Konzeption. Tagesförderstätten Diakonie Werkstätten kreuznacher diakonie
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- Peter Waltz
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1 Konzeption Tagesförderstätten Diakonie Werkstätten kreuznacher diakonie Stand: August 2007
2 Gliederung 1) Einleitung 2) Personenkreis 3) Zugangskriterien 4) Zielsetzung / Inhalte 5) Rahmenbedingungen / Arbeitsweise 6) Personal / Fachlichkeit 7) Ausblick 2
3 1) Einleitung In jedem Menschen verwirklicht sich ein Gedanke Gottes. Von Gott her ist Leben nicht verfügbar. Es ist zu jeder Zeit von gleicher Würde und von gleichem Wert. Alter, Behinderung, Krankheit oder sozialer Status mindern weder den Wert noch die Würde und das Lebensrecht der Menschen. (aus dem Leitbild der Stiftung kreuznacher diakonie, 2006) Die Tagesförderstätten der kreuznacher diakonie wurden in den Jahren 1992 (Bad Kreuznach) und 1994 (Meisenheim) unter dem Dach der Diakonie Werkstätten eingerichtet. Sinnerfüllte und sinnstiftende Beschäftigung für Menschen mit schweren und schwersten Behinderungen anzubieten war schon damals das erklärte Ziel. Die Teilhaberechte von Menschen mit Behinderungen wurden seit Ende der neunziger Jahre durch sozialpolitische und gesetzliche Veränderungen gestärkt und ein Paradigmenwechsel in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen eingeleitet. Unter diesem Fokus verstehen sich die Tagesförderstätten als Einrichtungen, die die Teilhabe von Menschen mit sehr hohem Hilfebedarf am gesellschaftlichen und sozialen Leben ermöglichen. Gesetzliche Grundlage für die Betreuung in einer Tagesförderstätte ist die Eingliederungshilfe für behinderte Menschen gemäß 53ff SGB XII in Verbindung mit 26, 33, 41 und 55 SGB IX. Über die Aufnahme entscheidet der örtliche Kostenträger im Rahmen einer Hilfeplankonferenz auf der Grundlage der Individuellen Hilfeplanung / Teilhabeplanung. 2) Personenkreis Die beiden Tagesförderstätten der Diakonie Werkstätten kreuznacher diakonie befinden sich an den Standorten Bad Kreuznach und Meisenheim auf dem Gelände der Stiftung kreuznacher diakonie in unmittelbarer Nähe zu Wohnheimen und Werkstätten. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Tagesförderstätten mit den Fachbereichen der Stiftung kreuznacher diakonie (z.b. Wohnbereiche, Autismus-Kompetenz- Zentrum, Schulen, Rehamedizinischer Dienst, Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation, Sozialpädiatrisches Zentrum) führt zu vielfachen positiven Auswirkungen und Synergieeffekten. Die Tagesförderstätten-Besucher kommen aus dem Einzugsgebiet der Diakonie Werkstätten kreuznacher diakonie. Aufnahme finden sowohl Menschen mit Behinderungen, die bei ihren Angehörigen leben ( Externe ) als auch Bewohner der Wohneinrichtungen der kreuznacher diakonie (Interne). Allgemein ist eine Tendenz zu beobachten, dass Menschen mit Behinderungen auch über das Schulalter hinaus von ihren Angehörigen betreut und gepflegt werden. In diesen Fällen kommt den Tagesförderstätten eine wichtige familienentlastende und familienergänzende Funktion zu. 3
4 Die Tagesförderstätten gestalten tagesstrukturierende Förderangebote für: - Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen, die den Leistungsanforderungen der WfbM nicht gerecht werden (familienentlastendes Angebot für Externe) - Menschen, die neben einer geistigen und / oder körperlichen Behinderung besondere Bedarfslagen aufweisen aufgrund von herausforderndem Verhalten (z.b. Selbst- und Fremdaggression, Autismus) oder einer psychischen Behinderung - Menschen mit geistiger und / oder körperlicher / Mehrfachbehinderung, die den Leistungsanforderungen der WfbM nicht oder noch nicht gerecht werden und denen aufgrund ihres individuellen Entwicklungspotentials eine Zukunftsperspektive angeboten werden muss. Bei veränderter individueller Bedarfslage besteht eine Durchlässigkeit zwischen den Teilbereichen der Behindertenhilfe kreuznacher diakonie (Diakonie Werkstätten, Tagesstrukturierende Angebote der Heilpädagogischen Einrichtungen kreuznacher diakonie, Heimangebundene Tagesförderung der Rehabilitationseinrichtung für Menschen mit Körperbehinderungen kreuznacher diakonie). 