Bilder-Galerie. Photographs at home and abroad. Marc Riboud. Pärchen an der Seine, Paris 1953

Größe: px

Ab Seite anzeigen:

Download "Bilder-Galerie. Photographs at home and abroad. Marc Riboud. Pärchen an der Seine, Paris 1953"

Georg Huber
vor 7 Jahren
Abrufe

1 Photographs at home and abroad Marc Riboud Pärchen an der Seine, Paris 1953 Alle Fotos: Marc Riboud 66

2 Der Franzose Marc Riboud ist einer der größten Fotojournalisten des 20. Jahrhunderts. Er bereiste in den Sechzigerjahren als einer der ersten europäischen Fotografen die Länder Afrikas. Aber auch seine Heimat dokumentierte Riboud. Die Aufnahmen zeigen die Wirklichkeit und das Leben der einfachen Menschen. Die Kölner in focus Galerie präsentiert in Kürze seine Bilder at home and abroad aus dem In- und Ausland. Washington D.C

3 Fischer, Ghana

4 Antiquitätenhändler, Peking

5 70 Maler am Eiffelturm, Paris 1953

6 Marc Riboud, am 24. Juni 1923 in Lyon geboren, ist eine Legende der Fotografie das kann man ohne Übertreibung sagen. Das langjährige Mitglied der Fotoagentur Magnum Photos begann schon als 14-jähriger, zu fotografieren: Damals, 1937, dokumentierte er die Weltausstellung in Paris mit einer gebrauchten Kodak-Taschenkamera. Seitdem folgt er seinem Credo: das stärkste Leben so intensiv wie möglich zu photographieren. Ribouds ganz frühe Karriere wurde unterbrochen. Der Krieg brach aus, Frankreich wurde besetzt. Riboud ging in den Widerstand, kämpfte in der Résistance. Nach dem Krieg studierte er Maschinenbau in Lyon, doch siedelte er bald nach Paris über und entschied sich, ein Fotografenleben zu führen. Hier traf er Robert Capa und Henri Cartier-Bresson und wurde schnell Mitglied der neuen Fotoagentur Magnum. In dieser Zeit entstehen die Bilder, die man von Riboud kennt, die Fotogeschichte geschrieben haben. In Indien fotografierte er, in China, das er 1965 mit der Eisenbahn bereiste, in Nepal, der Sowjetunion, in Afrika, aber auch immer wieder in Paris. An der Seine macht er seine bekanntesten Bilder wie etwa jenes des Anstreichers auf dem Eiffelturm: Wie ein Tänzer steht er da, Le Peintre de la Tour Eiffel, aufgenommen So viel Gelassenheit, so viel Grazie über dem Abgrund. Eine Haltung voller Poesie. Der Alltag: ein Spiel. Life druckt das Bild. Der erste große Erfolg. Riboud reiste mit dem Auto von Alaska bis Mexiko und fotografierte. Er arbeitete in Kambodscha, in Nord- und Südvietnam, in Jugoslawien, in der Tschechoslowakei und in Polen. Er war der Chronist der afrikanischen Unabhängigkeitsbestrebungen in den Sechzigerjahren, die er in Dokumentarfotografien festhielt, die das Genre des Fotojournalismus wie immer wieder zu Recht geschrieben worden ist transzendierten. Riboud hält die Wirklichkeit fest, doch mehr als das: Seine afrikanischen Bilder, die in Ländern wie Algerien, Nigeria, Kongo oder Ghana entstanden, zeigen eine Welt im Umbruch, symbolisieren den Fortschrittsgeist, das Selbstbewusstsein der afrikanischen Länder nach der kolonialen Ära. Vor allem Cartier-Bresson war ein früher Förderer von Riboud. Ihm gefiel die Unmittelbarkeit der Bilder des jungen Fotografen, die Nähe zu seinen Sujets, das Unverstellte im Blick, aber auch die intuitiv erfassten Schönheiten der Kompositionen, des Helldunkels, des Ausschnitts. Ich fühle noch oft diese doppelte Spannung, hat Riboud einmal gesagt, die Angst, eine Intimität zu zerstören, indem ich In Marc Ribouds Bildern steht der einfache Mensch im Mittelpunkt. Seine Bilder vermitteln neben Anteilnahme auch Schönheit und Lebensfreude. mich ihr nähere, und gleichzeitig diese Sehnsucht, so nah wie möglich das aufzunehmen, was meine Augen nicht zu sehen wagen. Riboud schuf fotografische Ikonen des 20. Jahrhunderts, wie etwa La Jeune Fille à la