Jenas Sporthistorie in Wort und Bild

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1 Jenas Sporthistorie in Wort und Bild Eine Serie in der Thüringischen Landeszeitung 2014 Hans-Georg Kremer Michael Ulbrich

2 Vorwort Die vierte Auflage der Serie Jenas Sporthistorie in Wort und Bild liegt jetzt vor, was bedeutet, dass inzwischen mehr als 400 Beiträge in der Thüringischen Landeszeitung veröffentlicht wurden. War die Serie anfangs stark auf den universitären Sport bezogen, umfasst sie heute die ganze Spannbreite des sportlichen Lebens der Stadt Jena. Ständig kommen neue Facetten hinzu und sogar Nachbarregionen, wie der Rennsteig, Apolda, Weimar, Kahla, Erfurt oder Dornburg, soweit sie mit dem Jenaer Sport in Beziehung standen, werden bearbeitet. Besonders zur frühen Geschichte des Jenaer Sports in der Zeit um 1900 konnten durch umfangreiche Recherchen in Archiven in Weimar, Leipzig und Jena um eine Vielzahl von Fakten und Daten bereichert werden. Sogar der Fußball, der sonst eher keine Rolle bei der Arbeit des USV-Archivars Dr. Hans-Georg Kremer spielt, konnte davon profitieren. Trotzdem bleibt Jenas Sportgeschichte bis in die Gegenwart stark von den Studenten und ab 1914 von den Mitarbeitern der Universität geprägt. Schon bei der Gründung 1558 waren sie dafür verantwortlich, dass es Sportangebote gab, die sonst nur dem Adel zur Verfügung standen. Auch Söhne der Stadt, die an der Universität studierten oder deren Väter als Professoren an der Uni wirkten, konnten zum Beispiel das Fechten beim Universitätsfechtmeister erlernen. Spätestens mit der Gründung des Akademischen Turnvereins 1859 und dem VfB Jena e. V stand die ganze Breite der zeittypischen sportlichen Angebote allen Bürgern der Stadt zur Verfügung. Dazu kam, dass an der Uni seitdem auch Turn- und Sportlehrer ausgebildet wurden, die zum Teil auch in Jena ansässig geworden. Unter den über 100 Sportvereinen in der Stadt und den vielen kommerziellen Sportanbietern gibt es heute kaum einen, der nicht über Mitglieder, Funktionäre oder Übungsleiter Verfügung, die an der Uni den Sport ausgeübt oder gar erlernt haben. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch die Beitragsserie in unserer TLZ. Dank der vielen Sportlerinnen und Sportler, seien sie nun noch aktiv oder schon längere Zeit eher passiv dabei, und Dank der interessierten Leserschaft, können ständig neue Fragestellungen untersucht werden. Auslöser sind dabei meist Fotos, die in alten Vereinschroniken, Familienalben oder Nachlässen gefunden und dem Autor zur Verfügung gestellt worden sind. Auf Grund solcher Funde konnten zum Beispiel mehrere Beiträge zum Hockey und zum Radsport geschrieben werden. Auch in Zukunft sollen weitere Themen bearbeitet werden und damit die Geschichte des Jenaer Sports ständig erweitert werden. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Doch die Geschichte eines Bildes ist nicht in tausend Worten erzählt. Deshalb bleiben die Fotos der Kern dieser Serie in der TLZ, die längst ein fester Bestandteil im Repertoire der Zeitung ist. Jenas Sporthistorie steht im Mittelpunkt ein Bild, seine Geschichte; aufgeschrieben von Dr. Hans-Georg Kremer. Wegzudenken, ist der allwöchentliche Blick in die Vergangenheit nicht. Michael Ulbrich

3 Die akademische Art eines solchen Festes Thüringische Landeszeitung vom 19. Juni 2014 Nr. 393 Für den Unisport gibt es in diesem Jahr verschiedene interessante Jubiläen, die bei der Traditionspflege des USV, des Instituts für Sportwissenschaft und des Hochschulsports eine Rolle spielen könnten: So wurde vor 100 Jahren der erste hauptamtliche Universitäts- Turn- und Sportlehrer bei der Universität angestellt. Vor 65 Jahren wurde die Hochschulsportgemeinschaft (HSG, einer der Vorläufer des USV Jena e. V.) an der Uni gegründet, und ebenfalls vor 100 Jahren gab es das erste Universitätsturn- und Sportfest, welches in diesem Jahr in der Universitätssportwoche und im Hanfriedturnier seine Fortsetzung findet. Der im April 1914 eingestellte Universitäts- Turn- und Sportlehrer Hermann Eitel sah es als eine seiner ersten großen Aufgaben an, ein Universitäts- Turnund Sportfest zu organisieren. Dies wurde im akademischen Ausschuss für Leibesübungen beschlossen, der schon 1913 einen Vorläufer unter der Bezeichnung Akademisches Olympia organisiert hatte. Die Wettkämpfe sollten vom Juli 1914 über mehr als eine Woche gehen. Wegen sehr schlechten Wetters wurden sie sogar noch um eine Woche verlängert. Über 300 Teilnehmern konnten auf den Universitätssportplätzen und im Volksbad gezählt werden. Ein Arbeitsausschuss der Studenten mit W. Böttcher, G. Grosch, K. Rössel unterstützte Hermann Eitel. Die Meldungen waren bei Prof. V. Zahn im Geographischen Institut abzugeben, der damals der stellvertretende Vorsitzende des akademischen Ausschusses war. Ausgeschrieben waren Turnen, Leichtathletik, Faustball, Barlauf, Tamburin für Studentinnen, Schlagball, Hockey, Fechten, Tennis und Schwimmen. Ein Fußballturnier gab es nicht. Zu den Besonderheiten gehörte, dass es für Studenten, die noch nie einen Wettkampf besucht hatten, sogenannte Erstlingswertungen in den Einzeldisziplinen gab. Bei den Tennisspielen gab es Vorgaben nach Spielstärke. Interessant sind die verschiedenen Schwimmwettbewerbe, wo u. a. Kürspringen, deutsches Schulbrustschwimmen, Erstlingsschwimmen, Tellertauchen, Ermunterungsseiteschwimmen (drei Bahnen; für solche, die im Seiteschwimmen noch keine Seniorenkonkurrenz gewonnen hatten) und Handüberhandschwimmen ausgeschrieben waren. Der Großherzog von Sachsen - Weimar - Eisenach stiftete den Hauptpokal. Weitere Pokal wurden von dem Universitätslehrkörper, den Damen der Universität, vom Geh. Hofrat Prof. Knorr, vom Geh. Justizrat Prof. Rosenthal, und den Lehrkräften und Assistenten der Chirurgischen Klinik gestiftet. Alle Pokale wurden in der Woche vorher im Schaufenster der Frommannschen Hof-Buchhandlung ausgestellt. Weitere Preise, wie für die beste Bundes-Schwimmstafette, stiftete Geh. Rat Prof. Binswanger, für die beste Faustballmannschaft der Universitätsfechtmeister Christian Seemann-Kahne, für die 3 x 200-Meter-Stafette die Jenaischen Burschenschaften und für die besten Musterriegen die Herren der Professorenkegelbahn. Ein Student Namens Maack wurde der erste Universitätsmeister. In der Jenaischen Zeitung kann man hierzu lesen: Im Hammerwerfen, einer hier noch nicht vorgeführten Übung, dominierte Maack (akad. Abteilung des V. f. B.) mit 26,90 Meter über Grosch von derselben Vereinigung mit 24,77 Meter. Dieser Hammerwurfwettbewerb war nach Recherchen von Klaus Brendel der erste Hammerwurfwettbewerb in Jena überhaupt. Die Jenaische Zeitung berichtete in mehreren Artikeln über das Sportfest u. a. auch mit einem Grundsatzartikel von Prof. Dr. Julius Grober ( ), der u. a. einen Lehrauftrag für physikalische und diätetische Therapie hatte und die medizinische Ausbildung der Turn- und Sportlehrer in Jena vertrat. Er schrieb: So darf man das 1. Akademische Turn- und Sportfest in Jena als 3

4 ein Zeichen für die Überzeugung ansehen, daß die akademische Jugend sich ihrer Pflicht gegenüber dem Vaterlande wohl bewusst ist und sie sich tätig an den Hoffnungen und Bestrebungen des gesamten Volkes von Herzen beteiligt. Es darf aber auch am Anfang eins so verheißungsvollen Weges die Forderung aufgestellt werden, zum mindestens an alle, denen diese Dinge am Herzen liegen, der Wunsch ausgesprochen werden, daß jedes Jahr, wenn die Jenaer akademische Jugend ihr Turn- und Sportfest feiert, ein Fortschritt innerlich und äußerlich zu bemerken sei. Daß dabei die akademische Art eines solchen Festes hervortreten darf und muß, versteht sich von selbst für alle, die den Genius loci Jenensis und Jenas Studenten kennen. Obwohl es nachweislich Fotos von den Wettkämpfen gab, sind bisher keine ausfindig gemacht worden. So wie auf dem Foto von 1893 vom 1. Akademischen Turnbundsfest in Arnstadt, an dem eine starke Mannschaft der Jenaer Gothania teilnahm, muss man sich die Wettbewerbe auf den Wiesen in der Oberaue vorstellen. 4

5 Die Zeiss-Damen machten den Anfang Thüringische Landeszeitung vom 17. Juli 2014 Nr. 397 Vier Sterne sind jetzt auf dem Trikot der deutschen Fußballer. Würden im Hochschulsport solche Traditionen gepflegt, dann hätten die Jenaer Unifußballer auch vier Sterne. Mit dem Gewinn des Titels des Deutschen Hochschulmeisters im Frauenfußball 2014 konnte die Uni nach 2006 zum zweiten Mal einen Stern für ihr Traditionstrikot erringen. Den Männern der Uni Jena gelang zwar nur einmal ein Titelgewinn, 1966 (DDR-Studentenmeister) mit der legendären Mannschaft um Hans Meyer. Zählt man den Pokalgewinn (Meisterschaften der kleinen Hochschulen) von 1997 noch hinzu, so können die Männer allerdings gleichziehen. Mit Bronze- und Silbermedaillen sind die Männer aber erfolgreicher als die Frauen, da es bei ihnen schon viel länger Meisterschaften gibt. Bei der Männermannschaft der Jenaer Uni waren bei DDR-Studentenmeisterschaften, Deutschen Hochschulmeisterschaften und Pokalrunden mehr als zehn zweite und dritte Plätze erreicht worden. Als Trainer zeichneten hierfür vor allem Hugo Weschenfelder und Wilhelm Tell verantwortlich. Weschenfelder gilt auch als Vater der heutigen 1. Bundesligamannschaft des FF USV. Dass Weschenfelder der Begründer des Frauenfußballs in Jena war, konnte inzwischen widerlegt werden. Bereits am 13. September 1971 fand im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung eines großen Lehrlingssportfestes vom VEB Carl Zeiss im Ernst-Abbe-Stadion das erste Damenfußballspiel statt. Mit 8:0 wurden die Damen der BSG Empor Mitte Dresden freilich recht überlegen Sieger, doch unsere neugegründete BSG Carl Zeiss Süd und Übungsleiter Werner Reichert sollten deshalb nicht resignieren konnte man in der folgenden Woche in der Volkswacht lesen. Diese Mannschaft existierte schon einige Monate, und das Spiel gegen die führende DDR-Frauenfußballmannschaft, sollte dem Frauenfußball Auftrieb geben, was aber weitestgehend ohne nachhaltige Wirkung blieb. Ähnlich wie der Aufruf von Hugo Weschenfelder am 20. Oktober 1972 in der Universitätszeitung: Für interessierte Studentinnen besteht ab Herbstsemester 1972 die Möglichkeit, sich Montag Uhr, in der Sektion Sportwissenschaft zum Fußballunterricht einzufinden. Erst in den 1980er Jahre war Weschenfelder mit seinen Bemühungen um den Frauenfußball in Jena erfolgreicher. Ähnlich schwer hatte es der Frauenfußball von Beginn an in Deutschland, während in England vor 1900 schon mehrere hundert Frauenfußballmannschaften existierten. Es liegen sogar Quellen vor, dass seit den 1620er Jahren Frauen am sogenannten public football, einem fußballähnlichen Spiel zwischen Mannschaften von Ortschaften, aktiv waren. Ein inoffizielles Länderspiel zwischen Schottland und England, zwischen zwei Frauenmannschaften, gab es am 7. Mai 1881 in Edinburgh. Es fand vor 1000 Zuschauern statt. Diese Spiele, die Teil der Emanzipationsbewegungen der Frauen in England waren, hatten es aber auch im Mutterland des Fußballs schwer. Bereits das folgende Spiel endete nach 55 Minuten in einem offenen Aufruhr der 400, zumeist männlichen Zuschauer, die von dem sich bietenden Spektakel gar nicht angetan waren und den Platz stürmten, wie man in zeitgenössischen Berichten lesen konnte. Als eines der ersten Frauenfußballspiele in Deutschland gilt das einer Leipziger Mannschaft auf der Schafswiese in Lindenau gegen die Berliner Mannschaft Vitelio. In der Verbandszeitung Mitteldeutscher Sport kann man dazu 1913 lesen: Nach vieler Mühe ist es einem Leipziger Fußballverein gelungen, im Geheimen eine Damenfußballmannschaft einzutrainieren. Wie das Spiel ausgegangen ist, ist noch nicht ermittelt worden. Allerdings ist in der gleichen Zeitung, die das offizielles Organ des DFB für Mitteldeutschland war, 1914 von Professor Robert 5

6 Hefner zu lesen: Unsere Frauen haben sich ja wohl aus mancherlei nicht immer rein sportlichen Gründen für alle Zweige des Sports begeistert, und nur wenige Sportarten sind dem starken Geschlecht vorbehalten geblieben. Sports, die mit liebenden Armen gefaßt werden müssen, haben unsere Damen wohl alle ergriffen; der zierliche Fuß aber wagte sich nur zum Tanz und zu Wanderungen auch auf weitem Schneegefilde. Und nun hat die zwingende Kraft des Fußballspiels sich wieder gezeigt In Burnley (England) hat sich ein Damenfußballverein gebildet. Was soll man dazu sagen? Bevor man Damen hat Fußballspielen sehen, ist es wohl besser zu schweigen. Doch willkommen sollen sie sein, und der Gedanke, daß sich sage und schreibe 22 Damen einem Schiedsrichter freiwillig schweigend unterordnen, erlaubt ja Lichtblicke in die Zukunft, wie sie sich der ärgste Weiberfeind nicht hätte träumen lassen. Aus der Zeitschrift Sport im Bild von 1895 stammt das Foto von Nettie Honeyball, der Kapitänin der British Ladies Football Club in ihrer Originalspielkleidung. 6

7 1896 versus 1952 Hermann Peter, Vater des modernen Sports Thüringische Landeszeitung vom 31. Juli 2014 Nr. 399 Bis 1990 galt die Sportgeschichte am Jenaer Sportinstitut als einer der wichtigen Lehrbereiche. Neben der zeitlich umfangreichen Ausbildung der Sportlehrerstudenten, standen hier auch viele Forschungsergebnisse auf der Habenseite. Neben den bahnbrechenden Publikationen zu Johann Christoph Friedrich GutsMuths vom Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Willi Schröder, galten besonders die Arbeiten über die Traditionspflege in Sportgemeinschaften als wichtiges Feld der Untersuchungen. Zur Sportgeschichte der Stadt Jena liegen allerdings keine geschlossenen Untersuchungsergebnisse vor. Daher nimmt es nicht Wunder, wenn immer wieder neue Fakten zu Tage gefördert werden. Besonders die Zeit um 1900, als neben der bis dahin dominanten Turnbewegung die Sport- und Spielformen von der Leichtathletik bis zum Fußball zunehmend in Jena Fuß fassten, birgt noch eine Fülle von offenen Fragen. Neueste Funde sind hierzu weitere Fußballberichte, des 1893 erstmals in Erscheinung getretenen Fußballvereins (FV). Mit Hilfe des Stadtarchivs von Gotha wurde für den 21. Juni 1896 ein Auswärtsspiel der Jenaer gefunden. In der Gothaischen Zeitung stand damals: Am vorigen Sonnabend trafen 13 Mitglieder des Fußballvereins Jena, welcher Verein nebenbei bemerkt, Dank der Unterstützung der dortigen Behörden und Dank des großen Gemeinsinns der Mitglieder des Vereins und der Jenaer Bürger ein Grundstück im Werthe von M. besitzt, hier ein, um mit der Spielvereinigung des Männerturnvereins ein Wettspiel auszutragen. Da der Regen aber zu heftig niederging, mußte das Spiel auf Sonntag verlegt werden. Dasselbe verlief äußerst anregend und hat den Zuschauern gezeigt, daß Fußball sehr wohl auch von älteren Herren gespielt werden kann, und daß es so recht geeignet ist, die Gewandtheit des Köpers und Schnelligkeit der Füße lange zu erhalten. Setzt sich doch die Spielvereinigung Jena zumeist aus Herren in gesetzteren Jahren, aus Lehrern, Aerzten, Privatdozenten ec. zusammen!... Das Ergebnis des Spiels war: Jena vier Male (d. h. Tore), Gotha zwei Male. Ein Mal wurde zwar vom Führer der Jenaer in Folge der Unsicherheit des Schiedsrichters beanstandet, doch erklärten auch die Engländer, die zu fünft auf der Seite Jenas spielten, daß das Mal zweifellos zu rechnen sei. Einige Monate später spielte der FV Jena gegen die Spielvereinigung des ATV Leipzig auf den Bauernwiesen am Germaniabad, bei dem der ATV siegte. Das genaue Resultat ist nicht überliefert. Von 1898 gibt es gleich drei neue Quellen, die die Kenntnisse über die Jenaer Sportgeschichte erweitern. So fand am 5. Mai eine Versammlung der Sportruderer, zu der Hermann Peter eingeladen hatte, statt. Zwei Stunden später, um Uhr traf sich der Fußballverein im Paradiese zu seiner Generalversammlung und ab 5. Mai wurden weitere Anmeldungen für die Abteilungen Sportrudern, Tennis und Fußball beim Turnlehrer des Gymnasiums Herrn Peter angenommen. Alle drei Informationen befinden sich auf der Anzeigenseite der Jenaischen Zeitung und scheinen von einer Hand, Hermann Peter, in Auftrag gegeben worden zu sein. Zusammenfassend, unter Berücksichtigung bereits vorhandener Erkenntnisse, kann man feststellen, dass mit der 1893 gegründeten Spielplatzbaugenossenschaft scheinbar gleichzeitig ein Verein ins Leben gerufen wurde, der Abteilungen bildete, die die erworbenen Wiesenflächen in der Oberaue mit sportlichem Leben erfüllten. Seit 1893 existierte zumindest die Fußballabteilung als Fußballverein Jena, des Weiteren gab es spätestens ab 1898 eine Tennis- und eine Ruderabteilung. Für den organisierten Rud- 7

8 ersport in Jena bedeutet dies, dass er damit schon 116 Jahre alt ist. Bisher war man vom Gründungsjahr 1911 ausgegangen. Beim Vereinstennis, welches ebenfalls auf mindestens 116 Jahre zurückblicken kann, ging man bisher vom Gründungsdatum 1907 aus. Hauptakteur bei all diesen Aktivitäten war der Turnlehrer des Gymnasiums, Hermann Peter, den man damit als den Vater des modernen Sports in Jena bezeichnen kann. Er gehörte vermutlich auch zu den Aktiven, die beim Jenaer Fußballverein summarisch unter älteren Herren geführt wurde, zu denen Lehrern, Aerzten, Privatdozenten ec. gehörten. Dass sowohl 1893 beim ersten Fußballspiel in Jena, auch 1896 Engländer zur Mannschaft gehörten, belegt den engen Kontakt zur Universität, wo um diese Zeit immer fünf bis acht Engländer studierten. Auch im 1903 gegründeten Fußballclub (FC) Carl Zeiss sind für die Spiele im Jahre 1904 drei Engländer nachgewiesen. Englische Sportler gehörten neben dem Magister F. F. Findlay also zu den wichtigsten Geburtshelfern des Fußballsports in Jena. Fotos aus dieser Zeit wurden noch nicht ausfindig gemacht, obwohl anzunehmen ist, dass in dem einen oder anderen Familienalbum noch solche existieren. Wie man sich das Rudern damals vorstellen kann, sieht man auf dem Foto von 1952, welches uns der damalige Übungsleiter Rainer Voss erst kürzlich zu Verfügung stellte. 8