3) Zugangskriterien Menschen mit Behinderungen, welche die Unterschiedlichkeit der beiden Lebensräume Wohnbereich und Beschäftigungsbereich wahrnehmen können, erhalten ein Angebot in der Tagesförderstätte. Sie haben ihre Schulzeit beendet. Die Teilhabe am Leben der Gemeinschaft durch den Besuch einer Tagesförderstätte ist bis zum 65. Lebensjahr möglich. Die Betreuung in der Tagesförderstätte erfolgt in der Regel ganztägig. Sie erfordert die Fähigkeit und Bereitschaft der Menschen mit Behinderungen, zu festgelegten Zeiten in einem Gruppenverband zu verbleiben und aktiv am Gruppengeschehen und an gemeinschaftlichen Angeboten mitzuwirken. Individuelle Ruhe- und Entspannungszeiten können bei Bedarf eingeplant werden. 4) Zielsetzung / Inhalte Die Tagesförderstätten gestalten Angebote individueller Hilfen unter Berücksichtigung der Entwicklungspotentiale und der besonderen Bedarfslagen der Menschen mit Behinderungen. Folgende Ziele werden angestrebt: - einen zweiten Lebensraum neben Familie oder Wohnbereich anzubieten - die Möglichkeit zur Teilhabe an einer sozialen Gemeinschaft zu schaffen 4
5 - Umwelterfahrungen zu vermitteln - sinnerfüllte Beschäftigung erfahrbar zu machen - Kreativität und Produktivität erlebbar zu machen - Selbstbestimmung zu ermöglichen - die Entwicklung der Persönlichkeit zu unterstützen - zur Harmonisierung und Stabilisierung des Menschen beizutragen - spirituelle Begleitung anzubieten Diese individuelle und ganzheitliche Förderung in den Tagesförderstätten berücksichtigt unterschiedliche miteinander vernetzte Bereiche: - Sensomotorische Förderung auditive, taktil-kinästhetische olfaktorische, gustatorische, vestibuläre visuelle propriozeptive oro-faciale Wahrnehmungsbereiche - Förderung und Erhalt der psychischen und physischen Gesundheit Erhalt der Vitalfunktionen individuelle Ernährung (bei Bedarf nach ärztlicher Verordnung) Grund- und Behandlungspflege (nach ärztlicher Verordnung) Pneumonieprophylaxe Dekubitusprophylaxe Kontrakturprophylaxe Entspannungsangebote 5
6 - Förderung im sozial-emotionalen Bereich Vermitteln von Sicherheit Erleben von persönlicher Wertschätzung Stärkung der Ich-Identifikation Aufbau und Stärkung von Gruppenfähigkeit Stärkung des Gemeinschaftsgefühls Förderung sozialer Kompetenzen Entwicklung eines angemessenen Nähe-Distanz-Verhaltens - Förderung im Bereich der Kommunikation Basale Kommunikation Unterstützte Kommunikation o Körpereigene Kommunikationsformen o Nicht-elektronische Kommunikationshilfen (z.b. Bild- oder Symboltafeln) o Elektronische Kommunikationshillfen o Gestützte Kommunikation - Lebenspraktische Förderung Hauswirtschaftliche Tätigkeiten Pädagogisches Kochen Toilettentraining An- und Ausziehtraining Ess- und Trinktraining Alltagshygiene - Psychomotorische Förderung Erleben von Freude an Bewegung Vermitteln von Material- und Umwelterfahrung Entwicklung von Bewegungsabläufen Erkennen des eigenen Körperschemas Orientierung im Raum - Vorbereitende Hinführung auf eine Maßnahme der Beruflichen Bildung der Werkstatt für behinderte Menschen Anbahnung zielgerichteter und arbeitsweltorientierter Tätigkeiten Durch den Einsatz individueller Hilfsmittel und Werkzeuge Arbeit / sinnerfüllte Beschäftigung erfahrbar machen Entwicklung von Eigenmotivation, Konzentration und Ausdauer Erhalt und Anregung der kognitiven Fähigkeiten Förderung manueller Fähigkeiten Bestätigung finden in ergebnisorientiertem Arbeiten (Produktstolz) 6
