unterbrochen vom 1. Weltkrieg in den Jahren 1922, 1927 und 1929 folgten. Die Kunstszene in Deutschland erlebte in dem Jahrzehnt vor dem 1. Weltkrieg einen bemerkenswerten Boom : Neue Kunsthallen entstanden, neue Museen wurden gegründet oder junge Museumsleiter richteten bestehende neu ein; Kunstgalerien entstanden in Berlin, München, Düsseldorf. Die heute als Klassische Moderne bezeichneten Kunstströmungen blühten auf, neue Kunstzeitschriften entstanden. 2 Die Diskussion um die Moderne war heftig. Dafür soll eine Äußerung von Paul Cassirer im Vorwort des Katalogs der Ausstellung zur Eröffnung des 15. Jahrgangs seiner Berliner Galerie stehen: Meinen Salon nennt Freund und Feind den impressionistischen bedeutete dieses Schimpfwort Revolution ist es wieder ein Schimpfwort und bedeutet Reaktion. 3 Die Deutsche Kunstausstellung Cassel 1913 war die größte und bedeutendste Kunstausstellung, die hier bisher zu sehen war. Ihre Entstehung hing bedeutenden personellen Entscheidungen in Cassel zusammen: Dr. Georg Gronau ( ) wurde 1910 zum neuen Direktor der Königlichen Gemäldegalerie berufen; gleichzeitig wurde er Vorsitzender des Kunstvereins zu Cassel; Professor Hans Olde ( ), von der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule in Weimar kommend, wurde im Jahr 1911 Direktor der Königlichen Kunstakademie Cassel; dazu kam als dritte wichtige Person Dr. Johannes Boehlau ( ), seit 1902 Direktor des Königlichen Museums Fridericianum und von 1913 bis 1924 Direktor des Hessischen Landesmuseums in Kassel, dessen Gründung auf seine Initiative zurückging. Er hatte 1903 den Museumsverein für Hessen-Cassel zur Unterstützung des geplanten Landesmuseums gegründet 4, hatte von den Kurhessischen Kunstverein zu Cassel als dessen Vorsitzender reorganisiert, dessen Mitgliederzahlen wieder deutlich gesteigert und mit der Hans Thoma-Ausstellung sowie der Französischen Ausstellung (mit 1 Titel des entsprechenden Katalogs. 2 Vgl. hierzu Bernhard ECHTE und Walter FEILCHENFELDT, Verheißung und Erfüllung zugleich, Kunstsalon Paul Cassirer: Die Ausstellungen , Mitarbeit Petra Cordioli, Wädenswil 2016, besonders das Vorwort S Paul CASSIRER, Katalog der ersten Ausstellung des XV. Jahrgangs , Oktober-November, Berlin 1912, Vorwort, zitiert nach: Bernhard ECHTE und Walter FEILCHENFELDT, Mitarbeit Petra Cordioli: Kunstsalon Paul Cassirer, Eine neue Klassik, Die Ausstellungen , Wädenswil 2016, S Vgl. Joachim SCHRÖDER, Der Museumsverein für Hessen-Cassel und der Kasseler Museumsverein Eine Studie zur Geschichte des Vereins, Manuskript Kassel 2012 in der Bibliothek der MHK und der Universitätsbibliothek Kassel, 2017 als E-Book bei kassel university press, hier bes. S

8 7 Werken von Rodin, Monet, Renoir, Henri Rousseau u. a.) 1909 zwei bedeutende Ausstellungen organisiert. 5 Helmut Kramm konstatierte 1935, dass mit der Reorganisation des Kunstvereins durch Johannes Boehlau ein neuer Geist einzog: Was dieser neue Geist seit 1908 in seiner frischen Bereitschaft und Entfaltungskraft schaffen konnte, bewies die deutsche Kunstausstellung 1913 in der Orangerie zur Tausendjahrfeier der Stadt Kassel. 6 Man kann annehmen, dass mit diesem Dreigestirn der Kunstszene die wirtschaftlich blühende Großstadt Cassel aufbrach, mit anderen großen Kunstmetropolen wie z. B. Düsseldorf, Mannheim, Stuttgart gleichzuziehen und sich der Entwicklung anzuschließen. Der repräsentative Neubau der Königlichen Kunstakademie in der Karlsaue 1908 und die Eröffnung des Hessischen Landesmuseums am heutigen Brüder-Grimm-Platz im Jahr 1913, dem Jahr der 1000-Jahrfeier, waren hierfür weitere deutliche Anzeichen. Weitere Boom-Zeichen waren 1908 das neue Königliche Theater oberhalb der Karlsaue, das neue Rathaus 1909, die neue Stadthalle 1913/14, aber auch andere, das Stadtbild prägende Großbauten. Für den behaupteten Aufbruch zur Kunstmetropole wird die Deutsche Kunstausstellung Cassel in diesem Band unter die Lupe genommen, ein Blick auf die Ausstellungen 1920, 1922, 1927 und 1929 geworfen und ein Ausblick auf die documenta 1955 gewagt. Ein zweiter Band, in dem ein Rundgang durch die Ausstellung versucht wird, ist in Vorbereitung: Den Katalognummern folgend, sollen die in den einzelnen Sälen des Orangerieschlosses präsentierten Kunstwerke mit Namen der Künstler, dem damaligen Titel des Werkes, Fundstellen-Angaben und zeitgenössischen Kommentaren sowie einigen Abbildungen vorgestellt werden. In den meisten kunstwissenschaftlichen Untersuchungen über die künstlerische Umbruchszeit zwischen 1900 und 1914 stehen avantgardistische Künstler im Focus, während die überwiegende Zahl der damals schaffenden Künstler aus dem Blick geriet. Seit den 1980er Jahren scheint sich aber eine Umorientierung abzuzeichnen, was eine größere Anzahl von Monographien über Künstler des Kaiserreichs belegt. Zuletzt ist die große Ausstellung Mythos Heimat Worpswede und die europäischen Künstlerkolonien 2016 dafür ein gutes, fast noch aktuelles Beispiel. 8 5 Vgl. Manfred MARX und Heiner GEORGSDORF, 150 Jahre Kasseler Kunstverein. Manfred Marx: Vom Kunstverein für Kurhessen zum Kunstverein zu Kassel. Heiner Georgsdorf: Der Kasseler Kunstverein , Kassel 1985, hier bes. S Kataloge zu diesen Ausstellungen im Stadtarchiv Kassel, B14, Nr Helmut KRAMM, Hundert Jahre Kurhessischer und Kasseler Kunstverein, Kassel 1935, S Im Folgenden kürze ich den Titel der Ausstellung mit DKA 1913 ab. 8 Thomas ANDRATSCHKE, Mythos Heimat. Worpswede und die europäischen Künstlerkolonien. Eine Ausstellung des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover, Dresden Vgl. auch Bernd KÜSTER, Otto Ubbelohde, Worpsweder Verlag 1984, S. 7.

9 8 An dieser Stelle ist Dank abzustatten. Sabine Naumer, Bibliothekarin an der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK), hat mir mit Literaturhinweisen den Start erleichtert. Prof. Dr. Alexis Joachimides, Kunsthochschule Kassel, hat einen ersten Textentwurf kritisch kommentiert und zur Weiterarbeit ermutigt. Dr. Henrike Hans, die interimistische Leiterin der Neuen Galerie in Kassel, hat Quellenhinweise gegeben; Elena Pinkwart, ehemalige wissenschaftliche Volontärin der MHK, sowie Kathrin Schellenberg, Stadtmuseum Kassel, haben mir wichtige Hinweise auf einzelne Werke gegeben. Dr. Christiane Lukatis, die Leiterin der Graphischen Sammlung der MHK, hat mir die Durchsicht der Datenbank der MHK MuseumPlus ermöglicht. Dem Stadtarchiv Kassel, dem Stadtarchiv Marburg, dem Georg-Kolbe- Museum in Berlin, dem Museumsberg Flensburg danke ich für Hilfe bei Recherchen zu Künstler-Biographien. Dr. Christian Walda, Landesmuseen Schleswig-Holstein, hat mir das Brief-Konvolut an Hans Olde zur Verfügung gestellt. Dr. Gerhard Panzer, TU Dresden, hat mir die soziologische Dimension der Ausstellungspraxis näher gebracht und mit ausführlichem Kommentar Anregungen gegeben. Dr. Dorothee Gerkens, die Leiterin der Neuen Galerie in Kassel, hat mit einer Durchsicht des Textes geholfen sowie die Abbildungen der dortigen Werke zur Verfügung gestellt. Die Universitätsbibliothek Kassel hat mich bei den vielen über Fernleihe zu beschaffenden Medien geduldig unterstützt. Meiner Frau Christiane Schröder danke ich für das gründliche und geduldige Korrekturlesen. Eine Anmerkung zur Gender-Sprache: In den meisten Fällen spreche ich von den ausstellenden Künstlern im generischen Maskulinum, wobei Künstlerinnen es waren 1913 fast 10% der Ausstellenden immer mit gemeint sind. Joachim Schröder Kassel, im April 2020

10 9 1. Zur Quellenlage 1.1 Protokolle des Vorbereitungsausschusses Im Jahr 2010 erhielt ich als damaliger Vorsitzender des Museumsvereins Kassel e.v. Förderverein der Museumslandschaft Hessen Kassel von der MHK ein Aktenkonvolut über den Vorläufer-Verein, den Museums-Verein für Hessen-Cassel bzw. ab 1927 den Kasseler Museumsverein ; es schloss mehrere Aktenordner, ein Protokollbuch und ein Mitgliederbuch ein. 9 In dem Protokollbuch, das seit 1903 von dem Direktor des Königlichen Museums Fridericianum in Cassel 10, Johannes Boehlau, Schriftführer und Gubernator dieses Vereins, geführt wurde, lagen 26 geheftete Seiten Protokolle der Sitzungen zur Deutschen Kunstausstellung 1913, begonnen am 2. Mai 1912, endend am 6. Januar Wie sie dort hineingeraten sind, bleibt offen; vielleicht hat sie Boehlau, der im Vorbereitungsausschuss der DKA 1913 war, dort verwahrt. Insgesamt fanden 20 Sitzungen statt: 17mal tagte der geschäftsführende Ausschuss, einmal zusammen mit dem Theaterausschuss, zweimal der Gesamtausschuss und einmal der Finanzausschuss, überwiegend im damaligen Hotel Schirmer am Königsplatz. Diese Protokolle, die fast alle Protokollführer Otto Ehrenberg in schwer lesbarer deutscher Schrift verfasste, versuchte ich zu transkribieren, was mir nicht überall gelang. 1.2 Archive Im Stadtarchiv Kassel gibt es einen größeren Bestand von Akten zum Kunstverein zu Cassel, aber zu den Jahren, die für die DKA 1913 interessant wären, fehlen die Akten zur Vorstandsarbeit, während zu den periodischen Ausstellungen des Kunstvereins Unterlagen vorhanden sind. 12 Erhalten haben sich dort im Bestand A 4.41, Nr. 81, neben den Verkaufslisten zur DKA auch Unterlagen über Transporte, Versicherungen, Rechnungen der baulichen Maßnahmen etc. In den Archiven der MHK ließ sich bisher kein Schriftverkehr zur DKA 1913 finden, weder in den Beständen des Hessischen Landesmuseums noch in denen der Gemäldegalerie Alte Meister. In der Neuen Galerie, die die Städtische Kunstsammlung betreut, befindet sich der Hauptkatalog der Städtischen Kunstsammlung, den Arthur Ahnert ab 1905 geführt hat und der für diese Untersuchung relevant ist; in ihm sind z. B. die aus der DKA 1913 erworbenen Werke als Zugänge verzeichnet. 9 Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK), Archiv im Schloss Wilhelmshöhe; vgl. das Ergebnis der Bearbeitung dieser Akten: Joachim SCHRÖDER, wie Anm Die Stadt Cassel wurde damals mit C geschrieben; erst am 13. September 1926 beschloss die Stadtverordneten-Versammlung die Umbenennung in Kassel. Deswegen behalte ich die 1913 offizielle Schreibweise bei. 11 Zitate künftig unter Protokoll. 12 StadtAKS A4.41, verschiedene Bände ab Vgl. dazu das Kapitel 6 in dieser Untersuchung, S. 56.

11 10 Das Hauptstaatsarchiv Marburg verwahrt die Personalakten zu Hans Olde, die aber für diese Untersuchung nicht hilfreich sind. Aufschlussreich war dagegen das Konvolut der Briefe an Hans Olde, den damaligen Direktor der Kasseler Akademie, das im Landesmuseum Schleswig-Holstein in Schloss Gottorf aufbewahrt wird und mir von Dr. Christian Walda in digitaler Form zur Verfügung gestellt wurde. 1.3 Fachliteratur zur DKA 1913 Der Katalog der Deutschen Kunst-Ausstellung zur Tausendjahrfeier der Residenzstadt Cassel 1913 gibt Auskunft über die Präsentation der Kunstwerke im Orangerieschloss nach Nummern, Technik bzw. Material und den Sälen, in denen sie ausgestellt waren, dazu eine alphabetische Nennung aller Künstler, ihrer Herkunftsorte sowie der Nummern ihrer Werke; 24 Werke sind in schwarz-weiß-fotografien abgebildet. Die Jury der Ausstellung wird genannt. Die einschlägigen Kunstzeitschriften berichten über die geplante bzw. durchgeführte DKA 1913: N.N. in Der Cicerone aus Leipzig 14, Ernst Zimmer in der Kunst für alle 15, Georg Gronau in der Kunstchronik in seinem Kasseler Brief vom 7. März und in seinem Bericht zur Ausstellung im August Es fehlen aber ausführliche bebilderte Betrachtungen, wie sie für andere fast gleichzeitige Ausstellungen abgedruckt wurden. Gronau liefert dafür in seinem Kasseler Brief indirekt eine Erklärung für die geringe publizistische Aufmerksamkeit, die die DKA 1913 fand: Der Stadt Kassel ist es nicht beschieden gewesen, in der Geschichte der neueren deutschen Kunst eine irgendwie nennenswerte Rolle zu spielen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Wohnsitz des älteren Tischbein nicht ohne Bedeutung für das Kunstleben in Deutschland, verlor es in der Folgezeit den Ehrgeiz, eine führende Stellung einzunehmen. Die Kunstakademie, vom Landgrafen Friedrich II gegründet, hat sich niemals zu einer Pflanzstätte eigentümlicher Begabungen entwickelt. In den regionalen Publikationen wird ausführlicher berichtet. Richard Spangenberg hebt in der Festschrift zur 1000-Jahrfeier Cassels die Ausstellung als sicherlich eines der wertvollsten Geschenke 18 zum Jubiläum hervor. Ernst Zöllner referiert in mehreren Ausgaben der 14 N.N. in: Der CICERONE, Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers, hg. von Prof. Dr. Georg BIERMANN, Leipzig 1913, S Ernst ZIMMER, Die Deutsche Kunstausstellung Kassel In: Die Kunst für alle, 28. Jg , München 1913, S , wortgleich mit: Die Kunst, Monatshefte für freie und angewandte Kunst, 27. Bd, Freie Kunst der Kunst für alle, München G[eorg] Gr[onau]: Kasseler Brief, in: Kunstchronik, Neue Folge, 24. Jg. 1912/13, Nr. 23 vom 7. März 1913, Sp G[eorg] G[ronau], Die Kunstausstellung in Kassel. In: Kunstchronik, Neue Folge, 24. Jg. 1912/13, Nr. 40 vom 1. August 1913, Sp Richard SPANGENBERG, Die Casseler Jubiläums-Kunstausstellung. In: Tausendjahr-Feier der Residenz Cassel vom 27 bis 29 September 1913, Heft 2 = Kunstpflege in Cassel, S. 6 8.

12 11 Zeitschrift Hessenland ausführlich über die hessischen Künstler. 19 Paul Heidelbach erwähnt die Ausstellung in seinem Rückblick auf die 1000-Jahrfeier. 20 Fast zeitgleich fanden große Kunstausstellungen in Berlin 21, Breslau 22, Düsseldorf 23, Leipzig 24, Mannheim 25, München 26, Stuttgart 27 statt, die in Kunstzeitschriften ausführlich und reichlich bebildert besprochen werden. Sie waren Ausdruck des in den letzten Jahrzehnten gewachsenen Kunstmarktes und bedeuteten eine große Konkurrenz für die Casseler Ausstellung. Ernst Zöllner konstatiert in seinem ausführlichen Führer durch die Ausstellung im Casseler Tageblatt, dass sich die auswärtige Presse zwar intensiv mit den Ausstellungen z. B. in Stuttgart und Mannheim, aber nur so ganz nebenbei oder gar nicht mit Cassel beschäftigt. 28 Auch in späteren Publikationen zu großen Kunstausstellungen wie von Bruce Altshuler, Exhibitions That Made Art History 29, findet zwar für 1913 der Erste Berliner Herbstsalon, den Herwarth Walden veranstaltete, Beachtung, aber die anderen großen Ausstellungen des Jahres werden ausgespart. Bernd Klüser, Die Kunst der Ausstellung. Dokumentation 30 exemplarischer Kunstausstellungen dieses Jahrhunderts, Frankfurt 1991, erwähnt ebenfalls den Berliner Herbstsalon 1913, die anderen Ausstellungen auch nicht. In der Ausstellung Stationen der Moderne: Die bedeutenden Kunstausstellungen des 20. Jahrhunderts, die die Berlinische Galerie 1988 präsentierte, findet die Casseler Ausstellung neben den anderen eben- 19 Ernst ZÖLLNER, Die hessischen Künstler auf der deutschen Kunstausstellung Kassel In: Hessenland 27, 1913, S. 203, 209, Paul HEIDELBACH, Zu Kassels Tausendjahr-Feier. In: Hessenland 27, 1913, S. 260; Deutsche Kunstausstellung 1913, ebd. S. 180; S. 181: Abbildung des Kuppelraums von Carl Eberth, siehe Abb. im Titel Teil II Große Berliner Kunstausstellung zum Regierungsjubiläum seiner Majestät des Kaisers, Berlin 1913; Curt GLASER, Die Berliner Herbstausstellung, in: Die Kunst für alle, 28. Jg , S ; Walter GEORGI, Die Herbstausstellung Berlin 1913, in: Deutsche Kunst und Dekoration , S ; Curt GLASER, Die Große Berliner Kunstausstellung, in: Die Kunst für alle, 28. Jg., 1913, S ; Curt GLASER, Die XXVI. Ausstellung der Berliner Secession, in: Die Kunst für alle, 28. Jg. 1913, S ; Curt GLASER, Die Eröffnungsausstellung des Herbstsalons Paul Cassirer, Berlin, in: In: Die Kunst für alle, 28. Jg., , S Vgl. E. LOESCHMANN, Der Künstlerbund Schlesien auf der Jahrhundertausstellung in Breslau, in: Die Kunst für alle, 28. Jg, , S Offizieller Katalog der Großen Kunst-Ausstellung im Städt. Ausstellungspalast Düsseldorf 1913, veranstaltet vom Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen e.v., 3. Mai bis 12. Oktober, Düsseldorf, Verlag des Vereins zur Veranstaltung von Kunstausstellungen, A. Bagel o. J. [1913]; dazu Hermann BOARD, Aus der großen Kunstausstellung Düsseldorf 1913, in: Die Kunst für alle, 28. Jg., September 1913, S Vgl. NN, in: Die Kunst für alle, 28. Jg , S Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes 1913, Kunsthalle Mannheim, 4. Mai bis 30. September, Katalog Mannheim 1913; Willy F. STORCK, Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Mannheim In: Deutsche Kunst und Dekoration Bd. 33, Oktober 1913, März 1914, S Illustrierter Katalog der XI. Internationalen Kunstausstellung im Kgl. Glaspalast zu München 1913, veranstaltet von der Münchner Künstlergenossenschaft und der Münchner Secession, 1. Juni bis Ende Oktober, München 1913; dazu in: W. Michel, Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 33, , H. 13, Darmstadt 1913, S und , und in: Die Kunst für alle, 28. Jg., , S Große Kunstausstellung Stuttgart Königliches Kunstgebäude, Schlossplatz. Mai bis Oktober. Stuttgart Deutsche Verlagsanstalt o. J. [1913]; Hermann TAFEL, Die große Kunstausstellung in Stuttgart, in: Die Kunst für alle, 28. Jg., , S Ernst ZÖLLNER, Casseler Tageblatt, 12. Juli Bruce ALTSHULER, Salon to Biennial-Exhibitions That Made Art History, Conceived an edited by Phaidon Editors and Bruce Altshuler, Introductory Essay and chapter introductions by Bruce Altshuler, London 2008.

13 12 falls keine Beachtung; der Fokus lag auf der damaligen Avantgarde, und die oben als Konkurrenz bezeichneten Ausstellungen entsprachen eher dem Charakter der DKA 1913 in Cassel. Auffällig ist auch, dass in Monographien über einzelne Künstler, in denen Ausstellungen genannt werden, auf denen ihre Werke zu sehen waren, Kassel mehrfach fehlt. 30 Die Ausstellung ist wohl auch in späteren Fachkreisen öfter übersehen worden. Diese Lücke gilt es zu füllen. Die Künstlernamen und -werke der DKA 1913 wurden von Pablo Jenior und Barbara Schilling 31 zusammengestellt, sodass sie sich mit den auf den Ausstellungen in Kassel 1922, 1927 und 1929 gezeigten Künstlern und Werken und anderen Ausstellungen gut vergleichen lassen. 32 Gerhard Panzer analysiert in seinem Aufsatz Die sich ausstellende Gesellschaft. Ausstellungen als Medium des Sozialen 33 die sozialen Strukturen, die den Ausstellungen in Kassel 1913, 1922, 1927 und 1929 zugrunde liegen, und ermittelt, wie sich die Kunstwelt mit der bürgerlichen Gesellschaft verschränkt hat Vgl. Wolfgang VENZMER, Adolf Hölzel: Leben und Werk; Monographie mit Verzeichnis der Ölbilder, Glasfenster und ausgewählter Pastelle, Stuttgart 1982: Im Abschnitt Beteiligungen Hölzels an allgemeinen Ausstellungen, S , sind für 1913 nur die Jubiläumsausstellung in Berlin, die Mannheimer Ausstellung des Deutschen Künstlerbunds und die Große Kunstausstellung in Stuttgart erwähnt; vgl. Irene EDER, Friedrich Kallmorgen , Monographie und Werkverzeichnis der Gemälde und Druckgraphik, hg. von Hans KNAB, Karlsruhe 1991: Im Verzeichnis der Ausstellungen mit Beteiligung Kallmorgens sind für 1913 die Deutsche Kunstausstellung in Baden-Baden, die GroBeKa in Berlin und die Glaspalast-Ausstellung in München erwähnt, die DKA 1913 in Cassel fehlt; vgl. Wolfgang IMMENHAUSEN und Almut VON TRESCKOW (Hg.), Philipp Franck ( ), Werkverzeichnis der Gemälde. Wissenschaftliche Mitarbeit Sabine Meister, Petersberg 2010: Im Verzeichnis der Ausstellungen, S , sind zwar die Ausstellung der Berliner Secession und die im Glaspalast in München 1913 erwähnt, aber die DKA 1913 in Cassel fehlt; vgl. Julia HÜMME, Gregor von Bochmann ( ), Leben und Werk eines deutschbaltischen Malers in Düsseldorf, Kiel 2007, S. 251: Im Verzeichnis Ausstellungen zu Lebzeiten werden auf S. 251 für 1913 zwar die Berliner Jubiläumsausstellung und die Große Kunstausstellung in Düsseldorf aufgeführt, nicht aber die DKA 1913; vgl. Gudrun WESSING, Julius Paul Junghanns, Skizzen und Gemälde aus dem Nachlass, Bielefeld 1995: Sie erwähnt im Ausstellungsverzeichnis, S. 143, für 1913 zwar Münchner Ausstellungen, die GroBeKa (Berlin) und die Große Düsseldorfer Ausstellung; die DKA 1913 in Cassel fehlt. Auch in der Dissertation von Marcus OERTEL zu Emil Pottner ( ), Maler, Graphiker, Keramiker, Bonn 2007, S. 392, fehlt die Casseler Ausstellung: Dort sind die Ausstellung der refüsierten Secession, Berlin, die GKA Düsseldorf und die Ausstellung des Deutschen Künstlerbunds in Mannheim aufgeführt. Letzteres gilt auch für Barbara STARK, Emil Rudolf Weiss, , Monographie und Katalog seines Werkes, herausgegeben von der Stadt Lahr, Lahr 1994: Im Ausstellungsverzeichnis fehlt auf S. 240 unter dem Jahr 1913 die DKA. 31 Pablo JENIOR und Barbara SCHILLING (Hg.), Neue Kunst in der Orangerie. Die Ausstellungen von Vorboten der documenta? Mit einem Text von Dirk Schwarze: Die Wurzeln einer Ausstellungsidee, Kassel Vgl. hierzu die Anhänge 5 und 6 in dieser Studie. 33 Gerhard PANZER, Die sich ausstellende Gesellschaft. Ausstellungen als Medium des Sozialen. In: Dagmar Danko, Olivier Moeschler, Florian Schumacher (Hg.), Kunst und Öffentlichkeit, Wiesbaden 2015, S Ebd., S Da dem Autor die Protokolle der vorbereitenden Ausschüsse der DKA 1913 in Cassel nicht vorlagen und er sich nur auf das im Katalog genannte Personal stützen konnte, sind manche seiner Schlussfolgerungen zu relativieren.

14 Lokale Presse Am 7. April 1912 berichtet erstmals die Hessische Post über das vorläufige Programm der 1000-Jahrfeier sowie die Festausschüsse. 35 Die Deutsche Kunstausstellung ist nicht erwähnt. Am 13. Juni 1913, dem Tag vor der Eröffnung der DKA, informiert das Casseler Tageblatt und Anzeiger 36 in der Morgenausgabe über den Stand der Einrichtung des Orangerieschlosses und gibt einen groben Überblick über die ausgestellten Kunstobjekte. 37 Dort wird am Montag, 16. Juni, über die am Samstag, 14. Juni, erfolgte Eröffnung berichtet, wobei die Ansprache Georg Gronaus vor den Spitzen der Behörden und einem großen geladenen Publikum zum Teil wörtlich wiedergegeben wird. Auch die abendliche Festveranstaltung im Grand Hotel Wilhelmshöhe wird einbezogen. Diese Veranstaltung wurde von Hans Olde mit einem Toast auf den Kaiser eröffnet. 38 Darüber hinaus ist interessant, dass neben der höchsten Prominenz, dem Kommandierenden General des 11. Armeekorps und General der Infanterie, Freiherr von Scheffer-Boyadel, sowie dem Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau, dem Wirklichen Geheimen Rat Hengstenberg, die Teilnahme der Künstler Carl Ban[t]zer aus Dresden, Johann Vinzenz Cissarz aus Stuttgart, Otto Ub[b]elohde aus Goßfelden und Wilhelm Thiel(e)mann aus Willingshausen erwähnt wird. Die gekennzeichneten Schreibfehler der Künstler-Namen lassen erahnen, wie ungewohnt ihre Namensnennung in Cassel war! Am 18. Juni 1913 beginnt der Redakteur Ernst Zöllner im Tageblatt eine Serie von sieben Artikeln zur Deutschen Kunstausstellung. 39 Er geht von Saal zu Saal, greift einzelne Werke beschreibend und bewertend heraus. Seine Bemerkungen sind auch deswegen hilfreich, weil sie zur Identifizierung einzelner Werke beitragen können. Auf andere Tageszeitungen verzichte ich wegen dieser umfassenden Artikel Zöllners und seines längeren Aufsatzes in der Zeitschrift Hessenland über die Hessischen Künstler auf der DKA. Seine Anmerkungen werden im Band 2 bei den von ihm herausgehobenen Werken zitiert. 35 Hessische Post und Casseler Stadtanzeiger, 7. April 1912, Die Jahrtausendfeier der Stadt Cassel. Das vorläufige Programm, S Das Casseler Tageblatt und Anzeiger wurde von den Brüdern Gotthelft herausgegeben und in ihrer Druckerei gedruckt. Es kam seit 1900 in zwei täglichen Ausgaben heraus, hatte eine Auflage von Exemplaren und wurde viel gelesen. Die Brüder Gotthelft waren eng mit dem Casseler kulturellen Leben verknüpft und druckten auch den Katalog der DKA Ernst ZÖLLNER war laut Adressbuch 1913, S. 404, (Kaiserstr. 68 E) Redakteur beim Tageblatt und arbeitete mit dem Schriftsteller Richard Spangenberg (Adressbuch 1913, S. 341, Kirchweg 15 E) zusammen. 37 Casseler Tageblatt und Anzeiger, Von der Deutschen Kunstausstellung zur Tausendjahrfeier, 13. Juni Vgl. Dominik BARTMANN, Anton von Werner: Zur Kunst und Kulturpolitik im Deutschen Kaiserreich, Berlin 1985; er erwähnt, dass Hans Olde nicht begreifen konnte, warum Kaiser Wilhelm II. so falsch beurteilt werde. 39 Ernst ZÖLLNER, Führer durch die Jubiläums-Kunstausstellung, in: Casseler Tageblatt, Teil I: 18. Juni 1913, Teil II: 25. Juni 1913, Teil III: 28. Juni 1913, Teil IV: 3. Juli 1913, Teil V: 5. Juli 1913, Teil VI: 9. Juli 1913, Teil VII: 12. Juli 1913.

