Tüchern über den Gesichtern. Eine Mischung aus Vietnamkrieg-Film und Western. Unsere Frontscheinwerfer beleuchten die Kleidung der Leute, die für
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- Simon Heintze
- vor 7 Jahren
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2 Tüchern über den Gesichtern. Eine Mischung aus Vietnamkrieg-Film und Western. Unsere Frontscheinwerfer beleuchten die Kleidung der Leute, die für mich eher nach Pyjama aussieht. Meistens sehen wir Fünfergruppen. Ganze Familien scheinen zusammen unterwegs zu sein, manchmal mehrere Personen auf einem Gefährt. Jetzt sind weniger Menschen auf den Straßen als gestern Abend; trotzdem sind es mehr als während der Rushhour in Amsterdam. Hung setzt uns am Flughafen ab, und Pasje gibt ihm eine Liste mit Aufträgen, die er in seiner Abwesenheit erledigen soll. Kurz darauf betreten wir den Flughafen, der ganz nach Sechzigerjahren aussieht. Wie immer kümmert sich Pasje um die Formalitäten beim Einchecken. Mich parkt er in einem kleinen Café, und ich habe Zeit, mich ein
3 wenig umzusehen. Jetzt, da wir beide unterwegs sind, bin ich auch wieder entspannter. Darin sind wir geübt. Endlich gelingt es mir auch, die fremde Kultur mit Wohlwollen wahrzunehmen. Neben mir schlürft ein Mann geräuschvoll seine Suppe. Wie die chinesischen Börsenmakler in New York, wenn wir in Chinatown frühstücken. Pasje kommt mit unseren Bordkarten in der Hand auf mich zu.»wir müssen zu Fuß zum Flugzeug gehen«, sagt er.»es gibt hier keine Busse.«Ich folge ihm die Treppen hinunter auf den Asphalt. Wir gehen an ein paar Militärflugzeugen vorbei, die wie in Kampfbereitschaft aufgereiht stehen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Als wir endlich vor unserem Flieger stehen, verlässt mich plötzlich der Mut. Unglaublich, wie klein er ist!
4 »Da steige ich nicht ein!«, rufe ich erschrocken.»auf keinen Fall! Du weißt, dass ich das nicht kann!«pasje war darauf offenbar vorbereitet.»ich weiß schon. Aber ich bin sicher, du schaffst es. Anders kommen wir nicht dorthin.was soll das heißen, anders kommen wir nicht dorthin? Können wir nicht mit dem Auto fahren?der Dschungel ist dort sehr dicht, und die Straße ist fürchterlich. Wir würden Tage brauchen, und wir müssten umkehren, kaum dass wir angekommen sind. Bitte!Na gut, ich versuch s«, sage ich widerwillig. Dann zwinge ich mich, die Stufen zum Hintereingang des Flugzeugs hochzusteigen, und trete ein. Mein Kopf stößt beinahe an die Decke. Sofort drehe ich mich um.»lass mich raus!«, bitte ich. Pasje
5 stellt sich vor die Tür.»Bitte, ich kann das nicht!«, flehe ich. Voller Panik schlage ich Pasje mit beiden Fäusten auf die Brust. Er nimmt meine beiden Hände in einen festen Griff und zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen.»doch, du kannst das, ich weiß es. Und du musst. Für mich und für uns. Es dauert nur zwanzig Minuten.«Ich habe Todesangst, aber ich zwinge mich, in dem Flugzeug zu bleiben, obwohl es so klein ist. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich Pasje zur dritten Sitzreihe folge. Fünfzehn sind es insgesamt, zähle ich. Ich sitze am Gang, könnte den chinesischen Fluggast auf der anderen Seite mühelos berühren. Die Decke kann ich erreichen, ohne auch nur den Arm ganz auszustrecken. Meine Knie berühren den blauen Sitz vor mir. Pasje legt seinen Sicherheitsgurt an, der über
6 die Brust geführt wird wie im Auto. Ich winde mich aus meinem Gurt wieder heraus, es ist ohnehin schon so eng. Die Stewardess, eine kleine, hübsche Vietnamesin, lässt mich gewähren und führt ihre Sicherheitseinweisung durch. Ich versuche, mich zu konzentrieren, denke aber die ganze Zeit nur an Flucht. Ich rezitiere Literatur im Kopf, um mich abzulenken. Was mir gerade einfällt. Homer:»Nenne mir, Muse, den Mann, den vielgewandten «Oder so. Wie wäre es mit der Loreley?»Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin?«die Lieblingsstrafarbeit meines Deutschlehrers.»Ein Märchen aus uralten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn.«Wir starten. Oder jedenfalls bewegen wir uns. Ich halte den Blick fest auf Pasjes Uhr gerichtet, die 1940 s Rolex, die ich ihm letztes Jahr in Washington gekauft habe. Als
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