EU - Recycling. Die Wellenmacher Seite /12 ZKZ Jahrgang 8,- Euro + SEKUNDÄR-ROHSTOFFE

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1 08/12 ZKZ Jahrgang 8,- Euro EU - Recycling + SEKUNDÄR-ROHSTOFFE Das Fachmagazin für den europäischen Recyclingmarkt Die Wellenmacher Seite 10 Interview mit Recupel, Seite 14 Golfstaaten: Viel Sand im Recyclinggetriebe, Seite 22 Abfallwirtschaft in Kanada, Seite 28 EU-R english, Seite 30

2 Die Wellenmacher Die Anlagenbau Günther GmbH steht für jahrzehntelange Erfahrung im Maschinenbau und beispielhaft für die Innovationskraft, die von mittelständischen Unternehmen ausgeht. Mit dem Spiralwellenseparator SPLITTER gewinnt das Recycling weiter an Dynamik. Es sind oft sehr kleine Dinge, die Männerherzen höher schlagen lassen. Wenn sie sich denn bewegen und etwas bewegen. Ob die gute alte Modelleisen- und Autorennbahn auf dem Dachboden, die legendäre Dampfmaschine im Maßstab 1:8, mit Fabrikgebäude, Kessel, Schornstein, Zylinder, Kolben, Schieber, Stangen, Schwungrad, oder der Mini-Helikopter Marke Eigenbau, der sich wie ein großer in die Lüfte schraubt; für technisches Spielzeug können wir uns, warum auch immer, besonders begeistern. Das Kind im Manne zu wecken, das geht analog einfach oder digital komplex auf Knopfdruck und irgendwie automatisch. Dies kommt mir in den Sinn, als wir uns im Foyer der Anlagenbau Günther GmbH die dort ausgestellten Modelle von Recyclingmaschinen ansehen, die das Unternehmen auf dem firmeneigenen Produktionsgelände im hessischen Wartenberg für die Branche fertigt. Nun, das ist doch mal ein richtiges Männerspielzeug, bringt es sogleich meine Kollegin Julianna Szasz auf den Punkt. Von Stefanie Lachmann, die uns begrüßt und bei dem mittelständischen Familienbetrieb für das Marketing zuständig ist, erfahren wir, dass die vollends funktionalen Miniaturen, darunter ein detailgetreues Modell vom SPLITTER, alle der Senior gebaut hat. Gemeint ist Otto Günther, der bis vor 13 Jahren das Geschäft führte und es dann an seinen Sohn Bernd Günther übergab. Seitdem findet er mehr Zeit für sein Hobby. Einmal am Tag streift der Senior ohnehin noch über den 2008 bezogenen, heutigen Standort Wartenberg-Angersbach mit einer Gesamtfläche von Quadratmetern. Um nach dem Rechten zu sehen, wie es augenzwinkernd heißt. So ganz kann er halt nicht von seinem Lebenswerk in zweiter Familiengeneration loslassen. Verständlicherweise. Anhand seiner Modelle erläutert und veranschaulicht er dabei immer wieder gerne Besuchern, Schulklassen und nicht zuletzt den Kunden aus aller Welt das technische Prinzip, die Mechanik und die Arbeitsweise der originalen Maschinen von Anlagenbau Günther im industriellen Maßstab. Der SPLITTER im Männerspielzeug-Format. Davor Stefanie Lachmann von Anlagenbau Günther und Marc Szombathy von EU-Recycling 10

3 In der Mitte verwurzelt Auch erzählt Otto Günther hier von den Anfängen des Unternehmens, das 1924 von seinem Vater Heinrich Günther im benachbarten Lauterbach als Einzelhandelsfirma gegründet wurde. Damals fertigten 20 Mitarbeiter Haushaltsbehälter und Räucherschränke und verrichteten in der Region Vogelbergkreis, Raum Fulda in Osthessen Installationsaufträge trat Otto Günther die Nachfolge seines Vaters an und erweiterte die Geschäftsaktivitäten um das Segment Haus- und Anlagentechnik. Mitte der 1980er Jahre stieg er dann in den