9 Studenten auf Laufrädern anno 1818 Thüringische Landeszeitung 16. Oktober 2014 Nr. 411 Der Jenaer Ex-Radsportler Helmut Koblenz, erhielt kürzlich eine Quellensammlung, die von Werner Möller, einem aktiven Radsportler und Funktionär in den 1930 bis 1960er Jahre angelegt worden war. Aus dieser geht hervor, dass der organisierte Radsport in Jena seit 125 Jahren existiert. Das ist ein Grund, sich etwas gründlicher mit der Radsportgeschichte Jenas zu beschäftigen, obwohl der Radsport immer im Schatten der großen Sportarten Leichtathletik und Fußball stand. Genauere Recherchen ergaben, dass die ersten Radfahrer in Jena schon im Januar 1818 auftauchten. Eine Tagebuchnotiz bei Johann Wolfgang v. Goethe belegt, dass er im Paradies Studenten auf Laufrädern gesehen hatte. Obwohl es schon vorher verschiedene Versuche in Europa gab, Laufräder einzuführen, gelang dies erst Karl von Drais. In Erfüllung einer Wette fuhr er die Strecke von Karlsruhe bis zur französischen Grenze mit dem Laufrad in vier Stunden. Daraufhin bekam er im Januar 1818 vom Großherzoglichen Staatsministerium in Baden ein Privileg für die Erfindung eines Laufrades, was heute etwa einem Patent entspräche. Dieses galt aber nur in Baden, so dass besonders in England schnell Nachbauten seines Laufrades kursierten. Karl von Drais konnte aus verschiedenen Gründen seine Erfindung nicht zur Marktreife bringen und verstarb verarmt im Jahre In seinem Nachlass befanden sich ganze drei Gulden und ein hölzernes Laufrad. Erst als der Franzose Pierre Michaux mit seinem Sohn Ernest Fahrräder mit einer Tretkurbel entwickelte, die auf der Weltausstellung 1863 gezeigt wurden, gab es einen Aufschwung auch bei sportlichen Radfahrversuchen. Die ersten Tretkurbeln trieben aber nur das Vorderrad an, was bei dem Gewicht der Räder, damals Hochräder mit großem Vorderrad, dazu führte, dass sie zu schwerfällig waren. Nachdem der Engländer Harry John Lawson den Hinterradantrieb durch die Tretkurbel mit Kettenübertragung geschaffen und der schottische Tierarzt John Dunlop 1888 mit dem luftgefüllten Gummireifen den Knochenrüttler besiegt hatte, war der Weg für den Siegeszug des Fahrrades frei. Nach Aufzeichnung von Werner Möller, war es der junge Jenenser Arzt Dr. Kreher, der seine Praxis im Schillergässchen hatte und zeitweilig in England studierte, der das erste Hochrad (Knochenrüttler) mit nach Jena brachte. Die ersten Übungen im Radfahren fanden auf den Wegen im Paradiese statt. Das war 1885, wie Dr. Kreher Werner Möller persönlich versicherte. Weitere Hochräder fanden den Weg nach Jena. So wurden ein Herr Saalmüller und der Feuerreiter benannt. Der Feuerreiter hatte seinen Spitznamen von den Studenten erhalten, als sie ihm seinen Heutransport in einer Kiepe, die er beim Fahrradfahren trug, anzündeten und er unbemerkt ein längeres Stück mit brennendem Korb durch Jena fuhr. Im Jahre 1889 wurde mit dem Beycikle-Clup, der erste Radsportverein in Jena gegründet. Zu den Gründern gehörten die Herren Dr. Kreher, Zeitschel und Saalmüller. In der weiteren Folge bildeten sich der Radfahrerverein Jena und Pfeil Jena. Diese verschmolzen später zu Radfahrverein Pfeil Jena 1889, womit sie das Gründungsjahr 1889 belegten. Der Radfahrerverein Pfeil Jena 1889 war ein bürgerlicher Verein, dem vor allem Geschäftsleute und Uniangehörige beitraten und oder unterstützten. Es wurden hauptsächlich Wander- und Rennfahrten veranstaltet. In Deutschland war der erste Radsportverein der Welt 1869 in Altona gegründet worden. Der neue Sport wurde schnell beliebt, das Publikumsinteresse wuchs stetig, und es wurde notwendig für die Rennen bessere Austragungsstätten zu finden. Diese Entwicklung erreichte 1880 in München eine neue Qualität, als man auf der Schlittschuh- und Eisbahn 9

10 ein Rennen über vier Kilometer organisierte. Ein Herr Schäfer siegte nach 11:21 Minuten. Er wurde mit einer Goldmedaille, einem Goldpokal und 300 Mark ausgezeichnet. Um diese Zeit entwickelten sich mehrere Radsportverbände in Deutschland, die sich 1884 zu einem Deutschen Velocipedisten Congress zusammenfanden und am 17. August in Leipzig den Deutschen Radfahrer-Bund (DRB), den man als Vorläufer des heutigen Bund Deutscher Radfahrer ansehen kann, gründeten. Im Umfeld von Jena gab es zu diesem Zeitpunkt zumindest in Erfurt und Weimar schon Radsportvereine. Zeitungsnotizen zum Radsport aus dieser Zeit sind noch sehr rar. Ab 1893, dem Jahr als auch das erste offizielle Fußballspiel in Jena stattfand, häufen sich aber die Berichte. So dass der Radfahrer-Verein Jena am 15. April 1893 im Schützenhause Radaufführungen vollführte die lebhaftes Interesse erregt hätten. Es gab auch einen namentlich bekannten ersten Jenaer Radsportler mit überregionalen Erfolgen. Bei dem Radwettfahren (Gau- Erst-Fahren) erhielt Herr Goldarbeiter Bethke aus Jena den 2. Preis. Dieser Wettbewerb fand am 13. Juni 1893 in Erfurt statt. Ein frühes Foto von einem Fahrrad stammt aus dem Zeiss-Archiv und ist im Internet zu finden. Es zeigt Karl Zeiss und Ernst Abbe, die ein Fahrrad betrachten, welches den Optiker Paul Rudolph mit einem kettenlosen Rad zeigt. Eines der ältesten Fotos aus der Sammlung von Werner Möller stammt aus dem Jahre 1904 und zeigt Kunstradfahrer des Radlerclubs Jena. 10

11 1883 wurde in Jena schon Fußball gespielt Thüringische Landeszeitung 27. Februar 2014 Nr. 377 Im vergangenen Jahr wurde der 110. Geburtstag des FC Carl Zeiss Jena gefeiert. Udo Gräfe hat zur Aufarbeitung der Jenaer Fußballgeschichte mit seinem zweibändigen Werk eine hervorragende Fakten- und Materialsammlung erstellt, die zu diesem Anlass eine Neuauflage erfuhr. Da zur frühen Geschichte des Jenaer Fußballs (vor 1900) das Quellenmaterial äußerst spärlich ist, ergibt jedes neue Dokument eine erweiterte Sichtweise. Als erstes offizielles Fußballspiel in Jena gilt das Spiel des Fußballvereins (FV) Jena gegen den Allgemeinen Turnverein (ATV) Leipzig am 30. Juli 1893, welches in der Literatur mehrfach beschrieben wurde. Jetzt wurde ein Artikel ausfindig gemacht, der ausführlich ein Spiel des Jenaer FV am 1. Juli 1894 in Leipzig beschreibt, das auf dem Spielplatz des Thomas-Gymnasiums in Leipzig stattfand, 2 : 2 endete und als das Rückspiel angesehen werden kann. Nach der bisherigen Sportgeschichte haben der Gymnasiallehrer Hermann Peter und der englische Magister John J. Findlay, der als Student an der Jenaer Uni eingeschrieben war, 1890 den FV Jena gegründet, der Mitglieder hatte. Diesem Vereine gehören Lehrer aller hiesigen Schulen (der Universität, des Gymnasiums, der Institute, der Bürgerschulen, des pädagogischen Seminars) einige Aerzte, Kandidaten der Theologie, Studierende, einige Kaufleute und Andere aktiv an, kann man in zeitgenössischen Zeitungsartikeln lesen. Findlay kann an der Gründung des FV Jena kaum beteiligt gewesen sein, da er mit seinem Freund Robert Waterhouse erst Anfang 1893 nach Jena kam. Zumindest meldet er sich am 8. Januar 1893 bei der Universität für Vorlesungen und Seminare bei Prof. Dr. Wilhelm Rein und Prof. Dr. Rudolph Eucken an. Da er 1893 eine Dissertationsschrift unter dem Titel: Zur Entwicklung des höheren Schulwesens Englands in Leipzig abgegeben hatte, kann man davon ausgehen, dass er vorher in Leipzig war, was aber noch untersucht werden muss. Auf jeden Fall wird er als Schulmann aus Rugby, einer Hochburg des englischen Fußballs, bezeichnet. Von ihm könnten auch die Kontakte zum ATV in Leipzig stammen, der zum Besuch von Jenaer Fußballern in Leipzig führte, um sich ein Fußballspiel in der Praxis anzusehen. Daraus entstand die Einladung der Leipziger nach Jena. Neu sind zwei Namen von Jenaer Akteuren, die in der bisherigen Fußballgeschichte keine Rolle gespielt haben. In einem umfangreichen Material anlässlich der Jahrestagung des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine e. V in Jena, wurden ein Mediziner Dr. Wagner, Vorstandsmitglied des Deutschen Fußballverbandes und der Pädagogikprofessor Wilhelm Rein genannt. Zu Wagner konnten noch keine weiteren Unterlagen gefunden werden, außer, dass er 1921 als Turn- und Sportarzt an der Universität bezeichnet wird. Damit wäre er der Begründer der Sportmedizin in Jena. Prof. Dr. Wilhelm Rein war Nachfolger von Volkmar Stoy. Dieser hatte maßgeblich an der Entwicklung der Pädagogik in Jena mitgewirkt. Er hat z. B. die Universitätsübungsschule begründet. Schon 1848, im Zuge der März-Revolution, tritt er mit einem Aufruf zur Gründung eines Turnvereins in Jena in Erscheinung. In seiner Universitätsübungsschule wurde 1858 eine Schulturnhalle eingebaut, die zu den ersten in Deutschland zählte ist er Mitgründer des ersten bürgerlichen Turnvereins in Jena. Er erlebte den Spieleerlass von Preußens Kultusminister Gustav von Goßler, mit dem das Fußballspielen gegenüber dem bis dahin dominanten Turnen 1882 an den Schulen gestärkt und gefördert wurde. Da in Jena 1883/84 Gymnasiasten als erste Fußballer nachgewiesen sind, ist Stoy mit dieser neuen Ballsportart auf jeden Fall in Kontakt gekommen stirbt Stoy. Ein 11

12 Jahr später wird der aus Eisenach stammende Wilhelm Rein sein Nachfolger. Nach der Veröffentlichung aus dem Jahre 1921 wird Wilhelm Rein neben Hermann Peter als einer der wichtigen Förderer des Fußballsports benannt. In den von ihm 1889 begründeten Jenaer Ferienkursen, zunächst als Fortbildungskurse an der Universität Jena für Lehrer Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, spielte die sportliche Freizeitbetätigung der Kursteilnehmer eine wichtige Rolle wurden nach dem Muster der Oxford Summer Meetings diese Fortbildungskurse für Interessenten aus anderen Ländern geöffnet. An dabei abgehaltenen Sprachkursen nahmen 23 Engländern und Amerikanern teil, darunter auch unser Fußballpionier J. J. Findlay. Da am Fußballspiel von 1893 vier bis fünf englische Mitspieler benannt sind, scheint die Mitwirkung von Kursteilnehmern des Sommerskurses der Uni gesichert zu sein. Ja vielleicht hat Wilhelm Rein sogar selber mitgespielt, da unter den Teilnehmern auch über Vierzigjährige aufgeführt werden. Fotos vom Fußball aus dieser Zeit sind bisher nicht aufgefunden worden und wären auf Grund des Entwicklungsstandes der Fotografie auch eine Sensation. Das älteste Fußballfoto im Archiv des USV Jena stammt aus dem Jahr Es zeigt noch die üblichen Tore, die aus zwei senkrechten Stangen und einer quer gespannten Schur bestanden. An Hand der Zuschauerkleidung und der Herkunft des Fotos aus dem Raum Hamburg könnte es sich bei den Spielern um Marineangehörige handeln. Auch das erscheint fast logisch, da das deutsche Kaiserhaus sehr marinefreundlich war und auch den Fußball förderte, wie die Spiele um den Pokal des Kronprinzen belegen. Dieser existierte von 1908 bis Bei ihm spielten die Auswahlmannschaften der Regionalverbände gegeneinander. Auf der Rückseite des Fotos ist zu lesen: Wettspiel am 27. Oktober 1907 im neuen Hippodrom nach dem dritten Pferderennen; meine Partei, obgleich schwach, gewann mit einem Gool zu Null. 12

13 Medizinstudent und Fünfkämpfer Thüringische Landeszeitung vom 4. September 2014 Nr. 405 Der Hochschulsport ist heute an allen Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland eine feste Größe. Er unterscheidet dabei zwei Zielgruppen und Aufgabestellungen; erstens allen sportlich interessierten Studentinnen und Studenten ein umfangreiches und kostengünstiges Sportangebot zu machen und zweitens in ausgewählten Sportarten Wettkampfsysteme zu entwickeln und Studierenden die Teilnahmemöglichkeiten zu schaffen. Zu letzterem gehört ein umfangreiches Wettkampfprogramm auf Hochschul- Landes- und Bundesebene. Thüringer und Deutsche Hochschulmeisterschaften gibt es in einer Vielzahl von Sportarten. International ist die Universiade das größte Sportfest nach den Olympischen Spielen überhaupt, bei der es im akademischen Sport um Medaillen geht. Die ersten Vorläufer der Deutschen Hochschulmeisterschaften findet man um 1910, als sich der Sport neben dem bis dahin dominanten Turnen auch bei den Studenten durchzusetzen begann. In der Sportgeschichtsschreibung setzt man das Deutsch-Akademische-Olympia 1912 in Danzig als erste Deutsche Hochschulmeisterschaft an. Neben anderen Körperkulturzweigen sind hier (Leichtathletik-)Athletik und Fußball vertreten, kann man in der Verbandszeitschrift Mitteldeutscher Sport lesen. Die Wurzeln von wettkampfmäßig ausgetragenen Veranstaltungen für Studenten (damals waren Frauen noch kaum immatrikuliert) aller Hochschulen in Deutschland findet man aber schon früher. Obwohl es bei Turnwettkämpfen bis 1900 weniger um den Einzelsieg und schon garnicht um Medaillen ging, organisierten akademische Turner bereits Pfingsten 1882 das erstes Akademische Turnfest in Sangerhausen. Zugelassen waren hier allerdings nur Mitglieder schlagender studentischer Verbindungen, die dem Vertreter Convent (VC) der Akademischen Turnvereine angehörten. Aus Jena war die Salia Jenensis neben der Normannia, die aktivste Turnerschaft. Dazu kamen noch einige Landsmannschaften. Aus dem VC sonderte sich 1883 der Akademische Turnbund der nichtfarbetragenden Turnerschaften ab, der in der Jenaer Gaststätte Schweizerhöhe gegründet wurde. Die Gothania Jenensis war hier die wichtigste Studentenverbindung aus Jena. Auch dieser Verband organisierte jährliche Wettkampfhöhepunkte als Turnbundsfeste. Damit gab es ab 1984 zwei zentrale Hochschulmeisterschaften. Für 1893 ist ein solches akademisches Turnbundsfest in Arnstadt überliefert. Es wurden Freiübungen von 220 Riegen gemeinschaftlich vorgeführt. Daneben gab es Turnspiele mit dem großen Wurfball und der metallenen Wurfscheibe. Am ersten Tag war der Landesvater, der Fürst von Schwarzburg Sondershausen, anwesend. Zum Schluss erhielten 12 Turner einen Preis. Für das Jahr 1909 ist beim 14. V.C. Turnfest in Gotha erstmals ein Jenaer Student in den Siegerlisten zu finden. Der Medizinstudent Franz Bertling von der Salia Jenensis wurde Sieger im Fünfkampf. Schon zwei Jahre vorher, damals noch Student in Braunschweig, machte er durch gute Leistungen auf sich aufmerksam. Beim Turnfest in Gotha konnte Franz Bertling seinen letzten Gegner, Fritz Löllmann (Tuisko-Hannover), unter starkem Beifall der zahlreichen Zuschauer im Ringen besiegen. Zum Fünfkampf gehörten der Dreisprung, bei dem eine Bestleistung von 11 Meter erreicht wurde, der 150 Meter-Lauf (18 3/5 Sekunden), das Kugelschocken (12,18 Meter), der Gehrwurf (21,5 Meter) und besagter Ringkampf. Die Bestleistungen in Klammern in der jeweiligen Disziplin müssen nicht unbedingt von Bertling stammen. Außerdem gab es einen turnerischen Sechskampf mit Übungen am Reck, Barren und Pferd sowie Weitsprung, Stemmen eines Gewichts 13

14 und einen 100 Meter-Lauf. Ergebnisse hierzu sind nicht bekannt. Nach einem Punktwertesystem bekamen die Teilnehmer Lorbeerkränze oder Urkunden, ohne dass es eine Platzierung gab. Ein weiterer Wettbewerb war ein Korperationswettturnen, welches die Alsatia Straßburg mit 34 ½ Punkten anführte. Unter den 22 Verbindungen, die sich daran beteiligten, kam die Salia Jena mit 28 Punkten auf Rang 10. Einen Kranz ohne Schleife erhielt die Normannia Jena. Ohne gesonderte Wertungen gab es Sondervorführungen von 11 Verbindungen, darunter die Salia. Im Eilbotenlauf gewann die Borussia Berlin (66 Sekunden). Die Salia (66 2/6) wurde Vierte. Dazu kamen im Programm noch sogenannte Turnspiele, wie Schleuderball, Faustball, Tamburin und Schlagball. Bei letzterem gewann die Salia im Endspiel gegen die Cheruscia-Göttingen mit 39:9. Franz Bertling ist mit seinem Fünfkampfsieg der erste Jenaer Student, der bei einer zentralen Meisterschaft eine Platzierung erreichte und damit in die Ehrentafel des Jenaer Universitätssports (Hall of Fame) aufgenommen werden kann. Das Turnfest 1909 in Gotha wurde übrigens von der Salia Jenensis organisiert. Von Franz Bertling ist in einer studentischen Publikation sogar ein Foto überliefert. 14

15 In guten wie in schlechten Zeiten Thüringische Landeszeitung vom 3. April 2014 Nr. 383 Am ersten April 2014 kann das Universitätssportzentrum in der Oberaue seinen 100. Geburtstag feiern. Damit ist dieses große Sportgelände das älteste in Jena, welches von einem Rechtsträger durchgängig betrieben wurde. Bei den wenigen anderen Sportstätten, die aus der Zeit von vor dem ersten Weltkrieg noch in Nutzung sind, wie z. B. das Ernst-Abbe-Sportfeld als Nachbar des Universitätssportzentrums, gab es einen Wechsel der Eigentümer. Das Ernst-Abbe-Sportfeld zum Beispiel befand sich lange in der Hand der Zeiss-Stiftung, welche die Förderung des Sports als eine wichtige Aufgabe ihrer kommunalen und sozialen Funktion für Jena ansah. Nach der Umstrukturierung der Zeiss- und Schottbetriebe nach 1990 wurde dieses Engagement für den Sport in der Stadt nach und nach fast vollständig gestrichen. Die Universität nimmt hingegen durchgängig seit 100 Jahren, auch in schwierigen finanziellen Zeiten, ihre 1914 übernommene Funktion bis heute war. Dies betrifft sowohl die Förderung des Universitätssports durch die Studierenden und Mitarbeiter, die ja zum Teil Bürger der Stadt sind, wie auch breiter Schichten von Bewohnern der Stadt aller Altersklassen. Diese haben zur Universität teilweise keinerlei Bezug, aber über die Mitgliedschaft im Universitätssportverein oder als Teilnehmer der Hochschulsportangebote kommen sie in den Genuss der Universitätssportstätten. Die ersten Initiativen für das jetzige Universitätssportzentrum sind im Sommer 1893, nach dem ersten Jenaer Fußballspiel, mit der Gründung des Spielplatzbau-Vereins e. G. m. b. H. zu finden. Bis 1913 erwarb diese Genossenschaft, deren Anteilseigner viele Professoren und besser betuchte Bürger Jenas waren, Wiesenflächen in der Größe von acht Hektar, 37 a und 33 m². Im Juli 1913 schrieb der Vorsitzende dieses Spielplatzvereins, Hermann Peter, an die Uni einen langen Brief, indem er sehr ausführlich begründete, welche Vorteile die Universität hätte, wenn sie die Spielplätze erwerben würde. Der Hintergrund für das Schreiben war die Suche der Universität nach einem Baugrund für eine Universitätsturnhalle. Seit 1895, als der Akademische Turnbund Gothania einen Antrag an den Senat nach Nutzungsmöglichkeit einer Turnhalle für das Winterturnen stellte, war die Uni auf Suche nach einem eigenen Objekt. Das ging sogar soweit, dass der berühmte Chemiker Prof. Dr. Ludwig Knorr der Uni anbot, auf eigene Kosten ein Gasthaus mit Saal zu kaufen und diesen ihr als Turnhalle zu schenken. Von Knorr kannte Peter auch die Suche nach einem geeigneten Objekt, welche sich in aller Stille abspielte, um die Grundstückskosten nicht in die Höhe zu treiben. Der zweite Grund für das Angebot von Hermann Peter war ein rein persönlicher. Peter stand kurz vor seiner Pensionierung als Gymnasiallehrer und hatte seit zwanzig Jahren die Verwaltung des Sportgeländes ehrenamtlich geleitet. Trotz regelmäßiger Unterstützung durch Privatpersonen und die Stadt, konnte der Spielplatzverein, ähnlich wie auch heute noch die Uni, die Sportstätten nicht kostendeckend betreiben, so dass sich bis 1912 ein Schuldenberg von ,- Goldmark angesammelt hatte. Dazu kamen noch Privatkredite, unter anderem von Peter stammten 7000,- Goldmark. Nach längeren Verhandlungen und Abstimmungen mit der Stadt, machte die Universität dem Spielplatzverein das Angebot, das gesamte Gelände inklusive des Tennishauses, Behelfsbauten und des Inventars für 55693,- Goldmark zu kaufen. Mit dem Geld wurden die Schulden beglichen, die Privatkredite abgelöst und die Anteilseigner ausgezahlt. Die Uni übernahm es, die kommunalen Funktionen des Spielplatzvereins, d. h. die kostengünstige Vermietung der Plätze an Vereine, Schulen und Bürger der Stadt weit- 15