15 14 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Quellenlage und die Literatur zur DKA 1913 dünn und schmal sind; die 1000-Jahrfeier Cassels als alles überstrahlendes Ereignis trug sicherlich dazu bei, dass sie in der Kunstkritik nicht die Beachtung fand, die sie verdient gehabt hätte. 2. Die Macher der Deutschen Kunstausstellung Cassel 1913 Für die Fest-Veranstaltungen zur 1000-Jahrfeier Cassels 1913 gab es eine Vielzahl von Ausschüssen, die in der Festschrift aufgezählt sind. 40 Hierin war die aktive Bürgerschaft vielfältig eingebunden. Für die DKA 1913 gab es darüber hinaus eine Organisationsstruktur wie damals üblich: Gesamtausschuss, geschäftsführender Ausschuss, Finanzausschuss, Presse-Ausschuss, Ausstellungs-Ausschuss, zu dem a) ein Auswahl-Ausschuss 41 gehörte; allerdings ist ein b) nicht im Protokoll enthalten. Außerdem gab es einen Theaterausschuss. Aus den Protokollen geht nicht hervor, wer die Sitzungen der Ausschüsse einberief und wer der Veranstalter der Kunstausstellung sein würde. Da Georg Gronau, der im ersten Protokoll vom 2. Mai 1912 als Vorsitzender des Gesammtausschusses bezeichnet wird, seit 1910 Direktor der Gemäldegalerie Cassel und von Vorsitzender des Kunstvereins zu Cassel war, gehe ich davon aus, dass der Kunstverein als Initiator und als einer der Veranstalter fungierte. 42 Bestätigt wird dies in dem Urteil von Manfred Marx über die DKA 1913 in der Festschrift zum 150. Bestehen des Kunstvereins 43 : Eine Mammutschau im Sommer 1913 in der Orangerie, ein glänzender Erfolg, im Wesentlichen auf Anregung und unter Führung des Kunstvereins unternommen; sie bewirkte einen Wandel des Urteils über Kassel als Kunststadt in auswärtigen Kunstkreisen. Und Ernst Zöllner lobt: Noch nie habe es in Kassel eine Kunstausstellung in diesem Umfang und dieser Bedeutung gegeben, und alle deutschen Künstler, die nur irgend Ruf und Namen haben, seien in bedeutender Weise vertreten. 44 Diese Äußerungen erlauben es, von einem Aufbruch Cassels zur Kunstmetropole zu sprechen. 40 Tausend-Jahrfeier der Residenz Cassel vom 27. bis 29. September 1913, Heft 1: Cassels Handel und Wandel, herausgegeben im Auftrag des Magistrats vom Stadtverkehrsamt, Cassel im Mai 1913; Heft 2: Kunstpflege in Cassel, herausgegeben im Auftrag des Magistrats vom Stadtverkehrsamt, Cassel im Juli 1913: Ehrenausschuß, Empfangsausschuß, Hauptausschuß, Großer Festausschuß, Festzugsausschuß, Ausschmückungsausschuß, Heimatfest-Ausschuß, Spiel- und Sportausschuß, Musikausschuß, Verkehrs- und Wohnungsausschuß, Presseund Propaganda-Ausschuß. 41 Protokoll vom 28. Juni Vgl. Richard SPANGENBERG, wie Anm. 18, S. 6: Er gibt an, dass der Ausschuss vom Kunstverein ins Leben gerufen worden sei. Schließlich wurde laut Protokoll 6/14 aus dem Juni 1914 ein Überschuss der Ausstellung von 2000 Mark dem Kunstverein übergeben, was seine Veranstalter-Funktion sicherlich bestätigt. 43 Manfred MARX/ Heiner GEORGSDORF: 150 Jahre Kasseler Kunstverein. Manfred MARX: Vom Kunstverein für Kurhessen zum Kunstverein zu Kassel. Heiner GEORGSDORF: Der Kasseler Kunstverein , Kassel 1985, S vgl. Ernst ZÖLLNER, Hessenland 1913, S. 180.

16 Der Gesammtausschuß In dem genannten Gesammtausschuß der DKA 1913 waren die wichtigen Honoratioren aus Politik, Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Militär, Kunst vertreten. Dies entsprach den Gepflogenheiten auch anderer großer Ausstellungen, z.b. in Düsseldorf, ja sogar noch der Kasseler Ausstellung So gehörten zu ihm die auf der ersten Sitzung am 2. Mai 1912 anwesenden Herren Professoren Olde & Knackfuss, Polizeipräsident von Dalwigk, Exzellenz Scotti, Professor Sauckel, Dr. Gronau, Reg.Rat Krause, Kommerzienräte Rosenzweig & Wertheim & Plaut, Stadtrat Ruetz, Carl L. Pfeiffer, Otto Ehrenberg, Frl. Voigt, Frl. Schick, Zimmermann, Director Otto Katzenstein ; außerdem wurden die Herren und Frauen Just.Rat Arnthal, Reg.Präs. Graf von Bernstorff, Dr. Boehlau, Dr. G. Breithaupt, Architekt Eubell, Maler Fennel, Siegfr. Hallo, Just.Rat Harnier, Major Henrici, Hans Meyer-Cassel, Oberbürgerm. Müller, Geh.Rat Osius, Kammerherr v. Pappenheim, Landeshauptmann, Freiherr v. Riecksch, Excell. von Scheffer- Boyadel, F.H. Thorbecke, Zulehner, Ruheständ. Rich.Weber, Professor Schick gewählt 45, die die Wahl angenommen hätten. 46 Detaillierte Angaben zu den Personen sind im Anhang 1 Mitglieder des Gesamtausschusses der DKA 1913 zusammengestellt. Es handelte sich um Spitzen von Behörden, Industrielle, Bankiers und Kaufleute, Offiziere, Politiker, Personen aus Justiz und Verwaltung, Vertreter der Kunstszene. Dass der Gesammtausschuß und die dort eingebundenen Honoratioren eher eine repräsentative als eine operative Funktion hatten, zeigt sich daran, dass von den 20 Sitzungen, von denen Protokolle vorhanden sind, nur zwei als solche des Gesamtausschusses bezeichnet sind, während der geschäftsführende Ausschuss 17mal tagte, überwiegend im Hotel Schirmer, der Finanzausschuss einmal bei Carl Ludwig Pfeiffer. Etliche der genannten Personen waren außerdem in einem oder mehreren der vielen Ausschüsse zur 1000-Jahrfeier vertreten. Dennoch war er für die Verankerung der Kunstausstellung in der Bürgerschaft wichtig, zumal viele Personen auch in anderen kulturell bedeutenden Vereinen Mitglieder waren und damit zu einem hohen Maße an Vernetzung beitrugen. Als Beispiele sollen Georg Rosenzweig, Carl Ruetz und Friedrich Thorbecke dienen: - Georg Rosenzweig war Mitglied im 1903 gegründeten Museumsverein für Hessen-Cassel, Aktionär beim Kunstverein, seit 1894 Mitglied im Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde, im Verschönerungsverein, im Handels- und Gewerbe-Verein sowie im Vorstand des Kaufmännischen Vereins, Mitglied in der 1912 gegründeten Kurhessischen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft; - Carl Ruetz war Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins; er hatte den Aufruf zur 45 Der Ausdruck gewählt ist zu verstehen wie ausgewählt, nominiert, ohne dass es Wahl-Gremien gegeben hätte. 46 Protokoll vom 2. Mai 1912.

17 16 Gründung des Museumsvereins 1903 unterzeichnet und war seit 1905 dort Kassenprüfer; im Verschönerungsverein war er Schriftführer, im Kunstverein war er Aktionär; er war Mitglied im Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde sowie in der 1912 gegründeten Kurhessischen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft; - Friedrich Thorbecke war im Vorstand des Kaufmännischen Vereins, Mitglied im Museumsverein, im Verschönerungsverein, im Handels- und Gewerbeverein, in der Kurhessischen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft sowie Aktionär im Kunstverein Der geschäftsführende Ausschuss Auf Vorschlag des Herrn Professor Sauckel werden in den geschäftsführenden Ausschuß die Herren Gronau, Olde, Knackfuss, Eubell, Scheffer, Pfeiffer, Meyer-Cassel, Director Boehlau, Ehrenberg gewählt 48. Diese neun Personen waren die tatsächlich Aktiven, die die Vorbereitung und Organisation der Kunstausstellung vorantrieben, dabei der seit 1908 amtierende Geschäftsführer des Kunstvereins, Hans Meyer-Cassel. Justizrat Scheffer schied laut Protokoll vom 19. Juni wegen Arbeitsüberlastung aus dem Ausschuss aus und wurde durch den Justizrat und Rechtsanwalt Dr. Ernst Arnthal ersetzt. Im Katalog der DKA 1913 werden allerdings noch genannt: Ruetz, Stadtrat; Scheel, Stadtverordneter; Scholz, Oberbürgermeister 49. Dies geschah sicherlich, um die Rolle der Stadt Cassel hervorzuheben. Außerdem war Oberbürgermeister Müller im Juli 1912 ausgeschieden, und Scholz folgte ihm nach. Womit befasste sich der geschäftsführende Ausschuss? Im Protokoll vom 14. Mai werden Wünsche Casseler Künstler, an der Ausstellung in besonderer Weise beteiligt zu werden, diskutiert, eine Eingabe zur finanziellen Unterstützung durch den Magistrat beschlossen sowie der Etat für die Ausstellung und die Zeichnung eines Garantiefonds zum Ankauf von Kunstwerken beraten, die Frage nach der Anzahl der in der Orangerie unterzubringenden Bilder und Plastiken erörtert und das Angebot, eine Lotterie durchzuführen, überlegt. Zunächst war geplant, die Ausstellung von dem 1903 gegründeten Deutschen Künstlerbund, zu dessen Vorstand Hans Olde gehörte, durchführen zu lassen. Georg Gronau bat Olde in einem Brief vom 22. Mai 1912 dringend, allen Ihren Einfluss bei Gr.[af Leopold von] Kalckreuth [Präsident des Deutschen Künstlerbunds] einzusetzen, damit sich der Künstlerbund für uns entscheidet. Eine Niederlage wäre jetzt, nachdem wir das hiesige Publikum, Presse, Stadt 47 Zur Vernetzung von Vereinen für Kunst und Wissenschaft vgl. Joachim SCHRÖDER, wie Anm. 4, S ; die selbstbewusste wirtschaftliche und politische Führungselite der wilhelminischen Gesellschaft, aristokratisch bis großbürgerlich und politisch konservativ bis liberal geprägt, fand in den genannten Vereinen zusammen. 48 Protokoll vom Katalog DKA 1913, Innentitel.

18 17 u.s.w. in Bewegung gesetzt haben, für uns sehr peinlich und unserer gemeinsamen Sache überaus schädlich. 50 Ein Vertragsentwurf war schon ausgearbeitet worden 51, aber schon auf der nächsten Sitzung am 19. Juni wurde eine Ausstellung durch den Deutschen Künstlerbund ohne weitere Angabe von Gründen verworfen. 52 Tanja Moormann-Schulz 53 beschreibt in ihrer Untersuchung über die Ausstellungspraxis des Deutschen Künstlerbundes die Situation: Der erst 34-jährige Leiter der 1907 eröffneten Mannheimer Kunsthalle, Fritz Wichert, hatte schon Anfang 1912 dafür geworben, die jährliche Ausstellung des Deutschen Künstlerbunds nach Mannheim zu bekommen. In einem Brief vom 6. Juli 1912 ließ der Vorsitzende des Künstlerbunds, Graf von Kalckreuth, Fritz Wichert wissen, dass er Cassel abgeschrieben habe. Warum Mannheim den Vorzug erhielt, obwohl in Cassel die Mannheimer Ankaufsgarantie von Mark deutlich überboten wurde, ließ sich bisher nicht ermitteln. Als Grund dafür vermutete die Neue Badische Landeszeitung, dass die Ausstellungsräume hier besonders günstig zu sein scheinen. 54 Man entscheidet sich nun in Cassel dafür, dass eine Kommission herumreisen und eine gute Ausstellung mit Hilfe bedeutender Kunstkenner zusammenstellen sollte. Gronau schreibt in dem zitierten Brief, dass er am 28. Mai nach Dresden reisen werde. Schon am 28. Juni wird mitgeteilt, dass der beim Magistrat beantragte Zuschuss von Mark bewilligt worden sei. Deswegen werden weitere Ausschüsse gewählt: Der Finanzausschuss mit Otto Ehrenberg als Vorsitzendem und Stadtrat Heinrich Brunner, Dresdner Bank, als Stellvertreter; der Presseausschuss mit Dr. Georg Gronau als Vorsitzendem und Georg Rosenzweig als Stellvertreter; schließlich als wichtiger Ausschuss der Auswahl-Ausschuss: Professor Hans Olde als 1. Vorsitzender, Dr. Georg Gronau als 2. Vorsitzender, Dr. Johannes Boehlau, Professor Hermann Knackfuss, Professor Carl Hans Bernewitz, Fräulein Köppel und Hans Meyer-Cassel GRONAU an Hans Olde, Landesmuseen Schleswig-Holstein, Brief-Konvolut _Olde_Gonau_(von)_ Protokoll vom : Der von Herrn Dr. Gronau + Herrn Hofrat Brodriaen entworfene Vertrag mit dem Deutschen Künstlerbund wird genehmigt, nachdem einige redaktionelle Änderungen vorgenommen worden sind. Der Vertragsentwurf wird zu den Akten genommen. 52 Der Deutsche Künstlerbund, der seine jährlichen eigenen Ausstellungen wechselnd in anderen Städten Deutschlands durchführte und sich von den bisherigen Massenausstellungen der Kunstgenossenschaft abheben wollte, veranstaltete im Jahr 1913 vom 4. Mai bis 30. September seine Ausstellung in der Kunsthalle in Mannheim. Deswegen konnte Cassel nicht zum Zuge kommen. Zur Ausstellungstätigkeit der Kunstgenossenschaft vor dem 1. Weltkrieg vgl. Martina WEHLTE-HOESCHELE, Der Deutsche Künstlerbund im Spektrum von Kunst und Kulturpolitik des Wilhelminischen Kaiserreichs, Diss. Heidelberg 1993, S , zu der des Künstlerbundes S und Tanja MOORMANN-SCHULZ, Der deutsche Künstlerbund im Spiegel seiner Ausstellungspraxis , Dissertation Hamburg 2015, Frankfurt a. M. 2017, S Ebd., S. 246; den Hinweis verdanke ich Henrike Hans. 55 Zu Hans Meyer-Cassel siehe Anhang 1; der dem Gesammtausschuss nicht angehörende Carl Hans Bernewitz (1858 Blieden, Kurland 1934 Kassel), deutsch-baltischer Bildhauer und Kunstgewerbler, war seit 1903 Dozent an der Casseler Akademie; 1908 erhielt er den Professoren-Titel. Er war vermutlich für die Auswahl der Plastik verantwortlich, und er stellte selbst auf der DKA 1913 eine Porträt-Büste (Kat Nr. 491) und eine Reiterstatuette (Kat Nr. 520) aus. Seine Bronze-Statue Der Bücherwurm ziert heute noch das Treppenhaus der Murhardschen

19 18 Neu in dem Kreis ist Frieda Köppel, die von an der Casseler Akademie und bei Theodor Hummel in München studiert hatte; sie repräsentierte wohl die Vereinigung der Künstlerinnen Hessen-Nassaus 56 ; auf der Sitzung am wird sie neben Ferdinand Koch auch für die Jury der Ausstellung nominiert. Im Katalog der Ausstellung wird allerdings nicht sie genannt, sondern Margarete von Hüllessem[-Meerscheidt] 57. Letztere, geb. 1863, war seit 1887 in Cassel ansässig und ebenfalls in der Vereinigung der Künstlerinnen Hessen-Nassaus. Außerdem wird der Maler Ferdinand Koch ( ) im Katalog als Mitglied der Jury benannt. Er studierte an der Casseler Akademie, danach auch an der Münchner Akademie, war überwiegend Landschaftsmaler mit Motiven aus Cassel und Umgebung sowie aus der Rhön, wo er sich häufig in der Malerkolonie Kleinsassen aufhielt. 58 Er war Vorsitzender des Kurhessischen Künstlerbunds, der im November 1905 gegründet worden war. 59 In der Sitzung vom 6. November 1912 tritt zusätzlich ein bisher nicht erwähnter Einrichtungsausschuß auf, der vom Architekten Julius Eubell geleitet wurde; er war für die Einrichtung der Kabinette in der Orangerie, die Verhandlungen mit den Mietern der Orangerie, die Zugangsstraßen und die Versicherungen zuständig. Das Orangerieschloss wurde damals vom Preußischen Landwirtschaftsministerium verwaltet, das Räume im Hauptgebäude und in den Pavillons vermietete; so hatte z. B. ein Maler sein Atelier in der Orangerie. Der Einrichtungsausschuss bildete sogar eine Subkommission, bestehend aus Pfeiffer, Scheel, Ruetz, Ehrenberg, die sich um die die übrige Einrichtung, ein Telefon, Personalengagement, Bewachung, Reinigung, Feuerwehr, Restaurationsbetrieb, Kasse und Katalog kümmern sollte. 60 Nicht zu erwarten war, dass sich der geschäftsführende Ausschuss mehrmals 61 mit der Veranstaltung eines Freilufttheaters befasste; allerdings wird am 6. November von einem Theaterausschuß berichtet, der mit potentiellen Autoren korrespondierte. Er hatte aber mit dem in der Festschrift von 1913 erwähnten Festspiel-Ausschuß 62 wohl nichts zu tun. Das im geschäftsführenden Ausschuss mehrfach angesprochene Theaterstück wird auf der Sitzung am verworfen, es wird definitiv beschlossen, von einem Freilufttheater abzusehen. Allerdings wurde aufgrund des Beschlusses eines Preisgerichts dann doch das dramatische Bibliothek in Kassel. Frieda Köppel (1876 Rudolstadt 1951 Zwergen bei Liebenau), Malerin, studierte an der Casseler Akademie und später bei Theodor Hummel in München. Sie gehörte der Vereinigung der Künstlerinnen Hessen-Nassaus an und stellte selbst auf der DKA 1913 vier Zeichnungen (Kat Nrr. 290, 306, 321, 732) und zwei Gemälde (Kat Nrr. 488 und 513) aus. 56 Paul SCHMALING, Künstler-Lexikon Hessen-Kassel , mit den Malerkolonien Willingshausen und Kleinsassen, Kassel 2001, S Katalog DKA 1913, Innentitel. 58 Vgl. SCHMALING, wie Anm. 56, S Vgl. SCHMALING, wie Anm. 56, S Protokolle vom und Protokoll vom , , , , , , , , Gesamtausschuss am SPANGENBERG, Festschrift zur 1000-Jahrfeier, wie Anm. 18, S. 14

20 19 Festspiel 1385 aufgeführt, zu dem Walter Schliephacke und Hans Sautter die Dekoration lieferten. 63 Der Propaganda-Ausschuß initiierte einen Wettbewerb zu Plakat-Entwürfen für die Ausstellung 64 ; er verhandelte mit der Stadt Cassel über die Verteilung und veranlasste Kostenvoranschläge bei den Druckereien Gotthelft und Grünbaum. 65 Gegen die Entscheidung für das Plakat von Frl. Schulz, das als die künstlerisch am höchsten stehende Arbeit bezeichnet und mit dem ersten Preis bedacht, was nach den Bedingungen des Preisausschreibens die Ausführung dieses Entwurfes zur Folge haben müsste 66, gab es wohl Einspruch, den der Ausschuss allerdings ablehnte. Es werden Beschuldigungen des Malers Eduard Schick 67 erwähnt, die allerdings nicht überprüft wurden; man blieb bei der getroffenen Entscheidung. Der Druck des Plakats wurde an die Druckerei Grünbaum vergeben. 68 Der geschäftsführende Ausschuss bestellte mit Erich Schall einen Geschäftsführer der Ausstellung: Es soll ihm als Vergütung M 500 des Monats und 5 % von den Verkäufen, die nach der Eröffnung durch Garantiezeichnungen gesichert sind, angeboten werden. 69 Der Finanzausschuß legte fest: Die Eintritte aus der von 9-6 Uhr geöffneten Ausstellung [sind] wie folgt festzusetzen: M 1 Eintrittspreis & Person, mit Ausnahme des Montags Nachmittag 2-6 Uhr, wo der Preis auf 50 Pf. ermäßigt wird. Schüler & Kinder bis 16 Jahren 50 Pf.. Mitglieder des Kunstvereins sollten für 1,50 Mark eine Dauerkarte bekommen, ihre Angehörigen für 3.- Mark. An Arbeiter-Vereine, die mindestens 25 Mitglieder haben, an industrielle Unternehmungen für ihre Arbeiter, überhaupt an Arbeitervereinigungen & [Gewerk]- schaften und dgl. 25 Pf. (die Karten sind von den Vereinigungen mit ihrem Stempel zu versehen). Auch Mitglieder großer auswärtiger Vereine konnten die Ausstellung für den ermäßigten Preis von 25 Pfennig besuchen, ebenso die Schüler der Kunstakademie u. a. Ein- 63 Vgl. Hessenland 27, 1913, S. 192: Aufgrund eines Preisausschreibens der Stadt Kassel wurden drei Stücke eingereicht, die allerdings nicht zur Aufführung kamen. Dies scheint parallel zu dem im Protokoll erwähnten Theaterausschuss geschehen zu sein, der eigentlich von einem Preisausschreiben abgesehen hatte, so im Protokoll vom Es wurde dann das Festspiel 1385 aufgeführt; vgl. den Bericht im Casseler Tageblatt vom 18. Juni 1913, nach dem das vom Dresdner Kunstmaler Benno von Francken verfasste Stück 1385, in dem es um einen Konflikt zwischen dem damaligen Landgrafen Hermann und der Casseler Bevölkerung ging, den Zuschlag bekam, während das von dem Casseler Lehrer und Schriftsteller Heinrich Bertelmann verfasste Stück Weißer Hof nicht zur Aufführung kam. 64 Protokoll vom Protokoll vom Protokoll vom Eduard Schick war Lehrer an der Kunstgewerbeschule und Mitglied des Gesammtausschusses. 68 Protokoll vom : Das Plakat wird dominiert von einem sehr wilhelminisch wirkenden goldenen Adler und drei monochromen Tafeln; darunter steht, ebenfalls in Goldschrift: DEUTSCHE KUNSTAUSSTELLUNG ZUR TAUSENDJAHR FEIER DER RESIDENZSTADT CASSEL 15. JUNI SEPT IM ORANGERIE SCHLOSS TAEGLICH VON 9 BIS 6 UHR. Außerdem gab es Briefmarken ohne Wert mit dem Adler und dem Kurztitel JUBILÄUMS KUNSTAUSSTELLUNG CASSEL Der Katalog- Titel enstpricht diesem Briefmarken-Titel. 69 Protokoll vom 13. Dezember 1912; Schall führte später die Verkaufslisten; vgl. dazu das Kapitel 6 in diesem Buch.

21 20 richtungen. 70 Im Katalog der Ausstellung wurde die persönliche Dauerkarte später mit 4.- Mark verzeichnet, und sonntags ab 1 Uhr kostete der Eintritt nur 50 Pfennig. Schließlich wurden Kosten zur Herrichtung des Ostens der Orangerie in Höhe von Mark bewilligt. 71 Offenbar wurde erwogen, die Öffnung der Ausstellung bis Ende September zu verlängern; deswegen wurde der Magistrat um einen weiteren Zuschuss von Mark ersucht; zu dieser Verlängerung kam es allerdings nicht. 2.3 Der Auswahlausschuß Dem Auswahlausschuß gehörten Professor Hans Olde als 1. Vorsitzender, Dr. Georg Gronau als 2. Vorsitzender, Dr. Johannes Boehlau, Professor Hermann Knackfuss, Professor Carl Hans Bernewitz, Fräulein [Frieda] Köppel, Hans Meyer-Cassel an. Da ein Kontrakt mit dem Künstlerbund nicht zustande gekommen war, soll eine Commission herumreisen & eine gute Ausstellung 72 mit Hilfe bedeutender Kunstkenner zusammenstellen. Diese Reisen müssen in der zweiten Jahreshälfte 1912 erfolgt sein, denn im Protokoll vom 6. November 1912 heißt es: Die Resultate der Reisen von Gronau, Olde & Meyer sind erfreulich. Nur Berlin & Karlsruhe wird [sic] nochmals zu besuchen sein. 73 Am 31. März geht es u.a. um die Ausgestaltung des Orangerieschlosses. Der Vorsitzende legt [ ] den Antrag Wagner-Tettau betr. Ausschmückung der Halle des Orangerieschlosses zur Entscheidung vor. Es wird beschlossen, den Antrag der beiden Herren mit Dank anzunehmen. 74 Aus den Protokollen geht nicht hervor, wie im Einzelnen die Auswahl der Künstler und auszustellenden Kunstwerke erfolgt ist. Da auch die sonstigen Quellen hierzu keine Auskünfte geben, versuche ich, auf Umwegen den Auswahlkriterien und -Entscheidungen näher zu kommen. 3. Charakter der Deutschen Kunstausstellung 3.1 Allgemeines Am 4. März 1913 berichtet Dr. Georg Gronau dem Gesammtausschuß über Charakter und Zusammenstellung der geplanten Ausstellung. Da im Protokoll seine Ausführungen nicht referiert werden, greife ich auf seinen Bericht in der Kunstchronik zurück, der mit G.G. als Autor gekennzeichnet ist und sicherlich von ihm stammt. 75 Die Ausstellung solle einen guten Überblick [ ] von dem deutschen Kunstschaffen gewähren und vorzüglich solche Werke [ ] vereinigen, die für den einzelnen Künstler be- 70 Protokoll vom Protokoll vom Protokoll vom Protokoll vom Protokoll vom ; zu der Ausschmückung siehe das Kapitel 4 in diesem Buch. 75 Georg GRONAU, wie Anm. 17, S. 592.

22 21 sonders charakteristisch wären, einerlei, ob vom letzten Jahre oder ob von anderen Ausstellungen schon bekannt. Den Ton der Ausstellung solle die Kunstrichtung bestimmen, die man heute als festes Gut unserer künstlerischen Kultur bezeichnen darf. Man habe nicht den Ehrgeiz gehabt, nur das Neueste bieten zu wollen. Von der neuesten Phase der Entwicklung, von jenen Bestrebungen, deren Endziele niemand vorauszusehen und deren Bedeutung kaum jemand richtig abzuschätzen vermag, habe man billig absehen dürfen. Man wolle aber in Kassel, in dem eine wesentlich auf alten Prinzipien beharrende Geschmacksrichtung vorherrsche, einen Begriff von der Kunst der Gegenwart geben; man durfte also nur mit dem Besten und Ausgereiftesten kommen. Deswegen wurden Möglichkeiten, die über den fast schon als klassisch und altmeisterlich anzusprechenden Impressionismus hinausgingen, nur an einigen Beispielen gezeigt. 76 Ernst Zimmermann bestätigt dies in seinem Bericht in der Zeitschrift Kunst für alle : Die extremsten modernen Richtungen wurden von vornherein ausgeschlossen. 77 Richard Spangenberg hielt die Ausstellung dennoch für modern im besten Sinne des Wortes, da sie den gewaltigen Aufschwung, den die deutsche Kunst in den letzten Jahrzehnten genommen habe spiegele. 78 Es sei gelungen, fast von allen unseren ersten deutschen Meistern einige und zwar charakteristische Arbeiten zu erhalten. 79 Bei seiner Rede zur Eröffnung der DKA am 14. Juni 1913 fühlte sich Gronau bemüßigt, die Beschränkung auf lebende deutsche Künstler zu begründen: Sie sei dem Werk dieser Ausstellung förderlich gewesen. Ohne den Vorwurf des Chauvinismus zu scheuen, wage ich zu behaupten, dass sie gerade in dieser Begrenzung neben einer jeden Kunstausstellung welcher Nation immer mit vollen Ehren bestehen kann. 80 Ernst Zöllner lobte die Kunstausstellung, wie sie in diesem Umfang und dieser Bedeutung noch nie in der durch ihre Gemäldegalerie und ihre Wilhelmshöher Kunstschöpfungen weit bekannten alten Residenzstadt gesehen wurde. 81 Manfred Marx, einer der Chronisten des Kasseler Kunstvereins, charakterisierte die Ausstellung so: Sie sei eine Mammutschau gewesen, ein glänzender Erfolg, im Wesentlichen auf Anregung und unter Führung des Kunstvereins unternommen; sie bewirkte einen Wandel des Urteils über Kassel als Kunststadt in auswärtigen Kunstkreisen, da sie einen beeindruckenden und repräsentativen Überblick über das zeitgenössische Kunstschaffen in Deutschland gegeben habe. Obwohl Werke der Brücke und des Blauen Reiters fehlten, habe die Ausstellung trotzdem für damalige Verhältnisse eine durchaus fortschrittliche Gesinnung gezeigt: 76 Ebd. 77 Ernst ZIMMERMANN, Die Deutsche Kunstausstellung in Kassel 1913, in: Die Kunst für alle, 28. Jg , München 1913, S SPANGENBERG, wie Anm. 18, S ZIMMERMANN, wie Anm. 77, S Casseler Tageblatt und Anzeiger, 16. Juni 1918, Ausstellung in Cassel Ernst ZÖLLNER, wie Anm. 19, S. 180.

23 22 Impressionismus, Neo-Impressionismus, Symbolismus, Jugendstil, Naturalismus seien vertreten gewesen. 82 Darüber hinaus waren erste expressionistische Experimente zu sehen. In diesen Äußerungen sind Stichworte enthalten, die die DKA 1913 gut beschreiben: Einen Überblick über das wenn auch nur deutsche Kunstschaffen gewähren, einen Begriff von der Kunst der Gegenwart geben, modern im besten Sinne des Wortes sein, eine für damalige Verhältnisse fortschrittliche Gesinnung aufweisen. Damit ist auch ein pädagogischer Anspruch verbunden, die den Casseler Aufbruch zur Kunstmetropole stützt. Ob auf der DKA 1913 von allen unseren ersten deutschen Meistern einige und zwar charakteristische Arbeiten 83 zu sehen waren, wäre zu prüfen. 3.2 Künstler nach Herkunftsorten und Geschlecht Zunächst eine Übersicht über die Herkunftsorte, die im Katalog bei den Namen der Künstler genannt werden: Lfd. Nr. Ort M W Summe 1 Bad Grötzingen Bad Nenndorf Bad Tölz Berlin Berlin-Hermsdorf Berlin-Charlottenburg Bremen Cassel Dachau bei München Darmstadt Dresden Düsseldorf und Dü. Haus Meer Eddelsen bei Hittfeld bei Hamburg Erfurt Feldafing bei München Fischerhude bei Bremen Flensburg Florenz Frankfurt a. M Goßfelden bei Marburg Hamburg Höchst Honnef am Rhein Karlsruhe Königsberg in Preußen Laudenbach bei Marburg Leipzig Lübeck Marburg an der Lahn Meißen Vgl. MARX/GEORGSDORF, wie Anm. 5, S Wie Anm. 73.