Apparate- und Maschinenbau ein und entwickelte ab 1989 Kompost-Abfüllanlagen sowie erstmals Recyclingmaschinen. In Lauterbach wurde dazu 1992 eine neue Produktionsstätte gebaut. Mit seinem Sohn Bernd Günther und der dritten Generation am Ruder schwenkte das traditionelle Familienunternehmen 2000 schließlich ganz auf den Zukunftsmarkt Recycling ein. In der Mitte Deutschlands verwurzelt, produziert und vertreibt die Anlagenbau Günther GmbH innovative und patentierte Know-how-Lösungen, die für das Qualitätslabel Made in Germany stehen und international gefragt sind. Am 2008 eingeweihten Hauptsitz Wartenberg-Angersbach sind heute 120 Mitarbeiter beschäftigt. Unter anderem bildet der Betrieb zum Mechatroniker aus: Als Arbeitgeber setzt Firmenchef Bernd Günther, wie schon sein Vater und Großvater, auf kompetente Fachkräfte aus der Region, die möglichst dauerhaft gehalten werden sollen und beruflich eine Perspektive bekommen. Teamgeist, kollegiales Miteinander und soziales Engagement sind seit jeher die tragenden Säulen der Unternehmenskultur. So bedenkt der Betrieb auch regelmäßig Behindertenwerkstätten mit kleineren Aufträgen. Maßgeschneiderte Technikkonzepte Den SPLITTER gibt es auch als stationäre Lösung. Im Bild die Variante System Das Portfolio von Anlagenbau Günther umfasst Separations-, Sieb- und Fördertechnik für feste Abfälle, die ständig weiterentwickelt wird. Von mobilen und semimobilen Einzelmaschinen bis hin zu kompletten stationären Aufbereitungsanlagen im Baukastensystem alle Produkte werden passgenau nach den individuellen wirtschaftlichen Anforderungen, den speziellen Bedürfnissen und Wünschen der Kunden gefertigt. Maßgeschneiderte Technikkonzepte eben. Dazu den bewährten Rundumservice bei der Planung, Montage, Inbetriebnahme von Maschinen und Anlagen, inklusive Schulung, Wartung und der Optimierung von Prozessen im laufenden Recyclingbetrieb. Das Team von Anlagenbau Günther ist vor Ort. Dass die Kunden mit der Betreuung auch nach dem Kauf der Produkte und ebenso durch die Zulieferfirmen und den österreichischen Kooperationspartner Komptech GmbH immer zufrieden sind und sich bestens beraten fühlen, ist Anspruch und Ansporn zugleich. Geliefert werden die Maschinen und Anlagen von Günther mittlerweile in alle Herren Länder. Nordamerika, Australien und in Europa Frankreich und die Niederlande zählen derzeit zu den wichtigsten Absatzmärkten. Restmüll, Gewerbemüll, Sperrmüll, Verpackungsabfälle, Produktionsabfälle, Kompost, Bioabfälle, holzige Biomasse, Altholz, Grünschnitt, Steine, Erden, Baumischabfälle, Baustoffe es gibt eigentlich kein Material, das die Maschinen von Anlagenbau Günther nicht bearbeiten könnten. Mit der Aufbereitung von E-Schrott und Metallschrott kommen weitere interessante Aufgabenstellungen hinzu, ergänzt Stefanie Lachmann die Liste der großen Anwendungsmöglichkeiten. Ein besonderes System Nach der eingehenden Firmenpräsentation durch die Marketingleiterin, bei der wir auch Vertriebsleiter Tobias Weber treffen, führt uns die Werksbesichtigung in die modern, hell und in freundlichen Farben gestaltete Fertigungs- und Montagehalle des Unternehmens. Dort kommen wir auf die jüngste Entwicklung aus dem Hause Günther, den Spiralwellenseparator SPLITTER, zu sprechen: Mobilversion des SPLITTER. Hier vom Typ HOOK mit Hakenlift-Modul und Trailer-Zentralachsanhänger Der patentierte, mit mehreren Spiralwellen ausgestattete Separator trennt durch eine gleichzeitig axiale und seitliche Verteilung des Siebguts (zweidimensionale Siebweise aus Rollenbahn mit gleichzeitigem Förderwendeleffekt) selbst schwer siebfähige Materialien. Lange, leichte Teile EU-Recycling 08/

