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1 déëìåçüéáíëêáëáâçw=eçêãçåéää= ïáêâë~ãé=`üéãáâ~äáéå Sarah Häuser Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.v. Umwelt- und Mobilfunksymposium Mainz, déëåüáåüíé=çéë=cçêëåüìåöëñéäçë Seit den 50ern z.t. starke Populationsrückgänge bei Wildtieren beobachtet, z.b.: Weißkopfseeadler, Wanderfalken: niedrigerer Bruterfolg Fischotter: Rückgang der Bestände Alligatoren: verringerte Schlupfraten Seehundsterben in der Nordsee Lurche: Niedergang der Populationen Zerstörung der Lebensräume alleinige Erklärung?

2 déëåüáåüíé=çéë=cçêëåüìåöëñéäçë Genauere Untersuchungen zeigten: Verweiblichung der Männchen Verkleinerte, missgebildete Fortpflanzungsorgane (Alligatoren, Schildkröten, Hirsche, Eisbären ) verändertes Paarungsverhalten (Stare, Möwen ) Zwitterbildung (Fische, Möwen, Meeresschnecken, Kröten ) dünne Eierschalen (Möwen, Adler, Falken ) geschädigtes Immunsystem (Vögel, Robben ) déëåüáåüíé=çéë=cçêëåüìåöëñéäçë Ursache: synthetische Chemikalien, die das Hormonsystem beeinträchtigen (z.b. PCBs, DDT, Atrazin, Nonylphenol, Organochlorverbindungen ) 1991 Wingspread Statement: A large number of man-made chemicals that have been released into the environment ( ) have the potential to disrupt the endocrine system of animals, including humans. Begriff Endocrine Disruptor (EDC) wurde in den 90ern geprägt durch Theo Colborn ( Our stolen future )

3 eçêãçåéääé=påü~çëíçññé Was sind hormonelle Schadstoffe? Synthetische Chemikalien, die ähnlich wirken wie natürliche Hormone (z.b. wie Sexualhormone oder Schilddrüsenhormone) oder die Wirkung von natürlichen Hormonen blockieren können in das Hormonsystem von Tieren und Menschen eingreifen für Fötusentwicklung besonders gefährlich sind, da die körperliche und geistige Entwicklung gestört werden kann in zahlreichen Alltagsprodukten vorkommen eçêãçåéääé=påü~çëíçññé Besonderheiten hormonell wirksamer Chemikalien Können in extrem niedrigen Konzentrationen schädlicher wirken als in hohen Konzentrationen Die Dosis macht das Gift Zeitpunkt der Belastung entscheidend (sensible Zeitfenster der Entwicklung) Meist nicht akut giftig, Schädigungen treten viel später auf Weisen Kombinationseffekte auf Werden mit Krankheiten in Verbindung gebracht, die in den letzten Jahrzehnten weltweit auf dem Vormarsch sind HS1

4 Folie 6 HS1 Fötusentwicklung, Kleinkindalter, Pubertät Häuser Sarah;

5 déëìåçüéáíëêáëáâéå WHO 2013: globale Bedrohung Weltweit: déëìåçüéáíëêáëáâéå Anstieg von Brustkrebsraten, verfrühte Pubertät Rückgang der Spermienqualität, Anstieg von Prostataund Hodenkrebs, Missbildungen der Geschlechtsorgane : Anstieg Fettleibigkeit, Diabetes, Störungen der Gehirnentwicklung, Verhaltensstörungen, Asthma, Allergien

6 Hormonelle Schadstoffe im Alltag Wo kommen wir mit den Stoffen in Kontakt? Massenchemikalien Phthalat-Weichmacher, Bisphenol A & Parabene in Kosmetika Hormonelle Schadstoffe im Alltag Phthalat-Weichmacher machen PVC elastisch haben anti-androgene Wirkung, hodentoxische Effekte (DEHP, DBP, BBP und DIBP wurden von der EU als fortpflanzungsschädigend klassifiziert) sind in Produkten aus Weich-PVC typischerweise in hohen Konzentrationen enthalten (10 50%) gasen mit der Zeit aus Produkten aus und gelangen in die Umwelt/ den menschlichen Körper