16 erzuführen. Finanziert wurde das Ganze durch einen Kredit der Uni-Hauptkasse an die neu eingerichtete Spielplatzkasse, die dafür jährlich 1000,- Goldmark Zinsen an die Hauptkasse zu zahlen hatte. Außer der Fläche und dem 1903 gebauten Tennishaus, gab es auf dem Gelände, welches damals bis zur heutigen Tribüne des Ernst-Abbe-Sportfeldes reichte, noch 15 Fachwerkgebäude, Schuppen, ausrangierte Eisenbahnwaggons und Bretterverschläge usw. die als Umkleideräumlichkeiten, Geräte- und Materiallager, Toiletten usw. genutzt wurden. Darunter befand sich sogar eine Trinkbude mit der sich der Spielplatzwärter Herr Bauer einen kleinen Nebenverdienst erarbeitete. An Sportstätten existierten im Wesentlichen gepflegte Wiesenflächen und 32 befestigte Tennisplätze. Als Kuriosum kann man ansehen, dass die Universität auch die Fähre mitkaufte, die oberhalb des Rasenmühlenwehrs eine wichtige Verbindung zum südlichen Teil der Stadt für die Nutzer darstellte. Das älteste bisher bekannte Foto von den Tennisplätzen (1910) wird gerade im Stadtmuseum in der Ausstellung Frauenschönheit. Ideal und Wirklichkeit in der Belle Epoque gezeigt. 16

17 Für ein goldenes Ehrenzeichen Thüringische Landeszeitung 30. Oktober 2014 Nr. 414 Der Jenaer Radsportler Helmut Koblenz erhielt kürzlich eine Quellensammlung, die von Werner Möller, einem aktiven Radsportler und Funktionär in den 1930 bis 1960er Jahre angelegt worden war. Aus dieser geht hervor, dass der organisierte Radsport in Jena seit 125 Jahren existiert, weswegen es sich lohnt, einmal die Jenaer Radsportgeschichte zu untersuchen. Das im ersten Teil verwendete Foto von 1904 stammte von der 1. Reigenmannschaft des Radler-Clubs Jena, der Mitglied des Arbeiter-Radfahrerbundes Solidarität war. Während sich bei den bürgerlichen Radsportvereinen in Thüringen vor allem Erfurt als Hochburg entwickelte und in Weimar seit1884 ein Radfahrerverein existierte, war in Jena bis 1933 der Arbeiterradsport dominant. In Erfurt fanden jährlich große Rennen statt. Allein für 1903 sind mindestens drei Rennen, zum Teil für Berufsfahrer, nachgewiesen. So fand auf einem Sportplatz am 19. April ein Eröffnungs-Bahnwettfahren für Berufsfahrer statt. Bei verschiedenen Rennen über 2100-, und 1000-Meter waren Geldpreise von 10 bis 100 Mark ausgelobt. Besonders beliebt waren Fliegerrennen, damals als Malfahren bezeichnet. Solche fanden in Erfurt im Mai 1903 und über Pfingsten als Jubiläumsrennen, mit starker internationaler Beteiligung statt. Rennen von 2000-Meter bis zu einem Fliegerrennen hinter einem Motorradschrittmacher über 25-Kilometer wurden dabei veranstaltet. Unter den Wettkampfformen gab es Vorgaberennen, bei denen schlechtere Fahrer mit einem Vorsprung starteten und Wettbewerbe im Langsamfahren. Himmelfahrt 1903 organisierte der Radfahrverein Oberweimar zum Beispiel im Gasthof Zum goldenen Schwan ein Preislangsamfahren, offen für alle Fahrer, bei Konzertmusik. Am 5. Juli führte dann der Gau 16 (Thüringen) des Deutschen Radfahrerbundes seinen nächsten Renntag auf dem Andreasried bei Erfurt durch. Es gab ein Gaumannschaftsfahren über 31 Kilometer auf der Landstraße, bei der fünf Fahrer zusammenfahren mussten und im Ziel nicht mehr als eine Minute auseinanderliegen durften. Bei diesen 1. Gaumeisterschaften im Niederradfahren duften nur Thüringer starten. Die Strecke ging über 5000-Meter auf der Bahn. Für Berufsfahrer folgten verschiedene Rennen von 800 bis 2000-Meter. Was uns heute verwunderlich erscheint: Es gab auch Fußballwettspiele um die Gaumeisterschaft und ein Wettlaufen über 1000-Meter auf einem Rasenplatz. Die Gaumeister erhielten ein echt goldenes Ehrenzeichen und einen Gaubecher gab es den Versuch, überwiegend von Sozialdemokraten, einen Zentralverband der Arbeiter-Radsportvereine zu gründen, der ein ausgeprägtes politisches Programm haben sollte, was von der Reichsregierung verboten wurde gelang ein erneuter Anlauf, nachdem man das Programm politisch bereinigt hatte. Auf dem 4. Arbeiter-Radfahrer-Kongress in Offenbach wurde von 18 Delegierten aus 12 Städten der Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität gegründet. Mit diesem Beinamen sollte die enge Verbundenheit zur Sozialdemokratie gezeigt werden. Wann die Jenaer Gruppe gegründet wurde, ist noch nicht genau ergründet worden. Bereits 1903 ist aber ein Gaufest für Thüringen vom Arbeiterradfahrerbund Solidarität in Neustadt an der Orla, an dem viele Jenaer Radsportler teilnahmen, nachgewiesen. Die Ortsgruppen Jena und Kahla des Arbeiterradsports hatten in ganz Deutschland einen guten Namen. In der Zeitschrift Der Arbeiter-Radfahrer wurden ständig Beiträge des Jenaer Radsportfunktionärs Georg Dorfmüller abgedruckt. Im Arbeiterradsport dominierte 17

18 damals das Reigenfahren und der Radball. Die ersten Wertungsbestimmungen für das Reigenfahren des Arbeiterradsports wurden nach Werner Möllers Unterlagen von einem Kollektiv der Jenaer Radler um Dorfmüller, Irmisch und Kahle entwickelt und für den gesamten Bund für gültig erklärt. Bei der Arbeiterolympiade 1904 in Wien wurden diese Wertungsbestimmungen erstmals angewendet gab es die erste reich bebilderte Auflage des Buches Der Radsport im Saale von Georg Dorfmüller. Es war eine Art Methodikhandbuch für das Reigenfahren, beinhaltete aber auch ein Kapitel zum Radpolo. Bis Ende der 1920er Jahre hatte die Jenaer Ortsgruppe des Arbeiterradfahrerbundes Solidarität fast 800 Mitglieder. Der Bund galt mit Mitgliedern, darunter ca Frauen, als größter Radfahrerverband der Welt. Der Name wurde in den 1920er Jahren in Arbeiter Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität (ARKB) umgeändert, nachdem man vielerorts Motorradabteilugen eingerichtet hatte. Für die Mitglieder gab es ein komplettes soziales Sicherungssystem mit Unfall-, Haftpflicht-, Raddiebstahls- und Rechtschutzversicherungen. Jenaer Reigenfahrer um 1910 vor dem Volkshaus bei einer Vorführung. 18

19 Der VfB Jena auf den neunzig Äckern am Webicht Thüringische Landeszeitung vom 14. August 2014 Nr. 401 Einem Chronisten und Archivar hilft oft der Zufall, um durch kleine Funde die Sportgeschichte von Jena und des ältestem Mehrspartenverein, dem USV Jena e. V., zu erhellen. So bekam ich kürzlich eine kleine Sammlung Zeitungsartikel und Fotos aus dem Nachlass von Willi Henkel übereignet. Letzterer hatte mit Rudolf Göpel und Günter Fischer Ende der dreißiger Jahre den Hockeysport in Weimar als Spieler, Funktionär und Berichterstatter für die Allgemeine Thüringische Landeszeitung Deutschland mitgestaltet. Nach dem II. Weltkrieg wurde Henkel einer der ersten Präsidenten des DDR-Hockeysportverbandes ( und ). Willi Henkel bemühte sich 1953 besonders um die Wiederaufnahme des Spielverkehrs zwischen Ost - und Westdeutschland. Seine Vorkriegskontakte zu führenden Hockeyvereinen in der BRD sorgten bis Anfang der 1960er Jahre für einen regen Spielbetrieb zwischen Ostund Westhockeyspielern abseits von den politischen Auseinandersetzungen im kalten Krieg. Anfangs noch als Spieler und später in seiner Funktion als Hockeypräsident war er häufig in Jena, einer der DDR-Hockeyhochburgen. Heute noch lebende Zeitzeugen bedauern, dass man seine Kenntnisse und Beziehungen nicht genügend genutzt hat und stattdessen das Konkurrenzdenken zwischen den Hockeyabteilungen vom Sportclub (SC) Motor und den Betriebssportgemeinschaften (BSG) Motor Carl Zeiss und Chemie einer gedeihlichen Entwicklung in der Sportart entgegenstand erhielt Henkel als erster Hockeyfunktionär die Paul-Reinberg-Plakette, die in Erinnerung an den dienstältesten Präsidenten (1949 bis 1967) des Deutschen Hockey Bundes ausgegeben wurde. Die Medaille wird laut Satzung: verliehen an einen Spieler oder an eine Mannschaft, die sich in Leistung und Haltung besonders verdient gemacht haben, oder an eine Person, einen Verein oder einen Verband für hervorragende Verdienste um den deutschen Hockeysport. In seinem Nachlass fand sich auch ein Programm des ersten Hockeyspiels in Weimar, welches am 1. Dezember 1912 auf den neunzig Äckern am Webicht, heute Sportplatz Lindenberg, stattfand. Es spielte die erste gegen die zweite Mannschaft des Vereins für Bewegungsspiele Jena (VfB, heute USV Jena e. V.). Um 1910 findet man erste Berichte über Hockeyspiele in Jena. So kann man in einer Werbebroschüre der Universität lesen: Es wird daselbst (auf den Spielwiesen in der Oberaue) Fußball, Croquet, Schlagball, Faustball usw., Hockey und Tennis (32 Tennisplätze) gespielt... Seit der Gründung des VfB am 8. März 1911 gab es dann offiziell die erste Hockeyabteilung in der Stadt. Am 10. Dezember 1911 konnte das erste Hockeyspiel des VfB gegen eine auswärtige Mannschaft nachgewiesen werden. Es fand gegen den Sport-Club Erfurt statt und endete 1: existiert bereits eine zweite Hockeymannschaft in Jena. Sie war bei der studentischen Verbindung Akademischer Turnverein Gothania angesiedelt und trug am 15. Juni das erste Spiel in Halle aus. Das Hockeyspiel war das 1. Landeshockeyspiel und hatte eine erfreuliche Zuschauermenge auch aus akademischen Kreisen angezogen. Der Schiedsrichter zeigt sich der Aufgabe nicht gewachsen, sonst hätten die Gothanen nicht 9:2 verloren, stand damals in der Jenaischen Zeitung. Das Hockeyspiel 1912 in Weimar wurde als Werbespiel angesehen, mit dem die Gründung einer Hockeymannschaft vor Ort unterstützt werden sollte. Auf der Einladung kann man 19

20 nachlesen, dass sich im Anschluss an das Spiel Interessenten, Damen und Herren im Hotel Flughafen, welches sich als Wohnhaus am Ortsausgang von Weimar in Richtung Jena erhalten hat, zu einer Werbeveranstaltung einfinden können. Des Weiteren befindet sich auf der Einladung gleich das Aufnahmeformular, sodass man den 1. Dezember 1912 als Gründungstermin der Hockeyabteilung des Sportclubs (SC) Weimar ansehen kann. Ob damals auch eine Frauenmannschaft gegründet wurde, konnte noch nicht ermittelt werden. Beim VfB wurde schon zwei Monate vorher, im Oktober 1912 berichtet: Die Damenabteilung beginnt sich zu formieren und wird Hockey spielen und turnerische Übungen im Freien und in einer Turnhalle durchführen. Das klassische Hockey verlor an der Universität nach 1945 zunehmend an Bedeutung. Versuche von Dr. Wolfgang Eismann nach 1990, Hockey an der Uni wieder stärker in den Focus zu rücken, gingen mit seinem Abgang in den Ruhestand verloren. Während in Weimar die Hockeytradition des SC im SV Vimaria weitergeführt wird, ist das Spiel mit dem Schläger im Unisport heute in der Abteilung Floorball zu Hause. 20 Vorderseite des Flyers von 1912 für das Hockey-Werbespiel des VfB Jena in Weimar.

21 Immer eine Sonderstellung Thüringische Landeszeitung vom 18. September 2014 Nr. 407 Als Wissenschaftsdisziplin hat sich der Sport an der Jenaer Uni erst seit Anfang der 1960er Jahre entwickelt, als Prof. Dr. Willi Schröder Direktor des Instituts für Körpererziehung (heute Sportwissenschaft) wurde. Es entstanden sehr eigenständig und mit unterschiedlicher Qualität verschiedene Wissenschaftsbereiche am damaligen Institut für Körpererziehung. Führend und besonders in der Leistungssportforschung erfolgreich, wurde die Biomechanik unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Gutewort. Das Sportinstitut war dabei der Philosophischen Fakultät zugeordnet. Ein Bereich, die Sportmedizin, hatte immer eine Sonderstellung, gehörte sie doch historisch gesehen zur Medizin. Im Gegensatz zu den meisten medizinischen Fachgebieten ist Sportmedizin nicht nur diagnose- oder organbezogen, sondern untersucht die Bedeutung der körperlichen Aktivität für Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Vielleicht zufällig, aber der erste deutsche sportmedizinische Kongress fand 1912 in Oberhof statt. Er wurde von dem neu gebildeten Deutschen Reichskomitee für die wissenschaftliche Erforschung des Sportes und der Leibesübungen organisiert und vom Herzog von Gotha, der zu den Nutritatoren der Uni gehörte, unterstützt. Ob Professor Wilhelm Lubosch aus Jena in Oberhof anwesend war, konnte noch nicht ermittelt werden. Nach dem Medizinstudium in Berlin und einer Assistenz an der Universität Breslau kam Lubosch als Assistent nach Jena, wo er u. a. Ernst Haeckel sehr nahe stand. Er habilitierte hier und wurde 1907 Titular-Professor. Als solcher wechselte er 1912 nach Würzburg. Lubosch machte u.a. wichtige Beiträge zur Mikroanatomie des Bewegungsapparats. Die Systematik der Gelenke geht im Wesentlichen auf ihn zurück. Dank seines steten Interesses an den theoretischen Grundlagen der vergleichenden Anatomie befasste er sich mit der Morphologie als einer Wissenschaft, die Gesetzmäßigkeiten ohne Kausalanalysen aufdeckt. Das hätte schon Goethe akzentuieren können, den Lubosch als ein Vorbild nie verleugnet hat, kann man bei Wikipedia lesen. Lubosch hielt 1910 im ersten Kurs zur Einführung in die Volks- und Jugendspiele und volkstümliche Übungen, der an der Uni angeboten wurde, vor 31 Studenten die Vorlesungen zum Bau und Funktion des menschlichen Körpers und erste Hilfe. Damit kann man ihn als ersten, der in der Sportmedizin in Jena tätig gewesen war, bezeichnen. Sein Nachfolger bei der Entwicklung der Turn- und Sportlehrerkurse in Jena wurde Prof. Dr. Julius Grober, der zeitweilig in Jena studierte kam er als Assistent nach Jena zurück und bekam einen außerordentlichen Lehrstuhl für Innere Medizin übernahm er die Leitung der Städtischen Krankenanstalt in Essen, kehrte aber enttäuscht nach Jena zurück, da finanzielle Versprechungen nicht eingehalten wurden. Nach dem I. Weltkrieg kurzzeitig in Litauen, ließ sich Grober 1920 endgültig in Jena nieder wurde er mit der Leitung des Physikalisch-Therapeutischen Instituts der Universität betraut erfolgte dort seine Ernennung zum außerordentlichen Professor emeritiert, wurde er nach dem II. Weltkrieg reaktiviert und lehrte von 1948 bis 1950 als außerordentlicher Professor für Physikalische Therapie. In Jena gehörte er zeitweilig dem akademischen Ausschuss für Leibesübungen der Universität an, engagierte sich stark beim Bau der Muskelkirche, wo er dafür sorgte, dass von den drei vorhandenen Büroräumen mindestens einer für ihn und damit die Sportmedizin als Untersuchungsraum zur Verfügung stand. Bis 1935/36 hielt er alle sportmedizinischen Lehrveranstaltungen im Rahmen der Turn- und Sportlehrerausbildung. Sehr bekannt wurde er in Jena durch einen Grundsatzartikel in 21

22 der Jenaische Zeitung anlässlich des 1.Turn- und Sportfestes der Uni 1914: So darf man das 1. Akademische Turn- und Sportfest in Jena als ein Zeichen für die Überzeugung ansehen, daß die akademische Jugend sich ihrer Pflicht gegenüber dem Vaterlande wohl bewusst ist und sie sich tätig an den Hoffnungen und Bestrebungen des gesamten Volkes von Herzen beteiligt. Für 1921 hat sich der bekannte Sportsmann, PD Dr. Wagner sich als Turn- und Sportarzt betätig(t), der Vorstandsmitglied des DFB war und der die Leibesübung als ein eigenständiges Forschungsgebiet der medizinischen Wissenschaft ansah. Die Antrittsrede von Dr. Wagner lautete: Die soziale und die hygienische Bedeutung des Sports. Warum dieser Jena verließ, ist noch nicht geklärt. Auf jeden Fall übernahm Grober 1925 alle Aufgaben bei der Ausbildung von Sportlehrern und nach der Einführung des Pflichtsports für alle Jenaer Studenten auch die Betreuung derselben. Die entsprechende Vergütung des Sportarztes für seine gestiegenen Aufgaben war vorher geklärt worden. Seine Vergütung pro Semester betrug 250,- RM. Ihm obliegt die ärztliche Überwachung der sporttreibenden Studierenden, des Sportbetriebes und der Sportanlagen kann man in dem Bestätigungsschreiben aus Weimar lesen. In seinem Tätigkeitsbericht von 1926 schrieb er über die medizinischen Probleme des Studentensports: dass 151 Studierende bei Untersuchungen gesundheitliche Probleme aufwiesen, die eine Kontrolle des Einflusses sportlicher Tätigkeit auf ihren Gesundheitszustand wünschenswert machten. 22 Durch einen Zufall fiel dem Autor ein sportmedizinisches Fachbuch von 1912 in die Hände, welches mit einem Exlibris von Grober versehen war.

23 Im Sommer eifrig Rudersport betrieben Thüringische Landeszeitung, 14. März 2013 Nr. 329 Der Ruder- und Kanuverein Jena e. V. und die Abteilung Rudern des USV Jena e. V. bereiten gegenwärtig eine Jubiläumsveranstaltung 100 Jahre Rudern in Jena, die am 13. Juli 2013 stattfinden soll, vor. Das genaue Datum für den Beginn des organisierten Rudersports in Jena ist gar nicht so einfach zu bestimmen. Das Kahnfahren als Freizeitvergnügen ist auf der Saale schon im 18. Jahrhundert belegt. Besonders in dem Bereich des 1785 erstmals von J. E. B. Wiedeburg erwähnten Paradiese, welches 1780 der Bürgermeister Paulsen größtenteils auf eigene Kosten mit parkähnlichen Alleen und Hecken gärtnerisch anlegen ließ, waren Ruderer auf der Saale zu beobachten. Sie nutzten dazu einfache Kähne z. B. der in Jena ansässigen Saalefischer. Häufig wurde das Kahnen als Freizeitbeschäftigung der Studenten erwähnt. Der 1894 gegründete Spielplatzverein hatte sich zum Ziel gesetzt, Wiesen in der Oberaue käuflich zu erwerben, um einen Turn- und Spielplatz zu bauen verfügte er über ein 2,5 Hektar großes Gelände, welches sich um die heutigen Tennisplätze und das Ruderbootshaus des USV gruppierte und wo damals bereits über 12 Tennisplätze, zwei Rasenspielplätze und ein Bootshaus für sieben Boote errichtet worden war. Was für Boote dort eingelagert waren, ist nicht überliefert. Fest steht aber, dass die Liegeplätze an Jenaer Bürger, Vereine und studentische Verbindungen vermietet wurden befürwortet der Prorektor der Uni, Prof. Dr. Heinrich Gelzer, die Förderung des Turngedankens an der Universität in einem Schreiben an den Kurator (was etwa dem heutigen Kanzler entspricht) mit folgenden Worten: Ich halte den Gedanken (der Förderung des Turnens und des Sports, H. K.) für außerordentlich wichtig. Man weiß, wie ein starker Bruchteil der jüngeren Semester ihre Studienzeit verbringt. Trinken und geschlechtlicher Verkehr richten da unter den hoffnungsvollsten jungen Leuten eine Verheerung an, dass es ein Jammer ist, mit gebundenen Händen zuzuschauen. Ich sage mir, wenn die Jugend möglichst zu idealem Sport, Gesang, Turnen, Turnspielen und Rudersport angehalten wird, so geschieht schon etwas Großes. Die Stunden wenigstens, wo sich der junge Akademiker diesem Leib und Seele erfrischenden Sport ergibt, begeht er keine unnützen Torheiten wurde in einer vom Fremdenverkehrsverein der Stadt erstellten Werbebroschüre für den Universitätsstandort im ganzen Deutschen Reiche geworben, in der unter anderem das Vorhandensein des Rudersports konstatiert wurde: Auch für die notwendigen Veranstaltungen zur Körperpflege ist man in Jena mit Umsicht bemüht. In dieser Beziehung verdienen in erster Linie hervorgehoben zu werden, die am Südende der Stadt nahe dem Paradies auf den prächtig beschatteten Wöllnitzer Wiesen gelegenen, ausgezeichnet hergerichteten Spielplätze, die sich namentlich in studentischen Kreisen großer Beliebtheit erfreuen. Zu ihnen gehören 25 Tennisplätze, jeder von normalem Umfange Im Winter ist ein beträchtlicher Teil der Spielplätze in eine Eisbahn verwandelt... Auf gleicher Strecke wird im Sommer eifrig Rudersport betrieben Wohl spätestens ab 1911 haben studentische Verbindungen eigene Ruderboote. Im Juli 1911 findet man in der Altenherrenzeitung der Verbindung Salia Jenensis einen Aufruf zur Sammlung von Geld für den Ankauf eines Ruderbootes. In der Begründung ist zu lesen, dass die kurzen Fechtübungen und die zweimaligen Turnstunden pro Woche nicht ausreichten, eine allseitig körperliche Ausbildung zu sichern. Die Mietboote in Jena seien aber teuer und würden den Ansprüchen nicht genügen. Man rechnet mit Kosten für einen neuen 23