4 Die Montagekomponenten der Maschinen werden größtenteils selber im Werk gefertigt. Die etwa ein Dutzend Zulieferfirmen für Anlagenbau Günther sind alle in der Region ansässig werden in Förderrichtung, kubische, schwere Teile seitlich ausgeschieden. Feinteile fallen durch das Siebdeck nach unten. Die Spiralwellen jede Welle hält einer Dauerbelastung von bis zu 250 Kilogramm am äußersten Ende stand sind dazu und ähnlich einem Schneckenförderer parallel zueinander angeordnet. Das Besondere an dem verschleiß-, verstopfungs- und wickelfreien System, das sich während des Betriebs selbst reinigt, ist, dass zwei Bewegungen überlagert werden. Zur Rotationsbewegung wird der Fördereffekt einer archimedischen Spirale überlagert. Hierzu ist ein freier Auslauf am Wellenende erforderlich, was über die spezielle fliegende Lagerung erreicht wird. Die Wellen sind zwar zweiseitig gelagert, laufen aber auf einer Seite frei aus. Auf diese Weise kann das Aufgabematerial mit größtmöglicher Leistung auf kleiner Fläche nach Gewicht, physikalischen Eigenschaften und nach Größe sortiert werden. Durch das freie Auslaufen der Wellen können die Wellen zueinander ausweichen, um Stillstände durch Störstoffe zu vermeiden. Förderrichtung abtransportiert, während die Langteile und Störstoffe in den Gassen oder auf den Wellenenden in Förderrichtung abgegeben werden. Der Feinanteil fällt zwischen den rotierenden Wellen durch. Die Fein- und Grobkornfraktionen werden über Förderbänder den nachgeschalteten Prozessen zugeführt. Zum Beispiel zur Fe-/ NE-Abscheidung. Leistungsstark im Einsatz Das Materialgemisch wird über ein Zuführband auf den SPLITTER aufgegeben. Grundsätzlich trennt die Maschine das Materialgemisch in eine Grob- und eine Feinkornfraktion. Die Trennung des Grobanteils erfolgt bei Bedarf zusätzlich nach kubischen und länglichen Teilen. Die kubischen Teile werden in den Spiraltaschen 90 Grad zur Der SPLITTER in Aktion. Verarbeitet wird Altholz Stefanie Lachmann erläutert Julianna Szasz von EU-Recycling die technischen Details beim SPLITTER Der Trennschnitt ist frei wählbar und liegt je nach Anforderung zwischen 40 und 400 Millimeter. Durch eine optionale, automatische Rückführung der Grobteile in einen vorgeschalteten Zerkleinerer kann die Effizienz des Prozesses weiter gesteigert werden. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch (je nach Anwendung) von 60 Kilovoltampere und weniger als fünf Liter Diesel pro Stunde ist der SPLIT- TER in mobiler und stationärer Ausführung erhältlich. Die Mobilversionen sind als Zentralachsanhänger Trailer, Auflieger Truck sowie als Hakenlift-Modul Hook lieferbar. Stationär ermöglichen die Siebdeckeinheiten entweder als Semi-, Basic- oder als System-Variante mit Rahmen und Förderbändern eine modulare und platzsparende Integration in bestehende Anlagen. In Glückstadt nördlich von Hamburg stellt die EBS Concept GmbH mithilfe der Technik von Anlagenbau Günther Ersatzbrennstoffe her. Bei einer Durchsatzleistung von