7 5) Rahmenbedingungen / Arbeitsweise Die Arbeit in den Tagesförderstätten geschieht in Kleingruppen von 7-8 Beschäftigten. Jeweils 2 Gruppen bilden organisatorisch ein Team. Die / der TeamleiterIn trägt die Verantwortung für die Umsetzung der Teilhabeplanung der Beschäftigten und für Einsatz und Führung der MitarbeiterInnen in seinem / ihrem Team. Neben den Teams verfügen die Tagesförderstätten über einen Begleitenden Dienst für den therapeutischen Bedarf der Beschäftigten. Dort sind Physiotherapeuten und Ergotherapeuten beschäftigt. Der mit dem Land Rheinland-Pfalz vereinbarte Stellenschlüssel in den Tagesförderstätten beträgt 1:2,5. Die im Alltag anfallenden Pflegeleistungen sind im Kostensatz eingerechnet. Die Teams in den Tagesförderstätten sind von den Behinderungsbildern heterogen zusammengesetzt (Menschen mit Körperbehinderungen, mit geistigen Behinderungen, mit herausforderndem Verhalten, mit Autismus). Diese heterogene Gruppenzusammensetzung halten die Tagesförderstätten aus sozial-integrativen Gründen für sinnvoll und angemessen. Eine gewisse Schwerpunktsetzung in den einzelnen Teams wird aus fachlichen Gründen forciert. Im Rahmen der Individuellen Hilfeplanung wird für jeden Beschäftigten ein individuelles Förderkonzept im Rahmen einer Tages- und Wochenstruktur entwickelt. Dieses umfasst Einzelangebote, Kleingruppenangebote, gruppenübergreifende Angebote und therapeutische Angebote. Dabei wird auf ein möglichst ausgewogenes Verhältnis von Zeiten des Tuns, des Dabeiseins, des Mit-Erlebens und des Ausruhens geachtet. Bei der Durchführung der Angebote wird die Tagesverfassung der Beschäftigten berücksichtigt. In den Tagesförderstätten stehen Funktionsräume wie Snoezelraum, Physiotherapieraum, Ergotherapieraum, Aktivraum und Werkraum zur Verfügung. 6) Personal / Fachlichkeit Die Aufgaben und Tätigkeiten in den Tagesförderstätten stellen besonders hohe Anforderungen an die psychische und physische Konstitution und an die Belastbarkeit der MitarbeiterInnen. Für einen adäquaten Umgang mit dem Personenkreis sind umfassende Kenntnisse über Behinderungs- und Krankheitsbilder, pädagogisches und psychologisches Hintergrundwissen, methodische Kenntnisse und eine entsprechende Fachlichkeit unabdingbar notwendig. 7
8 In den Tagesförderstätten arbeiten Mitarbeiter mit pädagogischer, sonderpädagogischer, pflegerischer und therapeutischer Ausbildung interdisziplinär zusammen. Darüber hinaus bieten die Tagesförderstätten Ausbildungsplätze und Praktikumsmöglichkeiten an. Zur kontinuierlichen Fort- und Weiterqualifizierung der MitarbeiterInnen (unter Beachtung der Behinderungsbilder und der Teamstrukturen) bestehen durch interne und externe Fortbildungsangebote vielfältige Möglichkeiten. 7) Ausblick Die Tagesförderstätten in Meisenheim und Bad Kreuznach befinden sich in einem permanenten Veränderungsprozess. Nach den uns vorliegenden Informationen benötigt eine Vielzahl von Schulabgängern, die bei ihren Angehörigen leben, in den nächsten Jahren einen Tagesförderstättenplatz. Die derzeitigen Kapazitäten reichen weder in Bad Kreuznach noch in Meisenheim aus, um diese Personengruppe aufzunehmen. Eine Erweiterung, insbesondere der Tagesförderstätte in Bad Kreuznach wird angestrebt. Die Aufnahme von weiteren externen Beschäftigten wird sich gravierend auf die Organisation und Struktur des Tagesförderstätten-Angebots (Öffnungszeiten, Ruheund Pausenangebote, räumliche Kapazitäten) auswirken. Der Angehörigenarbeit bzw. Öffentlichkeitsarbeit kommt in diesem Zusammenhang eine wachsende Bedeutung zu. Differenzierte Angebote für Menschen mit besonderen Bedarfslagen, z.b. für ältere Menschen mit Behinderungen, für behinderte Menschen mit hohem Ruhebedarf, für behinderte Menschen mit kognitivem Anspruch müssen konzipiert und realisiert werden. Dabei sind auch räumliche Bedingungen, fachliche Qualifikationen von MitarbeiterInnen und Förderkonzepte permanent anzupassen. Über die Schaffung von Teilzeit-Plätzen in den Tagesförderstätten muss weiterhin nachgedacht und über eine realistische Umsetzung entschieden werden. In diesem Zusammenhang gilt für uns das Leitmotiv der kreuznacher diakonie: Nicht aufhören anzufangen. Meisenheim, im August 2007 Geschäftsführung Diakonie Werkstätten kreuznacher diakonie Pfarrer Gerd Biesgen Rolf Gillmann 8
9 Diakonie Werkstätten kreuznacher diakonie Geschäftsführung Talweg Meisenheim Tagesförderstätte Diakonie Werkstätten kreuznacher diakonie Ringstr Bad kreuznacher diakonie Tagesförderstätte Diakonie Werkstätten kreuznacher diakonie Talweg Meisenheim Betriebsleiterin: Renate Venner Telefon: 0671 / vennerre@kreuznacherdiakonie.de 9
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