CHINA, VIETNAM, KOREA UND NIXONS PEKING-REISE

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1 DURRES, MITTWOCH, 28. JULI 1971 CHINA, VIETNAM, KOREA UND NIXONS PEKING-REISE Nordvietnam führt seit Jahren einen heldenhaften Krieg gegen den amerikanischen Imperialismus. Es wurde durch die Bombenangriffe in Schutt und Asche gelegt, doch es ergab sich nicht,setzte im Gegenteil den heroischen Widerstand und Krieg im Süden fort. Das Volk Südvietnams kämpfte und kämpft heroisch gegen den amerikanischen Imperialismus und die Saigoner Marionetten. Die Amerikaner führen weiterhin einen der barbarischsten Kriege, die die Welt je gesehen hat. Die amerikanischen Barbaren setzten alle Taktiken, alle Tücken, alle bis heute erfundenen" Arten von Waffen, mit Ausnahme von Atomwaffen, ein, doch sie vermochten nicht zu siegen. Sie wurden geschlagen, bezwungen und stehen nun am Rand der völligen Niederlage. Der Kampf der" Vietnamesen ist bewundernswert. Die Sowjetrevisionisten unternahmen alle Anstrengungen, um die Vietnamesen dazu zu bringen, den Kampf einzustellen, mit den Amerikanern einen Kompromiss einzugehen und Gespräche aufzunehmen. Die Sowjetrevisionisten waren Abwiegler des Kampfes Vietnams. Sie waren bestrebt, den «ehrenvollen» Rückzug der Vereinigten Staaten von Amerika zu retten, damit ihre späteren Interessen in Vietnam zu wahren, um zum «Teilhaber am errungenen Sieg» Zu werden. Der starke, skandalöse Druck, den die Sowjets auf die Vietnamesen ausübten, erbrachte ein Ergebnis: die Vietnamesen 601

2 nahmen in Paris Verhandlungen mit den Amerikanern auf, nach der Parole: «Sowohl Krieg, als auch Politik und Gespräche». China half und hilft den Vietnamesen im Krieg. Es war zu jedem Augenblick auch bereit, Freiwillige zu schicken. Die Chinesen waren gegen die Verhandlungen der Vietnamesen mit den Amerikanern. Das hatten sie ihnen wiederholt gesagt, sie haben es auch uns offiziell mitgeteilt. Die Chinesen betrachteten die Verhandlungen der Vietnamesen mit den Amerikanern als unrichtig, unfruchtbar, ja sogar schädlich und gefährlich, doch das war die Sache der Vietnamesen selbst, und Chinas Haltung zum Kampf des vietnamesichen Volkes und seine Hilfe änderten sich nicht. Als es darum ging, zu Vietnams Kampf Stellung zu beziehen, nahm unsere Partei, ohne sich mit China beraten zu haben (denn die Chinesen machen sich auch bei diesen kapitalen Problemen nicht die Mühe, unsere Partei zu konsultieren), die weltweit bekannte Haltung ein und sparte niemals mit Hilfe für diesen Kampf. Wir waren nicht einverstanden mit den Verhandlungen, die die Vietnamesen mit den Amerikanern begannen. Unsere Meinung haben wir den vietnamesischen Genüssen mehrmals mitgeteilt. So lagen die Dinge bis vor kurzem.. Auch wenn China: und Albanien mit den Verhandlungen in Paris nicht einverstanden waren, dies war letzten Endes Sache der Vietnamesen. Wir konnten sie nicht verhindern. Andererseits mussten wir unsere Hilfe für ihren Befreiungskampf verstärkt fortsetzen, und taten es, mussten wir die barbarischen Akte der Amerikaner weiter entlarven, und taten es, mussten wir konsequent sein in unserer Haltung, und waren es. Wir blieben konsequent bei der Unterstützung des Kampfes Vietnams, China dagegen nicht. Als der Krieg weiterging, als die Amerikaner in Vietnam und ganz Indochina mordeten und bombardierten, führte China mit den Amerikanern Geheimgespräche und kam mit ihnen überein, dass Nixon nach Peking kommen sollte. Und dabei, so stellte 602

