der gehört zur Familie Zimmer frei Wer hätte bei Ihnen ein Zimmer frei? unsere Gemeinde
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- Marie Falk
- vor 7 Jahren
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1 Liebe Gemeinde, der gehört zur Familie, so sagen wir manchmal. Und wir meinen damit: Der darf das. Der darf kommen und gehen wann er will, der darf sich aufs Sofa setzen und die Füße hochlegen, der darf auch dann kommen, wenn er schlechte Laune hat, der muss nicht so tun, als wäre er gut drauf. Der ist nicht bluts- aber seelenverwandt. Der gehört zur Familie das ist ein guter Freund. Aber bevor man das über jemanden sagen kann, muss man ihn schon gut kennen. Besonders, wenn man miteinander in einer Wohngemeinschaft leben möchte. Darüber gibt es sogar eine Fernsehsendung. Sie heißt Zimmer frei. Prominente werden hier auf ihre WG-Tauglichkeit geprüft. Die Kandidaten müssen bestimmte Aufgaben erfüllen, um ihre Eignung als Mitbewohner unter Beweis zu stellen. Zum Beispiel, indem sie mit einem Handkantenschlag eine Salatgurke zerteilen müssen in einer WG weiß man ja nie, ob es genug saubere Messer gibt. Gern werden die Kandidaten auch dazu eingeladen, Hausmusik zu machen auch gemeinsame Freizeitgestaltung soll in einer WG schließlich gelingen. Zudem forscht ein Außenreporter das private Umfeld des Bewerbers aus. Ist er in seiner bisherigen Nachbarschaft beliebt oder verrufen? Wie wird er von der Gemüsefrau an der Ecke oder dem Wirt in seiner Stammkneipe beurteilt? Ist er Fastfood-Konsument oder missionarischer Gesundheitsapostel? In der WG ist zwar ein Zimmer frei aber der Kandidat darf nur einziehen, wenn er den Test besteht. Wer hätte bei Ihnen ein Zimmer frei? Wer dürfte bei Ihnen einziehen? Der Ihre Fenster streifenfrei putzt oder leckeren Kaffee kocht und gut zuhören kann? Aufs Kind aufpasst? Ich jedenfalls würde genau hinsehen. Man kann schließlich nicht mit jedem zusammenleben, das muss schon passen. Stellen wir uns vor, für unsere Gemeinde gäbe es Aufnahmetests. Wie würden die aussehen? Vielleicht würden wir schauen, ob die Kandidaten es schaffen, während der ganzen Predigt leise zu sein und zuzuhören oder ob der Neue die Trennwand im Gemeindehaus sachgerecht öffnen kann. Spielt die Bewerberin vielleicht Orgel oder kann der Kandidat gut genug das rrrr Rollen und Herwern einwandfrei aussprechen. Oder kann er oder sie 100 Gemeindebriefe in nur einer Stunde austragen?
