Luftdichtung und Dämmung im Altbau mit Einblaszellulose - Ein Praxisbericht

Transkript

1 Luftdichtung und Dämmung im Altbau mit Einblaszellulose - Ein Praxisbericht Andreas Bruhn, Dämmbau Potsdam GmbH Sehr geehrte Damen und Herren, historische Bausubstanz zu erhalten und zu sanieren heißt auch, sich heutzutage mit der energetischen Gesamtbilanz des Gebäudes auseinanderzusetzen, Dämmmaßnahmen zu planen und umzusetzen. Dass dies machbar und erfolgreich möglich ist, beweisen viele Altbauten, in denen es sich gut und energetisch sparsam wohnen lässt. Warum auch die Zellulose-Einblasdämmung ihren Anteil daran hat, möchte ich im Folgenden näher betrachten. Mein Hauptaugenmerk gilt dabei der Dachdämmung und der überaus wichtigsten Nebentätigkeit in diesem Zusammenhang - der Luftdichtung. Was ist das besondere an Altbau-Dächern? Oftmals weisen sie vielfältige Dachformen auf, haben Kehlen, Grate, Gauben, Flach- und Steildächer - vereinfacht gesagt eine überaus komplexe Dachstruktur, die vielfältige Überlegungen erfordert, wie die verschiedensten Bereiche gut gedämmt werden können. Von innen betrachtet haben sie meist zu geringe Sparrenhöhen, unverputzte Wände im Dachgeschoß, eine alte staubige Dielung auf der Deckenebene und eine Lehmschüttung darunter.

2 Und nun zum ersten Mal eine Dämmung. Also, gelb (Mineralwolle) oder grün (Steinwolle), weiß (Styropor) oder grau (Zellulose), braun (Holzfaser) oder beige (Baumwolle). Während sich in den letzten Jahren die Anforderungen der ENEV an die Wärmedämmung stetig verschärft haben, die Dämmstoffe immer besser geworden sind (0,35/0,32), die Verarbeiter immer internationaler, hat sich am Grundprinzip der Dämmung dennoch nichts geändert: Der Dämmstoff bietet der Luft eine kleine räumliche Struktur in der sich diese nicht mehr bewegen kann. Wenn der Dämmstoff dann noch allseitig abgeschlossen ist, sprechen wir von stehender Luft - und die Dämmung ist perfekt. Es dämmt nicht das Material, sondern die darin eingeschlossene Luft (Folie pro clima) Natürlich muss die Dämmebene auch richtig angeordnet werden, so dass sie Warm- und Kaltbereich strömungsdicht voneinander trennt - eine Aufdachdämmung z.b. auf einem Brettbinderdachstuhl ohne die Beachtung der seitlichen Anschlüsse kann man auch als eine schwebende Bettdecke betrachten - das Dämmmaterial mag qualitativ gut sein, aber warm hält eine solche Dämmung trotzdem nicht. (Folie 1Aufdachdämmung) Aber einen Moment, denkt man -,,der u-wert war doch richtig berechnet, und auch bei dem anderen Dach, wo jeden Winter der Schnee taut, ist doch auch die richtige Dämmdicke verbaut worden!,, Und damit steigen wir in die Problematik ein, die meiner Ansicht nach bei der Altbausanierung eine viel größere Beachtung finden muss: Der u-wert - Theorie und Praxis (Folie 2)

3 Der Dämmstoff muss so eingebaut werden wie im Labor, damit er seine Dämmeigenschaften beweisen kann. oder: Die Dämmung im,,kreuzverhör (Folie 3) vielfältige Beziehungen zwischen den Beteiligten: z. B. der Nutzer erwartet eine fachgerechte Planung entsprechend den Vorgaben der ENEV durch den Architekten, aber auch eine entsprechend fachgerechte Ausführung durch den Handwerker gleichzeitig muss der Architekt den Handwerker kontrollieren, der wiederum muss für seine Arbeit gewährleisten und so weiter. Wie kann ich dieses Ziel erreichen? 1. Ansatz - intelligente Planung Eine sehr wesentliche Frage im Planungsstadium ist die nach der Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffs. Welches Lambda hat denn Zellulose? Aha, 040, also schlechter als Mineralwolle mit 035. Für manche ist es die alles entscheidende Frage, weil es bedeutet: bester Dämmstoff, geringere Dämmdicke ist ausreichend, um den notwendigen u-wert zu erreichen, vermutlich auch günstigster Preis. Aber wie war das beim Altbau? Schauen wir uns einmal typische oder mögliche Dachschnitte an: (Folie vs. 040, Folie 5 -Unterspannbahn vs. Unterdachplatte).