24 Doppelzweier von Mark. Im September 1911 wurde berichtet, dass sich erst 86,50 Mark in der Ruderkasse befänden. Es gäbe aber schon eine Reihe Verbindungen in Jena mit eigenen Ruderbooten. Die Gothanen seien die ersten, die seit Juni ein eigenes Boot hätten. Im nächsten Jahr würde der neu gegründete Bund für Bewegungsspiele, gemeint ist damit der Vorläufer des USV, der Verein für Bewegungsspiele (VfB) mit mehreren Booten den Rudersport pflegen wollen. Damit kann man konstatieren, dass spätestens seit 1912 in Jena Rudersport betrieben wurde, d. h. man kann von 100 Jahre Rudern in Jena sprechen. Aus der Zeit um 1913 sind bisher keine Originalfotos vom Rudern gefunden worden, lediglich in einigen Publikationen gibt es Abbildungen. Hier Ruderboote vor der nicht mehr bestehenden Rasenmühle. 24

25 Ein Armeegepäckmarsch des FCC Thüringische Landeszeitung vom 11. September 2014 Nr. 406 Als am 7. September 1914 bei der Mitgliederversammlung des Fecht-Klubs des Jenaer Turnvereins der Vorsitzende fragte, inwieweit das Bajonettfechten oder das Gewehrfechten im Training eingeführt werden könne, war der I. Weltkrieg schon im Gange und ein Großteil der wehrfähigen Männer bereits eingezogen. Der Turn- und Sportbetrieb war deshalb insgesamt stark reduziert worden. Der Punktspielbetrieb im Fußball z. B. war völlig eingestellt worden. Wenn sogenannte Gesellschaftsspiele stattfanden, dann sollten die Einnahmen für das Rote Kreuz oder ähnliche karitative Zwecke gespendet werden. Die Kriegsvorbereitungen, nicht nur im deutschen Kaiserreich, liefen schon viel länger, und Turnen und Sport waren dort umfassend einbezogen. Nicht nur ideell nutzten wichtige Akteure die Argumentation, dass mit der sportlicher Betätigung auch eine wichtige Aufgabe bei der körperlichen Vorbereitung auf einen militärischen Einsatz bei der männlichen Jugend, aber auch bei den wehrfähigen Männern geleistet werde. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. formulierte dies 1890 auf der Dresdener Schulkonferenz so: Bedenken sie, was für ein Nachwuchs für die Landesverteidigung erwächst. Ich suche nach Soldaten, ich muß eine kräftige Generation haben, die auch als geistige Führer und Beamte dem Staat dienen. Bis dahin waren es die Turner, die auf der Basis des Jahnschen-Turnens, welches als vormilitärischer Übungskomplex entstanden war, per se führend bei der Realisierung dieser Aufgabe. Um 1900 sind vormilitärische Aktivitäten unter allen Sportakteuren immer häufiger zu finden. Beim Hochschulsport, nach heutigem Sprachgebrauch, wurde z. B vom Reitinstitut Rommel in der Kahlaischen Straße in einer Anzeige damit geworben, dass man:...den Herren Studierenden zu einem guten Reitunterricht und zur Vorbereitung zum Militär verhelfen wolle. Ansonsten gab es die verschiedensten Wettkämpfe, die einen militärischen Charakter trugen. Besonders bemerkenswert sind die Armee-Gepäckmärsche. Der älteste bisher in der Region bekannte fand 1910 in Plauen statt. Die Streckenlänge lag bei über 30 Kilometer. Es wurde in voller Ausrüstung, das heißt mit gefülltem Tornister, Seitengewehr und Karabiner gelaufen beim III. Internationaler Armee Gepäckmarsch zu Plauen wurde als Sieger Max Männel aus Deuben in 4 Stunden 20 Minuten 55 ½ Sekunden ermittelt. Robert Wilmsmeyer vom Turnverein Düsseldorf, der ein vegetarisches Restaurant führte, wurde Zweiter. Wilmsmeyer, in seiner Zeit als Wunderläufer tituliert, taucht auch in Jena auf. Am 13. Oktober 1912 fand hier der I. Nationale Armee-Gepäckmarsch des FC Carl Zeiß statt, der von Jena durchs Gleistal nach Bürgel und über Wogau zurück, führte. Wilmsmeyer gewann ihn in 3: 40: 26. Im September war er schon bei einem 100-Kilometerlauf erfolgreich gewesen, und im November gewann er den Armee-Gepäckmarsch von Berlin. Bei anderen Sportveranstaltungen, wie in der Leichtathletik, gab es zunehmend gesonderte Wertungen für Militärs. Beim ersten großen Leichtathletik Meeting von Jena, 1912, welches die Akademische Abteilung des VfB (heute USV) Jena organisiert hatte, wurden Sonderwertungen für Militärmannschaften geführt. Am Start waren Teams aus Weimar, Naumburg, Erfurt, Gera und Jena. Ein Lauf nur für Militärs wurde über 300-Meter vom Infanterist Helbig von den 94ern gewonnen. Den 10x100-Meter Staffellauf entschied das Naumburger Jäger Regiment für sich. Außerdem siegten die in Jena stationierten 94er im Tauziehen. Auch im Fußball gab es Turniere mit Militärmannschaften. Für die nähere Umgebung 25

26 als erstes Spiel mit Militärbeteiligung, ist das Spiel der Sportclubs (SC) Jena am 25. Juni 1912 gegen das 94er Infanterie Regiment Weimar überliefert. Der SC gewann auf dem Kasernenhof in Weimar mit 8:2. Im Februar 1914, als die erste Mannschaft VfB Jena sensationell gegen den FC Carl Zeiß 2: 1 gewann, verlor die zweite Mannschaft des VfB gegen die Militärmannschaft der hiesigen 94er mit 4 : 2. Im Frühjahr 1914 veranstaltete der Ballspiel-Club (BC) Vimaria Weimar ein Militärfußballturnier um den Ehrenwanderpokal des Großherzogs von Sachsen. Beteiligt waren das Infanterie-Regiment 71 Erfurt, das Artillerie-Regiment 55 Naumburg, die 94er Jena, die Jäger zu Pferde Erfurt und die 94er Eisenach. Bei Kriegsbeginn im August 1914 kann man in der Verbandszeitschrift Mitteldeutscher Sport einen Aufruf des Verbandes an alle Fußballspieler unter der Überschrift lesen: Fürs Vaterlands Ist s, wo wir zu spielen scheinen, und weiter: Jahraus, Jahrein haben wir schon gekämpft, in den mehr als zwei Jahrzehnten deutscher Fußballgeschichte. Nun kommt der große, der wahre Kampf. Nun gilt es, Mut und Willenskraft zu zeigen bis zum Aeußersten. Eine Woche später wurde aus dem bescheidenen Vermögen des Verbandes Mitteldeutscher Ballspielvereine 3000,00 Mark für das rote Kreuz gespendet. Schon bald häuften sich Nachrufe für Sportler, die auf dem Feld der Ehre ums Leben gekommen waren. Das ist aber eine andere Geschichte. Vom Fußballturnier des BC Wimaria gegen eine Militärmannschaft auf dem Kasernenhof in Weimar

27 Weimarer Großherzog als Sportsponsor Thüringische Landeszeitung vom 29/30. Mai 2014 Nr. 390 Die Geschichte der Jenaer Leichtathletik als Vereinssport begann am 8. März 1911 mit der Gründung des Vereins für Bewegungsspiele Jena e. V. (VfB, heute USV Jena e. V.), der als erster Mehrspartenverein der Stadt eine eigene Abteilung für die Leichtathletik besaß. Schon kurze Zeit später erschienen auch bei dem 1903 gegründeten F. C. Carl Zeiß Jena e. V. erste Leichtathleten unter den Vereinsmitgliedern. So wurde am 16. Juli 1911 ein Leichtathletik-Gaumeeting auf dem Zeißplatz organisiert, bei dem Wettbewerbe über 100-Meter, Diskuswurf, 1500-Meter, 400-Meter Staffelläufe und eine 3000-Meter Staffel als Meisterschaften ausgetragen wurden. Die Laufbahn war eine Grasbahn ohne erhöhte Kurven heißt es in einer damaligen Ausschreibung. Insgesamt gab es 81 Teilnehmer bei diesem Wettkampf. Der kürzlich gegründete VfB brachte gute Ergebnisse. Die meisten Teilnehmer kamen vom FC Carl Zeiß (20). Dass Fußballvereine die Leichtathletik mit betrieben lag in der Entwicklung des Sports zur damaligen Zeit begründet, wo der Verband für Mitteldeutsche Ballspiel-Vereine als Regionalverband des Deutschen Fußballverbandes auch andere Sportarten mit vertrat. Leichtathletikwettkämpfe hatten insgesamt in der Fußball-Vereinsgeschichte im Sommer einen hohen Stellenwert, so dass es sogar eine Spielpause gab, die auch deswegen eingerichtet wurde, dass leichtathletische Wettkämpfe organisiert werden konnten und die Fußballer die Möglichkeit hatten, an diesen teilzunehmen. Zu den namhaftesten Wettkämpfen, die der F.C. Carl Zeiss noch vor dem I. Weltkrieg ins Leben gerufen hatte, gehört der am 13. Oktober 1913 erstmalig ausgetragene 1. Nationalen Armeegepäckmarsch über 30-Kilometer. Dieser fand sogar noch während des I. Weltkrieges, zumindest bis 1916 statt. Er hieß dann Großherzog-Wilhelm-Ernst-Armeegepäckmarsch und 102 Geher bestritten den Marsch, dessen Strecke vom Jenaer Universitätssportplatze aus nach Dornburg und zurück führte. Sieger der Gruppe A (unter 30 Jahren) wurde Enge-Dessau (Fußballklub 1898) in drei Stunden, 20 Minunten und fünf Sekunden. Der Sieger bekam den Ehrenpreis Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach. Der damalige Großherzog Wilhelm Ernst ( ) und Landesvater auch von Jena, scheint der Entwicklung des Sports sehr aufgeschlossen gewesen zu sein. Seine Biografie ist sehr widersprüchlich und kann hier nicht ausführlich behandelt werden. Als direkter Nachkomme vom Goethefreund Carl August, war er durch Erbschaft des Privatvermögens seiner Mutter Sophie, die aus dem niederländischen Königshause stammte, einer der reichsten Fürsten in Mitteldeutschland. Nach Übernahme der Regierung im Jahre 1903 förderte er auf verschiedenen Gebieten, besonders bei der Kultur und Wissenschaft moderne Ideen. Die Berufung von Van de Velde nach Weimar und der Universitätsneubau 1908 durch Theodor Fischer sollen hier nur als besonders herausragende Aktivität genannt werden, an denen er aktiv mitwirkte. Später entpuppte er sich zunehmend als nationalkonservativ. Militärische Dinge galten als eines seiner Steckenpferde. Als General im kaiserlichen Stab trat er in der Öffentlichkeit fast immer in Uniform auf, was aber zur damaligen Zeit unter Seinesgleichen üblich war. Über eigene sportliche Aktivitäten außerhalb des standesgemäß üblichem Reiten, Fechten und Jagen ist nicht viel bekannt, nur dass er als junger Mann im Weimarer Ilmpark regelmäßig Tennis spielte. Ob der Ruf des Jenaer Sport- und Spielplatzbauers Hermann Peter als Fachberater zum Bau neuer Tennisplätze an der Weimarer Falkenburg auf ihn zurückgeht, ist nicht überliefert. 27

28 Auf jeden Fall unterstützte er ein großes nationales Tennisturnier durch Stiftung eines Ehrenpreises, wie er überhaupt regelmäßig für Sportveranstaltungen wertvolle Pokale zur Verfügung stellte. Erstmals 1912, beim großen Leichtathletikwettkampf des VfB in Jena, dem I. Nationalen Olympia, war er unter den Sponsoren. Als Carl Diem, der Vorsitzende der Deutschen Sportbehörde für Athletik 1912, am Vorabend des Nationalen Olympia, im Volkshaus einen Vortrag über die Olympische Bewegung hielt, war er persönlich anwesend. Auch bei Wettkämpfen kam er mit seinem Hofstaat als Zuschauer nach Jena. So fragten 1914 die Organisatoren vom VfB bei der Uni-Spielplatzverwaltung an, ob es möglich sei, anlässlich des 3. Nationalen Olympia eine Holztribüne für den angekündigten Großherzog zu errichten. Für das erste große Universitätssportfest 1914, das man als Vorläufer des Hanfried-Turniers ansehen kann, stiftete der Großherzog einen Pokal für die Siegermannschaft der 4x100-Meter Staffel. Auch beim Fußball trat er als Mäzen auf, so 1914 bei dem vom Ballspiel-Club (BC) Weimar veranstalteten Militärfußballpokal-Turnier um den Ehrenwanderpokal des Großherzogs von Sachsen. Das Endspiel und damit den Pokal gewann das in Erfurt stationierte Thüringische Infanterieregiment 71. mit 4:0 gegen das Feldartillerie-Regiment 19. Beim abendlichen Tanzvergnügen wurde...dem Sieger unter großem Jubel der wertvolle, gefüllte Pokal übergeben. 28 Großherzog Wilhelm Ernst mit Ehefrau Carola-Feodora und den Kindern Sophie, Wilhelm-Ernst und Bernhard.

29 Zwischen Los Angeles, Jena und Indien Thüringische Landeszeitung 17. Januar 2013 Nr. 321 In unserer 319. Folge hatten wir kurz erwähnt, dass der Direktor der Kinder- und Jugendsportsportschule in Bad Blankenburg, Erwin Schwarz, Mitte der 1950er Jahre den Antrag gestellt hatte, diese Einrichtung nach Otto Peltzer zu benennen. Dies war ziemlich ungewöhnlich, da zu DDR-Zeiten eine solche Ehre eigentlich nur Personen zukam, deren Biografien in die sozialistische Traditionspflege einzupassen war. Das Schwarz den Mittelstreckler Peltzer aus der gemeinsamen Vereinszugehörigkeit in Stettin in den 1920er Jahren kannte, wird als Motiv keine Rolle gespielt haben. Auch das Otto Peltzer eine ganze Reihe von Beziehungen zur Jenaer Universität hatte, war wohl nicht der Grund, da dies Schwarz vielleicht gar nicht wusste. Otto Peltzer hatte keine leichte Kindheit und Jugend, da er, der Jüngste unter den fünf Geschwistern als kränklich, schulisch nicht leistungsfähig und als Sonderling galt und so behandelt wurde. Eine falsch behandelte Kinderlähmung führte zusätzlich zu körperlichen Einschränkungen. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern, die Privatunterricht bekamen, kam er dann nach Stargard auf die Oberrealschule und wohnte in einer Pension. Da er immer bis zur letzten Minute im Bett blieb, wurde sein ein Kilometer langer Schulweg seine erste regelmäßige sportliche Trainingseinheit. Diese Strecke bewältigte er immer schneller. In dieser Zeit, wo seine Note im Fach Turnen mangelhaft war, begann er zusätzlich völlig eigenständig mit den verschiedensten Fitnessübungen, wie man heute sagen würde. National gesinnt, verpflichtete er sich nach Schulabschluss, trotz gesundheitlicher Rückstellung 1917 als Offiziersschüler. Bei seinem ersten 1500m- Lauf 1920 schlug er gleich den deutschen Meister über 3000m gab es auch den ersten Kontakt zur Jenaer Universität, denn Peltzer begann hier ein Studium (Jura und Politik) und trug sich als deutscher Hochschulmeister (1500 m 4:19,0) in die Hall of Fame des Universitätssports ein. Er wohnte beim Nationalökonomen Prof. Dr. Gerhard Kessler, mit dem er häufig diskutierte und in den Kernbergen wanderte. Diese Gespräche beeinflussten Peltzer maßgeblich bei seiner Entwicklung zu einem nationalen Freidenker verließ er Jena um in München weiter zu studieren holte er seinen ersten von 15 Deutschen Meistertiteln. Welt- und Europarekorde folgten, bei Olympischen Spielen konnte er aber nie seine Leistung abrufen, da er meist vorher krank war. Eine dieser Krankheiten, eine Fußverletzung, wurde 1932 an der Jenaer Uni- Klinik, allerdings zu spät, kuriert, so dass er bei der im gleichen Jahr stattfindenden Olympiade in Los Angeles nur einen vierten Platz in der 4x400m Staffel erreichen konnte. Auf der Anreise mit dem Schiff und Bahn nach Los Angeles gab es mehrere Auseinandersetzungen von ihm, als Aktivensprecher, mit den Sportfunktionären der Mannschaft. Diese hatten sich immer bessere Plätze z. B. in den Schiffskabinen, als die Athleten gesichert. Das wiedersprach einerseits seinem Gerechtigkeitsempfinden und andererseits seinen sportwissenschaftlichen Vorstellungen von einer optimalen Vorbereitung der Athleten auf einen Wettkampf. Er sah auch die Funktionäre als Dienstleister für die Aktiven, was auch heute noch ab und zu vergessen wird. Deshalb stellte er am Vorabend der Eröffnungsveranstaltung der Olympiade öffentlich die Forderung auf, dass beim Einmarsch ins Stadion die Funktionäre ausgeschlossen werden sollten. Dieser Vorstoß, der allerdings abgeschmettert worden war, verfolgte ihn bis zu seinem Tod im Jahre Besonders Carl Diem, die grauen Eminenz im deutschen Sport, der in Los Angeles der Chef de Mission gewesen war, sorgte zukünftig immer wieder mit seinen 29

30 schlechten Beurteilungen und Einschätzungen über Otto Peltzer dafür, dass dieser keine berufliche Anstellung oder staatliche Unterstützungen erhielt. Im Gegenteil, Diem stellte Peltzer immer wieder als Querulanten, Homosexuellen und politisch Unzuverlässigen dar. Ein weiterer Kontakt zu Jena war eine persönliche Freundschaft zu Fritz Huhn, der sich an einem Buchprojekt von Peltzer beteiligte. Obwohl Peltzer 1933 der SS und der NSdAP beigetreten war und glaubte, er könnte an einer nationalen Erneuerung des Sports mitgestalten, fiel er in Ungnade. Als Homosexueller wurde er wegen angeblicher sexueller Handlungen an Schülern während seiner Lehrertätigkeit an der Freien Schulgemeinde Wickersdorf 1935 zu 1 ½ Zuchthaus verurteilt. Später kam er als Todeskandidat für vier Jahre ins KZ Mauthausen. Auch nach dem Krieg konnte er beruflich nicht wieder Fuß fassen. Da er auch jetzt wieder die Vorstellung hatte, eine neue Sportentwicklung in Deutschland mitgestalten zu können, schloss er sich dem von der KPD in der BRD 1951 ins Leben gerufenen Komitee für Einheit und Freiheit im deutschen Sport an und trat dafür auch in der DDR auf. In der DDR durfte er seine Biografie veröffentlichen. In dieser Zeit hat auch Erwin Schwarz von der Sportschule Bad Blankenburg wieder Kontakt zu ihm bekommen. Als Peltzer auch im Osten keine Entwicklungsmöglichkeiten als Trainer oder Sportwissenschaftler sah, ging er ins Ausland. In Indien fand er große Anerkennung und blieb dort bis kurz vor seinem Tode (1970) als vielgeachteter Trainer und Förderer, besonders im Nachwuchssport, tätig. 30 Ob Peltzer 1920/21 im Trikot der Jenaer Uni oder des VfB Jena lief ist noch nicht ermittelt worden. Aus seiner Münchner Zeit scheint dieses Foto zu stammen.

