Bilderbuchtipps. Vorschule und 1. Klasse. für Kindergarten und Vorschule
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- Julia Steinmann
- vor 7 Jahren
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1 für Kindergarten und Vorschule Bilderbuchtipps Kirsten Boie/Silke Brix Klar, dass Mama Anna lieber hat/ Klar, dass Mama Ole lieber hat Mit farbigen Bildern von Silke Brix ISBN Erarbeitet von Dr. Gudrun Stenzel Vorschule und 1. Klasse
2 Handreichung für Eltern, ErzieherInnen und LehrerInnen zu Klar, dass Mama Anna lieber hat/ Klar, dass Mama Ole lieber hat Konzipiert für Vorschule und 1. Klasse A. Zum Buch: Wenn man eine große Schwester hat, ist das gar nicht schön: Sie schickt einen ständig aus dem Zimmer, macht sich lustig über schöne, selbst gemalte Bilder und bekommt sowieso immer mehr Pudding. Und immer recht. Klar, dass Mama Anna lieber hat, denkt Ole. Anna aber denkt, dass ein kleiner Bruder nervt. Immer stört er bei den Hausaufgaben, immer macht er irgendwas kaputt. Und immer will Mama, dass Anna Rücksicht nimmt, sie als Große. Und mehr Pudding kriegt Ole sowieso. Klar, dass Mama Ole lieber hat. Doch dann muss Mama abends schnell und nur für kurz weg, Tante Christiane einen Schlüssel bringen. Die beiden Geschwister bleiben allein zu Hause, zum ersten Mal, und da finden sie sich wunderbar zusammen: Anna hat richtig Angst (nicht so viel natürlich, sie ist ja schon ein Schulkind). Sie erfindet Spielsituationen für Ole, damit er über den dunklen Flur geht und Lichter anknipst und seine Spielzeugpistole holt, weil im Fernsehen so ein gruseliger Räuber zu sehen war. Ole hat keine Angst, ist aber stolz, dass seine große Schwester ihn um Hilfe bittet. Dass sie Angst hat, merkt er gar nicht für ihn ist das alles ein spannendes Spiel. Als Mama nach Hause kommt, kuscheln die beiden Kinder zusammen im großen Elternbett, und Mama ist stolz auf ihre tüchtigen großen Kinder. Die Pointe des Buches entsteht aus seinem Aufbau: Es besteht aus zwei Büchern. Von einer Seite aus gelesen, wird Annas Version erzählt, von der anderen aus Oles. In der Mitte ist eine Doppelseite: beide Kinder im Bett, umarmt von einer glücklichen Mutter. Beide Geschichten bestehen aus zwei Teilen: Vier (Annas Version) bzw. sechs (Oles Version) Doppelseiten erzählen vom Dauerstreit der Geschwister. Drei (Anna) bzw. fünf (Ole) Doppelseiten stellen dar, wie sie sich allein in der Wohnung verhalten. Die Situationen sind ähnlich, aber aus ganz unterschiedlichen Perspektiven dargestellt. Die Mittelseite gehört zu beiden Versionen. Silke Brix hat cartoonartig illustriert. Die Gefühle der beiden Kinder sind deutlich durch die witzigen Überzeichnungen. Auch die Dynamik des Geschehens wird in den Zeichnungen sichtbar. Die Bilder zeigen, wie ein und dasselbe Erlebnis aus zwei Perspektiven plötzlich zwei verschiedene Geschichten ergeben kann. B. Themen und mögliche Lernziele: Eifersucht unter Geschwistern (und auch Kindern in anderen Situationen) Kinder lernen eine andere Perspektive kennen. Kinder lernen, sich zurückzunehmen, ein Stück weit die kleinkindliche Egozentrik aufzugeben und
3 Einfühlungsvermögen auszubilden. Kinder sprechen über Bildund Textinformationen, die sich gegenseitig ergänzen, und lernen, diese miteinander zu verbinden. Kinder lernen, einem Handlungsbogen zu folgen. C. Vorgehen: Beim Vorlesen sollte der erste Teil jeder Version vorgelesen werden, bevor der zweite Teil und damit die Auflösung gelesen wird. Nach den jeweils vorgelesenen Teilen sollte Zeit sein, damit die Kinder ihre Erfahrungen mit ähnlichen Situationen bzw. ihre Meinung zum Geschehen äußern können. Die Gesprächs- und die Malvorschläge richten sich an alle vorlesenden Erwachsenen. Der Vorschlag, ein Rollenspiel durchzuführen, richtet sich eher an Schulen oder Kitas. Es gibt immer mehr Initiativen, in denen ehrenamtliche VorleserInnen Kindern in ihrem Stadtteil vorlesen und über Bücher sprechen (Vorlesepaten, Mentoren etc.). Auch für diese engagierten Vorleser sind die folgenden Tipps gedacht. Anregungen für Gespräche sind Fragen an die Kinder: Egal ob Oles oder Annas Perspektive zuerst vorgelesen wird, sollte nach dem 1. Teil gefragt werden: Stimmt das? Hat Mama Ole/Anna lieber? Wie ist das bei euch? Denkt ihr manchmal, dass Mama (oder Papa) euren Bruder oder eure Schwester lieber hat? Oder im Kindergarten, denkt ihr da manchmal, dass die Erzieherinnen andere Kinder lieber haben als euch? Was macht ihr dann? Wolltest du auch schon