24 23 31 München Ohne Ort Paris Partenkirchen Pinswang bei Prien Riedering in Oberbayern Rom Starnberg Störort in Holstein Stuttgart Tennenlohe Weimar Wien Wiesbaden Willingshausen Wollin auf Wollin Worpswede Wyk auf Föhr Summe 272 = 90,4 % 29 = 9,6 % 301 = 100% ( Zahl ohne Hosaeus/ Berlin, der im Katalog keine Nr. besetzt.) Hier wird jeweils der Tätigkeitsort der Künstler im Jahr 1912 oder 1913 genannt, auch wenn die Künstler nur kurze Zeit dort tätig waren, wie z. B. Albin Egger-Lienz von an der Kunstschule in Weimar. Der Maler stammte aus Österreich, hatte an der Münchner Akademie studiert, ging 1899 nach Wien, war dort 1900 Gründungs-Mitglied des Hagenbundes 84 und 1909 in der Wiener Sezession. Ihm wurde der Professoren-Titel an der Wiener Akademie verweigert, sodass er 1911 nach Hall in Tirol, dann nach Weimar ging. Über die Angaben Rom, Florenz, Paris ist man zunächst verwundert, da ja das Ausland ausgeschlossen war. Bei Otto Greiner ist Rom genannt, weil er dort das Atelierhaus seines Freundes Max Klinger nutzte; er hatte an der Münchner Akademie studiert. Bei Georg Greve-Lindau steht Florenz, weil er 1912 den vom Deutschen Künstlerbund seit 1906 gestifteten Villa-Romana-Preis bekommen hatte und sich somit in Florenz aufhielt; sonst arbeitete er in Stuttgart, Weimar und Leipzig. Bei Eugen Spiro ist Paris angegeben: Er studierte an der Breslauer und später Münchner Akademie, war Meisterschüler bei Franz von Stuck; nach einem Stipendium in Italien war er wieder in München und Berlin tätig; von 1906 bis 1914 war er Lehrer an der Pariser Académie Moderne, im 1. Weltkrieg Zeichner in der kartographischen Abteilung beim Generalstab des deutschen Heeres. 48 Orte werden genannt, an denen die Künstler 1913 tätig sind. Die größten Gruppen von Künstlern kamen aus den Städten mit einer Kunstakademie: Cassel, Berlin, München, Düsseldorf, Karlsruhe, Stuttgart; kleinere Gruppen kamen aus Darmstadt, Frankfurt und Weimar. Leipzig war nur mit drei Künstlern vertreten. 84 Vgl. Agnes HUSSLEIN-ARCO, Matthias BOECKL und Harald KREJCI, Hagenbund, ein europäisches Netzwerk der Moderne, Wien 2014, S. 430.

25 24 Es ist nicht überraschend, dass die meisten der Künstlerinnen und Künstler aus Cassel kamen: 58, davon 40 Männer und 18 Frauen. Der Frauenanteil in Cassel ist der größte aller Herkunftsorte, sicherlich der regionalen Nähe zu verdanken, aber auch der Tatsache, dass an der Casseler Akademie Frauen von Anfang an zugelassen waren und es eine aktive Vereinigung der Künstlerinnen Hessen-Nassaus gab. 85 Rechnet man Leni Zimmermann-Heitmüller und ihren Mann August Heitmüller aus Bad Nenndorf, das bis 1932 zur Provinz Hessen-Nassau gehörte, und die sieben Künstler und Künstlerinnen aus Marburg a. d. L. 86, Goßfelden und Willingshausen in der Schwalm sowie Laudenbach am Meißner zu den Kurhessen dazu, so kamen 67 Künstler aus der Region, davon 47 Männer und 20 Frauen; insgesamt stellte Hessen-Cassel einen Anteil von 22,3 % Personen. Die Gruppe der Berliner Künstler, wozu ich die aus damals noch nicht eingemeindeten Orten Charlottenburg und Hermsdorf rechne, war die zweitgrößte: 56 Künstler, davon 53 Männer und drei Frauen; der Anteil betrug insgesamt 18,6 %. 87 Aus München und Umgebung Bad Tölz, Dachau, Feldafing, Partenkirchen, Pinswang, Riedering, Starnberg, Tennenlohe kam die drittgrößte Gruppe mit 43 Künstlern, davon 42 Männer und eine Frau; der Anteil betrug insgesamt 14,3 %. Aus Düsseldorf und Umgebung kamen 24 Künstler, davon 23 Männer und eine Frau; der Anteil betrug insgesamt 8%. 85 Es gab in Berlin z. B. die Malschule von Dora Hitz ab 1894, Dresden, Karlsruhe und München Malschulen für Frauen, und in Stuttgart durften ab 1906 Frauen an der Akademie studieren; vgl. Nils BÜTTNER und Angela ZIEGER (Hg.), Rücksichten. 250 Jahre Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Ein Lesebuch, Stuttgart 2011, S. 87. In München wurden seit der Gründung der Akademie 1808 einige wenige Frauen aufgenommen, aber zwischen 1852 und 1920/21 besuchte keine Frau die Akademie; es gab seit 1884 allerdings eine Damenakademie des Künstlerinnen-Vereins; vgl. Meike HOPP, Mehr rezeptiv als produktiv? Frauen an der Akademie der Bildenden Künste München von In: Nikolaus GERHART, Walter GRASSKAMP, Florian MATZNER (Hg.), kein bestimmter Lehrplan, kein gleichförmiger Mechanismus. 200 Jahre Akademie der Bildenden Künste München, München 2008, S Die Behauptung von Meike Hopp, dass 1813 erstmals eine Frau in Deutschland an eine Kunsthochschule aufgenommen wurde, trifft allerdings nicht zu: Elisabeth Lampe, geb. Ziesenis, wurde im Frühjahr 1780 Mitglied der Kasseler Kunstakademie; vgl. Martina SITT, Geeignet, junge Künstler zu belehren. Die Anfänge der Kasseler Kunstakademie ( ), Hamburg 2017, S Die Ausstellungs-Kuratoren dachten in solchen Zusammenhängen: Im Saal 9 Hessen-Cassel waren neben den Casseler Künstlern auch Werke von Bad Nenndorfer und Marburger Künstlern zu sehen, im Saal 13 Hessen-Cassel auch solche aus Goßfelden, Laudenbach und Willingshausen; in den Sälen 11 und 12 München hingen neben den Werken Münchner Künstler solche aus Dachau, Partenkirchen, Pinswang, Prien oder Starnberg. 87 Ein Frauenkunstverband als Dachverband für regionale Künstlerinnen-Vereinigungen wurde erst 1913 in Berlin gegründet; erste Vorsitzende war Käthe Kollwitz; im Vorstand waren von den auf der DKA 1913 ausstellenden Künstlerinnen außerdem Martha Dehrmann, Dora Hitz, Frieda Menshausen-Labriola; vgl. Martha DEHRMANN, Vom Fauenkunstverband, in: Deutsche Kunst und Dekoration 17. Jg , S

26 25 Aus Dresden kamen 23 Künstler = 7,6%, aus Karlsruhe 19 Künstler = 6,3 %, aus Stuttgart und Umgebung (Bad Grötzingen) 15 Künstler = 5%, davon eine Frau. 3.3 Künstler nach ihrem Alter Vier Künstler waren im Jahr 1913 älter als 70 Jahre, dabei war Hans Thoma, geb. 1839, mit 74 Jahren der älteste. 13 Künstler waren zwischen 60 und 69 Jahren (4,3%), 57 Künstler zwischen 50 und 59 Jahren (18,9%), 102 Künstler zwischen 40 und 49 Jahren (33,9%), 89 Künstler zwischen 30 und 39 Jahren (29,6%), und 30 Künstler jünger als 30 Jahre (10,0%); der jüngste war Kurt Heinecke, geb. 1891, mit 22 Jahren. Bei sechs Personen fehlen die Angaben (2%). Die älteren Generationen, also Künstler über 40 Jahre, waren mit fast 60% vertreten. Diese Altersverteilung ist nicht überraschend, wenn es um einen Überblick über das Kunstschaffen der Gegenwart ging. 3.4 Auswahl der Künstler und Kunstwerke Wie ist nun aber die direkte Auswahl bei 845 Werken, die der Katalog umfasst, und bei 48 Orten, dabei Wyk auf Föhr und Flensburg im Norden, die Insel Wollin in der Ostsee, München und Umgebung im Süden, dazu Florenz, Rom, Paris und Wien, wo sich einzelne Künstler gerade aufhielten, praktisch geschehen? Wer waren wohl die Vertrauensleute, die Gronau erwähnt? An dieser Stelle hätte man gerne schriftliche Unterlagen eingesehen, die leider fehlen, wie oben schon angemerkt wurde. Insgesamt wurden 845 Kunstwerke ausgestellt: Gemälde (Aquarell, Gouache, Ölgemälde, Pastell, Tempera: 420 = ca. 50 % Graphik (Aquatinta, Holzschnitt, Linolschnitt, Lithographie, Radierung, Schabkunst, Zeichnung): 341 = ca. 40 % Plastik (Bronze, Gips, Holz, Majolika, Marmor, Porzellan): 84 = ca. 10% Nach welchen Gesichtspunkten erfolgte die Auswahl der Künstler und ihrer Werke? Welche Qualitätskriterien Auszeichnungen der Künstler auf Ausstellungen, Stipendien und Preise mögen eine Rolle gespielt haben? Außerdem sollte ja ein Überblick über die maßgeblichen Werke des Kunstschaffens in Deutschland erfolgen. Außer den oben genannten Künstlern, die im Kunst-Verein zu Kassel schon vor 1913 ausgestellt hatten, liegt ein Fingerzeig in dem - fehlgeschlagenen - Versuch vor, den Deutschen Künstlerbund für die Organisation der Ausstellung zu gewinnen. 88 Außerdem müssen örtli- 88 Vgl. oben, Kap 2.2

27 26 che Künstlergruppen, Netzwerke der Akademien, Freundschaftskreise, Künstler-Kolonien bzw. Künstlerorte, Teilnahme an anderen großen Ausstellungen, Auszeichnungen, Preis-Gewinner u. a. genauer betrachtet werden. Die Ausstellung berücksichtigte nur lebende Künstler aus Deutschland. Ausgeschlossen blieben neben den extremen auch solche Gruppen, die mit eigener Jury in corpore ausstellten. Sie bedeuteten, wie s die Erfahrung genugsam hat zeigen können [ ], die Belastung und den Krebsschaden unserer großen Kunstausstellungen. Die letzte Dresdner Ausstellung z. B. war in dieser Hinsicht äußerst lehrreich. 89 Der oben erwähnte Auswahlausschuß wurde in der zweiten Jahreshälfte 1912 aktiv. Gronau schreibt: [Es] wurde nach Kräften in den Ateliers das Material selbst zusammengesucht, und soweit es irgend anging, nichts genommen, was nicht von einem der Herren des Komitees oder einem Vertrauensmann besichtigt worden war. 90 Spangenberg ergänzt, dass es sich um Ateliers in den bedeutendsten Kunststädten des Reiches gehandelt habe, in einigen Fällen auch um Privatbesitz oder Besitz von Galerien Der Kunstverein zu Cassel Kontakte zu vielen Künstlern bestanden aufgrund der Präsenz ihrer Werke auf Ausstellungen des Kunst-Verein zu Cassel. In der Darstellung zum 100. Jubiläum des Kunstvereins im Jahr 1935 erwähnt Helmut Kramm einige von den auch 1913 ausstellenden Künstlern 92 : Hans Thoma (1867 und 1869, dann 1909); Eugen Bracht (1893, 1898/99 und 1901); Wilhelm Steinhausen (1869, 1905 und 1912); Adolf von Hildebrand mit seiner Bismarck-Büste (1909); Ludwig Dill (1887); Wilhelm Trübner (nach 1908); Curt Herrmann, Leopold von Kalckreuth, Lovis Corinth, Friedrich Kallmorgen, Franz von Stuck (nur Plastiken) gelegentlich mit einzelnen Werken; Max Klinger mit einer Sonderausstellung 1892/93; Hans von Volkmann (1889 und öfter); Arthur Kampf (1895); Otto Modersohn, Ludwig Dettmann, Hermann Hahn, Käthe Kollwitz, Max Slevogt (nach 1908); August Gaul, Fritz Boehle, Arnold Rechberg. Neben den regionalen Künstlervereinigungen waren ab 1910 im Kunst-Verein auswärtige Künstler in mehreren Ausstellungen zu Gast, von denen ich nur die namentlich nenne, die auch 1913 auf der DKA ausstellten: - Vom 8. August bis 15. September 1910 Ausstellung von Werken Münchner Künstler, dabei Alfred Marxer, Carl Thiemann, Walter Thor, dazu der Düsseldorfer Bildhauer Fritz Cauer, der damals und nach dem 1. Weltkrieg erneut in Kassel tätig war; 89 GRONAU, wie Anm. 16, S Ebd. 91 Vgl. SPANGENBERG, wie Anm. 16, S Helmut KRAMM, wie Anm. 6, S

28 27 - Vom 9. Mai bis 31. Mai 1911 Werke Karlsruher Künstler. Wander-Ausstellung des Verbandes deutscher Kunstvereine, dabei Walter Conz, Rudolf Hellwag, Gustav Kampmann, Wilhelm Trübner, Hans von Volkmann; - Vom 20. März bis 31. April 1912 Ausstellung von Werken Düsseldorfer Künstler, dabei Wilhelm Hambüchen, Ernst Hardt, Julius Paul Junghanns, Carl Jutz jr., Eugen Kampf, Hans Kohlschein, Willy Kukuk, Georg Macco, Hugo Mühlig, Max Stern; - Vom 9. Mai bis 30. Juni 1912 Ausstellung von Werken der Berliner Sezession, dabei Robert Breyer, Theo von Brockhusen, Lovis Corinth mit Gemälden und Radierungen, Rudolf Großmann, Ulrich Hübner, Konrad von Kardorff, Max Liebermann mit Gemälden und Radierungen, Heinrich Linde-Walther, George Mosson, Emil Pottner, Waldemar Rösler, Max Slevogt mit Gemälden und Radierungen; - Vom 7. bis 31. Oktober 1912 Ausstellung ehemaliger Weimaraner Künstler, dabei Hans Olde, Max Beckmann, Georg Greve-Lindau, Otto Höger, Fritz Lederer, Ernst Odefey, Wilhelm Heinrich Rohmeyer, Herbert Rolf Schlegel, Rudolf Siegmund, Johann Valett; Januar bis 15. Februar 1913 Ausstellung von Werken Chemnitzer Künstler, Simplizissimus Originalzeichnungen, Kollektionen von Prof. Freih. von Tettau, J. van Brackel, Ad. Metzger, H. Blunck, Ed. Schäfer, sämtlich zu Kassel, dabei Georg Gelbke und die im Titel Genannten; Februar bis 31. März 1913 Ausstellung von Kollektionen von Peter Paul Draewing, Cassel, Hermann Peters, Düsseldorf, Albert Reibmayr, Düsseldorf u.a.m., dabei also Peter Paul Draewing. 93 Somit waren 64 Auswärtige der auf der DKA 1913 ausstellenden 301 Künstler quasi gesetzt. Zu den hessischen Künstlern, die vor 1913 im Kunstverein ausstellten, zählte Kramm die folgenden: 94 Hans Olde, Adolf Lins (1900/01), Heinrich Otto, Carl Bantzer, Hermann Kätelhön, Wilhelm Thielmann, Otto Ubbelohde, Carl Bernewitz, Fritz Koch, Adolf Wagner, Frieda Menshausen, Hermann Dürrich, Hanna Kästner, Heinrich Giebel, Hermann Metz, Georg Burmester, Richard Jeschke, Frieda Köppel, Hans Meyer-Cassel, Hans Everding. Dazu kamen die im Anhang 2 genannten Künstler aus Cassel und Umgebung. Das Auswahlverfahren entsprach wohl den Gepflogenheiten anderer Ausstellungen. Zur Großen Kunstausstellung Düsseldorf 1913 schreibt Hermann Board: Da Düsseldorf gruppenweise ausstellt, erschien auch die Beteiligung der Auswärtigen nach Gruppen geboten. Man hat den Korporationen der größeren Kunststädte, wie München und Berlin eigene Säle zur freien Beschickung zur Verfügung gestellt, bei anderen, wie Dresden, Karlsruhe, Stuttgart, 93 Alle Kataloge im Stadtarchiv Kassel, B14, Nr Wie Anm. 87, S

29 28 Kassel, Straßburg, Weimar haben Vertrauensleute aus den Gruppen ihrer Städte die Abteilungen zusammengestellt. 95 Dieses Verfahren bestätigt auch Karl Lenz-Boeniger: Die Auswahl der Kunstwerke erfolge aufgrund persönlicher Einladung; künstlerische Vertrauensmänner in verschiedenen Kunststädten trügen für die Einladung tüchtiger Künstler Sorge [ ] sodaß also im Voraus eine Garantie für die Güte der Eingänge gegeben ist. 96 Eine freie Beschickung hat es in Cassel nicht gegeben, aber eine Vorauswahl durch einen Vertrauensmann fand sicherlich statt Der Deutsche Künstlerbund Der Deutsche Künstlerbund wurde 1903 auf Initiative des Kunstförderers Harry Graf Kessler unter maßgeblicher Mitwirkung von Walter Leistikow in Weimar von Max Klinger, Alfred Lichtwark, Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt u. a. gegründet. [ ] 97 Motivation war zunächst das gemeinsame Vorgehen gegen die Bevormundung durch den staatlichen Kunstbetrieb, und zwar mit dem Ziel, die Freiheit der Kunst zu sichern, verschiedenen Strömungen der Kunst ein Forum zu geben und junge Künstler zu fördern. 98 Er war gleichsam eine Sezession der seit 1856 bestehenden Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft. Fast alle Künstler, die in der deutschen Kunst in den ersten drei Jahrzehnten Rang und Namen hatten, waren im Deutschen Künstlerbund integriert und nutzten die Plattform fernab staatlicher Einmischung zur Entfaltung ihrer künstlerischen Ideen. Der Aufschwung und der Durchbruch der Moderne in Deutschland ist eng an die Geschichte des Deutschen Künstlerbundes geknüpft. 99 Dem auf der konstituierenden Sitzung in Weimar am 15. Dezember 1903 gewählten ersten Vorstand gehörten an: Leopold von Kalckreuth, Carlos Grethe, Franz von Stuck, Carl Marr, Max Slevogt, Max Liebermann, Walter Leistikow, Lovis Corinth, Wilhelm Trübner, Hans Olde, Ludwig von Hofmann, Henry van de Velde, Max Klinger, Fritz Mackensen, Gregor von Bochmann, Claus Meyer, Eugen Kampf, Alfred Lichtwark, Eberhard von Bodenhausen, Harry Graf Kessler, Gustav Pauli, Louis Tuaillon, Joseph Floßmann, Fritz von Uhde, Hugo von Habermann, Robert von Haug, Fritz Erler, Ludwig Dill, Hans Thoma, Woldemar von Seidlitz, Albert von Keller, Wilhelm von Weigand. 100 Leopold von Kalckreuth als erster Präsident war sicherlich eine glückliche Wahl, da er als unparteiischer, integrativer Mittler und Vermittler zwischen Gegensätzen galt und in seiner eigenen Malerei eine moderat mo- 95 Hermann BOARD, Aus der großen Kunstausstellung Düsseldorf 1913, in: Die Kunst für alle, 28. Jg , S Karl LENZ-BOENIGER, Die Große Kunstausstellung Düsseldorf In: Die Kunstwelt. Deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst , S Hintergrund der Gründung war die Auseinandersetzung um die Beteiligung deutscher Künstler an der Weltausstellung in St. Louis 1904; vgl. hierzu Martina WEHLTE-HOESCHELE, wie Anm. 52, S und S Wikipedia, eingesehen am ebd. 100 Martina WEHLTE-HOESCHELE, wie Anm. 52, S. 194.

30 29 derne Richtung mit Zügen des Impressionismus und Jugendstils pflegte. Er blieb bis zu seinem Tode 1929 in seinem Amt. 101 Wer von den auf der DKA 1913 in Cassel ausstellenden 301 Künstlern war Mitglied im Deutschen Künstlerbund? Leider ist das Archiv des Deutschen Künstlerbundes von 1903 bis zu seiner Auflösung im Dritten Reich völlig zerstört. 102 Die auf der Internet-Seite vorgelegte Mitglieder-Liste kam aufgrund anderer Quellen zustande. Von den 272 Männern, deren Werke auf der DKA 1913 zu sehen waren, sind 127 = 46,7 % auf der Mitgliederliste des Deutschen Künstlerbundes gewesen; zählt man den im Katalog nicht aufgeführten Hermann Hosaeus, der die Kaisermedaille prägte, hinzu, sind es 128; von den 29 Frauen sind sechs = 20,7 %der Frauen verzeichnet; insgesamt sind es demnach 133 = 44,2% Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes von 301 ausstellenden Künstlern. Insgesamt waren demnach fast die Hälfte der in Cassel ausstellenden Künstler Mitglied im Deutschen Künstlerbund. Eine Auswertung nach Orten und Zugehörigkeit 103 zum Künstlerbund ergibt folgendes Bild 104 : Herkunftsort Berlin, Berlin- Hermsdorf, Berlin Charlottenburg Cassel, Marburg, Goßfelden, Laudenbach, Willingshausen, Bad Anzahl auf der DKA Anzahl im Künstlerbund in % = 53,4 % der Berliner 67 9 = 13,4 % der Casseler Nenndorf Darmstadt 8 6 = 75 % der Darmstädter Dresden = 69,5 % der Dresdner Düsseldorf 24 6 = 25 % der Düsseldorfer Frankfurt und Höchst 7 2 = 28,6 % der Frankfurter Hamburg und Eddelsen 7 2 = 28,6 % der Hamburger Karlsruhe = 57,9 % der Karlsruher Leipzig 3 3 = 100 % der Leipziger München, Bad Tölz, = 60,5 % der Dachau, Feldafing, Münchner Partenkirchen, Pinswang, Prien, davon im Laufe der Zeit im Vorstand des Künstlerbundes Max Beckmann, Lovis Corinth, August Gaul, Curt Herrmann, Max Liebermann, Emil Orlik, Max Slevogt, Louis Tuaillon Hans Olde Carl Bantzer, Otto Fischer Gregor von Bochmann, Eugen Kampf Jakob Nußbaum Leopold von Kalckreuth (1. Präsident des Deutschen Künstlerbundes) Ludwig Dill, Albert Haueisen, Hans Thoma, Wilhelm Trübner, Artur Volkmann Max Klinger Carl Caspar (1909), Maria Caspar-Filser (erst 1927), Adolf Schinnerer, Franz von Stuck 101 Vgl. ebd., S Vgl. eingesehen am Ob diese Künstler 1913 oder später im Vorstand waren, lässt sich nicht bei allen bestimmen. 104 Die Orte, aus denen nur ein Künstler stammt und nur eine Zugehörigkeit zum Künstlerbund bestand, sind nicht erwähnt.

31 30 Starnberg, Tennenlohe (Rom) Stuttgart und Bad Grötzingen 15 8 = 53,3 % der Stuttgarter Weimar 6 3 = 50 % der Weimarer Insgesamt = 44,2 % Carlos Grethe, Robert von Haug Ludwig von Hofmann, Fritz Mackensen Der Anteil der Mitglieder im Künstlerbund war örtlich deutlich unterschiedlich. Während an den großen Akademie-Standorten Berlin, Dresden, Karlsruhe, München, Stuttgart mehr als 50% der Künstler Mitglied waren dort waren auch viele Vorstandsmitglieder des Künstlerbunds, waren es in Cassel und Düsseldorf erstaunlich wenig. In Cassel wurden es erst ab 1911 mit der Tätigkeit von Hans Olde als Direktor der Casseler Akademie mehr. Düsseldorf hatte mit der Künstler-Vereinigung Der Malkasten, der Freien Vereinigung Düsseldorfer Künstler, dem Verein zur Veranstaltung von Ausstellungen, der Künstlervereinigung Das junge Rheinland, der akademischen Künstlervereinigung Orient, mit der Allgemeinen deutschen Kunstgenossenschaft und dem Verein Düsseldorfer Künstler zur gegenseitigen Unterstützung und Hilfe schon ein breites Künstlervereinigungs-Spektrum. Hans Olde ( ) gehörte zu der Gruppe von Personen, die die Auswahl der Künstler und Werke vornahmen. Er hatte von 1879 bis 1884 an der Münchner Akademie bei Ludwig von Loefftz ( ) studiert; zu dessen Schülern gehörten auch Lovis Corinth, dessen Mitschüler Hans Olde war, außerdem Hermann Graf, Hermann Groeber, Angelo Jank, Konrad von Kardorff, Heinrich Knirr, Ernst Oppler, Fritz Strobentz, Franz von Stuck, Paul Thiem, Max Thedy und Otto Ubbelohde, alle Aussteller auf der DKA Außerdem war Adolf Brütt ein Schulfreund von Hans Olde, war 1883 mit ihm in Italien; Olde holte ihn 1905 als Professor an die Weimarer Kunstschule. Seit 1902 war Olde Leiter der Großherzoglich- Sächsischen Kunstschule in Weimar; während seines Direktorats wurde 1903 in Weimar der Deutsche Künstlerbund gegründet, und er war Mitglied im Vorstand. Somit war er besonders gut vernetzt. Seit 1911 war er Direktor der Casseler Akademie; ihm folgten einige Künstler aus Weimar nach Kassel. Man kann demnach annehmen, dass Hans Olde seine eigenen Kontakte nach München und Weimar bei der Auswahl der Künstler nutzte, die Künstler, die ihm aus Weimar nach Cassel gefolgt waren, zur DKA 1913 einlud, außerdem die Fäden zu anderen Vorstandsmitgliedern des Künstlerbundes (siehe die obige Tabelle) und zu den Leitern der anderen Akademien knüpfte; sie wurden sicherlich als Gewährsleute bzw. Vertrauensleute für die DKA 1913 tätig.

32 Regionale Künstlervereinigungen Beispiel Hessen-Cassel Im Anhang 2 sind die Mitglieder hessischer Künstlervereinigungen, die auf der DKA 1913 ausstellten, zusammengestellt; sie waren dort die größte Gruppe. Schmaling 105 benennt drei Gruppen hessischer Künstler, die sich der wohlwollenden Berücksichtigung ihrer Wünsche versichert halten dürfen. 106 Von den 18 Mitgliedern des Kurhessischen Künstlerbunds mit dem Vorsitzenden Ferdinand Koch stellten 15 Mitglieder aus: Carl Geist, Hermann Graf, Julius Hellner, Carl Holzapfel, Richard Jeschke, Julius Jung, Hermann Knackfuss, Ferdinand Koch, Adolf Lins, Hermann, Metz, Hans Neumann, Heinrich Pforr, Fritz Rhein, Arno Weber, Heinz Weddig. Von den 13 Mitgliedern der Hessengruppe stellten alle aus: Friedrich Fennel, Heinrich Giebel, Carl Heine, Hermann Kätelhön, Otto Lang-Wollin, Heinrich Otto, Oskar Wilhelm Prack, Paul Scheffer, Richard Schmitz, Wilhelm Thielmann, Otto Ubbelohde, Artur Wilhelm Josef Volkmann, Hans Richard von Volkmann. Zur Vereinigung der Künstlerinnen Hessen-Nassaus gehörten 23 Künstlerinnen; von ihnen wurden vier unter Kunstgewerbe geführt. Von den übrigen 19 stellten zehn, also mehr als die Hälfte, aus: Martha Dehrmann, Charlotte Frederking, Margarete von Hüllessem, Marie Louise Ihlée, Hanna von Kästner, Edeline Karbiner, Frieda Koeppel, Margarete Loebel(l), Anna Reinbach, Marta Wenzel. Im Kunst-Verein zu Kassel stellte 1913 auch der Ortsverein Kassel der Allgemeinen Deutschen Künstler-Genossenschaft aus; da es viele Mehrfach-Mitgliedschaften gab, nenne ich nur die noch nicht bei den anderen hessischen Künstler-Gruppen Aufgeführten: Carl Bernewitz, Fritz Cauer, Adolf Wagner. Außer den schon genannten Künstlern könnten zu den Hessen diejenigen gerechnet werden, die sich häufig in der Willingshäuser Malerkolonie oder anderswo in der Schwalm aufhielten, an ihrer Spitze Carl Bantzer, daneben Wilhelm Claudius und Hugo Mühlig. Zusammengefasst: Für 44 Künstlerinnen und Künstler war sicherlich die Zugehörigkeit zu den hessischen Künstlervereinigungen bzw. der Malerkolonie Willingshausen ein Auswahl- Gesichtspunkt für die DKA SCHMALING, wie Anm. 56, S. 650; die Angaben im Anhang sind seinem Lexikon entnommen, ergänzt von Angaben aus Wikipedia oder dem Allgemeinen Künstlerlexikon von Thieme-Becker, ohne sie im Einzelnen aufzuführen. 106 Protokoll vom 14. Mai 1912.