31 Der erste Mehrsparten-Sportverein in Jena Thüringische Landeszeitung vom 13. März 2014 Nr. 379 Am 8. März 1911, vor 113 Jahren wurde der Vorläufer des USV Jena e. V., der Verein für Bewegungsspiele (VfB), in Jena gegründet. Damit gehört der USV zu den wenigen Sportvereinen der Stadt, die genealogisch ihre Geschichte bis in die Zeit vor dem I. Weltkrieg zurückverfolgen können. Man muss aber wissen, dass vor 1914 im Raum Jena zwar mindestens fünf Turnvereine existierten, rechnet man die Vororte hinzu, kommen wohl über 10 zusammen. Dagegen existierten aber nur vier Sportvereine und als Mehrsparten-Sportverein war der USV der erste in Jena. Zwischen beiden gab es deutliche Unterschiede, die vor allem darauf beruhten, dass sich die Sportvereine, den modernen, meist aus England kommenden Spielsportarten (Fußball, Hockey) und der Leichtathletik widmeten. Umfangreiche Recherchen lassen die Gründungszeit zunehmend plastischer werden. Zur Gründung des VfB wurden die Vereinsfarben blau/ weiß festgelegt und später nie gewechselt, ähnlich dem blau-weißen Emblem mit den Buchstaben V.fB.J. Gründungsmitglieder des Vereins waren vorzugsweise akademische Kreise, das heißt Studenten, Lehrkräfte und Mitarbeiter der Uni und der Universität nahestehende Personen. In der zuständigen Akte im Staatshauptarchiv Weimar Amt Jena, ist der VfB mit der laufenden Nummer 211 verzeichnet. Schaut man sich die Sportergebnisse der ersten Monate an, so muss davon ausgegangen werden, dass die Mitglieder schon vorher in losen Sportgruppen auf den Wöllnitzer Wiesen aktiv waren. Diese, heute als Universitätssportplätze bekannte Anlage, schuf der 1894 gegründete Verein zur Herstellung eines Spielplatzes, auch Spielplatzverein, mittels einer Bürgergenossenschaft. Der VfB nutzte vorzugsweise diese Plätze, und für den Winterbetrieb schloss er einen Vertrag mit dem Turnverein Jena, um dessen Turnhalle in der Lutherstasse, heute der Universität gehörend, nutzen zu können. Für die These, dass es bereits vor 1911 organisierte Sportgruppen an der Uni gab, spricht auch die Tatsache, dass seit 1910 unter den Studenten eine starke Bewegung zur Einführung einer akademischen Turn- und Sportlehrerausbildung existierte. Im Wintersemester 1911 begann der erste Ausbildungskurs dazu. Das erste sportliche Ergebnis des VfB wurde 13. Mai 1911 als Wehrspiel anlässlich des Margeritentages gegen den SC Weimar erwähnt. Der VfB gewann 2:0. Die Margeritentage wurden von Vereinigungen organisiert, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, die Kinderkrankenpflege in den örtlichen Krankenhäusern zu verbessern. Junge Mädchen aus dem Bürgertum putzten sich mit weißen, mit Margeriten geschmückten Kleidern heraus und verteilten Kunstblumen gegen eine Spende. Ende Mai 1911 bekamen in Jena fünf Fußballclubs, davon zwei neue (VfB und FC Jena Nord) die Spielberechtigung für den Gau Ost des Verbandes Mitteldeutscher Ballspielvereine. Ende Juni 1911 gewann der VfB ein Fußballspiel 10:2 gegen Saalfeld, verlor aber auswärts gegen den gleichen Verein 7:1. Im Ergebnis gab es eine Art Gegendarstellung in der Verbandszeitung: Zur Berichtigung in der letzten Nummer der M. Sp.-Z. teilen wir mit, daß unsere 2. Mannschaft in Saalfeld gegen die I. des Männerturnvereins Saalefeld, der zuvor mit dem Sportclub Saalefeld eine Fusion eingegangen war, mit 7:1 unterlag, während der VfB am Vormittage den leichtathletischen Zehnkampf mit 23 Punkten Vorsprung vor den Turnern für sich entscheiden kann. Wir ersuchen den Berichterstatter H. künftighin Berichterstattung über VfB-Angelegenheiten einer berufenen und besser orientierten Feder zu überlassen, als derartige nicht den Tatsachen entsprechende und 31

32 nur halbe Berichte der Öffentlichkeit zu übergeben. VfB Jena O. Leonhardt, stud. jur.. Der Student Oskar Leonhardt und der erfolgreiche Leichtathlet Eugen Popp gehörten damals zum Vorstand und werden wechselweise im ersten Jahr als Vorsitzender oder 2. Vorsitzender benannt. Von Beginn an war der VfB in den Sportarten Leichtathletik, Rudern und Hockey aktiv. Noch im ersten Jahr kamen Wintersport, Eishockey und Schwimmen dazu. Bereits im Gründungsjahr organisierte der VfB ein, als Olympischen Spiele bezeichnetes offenes Leichtathletiksportfest in der Oberaue. Insgesamt gewann der SC Erfurt den aus zehn Konkurrenzen bestehenden Kampf. In den Wurfdisziplinen siegte der Gastgeber mit 42,80 Meter (Speer), mit 33,95 Meter (Diskus), mit 40,30 Meter (Schleuderball, ein Vorläufer des Hammerwerfens) und mit 10,68 Meter (Kugelstoßen). Der bekannte Marathonläufer Julius Rieß (Berlin), 1910 deutscher Meister in 2:49:13,8, gab der Veranstaltung etwas zusätzlichen Glanz. Aus dieser Veranstaltung entwickelte sich dann ab 1912 Jenas bedeutendstes Leichtathletikmeeting, welches bis 1939 mit Ausnahme im I. Weltkrieg, stattfand. Fotos von VfB-Mitgliedern aus den Gründerjahren konnten noch nicht gefunden werden. Aus der Verbandszeitung des Jahres 1921 stammt dieses Foto der legendären 10 x 100-Meter Staffel, die bei vielen Wettkämpfen siegte. 32

33 Rasenmühleninsel als Gemüseland Thüringische Landeszeitung vom 20. März 2014 Nr. 380 Zur frühen Fußballgeschichte in Jena hatten wir feststellen können, dass 1893/94 ein Fußballverein in Jena auftaucht, der aber in bisher ausgewerteten Vereinsregistern keine Erwähnung findet. Eine Quelle aus dem Jahre 1920 besagt, dass aus diesem Verein, der Verein zur Herstellung eines Spielplatzes hervorgegangen sein soll. Dies ist nachvollziehbar, da der 1893 genutzte Fußballplatz nicht den schon damals aus England eingeführten Normen entsprach. Die Plätze, auf denen in England gespielt wurde, waren gewöhnlich 60 m breit und 120 m lang. Der Platz im Paradiese hat nur eine durchschnittliche Breite von 35 m und eine Länge von 93 m; die Spieler werden deshalb häufig ins Gedränge kommen, und der Ball wird öfter über die seitlichen Grenzen gestoßen werden, wird in einem zeitgenössischen Artikel geschrieben. Die Jenaer Regel, die besagt, dass auf einem Fußballplatze keine Sträucher und Bäume stehen dürfen, soll auf diese Zeit zurückgehen. Der Gymnasiallehrer Hermann Peter, der namhafte Universitätsprofessor Ludwig Knorr und der Fabrikant Gustav Netz gehörten zu den wichtigsten Akteuren und Geldgebern der Spielplatz-Genossenschaft, die von dem gleichnamigen Verein gegründet worden war. Mit den Geldeinlagen in dieser Bürgergenossenschaft wurden nach und nach Wiesen in der Oberaue gekauft. Diese Sportflächen, zu denen zeitweilig über 30 Tennisplätze gehörten, wurden dann an Vereine, Schulen, studentische Verbindungen aber auch einzelne Bürger und lose Clubs gegen ein kleines Entgelt jahresweise vermietet. Diese Vereine waren teilweise nur saisonal aktiv und offensichtlich nicht in einem Vereinsregister eingetragen. Auf Prof. Dr. Ludwig Knorr, einem Akteur in der Gründerzeit des Jenaer Sports, der zeitgleich mit Hermann Peter und Prof. Dr. Wilhelm Rein die Fußballentwicklung beeinflusste, machte der Chemiehistoriker Dr. Peter Hallpap vor einiger Zeit in einem Vortrag aufmerksam. Als Vorstandsmitglied des Vereins zur Herstellung eines Spielplatzes sorgte Knorr mit finanzieller Förderung aus eigener Tasche für den Kauf und die Herrichtung der Spielplätze in der Oberaue, die eine langfristige Entwicklung des Fußballs in Jena erst ermöglichten. Knorr stammte aus München, stand durch seinen Cousin, Dr. Angelo Knorr, der von einer der ersten Präsidenten und Vorgänger von Uli Hoeneß beim FC Bayern gewesen war, persönlich mit der Entwicklung des Fußballsports in Kontakt. Die Familienmitglieder trafen sich im Sommer regelmäßig zum Turnen, Rudern, Tennis und anderen sportlichen Betätigung am Starnberger See im Knorrschlösschen. Nach dem Fußballspiel von 1894 wurden keine weiteren Angaben über den Fußballverein Jena gefunden. Erst 1903 taucht mit der Gründung des Fußballklubs Carl Zeiss FK CZ wieder ein Fußballverein auf, auf dessen Geschichte hier nicht weiter eingegangen werden soll, da diese von Udo Gräfe ausführlich beschrieben wurde. Der zweitälteste Fußballverein nach dem FK CZ in Jena war die Spielvereinigung Jena (SV). Sie wurde am 23. Mai 1908 gegründet. Der Gründungsname ist Wacker Jena gewesen, der im Jahre 1909 durch Festlegungen des Gauvorstandes abgelegt werden musste. In der Folge nannte sich der Verein Sportklub Jena (SC). Gründungsvorsitzender war Otto Menge, der den Vorsitz bald an Julius Bielig übergab, der auch im Gauvorstand des Verbandes aktiv tätig war. Nachdem der SC 1909 Meister der dritten Klasse des Gaus geworden war, rückte er in die zweite Klasse auf spielte er erstklassig im Gau Ostthüringen. 33

34 1921 kann man in einem Bericht über den SC lesen: Nach Beendigung des Krieges kamen die alten Kämpen wieder so langsam zusammen, und es wurde festgestellt, daß 28 der Besten gefallen waren. Eine Ehrentafel im Vereinszimmer legt davon Zeugnis ab, daß der Verein seine ehemaligen bewährten alten Streiter nie vergessen wird. Weiter heißt es: Die in Jena von seither leidlichen Platzverhältnisse waren durch Benutzung der Rasenmühleninsel (auch ein Sportplatz) als Gemüseland noch schlechter geworden. Vier Vereine, ein Platz!! Der SC schloss sich wegen fehlender Spieler und Sportplatzmangel 1919 mit dem FC Jena-Nord unter dem Namen Spielvereinigung Jena (SV) zusammen. Jena-Nord, fast zeitgleich mit dem VfB Jena 1911 gegründet, war unter den Vorsitzenden Haase, Kleinvogel und Prasse zu einem beachteten Mittelklasseverein im Fußball geworden. Beim Zusammenschluss von Jena-Nord und Sportclub 1921 hatte der neue SV unter Leitung von Paul Zierath 260 Mitglieder. Im Jahre 1921 gelang es ihr, in der Ostthüringer I. Klasse den zweiten Platz hinter dem VfB-Apolda einzunehmen, gegen den sie im Entscheidungsspiele mit 1: 2 verlor, stand damals in der Zeitung. Von Interesse für die Fußballstatistiker dürfte sein, dass der erste Jenaer Nationalmannschaftspieler, Willy Kraus 1921 als 35-Jähriger bei der SV Jena spielte. Die Mannschaft der Spielvereinigung Jena 1921 auf einem Foto aus der Verbandszeitschrift Mitteldeutscher Sport. Dritter von rechts stehend ist Willy Krauss. 34

35 Wenn sie nur mal ihren Schnabel auftun Thüringische Landeszeitung vom 10. April 2014 Nr. 383 Unser Beitrag vom 20. März 2014 (Nr. 380) zur Jenaer Fußballgeschichte hat zu einigen Diskussionen geführt, was uns veranlasst noch einige Ergänzungen zum Zeitraum bis 1921 zu machen. In der bisherigen Geschichtsschreibung werden als Vereine, in denen vor dem I. Weltkrieg in Jena Fußball gespielt wurde, neben dem FC oder auch FK (Fußball(c) klub) Carl Zeiß auch Karl Zeiss geschrieben, noch der FC Thüringia, der Sportclub (SC) manchmal auch Sportklub, der TV (Turnverein) und die SpVGG Jena 1908 genannt. Bei allen vier Vereinen handelt es sich um ein und dieselbe Fußballmannschaft. Kurzzeitig hatten sie sogar noch den Namen Wacker Jena, was aber Arbeitersportvereinen zugeordnet und deshalb geändert wurde. Die Namensänderungen hatten verschiedene Gründe, auf die nicht alle eingegangen werden. So waren aber die Fußballer zum Beispiel als eigenständige Abteilung beim Jenaer Turnverein, was sich aber nicht bewährte. In Tabellen und Listen nach 1920 wurde dieser Verein mehrfach auch SV Jena oder SV 1908 Jena genannt. In einem Bericht aus dem Jahre 1912 wird dem Verein, damals SC, sogar bescheinigt, dass erst durch sein Auftreten dem Fußball im ökonomischen Sinne Form und Gepräge verlieh(en) wurde. Die Leistung des FC Carl Zeiß wäre bis dahin wenig geschäftsfähig gewesen. Ein weiterer Fußballverein, der FC Jena Nord bestand bis 10. Februar 1919 eigenständig, schloss sich dann mit dem SC zur oben schon benannten Spielvereinigung (SV oder SpVGG) zusammen. Als Emblem hatte dieser neue Verein die Buchstaben SVJ gewählt, die in der Form dem Emblem des I. Sportvereins, der 1917 aus dem FC Carl Zeiß hervorgegangen war, sehr ähnlich sahen. Die Buchstaben waren nur etwas breiter, und es fehlte die römische Eins (I). Ein weiterer Verein, der bisher keine Erwähnung fand, aber ebenfalls zum Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine, der Regionalgliederung des Deutschen Fußballverbandes (DFB) gehörte, war der Lehrlings- und Gehilfenverein Jena, der von der Zeiss-Stiftung unterstützt wurde. Dazu kam dann noch der Verein für Bewegungsspiele (VfB Vorläufer des USV), der sich 1911 als erster Jenaer Mehrspartenverein gegründet hatte. Bis 1914 waren der FC, der SC und der VfB zeitweilig in der gleichen Liga im Gau Thüringen Ost spielberechtigt. Der 1. Vorsitzende des Gaus Ostthüringen, O. Helbig, hatte im Mai 1911 zur Gausitzung nach Jena eingeladen. Hier wurden die Spielberechtigungen für alle fünf Fußballclubs, davon zwei neue (VfB und FC Jena Nord), in Jena bestätigt. Gegen Ende des Jahres veranlasste dies einen unbekannten Schreiber in der Verbandszeitung die Frage aufzuwerfen, ob es nicht zu vermessen gewesen wäre, die neuen Vereine mit Zeiss in einer Liga aufzustellen. Zahlenmäßig war der FC sicher der größte Fußballverein in Jena. Seine Spielstärke gewann er auch dadurch, dass er sich hin und wieder Spieler einkaufte. So wurde in der Verbandszeitschrift im Februar 1914 darauf eingegangen, dass man als talentierter Fußballer beim FC gut Geld verdienen könne. In einem fingierten Brief an einen Berliner Freund kann man lesen: Da spielen seit einiger Zeit im hiesigen Fußballclub Carl Zeiss ein paar Landsleute von Dir, sicher ist Dir der eine oder andere als Fußballgröße bekannt: Jungtow, Timm und Huber. Daß sie aus Berlin sind, hat man sofort weg, wenn sie nur mal ihren Schnabel auftun. Weshalb sie hierhergekommen sind, wissen die Götter. Sie tauchten eben eines Tag hier auf, und seitdem sind sie hier, sind guten Mutes, essen und trinken, spielen Fußball, und ich will zwar nicht behaupten, daß sie gar nicht arbeiten, aber als ob sie sich überanstrengten, sehen mir 35

36 die Kerls nicht gerade aus Sie wohnen und essen beim Vereinswirt von Carl Zeiß. Zu berappen brauchen sie dafür nichts. Deshalb mußt Du aber nicht denken, daß ihnen der Wirt das so einfach schenkt. In so einer Kneipe gibt s doch manches zu tun, und wenn der Kneiper auch sein Personal zum Reinemachen und seine Kellner zum Bedienen hat, deshalb kann für andere Leute immer noch ein bißchen Arbeit abfallen, und die drei werden diese Arbeit dann schon ordentlich unter sich verteilen, vielleicht, daß der eine die Tischdecken auf die Tische legt, der andern die Stühle gerade rückt und der dritte die frischen Bierfässer ansteckt. Ja, und weil jeder Arbeiter seines Lohnes wert ist, da kriegen sie dafür außer Kost und Wohnung auch jeden Monat etwas Kleingeld, so an die 30 Mark. Das ist aber noch nicht ihr einziger Verdienst. Wenn hier im Volkshaus, das auch von einem Zeißmitglied verwaltet wird, irgendwas los ist, da kannst Du die drei Geister auch sehen, wie sie im Schweiße ihres Angesichts ihres Amtes walten und die Koupons von den Billetts abreißen. Als Vorsitzender des I. SV wurde 1921 Walter Tresselt genannt, der bis 1923 als 2. Vorsitzender fungierte und zwischen 1926 und Vorsitzender war. 36

37 Achtbares Unentschieden gegen Karl Zeiß Thüringische Landeszeitung vom 1. Mai 2014 Nr. 386 Aus der frühen Jenaer Fußballgeschichte lagen bisher nur wenige Quellen vor. Außer dem ersten Spiel von 30. Juli 1893 gegen die Fußballer des ATV Leipzig und dem Rückspiel von 1894 gab es keine weiteren Quellen über offizielle Fußballspiele des Jena Fußballclub (FC). Jetzt konnte ein weiterer Spielbericht von 1893 ausfindig gemacht werden: Am Dienstag, den 22. August, fand ein Wettspiel zwischen dem Jena F. C. und den englischen Passanten zu Jena statt. Das Match resultiert in einem Sieg für die Engländer mit 4 Goals zu 0. Jena hatte lange nicht seine beste Mannschaft gestellt, da die besten Mitglieder während der Ferien verreist waren. Wenn dieselben gespielt hätten, würden die Engländer nicht so leicht gesiegt haben. Das Spiel war sehr lebhaft und für die Zuschauer höchst interessant. Die Jenaer backs taugten nicht viel und nach halftime musste man, da das Spiel 3 zu 0 stand, einen Stürmer als Markmann stellen. Das Zusammenspiel der Engländer war sehr gut, und sie waren, was Stürmer und Malmänner anbetrifft, weit überlegen. Die Jenaer dürfen den Mut nicht sinken lassen; ihr Club ist noch sehr jung, jedoch ist gutes Material vorhanden, aber vor allen Dingen müssen sie die Kunst des Zusammenspiels und recht fleissig Goaltreten üben. Dieser Bericht zeigt, dass die Rolle von englischen Sportsleuten bei der Verbreitung des Fußballspiels in Jena eine bedeutende Rolle gespielt hat. Bereits beim Spiel vom 30. Juli 1893 wurde berichtet, dass in der Jenaer Mannschaft fünf Engländer und ein Deutsch-Österreicher spielten. Da der an der Universität studierende Engländer J. J. Findlay zudem überhaupt erst die Bildung des Jena F. C. angeregt haben soll, kann man davon sprechen, dass der Fußballsport ohne Entwicklungshilfe aus England sich sicher erst später entwickelt hätte. Auch für die Frühzeit des FC Carl Zeiss kann man die Mithilfe englischer Spieler inzwischen nachweisen. Ein Zeitzeuge und Mitspieler bei den ersten Fußballspielen des FC Carl Zeiss um 1904 berichtet 1921: nachdem zuerst gegen eine Schülermannschaft des Pfeifferschen Institutes gespielt worden war, (wurde) ein Gegner von auswärts herangeholt. Als erster Verein trat ihm der Sportklub-Erfurt gegenüber. In der Mannschaft spielten damals drei Engländer mit. Das Spiel war für uns jungen Leute ein großes Ereignis. Aller Wahrscheinlichkeit nach, handelte es sich bei diesen Engländern um Studenten der Uni bzw. Teilnehmer der Sommerkurse des Pädagogikprofessors Wilhelm Rein, zu denen bis zu 30 Engländer zählten. Der namenlose Akteur bei den Fußballspielen von 1904 beschreibt außerdem sehr anschaulich, dass die Ausrüstung der Fußballer teilweise aus normaler Straßenkleidung bestand. Eine Szene ist uns besonders im Gedächtnis haften geblieben. Werner Pfeifer, der später in dem Thüringer Sportleben eine so hervorragende Rolle spielte, war damals Mittelstürmer. Wir sehen das Bild noch wie heute: kurz vor dem Tore holte der damalige Gymnasiast, dessen Schuß gefürchtet war, kräftig aus; schon schreit alles Tor und richtig, es fiel auch ein Tor, nur daß dem Tormann ein Stiefelette in die Hand geflogen kam, während der Ball haushoch über die Pfosten geflogen kam. Bei dem 1911 gegründeten Verein für Bewegungsspiele (VfB heute USV Jena), der in Jena auch im Fußball anfangs sehr aktiv war, ist die Beteiligung von englischen Spielern bisher nicht belegt. Mitte Mai gewann der VfB sein erstes offizielles Fußballspiel gegen den SC Weimar, im Juni gewann er gegen Saalfeld 10 : 2 und im Rückspiel verlor er 2 : 7. Am 3. November 1911 musste er eine herbe Niederlage gegen den FC Carl Zeiss mit 2 : 16 einstecken. Dafür gewann die V.F.Bler eine Woche später gegen Naumburg

