"Jedem Kind ein Instrument" Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Transkript

1 3klang e.v. 1 Matthias Riedel

2 Erforschen, Experimentieren, Erspüren oder: Wie geht das? Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden! In diesem Satz von Wilhelm Busch steckt viel Wahrheit, doch ist es vielleicht nicht mittlerweile umgekehrt?: Geräusche sind oft nicht schön, weil nicht mit Musik sie nur verwöhn! Kinder erleben Geräusche in all ihrer Form als spannend. Sie wecken Phantasien und Emotionen, die durch das eigene Erforschen noch mehr Anreiz entwickeln! Den Zusammenhang von Ursache und Wirkung zu erfahren, ist eines der lustvollsten Spiele unserer Kinder. Diesen Weg vom Konsumenten zum Schöpfenden zu begleiten, ist eines der Ziele von Jedem Kind ein Instrument. Diese Erfahrung ist der Schlüssel zu vielen Türen im Leben unserer Kinder. Kinder bereits in der Grundschule an das Instrument heranzuführen, lässt uns eine breite Gruppe von jungen Menschen die Qualität der eignen schöpferischen Kraft näher bringen. Dabei erfahren auch Kinder eine Förderung, denen vielleicht die Musikalisierung versagt geblieben wäre. Wir wollen gemeinsam mit Ihnen diesen Weg gehen! Die positiven Ergebnisse für das Allgemeinwohl sind ein hohes Gut! 3klang e.v. bietet dabei die pädagogische und organisatorische Erfahrung die ein solches Projekt zur erfolgreichen Umsetzung braucht! Die Grundlagen Das erste Jahr steht ganz im Zeichen der allgemeinen Musikalisierung der Kinder. laut leise hoch tief schnell langsam 3klang e.v. 2 Matthias Riedel

3 Diese musikalischen Parameter werden erlebbar! Dieses geschieht im Klassenverband. Die Musikstunde wird von einer 3klang e.v.-musikpädagogin gemeinsam mit der Klassenlehrkraft durchgeführt. Musikalische Geschichten erwecken die Musik zum Leben. Stimme, Bewegung und eigenes Musizieren sorgen für ein ganzheitliches Erlebnis. Im Mittelpunkt dieses Unterrichts steht die Entdeckung der verschiedenen Instrumente: Streich-, Schlag-, Saiten- und Blasinstrumente bilden dabei den breiten Kanon eigener Erfahrungen, der dann am Ende des ersten Schuljahres zur Wahl des eigenen Instruments als weiteren Wegbegleiter führen wird. Dabei ist die Entscheidung des Kindes ausschlaggebend! Der Unterricht im zweiten bis vierten Schuljahr stützt sich auf zwei Säulen: dem Instrumentalunterricht in kleinen Gruppen und dem gemeinsamen Musizieren im Klassenorchester, dem Ensemble Kunterbunt Die Musikinstrumente werden von ihrer Größe so ausgewählt, dass sie zu den Kindern passen. Sie stehen als Leihgabe für den Unterricht in der Schule und dem häuslichen Üben zur Verfügung. Von grundlegender Bedeutung ist das Zusammenwirken der wichtigsten Faktoren im Leben der Kinder: Elternhaus und Schule, ergänzt durch weitere äußere Faktoren. So eingebettet entsteht vertraute Sicherheit für das Kind. 3klang e.v. 3 Matthias Riedel

4 Projektstart: Evaluation des Projektes Schuljahr 2008/2009 aus diesen Klassen: zwei 1. Klassen im grundlegenden Unterricht (allgemeine Musikalisierung) Anzahl der Kinder Kinder 38 Schuljahr 2009/2010 Instrumentalunterricht Anzahl der Kinder 30 kein weiterer Unterricht 8 Anzahl der musizierenden Kinder nach dem ersten Schuljahr Gesamtzahl der 1. Klässler Schuljahr 08/09: 38 Nicht musizierende Kinder entspricht 21,1% Musizierende Kinder entspricht 78,9% hinzu kommen Schuljahr 2009/2010: Zwei 1. Klassen im grundlegenden Unterricht (allgemeine Musikalisierung) 3klang e.v. 4 Matthias Riedel