33 Beispiel Berlin und Umgebung Die 56 Künstler aus Berlin und Umgebung waren zu einem Teil vorher an anderen Orten ausgebildet worden oder tätig gewesen. Einige haben dort Künstler-Vereinigungen mitgegründet oder waren deren Mitglieder. Der Sog der Reichshauptstadt, die München den ersten Rang als Kunststadt abgelaufen hatte, war beträchtlich wurde nach dem Vorbild der Münchner Secession die Berliner Secession als Gegenpol zum Verein Berliner Künstler gegründet, der sich gegen modernere Kunstrichtungen wandte. Die Künstler, die bei der DKA 1913 ausstellten und dieser Sezession 107 angehörten, werden im Anhang 3 kurz beschrieben. 108 Bei den Kurzbiographien wird auf die Erwähnung der Mitgliedschaft im Deutschen Künstlerbund verzichtet, da sie oben schon aufgeführt worden ist. Zunächst die Künstler, die 1913 in Berlin und Umgebung waren: Max Beckmann, Robert Breyer, Theo von Brockhusen, Adolf Brütt, Lovis Corinth, Otto Heinrich Engel, Philipp Franck, August Gaul, Rudolf Wilhelm Großmann, Curt Hermann, Dora Hitz, Konrad von Kardorff, Käthe Kollwitz, Hans Krückeberg, Carl Langhammer, Fritz Lederer, Max Liebermann, Heinrich Linde-Walther, Hans Meid, George Mosson, Ernst Oppler, Emil Orlik, Emil Pottner, Fritz Rhein, Waldemar Rösler, Max Slevogt, Louis Tuaillon, Emil Rudolf Weiß. Zusammengefasst: Von den 56 Künstlerinnen und Künstlern aus Berlin und Umgebung waren 27 = 48,2% Mitglieder der Berliner Sezession. 12 von ihnen hatten 1912 schon im Kunst- Verein zu Kassel ausgestellt. Mehrere Künstler, die 1913 nicht in Berlin waren, waren ebenfalls Mitglieder der Berliner Sezession; man kann sie zu dem Berliner Netzwerk zählen, das bei der Auswahl der Ausstellenden für die DKA 1913 eine Rolle spielte: Ludwig Dettmann, Heinrich Hermanns, Max Klinger, Otto Modersohn, Eugene Spiro, Robert Sterl, Wilhelm Trübner Akademie-Netzwerke Die meisten der Künstler, die auf der DKA 1913 ausstellten, waren akademische Künstler, die im Laufe ihrer Karriere Lehrer oder Professoren an Kunst-Akademien oder Kunstgewerbeschulen wurden. Ich führe nur die Akademie-Direktoren auf, ohne sie biographisch näher zu beschreiben. Wenn die Personen nach 1913 zu akademischen Lehrern ernannt wurden, wird dies ebenfalls vermerkt. 107 Schreibweise bis 1904: Secession, danach Sezession. 108 Vgl. Werner DOEDE, Die Berliner Secession [Sezession]: Berlin als Zentrum der deutschen Kunst von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg, Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1977.

34 33 Name, Vorname Ort 1913 Zeitraum Akademie Funktion /Kunstschule Altherr, Heinrich Karlsruhe Stuttgart Rektor Bantzer, Carl Dresden Dresden Direktor Breyer, Robert Berlin-Charlbg Stuttgart Rektor Brühl, Alfred von Düsseldorf Königsberg Direktor Dettmann, Ludwig Königsberg Königsberg Direktor Philipp Franck Berlin 1912 Berlin Kommissarischer Direktor Direktor 1915 Hagen, Theodor Josef Weimar Weimar Direktor Haueisen, Albert Karlsruhe Karlsruhe Direktor Haug, Robert von Stuttgart Stuttgart Rektor Kalckreuth, Leopold von Stuttgart Stuttgart Rektor Mackensen, Fritz Weimar Weimar Direktor Müller, Richard Dresden 1933 Dresden Direktor Olde, Hans Cassel Weimar Direktor Cassel Reifferscheid, Heinrich Honnef Berlin Zeichenlehrer- Seminar Direktor Direktor Thoma, Hans Karlsruhe Karlsruhe Direktor Trübner, Wilhelm Karlsruhe Karlsruhe Direktor 15 aktuelle bzw. auch spätere Akademie-Direktoren, dazu der Direktor des Zeichenlehrer-Seminars in Berlin, gehörten selbst zu den auf der DKA 1913 ausstellenden Künstlern. Nur der damalige Leiter der Münchner Akademie der Künste, Ferdinand Freiherr von Miller ( ), der von 1900 bis 1919 Rektor war, stellte nicht aus. Diese Funktionsträger hatten wiederum ein Netzwerk von ihnen bekannten und favorisierten Künstlern und trugen sicherlich zur Auswahl für die Ausstellung bei. So führte Hans Oldes Weggang aus Weimar zum Nachzug mehrerer Künstler nach Cassel, die auf der DKA 1913 ausstellten: - Josef von Brackel (1874 Cleve 1959 Cleve), Cassel; Studium in Florenz, in der Düsseldorfer, Münchner und Berliner Akademie; malte er mit Hermann Knackfuss 70 qm Deckengemälde im Casseler Rathaus aus; - Otto Höger (1881 Hamburg 1918 bei Rast auf dem Heeres-Rückzug), Cassel, Maler, Graphiker und Bildhauer; Studium 1896 an der Hamburger Kunstgewerbeschule, nach Lehre im Dekorationsgeschäft 1901 erneut an der Kunstgewerbeschule, 1906 Studium an der Weimarer Kunstschule bei Hans Olde, 1912 Hilfslehrer an der Casseler Akademie; - Ernst Odefey (1882 Hamburg 1964 Hamburg-Blankenese), Maler und Graphiker; Lithographie-Lehre in Hamburg , Studium an der Weimarer Kunstschule bei Hans Olde u.a., Lehrer für Malen und Zeichnen an der Casseler Akademie;

35 34 - Rudolf Siegmund (1881 Bürgel bei Jena 1933 Idstein am Taunus), Cassel; Studium an der Weimarer Kunstschule bei Hans Olde, 1912 nach Cassel, Lehrer an der Casseler Akademie. Dass das Akademie-Netzwerk ausgeprägt war, zeigt sich an der folgenden Zahl: 99 weitere Künstler waren Professoren oder Lehrer an Akademien oder Kunstgewerbeschulen bzw. erhielten den Professoren-Titel, zum Teil auch erst in späteren Jahren. Nur zwei Frauen Käthe Kollwitz 1918 und Maria Caspar-Filser 1915 erhielten diesen Titel! Diese Künstler mit akademischen Posten hatten wiederum den größten Teil der übrigen ausstellenden Künstler ausgebildet Künstlerkolonien und Künstlerorte Die Zugehörigkeit oder lose Verbindung zu Künstlerkolonien bzw. Künstlerorten, die in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts an vielen Orten entstanden 109, war sicherlich einer der Gesichtspunkte, nach denen die Künstler ausgewählt wurden, da sie auf diese Weise bekannt wurden und untereinander Kontakt hielten. Ich wähle nur die Künstlerkolonien aus, in denen mehrere Künstler, die auf der DKA 1913 vertreten waren, gewirkt haben. Die Künstlerkolonie Schwaan zwischen Rostock und Güstrow, wo u. a. Peter Paul Draewing ( ) tätig war, die von Frauenchiemsee bzw. Prien, wo Rudolf Sieck ( ) seine Voralpenlandschaften malte, die von Ekensund an der Flensburger Förde, wo Otto Heinrich Engel ( ) aktiv war, und die von Nidden auf der Kurischen Nehrung, die Georg Gelbke ( ) repräsentiert 110, erwähne ich hier nur, auf andere verweise ich. Auf eine Beschreibung des jeweiligen Typus der Kolonie bzw. des Ortes verzichte ich. 111 Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden Künstlergruppen in ländlichen Orten wie Worpswede oder Ahrenshoop, die durch ihre besondere Beschaulichkeit, ihre Ursprünglichkeit und bessere Umweltbedingungen zum Malen in der freien Natur und zum Leben auf dem Lande Maler aus den Städten anlockten. Für die Stadtflucht der Maler wurden verschiedene Gründe angeführt. Neben dem Interesse für Licht, außergewöhnliche Motive wie Flora und Fauna oder markante Landschaftsbesonderheiten wie Heide oder Berge waren auch romantische Sehnsüchte nach unverdorbener, bäuerlicher Idylle und einfachem, naturnahem Leben in Freiheit ein Motiv. Das Leben auf dem Lande war allgemein billiger. Das gemeinsame Auftreten in einer Kolonie förderte den Kontakt zu Dorfbewohnern und kam auch dem künstlerischen Austausch zugute. Obschon viele Künstler den Kontakt zu Einheimischen bewusst suchten, blieben sie häufig unter sich. Das Zugehörigkeitsgefühl der Künstler untereinander war unterschiedlich stark ausgeprägt Thomas ANDRATSCHKE, wie Anm. 8; Gerhard WIETEK, Deutsche Künstlerkolonien und Künstlerorte, wie Anm. 115; bei Wietek werden noch Frauenchiemsee, Rügen-Vilm-Hiddensee, Sylt-Föhr-Amrum, Osternberg, Ekensund, Ahrenshoop, Schreiberhau, Nidden, Höri, Dangast und Murnau beschrieben; Werke von dortigen Künstlern waren auf der DKA 1913 nicht ausgestellt. 110 Andreas ALBERT, Georg Gelbke, ein Malerleben zwischen Dresden, Kärnten und Kurischer Nehrung, Texte und Bildauswahl von Andreas Albert, Husum 2007, S Vgl. Lisa JÜRSS, Künstlerkolonie Schwaan, Galerie in der alten Wassermühle, Werkkatalog, Fischerhude 2002; zu Peter Paul Draewing S Künstlerkolonien, Wikipedia-Artikel, eingesehen am

36 Willingshausen Die Willingshäuser Künstlerkolonie in der nordöstlich von Marburg gelegenen Region der Schwalm gehörte zu den ältesten Maler-Dörfern. Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren auf dem Herrenhaus der Familie von Schwertzell Maler wie Gerhard von Reutern ( ) oder Ludwig Emil Grimm ( ) tätig. Über von Reutern, der eine Ausbildung an der Düsseldorfer Akademie machte, kamen Maler von dort in die Schwalm, und in den 1860er Jahren war sie nach Ansicht des Münchner Künstlers Karl Raupp die unbestrittene Domäne der Düsseldorfer Schule, die damals Zentrum der Genremalerei war. 113 Ihre Blütezeit erlebte sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg. Zu den Willingshäusern zählten besonders Carl Bantzer (1857 Ziegenhain 1941 Marburg), Wilhelm Claudius (1854 Altona 1942 Dresden) und Hugo Mühlig (1854 Dresden 1929 Düsseldorf) Dachau In Dachau, einer kleinen Stadt 15 km nördlich von München, waren schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bedeutende Künstler wie Georg von Dillis ( ) oder Carl Spitzweg ( ) tätig. Um 1875 zog es mehrere Künstler wegen der landschaftlichen Besonderheiten ins Dachauer Moos. Besonders Adolf Hölzel ( ) und Ludwig Dill ( ) entwickelten einen neuen Stil der Landschaftsdarstellung ( Neu-Dachau ); Hölzel gründete 1897 dort eine viel beachtete Malschule. Nach ihnen kamen viele Künstler nach Dachau, so Walther Klemm ( ), Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt, um nur diejenigen zu nennen, die auf der DKA 1913 vertreten waren Darmstadt Mathildenhöhe Die Künstlerkolonie wurde 1899 durch Großherzog Ernst Ludwig (Hessen-Darmstadt) ins Leben gerufen. Unter dem Leitspruch Mein Hessenland blühe und in ihm die Kunst! erwartete er aus einer Verbindung von Kunst und Handwerk eine wirtschaftliche Belebung für sein Land. Das Ziel der Künstler sollte die Erarbeitung neuzeitlicher und zukunftsweisender Bau- und Wohnformen sein. Dafür berief Ernst Ludwig als Mäzen die Jugendstilkünstler Peter Behrens, Paul Bürck, Rudolf Bosselt, Hans Christiansen, Ludwig Habich, Patriz Huber und Joseph Maria Olbrich nach Darmstadt. Zu den bis zur Auflösung der Künstlerkolonie 1914 dort tätigen Künstlern, die auf der DKA 1913 ausstellten, gehörten der als Bildhauer, Maler, Zeichner, Innenarchitekt und vielseitiger Grafiker tätige Johann Vinzenz Cissarz ( ), der Bildhauer, Maler, Architekt und Kunsthandwerker Bernhard 113 Vgl. Paul SCHMALING, wie Anm. 56, S Vgl. Anhang 2 in diesem Buch. 115 Vgl. Ottilie THIEMANN-STOEDTNER, Dachauer Maler. Der Künstlerort Dachau von , hg. von Klaus Kiermeier, Dachau 1981.

37 36 Hoetger ( ), der Bildhauer und Medailleur Heinrich Jobst ( ) und der Maler und Illustrator Hanns Pellar ( ) Grötzingen In dem heute eingemeindeten Dorf Grötzingen bei Karlsruhe entstand mit dem Zuzug von Friedrich Kallmorgen ( ) und Gustav Kampmann ( ), beide auf der DKA 1913 vertreten, eine Künstlerkolonie, der auch etliche jüngere Maler angehörten. Die Gründergeneration der Grötzinger Malerkolonie leistete einen wichtigen, regionalen Beitrag zur deutschen Landschafts- und Naturmalerei der Jahrhundertwende, angeregt von Gustav Schönlebers Vermittlung der Lehren der Schule von Barbizon. 116 Später aber entsprach z. B. Friedrich Kallmorgens antisemitische Haltung den Zielen der Heimatkunstbewegung Goppeln Goppeln liegt auf den südlichen Hängen der Dresdner Elbtalweitung und ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Bannewitz im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Der Ort wurde im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts als Malerdorf bekannt. Eine Gruppe junger Künstler schloss sich hier in einer Künstlerkolonie zusammen. Die Goppelner Künstlerkolonie zeichnete sich aus durch ihre Spezialisierung auf Freiluftmalerei und Impressionismus und wurde so als Goppelner Schule zu einem Begriff in der Kunstgeschichte. 118 Hier waren u. a. die auf der DKA 1913 vertretenen Künstler tätig: Carl Bantzer ( ), Wilhelm Claudius ( ), Otto Fischer ( ), Robert Sterl ( ), Hans Unger ( ) Kronberg Kronberg liegt im Taunus, ca. 20 km nördlich von Frankfurt am Main. Die Kronberger Malerkolonie war eine der frühesten Künstlerkolonien in Deutschland, welche von 1858 bis ins 20. Jahrhundert existierte. 119 Besonders Maler aus dem Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt waren dort tätig. Der Einfluss der Schule von Barbizon mit der plein air-landschaftsmalerei war prägend. Von den auf der DKA 1913 vertretenen Malern waren dort tätig: Philipp Franck ( ), Wilhelm Steinhausen ( ) und Hans Thoma ( ) Worpswede und Fischerhude Die Gemeinde Worpswede liegt 18 km nordöstlich von Bremen im Teufelsmoor. Fritz Mackensen ( ), Hans am Ende und Otto Modersohn beschlossen 1889, sich in Worpswede dauerhaft niederzulassen. Sie waren begeistert von den Möglichkeiten, die das 116 Vgl. Katalog Karlsruhe 1975, Die Grötzinger Malerkolonie, Karlsruhe 1975, bes. S Ebd,, S Goppeln, Artikel in Wikipedia, eingesehen am Kronberger Malerkolonie, Wikipedia-Artikel, eingesehen am

38 37 Moordorf mit dem weiten Horizont, den außergewöhnlichen Lichtverhältnissen, der rauen, malerisch noch unerschlossenen Landschaft und der Freilichtmalerei bot kam Heinrich Vogeler ( ) hinzu; Carl Vinnen ( ) schloss sich der Gruppe lose an. Bernhard Hoetger ( ) war erst in den frühen 1920er Jahren in Worpswede und in Bremen tätig. Im benachbarten Fischerhude ließ sich Wilhelm Heinrich Rohmeyer ( ), der Fritz Mackensen folgte, nieder, ebenso wie Otto Modersohn ( ). Die hervorgehoben Genannten stellten auf der DKA 1913 aus Freundschafts-Kreise unter den ausstellenden Künstlern Der Kontakt der Künstler in den Akademien und Künstlerkolonien war unterschiedlich intensiv und oft von Konkurrenz geprägt. Deswegen waren Freundschaften für die Vernetzung wichtig. Hans Olde gehörte zu den Schülern von Ludwig von Loefftz; mit seinem Mitschüler Lovis Corinth war er befreundet, der wiederum mit Carl Strathmann befreundet und mit Max Klinger und Walter Leistikow letzterer war schon 1908 verstorben bekannt war; Leistikow war befreundet mit Hans Völcker und Philipp Franck, Max Klinger mit Otto Greiner. Olde war seit seiner Gymnasialzeit in Kiel ein Leben lang mit Adolf Brütt befreundet. 121 Außerdem war Olde mit Fritz Strobentz befreundet, mit dem er häufig korrespondierte. Max Slevogt war mit Robert Breyer befreundet, Max Beckmann mit Theo von Brockhusen, Hans Meid und Waldemar Rösler, außerdem mit Dora Hitz und Käthe Kollwitz. Dora Hitz war außerdem mit Curt Herrmann und Philipp Franck befreundet, Philipp Franck mit Curt Herrmann, Walter Leistikow und Wilhelm Steinhausen. Zum Freundeskreis von Hans Thoma gehörten u. a. Robert Breyer, Eugen Bracht, Wilhelm Steinhausen. Eugen Bracht wiederum war mit Georg Oskar Erler befreundet. Carl Bantzer war befreundet mit Wilhelm Claudius, dieser wiederum mit Robert Sterl und Otto Fischer: Hans Unger war befreundet mit Robert Sterl und Oskar Zwintscher. Adolf Lins, Hugo Mühlig, Wilhelm Claudius und Hans Richard Volkmann waren befreundet und arbeiteten in Willingshausen zusammen. Dazu kam Heinrich Otto, der wiederum mit Hermann Metz und Adolf Wagner befreundet war. Ludwig Dill war mit Adolf Hölzel und Arthur Langhammer befreundet. 120 Vgl. Thomas ANDRATSCKE, wie Anm. 6, S und S Vgl. Cornelius STECKNER, Der Bildhauer Adolf Brütt. Schleswig-Holstein, Berlin, Weimar. Autobiographie und Werkverzeichnis. Heide Schriften der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, hg. von Dieter Lohmeier, Bd. 9, S. 19 und S

39 38 Robert Weise war mit Heinrich Vogeler befreundet. Solche Freundschafts-Kreise überlappten sich mit Zugehörigkeiten zu Akademien, Künstlervereinigungen und Künstlerkolonien, spielten bei der Auswahl bzw. Empfehlung von Künstlern für Ausstellungen sicherlich eine Rolle Qualitätskriterien Preisträger Im künstlerischen Bereich ist es nicht einfach, Qualitätskriterien zu benennen. Die für die DKA 1913 auswählenden Personen, vor allem Gronau, Meyer-Cassel und Olde, berücksichtigten sicherlich neben ihren eigenen Urteilen bzw. denen ihrer Gewährsleute auch die Auszeichnungen oder Stipendien, die die Künstler erhalten hatten. Medaillen, die bei den großen Kunstausstellungen verliehen wurden, öffneten die Tür zur öffentlichen Anerkennung. 112 = 37,2% der Künstler waren zum Teil sogar mehrfach Preisträger verschiedener, auch internationaler Ausstellungen und Institutionen, oder sie bekamen Stipendien, vornehmlich für Aufenthalte in Italien. Im Anhang 4 sind die mir bisher bekannt gewordenen Preisträger zusammengestellt Teilnahme an großen Kunst-Ausstellungen Ein weiteres Qualitätskriterium war die Teilnahme an den großen zeitgenössischen Kunstausstellungen in Deutschland. Ich wähle die Teilnahme an fünf wichtigen Ausstellungen des Jahres 1913 aus, zu denen ich Kataloge auswerten konnte: - Die Große Berliner Kunstausstellung zum Regierungsjubiläum seiner Majestät des Kaisers, 10. Mai bis 28. September 1913 (GroBeKa). In dieser Ausstellung waren 1914 Objekte zu sehen; sie sollte mit rückschauenden Abteilungen einen Überblick über die deutsche Kunst der letzten 25 Jahre bieten. Zu Gustav Schönleber, Franz von Stuck und Ferdinand Schmutzer gab es jeweils Kollektionen in eigenen Sälen. Dazu gab es umfangreiche Architekturabteilungen. Die Auswahl der Objekte wurde offengelegt. Für Berlin und andere Städte Preußens waren verantwortlich: Prof. Friedrich Kallmorgen, Prof. Hermann Hosaeus und Prof. Hans Looschen, für Dresden war es Prof. E. [Gotthardt?] Kuehl, für Karlsruhe Prof. Julius Bergmann, für München Prof. Carl Blos, für Stuttgart Prof. Robert Weise, für Weimar Prof. Fritz Mackensen, für Wien der Maler John Quincy Adams; die Düsseldorfer Künstlerschaft war durch den Maler Otto Ackermann vertreten. Hinsichtlich der Teilnahme bei dieser Ausstellung entzündete sich ein Konflikt zwischen dem Verein Berliner Künstler und der Berliner Sezession, die das Angebot, in besonderen Sälen und eigener Jury auszustellen,

40 39 ablehnte 122. Nachdem dies nicht zugestanden wurde, beschloss die Sezession, sich nicht an der Ausstellung zu beteiligen. So fehlten dort einige der wichtigsten Künstler, die auf der DKA 1913 in Cassel ausstellten Die Ausstellung des Deutschen Künstlerbunds in Mannheim 1913; 124 dort waren einschließlich der Sonderausstellung für Ferdinand Hodler 519 Objekte zu sehen. Mitglieder der Berliner Sezession waren zahlreich vertreten. Die Ausstellung beschränkte sich auf Gemälde und Plastik, da für Graphik eigene Ausstellungen veranstaltet wurden. - Die Internationale Kunstausstellung im Glaspalast in München 1913; 125 der Katalog enthielt 3587 Nummern! - Die Große Kunstausstellung in Düsseldorf 1913; 126 der Katalog enthielt ohne die Baukunst 2026 Objekte. - Die Große Kunstausstellung in Stuttgart 1913 anlässlich der Eröffnung der neuen Kunsthalle; 127 sie entsprach mit 785 Objekten im Umfang und in der Art der Auswahl am ehesten der DKA Cassel Die Herbstausstellung der Berliner Sezession wird in die Reihe der vergleichbaren großen Kunstausstellungen nicht einbezogen. 128 Im Jahr 1913 gab es über diese Ausstellungen hinaus noch Ausstellungen z. B. in Breslau 129, in Königsberg 130 oder in Leipzig 131, die hier auch nicht ausgewertet werden. Sie hatten, was die Auswahl der Künstler und Werke anbelangt, jedoch ähnlichen Charakter wie die Casseler Ausstellung: Bloß nicht zu modern! 122 Katalog Berlin 1913, S. 10. Der Konflikt wird von beiden Seiten unterschiedlich dargestellt Große Berliner Kunstausstellung zum Regierungsjubiläum seiner Majestät des Kaisers. Katalog Berlin 1913; Wikipedia, Die große Berliner Kunstausstellung, eingesehen am ; Robert BREUER: Die große Berliner Kunstausstellung 1913, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 32, 1913, S Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes 1913, Kunsthalle Mannheim 4. Mai 30. September. 125 Illustrierter Katalog der XI. Internationalen Kunstausstellung im Kgl. Glaspalast zu München 1913, veranstaltet von der Münchner Künstlergenossenschaft und der Münchner Secession, 1. Juni bis Ende Oktober. 126 Offizieller Katalog der Großen Kunstausstellung im Städtischen Ausstellungspalast Düsseldorf 1913, Veranstaltet vom Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen e.v. 3. Mai bis 12. Oktober. Düsseldorf Verlag des Vereins zur Veranstaltung von Kunstausstellungen, A. Bagel o. J. [1913]; Karl LENZ-BOENIGER, Die Große Kunstausstellung Düsseldorf In: Die Kunstwelt. Deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst , S ; Hermann BOARD, Aus der Großen Kunstausstellung Düsseldorf 1913, In: Die Kunst für alle, 28. Jg , S. 529 ff. 127 Große Kunstausstellung Stuttgart Königliches Kunstgebäude, Schlossplatz. Mai bis Oktober. Stuttgart Deutsche Verlagsanstalt o.j. [1913]; M.O., Die Große Kunstausstellung Stuttgart 1913, in: Kunstchronik Neue Folge, 24. Jg , Nr. 36, 6. Juni, Sp ; Wilhelm PIEPER, Die Große Kunstausstellung Düsseldorf Kritische Streifzüge von Wilhelm Pieper, (1), in: Moderne Kunst 27, , S und (2) S Curt GLASER: Die Berliner Herbstausstellung. In: Die Kunst für alle, 1913, S Hier waren folgende Künstler, die auch auf der DKA KS 1913 ausstellten, vertreten: Max Beckmann, Theo von Brockhusen, August Gaul, Rudolf Großmann, Curt Herrmann, Ludwig von Hofmann, Ulrich Hübner, Konrad von Kardorff, Hans Meid, Fritz Rhein, Waldemar Rösler, Louis Tuaillon. 129 Dr. E. LOESCHMANN, Der Künstlerbund Schlesien auf der Jahrhundertausstellung in Breslau 1913 in: Die Kunst für alle, 28. Jg , S A. D., 47. Kunstausstellung in Königsberg 1913, in: Kunstchronik , S Der Kunstverein veranstaltete die Ausstellung in der neu errichteten Kunsthalle. 131 RGS., Die Leipziger Jahresausstellung 1913, in: Die Kunst für alle, 28. Jg , S

41 40 Auf dem vom Verein Der Sturm und Herwarth Walden veranstalteten Ersten Berliner Herbstsalon 1913, der Künstler der damaligen internationalen Avantgarde präsentierte, war, wie zu erwarten, kein Künstler vertreten, der auf der DKA 1913 ausstellte. 132 Im Anhang 5 sind die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken im Einzelnen aufgeführt. Zusammengefasst: Auf der GroBeKa in Berlin waren 98 Künstler, die auch auf der DKA 1913 in Cassel ausstellten, in Düsseldorf 140, in Mannheim 78, in München 70, in Stuttgart 78. Die größte Überschneidung gab es zwischen Cassel und Düsseldorf, aber auch sonst kann man von einer dichten Vernetzung sprechen. Daran gemessen hatte die Casseler Ausstellung durchaus die gleiche Bedeutung wie die der anderen ausgewählten Ausstellungen. Die folgende Tabelle fasst zusammen, woher die Künstler kamen und wie viele Werke auf den genannten Ausstellungen zu sehen waren. Werke von Künstlern auf den großen Ausstellungen nach einzelnen Orten (ohne die in Cassel ausgestellten Werke) Orte, aus denen die Künstler kamen Anzahl der Künstler insgesamt Zahl ihrer Präsenz auf den fünf genannten Ausstellungen Summe der ausgestellten Kunstwerke auf den fünf genannten Ausstellungen 133 Berlin x 231 München x 259 Düsseldorf x 211 Cassel x 50 Dresden x 68 Karlsruhe x 177 Stuttgart x 82 Weimar 6 21 x 34 Darmstadt 5 10 x 19 Andere x 80 Summe x 1211 Von den auf der DKA 1913 ausstellenden Künstlern haben demnach 199, also zwei Drittel, auch auf mindestens einer der in der Tabelle genannten Ausstellungen ihre Werke gezeigt. Die Casseler Ausstellung wurde demnach durchaus trotz der erwähnten großen Konkurrenz gut wahrgenommen und mit Kunstwerken versehen Gefragte Künstler Die Überschneidungen der Künstler auf den ausgewerteten Kunstausstellungen mit denen, die Preise oder Stipendien erhalten haben, sind auffällig: 112 der auf den genannten Ausstellungen vertretenen Künstler waren auch Preisträger, die in der Tabelle im Anhang 1 zusam- 132 Herwarth WALDEN: Katalog des Ersten Deutschen Herbstsalons Der Sturm, Berlin Die so genannten Kollektiv-Ausstellungen bzw Kollektionen einzelner Künstler sind mitgezählt.

42 41 mengestellt werden. Die folgenden Personen gehörten sicherlich zur damaligen Zeit zu den gefragtesten : Carl Albrecht, Carl Bantzer, Max Beckmann, Cipri Adolf Bermann, Gregor von Bochmann d. J., Carl Blos, Fritz Boehle, Eugen Bracht, Theo von Brockhusen, Adolf Brütt, Georg Burmester, Carl Caspar, Wilhelm Claudius, Lovis Corinth, Joseph Damberger, Ludwig Dettmann, Ludwig Dill, Ferdinand Dorsch, E. Richard Dreher, Albin Egger-Lienz, Benno Elkan, Otto Heinrich Engel, Erich Erler, Georg Oskar Erler, Theodor Esser, Hans Everding, Amandus Faure, Friedrich Fehr, Friedrich Fennel, Walter Firle, Philipp Franck, August Gaul, Willi Geiger, Otto Greiner, Carlos Grethe, Georg Greve-Lindau, Hermann Groeber, Theodor Hagen, Hermann Hahn, Wilhelm Hambüchen, Robert von Haug, Otto Heinrich, Willy ter Hell, Rudolf Hellwag, Heinrich Herrmanns, Josef Hinterseher, Dora Hitz, Franz Xaver Hoch, Otto Höger, Adolf Hölzel, Ludwig von Hofmann, Ulrich Hübner, Theodor Hummel, Angelo Jank, Julius Paul Junghanns, Hermann Kätelhön, Leopold Graf von Kalckreuth, Friedrich Kallmorgen, Artur Kampf, Eugen Kampf, Max Klinger, Heinrich Knirr, Hans Kohlschein, Käthe Kollwitz, Hans Krückeberg, Hermann Kupferschmid, Carl Langhammer, Hugo Lederer, Artur Lewin-Funcke, Ernst Liebermann, Max Liebermann, Heinrich Eduard Linde-Walther, Georg Macco, Fritz Mackensen, Alfred Marxer, Fritz Meid, Hugo Mühlig, Richard Müller, Hans Olde, Joseph Oppenheimer, Ernst Oppler, Hans Ritter von Petersen, Fritz Rhein, Adolf Schinnerer, Hermann Schlittgen, Rudolf Schramm-Zittau, Julius Seyler, Rudolf Sieck, Max Slevogt, Friedrich Stahl, Constantin Starck, Franz von Stuck, Max Thedy, Hans Thoma, Wilhelm Trübner, Louis Tuaillon, Otto Ubbelohde, Carl Vinnen, Hans Völcker, Hugo Vogel, Robert Weise, Fritz von Wille, Walter Zeising, Ludwig von Zumbusch. Damit sind die Koryphäen aus Sicht der Zeitgenossen erfasst Stollwerck-Sammelbilder Aus Frankreich schwappte die Mode nach Deutschland, für Produkte mit Bildern, die in Sammelalben eingeklebt werden konnten, in großen Auflagen und mit jährlich wechselnden vielfältigen Motiven zu werben. Die technischen Möglichkeiten für große Auflagen hatten sich zum Ende des 19. Jahrhunderts hierfür entwickelt. Beispiele dafür waren Liebig s Fleischextrakt, Palmin-Kokosfett oder hier genauer ausgeführt - Stollwerck Schokolade und Kakao. Franz Stollwercks Sohn Ludwig Stollwerck ( ) entwickelte die Idee dieser Einzelbilder zu Sammelbildern weiter, als er bei seinem Eintritt in das väterliche Unternehmen 1873 erkannte, dass durch den Sammelreiz der Kaufanreiz verstärkt werden konnte. Fortan 134 Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Ausstellung, die vom 4. Februar bis 2. März 1916 im Kunst- Verein zu Kassel statttfand: Sammlung erster deutscher Meister, Kollektionen von Georg Burmester, Prof. Hans Olde, Rudolf Siegmund, Kassel. Dort wurden Werke von Walter Conz, Lovis Corinth, Artur Kampf, Max Liebermann, Max Slevogt, Hans Thoma und Wilhelm Trübner gezeigt; dies bestätigt bis auf Walter Conz die genannte Sicht der Zeitgenossen.

