unserer Stadt mitwirken, weil wir die zukünftige Stadt suchen und im Blick haben. Amen.
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- Til Harald Kappel
- vor 7 Jahren
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1 [Cassandra Steen feat. Adel Tawil, Stadt abspielen] So singen es Cassandra Steen und Adel Tawil seit 2009 in unseren Radios oder aus unseren Stereoanlagen. Es ist viel soviel zu viel, Überall Reklame, Alle Straßen sind befahren, Alle sind hier auf der Flucht, Glück, das man jagen muss. Einige Fetzen aus diesem Lied, mit denen die beiden ihre Welt beschreiben, in der sie leben. Auch wir in unserer Vorbereitungsgruppe sind bei unseren Überlegungen, was für uns eigentlich Stadt bedeutet, auf ähnliche Aussagen gestoßen: Bei Stadt haben wir gedacht an Hektik, Lärm, Verkehrsstaus. Genauso wie in dem Lied haben wir davon gesprochen, dass wir manchmal auch aus der Stadt fliehen wollen hinaus aufs Land oder zumindest in die Randgebiete Reutlingens, wo es wieder ruhiger wird. Und wenn wir an die Bilder der Städte zurück denken, die wir vorhin gesehen haben, dann können wir erahnen, welch Lärm, Hektik und Dreck es dort geben wird. Und doch faszinieren uns Städte, denn in ihnen ist etwas los, da geht was, da kann man Leute treffen und Kultur erleben. Und sie bieten Heimat, eben weil man dort Menschen kennt, weil man einen persönlichen Bezug zu Gebäuden und Straßen hat, weil man seinen Lieblingsmantel in diesem Laden gekauft hat und im Sommer sein Eis immer an dieser einen Eisdiele schlotzt. Zwiespältig ist also unser Verhältnis zur Stadt oder allgemeiner zu einem Ort. Bleiben oder fliehen? Genießen oder daran verzweifeln? Cassandra Steen und Adel Tawil auf jeden Fall erträumen sich eine Stadt, in die sie fliehen können. Eine Stadt aus Glas, Gold uns Stein. Wertvoll und rein also. Voller Glanz und Herrlichkeit, ohne Angst und Mauern der Gier und Verächtlichkeit. Eine Stadt, in der das Licht nicht erlischt und ich nehme mal an, dass damit nicht die ständige Leuchtreklamewerbung gemeint ist. Gar nicht so weit weg von dem, was die Christenheit als zukünftige Stadt ersehnt und sucht. Lesen wir im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung, dann entdecken wir ganz ähnliche Bilder der zukünftigen Stadt. Da lesen wir
2 von einer Stadt aus reinem Gold, das so durchscheinend ist wie Glas. Dort wird keine Nacht mehr sein, denn Gott selbst wird in seiner Herrlichkeit dort leuchten. Tränen, Leid, Geschrei und Schmerzen werden dort nicht zu finden sein, stattdessen wird man Gottes Angesicht sehen und er wird alle Tränen abwischen zu einer ewigen Freude und ewigem Heil. Der Unterschied zwischen dem Popsong und dem Bibeltext ist nun aber, dass die Stadt, die Cassandra Steen erbauen will, wohl ein Traum bleiben wird, ein Mut machender zwar, aber doch ein Phantasiegebilde. Die biblische Hoffnung der zukünftigen Stadt, auf die wir im Glauben zugehen, ist uns dagegen als feste Verheißung gegeben. Und sie ist auch kein menschliches Bauwerk, sondern von Gott geschaffen auf Ewigkeit. Dieses Bild der zukünftigen Stadt steht im Hintergrund unserer diesjährigen Jahreslosung aus dem Hebräerbrief: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Nun könnte sie uns dazu verleiten, uns innerlich schon aus dieser Welt zu verabschieden. Das, was wir hier haben, bleibt ja doch nicht. Warum also noch über unsere Welt nachdenken oder gar etwas für sie unternehmen? Träumen wir uns doch hinein in diese neue Welt und lösen uns von all dem Anstrengendem und Schlechtem dieser Welt. Körperlich sind wir zwar noch hier, aber im Geiste sind wir schon entrückt in Gottes herrlichem Reich. Weltflucht würde man es nennen, aber eine biblisch begründete....sondern die zukünftige suchen wir. Doch meint der Schreiber des Hebräerbriefs eine solche Weltflucht? Das Suchen der zukünftigen Stadt oder Welt ist sicherlich nicht so zu verstehen, dass man bei dem Suchen das vergisst, was rings umher geschieht. Mit dem Suchen ist zum einen ein Nachforschen und Erkunden gemeint. Suchen heißt, dass wir uns gegenseitig neugierig machen auf diese neue Welt, indem wir uns die Hoffnungsbilder des neuen und auch des alten Testaments vor Augen stellen. Indem wir also in der Bibel lesen und uns davon erzählen, was wir dort