5 Nach dem ersten Instrumentaljahr: Schuljahr 2010/2011 Instrumentalunterricht Anzahl der Kinder 27 Kündigungen nach 1. Jahr Anzahl der Kinder 3 Anzahl der musizierenden Kinder nach dem ersten Instrumentaljahr (2. Schuljahr): Kündigungen enstpricht 11,1% weiter musizierende Kinder entspricht 88,9% Schuljahr 2011: An der Erich Kästner-Schule Zwei 1. Klassen im grundlegenden Unterricht (allgemeine Musikalisierung) Instrumentalunterricht in der Klasse 2 Instrumentalunterricht in der Klasse 3 Anzahl der Kinder 22 Anzahl der Kinder 27 Instrumentalunterricht Gesamt 49 Hinzu kommen 3 erste Klassen an der Sigoho-Marchwart-Schule, die den grundlegenden Unterricht besuchen. 3klang e.v. 5 Matthias Riedel

6 Instrumentarium am Ende des Schuljahres 2011 Fundus insgesamt: Gitarren Anzahl 20 Zither Anzahl 2 Djemben Anzahl 4 Celli Anzahl 7 Geigen Anzahl 6 Querflöten Anzahl 9 Trompeten Anzahl 4 Gesamtzahl 52 Versicherungsfälle/ Reparatur: Geige 1 Querflöte 1 Cello 1 Wartung allgemein 4 Gesamtzahl 7 ohne Reparatur 45 Instrumentenzustand: Instrumentenreparaturen entspricht 13% wartungsfreie/reparaturfreie Instrumente entspricht 87% 3klang e.v. 6 Matthias Riedel

7 Anfang Schuljahr 2011/2012 Zum Anfang des Schuljahres 2011/12 starten neu im Instrumentalunterricht: Schule Instrumental unterricht insgesamt Violine Cello Trompete Gitarre Querflöte Percussion Sigoho- Marchwart- Schule Erich Kästner- Schule Gesamt Neben dem Grundlegenden Unterricht in 5 ersten Klassen mit zusammen rund 115 Kindern erhalten im Rahmen des JeKi-Programms Unterricht: An der Erich Kästner Schule: An der Sigoho-Marchwart Schule: 53 Kinder 34 Kinder Der Instrumentenfundus am : Instrument Anzahl Ausgegeben Trompete Querflöten Geigen Celli Kontrabass 1 0 Djemben 3 3 Gitarren Nicht ausgegebene Instrumente dienen der Vorstellung von Instrumenten in dem ersten Jahr der allgemeinen Musikalisierung! Dieser Fundus sollte für die Zukunft ausreichen und nur noch geringfügig ergänzt werden. 3klang e.v. 7 Matthias Riedel

8 Einordnung der Zahlen: Die Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen folgende Ergebnisse: (zugrunde liegen Erfahrungen aus Hamburg und dem Ruhrgebiet) Von den Kindern, die aus den ersten Klassen in die Instrumentalphase gehen, erlernen im zweiten Schuljahr rd. 66% ein Instrument ihrer Wahl. Von diesen Kindern bleiben dann wiederum rd. 66% auch im dritten Schuljahr bei Ihrem Instrument. In diesem Vergleich erlernen in überdurchschnittlich viele Kinder ein Instrument. Der Zustand der Instrumente ist positiv; die Lehrkräfte vermitteln in ihrem Unterricht den sachgerechten Umgang und Pflege. Die Anzahl der Haftpflichtschäden und verschleißbedingter Reparaturen bewegt sich im drei Jahresspektrum im normalen Bereich Folgende Ergebnisse sind aus den Erfahrungen dieser JeKi-Gruppen festzustellen: Das Zusammenwirken von allgemeiner Musikalisierung anhand konkreter Instrumente erweist sich als positiv. Namen bekommen ein Bild, Handlungen ein konkretes Ergebnis. Ursache und Wirkung stehen im Vordergrund des Erforschen und Experimentierens. Eine gute Vernetzung mit der Schule erweist sich als wichtig und sinnvoll. Einbettungen in die Stundentafel betonen die Bedeutung des JeKi- Unterrichts. Akzeptanz im Lehrerkollegium der allgemein bildenden Schule ist notwendig und wirkt positiv auf die Ergebnisse des Unterrichts. Teamteaching/Tandemlehrkräfte beeinflussen die Gruppenarbeit positiv ist für diese Altersgruppe die spielerische Zugangsweise zum Instrument. Die Kinder zeigen erstaunliche musikbezogene und außermusikalische Kompetenzen Es erfahren auch diejenigen Kinder eine musikalische Ausbildung, die aufgrund von Herkunft oder Elternhaus nicht in vergleichbarer Form gefördert würden Der Musikunterricht an den Grundschulen entlastet das Zeitmanagement der Eltern und Kinder. 3klang e.v. 8 Matthias Riedel