4 Folie 4 und 5 2. Ansatz - Ausführung des Bauvorhabens a) Luftdichtung Die Luftdichtungsebene im Altbau in der Fläche herzustellen ist im Allgemeinen kein Problem, aber gewisse Bauteilübergänge sind problematisch, müssen gut geplant und vorbereitet werden. Exemplarisch möchte ich dazu 3 Beispiele geben: 1. Wandanschlüsse (Foto 3) 2. Anschluss auf Schüttung (Foto 4, Folie 6) 3. Wechsel der Luftdichtungsebene außen/innen (Folie 7) Verallgemeinert können noch folgende Planungshinweise gegeben werden: Anschlussbereiche an andere Bauteile definieren Holz Pfetten, Balken, Stiele OSB; Mauerwerk Wände, Kniestock; geputzt oder ungeputzt Stahlträger, Dachfenster, Kamin (Brandschutz beachten) Fachgerechte Anschlüsse ermöglichen Vorputzen, primern, absaugen, entnageln Durchdringungen minimieren Installationsebenen einplanen Traglattenebene, Drempelhohlräume

5 Materialeigenschaften bewusst auswählen so dicht wie nötig, so offen wie möglich ein möglichst hohes Verdunstungspotenzial einbauen Dampfsperre, Dampfbremse oder feuchtevariabel b) Dämmung Lückenlose Dämmung im Altbau mag solange machbar sein, solange die Gefache halbwegs rechtwinklig sind, aber selbst da gibt es schon einige Schwierigkeiten (Fotos 7+B). Und trotzdem - das Problem liegt meines Erachtens in speziellen Altbausituationen, die immer wieder auftreten: 1. seitliche Anlaschung (Folie 9) 2. Aufschiebling 3. Firstdreieck (Folie 10) 4. Gefache am Gratsparren Folie 9 und 10 Und die Lösung dieser Dämm- und Luftdichtungsprobleme? (Folie 11) Ausführung der Luftdichtungsebene und Einblasen der Zellulosedämmung vom Dämmprofil

6 Denn: Zellulosedämmung dichtet zusätzlich ab, wo man nicht perfekt kleben kann. Jede Fuge, Ritze etc. wird ausgedämmt, die hochverdichtet eingeblasene Dämmung hat eine luftdichtende Wirkung auf Grund ihres hohen Strömungswiderstandes. Und sie füllt den Hohlraum zwischen der Winddichtung (der äußeren Beplankung) und der Luftdichtung (der inneren Ebene) fugenlos aus. Damit gibt es keine Fehlstellen, aber auch keine Luftströmung innerhalb der Dämmebene. Egal, wie groß der Hohlraum ist, egal, welchen Querschnitt er aufweist. Und damit nähern wir uns mit entscheidenden Schritten dem Ziel: Perfekte Dämmung mit Einblaszellulose. Den errechneten u-wert der Konstruktion auch einbauen, umsetzen, gewährleisten. Mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Verarbeitung, über ca gedämmte Objekte allein durch Dämmbau Potsdam in den letzten 11 Jahren geben mir die Gewissheit, dass die Verarbeitungsqualität der eingeblasenen Zellulosedämmung ein entscheidendes Kriterium für die Wirksamkeit, Bauschadenssicherheit und somit Langlebigkeit der Konstruktion ist und sommers wie winters eine funktionierende Dämmung gewährleistet - zur Freude des Planers, des Handwerkers und des Nutzers.