43 42 wurden die Bilderkärtchen zu Gruppen von sechs Bildern produziert, und die rückseitige Werbung wurde durch Bilderläuterungen in Reimform ersetzt stellte Stollwerck den ersten Verkaufsautomaten in Deutschland auf, dessen Verpackungen von Warenproben jeweils ein Stollwerck-Bild enthielten. 18 Millionen Tafeln Schokolade wurden allein 1890 über Automaten abgesetzt, jede enthielt ein Sammelbild. Zwischen 1896 und 1899 verteilte Stollwerck so allein in Deutschland jährlich mehr als 50 Millionen Reklamebilder. Für Ludwig Stollwerck war es schwierig, qualitativ hochwertige Bilder und Texte in ausreichender Anzahl zu beschaffen, da unter den Künstlern eine solche, rein kommerzielle Form der Reklamekunst verpönt war. Als er 1898 ein erstes Preisausschreiben veranstaltete, änderte sich dies jedoch schnell. Ausgeschrieben für Einreichung bis 1. März 1898 waren Entwürfe von 50 Gruppen zu je sechs im Charakter zusammengehörender Bilder aller Gebiete, selbst in scherzhafter Darstellung. Als Preisrichter im Komité zur Beschaffung und Bewertung von Stollwerck-Bildern wurden die Professoren Emil Doepler d. J. 135, Woldemar Friedrich, Bruno Schmitz und Franz Skarbina aus Berlin sowie ein Teilhaber der Firma Stollwerck benannt. 136 Als Preise für eine Gruppe wurden zwei erste Preise zu je 1000 Mark, fünf zweite Preise zu 600 Mark sowie zehn dritte Preise zu 300 Mark festgelegt. [ ] Das Preisausschreiben rief eine riesige Betheiligung hervor. 137 Viele Künstler nahmen gern Stollwercks attraktive Honorare, wollten aber oft ihren Namen nicht mit Reklame in Verbindung gebracht und in den Sammelalben für Kinder erscheinen sehen. 138 Einer der 1. Preisträger war Oskar Zwintscher, der für sein Bild 1000 Mark (heute etwa ) erhielt; einen dritten Preis bekamen Albert Baur d. J. aus Düsseldorf und Adolf Wagner aus Cassel. 139 Die Komitee-Mitglieder hatten sich schon vor dem Preisausschreiben an bekannte Künstler gewandt, um sie zur Teilnahme aufzufordern. In einer Liste der Meister wurden die Namen und die Honorare, die Ludwig Stollwerck als Obergrenze für das Honorar jeder Gruppe zu bewilligen bereit war und die man hinter die Namen setzte. Wir erhalten dadurch einen guten 135 Vgl. Detlev LORENZ, Reklamekunst um Künstlerlexikon für Sammelbilder. Berlin 2000, S : Emil Doepler der Jüngere ( ) war ein als Lehrer sehr geschätzter Professor an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin und hatte das Renommee eines konservativen, solide arbeitenden, vielseitigen und doch dem Neuen aufgeschlossenen Künstlers, dem von der kleinen Gebrauchsgraphik bis zum großen Historiengemälde kein Metier fremd war. Er hatte Kontakte zum kaiserlichen Hof und zu den Sezessionisten, ohne sich von einer Seite vereinnahmen zu lassen. 136 Wikipedia, Stollwerck-Sammelalbum, aufgerufen Detlev LORENZ, wie Anm. 135, S Detlev LORENZ, wie Anm. 135, S Ebd.

44 43 Überblick über die Kurswerte der deutschen Maler genau zur Jahrhundertwende. 140 Ich nenne nur die Künstlernamen, die auf der DKA 1913 ausstellten: Max Klinger (5000), Franz von Stuck (3000), Max Liebermann (2000), Ludwig von Hofmann (2000), Ludwig Dettmann (2000), Eugen Bracht (2000), Ludwig Dill (1800), Leopold Graf von Kalckreuth (1500), Fritz Mackensen (1500), Carl Vinnen (1500), Heinrich Vogeler (1500). Detlev Lorenz hat in seinem verdienstvollen Werk ein Lexikon der Künstler und ihre Sammelbilder zusammengestellt, auch für andere Sammelbilder als die Stollwerckschen; er hat versucht, die Urheberschaften zu entschlüsseln, auch wenn die Werke nicht signiert waren. Erwartungsgemäß sind viele der Künstler aus Berlin, aber auch aus München und Karlsruhe. Ich greife die Namen heraus, deren Werke auch auf der DKA 1913 zu sehen waren: Albert Baur d. J. (1898, 1900, 1902); Ludwig Dill (1902); Ludwig von Hofmann (1906/07); Ludwig Heinrich Jungnickel (1912); Friedrich Kallmorgen (1900); Gustav Kampmann (1900); Max Liebermann (1900); Otto Modersohn (1905); Emil Orlik (1902); Max Slevogt (1902); Karl Storch d. Ä. (1916); Franz von Stuck (1900); Heinrich Vogeler (1902); Hans Richard von Volkmann (1905); Adolf Wagner (1898, 1905, 1911); Emil Rudolf Weiß (1902); Oskar Zwintscher (1898, 1900). 141 Die Auswahl für diese Produktionen war sicherlich ebenfalls ein Qualitätskriterium, da es sich um gefragte Künstler handelte. 140 Detlev LORENZ, wie Anm. 133, S Ebd., Künstler-Lemmata.

45 44 4. Gestaltung der Kunstausstellung im Orangerieschloss Die Gestaltung der Ausstellung wurde vom geschäftsführenden Ausschuss vorgenommen. Die innere bauliche Einrichtung wurde nach den Entwürfen und unter der Bauleitung des Architekten EUBELL ausgeführt. 142 Im Katalog Cassel 1913 ist ein Lageplan des Orangerieschlosses abgedruckt, auf dem die Säle gemäß dem Katalog nummeriert sind und der Rundgang eingezeichnet ist. Abb. 2: Übersichtsplan über die Säle der DKA 1913 im Orangerieschloss, Kat. Cassel 1913 Die Säle waren überwiegend nach den Herkunftsorten der Künstler bestückt, während die Werke der Bildhauer verstreut aufgestellt wurden. Dies war auch Praxis in anderen Ausstellungen, z. B. im Glaspalast in München. In einigen Fällen wurden Künstler aus anderen Orten ihren Geburtsorten oder Studienorten zugeordnet, ohne dass dies auf den ersten Blick erkennbar ist. Bei einigen Künstlern wirkt die Zuordnung, wenn man die Werke nicht nebeneinander sehen kann, willkürlich. Eine thematische Anordnung ist nicht erkennbar. In den Sälen 1 und 2 hingen 48 Werke von Künstlern aus 10 verschiedenen Orten; sie bildeten gleichsam das Überblicks-Entree. 142 Katalog Cassel 1913, S. 6.

46 45 Im Saal 3 (Kat.-Nrr. 49 bis 76) waren Werke Dresdner Künstler platziert, dazu Willy ter Hell aus Berlin, der in Dresden bei Carl Bantzer studiert hatte, und Max Klinger aus dem benachbarten Leipzig. Ernst Zöllner kommentierte im Casseler Tageblatt am : Saal 3 (Dresden). Auch das moderne Dresden hat, ebenso wenig wie Weimar, seinen bezeichnenden Lokalton. Gotthard Kuehl, der bedeutende Anreger, dessen Name mit der sächsischen Kunststadt so eng verknüpft ist, fehlt leider, doch wird sein Einfluß unter den hier versammelten Dresdnern hie und da merklich. Auffallend ist Zahl tüchtiger Interieur-Maler. Die Säle 4 und 5 (Kat-Nrr. 77 bis 144) waren Berliner Künstlern vorbehalten; dazu kamen der Berliner Ulrich Hübner, der viel in Lübeck arbeitete, Jacob Alberts aus Wyk auf Föhr, der in Berlin an der Schule des Vereins Berliner Künstlerinnen lehrte, Albert Haueisen aus Karlsruhe und Carl Storch d. Ä. aus Königsberg, dazu der Bildhauer Heinrich Jobst aus Darmstadt und die Bildhauerin Ottilie Schäfer, damals Frankfurt am Main. Ernst Zöllner am : (Saal 4 (Berlin). Fast gleichzeitig mit dem literarischen ist auch der malerische Naturalismus nach Berlin geströmt und hat die Reichshauptstadt zu einem Zentrum deutscher Kunst erhoben, das München den alten Rang streitig macht. Führende Persönlichkeiten, die ihre Spuren im gesamten Kunstleben der Nation hinterlassen haben, fanden in Berlin, wo alle Äußerungen moderner deutscher Kultur am ehesten in Erscheinung treten, eine dauernde Wirkungsstätte: Max Liebermann, der in seiner Art die impressionistische Lehre der Franzosen übermittelte, der bewegliche Slevogt und der kernige Ostpreuße Lovis Corinth, die beide zuerst in München die neue Kunst in sich aufgenommen hatten. Von der Fülle ausgezeichneter Talente, die seitdem in Berlin erwuchsen und dessen Ruf der Kunststadt begründen, gibt unsere Ausstellung in zwei Sälen einen guten Begriff. Fast all die Hauptleute der kürzlich in die Brüche gegangenen Sezession sind vertreten. 143 In den Sälen 6 und 7 (Kat.-Nrr. 145 bis 195) waren Werke Düsseldorfer Künstler ausgestellt, außerdem Wilhelm Georg Ritter aus Dresden, Carl Albrecht, Ludwig Dettmann und Carl Storch d. Ä. aus Königsberg, Albert Haueisen aus Karlsruhe, Waldemar Rösler aus Berlin; dazu der Bildhauer Constantin Starck aus Berlin. Ernst Zöllner, : Saal 6. (Erster Düsseldorfer Saal). Von den großen Pflegestätten der Kunst hat sich Düsseldorf wohl am schwersten von seinen Traditionen gelöst. Daß die Überlieferung noch nachwirkt und zwar nicht immer günstig, macht sich in dieser Ausstellung bemerkbar. Doch überwiegt die Zahl der Künstler, die im Ringen um Gegenwartsprobleme der Malerei mit modernen Mitteln beachtenswerte tüchtige Leistungen aufzuweisen haben Ernst ZÖLLNER, Casseler Tageblatt, Ernst ZÖLLNER, a.a.o.,

47 46 Im Saal 8 im 1. Stock, dem Thoma-Kabinett (Kat.-Nrr. 196 bis 236), hingen Radierungen und Zeichnungen von Hans Thoma und Max Pretzfelder aus Karlsruhe, Adolf Schinnerer aus Tennenlohe, Johann Vinzenz Cissarz und Felix Hollenberg aus Stuttgart, Heinrich Reifferscheid aus Honnef am Rhein, Max Beckmann, Alfred Helberger, Reinhold Hoberg, Max Liebermann und Hermann Struck aus Berlin, Ulrich Hübner aus Lübeck. Ernst Zöllner beschreibt den Saal so: Die Katalog-Bezeichnung Graphik stimmt nicht ganz, denn dieser Teil der Ausstellung umschließt nicht nur schwarz-weiße und farbige Radierungen, Lithographien, Holzschnitte und einige Stiche, sondern auch Handzeichnungen, Pastelle, Aquarelle usw. Wenn man heute mit Recht von einer Blüte der Malerei sprechen darf, so darf man es nicht minder von den zeichnenden Künsten. Fast alle unsere ersten Maler verstehen es, mit Kupferplatte und Radiernadel umzugehen und haben uns mit diesen Mitteln zum Teil wundervolle Originalschöpfungen geschenkt, die allerdings noch lange nicht gebührend gewürdigt werden. Thoma, Liebermann, Corinth, Beckmann, Hübner, Olde um zunächst nur einige zu nennen haben immer wieder die ausdrucksvolle Schwarz-Weißsprache der Radierung benutzt, um Eindrücke, Empfindungen, Vorstellungen wiederzugeben, für welche die Sprache der Ölfarbe nicht geeignet ist. Die Erzeugnisse der zeichnenden Künste sind in unserer Ausstellung so zahlreich, dass im Rahmen dieser Rundgänge nur einige gestreift werden können. Von Hans Thoma, dem Karlsruher Meister, eine Reihe von Handzeichnungen und Radierungen, Landschaften, stille Städtchen, Burgen und Volkstypen. Von Boerner eine Reihe von Radierungen nach Gemälden von Hans Thoma, die Anspruch auf Volkstümlichkeit haben. Von Max Liebermann eine ungemein geistreiche Probe seiner impressionistisch mit Licht und Schatten arbeitenden Radierkunst: Kanal (Nr. 228). Ferner eine Reihe beachtenswerter Radierungen von Max Pretzfelder, Adolf Schinnerer, Alfred Hellberger, Hermann Struck ( Verschneiter Abhang Nr. 216), Ulrich Hübner und Max Beckmann. 145 Saal 9 (Kat.-Nrr. 237 bis 333) wurde mit Werken von Künstlern aus Hessen-Cassel bestückt. Dazu kamen Sophie Herwig aus Leipzig, Gustav Kampmann aus Bad Grötzingen bei Stuttgart, Otto Lang-Wollin und Hans Neumann, die in Cassel geboren wurden, Theodor von Stiernberg aus Wiesbaden, der in Rotenburg an der Fulda geboren wurde, Philipp Georg Braumüller aus Wiesbaden, dazu als Bildhauer Hans Everding, zur Zeit Rom, der in Cassel studiert und Werke für Cassel z. B. den Papin-Brunnen vor dem Ottoneum geschaffen hatte. Zöllner leitet seinen Rundgang am 3. Juli 1913 ein: Saal 9 (Graphik II) enthält vorwiegend Werke der zeichnenden Künste, die von Mitgliedern der verschiedenen Hessen-Vereinigungen stammen. 146 In Saal 10 (Graphik III) (Kat-Nrr. 334 bis 402) waren Graphiken von Künstlern aus Berlin, Cassel, Dresden, Honnef, Karlsruhe, Leipzig, Stuttgart, Tennenlohe, Worpswede ausgestellt, dazu als Bildhauerin Adele Claessen aus Cassel. Der Kuppelraum (Kat-Nrr. 403 bis 418), beherrscht von der Reiter-Statue von Hermann Hahn, nahm 16 Plastiken auf. Er war von dem Maler Adolf Wagner ( ) aus Cassel, sowie 145 Ernst ZÖLLNER, Casseler Tageblatt, ebd.

48 47 dem Architekten Freiherrn Wilhelm von Tettau ( ), beide Akademieprofessoren in Cassel, mit flach stilisierten, an antiker Vasenmalerei orientierter Figuren und Ornamenten gestaltet worden. 147 Abb. 3: Deutsche Kunstausstellung Cassel 1913 im Orangerieschloss, Kuppelraum; Die Wandgemälde stammen von Professoren Casseler Kunstakademie, dem Architekten Wilhelm Freiherr von Tettau ( ) und dem Zeichenlehrer Adolf Wagner ( ), Cassel; in der Mitte Der Reiter von Hermann Hahn ( ), links Kauerndes Mädchen von Adolf Brütt ( ), oberhalb des Stuhl Sitzender Krieger von Hans Sautter ( ); vor der Apsis das Relief Bacchantenzug von Artur Volkmann ( ), links und rechts am Rande der Apsis die Büsten von Kaiser Wilhelm II und Kaiserin Auguste Victoria von Adolf Brütt; Foto von Hoffotograph Karl Eberth, Kassel Ernst ZÖLLNER kritisierte, dass deren Maßstab zu groß geworden, die Farbwirkung allerdings harmonisch sei; vgl. Casseler Tageblatt vom In: Hessenland, Bd. 37, 1913, S. 181

49 48 Abb. 4: Hermann Hahn ( ), Reiter, Kat. Kassel Abb Die Säle 11 und 12 (Kat.-Nrr. 419 bis 479) waren für die Künstler aus München und Umgebung reserviert. Dazu kamen Jacob Nußbaum aus Frankfurt und Adolf Beyer aus Darmstadt, die an der Münchner Akademie studiert hatten, aber auch Rudolf Siegmund aus Cassel, ohne dass man eine Beziehung zu München erkennen kann; schließlich die Bildhauer Hugo Lederer aus Berlin und Josef Hinterseher, geborener Münchner und Student an der Münchner Aka149 Diese Skulptur wurde schon 1909 als Reiterstudie im Glaspalast in München ausgestellt; vgl. Die Kunst für alle, 24. Jg , S. 517.

50 49 demie, zur Zeit Paris, Eugen Spiro, zur Zeit Paris, der auch zeitweise in München war, Carl Bernewitz aus Cassel. Ernst Zöllner hielt besonders diesen Teil für sehenswert: Als die interessanteste Abteilung der Ausstellung möchte ich die beiden Berliner Säle bezeichnen. Die Repräsentation der Münchner Malerei steht hinter derjenigen Berlins nicht unerheblich zurück. Man vermisst ungern einige wichtige Vertreter der süddeutschen Kunstmetropole Heinrich von Zügel, Damberger, Leo Putz u.a., immerhin gewinnt man eine ungefähre Vorstellung wenigstens von einem Teil der großen Summe an Begabungen, die das heutige München aufzuweisen hat. 150 Die Säle 13, 14 und 15 (Kat.-Nrr. 480 bis 590) wurden mit Werken von Künstlern aus Hessen -Cassel bestückt; dazu zählten auch der aus Cassel stammende Hermann Metz aus Höchst am Main, Carl Heine aus Erfurt, Heinrich Otto und Karl Mons aus Düsseldorf sowie Martha Dehrmann aus Berlin, die an der Casseler Akademie studiert hatten, Carl Bantzer aus Dresden, der in Ziegenhain geboren wurde und zu den Willingshäuser Künstlern gehörte, Otto Mühlig aus Düsseldorf, der mit Carl Bantzer und Adolf Lins auch in Willingshausen tätig war, Oskar Wilhelm Prack aus Frankfurt, Max Schumacher aus Berlin (bisher keine Beziehung zu Cassel bekannt, vielleicht mit Bernard Schumacher (1872 Cassel 1932 Neumünster) verwechselt), Richard Ferdinand Schmitz aus Bad Tölz, der in Gonzenheim am Taunus geboren wurde, Wilhelm Heinrich Rohmeyer aus Fischerhude bei Bremen, der Meisterschüler bei Hans Olde in Cassel war; dazu als Bildhauer Wolfgang Schwartzkopff, der, in Frankfurt geboren, vor seinem Bildhauer-Studium in Berlin bei Louis Kolitz in Cassel studiert hatte, und Cipri Adolf Bermann. Zöllner leitet seine Beschreibung des Saals 13 so ein: Saal 13 (Hessen-Cassel I). Unsere heimischen Künstlerinnen und Künstler sind, wie man weiß, in drei Gruppen zusammengeschlossen, in dem Kurhessischen Künstlerbund, Die Hessen und die Vereinigung der Künstlerinnen Hessen-Nassaus, die bisher getrennt ausgestellt haben. Hier sind nun ausnahmsweise einmal die Mitglieder der drei Verbindungen beieinander zu sehen, außerdem noch manche Hessen, die bisher überhaupt nicht oder doch so gut wie unbekannt waren. Was aber in das Gesamtbild der Hessen-Abteilung noch besonders interessante Züge bringt, ist die Beteiligung Carl Bantzers und Hans Oldes, sowie einer Anzahl von Künstlern, die mit Olde von Weimar nach Cassel gegangen sind und jetzt in der hiesigen Akademie wirken. Es sind unzweifelhaft kräftige Talente darunter, die einen neuen Einschlag in das heimische Kunstleben bringen. In ihren Arbeiten wird bereits etwas sichtbar von den jüngsten Tendenzen in der Malerei, von der Gegenbewegung, die heute dem schon akademisch gewordenen Impressionismus antwortet. Selbstverständlich aber sind die Äußerungen dieses neuen Wollens hier fern von den Zentren der Bewegung einstweilen noch spärlich und es walten diejenigen Richtungen vor, die sich bereits aus der Distanz des historisch Gewordenen betrachten lassen. Einer solchen gehört auch der sechsundfünfzigjährige Carl Bantzer an. Um seine Stellung in der Entwicklung recht zu würdigen, muß man sich an die Knaus und Vautier und ihre novellistischen Darstellungen aus dem bäuerlichen Leben erinnern. Auch Bantzer malt, wenn man seinen Bauerntanz oder andere Schilderungen aus dem oberhessischen Volke so nennen will, Genrebilder, aber sie sind grundverschieden von jenen alten, nicht nur im Malerisch-Technischen, sondern in der absichtslosen Objektivität ihrer Auffassung, in ihrem gesunden, ungeschminkten Realismus. Nicht mit Unrecht hat man Bantzers Bauerndarstellungen als modernes ethnographisches und kulturhistorisches Genre bezeichnet. Seine Arbeiten sind wegen ihrer Wirklichkeitstreue bis zu 150 Ernst ZÖLLNER, Casseler Tageblatt,

51 50 einem gewissen Grade beschreibend, illustrativ, aber nicht zu unterschätzen als reine Malerei. Bei der Hessischen Bauernbraut (Nr. 497) nicht minder wie bei dem Bauerntanz (Nr. 504) war es das dekorative Element in den Trachten, das den Künstler in besonderem Maße anregen musste. In den späteren Arbeiten Bantzers hat sich die Farbe immer mehr dem Ton untergeordnet. 151 Die Beschreibung des Saals 15 beginnt Zöllner mit einer Aufzählung einzelner Künstler: Zunächst eine kleine Reihe beachtenswerter Stimmungslandschaften von Julius Jung (Abendwolken, Nr. 562), Friedrich Fennel (Hessenland, Nr. 522), Carl Geist (eine graugrüne Fuldalandschaft, Nr. 585), Paul Scheffer (Regenbogen, Nr. 588), Leni Zimmermann-Heitmüller (Schlößchen Bad Nenndorf Nr. 564). 152 Die folgenden Einzelbeschreibungen Zöllners zitiere ich im Band 2 dieser Untersuchung. In den Sälen 16 und 17 (Kat.-Nrr. 591 bis 650) hingen fast ausschließlich Gemälde von Künstlern aus Karlsruhe und Stuttgart, außerdem von Richard Hölscher aus Darmstadt, Wilhelm Steinhausen, der auch an der Karlsruher Akademie studiert hatte und mit Hans Thoma befreundet war, Karl Doerbecker aus Marburg, Paul Thiem aus Starnberg, Georg Altheim und Hans Pellar aus Darmstadt; dazu kamen als Bildhauer Artur Volkmann aus Frankfurt und Bernhard Hoetger aus Darmstadt. Zöllner leitet seinen Rundgang durch diese beiden Säle so ein: Die beiden letzten Räume des rechten Schlossflügels vereinigen eine größere Anzahl von Werken süddeutscher Meister, vornehmlich solcher aus Karlsruhe, Stuttgart, Frankfurt und Darmstadt. Meist sind es gute und für die Art der Betreffenden auch bezeichnende Arbeiten, denen man hier begegnet. Von Hans Thoma hätte man allerdings gern etwas aus jüngster Zeit gesehen, denn wie alle wirklich großen Begabungen ist er bis ins hohe Alter hinein entwicklungsfähig geblieben und malt heute anders, wie vor zehn Jahren. Es wäre wirklich sehr erwünscht gewesen, den erstaunlich modernen Thoma kennen zu lernen, von dem wir dieser Tage etwas in Kritiken der auswärtigen Presse zu lesen bekamen, die sich übrigens sehr viel mit Mannheim, Stuttgart usw., aber nur so ganz nebenbei oder gar nicht mit Cassel beschäftigt. Also - wir sehen hier nur den Thoma, den wir schon kennen, den Fortsetzer der klassisch-romantischen Schule, die er freilich an Schlichtheit, Wahrheit und Innigkeit um vieles überragt. Siehe das Selbstporträt aus 1899 (Nr. 591) und das biedere Mädchenporträt (Nr. 591 [sic: Nr. 614] mit seinem Erikakolorit. 153 Zöllner zu den Sälen 18-20: Es ist schon die Rede davon gewesen, dass die zeichnenden Künste heute in Deutschland eine Blüte erleben, die sich nur mit der im gotischen Mittelalter vergleichen lässt. Auch die bodenwüchsige rassige Art jener alten deutschen Meister ist nicht ausgestorben. Das bestätigt eine Erscheinung wie der Frankfurter Meister Fritz Boehle. [ ] Neben Boehle sehen wir eine stattliche Reihe von Karlsruher Meistern, die auch mit den Mitteln der Graphik eine ausdrucksreiche, intime Stimmungskunst pflegen; Gustav Kampmann, Walter Conz, Artur Riedel, Hans v. Volkmann, Walter Hempfing [ ], L. Heinrich Jungnickel, Hans Schroedter, Albert Haueisen, Hermann Kupferschmid [ ] ebd. 152 Ernst ZÖLLNER, a.a.o., Ernst Zöllner, Casseler Tageblatt, a.a.o.,

52 51 Die Werke der hessischen Künstler, deren Graphiken ausgestellt wurden, charakterisiert Zöllner mit dem Schlagwort Heimatkunst : Wilhelm Thielmann rage hier besonders hervor. Dazu werden die Künstler, die Zöllner in dem späteren Aufsatz in der Zeitschrift Hessenland benennt, erwähnt. Zum Schluss seiner Ausführungen würdigt er noch die Kleinplastik etlicher hessischer Künstler. 155 Der Saal 18 im 1. Stock (Kat.-Nrr. 651 bis 703) galt der Graphik und Zeichnungen aus Karlsruhe; dazu kamen Plastiken mehrerer Bildhauer aus verschiedenen Orten, so von Benno Elkan aus Darmstadt, der vor seiner Bildhauertätigkeit in Karlsruhe studiert hatte; bei anderen sind keine Beziehungen zu Karlsruhe zu erkennen. Zöllner am 12. Juli 1913 zum 19. Saal: Fast übergroß ist die Fülle ínteressanter Blätter, die der letzte Saal beherbergt. Es ist am Ende dieses Rundgangs nicht mehr möglich, in eine Einzelbesprechung einzutreten, ich will nur noch hinweisen auf die geistreich radierten Köpfe berühmter Zeitgenossen von Emil Orlik und auf die wenigen Arbeiten von Käthe Kollwitz, besonders auf das für sie so charakteristische Blatt Losbruch (Nr.792). Nicht ganz übergehen darf ich zum Schlusse die Werke der Kleinplastik, die in dieser Abteilung ihren Platz gefunden haben [ ]. Der Saal 19 im 1. Stock (Kat-Nrr. 704 bis 771) galt mit wenigen Ausnahmen der Graphik und Zeichnungen aus Hessen-Cassel, der Saal 20 im 1. Stock (Kat.-Nrr. 772 bis 844) der Graphik und Zeichnungen aus Berlin, Darmstadt, Dresden, Düsseldorf, Karlsruhe, Meißen, dazu mehreren plastischen Werken. Gerade die gesonderte Präsentation der Druckgraphik und der Handzeichnungen ließen eine gute Vergleichsmöglichkeit zwischen den Kunststädten entstehen. 155 ebd.

53 52 5. Überblick über das deutsche Kunstschaffen und Modernität der Kunstausstellung 5.1 Überblick über das deutsche Kunstschaffen Unter den großen künstlerischen Veranstaltungen dieses Jahres ist die >Deutsche Kunstausstellung zur Jahrtausendfeier der Residenzstadt Kassel< als letzte eröffnet worden. Mit einem begrenzten Programm, das das Ausland und die Verstorbenen ausschloss, ohne den Ehrgeiz, nur das Neueste bieten zu wollen, darf die Veranstaltung doch den Anspruch auf allgemeine Beachtung erheben; und zwar einmal wegen der äußeren Gestaltung, dann wegen des Gesamtcharakters des Gebotenen. Die Ausstellung solle einen guten Überblick [ ] von dem deutschen Kunstschaffen gewähren und vorzüglich solche Werke [ ] vereinigen, die für den einzelnen Künstler besonders charakteristisch wären, einerlei, ob vom letzten Jahre oder ob von anderen Ausstellungen schon bekannt. Den Ton der Ausstellung solle die Kunstrichtung bestimmen, die man heute als festes Gut unserer künstlerischen Kultur bezeichnen darf. [ ]Von der neuesten Phase der Entwicklung, von jenen Bestrebungen, deren Endziele niemand vorauszusehen und deren Bedeutung kaum jemand richtig abzuschätzen vermag, habe man billig absehen dürfen. Man wolle aber in Kassel, in dem eine wesentlich auf alten Prinzipien beharrende Geschmacksrichtung vorherrsche, einen Begriff von der Kunst der Gegenwart geben; man durfte also nur mit dem Besten und Ausgereiftesten kommen. Ganz ausgeschlossen waren Gruppen, die mit eigener Jury in corpore ausstellten ; dies sei erfahrungsgemäß eine Belastung für Ausstellungen. 156 Mit diesen Aussagen erhebt Gronau den Anspruch, die Casseler Ausstellung mit den oben erwähnten Ausstellungen in Berlin, Düsseldorf, Mannheim, München, Stuttgart auf eine Stufe zu stellen; das Ansehen Cassels als Kunststadt werde durch diese Ausstellung und die dabei getätigten Ankäufe für eine städtische Kunstsammlung gehoben. Ernst Zimmer bescheinigt der Ausstellung, sie sei die größte und qualitativ höchststehende Kunstausstellung [ ], die hier bisher gezeigt werden konnte. 157 Helmut Kramm zeigt auf, dass die führenden Künstler um 1910 [ ] fast alle vertreten waren: Altherr, Bracht, Corinth, Caspar, Dill, Egger-Lienz, Erler, Fehr, Gaul, Greiner, Hagen, Hahn, Herrmann, Hildebrand, Hölzel, v. Hofmann, Kalckreuth, Kampf, Klinger, Kollwitz, Lederer, Oppler, Slevogt, Steinhausen, v. Stuck, Thoma, Trübner, Tuaillon, Vogeler, Volkmann, Zumbusch. Diese Namen verkörpern die deutsche Kunstentwicklung bis zum Weltkriege. 158 Dies bestätigt die obige Zusammenstellung. Die Kasseler und hessische Kunst wurde hauptsächlich gezeigt von Bantzer (damals noch in Dresden), Bernewitz, van Brackel, Breuer, Burmester, Cauer, Doerbecker, Everding, Fennel, Giebel, Hellner, Höger, Höhmann, Holzapfel, Jeschke, Jung, Knackfuß, Ferdinand und Fritz Koch, Lins, Metzger, Meyer-Cassel, Odefey, 156 Georg GRONAU, wie Anm. 17, S Ernst ZIMMER, Die Deutsche Kunstausstellung Kassel In Die Kunst für alle, 28. Jg , S. 525, München Helmut KRAMM, wie Anm. 6, S. 65.