38 Anfang Dezember gewannen sie gegen den SC Gera 2 : 0. Und um die Aufzählung abzuschließen hier der Kurz-Bericht vom 15. Februar 1912: Der VfB erzielte mit einem 2.: 2 ein überraschend wie achtbares Unentschieden gegen den Gaumeister Karl Zeiß. Es war aber ein Spiel, wie es nicht sein sollte. Es wurden sogar Ohrfeigen verteilt. Beim Vf.B wurden für die Serie 1911/12 folgende Spieler gemeldet: Otto Breetz, Albin Jahn, O. Klemm, Ernst Korf, E. Nahrstedt, Gustav Pöhmer, Heinrich Schulz, Fritz Heinemann, Horst Janschke, Erich Schwarz, Erich v. Neindorf, Hans Göhre, E. Luttich und Paul Schöps, dazu kam noch Eugen Popp, der sowohl einer der wichtigsten Funktionäre des jungen Vereins war, als auch als Spieler und Leichtathleten immer unter den besten genannt wurde. Beim Akademischen Olympia 1912 wurde Popp zweiter über 200 Meter, bei den Mitteldeutschen Meisterschaft 1912 Dritter im Weitsprung und bei den Gaumeisterschaften 1913 wurde Popp im Dreisprung Zweiter über 200 Meter sogar Sieger. Im Fußball hat er den Spitznahmen der Unverwüstliche. In einem Bericht von 1921 über ihn steht: so hätte zweifellos der VfB unter Führung von Popp höchste Ziele erreicht. Popp wurde dann auch Soldat, und zwar einer, der durch seine Tüchtigkeit und seine Leistungsfähigkeit bald das ganze Regiment in Erstaunen setzte. Er war nur ganz kurze Zeit im Felde. Sein waghalsiger Mut und seine Tollkühnheit wurden ihm zum Verhängnis. Bei einem Sturmangriff in Frankreich traf ihn eine Kugel. Das früheste Foto der VfB-Fußballmannschaft stammt von

39 Nämlich: Herakles tötet die Hydra Thüringische Landeszeitung 16. Mai 2013 Nr. 337 Landläufig gilt, dass Kunst und Sport nur selten zusammengehen und Sportler keine Ahnung von der Kunst und umgekehrt hätten. Da ist sicher vieles dran, zumal Sport und Kunst als alimentierte gesellschaftliche Erscheinungsformen im gleichen Maße von staatlicher und privater Förderung abhängig sind, und bei der Gewinnung von Sponsoren oft in Konkurrenz stehen. Der vor einigen Jahren verstorbene ehemalige Assistent des Sportinstituts, Dr. Hubert Brühl hatte sich viele Jahre wissenschaftlich damit auseinandergesetzt, welche positiven Aspekte die Beziehungen zwischen Kunst und Sport haben könnten. An der Uni Jena gab es spätestens mit dem Bau der Muskelkirche, als Universitätsturnhalle mit Landesturnanstalt, dem heutigen Institut für Sportwissenschaft, eine Reihe von sichtbaren Verbindungen von Kunst und Sport. So sind bisher zwei Kunstwerke bekannt, die nach der Eröffnung des neuen Gebäudes 1929 einen gehobenen künstlerischen Anspruch hatten. Sichtbarstes Zeugnis war die überlebensgroße Plastik eines Speerwerfers auf dem Vorplatz der Landesturnanstalt von dem Weimarer Ordinarius der Bildhauerschule, Richard Engelmann. Dieses Kunstwerk fiel einer Buntmetallspende zu Führers Geburtstag 1940 und damit dem II. Weltkrieg zum Opfer. Gar nicht erst ausgeführt wurde eine Wandmalerei von Sascha Schneider im Gebäude. Im Rahmen des Henry van de Velde Jahres wurde in der Kunsthalle Weimar eine Ausstellung für Rudolph Karl Alexander genannt Sascha Schneider eröffnet. Dieser lebenslang mit seiner Umwelt und ihren engen Fesseln hadernde, homosexuell veranlagte Karl- May-Freund und Nietzsche-Verehrer war 1904 zum Professor an der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar berufen worden. Entgegen den Empfehlungen des wenige Jahre vorher in Weimar ansässig gewordenen Henry van de Velde, setzte ihn der damalige Direktor der Weimarer Akademie, Hans Olde, vermutlich auf Anraten Max Klingers durch. Schneider konnte sich allerdings nur bis 1908 in Weimar halten. Zur Jenaer Uni und zu den Kunstkreisen in Jena, die modernen auch experimentellen Entwicklungen deutlich aufgeschlossener waren als das konservative Weimarer Bürgertum, hatte er gute Kontakte. Seine umstrittenen monströsen Wandmalereien am Eingang zur Aula, des 1908 eingeweihten Uni-Hauptgebäudes, mussten schon in der Ausführungsphase überarbeitet werden und verschwanden wegen Problemen mit dem Malgrund und den verwendeten Farben. Das Lebenswerk von Sascha Schneider wird gegenwärtig in einer Dissertationsarbeit von Christiane Starck erforscht. Sie fand u. a. auch einen Entwurf für eine Wandmalerei in einer Universitätsturnhalle. Wandmalereien waren ein wichtiges Tätigkeitsfeld von ihm. Das wohl bekannteste seiner Arbeiten dürfte eine Wandmalerei im Foyer des Deutschen Nationaltheaters sein. Ob bei Ausführung des Bildwerkes in der Universitätsturnhalle dieses auch so bekannt geworden wäre, darf bezweifelt werden. Initiator des Entwurfes war der Rektor der Universität, Heinrich Gerland. Gerland war einer der Hauptinitiatoren des Baus einer Universitätsturnhalle. In einer Rede, die umfangreich publiziert wurde, hatte er sich anlässlich der Eröffnung des Universitäts- Turn- und Sportfestes 1925 nachdrücklich für den Bau einer Turnhalle eingesetzt. In der Folge regte er eine groß angelegte Sammlung an, um die Finanzierung zu unterstützen. Später wurde dieses Geld als Honorar an Richard Engelmann für den Speerwerfer ausgezahlt. An Sascha Schneider, mit dem er näher bekannt war, schrieb er mehrfach, um ihm einen Auftrag zukommen zu lassen. So kann man in einem im Privatbesitz befindlichen Briefwechsel, 39

40 den Christiane Starck ausgewertet hat, den er an Schneider schrieb, lesen: Was die Turnhalle anbelangt, so stehen die Aussichten günstig. Ich habe die Summe auf den Betrag bringen können, den wir miteinander vereinbart haben, und ich hoffe, es wird noch die eine oder andere Summe dazu kommen, wenn unsere Pläne im Laufe der Zeit vielleicht noch grösseren Umfang annehmen sollten. Schneider antwortete an Gerland zur Bildidee für die Sporthalle: Zurückgekehrt fand ich dann am anderen Tage die Lösung der Wandaufgabe. Nämlich: Herakles tötet die Hydra. Der Mythos erzählt, dass ihn Theseus dabei unterstützt habe, indem er Baumstämme im Feuer glühend machte, deren sich Herakles bediente um die Hydra, das neunköpfige Ungeheuer, damit anzurennen ; und etwas später: Hocherfreulich ist die Aussicht auf eine freiere und wirkungsvollere Gestaltung der Aufgabe in der Turnhalle. Ich bin begierig auf die Pläne. Erst wenn ich diese habe, gehe ich an eine ausführlichere Skizze heran. Im Sujet wird es wohl dabei bleiben, die formale Ausgestaltung hängt ja aber ganz vom zweidimensionalen Raum ab, wie er durch die Pläne gegeben wird. Die Skizze und der Briefwechsel befinden sich im Privatbesitz, und einer Veröffentlichung wurde zugestimmt. Schneiders früher Tod (18. August 1927) verhinderte eine Realisierung des Kunstwerkes. Ob dieses die Zeit des Nationalsozialismus überlebt hätte, ist fraglich. Noch kaum erforscht wurden Sascha Schneiders Ideen bei der Gründung eines Instituts für Körperausbildung und Erziehung in den 1920er Jahren in Dresden. Dort trainierten unter anderem junge männliche Aktmodelle, die Schneider auf seinen Körperkultur-Bildern festhielt. Als Aquarell ausgeführte Skizze zu einem geplanten Wandbild in der geplanten Turnhalle der Jenaer Uni um

41 Gekegelt im Engel oder im Kaffeehaus Thüringische Landeszeitung 10. Oktober 2013 Nr. 358 Vor 130 Jahren im Jahre 1883 wurde der Akademische Turnbund (ATB) in der Jenaer Ausflugsgaststätte Schweizer Höhe gegründet. Mit der Gründung der Urburschenschaften am 12. Juni 1815 lag in Jena eine der wichtigen Wurzeln des akademischen Sporttreibens in Deutschland, damals nach Friedrich Ludwig Jahn unter dem Begriff Turnen zusammengefasst. Das Verbot der Burschenschaften und des Turnens in den deutschen Ländern brachte ein Stagnieren des akademischen Turnens zwischen mit sich. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte die Wiederaufnahme turnerischer Aktivitäten, besonders in den studentischen Verbindungen, wieder ein. Einige akademische Turnerschaften, wie die Salia, die Normannia und die Borussia schlossen sich dem Vertreter Convent (VC) an, der als Akademische Turnerschaft zum Deutschen Turnerbund gehörte. Andere Verbindungen blieben dieser Corporation fern, da sie nicht nur Farbe tragend sondern auch pflichtschlagend war. Studenten, die zwar Turnen wollten, sich aber den strengen Regularien der VC-Verbindungen nicht unterwerfen wollten, hatten nur die Möglichkeit, sich einem bürgerlichen Turnverein anzuschließen, was aber im Prinzip nicht üblich war. Mit einem Aushang am schwarzen Brett der Uni Jena rief am 25. Mai 1859 der Theologiestudent August Werner im Auftrage einiger Kommilitonen des Vergnügungsvereins Gothania die Studierenden zu gemeinsamen Turnstunden auf. Sein Aufruf, in dem er u. a. schrieb: zu gemeinsamen Turnstunden zu treffen Es ist eine Pflicht jedes echten Deutschen, daß auch auf den Universitäten geturnt werde, wie es in früheren Zeiten der Fall war, fand erst mal keine Resonanz. Trotzdem gründete sich im gleichen Jahr die Gothania als nichtfarbetragende Verbindung. Inwieweit sie schon regelmäßig geturnt hat, ist nicht ganz nachgewiesen hieß es in einem Semesterbericht der Gothania zum Sporttreiben: Gekegelt wurde im Engel oder im Kaffeehaus. Das Kahnen auf der Saale war sehr beliebt, ebenso die sonntäglichen Fußtouren, zum Turnen hingegen fehlte Gelegenheit und Neigung wurde mit Unterstützung des Akademischen Turnvereins Berlins aus dieser Verbindung der Akademische Turnverein Gothania Jenensis gegründet. Treibende Kraft war der Jurastudent Albert Schreiber, der zeitweilig in Berlin studiert hatte. Er wurde von seinen Berliner Getreuen Fritz Lehmann und Georg Ruschhaupt und den Gothanen Paul Regel unterstützt. Die Akademischen Turnvereine Jena, München, Freiburg und Aachen gründeten dann 1883, wie oben beschrieben, den ATB. Hintergrund der Gründung war die Nichtaufnahme von Freiburg und Aachen in den Kartellverband und das Bestreben der jungen Jenaer Gothania, nicht dem Kartellverband beizutreten. München und Berlin waren aus diesem zuvor ausgetreten. Die Gothania wurde bald eine der zahlenmäßig und sportlich leistungsstärksten Verbindungen in Jena. Ihr Verbindungshaus in der Wöllnitzer Straße, welches auf Grund der Größe für ihre Bedeutung spricht, wird heute von den Geowissenschaften genutzt wurden alle studentischen Verbindungen durch die Siegermächte verboten. Die Gothania gründeten sich in Frankfurt/M. neu, wo sie noch heute besteht. Der ATB gründete sich 1950 wieder und existiert auch heute noch. Er hat 35 Mitgliedsverbindungen mit insgesamt etwa 4500 Frauen und Männer. Seit 1991 können Studentinnen Mitglieder den Verbindungen des ATB werden gab es eine ATB-Hauptausschusstagung am Gründungsort in Jena. Zur Gründung eines Akademischen Turnvereins in Jena ist es bisher nicht gekommen. In Freiberg und Halle sind die ersten Hochschulen in den neuen Ländern, wo sich bisher ein Akademischer 41

42 Turnverein gegründet hat. Der ATB beschreibt im Internet seine sportlichen Ambitionen so, dass sich die etwa 600 Aktiven in Deutschland und Österreich der sportlichen Beschäftigung widmen: Kaum eine der traditionellen Sportarten, die bei uns nicht gepflegt wird. Ziel ist die allgemeine sportliche Betätigung, nicht in erster Linie das auf Höchstleistungen ausgerichtete Training. Aber auch Spitzensportler fühlen sich in unserem Kreis wohl, wie viele bemerkenswerte Leistungen unserer Bundesgeschwister zeigen. Anlässlich seines 120. Jährigem Gründungsjubiläum hat der ATB 1000,- für den stark hochwassergeschädigten TSV 1880 Gera-Zwötzen gesammelt. Besonders hart getroffen hatte es in Gera beim TSV 1880 die Abteilungen Kanu, Tischtennis und Gymnastik. Den Gesamtschaden an den von ihnen genutzten Sportstätten wird auf ca Euro geschätzt, ca entfallen davon auf den Vereinsbereich, davon wiederum allein Euro auf die Abteilung Tischtennis. Bei den Universitätssportfesten gehörten die Studenten der Gothania regelmäßig zu den Siegern; hier gewinnt 1929 der Gothane Höhne den 400-Meter-Lauf. Rechts am Bildrand Prof. Dr. v. Zahn der Vorsitzende des akademischen Ausschusses für Leibesübungen als Kampfrichter. 42

43 Zum 80. gab es eine Büste in Olympia Thüringische Landeszeitung 19. Dezember 2013 Nr. 368 Für fast jeden wettkampforientierten Sportler und Sportfunktionäre stellen die Olympischen Spiele wohl das wichtigste Sportereignis überhaupt dar. Eine Teilnahme daran gehört zur höchsten Ehre, die man erreichen kann. In zwei Vorgängerartikeln hatten wir schon untersucht, welche Sportlerinnen und Sportler mit Bezug zur Jenaer Universität an Olympischen Spielen teilgenommen oder zumindest um eine Fahrkarte gekämpft haben. Diese Liste wollen wir heute um Trainer, Sportfunktionäre, Wissenschaftler und in Vergessenheit geratene Sportlerinnen erweitern. Zu einem der wichtigsten Wegbereiter der Forschungen über das antike Olympia kann man den 1853 in Barmen geborenen Wilhelm Dörpfeld zählen. Im Zusammenhang mit einem Architekturstudium fand er Zugang zur klassischen Archäologie. Zwischen 1877 und 1881 nahm er an umfangreichen Grabungen von Ernst Curtius und Friedrich Adler in Olympia teil. Später beteiligt er sich auch an Grabungen Heinrich Schliemanns in Troja und vielen anderen wichtigen Grabungsstätten des alten Griechenlands. Auch in Pergamon ist er an Grabungen beteiligt, was eine Bekanntschaft mit dem Erbauer der Muskelkirche, Jakob Schrammen wahrscheinlich macht, der dort als Architekturstudent längere Zeit tätig ist und über den berühmten Pergamonaltar publizierte wurde Wilhelm Dörpfeld in Jena zum Honorarprofessor berufen und hielt mehrere Vorlesungen. Gewohnt hat er in der Kernbergstraße als Nachbar von Adolf Hamberger, der seit 1919 als Dozent in der Sportlehrerausbildung tätig war. Dörpfeld war in Jena Mitglied der Landsmannschaft Rhenania, die in der Seidelstraße ihr Verbindungshaus hatte. Anlässlich seines 80. Geburtstags wurde eine Büste von Wilhelm Dörpfeld im Museum in Olympia aufgestellt, womit er wohl eine der höchsten Weihen in der modernen Olympischen Geschichte erhielt. Damit wurden seine Leistungen als langjähriger Direktor des Archäologischen Institutes in Athen gewürdigt. Unter den Sportfunktionären, die bei Olympischen Spielen zum Einsatz kamen, ist als erster Hermann Eitel zu nennen. Er war von der erste Universitäts- Turn- und Sportlehrer. Ehrenamtlich war er im Wintersport tätig. Der ehemalige Dozent für das Skilaufen am Sportinstitut, Dr. Lothar Köhler, hat sich im Ruhestand ausgiebig mit der Biografie Eitels beschäftigt. Köhler hat nicht nur Eitels Rolle als Lehrwart im Deutschen Skiverband in den er Jahren, ausführlich beschrieben, sondern auch, dass Eitel zur thüringischen Kampfrichter-Delegation der Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen gehörte. Offiziell wurde er als Amtswalter bezeichnet. Sein Amt war das eines Starters bei den Skilanglaufwettbewerben. Starter war viele Jahre später auch der vor Jahren verstorbene Prof. Dr. Gerhard Hoecke, der am heutigen Sportinstitut tätig war, in den er Jahren bei Weltmeisterschaften und Olympischen Sommerspielen im Schwimmen. Zurück zu den Spielen von 1936: Hier tauchen in biografischen Angaben noch die Jenaer Uniangehörigen Georg Uschmann und Dr. Karl Feige auf. Sie wären an den Erfolgen der Deutschen Ruderer, insbesondere des Deutschland-Achters als Trainer beteiligt gewesen. Während bei Feige, der ab 1937 Direktor des Instituts für Leibesübungen in Jena wurde, der Bezug zum olympischen Rudern nachgewiesen ist; er galt als der Ruderwissenschaftler in Deutschland und bevor er nach Jena kam, war er Leiter der Abteilung Wasserfahrsport an der Reichsakademie für Leibesübungen Berlin, ist Uschmann zwar als Ruderassistent in Jena nachgewiesen, sein Bezug zu Olympia aber noch nicht eindeutig geklärt. Zu 43

44 DDR-Zeiten knüpfte Elmar Antony, der am Sportinstitut studierte und Lehrkraft gewesen war, als Rudertrainer an diese Traditionen an. Er trainierte bei Dynamo Berlin mehrere Ruderer mit olympischen Erfolgen. Fast Olympiateilnehmerinnen wären die Leichtathletinnen Annemarie Langerbeck (100-Meter), Siegfriede Dempe (80-Meter-Hürdenlauf) und Luise Lockemann (Hochund Weitsprung) 1940 geworden. Sie hatten ihre Qualifikation für den Olympiakader für die Sommerspiele 1940 in Tokio bei den Studentenweltmeisterschaften 1939 in Wien erworben, wo sie für die Uni Jena Goldmedaillen errangen. Die Qualifikation nutzte ihnen aber nur wenige Tage, da einen Tag nach Beendigung der Weltmeisterschaften der Studenten, am 1. September 1939, der zweite Weltkrieg mit dem deutschen Überfall auf Polen begann. Hermann Eitel als Zeitnehmer des 100-Meter-Laufs beim Universitätssportfest 1930, in gebeugter Haltung am Zielband. 44

45 Gustav von Zahns martialische Taufrede Thüringische Landeszeitung 4. April 2013 Nr. 332 Der Ruder- und Kanuverein Jena e. V. und die Abteilung Rudern des USV Jena e. V. bereiten gegenwärtig eine Jubiläumsveranstaltung 100 Jahre Rudern in Jena, die am 13. Juli 2013 stattfinden soll, vor. Unter Jenas akademischen Turnerschaften war nach 1910 ein kleiner Wettbewerb entstanden, wer denn zuerst über Ruderboote verfügt. Dies gehörte auch sicher zu den jährlichen Bemühungen um die Gewinnung von neuen Studenten im Erstsemester (Füchsen). Beim sogenannten Keilen von Füchsen spielte neben der Tradition und der Unterbringung im Verbindungshaus oft eine Rolle, was man für Freizeitangebote im Programm hatte. Die Turnerschaft Salia, die ihr Verbindungshaus am heutigen Fürstengraben hatte (Sitz des Dezernats Finanzen der Uni), konnte 1912 den Kauf eines Ruderboots realisieren, welches auf den Namen Münster getauft wurde: (da) uns besonders durch das fürstliche Geschenk des A.H. (Alten Herren) Münster ermöglicht wurde, das Boot zu kaufen, kann man im Nachrichtenblatt der schlagenden Verbindung lesen. Der Student I. Jakobeit übernahm die Führung der Ruderabteilung bei der Salia. Das Boot mit dem Namen Münster taucht dann in den 1920er Jahren mehrfach bei Ruderfahrten auf. Weitere Bootsnamen waren Universität und Eitel (nach dem Universitäts- Turn- und Sportlehrer). Über eigene Ruderboote verfügte auch die Ernst-Abbe-Jugend, eine von der Carl-Zeiß-Stiftung finanzierte Jugendorganisation für die Lehrlinge der Zeiß-Firma. Im Rahmen des Baus, des heute von Jenaer Kanu- und Ruderverein genutzten Bootshauses, wurden 1929 auch einige Ruderboote angeschafft und bei der Übergabe feierlich getauft. So taufte Grete Unrein einen Vierer nach ihrem Vater Ernst Abbe, Prof. Walter Bauersfeld einen Zweier auf Carl Zeiss und der Oberbürgermeister, Dr. Alexander Elsner zwei Paddelboote auf die Namen Adler und Falke. Einen ungewöhnlichen Bootsname bei den Uni-Ruderbooten hatte das noch in den 1980er Jahren vorhandene Einer-Rennboot der Uni, die Niobe. Im Rahmen der Universitätsmeisterschaften in der Leichtathletik im Juni 1937 gab es eine feierliche Bootsweihe. Der Amtsleiter für Leibesübungen der Studentenschaft, Gerhard Fischer, ein Sportstudent der selber den Neunkampf gewann, hatte das Sportfest organisiert. Der Rektor Prof. Dr. Wolfgang Meyer-Erlach war anwesend. Zum Auftakt der Kämpfe gab es die Bootsweihe eines Einer-Rennbootes durch Prof. Gustav von Zahn auf den Namen Niobe. Niobe stand erst mal für eine griechische Göttin. Der rechtskonservative Geographie-Professor v. Zahn, der von als Vorsitzender des akademischen Ausschusses für Leibesübungen die Sportgeschicke an der Uni ganz wesentlich mitgestaltete, hatte einen starken Hang zur Seefahrt. Selbst hatte er es als Offizier bis zum Reserveleutnant beim kaiserlichen Heer gebracht, bevor er die akademische Laufbahn einschlug. Der aus Dresden stammende Gustav v. Zahn, der von dem Kunsthistoriker Albert von Zahn abstammen könnte, führte in seiner Taufrede den historischen Bezug zu drei Schiffen der deutschen Kriegsmarine mit dem Namen Niobe als Begründung für den Taufnahmen des Jenaer Ruderbootes an. Dies waren eine Segelfregatte von 1861, ein kleiner Kreuzer und ein Segelschulschiff, welches 1932 im kleinen Fehmarnbelt unterging. Die Segelfregatte hatte Preußen 1861 von der Royal Navy erworben und als Segelschulschiff bis 1908 genutzt. Der kleine Kreuzer Niobe war 1900 gebaut worden. Da er als veraltet galt, wurde er im I. Weltkrieg nicht mehr eingesetzt und 1925 an Jugoslawien verkauft. Interessant ist aus Jenaer Sicht, dass einer seiner Kommandanten Reinhard Scheer war, der durch die Schlacht am Skagerrak (1916) 45