7 Hormonelle Schadstoffe im Alltag Untersuchung von Kitas auf Weichmacherbelastung Mehr als 200 Kitas aus ganz Deutschland haben sich daran beteiligt Analyse des Hausstaubs auf Gehalt verschiedener Phthalat-Weichmacher und Vergleich mit Daten des Umweltbundesamtes Hormonelle Schadstoffe im Alltag Ergebnis: Kitas sind im Schnitt drei Mal so hoch mit Weichmachern belastet wie normale deutsche Haushalte

8 Hormonelle Schadstoffe im Alltag Wahrscheinliche Ursache ist die hohe Anzahl an Produkten aus Weich-PVC in Kitas: PVC-Bodenbeläge, Turnmatten, abwaschbare Tischdecken, Vinyltapeten, Gymnastikbälle, Regenkleidung, Gummistiefel, Matratzenbezüge, Spielzeug => Alternativen vorhanden! Hormonelle Schadstoffe im Alltag Bisphenol A Grundstoff zur Herstellung des Kunststoffs Polycarbonat (z.b. Küchenutensilien, CDs, Autoteile) Enthalten in Epoxydharzen (Innenbeschichtung von Konservendosen) Enthalten in Thermopapier (Kassenbons) Besitzt östrogene Wirkung Tierversuch: Fehlbildung Sexualorgane, Verringerung Spermienqualität, Beeinträchtigung Lernverhalten, Leber und Nieren schädigend, Auswirkung auf Brustdrüsen

9 Bisphenol A Hormonelle Schadstoffe im Alltag 2009: BUND-Kampagne gegen Belastung von Babyschnullern mit BPA Politischer Erfolg: 2011 EU-weites Verbot von BPA in Babyflaschen Hormonelle Schadstoffe im Alltag BUND-Auswertung > Körperpflegeprodukte

10 Hormonelle Schadstoffe im Alltag Welche Stoffe werden verwendet? => v.a. Parabene (Konservierungsstoffe) und UV-Filter Parabene Hormonelle Schadstoffe im Alltag Haben östrogene und anti-androgene Wirkung Tierversuch: Verringerung Spermien-Produktion & Testosteron-Konzentration; möglicher Zusammenhang mit verfrühter Pubertät, Brustkrebs, Störungen der Nervenentwicklung Gelangen über die Haut in den Körper (USamerikanische Human-Biomonitoring-Studie: 99% der Menschen haben Parabene im Körper) Können substituiert werden: Alternativen sind vorhanden!

11 Hormonelle Schadstoffe im Alltag Ein Duschgel alleine macht noch nicht krank, aber EU-Ebene Regulierung Etwa 550 Stoffe identifiziert, die hormonell wirksam sein könnten Einzelne Stoffe verboten, aber keine systematische Regulierung von EDCs EU-Kommission hätte bis Ende 2013 Kriterien erarbeiten sollen => verschoben zugunsten einer Folgenabschätzung auf die Wirtschaft

12 Regulierung Druck für besseren Umwelt- und Verbraucherschutz wächst: März 2013: Europäisches Parlament forderte EU-Kommission auf, Belastung der Bevölkerung zu reduzieren Mai 2013: Berlaymont Deklaration Februar 2014: Schweden droht, die EU wegen Verzögerung der Kriterienentwicklung zu verklagen April 2014: WHO-Report beklagt weltweites Versäumnis, dem Anstieg hormonbedingter Krankheiten entgegenzuwirken und fordert einzelne Länder dazu auf, aktiv zu werden Regulierung wir bleiben dran!

13 Vielen Dank! Kontakt: Sarah Häuser Wissenschaftliche Mitarbeiterin Referat Chemikalienpolitik und Nanotechnologie Am Köllnischen Park Berlin Tel.: Sarah.haeuser@bund.net