54 53 Olde, Sautter, Schliephacke, Schwartzkopff, Siegmund, Sy, Thielmann, Ubbelohe, Wagner. Die Ausstellung zur Tausendjahrfeier 1913 war in jeder Beziehung ein großer Erfolg. Um dies Ergebnis war besonders der damalige Vorsitzende des Kunstvereins, Dr. Gronau, sehr bemüht gewesen. 159 Wenn, wie oben aufgezeigt, 199 der in Cassel vertretenen Künstler, die zu den angesehensten und gefragtesten ihrer Zeit gerechnet wurden und aus den großen deutschen Kunstmetropolen stammten, auch auf den anderen großen Ausstellungen zu sehen waren, bestätigt dies den hohen Anspruch Gronaus, dass die Ausstellung in Cassel zu den großen künstlerischen Veranstaltungen dieses Jahres gehöre. Auch für andere Ausstellungen wird in der zeitgenössischen Kunstkritik formuliert, dass sie einen Überblick über das deutsche Kunstschaffen geben würden. Willy F. Storck bemerkt am Schluss seiner Besprechung der Künstlerbund-Ausstellung 1913 in Mannheim: Sie gibt in ihrer Zusammensetzung, man kann fast sagen, in ihrem Kunterbunten, durchaus die gesamte Zeitlage der heutigen deutschen Kunst und das ist ihre Bedeutung, ihr Verdienst. 160 Hermann Tafel bescheinigt der Großen Kunstausstellung in Stuttgart 1913, dass sie den Schwaben wieder einmal ein umfassendes Stück deutscher und ausländischer Kunst vorführen könne und hinter Nachbarstädten wie Mannheim nicht zurückbleiben müsse. 161 Wilhelm Pieper attestiert der Großen Kunstausstellung in Düsseldorf einen ausgezeichnet orientierenden Überblick über das gesamte deutsche Kunstschaffen der Jetztzeit. 162 Dagegen habe man bei der 3. Jubiläumsausstellung in Berlin wegen des Fehlens der Berliner Sezession die Schwierigkeit gehabt, einen Überblick über das gesamte Schaffen der deutschen Künstlerschaft zu geben, der diesen Namen verdiente. 163 Künstler der Berliner Sezession waren allerdings auf der DKA in Cassel zahlreich vertreten. Wenn man den Anspruch, dass die DKA 1913 einen Überblick über das zeitgenössische deutsche Kunstschaffen gegeben habe, bejaht, kann man ihr zubilligen, dass sie einen Aufbruch Cassels zur Kunstmetropole markiert. Dabei spielt sicherlich die Frage eine Rolle, wie modern die Ausstellung war: Ohne eine wenigstens moderate Modernität käme eine künftige Kunstmetropole nicht aus. 159 Ebd. 160 Willy F. STORCK, Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Mannheim In: Deutsche Kunst und Dekoration, Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungsbau und künstlerische Frauenarbeit, hg. und redigiert von Hofrat Alexander Koch, Bd. 23, Oktober März 1914, S Hermann TAFEL, Die Große Kunstausstellung in Stuttgart, in: Kunst für alle, 28. Jg., , S Wilhelm PIEPER, Die Große Kunstausstellung Düsseldorf Kritische Streifzüge von Wilhelm Pieper, in: Moderne Kunst 27, , (1) S und (2) S , hier S M.O., Die Berliner Jubiläumsausstellung (GroBeKa). Kunstchronik 1913, Neue Folge, 24. Jg. 1913, 1. Teil Nr. 35, 30. Mai, Sp , 2. Teil 6. Juni, Sp , Leipzig 1913.

55 Modernität der Ausstellung Gronau stellte fest: Man habe nicht den Ehrgeiz gehabt, nur das Neueste bieten zu wollen. Deswegen würden Möglichkeiten, die über den fast schon als klassisch und altmeisterlich anzusprechenden Impressionismus hinausgingen, nur an einigen Beispielen gezeigt. 164 Ernst Zimmer bestätigt dies in seinem Bericht über die DKA 1913 in der Zeitschrift Kunst für alle : Die extremsten modernen Richtungen wurden von vornherein ausgeschlossen. 165 Gronau wendet sich nur behutsam gegen die Avantgarde, da ihre Bedeutung und ihr Endziel noch kaum einzuschätzen seien. Der Impressionismus galt für Gronau demnach schon als fast klassisch, und man kann an dieser Stelle schon sagen, dass ein großer Teil der ausgestellten Werke impressionistisch beeinflusst war. Richard Spangenberg hielt die Ausstellung dennoch für modern im besten Sinne des Wortes, da sie den gewaltigen Aufschwung, den die deutsche Kunst [ ] in den letzten Jahrzehnten genommen habe, spiegele. 166 Er spielt hier mit dem Wort modern, indem er es wie zeitgenössisch verwendet, während sonst modern eher im Sinne von avantgardistisch verstanden wird. Ähnlich verhält sich Wilhelm Pieper in seinem Bericht zur Düsseldorfer Ausstellung 1913: Da er ja nicht als unmodern oder rückschrittlich gelten mag, bezeichnet er jüngere Maler wie z.b. Hans Kohlschein, der wie sein Bruder Josef keine exzentrischen Seitensprünge mache, als modern, um sich gleich darauf von dem hypermodernen Lager der Düsseldorfer Maler, zu dem Pieper Walter Ophey rechnet Ophey stellte auch auf der DKA 1913 aus, abzugrenzen. 167 Richard Spangenbergs Modernitätsauffassung verdeutlicht seine Aussage zu Max Liebermann: An die große Kunstrevolution des Naturalismus und Impressionismus erinnern indessen unter den Ausstellern einige Namen von führender Bedeutung. So durfte der Bahnbrecher der Moderne nicht fehlen, ebenso wenig wie Ludwig Dettmann [ ]. Der Casseler Akademiedirektor Olde, der mit Paul Baum der erste war, der Bilder neoimpressionistischer Schule in Deutschland ausstellte, ist mit früheren und neueren interessanten Arbeiten vertreten. [...] Außer Corinth ist an der Spitze der Berliner Künstler Max Slevogt zu verzeichnen [ ]. 168 Damit war wohl die Spitze der Modernität, die den Casselern 1913 zugemutet werden konnte, erreicht. Manfred Marx meint dagegen: Obwohl Werke der Brücke und des Blauen Reiters fehlten, habe die Ausstellung trotzdem für damalige Verhältnisse eine durchaus fortschrittliche Gesinnung gezeigt: Impressionismus, Neo-Impressionismus, Symbolismus, Jugendstil, Naturalis- 164 Georg GRONAU, wie Anm Ernst ZIMMER, wie Anm. 157, ebd. 166 Richard SPANGENBERG, wie Anm. 18, S Wilhelm PIEPER, wie Anm. 162, hier S Richard SPANGENBERG, wie Anm. 18, ebd.

56 55 mus seien vertreten gewesen. 169 Hier werde ich einige Zuordnungen vorschlagen, ohne diese Stilrichtungen näher zu definieren. Hierzu gibt es genügend einschlägige Lexika. Die DKA 1913 hatte auch einen pädagogischen Anspruch, nämlich den künstlerisch konservativen Casselern einen Begriff von der Kunst der Gegenwart zu geben; dazu resümiert Gronau: Die Aufnahme, die die Ausstellung gefunden hat, ist sehr erfreulich; derer, die grollend beiseite stehen, weil sie >zu modern< ist, sind wenige; die jüngere Generation aber wird bleibende Eindrücke davontragen. 170 Eine ähnliche Einschätzung erfährt die Stuttgarter Ausstellung von Wilhelm Tafel: Einem Teil der Stuttgarter sei die Ausstellung zu modern, einem anderen Teil zu konservativ. Vielleicht habe sie die richtige Mitte getroffen Moderne Künstler auf der DKA 1913 Eine Zuordnung von Künstlern zu den bedeutendsten Kunstrichtungen der klassischen Moderne kann für die Zeit der DKA 1913 nur eine Momentaufnahme bedeuten, da die Entwicklung vor und nach dieser Zeit nur erfasst werden kann, wenn man genauere künstlerischbiographische Auskünfte hinzuzieht. Deswegen sind die folgenden Zuordnungen mit Einschränkungen zu verstehen und auf die Ausstellung 1913 bezogen. Einer der ältesten Aussteller in Cassel, Eugen Bracht ( ), malte zum Beispiel anfänglich traditionalistisch und entwickelte erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine impressionistische Malweise. Außerdem ist eine Zuordnung, ohne die Werke selbst detailliert in Augenschein zu nehmen, kaum möglich Impressionisten, Spät-Impressionisten, Neo-Impressionisten bzw. Pointillisten Mit dem Begriff des Deutschen Impressionismus der Begriff geht wohl auf Paul Cassirer zurück setzt sich Hans Jürgen Imiela in seiner Monographie über Max Slevogt kritisch auseinander. 173 Wegen der Gängigkeit des Begriffs behalte ich ihn bei. Helmut Kramm lobte die DKA 1913 in hohen Tönen: Hier erschien noch einmal in einer großartigen Schau einheitlich die malerische Kultur des Impressionismus, jene Bewegung, die der Kunstverein besonders nach 1908 gefördert hatte und mit deren Entfaltung er auch zu seiner neuen Bedeutung gelangt war Manfred MARX, wie Anm. 5, ebd. 170 Georg GRONAU, wie Anm. 17, ebd. 171 Hermann TAFEL, wie Anm Zum Deutschen Impressionismus vgl. den gleichnamigen Ausstellungskatalog der Kunsthalle Bielefeld, hg. von Jutta HÜLSEWIG-JOHNEN und Thomas KELLEIN, Köln 2009, sowie den Katalog der Ausstellung Berliner Impressionismus, Werke der Berliner Secession aus der Nationalgalerie, hg. von Angelika WESENBERG, Berlin Hans Jürgen IMIELA, Max Slevogt. Eine Monographie von Hans-Jürgen Imiela, Karlsruhe 1968, S

57 56 war die innere Einheit und Geschlossenheit im künstlerischen Ausdruck noch da, die dann sehr bald verloren ging und wichtigen neuen Aufgaben Platz machen musste. 174 Der Impressionismus galt Gronau und anderen 1913 schon fast klassisch und altmeisterlich. Die Generation der um 1850 Geborenen war mit dem französischen Impressionismus früh in Berührung gekommen, war von ihm beeinflusst worden und hatte die Freilicht-Malerei in einigen Malerkolonien, voran die in Willingshausen, praktiziert. Carl Bantzer ( ) (Gemälde Hessische Bauernbraut, Kat 1913, Nr. 525, Abb. 18) gehörte mit Wilhelm Claudius ( ) zu den Willingshäusern. Zu dieser Dresdner Generation gehört auch Eugen Bracht (s.o.). Die jüngere Dresdner Generation wie Adolf Fischer-Gurig ( ), Ernst Richard Dreher ( ), Ferdinand Dorsch ( ), Walter Zeising ( ), Fritz Beckert ( ), Ernst Müller-Gräfe ( ), Carl Heine ( ) aus Erfurt, der in Cassel und Dresden studierte (Gemälde Akte im Kat Nr. 540, Abb. 3) sind zu den impressionistisch bzw. spät-impressionistisch orientierten Künstlern zu rechnen. Von den Dresdner Künstlern findet man zu Richard Dreher ( ) die Benennung Neo-Impressionismus und klassisch gebändigter Expressionismus 175 (Gemälde 1912 aus der Auvergne Fischerboote in Martigues, Kat 1913, Nr. 69). Otto Hettner ( ), der als Maler und Bildhauer tätig war, war von in Paris; seine Werke zeigen Einflüsse von van Gogh und Cézanne. Aus Cassel sind der damalige Akademie-Direktor Maler Hans Olde ( ) (Gemälde Bildnis des Fräulein v. Sch., Kat 1913, Nr. 548, Abb. 11), Georg Burmester ( ) (Gemälde Großmutter, Kat 1913, Nr. 523, siehe unten S. 56, Abb. 7); Gemälde Badende Frauen im Arno, Kat 1913, Nr. 525, Abb. 24), der Olde-Schüler Peter Paul Draewing ( ), der Bantzer-Schüler Alfred Queck ( ) sowie der mit 30 Jahren verstorbene Otto Höger ( ) (Gemälde Waldlandschaft, Kat 1913, Nr. 521, Abb. 12), zu den Impressionisten zu zählen. Hans Meyer-Cassel ( ) stellte zwei Gemälde aus ( Innenraum Schloss Wilhelmshöhe, Kat 1913, Nr. 565, und Blick ins Werratal, Nr. 581), die nach Auskunft Ernst Zöllners in neoimpressionistischer Mosaiktechnik gestaltet wurden. 176 Max Liebermann ( ) und die 1898 als Abspaltung vom Verein Berliner Künstler gegründete Berliner Secession gelten als Wegbereiter der Moderne und als Protagonisten des Berliner Impressionismus 177 ; zu den Vorstandsmitgliedern gehörten auch die auf der DKA 1913 vertretenen Ludwig Dettmann ( ), der als Vorkämpfer des Impressionismus galt (Gemälde Im Park, Kat 1913 Nr. 169, Abb. 16, und Letzter Spatenstich, Kat 1913, 174 Helmut KRAMM, wie Anm. 6, S Wikipedia zu Richard DREHER, eingesehen am Ernst ZÖLLNER, Casseler Tageblatt Vgl. Berliner Secession, Wikipedia, eingesehen am ; ganz anders Georg SCHMIDT, Die Malerei in Deutschland , Königstein 1959, im Kapitel überlebendes 19. Jahrhundert , S. 4: Liebermann und Corinth seien vorimpressionistisch tonige Maler geblieben.

58 57 Nr. 151) 178, Otto Heinrich Engel ( ) und Curt Herrmann ( ). Letzterer wurde neben Paul Baum mit seiner neo-impressionistischen bzw. pointillistischen Malerei bekannt. Lovis Corinth ( ) und Max Slevogt ( ) (Gemälde Hängematte, Kat 1913, Nr. 103, Abb. 20) gelten neben Liebermann als die wichtigsten Vertreter des deutschen Impressionismus, obwohl gerade diese beiden sich einer Schubladen -Zuordnung entziehen. 179 Zur älteren Generation kann man noch Philipp Franck ( ) 180 sowie den vielseitigen Ernst Oppler ( ) zählen. Berliner Impressionisten bzw. Spät- Impressionisten der jüngeren Generation: Alfred Helberger ( ), auf dem Höhepunkt seiner Karriere einer der wichtigsten Berliner Maler, später von den französischen Fauves beeinflusst; Ulrich Hübner ( ), der von Anfang an zur Berliner Sezession gehörte und später häufig in Lübeck und Travemünde malte; August Heitmüller ( ), Schüler von Lovis Corinth (er wurde wegen der Zugehörigkeit von Bad Nenndorf zu den Hessen gerechnet); Hans Meid ( ), der den Impressionismus in der Druckgraphik etablierte; Joseph Oppenheimer ( ); Rudolf Großmann ( ), deutlich von Paul Cézanne ( ) beeinflusst; Ralph Jentsch charakterisiert seinen späteren Stil als Synthese zwischen Impressionismus und Expressionismus 181 ; Emil Pottner ( ) übertrug den impressionistischen Stil auf die Keramik, auch wenn er sich selbst nicht ausdrücklich als Impressionisten bezeichnet hätte. 182 Ernst Zöllner hielt Theo von Brockhusen ( ) für einen Neuerer und hob sein Gemälde Allee (Kat Nr. 131) heraus: Das Bild werde viele befremden. Aber hier ist eigentliches Neuland. Die vor der Natur gewonnene Erkenntnis vom Einflusse des Lichtes und der Luft auf die farbigen Werte ist hinübergenommen in das Reich freischaffender Phantasie. Diese tiefräumige, von hellstem Sonnenlicht durchströmte märchenhafte Allee ist vielleicht das interessanteste Stück der ganzen Ausstellung Vgl. Monika POTZAL, Ludwig Dettmann Zwischen Avantgarde und Anpassung, hg. vom Museumsberg Flensburg und Kunstverein Flensburg aus Anlass der Ausstellung vom 27. April bis 29. Juni Heide 2008, S Vgl. Lovis Corinth, Katalog München 1996, anlässlich der Ausstellung Lovis Corinth. Retrospektive im Haus der Kunst, München, , in der Nationalgalerie im Alten Museum in Berlin, , hrsg. von Peter-Klaus SCHUSTER und Christoph VITALI. Mit Beiträgen von Andreas Bärnreuther, München, New York 1996, 2. erweiterte und bearbeitete Auflage, darin Barbara BUTT, S. 77: Wie ich das Radieren lernte, Corinth als Graphiker: Corinths Zeichnungen und Graphiken widerspiegeln seine akademische Ausbildung im 19. Jahrhundert, seine lebenslange Bewunderung für die Alten Meister, seine Auseinandersetzung mit Realismus und Impressionismus und seine Beteiligung an der gesamteuropäischen Bewegung des Expressionismus im frühen 20. Jahrhundert. Vgl. hier auch Carla SCHULZ-HOFFMANN, Corinth und die Moderne Ruhm und Nachruhm, S Ingeborg BECKER nennt seinen Stil naturalistischen Impressionismus ; vgl. Wolfgang IMMENHAUSEN und Almut von TRESCKOV, Philipp Franck ( ), Werkverzeichnis der Gemälde. Wissenschaftliche Mitarbeit Sabine Meister, Petersberg 2010, S Ralph JENTSCH, Rudolf Grossmann, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik, Illustrierte Bücher. Ausstellung der Kunstgalerie Esslingen Juni/Juli 1974, Esslingen 1974, Vorwort. 182 Vgl. Marcus OERTEL, Emil Pottner ( ), Maler, Graphiker, Keramiker. Dissertation Bonn 2007, S ; er hält die Charkterisierung seines Stils als impressionistisch nur für bedingt zutreffend. 183 Ernst ZÖLLNER, Casseler Tageblatt,

59 58 Für die älteren Düsseldorfer Impressionisten stehen Hugo Mühlig ( ), Helmuth Liesegang ( ) 184 und Hermann Pohle ( ), die Naturalismus mit Impressionismus verbanden. Gregor von Bochmann ( ) lässt sich eher nicht zu ihnen zählen, auch wenn er in seinem Gemälde Estnische Landschaft (Kat 1913, Nr. 172) eine stark aufgelockerte Malweise wählt. 185 Im Kat 1913, Nr. 161, Abb. 9, ist das Gemälde Ananasberg des etwas jüngeren Max Stern ( ) zu sehen, das eine typisch im-pressionistische Kaffeegarten-Szene zeigt; Walter Ophey ( ), der sich am frühesten und radikalsten von der Düsseldorfer Tradition unabhängig machte, 186 experimentierte vor seinen expressionistischen Werken mit pointillistischer Freiluftmalerei. Von ihm abgesehen, scheint für die Düsseldorfer akademische Malerei der Vorwurf einer gewissen Stagnation nicht unberechtigt zu sein, auch wenn, so zeigt Roth an einigen Beispielen, der Düsseldorfer Malerschule in den letzten beiden Generationen der Anschluss an die internationale Moderne gelang. 187 Curt Herrmann ( ) gilt neben Paul Baum als einer der bedeutenden Neo-Impressionisten (Kat 1913, Nr. 111 und 113). 188 Für die Karlsruher Impressionisten steht vor allem Wilhelm Trübner ( ) mit seinem Spätwerk; der Kat 1913, Nr. 592, Abb. 13, zeigt sein Gemälde Ufer am Starnberger See. Walter Thor ( ) war impressionistisch beeinflusst; Albert Haueisen ( ), der spätere Direktor der Karlsruher Akademie, und Karl Hempfing ( ) sind zu den Spät-Impressionisten der jüngeren Generation zu rechnen. Haueisen experimentierte zum Missfallen seines Lehrers Hans Thoma mit pointillistischer Malweise, orientiert an Camille Pissarro. 189 Im Bereich der Graphik wird Gustav Kampmann ( ) (Kat 1913, Nr. 663) um die Jahrhundertwende zur künstlerischen Avantgarde gerechnet. Gerlinde Brandenburger konstatiert in ihrer Dissertation, es sei gerechtfertigt, in ihm einen Vorläufer für die Abstraktion zu sehen, da der Kreis um Otto Fikentscher, vor allem aber Kampmann versucht hätten, eine Reduktion der Landschaft auf Linie, Struktur und Farbwerte zu erreichen und damit bereits auf die abstrakte Malerei hinauswiesen. 190 Münchner Künstler, die man zu den (Spät-)Impressionisten zählen kann: Fritz Strobentz ( ) entwickelte sich vom Naturalisten zum Impressionisten; der Maler, Dichter, 184 Vgl. Christiane PICKARTZ im Ausst. Katalog Kronenburg, Wege in die Moderne. Die Künstler des Sankt Lucas-Clubs in Düsseldorf, hg. von Ekkehard Mai, Petersberg 2018, S Vgl. Julia HÜMME, Gregor von Bochmann ( ), Leben und Werk eines deutschbaltischen Malers in Düsseldorf, Kiel 2007, S : Sie konstatiert, dass auch in Bochmanns Spätwerk die Berücksichtigung impressionistischer Stilelemente zu gering gewesen sei. 186 Vgl. Nicole ROTH, Wie modern ist die Düsseldorfer Malerschule? In: Baumgärtel, Bettina (Hg.), Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung , Petersberg 2011, Band 1, S Ebd. 188 Vgl. Marianne HEINZ und Sylvia LYSKO, Neue Galerie, Meisterwerke, Petersberg 2011, S Vgl. Eva HABERMEHL, Albert Haueisen ( ), Studien zum Werk, Werkverzeichnis der Gemälde, Mainz 1991, Bd. 1, S Wolfgang HARTMANN, Landschaftsmalerei heute und badische Tradition, Kunsthalle Karlsruhe, konfrontiert Alte und Neue, in: Badische neueste Nachrichten, 11. Dez. 1974, zitiert nach: Gerlinde BRANDENBURGER, Gustav Kampmann ( ). Ein Beitrag zur deutschen Landschaftskunst um Frankfurt am Main 1991, S. 147.

60 59 Komponist Paul Thiem ( ) malte später unter Max Slevogts Einfluss impressionistisch; Max Stremel ( ) war nach einer impressionistischen Phase mit seinem Freund Paul Baum ein Vertreter des Pointillismus; Friedrich Stahl ( ) malte zunächst impressionistisch, später auch symbolistisch; Carl Vinnen ( ) malte seine maritimen Motive im impressionistischen Stil, polemisierte aber heftig gegen den Überhang der französischen Malerei (siehe unten, Exkurs 5.3.4, S. 64); der viel reisende Karl Leipold ( ), Student auch der Münchner Akademie, war in seiner Marinemalerei impressionistisch beeinflusst; der vielseitige Carl Strathmann ( ) erprobte die Stilarten Impressionismus, Symbolistischer Jugendstil und Japonismus sowie Pointillismus. Theodor Esser ( ) war vom französischen Impressionismus beeinflusst; Franz Xaver Hoch ( ) malte nach seiner Dachauer Phase im Jugendstil und symbolistisch, später impressionistisch; Karl Illies ( ), der in München studiert hatte, malte im Frühwerk impressionistisch, später pointillistisch; Rudolf Schramm-Zittau ( ) (Gemälde Der Hahnenkampf, Kat 1913, Nr. 424, Abb. 17) ging den Weg der späten Impressionisten; Adolf Schinnerer ( ) malte impressionistisch, später pointillistisch; Walter Klemm ( ) zeigte impressionistische, später auch expressionistische Einflüsse. Angelo Jank ( ) wird moderater Spätimpressionismus bescheinigt. 191 Für die ältere Generation der Impressionisten in Stuttgart steht der Marine-Maler Carlos Grethe ( ); Felix Hollenberg ( ) gilt als Vermittler des Liebermannschen Impressionismus in die Druckgraphik; Georg Greve-Lindau ( ), der sich 1913 wegen des Villa-Romana-Preises in Florenz aufhielt, war Meisterschüler des Stuttgarter Akademiedirektors Leopold von Kalckreuth und arbeitete zusammen mit Max Klinger, Fritz Mackensen und Max Beckmann. Der etwas jüngere Karl Schmoll von Eisenwerth ( ) schuf in seinem Frühwerk vom Jugendstil geprägte Werke, auch solche der Glaskunst; um die Jahrhundertwende malte er eher im duftigen Stil der Neu-Dachauer Ludwig Dill, Adolf Hölzel und Carl Langhammer. 192 Schließlich wären noch Hans Völcker ( ) aus Wiesbaden zu nennen, der unter dem Einfluss von Liebermann impressionistisch malte, sowie Josef Theodor Hagen ( ) aus Weimar, der als stilprägender Vertreter der Düsseldorfer und der Weimarer Malerschule und als ein Begründer des deutschen Impressionismus gilt Birgit JOOSS, gegen die sogenannten Farbenkleckser!. Die Behauptung der Kunstakademie als eine Institution der Tradition ( ). In: Gerhart, Nikolaus, Grasskamp, Walter, Matzner, Florian (Hg.), kein bestimmter Lehrplan, kein gleichförmiger Mechanismus. 200 Jahre Akademie der Bildenden Künste München, München 2008, S Vgl. Clementine SCHACK VON WITTENAU, Karl Schmoll von Eisenwerth ( ); Malerei, Graphik, Glaskunst, Stuttgart Artikel zu Theodor Hagen in Wikipedia, eingesehen am ; vgl. Edwin REDSLOB, Theodor Hagen, Leipzig 1921, Vorwort: Hagen habe seit 1871 an der Weimarer Kunstschule den Impressionismus vertreten.

61 Symbolisten und Jugendstil-Künstler Die als symbolistisch bezeichnete Malerei bediente sich der Mittel der realistischen Malerei, wobei aber die gedankliche Tiefe und Bedeutung, Allegorien und Phantasien maßgeblich sind; sie weist zahlreiche Parallelen zum Jugendstil auf und wurde oft mit dessen malerischen Mitteln kombiniert. Etliche Werke des vielseitigen und genialischen Max Klinger ( ), 1913 in Leipzig, lassen sich dem Symbolismus zuordnen; man denke an seinen frühen graphischen Zyklus von 1881 Der Handschuh. Auf der DKA 1913 stellte er ein Gemälde Damenporträt (Kat 1913, Nr. 72), eine Radierung Gurlitt-Adresse (Kat 1913, Nr. 402) und eine Marmor- Skulptur Weiblicher Kopf (Kat 1913, Nr. 418), die im Kuppelsaal zu sehen war, aus. Außerdem stand Klinger dem Jugendstil nahe. Er und viele andere waren von dem Franzosen Pierre Cécile Puvis de Chavannes ( ) oder dem Schweizer Ferdinand Hodler ( ) beeinflusst, so zum Beispiel der auch in Cassel vertretene Schweizer Alfred Heinrich Pellegrini ( ), der zwei Gemälde Tauschnee und Trommler ausstellte (Kat 1913, Nr. 648 und Nr. 650). Auch wenn der Österreicher Albin Egger-Lienz ( ) sich 1913 verbat, dass zwischen seinem und Hodlers Stil Vergleiche gezogen wurden 194, so ist der Einfluss von Hodlers linear vereinfachendem Stil nicht zu verkennen. Egger-Lienz, der an der Weimarer Kunstschule lehrte, stellte das Gemälde Wassernot (Kat 1913, Nr. 37) aus. Alois Kolb ( ) war in Leipzig als Professor für Radierkunst auch Gebrauchsgraphiker, arbeitete für die Zeitschrift Jugend und als Exlibrist. Er zeigte in Cassel eine Radierung Phantasie (Kat 1913, Nr. 811). In München ist Franz von Stuck ( ) der führende Symbolist 195 ; in Cassel stellte er eine Susanna aus (Kat 1913, Nr. 445). Friedrich Stahl ( ), der auch von den englischen Präraffaeliten beeinflusst war, malte zeitweise symbolistisch; sein Gemälde Blumenstück, Eisenhut (Kat 1913, Nr. 87) war zu sehen. Der oben erwähnte Carl Strathmann ( ), ein Mitarbeiter der Zeitschrift Jugend in München, mit Franz von Stuck und Lovis Corinth gut bekannt, erprobte sich in vielfältigen Stilarten, darunter auch in dem als Japonismus bezeichneten Stil; Amor und Pfau (Kat 1913, Nr. 457) war sein ausgestelltes Werk. Rudolf Sieck ( ), der als Kunstgewerbler auch für die Zeitschriften Jugend und Simplizissimus arbeitete, entwarf z. B. Dekore für Nymphenburger Porzellan. Er stellte in Kassel ein Gemälde in Tempera Mai (Kat 1913, Nr. 831), ein Gemälde in Öl Gewitter im Mai (Kat 1913, Nr. 434) und eine farbige Aquatinta-Graphik Vorfrühling am Chiemsee (Kat 1913, Nr. 838) aus. Für Ernst Zöllner sind die beiden Gemälde von Walter Klemm ( ) vom Hodlerismus beeinflusst; er rechnet sie allerdings zum Expres- 194 Vgl. Kindlers Malerei-Lexikon, Bd. 3, S Stucks symbolistische, sinnenfreudige und dekorative Malerei ; vgl. Birgit JOOSS, wie Anm. 191, S. 57.