3 sich heraus, sollten auch Verhandlungen über Vietnam geführt werden. Diese schändlichen, antimarxistischen, unkameradschaftlichen Verhandlungen fanden ohne Wissen der Vietnamesen statt, von uns gar nicht zu reden. Das.war skandalös. Das war Verrat.der Chinesen an den Vietnamesen,an ihrem Kampf, an uns, ihren Verbündeten, und an allen anderen fortschrittlichen Völkern. Das ist empörend. Die Ergebnisse der Gespräche Tschou En-lais mit Kissinger schlugen bei uns Albanern, bei den Vietnamesen und den Koreanern wie eine Bombe ein, ganz zu schweigen von den anderen. Der Khan Pakistans wurde für würdig erachtet, schon eher «in die Geheimnisse der Götter» eingeweiht zu werden. Was für eine Unverschämtheit seitens der Chinesen! Dabei stützen wir uns auf Tatsachen. Tschou En-lai rief unseren Botschafter um drei Uhr nachts zu sich, um ihn lakonisch von der «Freudenbotschaft» in Kenntnis zu setzen, die tags darauf veröffentlicht werden würde. Dabei erklärte er ihm, er werde ihn wieder rufen, um ihn ausführlicher über diese Frage zu informieren, damit er seinerseits die Genossen in Tirana ins Bild setze. Er sagte: «Soeben bin ich aus Hanoi zurückgekommen, wo ich die Genossen informiert habe. Jetzt werde ich nach Korea fahren, um Kim Ir Sen zu informieren, und Wenn ich zurückkehre, werde ich Bihanouk unterrichten und auch Sie rufen,» Uns würde er natürlich nach dem Prinzen von Kambodscha ins Bild setzen! Was zeigt das? Das zeigt, dass die Vietnamesen; die Koreaner wie auch wir vor vollendeten Tatsachen standen. Was für eine Haltung müssen wohl die Vietnamesen eingenommen haben? Wir wissen es nicht. Tschou lässt kein Wort verlauten, und wir können uns auch vorstellen, warum. Die Vietnamesen waren gegen eine Reise Nixons nach Peking zu einer Zeit, da die Amerikaner gegen sie Krieg führen. Gewiss betrachten die Vietnamesen Chinas Haltung wie wir als eine Hilfe für den Faschisten Nixon, den Mörder 603

4 Nummer eins an den Vietnamesen, um sich als Pazifist aufspielen zu können und als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wiedergewählt zu werden. Das heisst, mit einem Feind über die Geschicke eines Volkes sprechen, das kämpftund sein Schicks al-in die eigenen Hände genommen liat;das heisst, mit dem Oberschlächter eines Volkes verhandeln, ohne dieses zu fragen und seinen Rat einzuholen, obwohl doch du; China, der schärfste Gegner der Verhandlungen mit den Amerikanern Über den Vietnamkrieg gewesen bist. Einerseits kritisiert China die Sowjets und die Vietnamesen.well-sle mit den Amerikanern verhandeln, andererseits kommt" es selbst, insgeheim, mit diesen überein und "erhandelt mit ihnen! Das ist ein unehrlfuhes Geschäft, das Ist weder anständig noch marxistisch. Die Vietnamesen veröffentlichten. umgehend. einen Artikel, in dem sie mit Angriffen auf die Vereinigten Staaten von Amerika und Nixon ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck brachten und erklärten; dass sie es den Grossmächten nicht erlauben werden, mit ihrem.schicksal zu spielen. Dieser Kurswechsel Chinas in der Haltung zu Vietnam ist schändlich und erklärt sich aus der Änderung der Linie im Sinne der Annäherung an die Vereinigten Staaten von Ame'" rika. Die Chinesen machen bei der Rechtfertigung ihrer!5auerei noch einen anderen grossen Fehler. Als Tschou En-lai unseren Botschafter informierte, sagte er zu ihm: «Wir gehen davon aus, dass der Krieg in Vietnam weitergehen wird; deshalb - und das haben wir auch zu den Genossen in Hanoi gesagt -müssen sie kämpfen und wir gleichzeitig verhandeln.».- Dies hat die Vietnamesen gewiss zu Recht empört, denn nunkommen ausgerechnet die, die gegen Verhandlungen waren, und sagen: «Ihr kämpft, vergiesst euer Blut, und wir, wir verhandeln hier inpeking und in Washington.» Mit anderen Worten: Wenn der Sieg in.vietnam erreicht wird, darin haben ihn die Gespräche Mao-Nixon gebracht, das heisst, der Sieg ist den Chinesen zu verdanken und nicht