3 von der zukünftigen Stadt erfahren. So wie wir einander von unseren Urlaubsorten erzählen, so können wir doch auch von dem erzählen, was wir an Gottes herrlichem Reich in der Schrift erfahren haben und uns so gegenseitig Freude machen auf das, was uns erwartet. Denn wir suchen ja nur das, was wir auch wirklich haben wollen. Wir machen uns doch nur dann auf die Suche, wenn wir erhoffen, dass wir etwas finden, was uns weiter hilft, glücklich macht oder uns einen Sinn gibt. Und dazu wollen uns die biblischen Texte von Gottes ewigem Reich anspornen und dazu können wir uns gegenseitig neugierig machen. Doch damit ist das Suchen noch nicht erschöpft. Und das macht der Hebräerbrief mit Jesus Christus deutlich. Weil Jesus Gottes ewiges Reich vor Augen hatte, konnte er das Leid und die Schmach tragen und erdulden, die ihm widerfuhren. Er wusste um etwas Höheres, Besseres und musste sich deshalb nicht klammern an diese Welt. Aber weil er von einer besseren Welt wusste, weil er die zukünftige Stadt herbeisehnte, setzte er sich für diese Welt ein. Er strebte nach der zukünftigen Welt in der jetzigen. Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen diese Aussage war Programm für Jesus. Er wollte etwas von der zukünftigen Welt hinein bringen in die gegenwärtige. Heilte er Kranke, sollte etwas aufblitzen vom Heil in Gottes Welt. Wo er mit den Ausgestoßenen aß, sollte deutlich werden, dass an Gottes Tisch jeder Platz haben wird. Daran, dass er sich verspotten ließ, können wir sehen, dass nicht die Menschen dieser Welt über ihn urteilen konnten, sondern nur sein himmlischer Vater. In allem, was er tat und sagte, hatte er die zukünftige Welt vor Augen und im Herzen. Aber eben nicht im Sinne einer Weltflucht, sondern gerade in der Hinwendung zu der Welt. Weil Jesus wusste, dass die gegenwärtige Städte und Dörfer keinen Bestand haben, weil er wusste, dass nicht die Meinungen und Vorschriften der Menschen bleiben werden, konnte er die zukünftige Welt in die gegenwärtige Welt bringen. Und in diesem Sinne müssen auch wir die Jahreslosung hören. So wie es Eberhard Jüngel tat, der die Jahreslosung
4 folgendermaßen umformuliert: Wir haben hier keine bleibende Stadt, doch weil wir die zukünftige suchen, ist für uns die Stadt eine bleibende Aufgabe! Im Hoffen und Sehnen nach Gottes zukünftiger Stadt ist uns die gegenwärtige Stadt oder Welt eine bleibende Aufgabe. Eben weil wir davon hören, dass es in Gottes Welt kein Leid mehr geben wird, können wir versuchen das vielfältige Leid in dieser Welt zu bekämpfen. Die zukünftige Welt soll uns also nicht den Blick verschleiern auf das Hier und Jetzt. Sie soll uns den Blick eröffnen, wohinein diese neue Welt strahlen kann. Vielleicht ist ein solcher Ort da, wo wir einer Hilfe suchenden, alleinstehenden Mutter mit ihrem behinderten Kind helfen und so zeigen, dass es gut ist, dass dieses Kind und seine Mutter willkommen sind. Vielleicht ist es unser Einsatz für diejenigen, die von der Gesellschaft ausgeschlossen werden, weil sie scheinbar nicht dazu passen. Vielleicht leuchtet die zukünftige Welt auch da auf, wo wir uns in der Schöpfung dafür einsetzen, dass das, was Gott uns geschenkt hat, auch beachtet und bewahrt wird. Und natürlich kann unser Strahlen im Gesicht, wenn wir von der zukünftigen Stadt Gottes erzählen, etwas von dem Glanz in unsere Welt bringen, den wir dort erwarten. Und in dieser bleibenden Aufgabe für unser Stadt und Welt können wir auch dem Gegenwind trotzen, der uns entgegen wehen mag. So wie Jesus Schmach und Leid auf sich nahm, damit die zukünftige Stadt schon in der Gegenwart Gestalt annahm, so sollten auch wir uns nicht zurück schrecken lassen von Ärger und blöden Kommentaren, wenn wir für Gottes Sache aktiv sind. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt. Auch das, was wir hier an Schmähungen und Missbilligung erleben auf Grund unseres Einsatzes für Gottes Reich, bleibt nicht. Mit Blick auf das, was Gott uns verheißt, können wir das ertragen, weil wir wissen, was bleibt und was vergeht. Während also die Stadt, die Cassandra Steen besingt, ein Wunschtraum bleiben wird, haben wir die Verheißung einer zukünftigen Stadt. Mit dieser Verheißung können wir an
5 unserer Stadt mitwirken, weil wir die zukünftige Stadt suchen und im Blick haben. Amen.
Predigt über die Jahreslosung 2013 Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebräer 13,14)
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