62 61 sionismus. 196 Hans H. Hofstätter rechnet Willi Geiger ( ), der sich um 1913 als Exlibris-Künstler hervortat, sowie Otto Bauriedl ( ), beide Schüler von Franz von Stuck, ebenfalls zu den Jugendstil-Künstlern. 197 In Berlin bzw. ab 1903 in Weimar war Ludwig von Hofmann ( ), der auch für die Zeitschrift Pan arbeitete, einer der Maler, die den Jugendstil pflegten. Er wird von Hofstätter auch zu den Symbolisten gezählt. 198 In Cassel stellte er drei Gemälde aus: Sorrentiner Küste, Brandung und Reiter-Gewitterstimmung (Kat 1913, Nrr. 30, 42 und 44). Hofstätter nennt dazu noch Eugen Spiro ( ) und Rudolf Emil Weiß ( ). 199 Erich Kuithan, der erst seit 1911 in Berlin an der Kunstschule lehrte, ließe sich ebenfalls hier einordnen; er stellte in Kassel die Gemälde Georginenstrauß und Mädchen nachts vor dem Spiegel aus (Kat Nrr. 120 und 129). 200 Er näherte sich später den Expressionisten an. Aus Dresden sind drei Künstler zu nennen, die neben dem Jugendstil auch einen symbolistischen Stil pflegten: Hans Unger ( ), von Puvis de Chavannes beeinflusst, stellte einen Weiblichen Akt aus (Kat 1913, Nr. 67); Carl Heine ( ), der in Cassel und Dresden studiert hatte, zeigte drei Gemälde: Doppelbildnis, Bildnis und Akte (Kat 1913, Nrr. 534, 538 und 540, Abb. 3); Oskar Zwintscher ( ) zeigte eine Radierung Neuer Markt, Dresden und zwei Gemälde Bildnis mit Georginen und Bildnis in braunem Sommerkleid (Kat Nrr. 819, 57 und 58, Abb. 10) in symbolistischem Jugendstil. Darmstadt mit dem Jugendstil-Zentrum auf der Mathildenhöhe darf nicht vergessen werden. Bernhard Hoetger ( ) stellte aus: Porträtbüste Frau S. aus Gips, (Kat 1913, Nr. 411, Abb. 14), Weiblicher Torso aus Bronze und Fauchende Katze aus Majolika (Kat 1913 Nrr. 608 und 688); Heinrich Jobst ( ), der auch für den Sprudelhof in Bad Nauheim tätig war, zeigte das Porträt des Herrn K (Kat 1913, Nr. 133). Karl Schmoll von Eisenwerth ( ) war in seiner Darmstädter Zeit um 1900 tief vom Jugendstil geprägt Ernst ZÖLLNER, Casseler Tageblatt vom , Feuileeton, Sp Hans H. HOFSTÄTTER, Geschichte der europäischen Jugendstilmalerei. Ein Entwurf,Köln, 4. Auflage 1972, Tabelle im Vorsatz. 198 Hans H. HOFSTÄTTER, Symbolismus und die Kunst der Jahrhundertwende. Voraussetzungen, Erscheinungen, Bedeutungen, 4. Auflage Köln 1978, Tabelle im Vorsatz. 199 HOFSTÄTTER, wie Anm Vgl. Erich Kuithan Gemälde, Studien, Zeichnungen. 12. September bis 4. Dezember 1994, hg. von den Städtischen Museen Jena, Romantikerhaus, Leipzig 1993, S J. A. SCHMOLL, Karl Schmoll von Eisenwerth, in Kulturzeitschrift Linz, 28. Jg., H. 4, 1978, S. 57.

63 Expressionisten Georg Gronau: Man wolle in Kassel Möglichkeiten, die über den fast schon als klassisch und altmeisterlich anzusprechenden Impressionismus hinausgingen, nur an einigen Beispielen zeigen. 202 Mit diesen über den Impressionismus hinausgehenden Möglichkeiten waren sicherlich Expressionismus und Abstraktion gemeint. Weitere Hinweise gibt Gronau nicht. Im Vorwort zur Sonderbund-Ausstellung in Köln 1912 wird der Versuch gemacht, Expressionismus zu definieren; er strebe nach einer Vereinfachung und Steigerung der Ausdrucksformen, einer neuen Rhythmik und Farbigkeit, nach monumentaler oder dekorativer Gestaltung. 203 Im Katalog der DKA 1913 taucht ein Gemälde auf, das man als expressionistisch ansehen könnte: Der experimentierfreudige, kunstpädagogisch wirkungsreiche Stuttgarter Adolf Hölzel ( ) stellte sein Gemälde Eine Mutter (Kat 1913, Nr. 618, Abb. 19) vor, das im Werkverzeichnis von Wolfgang Venzmer als Anbetung bezeichnet wird 204 ; in seiner reduzierten Formensprache und Flächigkeit erinnert es fast an den Fauvisten George Rouault. Hölzel gilt als früher Mitbegründer der ungegenständlichen Malerei. 205 Seit 1905 befand er sich mit seiner Komposition in Rot I auf dem Weg zur Abstraktion. 206 Venzmer bezeichnet Hölzel in der Schaffenphase von als behutsamen Avantgardisten. 207 Wie schwer sich auch kunstfreudige, gebildete Journalisten wie Ernst Zöllner mit der neuen Kunst taten, zeigt seine Einschätzung der ausgestellten Werke Hölzels: Von Adolf Hölzel drei neue Werke, die in nichts mehr an die früheren Anhänger der Dachauer Dill-Schule erinnern und wahrscheinlich allgemein befremden werden: der auf gelb und rot gestimmte Liegende Akt (Nr. 603), Eine Mutter (Nr. 618) und Ruhende Kinder (Nr. 621). Besonders bei 618 zeigt sich auffällig eine absichtsvoll-primitive Reduktion der Form und ein auffälliger Gebrauch des Konturs zu kompositorischen Zwecken, zur Zusammenfassung der Teile zu einer Bildeinheit. Wir stehen hier wieder vor jener neuesten Kunstrichtung, die nicht mehr die Widerspiegelung des Scheins der Dinge erstrebt, vielmehr deren Sinn und Wesen in äußerst vereinfachter Form zur Darstellung bringen möchte. Es ist die Gegenbewegung, die dem heute bereits akademisch gewordenen, der Geschichte angehörenden Impressionismus antwortet, eine werdende, noch sehr problematische Kunst der Intuition und des Gefühls, eine neue Ideenmalerei, die, wie es scheinen will, 202 Georg GRONAU, wie Anm. 17, S Vgl. Barbara SCHAEFER (Hg.), 1912 Mission Moderne: Die Jahrhundertschau des Sonderbundes. Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Köln, 31. Aug. bis 30. Dez , Köln Wolfgang VENZMER, Adolf Hölzel, wie Anm. 39, S. 262, Werkverz. Ö VI Vgl. Kindlers Malerei Lexikon, München 1985, Bd. 6, S. 126; vgl. Wolfgang VENZMER, Adolf Hölzel, S. 100 ff., hier bes. das Bild Abstraktion von 1912, S Vgl. Thomas MAIER und Bernd MÜLLERSCHÖN, Die Schwäbische Malerei um 1900, Stuttgart 2000, S Wolfgang VENZMER, Adolf Hölzel, wie Anm. 39, S. 86 ff.

64 63 dem Gegenständlichen wieder ein höheres Recht gibt, doch so allgemein und unbestimmt, dass man nicht etwa von einer Rückkehr zur alten Inhalts-Malerei sprechen kann. 208 Max Beckmann ( ) gilt gewöhnlich als führender Maler des deutschen Expressionismus. Das ist keineswegs im Sinne des Künstlers, der eine solche Zuordnung als einschränkende Charakterisierung [ ] empfand. 209 Er empfand sich als Realist, der das Ausgeliefertsein des Menschen ausdrücken wollte. Manche seiner Gemälde haben auch kubistische Züge. Sicherlich wird er zu den von Gronau gemeinten, über den Impressionismus hinausgehenden Beispielen gehören. Beckmann stellte zwei Gemälde aus: Herrenbildnis (Kat 1913, Nr. 90; im Werkverzeichnis von Göpel 210 heißt es Bildnis Hanns Rabe ), das nach der DKA 1913 nach Düsseldorf in die Städtische Kunstsammlung verkauft wurde und sich heute noch dort befindet, und die Radierung Auf der Bank (Kat 1913, Nr. 232). Ebenfalls in Berlin war in der Zeit der Wiener Maler und Grafiker Max Oppenheimer ( ); er war von Oskar Kokoschka und Egon Schiele beeinflusst und hatte auch eine kubistische Phase ; er stellte vier Radierungen aus: Potsdamer Platz (Kat 1913, Nr. 383), Dr. Arthur Schnitzler (Kat 1913, Nr. 393), Salomé (Kat 1913, Nr. 394) und Selbstporträt (Kat 1913, Nr. 401). Käthe Kollwitz ( ) kombinierte Realismus und Expressionismus; sie stellte die Radierungen Frauenkopf und Losbruch sowie eine Zeichnung Selbstbildnis aus (Kat 1913, Nrr. 749, 792 und 821). Die Werke von Dora Hitz ( ) zeigten nach 1906 Züge des aufkommenden Expressionismus. 211 Von den Dresdner Künstlern könnte man Otto Herbig ( ), der den Brücke-Malern nahe stand, zu den Expressionisten zählen: Gemälde Last des Lebens (Kat 1913, Nr. 716). Der aus Hamburg stammende Maler und Grafiker Ernst Odefey ( ), den Hans Olde 1912 als Hilfslehrer an die Casseler Akademie holte, wo er bis 1918 lehrte, näherte sich nach seiner Parisreise 1910 mit einem starkfarbigen, suggestiven Malstil der reinfarbigen Malerei der Mitglieder des Blauen Reiter um Marc, Macke, Münter und Kandinsky an. 212 Sein Gemälde Rote Segel (Hafen von Bornholm) (Kat Nr. 567) ist hierfür ein gutes Beispiel. Dennoch vertrat er wie die anderen akademischen Lehrer in Cassel eher die offizielle Kunst, die sich gegen die avantgardistischen Bewegungen der Zeit wandte Ernst ZÖLLNER, Casseler Tageblatt, Kindlers Malerei Lexikon, München 1985, Bd. 1, S Erhard GÖPEL und Barbara GÖPEL (Bearb.), Max Beckmann, Katalog der Gemälde. Im Auftrag der Max Beckmann Gesellschaft herausgegeben von Hans Martin von Erffa, Bd. I Katalog und Dokumentation, Bern 1976, Nr Margrit BRÖHAN zu Dora Hitz in: Ulrike WOLFF-THOMSEN und Jörg PACZKOWSKI (Hg.), Sie sind keine Randnotiz! Käthe Kollwitz und ihre Kolleginnen in der Berliner Secession ( ), herausgegeben im Auftrag der Stiftung Schlösschen im Hofgarten, Wertheim, Wertheim 2012, hier S Ingrid van SKYHAWK und Carsten MEYER-TÖNNESMANN, Ernst Odefey, , Leben und Werk des Hamburger Malers und Grafikers, Ausstellung in der Bibliothek der Helmut Schmidt-Universität, Hamburg 2016, mit einer DVD, S Hermann TAFEL, wie Anm. 161.

65 64 An der Karlsruher, ab 1913 an der Stuttgarter Akademie lehrte der Schweizer Maler Heinrich Altherr ( ), der einen eigenen, dem Expressionismus nahen Stil entwickelte. Er stellte zwei Gemälde Mein Vater und Studienkopf (Kat. 1913, Nrr. 609 und 647) aus. Künstler aus Cassel: Josef von Brackel ( ), der mit Hermann Knackfuss am Deckengemälde im Casseler Rathaus malte, vorher aber in Düsseldorf, München und Berlin studierte, gilt als post-impressionistischer und expressionistischer Maler. 214 Er stellte zwei Gouachen Alt-Cassel und An der Fulda (Kat 1913, Nr. 289 und 320), zwei Gemälde Gemüsemarkt in Berlin und Blumenmarkt (Nr. 530 und 536) sowie eine Radierung Tischgebet (Nr. 731) aus. Ernst Zöllner rechnet den erst 25-jährigen Bildhauer Wolfgang Schwartzkopff ( ) zu den Hessen ; seinen weiblichen Torso Traumland (Nr. 590) bezeichnet er als Beispiel für den Expressionismus in der Plastik: In jäher Kurve fährt der Mädchenkörper empor. Nicht seine formal-plastische Beherrschung erscheint hier als die eigentliche Aufgabe, sondern der gesteigerte Ausdruck einer seelischen Empfindung, eines visionären Erlebnisses. 215 Am modernsten unter den Expressionisten war sicherlich der Düsseldorfer Walter Ophey ( ), der mit August Macke zu den wichtigsten Vertretern des Rheinischen Expressionismus gehörte. Ein starkes, mitunter fast rauschhaftes Farbempfinden inspirierte ihn und beeinflusste die Gestaltung seiner Werke. 216 Er war auf der Avantgarde-Ausstellung des Sonderbunds in Köln 1912 vertreten. 217 Im Wikipedia-Artikel über den Sonderbund wird diese Ausstellung mit der ersten documenta 1955 verglichen: Die Sonderbund-Ausstellung 1912 war die erste Zusammenfassung moderner Kunst in Europa und hatte nicht nur einen hohen Stellenwert für die Künstler, sondern ebenfalls für den Kunstmarkt, ein Effekt, der erst wieder 43 Jahre später mit der documenta 1 in Kassel vergleichbar werden sollte. In Cassel stellte Walter Ophey drei Gemälde aus: Orangegärten in Sorrent, Processionstag in Zons und Bei Bigge (Kat Nrr. 175, 177 und 178). Ob man Otto Modersohn ( ) zu den Expressionisten zählen kann, scheint fraglich. Mit den Malern der Worpsweder Künstlerkolonie, von der er sich allerdings als Individualist und Einzelgänger bald wieder trennte, gehörte er aber ganz bestimmt im Sinne Gronaus zu 214 Wikipedia zu Josef von Brackel, MAGEDA, eingesehen am Ernst ZÖLLNER, Casseler Tageblatt, Ausst. Katalog Düsseldorf 2018, Walter Ophey. Farbe bekennen. Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf 13. September 2018 bis 13. Januar 2019, Köln 2018, S. 7 und Gunda LUYKEN, Farbe bekennen! Zur Farbe im Werk von Walter Ophey, a.a.o. S Barbara SCHAEFER (Hg.), Mission Moderne, Die Jahrhundertschau des Sonderbundes. Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Köln, 31. Aug. bis 30. Dez. 2012, Köln 1912; ebenso Ausst. Katalog Düsseldorf 2018, wie Anm. 195, S. 187: Ophey war mit vier Werken vertreten.

66 65 den Modernen. Er stellte in Cassel zwei Gemälde Flußlandschaft und Entenhäuser aus (Kat Nr. 4 und Nr. 41). Zöllner charakterisiert sie so: Von O. Modersohn eine Flusslandschaft (Nr. 4), die die gute Worpsweder Schule erkennen lässt; ein schön gestimmter, räumlich überzeugender Naturausschnitt. 218 und Von O. Modersohn, Fischerhude bei Bremen, eine ungemein frische, räumlich überzeugende Idylle Entenhäuser (Nr. 41). 219 Das deutet nicht auf Expressionismus hin, hätte auch seinem von Julius Langbehn übernommenen völkisch-nordischen Kunstideal widersprochen. 220 Von den aus München auf der DKA 1913 ausstellenden Künstlern kann man eventuell Carl Caspar ( ) und Maria Caspar-Filser ( ) zu den Expressionisten rechnen. Sie war auf der schon erwähnten Ausstellung des Sonderbundes 1912 in Köln vertreten. 221 Die meisten Künstler der Münchner Akademie allerdings verharrten in der Erinnerung an die Glanzzeit der Akademie; bei der Feier zum 100. Jubiläum 1908 wandte sich der bayrische Prinz Ludwig gegen die sogenannten Farbenkleckser, der Akademiedirektor Ferdinand von Miller lehnte Reformbewegungen in der Akademie, in Kunstgewerbe und Kunsterziehung ab. Der Jugendstil war in München prominent vertreten, aber nicht in der Akademie; dort zählte nur die hohe Kunst. So konstatierte der Berliner Kunstkritiker Hans Rosenhagen schon 1901 Münchens Niedergang als Kunststadt, und wichtige Künstler wie Max Slevogt und Lovis Corinth siedelten nach Berlin über Exkurs: Carl Vinnen und der Protest deutscher Künstler Die Blütezeit der klassischen Moderne vor dem 1. Weltkrieg war für eher nationalkonservative Beobachter und Künstler ein Zeichen des Verfalls und der Krankheit der Gesellschaft. Die Proteste, Schmähungen und Traktate gegen das Krebsgeschwür der modernen Kunst nahmen zu. Noch vergleichsweise moderat war Carl Vinnens Angriff auf Gustav Pauli, den Direktor der Bremer Kunsthalle, anlässlich des Ankaufs von van Goghs Mohnfeld für 30'000 Mark bei Cassirer im Herbst Vinnens Text, der dem französischen Impressionismus noch halbherzig Achtung zollte, war eher ein Dokument beleidigten Futterneids, der mit Phrasen nationaler Sorge salbungsvoll aufgeschäumt war Ernst ZÖLLNER, Casseler Tageblatt, a.a.o, Die Wirkung des von den Worpswedern, besonders von Otto Modersohn hoch geschätzten Werks von Julius Langbehn, Rembrandt als Erzieher, Leipzig 1890, beschreibt Kai ARTINGER im Kapitel Otto Modersohns Langbehnsches Kunstideal : Arn STROHMEYER, Kai ARTINGER, Ferdinand KROGMANN, Landschaft, Licht und niederdeutscher Mythos. Die Worpsweder Kunst und der Nationalsozialismus, Weimar 2000, hier S ALBSTADT 1994: Maria Caspar-Filser, Karl Caspar. Verfolgte Bilder. Albstadt 1993, S Bernhard ECHTE und Walter Feichenfeldt, Verheißung und Erfüllung zugleich, Kunstsalon Paul Cassirer: Die Ausstellungen Mitarbeit Petra Cordioli. Wädenswil 2016, hier S. 10.

67 66 Die meisten Münchner Akademieprofessoren, auch die Secessionisten, unterzeichneten Carl Vinnens national geprägte und kunstmarktpolitische Kampfschrift Ein Protest deutscher Künstler gegen die große Invasion französischer Kunst 223, die angeblich exorbitante Preise erzielte; auf diese Weise gingen der vaterländischen Kunst jedes Jahr Millionenbeträge verloren. 224 Die Überbewertung französischer Kunst, die Überflutung des Kunstmarktes und ihre Unterstützung durch Kunstschriftsteller, Galeriedirektoren und Pressepropaganda, die würdelose Missachtung nationaler Vorzüge führe zum Verlust des eigenen Wesens und der Überlieferung gediegenen Könnens. 225 Wenn auch jeder echte Künstler, alles was groß und schön ist, einerlei, wes Stammes es sei, das Gastrecht nie vermissen möge am deutschen Herde, so kann doch ein so mächtig emporstrebendes großes Kulturvolk wie das unsere auf Dauer nicht ein fremdes Wesen ertragen, das sich die Herrschaft über die Geister anmaßt. 226 Damit wird der nationalen Kunst ein gemeinsames deutsches Wesen unterstellt. Almuth zu Jeddeloh-Sayk stellt in ihrer Dissertation eine Liste der 124 Unterstützer Vinnens zusammen; ich nenne hier nur die 34 Künstler, die auch in Cassel 1913 ausstellten: Jacob Alberts, Carl Albrecht, Gregor von Bochmann, Josef Damberger, Ludwig Dill, Otto Heinrich Engel, Erich Erler-Samaden, Amandus Faure, Friedrich Fehr, Walter Georgi, Otto Greiner, Hermann Groeber, Robert von Haug, Theodor Hummel, Angelo Jank, Julius Paul Junghans, Arthur Kampf, Käthe Kollwitz (die später ihre Unterschrift bedauerte), Helmuth Liesegang, Heinrich Eduard Linde-Walther, Fritz Mackensen, Richard Müller, Hans Olde, Rudolf Schramm-Zittau, Carl Strathmann, Fritz Strobentz, Franz von Stuck, Max Thedy, Wilhelm Trübner, Hans Richard Volkmann, Robert Weise, Ludwig von Zumbusch, Oskar Zwintscher. 227 Die von Wassilij Kandinsky, Franz Marc u. a. organisierte Antwortschrift Im Kampf um die Kunst 228, in der besonders in Einzelbeiträgen die kunstmarktpolitischen Vorwürfe widerlegt wurden und betont wurde, dass es allein auf die Qualität der Kunst und nicht auf ihre nationale Herkunft ankomme, wurde dagegen u. a. von 21 Künstlern, die sich zur modernen Kunst bekannten und die auf der DKA 1913 ausstellten, unterstützt: Max Beckmann, Fritz Behn, Robert Breyer, Theo von Brockhusen, Lovis Corinth, August Gaul, Curt Herrmann, Hermann Otto Hettner, Ulrich Hübner, Conrad von Kardorff, Max Liebermann, Otto Modersohn, Emil Orlik, Waldemar Rösler, Hermann Schlittgen, Max Slevogt, Eugen Spiro, Max Artur Stremel, 223 Carl VINNEN, Ein Protest deutscher Künstler, Jena 1911, S Ebd., S Ebd., S Ebd., S Vgl. Almuth zu JEDDELOH-SAYK, Studien zu Leben und Werk von Carl Vinnen ( ) unter besonderer Berücksichtigung des Protestes deutsche Künstler von Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, Bonn 1986, S Im Katalog der Werke Carl Vinnens, S , lässt sich das Gemälde Gestrandetes Krabbenboot, das auf der DKA 1913 zu sehen war, nicht finden; malte Vinnen mehrere Bilder mit Fischerbooten, ab 1910 taucht in Jeddeloh-Sayks Katalog kein maritimes Motiv mehr auf. 228 Im Kampf um die Kunst. Die Antwort auf den Protest deutscher Künstler. Mit Beiträgen deutscher Künstler, Galerieleiter, Sammler und Schriftsteller, München 1911.

68 67 Hermann Struck, Wilhelm Trübner und Emil Rudolf Weiss. 229 Letzteres lässt die Aussage von Manfred Marx, die DKA 1913 sei durchaus fortschrittlich gesinnt gewesen, ein wenig an Plausibilität gewinnen. Allerdings kann man weder die Unterstützer generell zu den Konservativen und Volkstümlern noch die Gegner zu den Fortschrittlichen oder Modernen rechnen, wie das Beispiel von Fritz Behn zeigt (siehe unten Abschnitt 8.2.3, S. 96). Der Vinnen-Protest und die bald darauf folgende Antwort machten zwar die Konfliktlinien deutlich, deren beklemmende, größtenteils auch personelle Kontinuität bis 1933 ff. nachzuverfolgen ist; dennoch war der Ton noch zivilisiert im Vergleich zu dem, was noch folgen sollte. 230 So entstand im Umfeld der kulturkritischen Literatur der Begriff der Entartung, der sich in der Folge auch in der Politik einnnistete. Als 1937 definiert wurde, wann die Verfallszeit der deutschen Kunst begonnen habe, bezeichnete die entsprechende Verordnung als Beginn der Entartung das Jahr Vinnens Protest hatte auf die Auswahl der auf der DKA 1913 ausstellenden Künstler keine erkennbare Auswirkung Exkurs: Die hessischen Künstler auf der Deutschen Kunstausstellung 1913 und die Modernität Ernst Zöllner berichtet in der Zeitschrift Hessenland ausführlich über Die hessischen Künstler auf der Deutschen Kunstausstellung Kassel Der Kreis der hessischen Künstler sei weit größer, als man bisher annehmen konnte. Die wichtigere und erfreuliche Feststellung sei allerdings, dass sich die hessische Kunstproduktion eine gemeinsame Note bewahrt habe: Sie sei in der Tat wahre Heimatkunst. 233 Allerdings hätten sich die Maler, die in Hans Oldes Gefolgschaft an die Akademie kamen, noch nicht akklimatisieren können. Sonst aber gehe ein unverkennbarer, eigenartiger Zug starken Heimatgefühls durch die Gesamtheit des Geschaffenen, von Carl Bantzer angefangen bis zum bescheidensten Landschaftsmaler. Damit beruhigt Zöllner seine konservativen Leser. Die Ausstellung selbst sei aber kein Ereignis, dass für die Gesundung unserer zwerghaften künstlerischen Kultur in Kassel etwas Außerordentliches geleistet habe. Sie allein könne keine tiefere und nachhaltigere Wirkung haben, sondern kraftvolle und koordinierte Reformarbeit der vielen zersplitterten Einzelkräfte wären erforderlich. So bedürfe es der gemeinsa- 229 Vgl. JEDDELOH-SAYK, S. 158; vgl. auch Birgit JOOSS, wie Anm. 171 S ; warum W. Trübner sowohl bei den Unterstützern Vinnens als auch bei den Gegnern steht, erschließt sich mir nicht. Vgl. auch die Zusammenfassung zum Kunststreit von 1911 bei Almuth SAYK-ZU JEDDELOH [sic], Carl Vinnen, Worpswede 1995, S Bernhard ECHTE und Walter Feichenfeldt, Verheißung und Erfüllung zugleich, Kunstsalon Paul Cassirer: Die Ausstellungen , Mitarbeit Petra Cordioli, Wädenswil 2016, S ECHTE, wie Anm. 230, S Ernst ZÖLLNER, Hessenland 1913, S. 203 und öfter. 233 Ebd.

69 68 men Arbeit einer Organisation, die sich nicht, wie die bestehende, nur um wirtschaftliche, sondern um künstlerische Absichten bemüht, wie z. B. der Komponierverein in München. Hier könnten neue künstlerische Aufgaben erwogen und angeregt, technische Dinge, neue Arbeitsweisen und Materialversuche rasch und leicht vermittelt werden. 234 Zöllner stellt der Casseler Kunstszene kein gutes Zeugnis aus, indem er fordert, dass erstarrte Arbeitsweisen neu belebt und ewige Wiederholungen durch frische Anregung erlöst werden könnten. Zöllner vermisst also durchaus den noch fehlenden frischen Wind und modernere Kunstrichtungen, die er Hans Olde und seinen Gefolgsleuten wohl zutraute. Zur Plastik: Die Bildhauerkunst sei für Kasseler Verhältnisse gut vertreten. Da die Hessen in dieser Abteilung mit Adolf von Hildebrand und August Gaul antreten können, rücken sie an die erste Stelle. 235 Da der in München tätige Adolf von Hildebrand 1847 in Marburg geboren wurde, der in Berlin tätige August Gaul 1869 in Großauheim bei Hanau, rechnet Zöllner sie zu den Hessen. Dies gilt auch für Arnold Rechberg, der 1879 in Hersfeld geboren wurde und seit 1904 in Paris tätig war, aber auch in Hersfeld ansässig blieb. Für seine beiden Büsten habe der moderne französische Impressionismus in der Plastik (Rodin, Troubetzkoi) Pate gestanden. 236 Ebenso wird Wolfgang Schwartzkopff, der 1886 in Frankfurt am Main geboren wurde, 1904 an der Casseler Akademie beim Maler Louis Kolitz, ab 1905 beim Bildhauer Adolf Brütt in Berlin und danach in Weimar studiert hatte, jetzt in Berlin tätig war, zu den Hessen gezählt. Er habe ein liebenswürdiges Kinderbildnis aus Marmor (Kat Nr. 545) ausgestellt. In zwei anderen Arbeiten, einem Mädchenakte in Bronze [Kat Nr. 691 Weibliche Statue ] und einem weiblichen Torso, den er Traumland nennt [Kat Nr. 590, Bronze] strebt Schwartzkopff offenbar in der neuen Richtung, die man in der Malerei Expressionismus nennt und die auch in der Bildhauerkunst (Aristide Maillol, George Minne) bereits ihre Parallele gefunden hat. Man will damit eine Kunst bezeichnen, die gewissermaßen die Impression vom Auge in die Seele verlegt. Es ist (luc!) bei den Plastiken Schwartzkopffs nicht mehr die formale Beherrschung des Körpers, auf die es ankommt, sondern die Leidenschaft des Ausdrucks, diese Gestalten zu Symbolen menschlicher Empfindung erheben möchte. 237 Zöllner sieht sich hier bemüßigt, seinen Lesern den neuen Kunststil Expressionismus zu erklären. Bei den Bildhauern wandten sich Adolf von Hildebrand ( ), der von an der Münchner Akademie lehrte und führender deutscher Bildhauer war, sowie Hermann Hahn ( ), der von lehrte, gegen den vorherrschenden Historismus und Neobarock. Beide ließen sich aber von eher klassizistischer Strenge und Formbewusstsein leiten. Max Sauerlandt stellt fest, dass Adolf von Hildebrand innerhalb der deutschen Plastik 234 Ernst ZÖLLNER, Hessenland 1913, S Ebd. 236 Ebd. 237 A.a.O., S. 205.