2 Vermutlich würde uns allen noch mehr einfallen aber, das ist natürlich klar, einen solchen Eignungstest für WG-Tauglichkeit gibt es in unserer Gemeinde nicht. Gott sei Dank! Wir müssen keinen Test bestehen. Unser Aufnahmeritual ist keine Tauglichkeitsprüfung, sondern die Taufe. Wir taufen kleine Kinder Kinder, die noch gar nichts können naja zumindest nichts von dem, was ich eben aufgezählt habe. Durch die Taufe gehören sie zur Familie. Wenn wir also jetzt gleich vier Kinder taufen, dann machen wir die Einladung Gotte, in seinem Haus zu wohnen, für alle sichtbar. Wir sprechen sie hörbar aus und besiegeln sie mit dem Wasser der Taufe. Und diese Einladung gilt: Egal, was wir mitbringen ob wir richtig singen oder falsch, regelmäßig zum Gottesdienst kommen oder nicht, gute Laune haben oder schlechte das steht nicht zur Debatte. Wir sind getauft. Wir gehören zur Familie. Und wir taufen nicht ohne Grund, sondern wir sind gehalten, diese Einladung auszusprechen. Jesus Christus hat uns dazu beauftragt: Taufauftrag und Taufhandlung Lied: EG 250 Ich lobe dich von ganzer Seelen [Namen der Täuflinge] Willkommen im Haus Gottes, Liebe Gemeinde, Willkommen zu Hause, denn für Euch ist Gott durch Jesus Christus in diese Welt` gekommen und hat Frieden verkündet Frieden für euch, die ihr fern von Gott wart, und Frieden für die, die das Vorrecht hatten, in seiner Nähe zu sein. 18 Denn dank Jesus Christus haben wir alle () durch ein und denselben Geist freien Zutritt zum Vater. 19 Ihr seid jetzt also nicht länger Fremde ohne Bürgerrecht, sondern seid zusammen mit allen anderen, die zu seinem heiligen Volk gehören Bürger des Himmels; ihr gehört zu Gottes Haus, zu Gottes Familie. 20 Das Fundament des Hauses, in das ihr eingefügt seid, sind die Apostel und Propheten, und der Eckstein dieses Gebäudes ist Jesus Christus selbst. 21 Er hält den ganzen Bau zusammen; durch ihn wächst er und wird ein heiliger, dem Herrn geweihter Tempel. 22 Durch Christus seid auch ihr in dieses Bauwerk eingefügt, in dem Gott durch seinen Geist wohnt.
3 Das ist der Predigttext für heute. Und er gilt uns! Der Apostel Paulus sagt hier im Epheserbrief: Wir sind Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Das bedeutet: Wir gehören zur Familie. Wir wohnen im Haus Gottes, das auf dem Fundament der Apostel und Propheten ruht, getragen vom Eckstein Jesus Christus. Dieses Haus bietet unendlich viele Möglichkeiten, um seinen Bewohnern Heimat zu geben. Das ist zum Einen tatsächlich dieses Haus, unsere Kirche, geografischer Mittelpunkt unserer Gemeinde. Zur Familie gehören aber durch die Taufe auch Orthodoxe und Katholiken, Lutheraner und Baptisten, Liberale und Konservative, Suchende und fest Verwurzelte. In der Hausfamilie Gottes gibt es viele Räume weltweit und bei uns Herborn. Schauen wir uns doch einmal bei uns in der Gemeinde um. Wo halten Sie sich am liebsten auf? In der Küche, wo gekocht wird, oder gegrillt. Wo dafür gesorgt wird, dass das Gemeindefest gelingt? Oder sind Sie lieber im Studierzimme, um den Baustein Gottesdienst zu diskutieren oder die Renovierung des Gemeindehauses zu planen? Genießen Sie die Gemeinschaft am Mittagstisch im Esszimmer oder lieben Sie das ruhige Wohnzimmer, um bei Kerzenschein den eigenen Gedanken nachzuhängen, zuzuhören oder zu beten? Freuen Sie sich am meisten auf Action oder Feiern wie Weihnachten und Ostern, oder diese Taufen oder mögen Sie mit den Kindern nebenan Geschichten hören und spielen? Wo sind Sie am liebsten? Vielleicht haben Sie ihren Lieblingsraum schon gefunden, in dem Sie schon seit langem wohnen oder Sie sind noch auf der Suche. Vielleicht haben Sie schon in verschiedenen Räumen gewohnt oder Sie stellen gerade in ihrem Zimmer ein paar Möbel um. Vielleicht stehen Sie auch noch auf der Schwelle des Hauses und überlegen, ob Sie lieber draußen sein möchten oder reinkommen. Egal, wie sie sich entscheiden es ist immer ein Zimmer für Sie frei. Allerdings wie alles hat die Geschichte einen Haken:
4 Und dieser Haken sitzt vielleicht hinter Ihnen oder vor Ihnen oder ist wieder einmal nicht hier. Der gehört zur Familie das gilt auch für die, die mich befremden. Die mir fern sind. Es gibt keinen Tauglichkeitstest für den Einzug in die Hausfamilie Gottes und das heißt, dass ich damit leben muss, dass auch Menschen dazugehören, mit denen ich Probleme habe. Die ganz andere Räume nutzen als ich oder mir diese streitig machen. Seine Verwandtschaft kann man sich eben nicht aussuchen. Das Leben in unserer Wohngemeinschaft ist immer auch turbulent und spannungsvoll. Immer wieder gibt es Probleme im Zusammenleben, hängt auch mal der Haussegen schief. Das war bereits so bei den Menschen in Ephesus. In der Gemeinde lebten zwei Gruppen: Griechische Christen und jüdische Christen. Vom Leben in der Gemeinde hatten sie ganz unterschiedliche Vorstellungen. Die einen wollten gern Milch und Fleisch getrennt essen, für die anderen war das egal. Für die einen war das Festhalten an bestimmten Feiertagen und Ritualen wichtig, für die anderen nicht. Die einen galten als altmodisch und konservativ. Die anderen als viel zu freizügig und zu liberal. Die Einen sahen verächtlich auf die anderen herab. Man konnte sich nicht verstehen und blieb darum lieber unter sich. Und heute? Heute ist der Gottesdienst gut besucht, aber mir fällt auf, dass Taufgottesdienste nicht so gut besucht sind, wie sonst. Viele die sonst kommen, kommen am ersten Sonntag im Monat nicht. Vielleicht liegt es daran, dass dann eben auch andere kommen. Die so anders sind als ich? Das müsste doch eigentlich anders sein. Ist es aber nicht! Wir sind Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, aber wir sind halt noch nicht im Himmel immer noch nicht, auch nicht 2000 Jahre, nachdem Paulus den Ephesern einen Brief geschrieben hat. Das Haus Gottes wächst immer noch und das bedeutet Arbeit. Wir leben auf einer Baustelle, die ständig Veränderungen unterworfen ist, weil sie mit Steinen arbeitet, die lebendig sind. Das Leben ist eine Baustelle auch das Leben in der Gemeinde. Und daher betone ich noch einmal den Beginn des Predigttextes: Christus ist gekommen und hat Frieden verkündet: Euch, den Fernen - und Frieden den Nahen. Denn durch ihn haben wir beide in einem Geist Zugang zum Vater. Friede sei mit Euch, heißt das! Durch Jesus Christus haben wir alle einen Zugang zu Gott. Jesus Christus ist der Weg und die Wahrheit und das Leben. Er hat uns den Weg bereitet und das Tor geöffnet zum Haus
5 Gottes. Er hat uns vorgelebt, was es heißt, Menschen einzuladen, so unterschiedlich sie auch sind, und mit ihnen gemeinsam verantwortlich zu leben. Er hat eine Gemeinschaft geschaffen aus Frauen und Männern, Fischern und Prostituierten, Reichen und Armen. Er hat Frieden verkündet, denen die mir fern sind und denen, die mir nah sind. Es ist sein Friede, der über unserem Haus steht, der Friede Jesu Christi. Christus ist unser Friede dieser Haussegen gerät nicht in Gefahr, schief zu hängen. Er ist das große Versprechen, das über dem Haus Gottes steht. Wir sind dazu aufgerufen, uns in diesem Frieden zu begegnen. Und das tun wir jedes Mal, wenn wir Abendmahl feiern zum Beispiel. Friede ist da, wo wir einander Raum lassen. Wo ich Raum frei gebe, damit mein Gegenüber Raum einnehmen kann. Mich selbst zurücknehmen und dem anderen Platz lassen, das schulde ich meinem Gegenüber Friede sei mit dir Und auch mit dir! mit den Worten grüßen wir uns und das wollen wir nun miteinander tun: Friedensgruß Friede ist mit uns. Mit der ganzen Verwandtschaft. Mit uns allen, die wir zur Hausfamilie Gottes gehören, für die immer ein Zimmer frei ist. Ohne Aufnahmetest. Wir dürfen einziehen wie und wo wir wollen, unsere Räume füllen und auch immer wieder neu gestalten. Als Freunde des Hauses. Als Getaufte. Und der Friede Gottes Amen.
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