46 bekannt wurde und der ab 1919 in Weimar lebte, wo auf dem Friedhof noch heute sein Grab zu finden ist. Das dritte Schiff der deutschen Marine, auf welches v. Zahn sich vor allem bezog, war der 1913 in Dänemark gebaute Viermastsegler Niobe, das als Kriegsbeute nach Deutschland kam und nach verschiedenen Verwendungen 1921 als Segelschulschiff in Dienst gestellt wurde. Sein erster Kommandant war der aus Sachsen stammende legendäre Felix Graf von Luckner. Dieses Schiff und seinen tragischen Untergang im Juli 1932 stellte v. Zahn in den Mittelpunkt seiner martialischen Taufrede. Er zitierte dabei den Nachruf von Generaladmiral Raeder anlässlich des Unterganges und sprach von Manneszucht und treuer Pflichterfüllung für das Vaterland, was durch die Umstände des Unterganges eher konterklariert wird. War die Niobe doch durch einen plötzlich auftretenden Starkwind, die überdimensionale Betakelung und den Umstand gesunken, dass alle Bordluken offenstanden. Vom Rudereiner Niobe wurde noch kein Foto gefunden aber durch einen glücklichen Zufall wurde in einem Familienalbum ein Foto des Segelschulschiffes mit der Unterschrift Niobe zum letzten Mal im Hafen gefunden. 46

47 Als der F.-C. Thuringia die Nase vorn hatte Thüringische Landeszeitung 17. Oktober 2013 Nr. 359 Wer die Ausschreibung für den 37. Jenaer Kernberglauf (19. Oktober 2013) gründlich gelesen hat, findet, dass im Rahmen dieses Laufs eine Mitteldeutsche Hochschulmeisterschaft im Ausdauerlauf ausgetragen wird. Diese Sonderwertung auf den beiden Hauptstrecken (27 und 15 Kilometer) gibt es seit Ende der 1990er Jahre. Entstanden war die Idee, als sich zeigte, dass bei den vom Hochschulsportlehrer Alfred Wehner in den späten 1980er Jahren begründeten Thüringer Meisterschaften im Ausdauerlauf immer weniger Teilnehmer an den Start gingen. Der Erfolg gab der Veränderung Recht. Heute kommen über 100 Studentinnen und Studenten in diese Wertung. Es konnte dafür sogar mit dem gebürtigen Ziegenhainer Gerhard Licht aus Buxtehude ein Mäzen gefunden werden, der seit Jahren Preise stiftet. Mitteldeutsche Meisterschaften haben eine lange Tradition. Im Gegensatz zu den Politikern, denen es meist um ihre Posten geht, sehen viele Sportverbände in einem Zusammengehen der drei Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen auch heute eine ganze Reihe von Vorteilen. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts wurde ein Mitteldeutscher Verband für Ballspiel-Vereine (MVfBV) gegründet. Der Verband bestand vor allem aus fußballspielenden Vereinen. Aus Jena war nachweislich der FC Carl Zeiss Jena, häufig auch Karl Zeiss Jena geschrieben, als erster Verein Mitglied in diesem Verband. Eine zweite Schwerpunktsportart war die Leichtathletik. Der MVfBV hatte als Unterstruktur Sportgaue. Jena gehörte zum Gau Ostthüringen. Auf der Ebene der Gaue wurden Punktspiele und Meisterschaften organisiert. Für 1910 gewann z. B. im Fußball in der I. Klasse der FCC Zeiß mit acht Punkten (alle Spiele gewonnen), vor dem SC Weimar mit sechs Punkten. In der zweiten Klasse taucht aus Jena noch ein weiterer Verein, der SC (Sportclub) Jena auf Platz fünf auf. Der MVfBV führte 1912 seinen Verbandstag in Jena durch. Im Rahmen eines Grußwortes gab es eine kleine Lektion zur Fußballgeschichte in Jena, welche die bisherige Geschichtsschreibung um einiges ergänzt oder sogar korrigiert. So schreibt der unbekannte Autor, schon in den (18)90er Jahren wurde hier Fußball gespielt. die Spielabteilung des Allgemeinen Turnvereins (hat) gegen einen hiesigen Rasensportverein im Kleinen Paradies damals ein Wettspiel ausgetragen... Die Kraft der sportlichen Bewegung setzte aber erst ein, als der F.-C. Carl Zeiß sich entwickelt hatte. Seine Leistung war aber anfangs zu wenig geschäftsgewandt. Und so kam es, daß der F.-C. Thuringia - jetziger Sportclub (SC) - dem Fußballsport hier im ökonomischen Sinne Form und Gepräge verlieh. Er war der erste, der seinen Blick über den Gau schweifen ließ und mit einen Leipziger Verein gegen Eintritt spielte. Durch ihn ist erst durch geschickte Reklame das große, breite Publikum in Jena für den Sport gewonnen worden Heute haben der F.-C. Carl Zeiß und der V. f. B. die Führung an sich gerissen. Wir haben jetzt fünf organisierte Vereine hier. Aller Voraussicht nach wird sich diese Zahl bald noch vergrößern. Im weiteren Text wurde angeführt, dass auch auf den umliegenden Dörfern Fußballvereine existierten. Da werden der V. f. B. Ziegenhain, Germania Wöllnitz, Sportclub Dornburg und Preußen Ammerbach genannt. Aus Jena direkt sind neben dem bereits genannten FCC, VfB und SC noch Jena Nord, Zwätzen (vermutlich der 1912 gegründete Turnverein) und der Lehrlings- und Gehilfenverein Jena Mitglieder im Verband. Der FCC Zeiß hatte 1912 nach einer veröffentlichten Statistik 136 Mitglieder, der VfB Jena (heute USV) 95 und der Lehrlings- und Gehilfenverein 33. Zum Vergleich, der SC Weimar lag mit

48 Mitgliedern an zweiter Stelle im Gau Thüringen und Vimaria mit 91 auf Platz vier. Zu den Mitteldeutschen Meisterschaften im Fußball traten die jeweiligen Gaumeister an. Gau und Mitteldeutsche Meisterschaften gab es auch in der Leichtathletik. Die ersten sind für 1912 in Magdeburg nachgewiesen. Damals holten sich aus Jena vordere Plätze im Diskuswurf wurde Simpler (VfB) mit 33,68 Meter und im Speerwerfen Graf (FCC Zeiß) mit 42,50 Meter Sieger. Einen zweiten Platz erreichte im 100 Meter Vorgabelauf Jakob (FCC Zeiß). Einen dritten Platz belegte Georgy im 100 Meter-Lauf und Popp (beide VfB) im Weitsprung. Von den Mitteldeutschen Meisterschaften in der Leichtathletik des Jahres 1932 gibt es dieses Foto von Siegern, Kampfrichtern und Funktionären. In der vorderen Reihe, die erste Frau von rechts, ist Gretchen Herber, damals eine erfolgreiche Turnerin und Leichtathletin aus Jena. 48

49 Der Legende zum 100. Thüringische Landeszeitung vom 3. Dezember 2013 Am Dienstag wäre Artur Fleischhauer 100 Jahre alt geworden. Er gilt unter Jenas Sportlern als Legende, weniger weil er fast zu olympischem Ruhm gelangte, sondern weil er über ein langes Leben aktiv und auch sehr erfolgreich die verschiedensten Sportarten betrieb. Zu seinen Biografen gehört Klaus Brendel, der mit ihm zusammen trainierte und vor allem im Hammerwerfen einen väterlichen Berater fand. Brendel schrieb zu Artur Fleischhauer, dass dieser 1913 als jüngster Sohn des Geräteglasbläsers Richard Fleischhauer in Gehlberg geboren wurde. Früh kam er mit dem Wintersport in Verbindung. Mit 10 Jahren, trat er dem Turn- und Wintersportverein Gehlberg bei, Langlauf und Sprunglauf waren seine Spezialdisziplinen. Großes sportliches Vorbild war sein Cousin Otto Wahl, der 1928 bei der Winterolympiade in St. Moritz startete. Durch ein systematisches Training, welches u. a. von dem, oft mit Sportstudenten in Gehlberg weilenden Universitätsturnlehrer Hermann Eitel profitierte, blieben die sportlichen Erfolge nicht aus qualifizierte er sich für die Deutschen Winterkampfspiele und gewann als jüngster Starter den 50 Kilometer-Skilanglauf. Im selben Jahr, bei den Deutschen Skimeisterschaften, konnte er mit der Thüringer Staffel auf einen dritten Platz laufen. Er wurde in den Olympiakader für die Winterspiele 1936 für die 50 Kilometer aufgenommen. Ein Motoradunfall im Februar 1936, bei dem er einen Knöchelbruch erlitt, begrub seine Olympiahoffnungen. Beruflich bekam er vermutlich durch seine exzellente Gesellenprüfung als Glasapparate-Feinschleifer, die er an der Fachschule in Ilmenau ablegte, von Schott in Jena ein Stellenangebot. Hier lernte er Dr. Otto Schott persönlich kennen, der ihm den Auftrag gab, eine Glasschleiferei aufzubauen. Er zog nach Jena, heiratete und schloss 1942 an der Ingenieurschule in Ilmenau die Qualifizierung zum Meister ab. In Jena verschrieb er sich sportlich in den Sommermonaten der Leichtathletik. Die Wurfdisziplinen Kugelstoßen, Diskus- und das Hammerwerfen hatten es ihm besonders angetan. Er lernte den damals besten Jenaer Hammerwerfer, Fritz Dunkel kennen, der wie Fleischhauer zum Olympiakader von 1936 gehörte und ebenfalls wegen einer Erkrankung nicht an den Spielen teilnehmen konnte. Einen seiner ersten Hammerwurfwettkämpfe bestritt Fleischhauer im Juli 1937 bei den Meisterschaften des Sportkreises Thüringen, als er hinter dem souverän mit über 46 m siegenden Fritz Dunkel mit knapp 34 Metern Vizemeister wurde. Im II. Weltkrieg war er in Aachen zur Flak eingezogen. Von 60 mit ihm stationierte Soldaten überlebten nur zwei, einer war Fleischauer. Von 1948 an arbeitete er erneut bei Schott und half die völlig zerstörte Schleiferei wieder aufzubauen. Selbstverständlich war es für ihn auch, dass er in seiner Freizeit wieder sportlich aktiv war. Er startete für die Betriebssportgemeinschaft (BSG) Otto Schott sowohl als Skilangläufer und Skispringer sowie als Leichtathlet. Sein Trainer war der legendäre Arthur Linß, zu dessen erfolgreichsten Schützlingen der Stabhochspringer Wolfgang Nordwig gehörte. Artur Fleischhauer konnte mit 37 Jahren wieder die 40 Meter mit dem Hammer übertreffen und steigerte seine Hammerwurfbestleistung bis 1952 auf 48,44 Meter, womit er zur DDR-Spitzenklasse gehörte. Bei dem ersten Länderkampf der DDR gegen Bulgarien 1952, belegte er im Hammerwerfen den zweiten Platz. Große Erfolge errang er Anfang der 1950er Jahre auch im Schwergewichts-Dreikampf des Rasenkraftsportes zusammen mit Werner Kühnert und Lothar Eichhorn-Bayer. Hier wurde er 1954 bei den Gesamt-Deutschen Meisterschaften in Ludwigshafen im Schwergewicht Vizemeister. Mit 41 Jahren delegierte man Fleischhauer auf Grund seiner guten sportlichen Leistun- 49

50 gen zum Sportclub SC Motor Jena. In dieser Zeit wurde er auch Mitglied im Nationalen Olympischen Komitees der DDR. In den 1960er Jahren, als Mitglied der BSG Carl-Zeiss Jena, gewann er mit seinen Sportfreunden mehrere DDR-Mannschaftsmeistertitel in der Altersklasse. Beruflich war er an der Einführung von besonderen Glasschleiftechniken maßgeblich beteiligt. Für seine hervorragenden Arbeiten erhielt er viele Auszeichnungen und wurde zum Obermeister ernannt. Nachdem er in den Ruhestand gegangen war, trainierte Fleischhauer regelmäßig, mindestens zwei bis drei Mal die Woche auf der Jahnwiese und im Universitätssportzentrum. Seine sportlich erfolgreichste Zeit begann in den 1990er Jahren. Im Hammerwerfen, Kugelstoßen und Diskuswerfen sowie im schwerathletischen Rasenkraftsport und Gewichtwerfen gewann Fleischhauer viele Altersklassen-Meistertitel warf er den vier Kilo schweren Hammer auf 36,76 m und erzielte damit einen Weltrekord, der noch heute besteht und 1997 wurde er Senioren-Weltmeister im Hammerwerfen der Altersklasse 80. Am 25.Februar 1998, im Alter von 85 Jahren, verstarb Artur Fleischhauer. Klaus Brendel organisierte bisher sieben Mal ein Artur Fleischhauer-Gedächtnis-Hammerwerfen zu seinen Ehren. 50 Das älteste bekannte Foto von Artur Fleischhauer (Stnr. 82) rechts von Otto Wahl, stammt von den Deutschen Jugendmeisterschaften 1934, wo er im Skilanglauf gewann.

51 Ein heftiger Kampf mit tödlichem Ende Thüringische Landeszeitung, 21. Februar 2013 Nr. 326 In unserem 317. Beitrag vom 6. Dezember berichteten wir über einen erfolgreichen Fechter, Walter Trillhaase, der in den 1920er Jahren an der Jenaer Uni Cameralistik, heute würde man sagen Betriebswirtschaft, studierte. Er gehörte in Deutschland unter den Fechtern zu den Top Ten und steht mit seinem Vizemeistertitel bei deutschen Hochschulmeisterschaften in der Hall of Fame des Universitätssports ( Nach seiner Promotion verloren sich seine Spuren. Auf Grund dieses Artikels meldete sich eine ehemalige Fechterin, Heidrun Matthey, die in den 1950er Jahren als Schülerin bei Trillhaase in Halle das Fechten gelernt hatte. Sie selber gehörte dann in den 1970er Jahren zu dem sehr aktiven Fechterteam bei der BSG Motor Carl Zeiss Jena, welches besonders durch den Sektionsleiter Dr. Bretschneider und den umtriebigen technischen Leiter Wolfgang Friedrich geprägt wurde. Das ist aber eine andere Geschichte. Zurück zu Trillhaase, der offensichtlich nach seiner Promotion zurück in seine Heimatstadt Halle gezogen war und dort beim Kaufmännischen Turnverein e. V. seine Fechterlaufbahn fortsetzte. Nach dem II. Weltkrieg gründeten Mitglieder dieses bürgerlichen Vereins die BSG Einheit Halle, deren Fechtabteilung dann später in der HSG Uni Halle aufging. Trillhaase wirkte bei der BSG Einheit Halle dort bis ins hohe Alter als Fechtlehrer, besonders für Kinder- und Jugendliche, zog aber nicht mehr mit zur HSG Uni Halle. Beruflich war er in leitender kaufmännischer Position im Mansfeld-Kombinat tätig. Zu den Spitzenfechtern und wichtigen Akteuren des Fechtklubs Jena, der eine eigenständige Abteilung im Jenaer Turnverein 1859 e. V. war, gehörte um diese Zeit auch Otto Voigt, der mit Trillhaase in einer Mannschaft focht und mit ihm befreundet war. Otto Voigt war am 28. Juli 1935 bei einem Fechtwettkampf in Jena gegen einen Zella-Mehliser Fechter tödlich verunglückt. Im heftigen Kampfe brach die Spitze der Waffe des Kontrahenten ab und durchbohrte die Fechtmaske von Otto Voigt. Die Trauerfeier wurde mit großer Öffentlichkeit in der Turnhalle in der Lutherstraße zelebriert. Der Sarg war, geschmückt mit Fahnen und Blumen, in der Halle aufgestellt worden, und hunderte Fechter und Offizielle waren bei der Trauerfeier, auch später im Jenaer Krematorium zugegen. Was auf den erhaltenen Fotos auffällt, dass außer den damals üblichen Hakenkreuzfahnen auch überall SS-Angehörige zu sehen sind. Das Fechten war 1934 ein Jahr nach der Machtübernahme durch die NSdAP in Deutschland, wie alle anderen Sportvereine, gleichgeschaltet worden. Alle demokratischen Regeln, wie Wahlen der Vorstände, demokratische Mitbestimmung der Mitglieder usw. wurden außer Kraft gesetzt. Die Vereine wurden nach dem Führerprinzip geordnet, d. h. die Führung wurde von den übergeordneten Institutionen, vom Gau- oder Kreisführer des 1934 gegründeten Reichsbundes für Leibesübungen eingesetzt. Mehrheitlich blieben dabei aber die bürgerlichen Vorstände erhalten, die oft mit fliegenden Fahnen zu den neunen Sportstrukturen wechselten. Die Arbeiter- und jüdischen Sportvereine dagegen waren verboten worden. Da die NSdAP-Führung das Fechten als eine elitäre Sportart ansah, ähnlich dem akademischen Fechten der studentischen Verbindungen, bemühte sich Heinrich Himmler als SS-Chef (Schutzstaffel, die als Leibwache für Hitler gegründet worden war) das Sportfechten seiner Organisation unterzuordnen. Zeitweilig führte die SS sogar eigene Fechtwettkämpfe durch. SS-Fechtklubs bestimmten bis 1945 durch ihre Uniformen und Rituale vielfach die äußeren Formen im Sportfechten. So hielten 51

52 auch am Sarg vom Otto Voigt SS-Führer markige Reden. Ob Voigt selber Mitglied der SS gewesen war, muss noch untersucht werden, scheint aber wahrscheinlich, da in einem Zeitungsartikel davon gesprochen wurde, dass seine SS-Kameraden die Ehrenwache am Sarg hielten. Der Sarg von Otto Voigt mit der Ehrenwache aus Fechtern und SS-Angehörigen in der Turnhalle des Turnvereins Jena 1859, welche heute dem Hochschulsport der Uni als wichtige Sportstätte dient. 52

53 Jenaer Fußballgeschichte ergänzt Thüringische Landeszeitung 18. April 2013 Nr. 334 In der gegenwärtig im Stadtmuseum gezeigten Ausstellung zur Jenaer Fußballgeschichte wird aus der Gründungszeit des Fußballs berichtet, dass 1903 mit dem Fußball Club Carl Zeiss Jena (FC CZ) der erste Fußballverein in Jena gegründet wurde, der sich dann 1917 in 1. Sportverein Jena umbenannte. Auf Grund umfangreicher Recherchen von Sporthistorikern der Jenaer Uni kann jetzt diese Gründungszeit durch einige Fakten ergänzt werden, wodurch deutlich wird, dass das Fußballspielen weitaus verbreiteter war, als bisher angenommen. In Unterlagen des 1906 gegründeten Verbandes der Mitteldeutschen Ballspiel-Vereine finden sich 1910 im Gau Ostthüringen des Verbandes drei Mannschaften des FC CZ in der 1., 2. und 3. Spielklasse. In der 2. Spielklasse ist eine Mannschaft eines SC Jena vertreten. In Weimar sind drei Fußballvereine, in Gera ein und Naumburg ebenfalls ein Fußball-Verein vorhanden. Im Frühjahr 1911 kamen dann mit Saalfeld und Rudolstadt weitere Orte mit Fußballmannschaften in der Region hinzu. Im Mai 1911 wurden in Jena der Verein für Bewegungsspiele (VfB, Vorläufer des USV) Jena und der FC Jena-Nord gegründet, so dass Jena vier Fußballabteilungen im Verband hatte. Davon ist der FC Carl Zeiß in der 1. Klasse die stärkste Mannschaft, vor den beiden Weimarer Vereinen. Fast alle Fußballvereine betrieben auch die noch sehr junge Sportart Leichtathletik, die ebenso wie der Wintersport teilweise zur Verbandsstruktur gehörte. Im Gegensatz zu heute gehörten die Leichtathletik und der Fußball nicht nur verbandsseitig zusammen. Viele Fußballspieler beteiligten sich an Leichtathletik-Wettkämpfen, und Leichtathleten traten als Fußballer an. Die Fußballvereine organisierten weitestgehend die offiziellen Wettkämpfe in der Leichtathletik. Einer der ersten größeren Leichtathletikwettkämpfe in Jena war das am 16. Juli 1911 organisierte Gaumeeting oder Gaumeisterschaft auf dem Zeissplatz. Ausgetragen wurden als Gaumeisterschaften: 100 m - Lauf, Diskus, 1500 m, 400 m - Staffel, 3000 m - Staffel. Gelaufen wurde auf einer Grasbahn, die auf dem Fußballplatz abgesteckt worden war. Insgesamt gab es 81 Teilnehmer. Der kurz vorher gegründete VfB erzielte mit seinen Teilnehmern überraschend gute Ergebnisse. Die meisten Teilnehmer kamen aber vom organisierenden FC CZ (20). Als Gaumeister wurden in den Berichten ausgewiesen: 100m (22 Teilnehmer) Helbig - SC Weimar, 1500 m (17) Paul - SC Gera, Diskus (13) Vollert - VfB Jena, 400 m-staffel (10) FC Carl Zeiß, 400 m für Herren über 30 Franke FC CZ, Hochsprung Lucas - VfB, 100 m -Hürden (4 Hürden, 15 Teilnehmer) Helbig - SC Weimar. Frauen wurden nicht erwähnt. Im sogenannten Jenaer Brief, in dem in einigen Ausgaben der Verbandszeitschrift Sportereignisse aus der Stadt ausführlicher besprochen wurden, wurde sehr ausführlich auf eine Presseauseinandersetzung zwischen dem Vorsitzenden des VfB (Leonhardt) und Zuschauern bzw. Vertretern des FC CZ eingegangen. Der Vorsitzende des VfB soll wohl in unrühmlicher Art und Weise einen Streit über die Disqualifikation der VfB - 4x100 m Staffel vom Zaun gebrochen haben. Bei diesem Staffellauf wurde in einer der damals selten ausgetragenem aber zugelassenen Art gelaufen, bei der auf einer 100 m - Bahn hin und zurück gelaufen wurde. Dabei stieß ein Läufer des VfB mit einem Läufer von Carl Zeiss zusammen. Beide kamen zum Sturz aber keiner wurde verletzt. Der VfB wurde disqualifiziert. Staffelläufe erfreuten sich generell großer Beliebtheit, und Jena war für viele Jahrzehnte eine Hochburg des Staffellaufs über die verschiedensten Distanzen. 4 x 100 m, 3 x 200 m, 4 x 400, 3 x 1000, Schweden Staffel, Olympische Staffel bis 10 x 100 oder sogar 10 x 53