70 69 wie ein Reformator gewirkt habe 238, indem er den Grundsatz aufgestellt habe, dass der Künstler nicht an die zufällige Konstellation der Natur gebunden sei. 239 Sicherlich sind Wolfgang Schwartzkopffs Werke solche, die Gronau mit den über den altmeisterlichen Impressionismus hinausgehenden Möglichkeiten meinte. Zur Malerei: Eine ausführliche Betrachtung widmet Zöllner den Werken von Carl Bantzer und dessen Bedeutung für die bodenständige Kunst in Hessen [ ], speziell für das moderne ethnographische Genre, für die realistische Schilderung des Volkslebens, die wahrheitsgetreue, ungeschminkte Darstellung von rassigen Typen des heimischen Menschenschlages. 240 Den Bad Nenndorfer August Heitmüller ( ) 241, den Düsseldorfer Hugo Mühlig ( ), der mit Carl Bantzer, Adolf Lins und Wilhelm Thielmann in der Schwalm arbeitete, sowie den in Kassel geborenen Karl Mons ( ) zählt Zöllner ebenfalls zu den Hessen. Modern ist für Zöllner Hans Meyer-Cassel ( ), einer der Juroren der DKA 1913: Er bevorzugt neuerdings eine von den Neoimpressionisten ausgebildete, mit kurzen viereckigen Pinselstrichen arbeitende mosaikartige Technik. Er erreicht damit eine gesteigerte Lichtwirkung. 242 Auch dies dürfte ein Beispiel für die von Gronau genannten weitergehenden Möglichkeiten sein. Zur Graphik: Bei den Graphikern rechnet Zöllner Otto Lang-Wollin ( ), der in Cassel geboren wurde und dort die Kunstgewerbeschule besuchte, sowie - wohl versehentlich - den Karlsruher Albert Haueisen ( ), ebenfalls zu den Hessen. Insgesamt bescheinígt Zöllner den Hessen ein recht hohes Niveau, aufgehübscht durch die an anderen Orten tätigen Geburts-Hessen ; die moderneren waren aber bis auf Hans Meyer- Cassel nicht in Hessen tätig. 238 Max SAUERLANDT, Deutsche Bildhauer um 1900, Königstein & Leipzig o.j. [1958], S A.a.O., S A.a.O., S Bad Nenndorf gehörte zur hessischen Enklave. 242 Ernst ZÖLLNER, Hessenland 1913, S. 220.

71 70 6. Verkäufe aus der Kunstausstellung Die großen Ausstellungen in Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe, Köln, Mannheim, München u.a. waren in der Regel Verkaufsausstellungen, auf denen Künstler, die sich im Deutschen Künstlerbund oder in den lokalen Künstlervereinigungen und Sezessionen organisiert hatten, ihre Werke präsentierten. Im Katalog der GroBeKa 1913 war unter Allgemeine Bestimmungen vermerkt: Die Preise der Kunstwerke sind im Verkaufsbüro jederzeit zu erfragen. Der Verkauf erfolgt für Rechnung des Künstlers und durch ausschließliche Vermittlung des Verkaufsbüros des Vereins Berliner Künstler, welchem der Geschäftsführer dieses Vereins und der Ausstellung, Herr ERNST WIEST, vorsteht. Ein Drittel des Verkaufspreises ist bei Abschluß als Anzahlung, der Rest vor Schluß der Ausstellung im Sekretariat zu erlegen. Reklamationen nach Verkaufsabschluß können nicht berücksichtigt werden. Zahlungen sind nur im Sekretariat zu leisten gegen die rechtsgültige Quittung des Geschäftsführers der Ausstellung, bei Übersendung postfrei. Die Übernahme des Kunstwerkes bzw Versendung an den Käufer kann erst nach Schluß der Ausstellung stattfinden und geschieht auf Rechnung und Gefahr des Käufers. 243 Neben dem Anspruch, einen Überblick über das deutsche Kunstschaffen zu geben, galt dies auch für die deutsche Kunstausstellung in Cassel. 6.1 Verkaufslisten Im Stadtarchiv Kassel 244 haben sich die Verkauflisten von der DKA 1913 erhalten. Angefertigt hat sie der Geschäftsführer der Kunstausstellung Erich Schall, der mit 500 Mark monatlich besoldet wurde. Die Listen sind nach Datum und Verkaufs-Nummern sortiert, enthalten den Namen und meistens die Adresse des Käufers bzw. der Käuferin sowie den Namen des Künstlers bzw. der Künstlerin, den Titel des Werks, die Katalog-Nummer sowie den Preis, der verlangt wurde. Für Radierungen wurde in vielen Fällen ein Aufpreis von fünf Mark für den Rahmen bezahlt. Von den Beträgen wurden 10% als Provision für die Kunstausstellung einbehalten; wie viel den jeweiligen Künstlern zu überweisen sei, geht aus den Anweisungen an das ausführende Bankhaus Pfeiffer, hervor. Insgesamt wurden 304 Kunstwerke für Mark verkauft. Die Käufe verteilten sich kontinuierlich auf die Monate der Ausstellung; nur in den letzten beiden Wochen häuften sich die Käufe, vor allem durch die Anzahl der vom Kunstverein erworbenen Werke. Die Preise für die verkauften Werke lagen zwischen zehn Mark für eine Kaisermedaille und Mark für ein Selbstporträt von Hans Thoma Große Berliner Kunstausstellung zum Regierungsjubiläum seiner Majestät des Kaisers, Berlin 1913, S Stadtarchiv Kassel A 4.41, Nr. 81 Vorbereitung und Durchführung der Kunstausstellung 1913; der Bestand enthält neben den Verkaufslisten auch Unterlagen über Transporte, Versicherungen, Rechnungen der baulichen Maßnahmen etc.

72 71 Druckgraphiken wurden zwischen 15 und 100 Mark verkauft, die meisten für 30 bis 40 Mark; Zeichnungen konnten für 70 bis 100 Mark erworben werden; eine Zeichnung von Wilhelm Thielmann kostete 300 Mark. Gemälde kosteten überwiegend zwischen 200 und Mark, 18 Gemälde zwischen und Mark, zehn zwischen und Mark, drei zwischen und Mark, ein Damenporträt von Max Klinger Mark; das mit Mark teuerste Gemälde war das Selbstporträt von Hans Thoma. Interessant ist: Weder der Magistrat der Stadt Cassel noch der Kunstverein erwarben Werke von Künstlerinnen! 6.2 Verkäufe nach Technik bzw. Material Verkauft wurden: Gemälde (3 Aquarelle, 3 Gouachen, 1 Pastell, 8 Tempera, 91 Ölgemälde); Druck-Graphiken (7 Aquatinta, 12 Holzschnitte, 13 Lithographien, 125 Radierungen, davon 2 farbig) und 1 Schabkunst-Blatt; die erschwinglichen Preise für Druckgraphiken lockten viele Käufer an; - 18 Zeichnungen, davon 1 farbig; - 22 Skulpturen (18 Bronzen, 2 Majolika, 1 Porzellan, 1 Ton). Zum Vergleich: Bei der Großen Düsseldorfer Ausstellung 1913 wurden 133 Gemälde, 32 Aquarelle, 49 Graphiken und 12 Plastiken verkauft. 245 Damit konnte die DKA 1913 durchaus mithalten. 6.3 Verkäufe der Werke einzelner Künstler Am beliebtesten waren Radierungen des Worpsweder Graphikers Heinrich Vogeler ( ), von denen 14 Exemplare verkauft wurden, davon sechsmal Die Lerche (Kat Nr. 353) und fünfmal Im Mai (Kat Nr. 388). Fast ebenso beliebt war mit einem verkauften Gemälde, 11 Radierungen und einer Zeichnung Wilhelm Thielmann ( ), der zu der Willingshäuser Malerkolonie gehörte: Die Radierung Alt Cassel (Kat Nr. 765) wurde sechsmal, die Spinnstube (Kat Nr. 725) wurde dreimal verkauft. Von dem Karlsruher Altmeister Hans Thoma ( ), Direktor der Karlsruhe Akademie und Kunsthalle, wurden 13 Werke verkauft: sein Selbstporträt (s. o.) und zwölf Radierungen, davon die Gerbermühle (Kat Nr. 197) viermal. Von Rudolf Sieck ( ) aus Pinswang bei Prien und Richard Müller aus Dresden wurden je neun Werke verkauft, von Marta Wenzel ( ) aus Cassel acht Werke, davon sieben Holzschnitte und ein Pastell-Gemälde. Von einer wie- 245 Vgl. Kunstnachrichten, Beiblatt zur Kunstwelt, 2. Jg. 1913, S. 78.

73 72 teren Reihe von Künstlern wurden drei bis sechs Werke verkauft, ohne sie im Einzelnen aufzuführen. 6.4 Verkäufe der Werke von Künstlerinnen Dass die meisten Künstler, wenn sie nicht einen akademischen Posten hatten, von ihren Werken leben mussten und sich zur Interessenvertretung und Vermarktung in Künstlervereinigungen zusammenschlossen, braucht nicht im Einzelnen nachgewiesen zu werden. Wie viel aber die Werke von Künstlerinnen kosteten, die auf der DKA 1913 verkauft wurden, verdient eine genauere Analyse. Von zehn Künstlerinnen wurden insgesamt 27 Werke verkauft: zwei Aquarelle für 140 Mark, fünf Gemälde für 1600 Mark, ein Pastell für 80 Mark, sieben Holzschnitte für 165 Mark, fünf Lithographien für 120 Mark, sieben Radierungen für 175 Mark. Im Verhältnis zu den 304 insgesamt verkauften Werken sind das 8,8 %, aber der Gesamt-Verkaufspreis von Mark betrug nur 1,5 % von Mark, die aus den Verkäufen insgesamt erlöst wurden. Von den zehn Künstlerinnen waren fünf aus Cassel, eine aus Bad Nenndorf, zwei aus Berlin, eine aus Leipzig und eine aus unbekanntem Ort. Somit gab es eine deutliche Präferenz der Casseler Künstlerinnen. Marta Dehrmann (z. Zt. Berlin, sie hatte in der Kasseler Akademie studiert 246 ), Marie Louise Ihlée, Edeline Karbiner, Margarete Loebel und Martha Wenzel gehörten der Vereinigung der Künstlerinnen Hessen-Nassaus, die 1912 gegründet wurde, an. 247 Das teuerste Werk war das Gemälde Das Kornfeld (Kat Nr. 13) von Martha Dehrmann (1863 nach 1921) mit 500 Mark, es folgten Leni Zimmermann-Heitmüllers (Bad Nenndorf) ( ?) Blühender Apfelbaum (Kat Nr. 14) mit 400 Mark sowie zwei Gemälde von Marie Louise Ihlée ( ) aus Cassel, Sumpfdotterblumen (Kat Nr. 498) und Weiße Rosen (Kat Nr. 502) für 250 Mark bzw. 200 Mark. Margarethe Loebel ( ) aus Cassel verkaufte zwei Aquarelle, eine Lithographie und vier Radierungen für insgesamt 280 Mark, Edeline Karbiner ( ) aus Cassel das Gemälde Kircheninneres (Kat Nr. 587) für 250 Mark, Martha Wenzel ( ) aus Cassel fünf Holzschnitte und ein Pastell für insgesamt 245 Mark, Sophie Herwig (2. Hälfte 19. Jh.) aus Leipzig drei Lithographien für insgesamt 60 Mark, Else König ( ) aus Marburg eine Lithographie für 35 Mark, Käthe Kollwitz ( ) aus Berlin eine Radierung für 25 Mark, Karla Lehr ( ) aus Cassel eine Radierung für 10 Mark. Dass die Werke der Männer, besonders die der Gemälde, deutlich teurer waren, zeigt sich an der obigen Zusammenstellung und an den bei den Käufern im nächsten Kapitel genannten Preisen. Auch die Preise für die graphischen Werke der Frauen lagen im Schnitt unter denen 246 Wikipedia, Artikel Künstlerinnen in der Berliner Secession, eingesehen am Paul SCHMALING, wie Anm. 56, S. 651

74 73 der Männer. Eine Darlegung der wirtschaftlichen und sozialen Situation der Künstlerinnen um diese Zeit würde diese Studie sprengen. 6.5 Private Käufer An den Berufen, Titeln und Straßennamen der Käufer, die z. T. in den Verkaufslisten verzeichnet sind, sowie an dem Preisniveau ist ablesbar, dass sich das wohlhabende Bürgertum mit Kunst versorgte ; die große Nachfrage nach Radierungen zeigt, dass sich nicht nur die besonders gut Betuchten ein Kunstwerk leisten wollten. Um 1910 lag der Jahresverdienst einer Facharbeiterfamilie zwischen 1200 und 2200 Mark, ein Gymnasialllehrer verdiente ca Mark im Jahr; ein Dienstmädchen erhielt bei freier Kost und Logis zwischen 300 und 360 Mark im Jahr. Da wäre der Erwerb einer Radierung für 30 Mark schon eine beträchtliche Ausgabe gewesen. Hochpreisige Werke hierzu rechne ich die von Mark aufwärts - wurden überwiegend von Casseler Bankiers, Beamten, Industriellen, Ingenieuren, Juristen, Offizieren, dazu von der Düsseldorfer Städtischen Kunstsammlung, dem Magistrat der Stadt Cassel und Helene Kröger-Möller aus Den Haag gekauft. Ein Konvolut erwarb auch der Kunstverein zu Cassel. Käufe von Industriellen und Kaufleuten - Sophie Henschel: Die bedeutendste Kasseler Firma vor dem 1. Weltkrieg, die Lokomotivenfabrik Henschel, wurde 1913 von Geheimrätin Sophie Henschel und ichrem Sohn geleitet. Sie erwarb die Reiterstatuette (Kat Nr. 520) des Bildhauers Carl Bernewitz ( ), seit 1907 Professor an der Casseler Akademie, für Mark, darüber hinaus drei Zeichnungen Villa Borghese I, II, III (Kat Nrr. 263, 267, 270) des Casseler Akademieprofessors Fritz Koch ( ) für insgesamt 500 Mark. - Ihr Sohn, Geheimrat Dr. Karl Anton F. Th. Henschel, kaufte zwei Gemälde des Münchner Malers Ludwig von Zumbusch ( ), Knabenporträt (Kat Nr. 455) und Landschaft (Kat Nr. 458), für je Mark, An der Landstraße (Kat Nr. 172) des mit preußischem Professoren-Titel ausgezeichneten Düsseldorfers Alexander Bochmann ( ) für Mark, das Gemälde Chinesisches Porzellan (Kat Nr. 77) des weltläufigen Joseph Oppenheimer ( ) aus Berlin für 2700 Mark, die Bronzen Der Schalenträger (Kat Nr. 450) des eher an antiker Klassik orientierten Bildhauers Josef Hinterseher ( ), damals Paris, für 800 Mark und Diana (Kat Nr. 690) des Leiters der Bildhauer-Klasse an der Berliner Akademie Hugo Lederer ( ) aus Berlin-Charlottenburg für 600 Mark. Insgesamt wandte die Familie Henschel Mark für Kunstwerke auf.

75 74 - Der Textilfabrikant Heinrich Salzmann kaufte das Gemälde Die Abendruhe (Kat Nr. 493) von Carl Bantzer ( ), damals Professor an der Dresdner Akademie, für Mark; es ist heute im Besitz der Sparkasse Marburg-Biedenkopf; - der Tabakfabrikant Franz Heinrich Thorbecke Tisch und Blumen in der Vase (Kat Nr. 104) von Lovis Corinth ( ) für Mark; - der Waggonfabrikant Adam Credé aus dem Kasseler Vorort Niederzwehren (erst 1936 Stadtteil von Kassel) Blumen und Früchte (Kat Nr. 158) des Königsberger Akademie-Malers Carl Albrecht ( ) für Mark 248, dazu sein Bruder Conrad Credé Heißer Tag (Kat Nr. 186) des Düsseldorfers Hugo Mühlig ( ); - Fabrikdirektor Bernhard Beyer Schloß Wilhelmshöhe, Innenraum der Prinzessin Viktoria Luise (Kat Nr. 565, Abb. Nr. 8 ) des Kasseler Akademie-Lehrers Hans Meyer- Cassel ( ) für Mark; - Theodor Baumann, Mitinhaber der Farbenfabrik Rosenzweig & Baumann, Das Stadtschreiberhaus (Kat Nr. 441) des Münchner Akademieprofessors Carl Blos ( ) für Mark, sein Compagnon Kommerzienrat Georg Rosenzweig das Waldtal (Kat Nr. 12) des Münchners Wilhelm Stumpf ( ) für Mark; - J. W. Piepmeyer, Vorstand der Kohlenhandelsgesellschaft Glückauf, Hochwild am Morgen (Kat Nr. 7) des Düsseldorfers Graf Alfred von Brühl ( ) für Mark, außerdem noch zwei Radierungen von Hans Thoma ( ) für 175 Mark; - Dr. Richard Wolff, Mitinhaber der Textil-Firma Fröhlich und Wolff, Haus am Wasser (Kat Nr. 149) des Düsseldorfers Eugen Kampf ( ), der bis 1908 an der Kasseler Akademie lehrte und danach zum Professor an der Düsseldorfer Akademie berufen wurde, für Mark; - Kaufmann Moritz Scheyer das Gemälde Im Park (Kat Nr. 169, Abb. 16) des Königsberger Akademie-Direktors Ludwig Dettmann ( ) für Mark; - Erwähnt werden soll auch der Fabrikant Ludwig Schnell, Inhaber der Firma Philipp Schnell, der insgesamt 28 Werke erwarb, vorwiegend Druckgraphik, insgesamt im Wert von 1141 Mark. Auffällig ist bei diesen Käufern eine gewisse Vorliebe der Düsseldorfer Schule der Landschaftsmalerei, bei Sophie Henschel und anderen der Bezug zu Kassel. 248 Das Gemälde könnte das Werk Äpfel und Astern sein. Ursula HEINSBERG-HARTMANN, Carl Albrecht ( ), Leben und Werk, Dresden 1914, nennt als einziges in Frage kommendes Gemälde im Werkverzeichnis Nr. 44, S. 113: Vor 1911, Technik unbekannt, Maße unbekannt, Verbleib unbekannt (früher Privatbesitz Dresden), Ausstellung: 1911 München, Galerie Heinemann; keine Abbildung vorhanden. Allerdings hat die Autorin im Anhang, Kap. I Ausstellungen, die DKA 1913 in Cassel übersehen, obwohl sie behauptet, alle Ausstellungen in Akademien, Kunstvereinen, Galerien etc. [ ], in denen Arbeiten zu Lebzeiten Albrechts gezeigt wurden berücksichtigt zu haben; dies ist jedoch, wie oben gezeigt wurde, kein Einzelfall.

76 75 Käufe von Beamten, Juristen, Offizieren, Ingenieuren - Oberpräsident Wilhelm Hengstenberg erwarb Das rote Kleid (Kat Nr. 99) von Ernst Oppler ( ) aus Berlin für Mark; - Landgerichtspräsident Felix Oehler Die Diele in Vierlanden (Kat Nr. 140) von Jacob Alberts ( ), Wyk auf Föhr, für Mark; - Justizrat Rechtsanwalt und Notar Wilhelm Scheffer Bacchantenzug (Kat Nr. 408) des Frankfurter Malers Artur Volkmann ( ) für Mark; - der Regierungsassessor Dr. Karl Bömke Ein Blick ins Hessenland (Kat Nr. 556) des Kasseler Landschaftsmalers Julius Hellner ( ) für Mark sowie Alte Häuser (Kat Nr. 190) von Helmuth Liesegang ( ), Professor an der Düsseldorfer Akademie, für Mark; - der Rechtsanwalt und Notar Dr. Ernst Arnthal das Venetianische Fischerboot (Kat Nr. 604) des Lehrers an der Karlsruher Akademie Ludwig Dill ( ) für Mark; - Der kommandierende General der Infanterie, Freiherr Reinhard Scheffer-Boyadel, erwarb Hessische Bauern vor der Kirche (Kat Nr. 485) von Carl Bantzer ( ) für Mark; - der Zivilingenieur Dr. Wilhelm Schmidt Jerusalem (Kat Nr. 49) des Dresdner Malers Eugen Bracht ( ), Lehrer an der Berliner Akademie, für Mark. Käufe von Bankiers - Otto Katzenstein, der Direktor des Hessischen Bankvereins (ehemals Plaut & Co), kaufte Die Omnibusbarke (Kat Nr. 602) von Ludwig Dill ( ) für Mark; - Bankdirektor Otto Fischer Hessenland (Kat Nr. 577) des Kasseler Malers Friedrich Fennel ( ) für Mark; - Dr. Karl Ludwig Pfeiffer, Mitinhaber des gleichnamigen Bankhauses und Beauftragter für die Abwicklung der Zahlungen an die Künstler, erwarb das Bildnis einer jungen Dame (Kat Nr. 89) des Malers Max Slevogt ( ) für Mark; - Gustav Plaut, langjähriger Stadtverordneter, Mitinhaber des Bankhauses Mauer und Plaut, lange Zeit Vorsteher der jüdischen Gemeinde, kaufte Am Nordkap (Kat Nr. 467) von Hans Ritter von Petersen ( ), Präsident der Münchner Künstlergenossenschaft und Leiter der Münchner Glaspalast-Ausstellungen, für Mark; - der Bankier Moritz Wertheim das Blumenstillleben (Kat Nr. 142) von George Mosson ( ) für Mark, dazu Bootshafen (Kat Nr. 141) von Philipp Franck ( ), kommissarischer Direktor der Berliner Akademie, für 800 Mark. An den Lebensdaten der Künstler ist zu erkennen, dass Werke der älteren Generation also der Geburtsjahre 1840 bis 1870 bevorzugt wurden.

77 76 Der Direktor der Gemäldegalerie in Cassel, Dr. Georg Gronau, erwarb mehrere Werke etwas jüngerer Künstler für Unbenannt, z. B. von Hans Meyer-Cassel ( ) Markttag in Cassel (Kat Nr. 571) für Mark, Das Konzert (Kat Nr. 61) von Robert Sterl ( ), Professor an der Dresdner Akademie, für Mark sowie Brücke im Tiergarten (Kat Nr. 84) von Fritz Rhein ( ), Mitglied im Deutschen Künstlerbund und der Berliner Secession, für 800 Mark. (Zum unbenannten Käufer siehe unten bei Käufe der Stadt Cassel ) Nicht einzuordnen sind die Käufe von Alwine Woepke; sie erwarb das Gemälde Sonniger Herbsttag in der Rhön (Kat Nr. 53) des Berliners Willy ter Hell ( ), der bis 1910 bei Carl Bantzer in Dresden studierte, für Mark. Ihre Vorliebe für Hessische Motive zeigt sich auch an verschiedenen Ankäufen von Druckgraphik. Helene Malcomeß, Witwe des von als unbesoldeter Stadtrat von Cassel tätigen Carl Malcomeß, erwarb eine Hessische Landschaft (Kat Nr. 487) des Düsseldorfers Heinrich Otto ( ), Zeichenlehrer an der Dresdner Malschule für junge Damen, für Mark. Die aus dem Ruhrgebiet stammende Helene Kröller-Müller ( ), seit 1888 in Den Haag verheiratet, baute ihre Sammlung seit 1901 auf übereignete sie die Sammlung dem niederländischen Staat, der in Otterlo bei Arnheim das Kröller-Müller-Museum errichten ließ. In Cassel erwarb sie das Selbstporträt (Kat Nr. 591) von Hans Thoma ( ) für Mark, das heute noch im dortigen Museum ist, sowie eine Radierung des Dresdners Akademieprofessors Richard Müller ( ) Wunder der Dressur (Kat Nr. 783) für 70 Mark. Aus Düsseldorf war der Leiter der Städtischen Sammlungen, Prof. Dr. Koetschau, angereist und erwarb zwei im Katalog eigentlich als unverkäuflich gekennzeichnete Gemälde, und zwar das Damenporträt (Kat Nr. 72) von Max Klinger ( ) aus Leipzig für Mark sowie das Herrenbildnis (Kat Nr. 90) von Max Beckmann ( ) aus Hermsdorf bei Berlin für Mark. Max Klinger hatte Hans Olde in einem Brief vom 6. Juni 1913 angekündigt, dass das Porträt per Fracht unterwegs sei. Er bat Olde, das Gemälde mit Mark zu versichern Käufe der Stadt Cassel Der Direktor der Königlichen Gemäldegalerie, Dr. Georg Gronau, hatte dem Oberbürgermeister Ernst Scholz den Vorschlag gemacht, einen Etatposten von Mark für den An- 249 Landesmuseen Schleswig-Holstein, Brief-Konvolut _Olde_Klinger(von)_

78 77 kauf von Kunstwerken für die Städtische Sammlung in den Haushalt der Stadt Kassel einzustellen. Tatsächlich standen im Jahr 1913 erstmals Mark zur Verfügung. 250 Damit wurden auf der DKA 1913 gezielt Werke für die im Aufbau begriffene Städtische Kunstsammlung gekauft. Die Sammlung gründete auf der Schenkung der Gräfin Louise Bose an die Stadt aus dem Jahr 1883, der Übernahme der Sammlung des Kunstvereins 1911, einem eigenen Grundstock an Kunstwerken (v.a. Porträts), Schenkungen von Privatpersonen und den genannten gezielten Ankäufen wurden für genau Mark erworben: - Carl Bantzer ( ), Dresden, Hessischer Bauer (Kat Nr. 495) für Mark, heute unter anderem Titel: Das Gemälde zeigt den Schwälmer Schäfer und Leineweber Rupp als Halbfigur: ein von halblangen bräunlichen Haaren umrahmtes furchiges Gesicht, ein weißer Kragen mit schwarzer Halsbinde über einem schwarzen Rock. Abb. 5: Carl Bantzer, Bildnis des Schwälmer Schäfers und Leinewebers Rupp, MHK, Neue Galerie, Städtische Kunstsammlung Kassel, Inv.-Nr. AZ 7, Bild-Nr. M Vgl. Museumslandschaft Hessen Kassel, Die Kunst zu sammeln. Die Städtische Kunstsammlung in Kassel. Mit Beiträgen von Dorothee Gerkens, Henrike Hans, Elena Pinkwart und Gesa Wieczorek, Kassel 2018, S und S. 24, Anm Vgl. Die Kunst zu sammeln, wie Anm. 250, S

79 78 - Otto Ubbelohde ( ), Goßfelden bei Marburg, Der Melibocus an der Bergstraße im Odenwald, um 1910 (Kat.-Nr. 549, Abb.2), für Mark: Das in grünblauen Tönen gehaltene Gemälde zeigt im Vordergrund ein mit Wacholderbüschen bestandenes Wiesengelände, hinter dem eine vom Wind bewegte Kiefernreihe steht. Dahinter erhebt sich der etwa 500 m hohe Gebirgskegel, der von grauweißen Wolkenbergen hinterfangen ist. Abb. 6: Otto Ubbelohde, Melibocus, MHK, Neue Galerie, Städtische Kunstsammlung Kassel, Inv.-Nr. AZ 342, Bild-Nr. M21565

80 79 - Georg Burmester ( ), Cassel, Großmutter, 1910, (Kat Nr. 523), für 800 Mark: Auf einem mit rotem und gelbem Samtstoff bezogenen Stuhl sitzt eine ältere Frau. Sie trägt eine schwärzliche Kappe, unter der ein weißer Haarkranz hervorschaut, und schaut konzentriert durch ihre Brille auf ein weißes Tuch, das sie zwischen den vor dem Körper gehaltenen Händen hält und an dem sie eine Stelle zu reparieren scheint. Ihr Gesicht wird von hellem Licht von rechts beschienen und modelliert ihre kräftigen, durchaus gesund und lebendig wirkenden Züge. Abb. 7: Georg Burmester, Großmutter, MHK, Neue Galerie, Städtische Kunstsammlung Kassel, AZ 652, Bild-Nr. M80179

81 80 - Rudolf Emil Weiß ( ), Berlin, Seestück (Kat Nr. 114) für 667 Mark: Eine mit einzelnen Grasbüschen bewachsene Düne im Vordergrund, die etwa ein Viertel des Gemäldes einnimmt, links mit einem größeren Busch geziert, gibt den Blick auf eine bewegte Meeresfläsche frei; Schaumkronen zeigen die Brandung an. Zwei Drittel des fast quadratischen Gemäldes nehmen die weißen Wolkenberge am Horizont und die wie Schleier wirkenden Wolken vor blauen Himmelsflecken ein. Abb. 8: Rudolf Emil Weiß, Seestück, MHK, Neue Galerie, Städtische Kunstsammlung Kassel, Inv.-Nr. AZ 698, Bild-Nr. M Richard Schmitz ( ), Bad Tölz, Wolkenschatten (Kat Nr. 586) für 533 Mark; es wurde am 15. August 1914 in den Hauptkatalog der Städtischen Kunstsammlung eingetragen Das Gemälde war schon 1928 nicht mehr in den Unterlagen der Städtischen Sammlung enthalten; es ist möglicherweise verkauft worden.

82 81 Während die ersten beiden Bantzer und Ubbelohde - mit der Willingshäuser Malerkolonie in Verbindung standen, wurde Georg Burmester von Hans Olde, seit 1911 Direktor der Casseler Akademie, 1912 an die Casseler Akademie geholt. Rudolf Emil Weiß war Mitglied im Deutschen Künstlerbund, in dessen Vorstand Hans Olde war. Die Beziehung zu dem Werk von Richard Schmitz ist bisher unbekannt, wo das Werk sich jetzt befindet, ebenfalls. Das Gemälde von Hans Meyer-Cassel, Markt auf dem Kasseler Königsplatz (Kat Nr. 571), das in der Ausstellung gezeigt wurde, hatte Georg Gronau am 29. August 1913 für 3000 Mark für Unbenannt erworben: Unbenannt war der Unternehmer Sigmund Aschrott, der das Werk 1913 der Stadt Kassel schenkte. 253 Auf dem runden, winterlichen Königsplatz in Cassel ist in der unteren Hälfte des Gemäldes lebhaftes Markttreiben mit Ständen und Dutzenden einkaufenden Personen zu sehen. Den Hintergrund bilden den Königsplatz säumende Gebäude, halbrechts ist ein Turm der Martinskirche zu sehen, halblinks überragt der Turm der Lutherkirche die Gebäude. Abb. 9: Hans Meyer-Cassel, Markt auf dem Kasseler Königsplatz, MHK, Neue Galerie, Städtische Kunstsammlung Kassel, Inv.-Nr. AZ 278, Bild-Nr Im Inventarverzeichnis der Städtischen Kunstsammlung, dem Hauptkatalog, den der städtische Konservator und Restaurator Arthur Ahnert ab 1905 führte, wurde das Gemälde Win- 253 Vgl. Die Kunst zu sammeln, wie Anm. 250, S. 23.

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