Fleur : jene junge Friedensaktivistin, die sich 1967 in Washington den Bajonetten des US- Militärs mit einer einzigen Blume in der Hand entgegenstellt. Ein perfektes Sinnbild für die grenzenlose Kraft des gewaltlosen Widerstands. Bild gewordenes Lebensmotto des Fotografen: Meine Zwangsvorstellung: das stärkste Leben so intensiv wie möglich zu photographieren. Es ist eine Manie, ein dermaßen starkes Virus für mich wie der Unabhängigkeitsreflex. Seien es nun die Fischer, die Riboud in Ghana fotografiert hat, das Geschäft eines Antiquitätenhändlers in Peking oder auch das sich küssende Pärchen an der Seine: Stets zeigt sich Riboud als Meister kompositorischer Balance. Jenes Paar, das Riboud 1953 an der Seine fotografiert hat, gibt ein gutes Beispiel dafür: Unter einem Brückenbogen stehen die beiden, die Bogenform wiederholt sich im Hintergrund, wo links, ganz klein, noch weitere Flaneure und spielende Kinder zu entdecken sind. Diese Staffage-Figuren sind obzwar nicht als Individuen erkennbar ungemein wichtig für die Komposition. Ohne sie wäre das Bild zweifellos geglückt aber nicht vollendet. Schnell wurde die besondere Qualität der Fotografie von Marc Riboud auch von der Kunstwelt erkannt.viele Ausstellungen in sehr renommierten Galerien und Museen zeigten Ribouds fotografische Preziosen. Einige Jahre war Riboud Präsident der Agentur Magnum, 1979 schied er bei Magnum aus. Heute lebt und arbeitet Riboud in Südfrankreich und Paris in der Stadt,die wie kaum eine andere ein Ort der Fotografie ist.vor kurzem waren wundervolle Arbeiten aus dem bäuerlichen Dalmatien der Fünfzigerjahre in der Gruppenschau Magnum's first im Fotomuseum Westlicht in Wien zu sehen, in Kürze zeigt die Ausstellung Marc Riboud Photographs at home and abroad in der Kölner in focus Galerie vom 5. September bis zum 30. Oktober einen großen Überblick über seine Arbeiten. Besonders beeindruckt mich Ribouds humanistischer Ansatz. In seinen Bildern steht der einfache Mensch im Mittelpunkt, der häufig unter den gesellschaftlichen Verhältnissen leidet. Trotzdem sind seine Bilder nicht düster, sondern vermitteln neben Anteilnahme und Parteinahme auch Sinnlichkeit, Schönheit und Lebensfreude. Damit steht er ganz in der Tradition der großen Franzosen wie Cartier-Bresson, Doisneau, Boubat, Ronis oder Charbonnier, so Galerist Burkhard Arnold über das Werk Ribouds. Die in focus Galerie wurde 1989 von Burkhard Arnold gegründet und präsentiert Fotografie in ihrer ganzen Breite, von der klassischen Reportage-, Porträt-, Akt- und Architekturfotografie bis hin zu konzeptioneller, experimenteller, inszenierter und abstrakter Fotografie seit Die Galerie organisiert neben Ausstellungen im eigenen Haus auch Ausstellungen, Ausstellungsbeteiligungen und Messepräsentationen in vielen Instituten, Galerien und Museen und publiziert regelmäßig Kataloge und Fotobücher. Künstler und Künstlerinnen der Galerie sind unter anderem Ilse Bing, Abe Frajndlich, René Groebli, F.C. Gundlach, Heinrich Heidersberger, Frank Horvat, Gottfried Jäger, Thomas Kellner, Michal Macku, Floris M. Neusüss,Willy Ronis und Jan Saudek eine eindrucksvolle Liste veritabler Klassiker der Fotografie des 20. Jahrhunderts. Marc Peschke Die Ausstellung Marc Riboud Photographs at home and abroad ist vom 5. September bis zum 30. Oktober 2009 zu sehen. in focus galerie, Brüsseler Straße,50672 Köln,Fon: Öffnungszeiten: täglich 15 bis 19 Uhr, ab 21. September nur nach telefonischer Vereinbarung. 71

Ähnliche Dokumente

PRESSEMITTEILUNG Berlin, den 6. Juli 2016

PRESSEMITTEILUNG Berlin, den 6. Juli 2016 GALERIE 36 NEUER ORT FÜR FOTOGRAFIE IN BERLIN Künstlerkollektiv HEAVEN sowie Einzelausstellung von Marc Riboud Im Herbst 2016 eröffnet die zwei neue Ausstellungen