5 Das Technikum bietet die Möglichkeit, den SPLITTER mit eigenem Material zu testen Tonnen pro Stunde ( Tonnen pro Jahr) besteht die Anlage dort aus einem SPLITTER zur Vorkonditionierung, einem Sternsieb zur Abscheidung des Feinanteils, drei Fe- Abscheidern, einem NE-Abscheider, zwei Windsichtern zur Schwerteilabscheidung, einem Nachzerkleinerer, circa 300 Meter Fördertechnik und 45 Tonnen Stahlbau. Lösungen für einen durchgängigen Prozess Transport- und Fördersysteme komplettieren die Produktlinien des Unternehmens. Zur Auswahl stehen verschiedene Flachbänder, Muldenbänder, Kratzbodenförderer, Gurtförderer und schließlich der Annahmedosierer TAKER für Schüttgüter. Als Baukastensystem konzipiert, lässt sich der TAKER waagrecht oder ansteigend installieren. Zwei Baubreiten und zahlreiche Erweiterungselemente ermöglichen ein Füllvolumen von vier bis 96 Kubikmeter. Nach der Befüllung durch einen Radlader oder Bagger fällt das Material auf einen Kratzboden. Kratzerstangen schieben das Schüttgut von dort aus zu den Dosierwalzen, wo es entzerrt und in angepasster Menge an das nachfolgende Aggregat abgegeben wird. So lässt es sich arbeiten Unser Besuch bei der Anlagenbau Günther GmbH hat einmal mehr bestätigt, welches Potenzial in dem Zukunftsthema Recycling steckt und welche Innovationskraft hier gerade von mittelständischen Unternehmen für die gesamte Branche ausgeht. Das zeigt sich allein an dem Spiralwellenseparator SPLITTER, von dem Stefanie Lachmann sagt, dass er noch Einiges bewegen wird. Ein Maßstab ist sicher schon jetzt gesetzt. Auf die weitere Entwicklung bei den Wellenmachern aus Wartenberg sind wir daher sehr gespannt und kommen gerne wieder. Dann aber mit Badehose im Gepäck. Vielleicht dürfen wir ja in dem Schwimmteich auf dem Firmengelände, den Geschäftsführer Bernd Günther auch für sein Team angelegt hat, eine Runde drehen. So lässt es sich arbeiten! Ü Fotos: Julianna Szasz / Marc Szombathy / Anlagenbau Günther GmbH Der Schwimmteich auf dem Firmengelände ist bis zu drei Meter tief und ein beliebter Treffpunkt für Betriebsfeiern EU-Recycling 08/

6 Als Dankeschön für Ihre Abo-Bestellung erhalten Sie jetzt einen Einkaufsgutschein über 40 Euro! EU-Recycling Das Fachmagazin für den europäischen Recyclingmarkt Fakten, Hintergründe, Reportagen made in Europe Berichte von nationalen und internationalen Tagungen, Kongressen und Fachmessen Marktberichte und Länderporträts Meldungen von der Branche Aktuelles aus der Kreislaufwirtschaft Interessante Interviews und Events Ja, ich bestelle ein EU-Recycling Jahres-Abonnement. Für mindestens 1 Jahr (12 Ausgaben) zum Preis von z. Zt. 86,50 in Deutschland inkl. Versand, Ausland 98,20 inkl. Versand. Ich möchte den Einkaufsgutschein über 40,- als Willkommensgeschenk für mein Jahres-Abonnement. Ich bezahle bequem per Bankeinzug. Bank BLZ Konto Per Rechnung So einfach können Sie abonnieren: Coupon ausfüllen und senden an: MSV Mediaservice & Verlag GmbH Münchner Str. 48 D Alling/Biburg Firma / Name / Vorname Straße / Hausnummer PLZ / Wohnort Datum Unterschrift *Widerrufsfrist: Ich kann diese Bestellung im Laufe von 8 Tagen bei der MSV Mediaservice & Verlag GmbH, Münchner Str. 48, D Alling/Biburg, widerrufen. Kündigungsfrist: Das Abonnement kann jeweils vor dem Ende der Bezugszeit schriftlich gekündigt werden. Als Fachmagazin ist EU-Recycling steuerlich absetzbar. Oder schneller per Telefon: +49 (0) Telefax: +49 (0) msvgmbh@t-online.de