5 jenen, die getötet und verbrannt wurden. Nein, das ist nicht zu akzeptieren, das ist auf keinen Fall zu. akzeptieren! Als Zentristen die sie sind, haben den Nordkoreanern mit Kim Ir Sen an der Spitze diese politischen Akrobatenstückchen der Chinesen in vielerlei Hinsicht gefallen, in mancher anderer Hinsicht aber sind sie nicht einverstanden. Auch sie veröffentlichten, nachdem sie von Tschou informiert worden waren, einen Artikel mit Akzent gegen den amerikanischen Imperialismus, den japanischen Militarismus usw, Doch was hat den Koreanern gefallen? Ihnen hat der Rechtsschwenk der Chinesen gefallen, der diese auf die zentristischen Positionen der Koreaner bringen wird. Kim Ir Sen missfällt jedoch die chauvinlstische chinesische Crossmachtposition. Er beurteilt dies von seinen nationalistischen. und in der Mitte' zwischen der Sowjetunion 'und China angesiedelten Positionen aus. Kim Ir Sen sagt Chinas Unterstützung gegenüber der japanischen Gefahr zu, und er freut sich indirekt über die Freundschaft, die sich zwischen China und den Vereinigten Staaten von Amerika entwickelt, doch er fürchtet eine Zuspitzung zwischen China und der Sowjetunion. Deshalb wird er manövrieren und dafür sorgen, dass er als Brücke zwischen China und der Sowjetuniori im Sinne der Annäherung dieser beiden revisionistischen Staaten dient. Kim Ir Sen ist in einer besseren Position als Ceausescu, wenn es darum geht, die Karte der Sowjets bei den Chinesen auszuspielen. Ceausescu dagegen ist die Karte der Amerikaner bei den Chinesen. Die Liebe und die «solide» Einheit der Auffassungen von Korea und Rumänien, die bei Ceausescus Korea-Reise manifest wurden, ist nicht zufällig. Die Chinesen haben damit. angefangen, Korea sehr zu loben. Sie haben begonnen, Kim Ir Sen einen grossen Führer zu nennen, während sie uns gestern noch offiziell erklärten: «Er ist völlig wertlos, denn er war Obergefreiter in der chinesischen Armee», usw. 0 tempora, 0 mores!* Was werden * 0 Zeiten, 0 Sitten! (lat, im Original). 605

6 mir wohl noch alles zu sehen und zu hören bekommen!! Das ist der Anfang, aber ein sehr schlechter Anfang. Mao Tsetung muss diesen Kurs so schnell wie möglich aufgeben. Dieser Kurs lässt sich nicht damit verteidigen, dass man wie die chinesischen Propagandisten behauptet:. Auch Lenin führte Gespräche mit den Menschewiki», «auch Lenin verhandelte in Brest mit den Deutschen». Morgen werden diese Propagandisten mit Sicherheit sagen: «Auch Stalin schloss den Nichtangriffspakt mit Hitler ab.. Dieser «Argumentation» hat sich die Bourgeoisie ständig bedient, doch sie hat sich daran den Kopf eingerannt, denn weder Lenin noch Stalin verfielen jemals in prinzipielle Fehler, verletzten jemals die Prinzipien. Ihr Handeln war klar, und seine Richtigkeit haben die Zeit und die unfehlbare Theorie, der Marxismus-Leninismus, voll und ganz erwiesen. 606