einmal weg von zu Hause? Mit wem streitest du dich manchmal sehr? Nachdem der erste Teil aus der je anderen Perspektive vorgelesen wurde, werden die meisten Kinder von selbst stutzig: Oh, die Kinder denken ja beide, dass die Mama das andere Kind lieber hat! Was stimmt denn nun? Daraus ergibt sich meist ein Gespräch, durch das die Kinder ansatzweise diese Erkenntnis auf ihre eigenen Erfahrungen übertragen können: Auch mein Bruder/meine Schwester denkt sicher manchmal, dass meine Mama mich lieber hat! Hier wird an die wachsende Fähigkeit von Kindern am Ende des Kindergarten- bzw zu Beginn des Grundschulalters appelliert, nicht nur sich selbst und die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu sehen, sondern sich auch in andere hineinzuversetzen und Mitgefühl zu entwickeln. Der zweite Teil, nacheinander in beiden Versionen gelesen, bietet witzige Details und Spannung. Für jüngere Kinder erschließt sich sicherlich nicht ohne Unterstützung, dass das, was Ole als Spiel sieht, für Anna eine ernste Situation ist, in der sie mehr Angst hat, als sie zugeben möchte. Das entspricht der Darstellung im Buch: Der jüngere Ole hat aufgrund seines geringeren Weltwissen keine Angst, seine ältere Schwester ist ihm Schutz genug. Kinder interessiert hier sicher, dass Ole und Anna allein in der Wohnung sind: Warst du schon einmal (mit deinem Bruder, deiner Schwester, einem anderen Kind ) ohne Erwachsene in der Wohnung, im Haus? Wovor hast du Angst, wann hast du Angst? Was machst du dann? Kuschelst du manchmal in Mamas und Papas Bett?
4 Geschwister streiten sich, gute Freunde streiten sich, aber in schwierigen Situationen unterstützen sie sich gegenseitig und genießen die Nähe. Die Fähigkeit von Kindern, sich gegenseitig zu helfen, steht im Mittelpunkt dieser Seiten. Die Kinder entwickeln eine Lösung für eine schwierige Situation, ohne dass Erwachsene helfen müssen. Manchmal hat man Streit, aber dann verträgt man sich wieder! Erinnerst du dich an eine schöne Sache mit deinem Bruder/deiner Schwester/einer Freundin oder einem Freund? Helft ihr euch manchmal? Malvorschlag: So sehe ich aus, wenn ich sehr wütend bin So sehe ich aus, wenn ich ganz traurig bin So sehe ich aus, wenn ich wieder glücklich bin (Arbeitsblatt) Ein Streit mit meinem Bruder/meiner Schwester/ meiner Freundin/meinem Freund Jetzt haben wir uns wieder vertragen. Die Kinder können erkennen, mit welchen einfachen, aber wirkungsvollen Mitteln die Illustratorin Zorn, Empörung, Streit, aber auch Traurigkeit und Zufriedenheit, Entspannung, Glücklichsein sichtbar macht. Diese einfachen Verstärkungen können sie nach ihren Möglichkeiten nachempfinden. Weiterführend ist ein kleines Rollenspiel möglich: 1. Streit zwischen den Geschwistern Nachspielen je einer Szene aus Annas und einer aus Oles Sicht 2. Allein in der Wohnung 3. Mama kommt nach Hause
5 Bei jüngeren Kindern bietet es sich an, die folgenden Malvorschläge durch ein Gespräch einzuleiten oder zu begleiten. Dabei können Fragen bei der Malaufgabe helfen wie: Stell dich mal vor den Spiegel und mache ein trauriges oder glückliches Gesicht. Was passiert dann mit deinem Mund? Und wie sehen deine Augen aus? Außerdem können die folgenden Gesichter aus dem Buch als Beispiele gezeigt werden. WÜTEND TRAURIG GLÜCKLICH
6 Malvorschlag So sehe ich aus, wenn ich sehr wütend bin:
7 Malvorschlag So sehe ich aus, wenn ich ganz traurig bin:
8 Malvorschlag So sehe ich aus, wenn ich wieder glücklich bin:
9 Gudrun Stenzel, 1959 in Stuttgart geboren, absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Buchhändlerin, bevor sie Pädagogik studierte. Sie promovierte in Pädagogik und war an verschiedenen Hochschulen tätig. Sie war Redaktionsmitglied der Beiträge Jugendliteratur und Medien (heute kjl&m) und Vorstandsmitglied des Arbeitskreises für Jugendliteratur e. V. Heute ist sie als Vorschullehrerin an einer Hamburger Grundschule tätig, hat einen Lehrauftrag für Sprachlichen Anfangsunterricht an der Universität Hamburg inne und publiziert zu verschiedenen Themen der Literaturdidaktik und Kinder- und Jugendliteraturforschung. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hamburg. Alle Rechte vorbehalten Oetinger-Bilderbuchtipps Erarbeitet von Dr. Gudrun Stenzel nach dem Buch: Klar, dass Mama Anna lieber hat/ Klar, dass Mama Ole lieber hat ; Text von Kirsten Boie, Illustrationen von Silke Brix Reihen- und Innengestaltung: Behrend & Buchholz, Hamburg
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