9 Beteiligung der Kinder am Gemeindeleben: Die Gemeinde ist in Oberbayern die einzige Gemeinde, die das JeKi für alle Kinder der Gemeinde in den Regelschulen anbietet. Sonst angebotene Instrumentalprojekte sind nie so umfassend. Die Gemeinde unterstützt und fördert das Projekt nicht nur ideell, sondern durch die Anschaffung und kostenlose Verleihe des Instrumentariums auch sehr umfassend materiell. Das ist insofern beispielgebend. Die Kinder tragen diesen Gedanken in die Öffentlichkeit so wurden bisher durchgeführt: 3 größere Veranstaltungen in der Sporthalle der EKS 5 Vorspielnachmittage/Abende an wechselnden Orten. Musikalische Beteiligung an den Straßenfesten Geplant ist nunmehr die Ausstattung der Kinder mit eigens angefertigten JeKi-T-Shirts, die die Identifikation mit Gemeinde und Projekt noch erhöhen wird. Problemfelder: Insgesamt ist die Zusammenarbeit mit den Schulen sehr erfreulich. Organisatorische Probleme werden angegangen und gelöst. Die Kolleginnen und Kollegen der Musikschule werden vom Kollegium der Regelschule angenommen und akzeptiert. Die Zusammenarbeit mit beiden Schulleiterinnen ist erfreulich herzlich. Erich Kästner-Schule: Letztlich ist die Integration des Projektes in die allgemeine Stundentafel unproblematisch. Unstimmigkeiten gab es für dieses Schuljahr mit den Eltern der Klassenstufe 4, die der für ihre Kinder geplanten Unterrichtszeit obwohl in dem regulären Schulablauf eingeplant ungeahnt heftig widersprochen. Dieses Verhalten irritierte Schulleitungen, Kollegium, und Sozialpädagogen. Letztlich wurde beschlossen, dass das JeKi zumindest für diesen Jahrgang nicht in der beabsichtigten Form fortgesetzt wird. Aus diesem Sonderfall allerdings Rückschlüsse auf die Zukunft zu ziehen, wäre falsch. Der vierte Jahrgang der EKS zeigte sich insgesamt problematisch. Sigoho-Marchwart-Schule: Da es sich hier um eine reine Halbtagsschule handelt, waren bestimmte organisatorische Belange leichter zu klären. Die Elternschaft war zumeist konstruktiv und unterstützte die Schulleitung wohlwollend. 3klang e.v. 9 Matthias Riedel

10 Abschlussbemerkung: Auch wenn derartige Großprojekte auch stets Kritiker auf den Plan rufen, kann von Seiten der Schule, 3klang e.v., der Pädagogen, der Eltern aber vor allem der Schüler nur von einem Erfolg gesprochen werden. Auch in der großen Presse wird über die Vor- und Nachteile, die Erfahrungen und das Für und Wider berichtet. Federführend im Rahmen dieser kritischen Berichterstattung war die Neue Musikzeitung nmz -, die vor allem die finanzielle Seite, sowie die Ausbildung der Kolleginnen und Kollegen zum Inhalt hatte. 3klang e.v. stellt durch regelmäßige Treffs und Gespräche einen regen Erfahrungsaustausch der Kollegen untereinander her. Mittlerweile engagieren sich auch 3 Mitglieder der Schulleitung in diesem Projekt und so beispielgebend auf die Kollegen einzugehen. Eine Fortsetzung des Projektes sollte unbedingt erfolgen. Es wird keine Möglichkeit geben, so viele Kinder an die Musik heranzuführen wie im Rahmen dieser Arbeit. Auch wenn die Urkonzeptionen von Kindern aus sozialen Problemzonen ausgeht, zeigt sich doch immer mehr, dass auch hier Kinder Instrumente lernen, die es ansonsten nicht täten. So werden auch Instrumente gewählt, die nicht zum Lebensalltag der Kinder und ihren Familien zählen (z.b. Cello). Diese positiven Aspekt, das strahlen der Kinderaugen und die Begeisterung des Umfeld lassen manche Anstrengung dieser Arbeit vergessen. 3klang e.v. 10 Matthias Riedel