54 400 wurden gelaufen. Die bekanntesten Staffelläuferinnen Jenas dürften in der neueren Zeit die Olympiasiegerinnen Marlies Göhr, Renate Stecher und Ingrid Auerswald sein. Staffelwettbewerbe wurden gerne in den Halbzeiten von Fußballspielen ausgetragen. Im Rahmen der Weltfestspiele 1951 wurde das Walter Ulbricht Stadion in Berlin eingeweiht Zuschauer bei der Einweihung sahen nicht nur ein Fußballspiel, sondern in der Halbzeitpause auch Staffelläufe. 4 x 100 m gewann Sachsen vor Thüringen mit den Jenaern Senf, Junghähnel, Rasch und Leitel. Über 3 x 1000 m gewann ebenfalls Sachsen vor Thüringen mit den Jenaern Eichhorn-Baier, Dern und Möller. Mitglieder der 10 x 100 m Staffel des 1. SV Jena Ende der 1930 Jahre. Das Foto stammt aus dem Nachlass von Rudolf Müller, auch als Rumü in der Sportszene bekannt. Der Sporthistoriker Dr. Jörg Lölke konnte auf dem Foto Rudolph Klubsch (sechster von vorn) und Prinzler (achter von vorn) ausmachen. 54

55 Schon 1912 spielte man in Jena Korbball Thüringische Landeszeitung vom 10. Juli 2014 Nr. 396 Die Spielsportarten hatten es in Jena immer schwer, sich gegen den dominanten Fußballsport und die Leichtathletik durchzusetzen. Selbst heute, wo Science City Jena in der zweiten Bundesliga spielt und damit einen deutlich höheren Leistungsnachweis als die Fußballer vom FC Carl Zeiss hat, wird dies in den Medien nur bedingt sichtbar. Basketball wurde in Deutschland erst in Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin flächendeckend eingeführt, obwohl schon 1897 ein erster Basketballartikel sogar mit Fotos in der Zeitung Sport im Bild erschien. Hier kann man unter anderem lesen, dass Basketball: über ganz Nordamerika Verbreitung erfahren (hat); fast alle grösseren Universitäten haben ihre Basketball- Mannschaften, u. a. Yale, Trinity, Wesleyan, Pennsylvania und Chicago. Ein Grund, aus welchem das Spiel die gegenwärtige Beliebtheit erlangt hat, ist zweifellos der Umstand, dass es in jedem geräumigen Turnsaal zur Ausführung gebracht werden kann. In Vorbereitung der Spiele von 1936 waren es besonders die Institute für Leibesübungen, in denen Basketball eingeführt wurde. Da hier die zukünftigen Sportlehrer und über den studentischen Pflichtsport die zukünftigen Eliten aus allen Bereichen der Wirtschaft, Politik, Verwaltung usw. mit neuen Trends und Sportarten vertraut gemacht werden konnten, fand der Basketball stärkere Verbreitung in Deutschland. Das Jenaer Institut für Leibesübung wurde erst 1934 gegründet und verfügte nur über eine Handvoll Mitarbeiter, die sich vorwiegend den klassischen Sportarten widmeten; vor allem dem Turnen, zu dem auch viele Spielsportarten gehörten. Darunter gab es den Korbball, der eine gewisse Nähe zum Basketball hatte. Erst aus dem Jahr 1940 gibt es eine Quelle zum Jenaer Basketball. Diese berichtet darüber, dass bei den Reichswettkämpfen der Universitäten und Hochschulen (Deutsche Hochschulmeisterschaften) in Braunschweig im Basketball die Männer der Universität Jena auf Platz sechs kamen. Vorher hatte der Institutsdirektor Dr. Karl Feige im September 1939 Basketball benannt, als er ausführlich über die Sportstätten der Universität berichtete. Dass dann kurze Zeit später bereits eine spielstarke Basketballmannschaft existierte, lag wahrscheinlich daran, dass die Uni Jena zu den fünf Universitäten gehörte, die als Kriegsuniversitäten ab September 1939 den Studienbetrieb aufrechterhalten durften. Dadurch erhöhte sich die Zahl der Studenten sprunghaft, auch beim Sportstudium. Auf diese Weise kam Erwin Obermeier, der eigentlich in Göttingen eingeschrieben war, nach Jena. Er hatte als Schüler schon Basketball gespielt und bildete dann eine Uniauswahl, der vorwiegend Hand- und Fußballer angehörten. Unterstützt wurde er durch die Assistentin Luise Lockemann, die in Marburg studiert hatte und von dort den Basketball kannte. Ansonsten wurde in Jena eher der Korbball als die deutsche Variante des Basketballs propagiert. Besonders als Frauensport wurde er gelehrt, da er im Vergleich zum Handball als weniger hart galt. Schon 1912 wurde Korbball in Jena wettkampfmäßig gespielt, wie man der Jenaischen Zeitung entnehmen kann. Im Zusammenhang mit der Berichterstattung über das 1. Vaterländische Turn- und Spielfest ist zu lesen: Vielleicht hat das Fest dazu beigetragen, daß in Zukunft das Korbballspiel von Jung und Alt, vom männlichen und weiblichen Geschlecht betrieben wird. Korbball ist das schönste und wertvollste Spiel mit dem großen Ball, besonders für Damen besser geeignet als Hockey Nach dem Ende des II. Weltkrieges wurde bei der Wiederaufnahme des Lehrbetriebs Basketball zumindest konzeptionell benannt. Im Februar 1949 berichtete der Sportreferent des Studentenrates, Wolfgang Möhring, dass eine Basketballgarnitur vorhanden 55

56 wäre. Was damit gemeint ist, konnte noch nicht herausgefunden werden. Die Garnitur scheint auch keine Verwendung gefunden, da der Pressereferent des Studentenrates zu dieser Zeit über das Sportangebot an der Uni Jena schrieb: Es bestehen folgende Sportarten: Handball, Fußball, Leichtathletik, Turnen, Schwimmen, Schach, Boxen, Paddeln. Für Basketball und Hockey haben sich bisher noch keine Interessenten gefunden. Ab dem Sommersemester 1950 gehört Basketball dann zu den Ausbildungsinhalten beim Sportlehrerstudium. Es gab Methodik und Praxis in den Sportarten Leichtathletik, Schwimmen, Rudern, Handball, Faustball, Basketball, Gymnastik und Volkstanz, die von Walter Wurzler gelehrt wurden. Der erste Übungsleiterlehrgang für Basketball in der DDR, der vom Oktober 1950 stattfand und an dem der Sportstudent Wolfgang Hercher teilnahm, kann als eigentliche Geburtsstunde des Jenaer Basketballs angesehen werden. Das ist aber die nächste Geschichte. Aus dem Jahre 1941 existiert ein Foto von Luise Lockemann in der großen Halle der Muskelkirche. Im Hintergrund sieht man einen Basketballkorb. 56

57 Eine Faltbootsfahrt als Aufbauwettkampf Thüringische Landeszeitung 5. September 2013 Nr. 353 Das große Saalehochwasser im Frühjahr hatte die Sportstätten des USV Jena e. V. stark betroffen. Etwas abseits von dem Sportgelände in der Oberaue, am Burgauer Weg, befindet sich das USV-Bootshaus der Kanuten, welches ebenfalls längere Zeit wortwörtlich im Wasser stand. Die Universität hatte dieses Objekt dem USV gerade in Sachen Betrieb und Unterhaltung vollständig übertragen, so dass jetzt die Sportler eine Sanierung bewerkstelligen müssen. Das Gebäude wurde 1927 als Unterkunftshaus des Vereins ehemaliger Pioniere und Militärkraftfahrer erbaut, in dem sich auch eine Gaststätte befand. In dem jetzigen Bootskeller wurde das Vereinsmaterial, unter anderem ein Ponton, gelagert. Der Gastwirt zog 1945, nach dem II. Weltkrieg, als Ausgebomter in das Gebäude, und baute eine Wohnung an. Ende der 1950er Jahre übernahm die Universität das Objekt von der Stadt, widmete es den Kanusportlern der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) und der Sportlehrerausbildung. Der Kanusport ist in den Anfangsjahren häufig im Zusammenhang mit dem Rudern genannt worden. Während das Rudern eher einen elitären Anstrich hatte, sicher auch wegen der höheren Kosten, galt der Kanusport als Volkssport, nicht nur weil er mit preiswerten Faltbooten praktiziert werden konnte. In Jena tauchte 1921 ein Verein für Kanusport auf, der im Oktober seine erste interne Faltbootfahrt als Aufbauwettbewerb und Wettfahrt mit Hindernissen organisierte. Der Start war am Burgauer Wehr und das Ziel an Spielplatzfähre, beim heutigen Ruderbootshaus in der Oberaue. Ab 1924 öffneten sich offiziell die Turnvereine dem Kanusport fanden sich in Jena Kanugruppen, neben den Verein für Kanusport, noch bei der Turngemeinde, beim Akademischen Turnvereinigung Gothania und beim Turn-, Sport und Musikverein Schott konnten die Jenaer Kanusportler bei einem reichsoffenen Findigkeitswettbewerb den zweiten Platz in der Mannschaftswertung und bei den Einzelfahrern mit der Mannschaft Martinissen/Gerber erringen. Der Wettkampf in Saalburg bestand aus Kleinkaliberschießen, acht Kilometer Rennpaddeln, Entfernungsschätzen, Geländelauf und dem Auffinden von Geländepunkten (Orientierungslauf).Der II. Weltkrieg unterbrach auch bei den Kanusportlern die weitere Entwicklung, und viele Aktive verloren ihr Leben. Nach dem Krieg und der schrittweisen Wiederherstellung des öffentlichen Lebens wurde ein Sportausschuss der Stadt gebildet, in dem für Kanu Ernst Sältzer verantwortlich war. Erste Kreismeisterschaften wurden Ende der 1940er Jahre organisiert. Ab 1950 sind die Kanuten der Hochschulsportgemeinschaft (HSG, heute USV) bei Wettkämpfen nachgewiesen. Im Oktober 1951 beteiligten sich z. B. 80 Ruderer und Kanuten der HSG zum Saisonende an einem Abrudern auf der Saale. Es gab insgesamt neun Rennen. Dabei werden erstmals Staffelrennen organisiert. Nach Aufzeichnungen des HSG-Sektionsleiters Byhan wurde die Sektion Kanu in der HSG Uni Jena am 15. Mai 1952 als eigenständige Abteilung gegründet. Im gleichen Jahr wurde mit Ingelore Sint eine der erfolgreichsten Kanutinnen der HSG überhaupt im KI über 100 m erstmals Deutsche Meisterin. Heute ist die Abteilung Kanu um etwa 70 Mitgliedern eine der kleineren Abteilungen im USV, besitzt aber altersmäßig einen guten Querschnitt vom Kindern- und Jugendbereich bis zu den Senioren. Wettkampfmäßig beteiligt sie sich am Kanurennsport im Gegensatz zum Kanuslalom und Wildwasserrennsport anderer Jenaer Kanugruppen. Seit einigen Jahren gehört auch das attraktive Drachenbootenfahren zum Profil Kanuabteilung. Auf die Vielzahl sportlicher Meriten kann hier nicht eingegangen werden, das ist Thema in einer späteren Folge. Im Moment kommt es darauf an, die Schäden am Bootshaus 57

58 zu beseitigen und das Bootshaus schrittweise zu sanieren, wozu die Solidarität aller ehemaligen Kanuten und aller USV-Mitglieder nötig ist. In der ersten Ausbauphase sind ungefähr Euro veranschlagt. Durch die Stiftung Jenaer Universitätssport konnten bisher von 21 Spendern 5303,33 gesammelt werden. Weitere Hilfe ist immer erwünscht (Spendenkonto der Stiftung bei der Sparkasse Jena 2720, Bankleitzahl , Stichwort Bootshaus. Das älteste bisher bekannte Kanufoto stammt aus dem Jahre 1943 und zeigt die Hilfssportlehrerin des Instituts für Leibesübungen Jena, Elfriede Arndt in einem Kanu auf der Saale in Höhe des Bootshauses. 58

59 Das Gelernte im Rauhtal ausprobieren Thüringische Landeszeitung vom Nr. 373 Die Ausbildung von Turn- und Sportlehrern war in Jena von Beginn an mit einem Wintersportlehrgang verbunden. So wurde bereits 1912 in den entsprechenden Ausbildungsplänen geschrieben, dass als Voraussetzung für die Turn- und Sportlehrerausbildung die Teilnahme an einem Winterlehrgang notwendig sei. Anmelden konnten sich Studenten der Universität, die schon mindestens vier Semester studiert hatten, egal in welcher Ausbildungsrichtung, oder solche, die bereits im Schuldienst als Gymnasiallehrer standen. Der Besitz eines Reifezeugnisses und bei allen Teilnehmern die Vorlage eines amtsärztlichen Gesundheitszeugnisses waren weitere notwendige Vorbedingung. Bei entsprechendem Schnee fanden diese Lehrgänge anfangs meist in Jena statt. So ist zum Beispiel für den Winter 1919/20 belegt, dass nach den Trockenskikursen an der Uni das Gelernte unter Anleitung im Rauhtal ausprobiert wurde. Für Sportstudenten und Hochschulsportler wurde in dieser Zeit die preiswerte Abgabe von Skimaterial aus ehemaligen Heeresbeständen organisiert. In der Zeit des I. Weltkrieges ( ) gab es umfangreiche Sammlungsbewegungen, wo die Zivilbevölkerung aufgerufen wurde, ihre Privatski dem Heer als Ausrüstungen für den Winter zu spenden. Vieles davon blieb in den Sammelstellen liegen und wurde nach dem Krieg gegen ein geringes Entgelt an Studenten und Sportvereine verkauft. Insgesamt hatten sich 175 Studierende für solches Skimaterial beim Universitätsturn- und Sportlehrer Hermann Eitel eingetragen. Da die Ausbildung in Jena witterungsmäßig nicht jedes Jahr sicher war, kaufte die Universität 1926 für 800,- Reichsmark die Fachwerkhütte des Kriegervereins Oberhof auf dem Pfanntalskopf als Skihütte, dessen Verwaltung der Mathematikstudent Fritz Nennstiel als Hüttenwart übernahm. Es zeigte sich aber, dass diese Hütte als Selbstversorgerhütte für größere Lehrgänge nicht geeignet war, so dass sie 1930 der akademischen Freischar zur weiteren Nutzung übergeben wurde. Die Universität übernahm dafür als Skiheim das Beamtenheim in Gehlberg. Dieses war vollständig mit Mobiliar ausgestattet, welches teilweise aus dem Gehrener Schloss stammte. Die Kosten von ,- Reichsmark wurden durch das 1934 gegründete Institut für Leibesübungen übernommen. Hermann Eitel, der 1914 an der Universität eingestellt worden war, führte bis 1934 den Großteil der Ski-Lehrgänge in Gehlberg durch. Nach 1945 nahm er in Gehlberg seinen Wohnsitz, war er doch mit der Tochter eines Thermometerfabrikanten vor Ort verheiratet. Seinen Wohnsitz in Jena hatte er 1934 aufgegeben, als ihn der neue Direktor des Instituts für Leibesübungen nach Weimar an die Jungenoberschule abschob. Seine Weimarer Sportlehrerstelle hatte er dann 1945 verloren, da er wie alle übrigen Mitglieder der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSdAP) entlassen worden war. Er arbeitete noch bis Mitte der 1950er Jahre in einem Glaswerk. Als ausgewiesener Wintersportexperte organisierte er für die Sportstudenten Ende der 1920er Jahre die ersten alpinen Skilehrgänge, so 1929 in St. Christoph. An der Uni gab es auch eine akademische Gruppe des Alpenvereins, die Mitglied im Thüringer Skiverband war. Darüber konnten Studenten die Alpenvereinshütten günstig nutzen. Der Jenaer Alpenverein hatte gemeinsam mit mehreren anderen Sektionen die Thüringer Hütte im Habachthal erbaut. Am Bau beteiligt waren die Sektionen Apolda, Hildburghausen, Jena, Meiningen, Pößneck, Rudolstadt, Saalfeld, Schleiz, Schmalkalden und Weimar. Nach einer langen Vorgeschichte und des Verlustes von gesammelten Geldern durch die Inflation konnte die Thüringer Hütte am 31. Juli 1926 in Betrieb genommen 59

60 werden. Diese Hütte war aber auf Grund ihrer Lage nicht als Wintersporthütte geeignet. Nach dem II. Weltkrieg kümmerte sich die Sektion Oberkochen, die als Rechtsnachfolger der 1945 verbotenen Jenaer Sektion auftrat, um diese Hütte, was aber eine andere Geschichte ist wurde sie als Neue Thüringer Hütte dem Verein Neue Thüringer Hütte e. V. übergeben, zu dem auch Jena gehört. Zurück zur Turn- und Sportlehrerausbildung: Diese fand in den und 40er Jahren häufig im Riesengebirge statt, wo bessere Schneebedingungen als in Thüringen herrschten. Zusätzlich gab es ab 1937 zentrale Wintersportlager für Turnstudenten und Turnstudentinnen des Deutschen Reichs. Im ersten Jahr beteiligten sich 180 Studenten und 225 Studentinnen am sogenannten Pflichtschneeschuhlehrgang in Bayrisch-Zell, wo auch die Prüfungstestate abgelegt werden mussten. Sozusagen mitten im II. Weltkrieg, als gerade die Schlacht von Stalingrad in der Endphase war, führen Jenaer Sportstudentinnen im Februar 1943 in der Raskogelhütte, die heute der Sektion Oberkochen gehört, einen Skilehrgang durch. hhh Jenaer Sportstudentinnen beim Sonnenbad vor der Raskogelhütte im Februar

61 Studenten etablieren Hockey in Jena Thüringische Landeszeitung 31. Oktober 2013 Nr. 361 Neben Fußball und Leichtathletik gehört Hockey zu den wichtigen Traditionssportarten in Jena. Die erste Erwähnung gibt es in einem Werbeprospekt der Stadt aus der Zeit um Damals bemühte sich die Stadt die Studentenzahlen zu erhöhen, um den Bürgern diese gesicherte Einnahmequelle zu erhalten. So heißt es zu den Sportangeboten in der Stadt: Auch für die notwendigen Veranstaltungen zur Körperpflege ist man in Jena mit Umsicht bemüht. ( ) Der Universitätsfechtmeister verfügt seit einigen Jahren über einen neuen sehr geräumigen Fechtboden. Jena hat neuerdings Spielplätze von einer Ausdehnung und Schönheit erhalten, wie sie in Deutschland Ihresgleichen suchen. Etwas oberhalb der Stadt, in den herrlichen, mit Weiden und Erlen bestandenen Wiesen an der Saale, ist ein Platz im Umfang von fünf Hektar für Sportzwecke eingerichtet. Es wird daselbst Fußball, Croquet, Schlagball, Faustball usw., Hockey und Tennis (32 Tennisplätze) gespielt. Man kann davon ausgehen, dass Studenten den Hockeysport in Jena einführten. So verwundert es auch nicht, wenn bei der Gründung des Vereins für Bewegungsspiele e. V. (heute USV Jena e. V.) am 7. März 1911 neben der Leichtathletik auch eine Fußballund Hockeymannschaft gegründet wurde. Etwa zur gleichen Zeit wurde in Erfurt ein Sport-Club mit einer Hockeyabteilung gegründet, die am 10. Dezember der erste Auswärtsgegner des VfB war. Das Spiel endete 1:1. Später kamen Gegner aus Naumburg und Weimar hinzu. In Jena bildete sich beim Akademischen Turnbund Gothania sogar noch eine zweite Hockeymannschaft. Anfangs war Hockey den Männern vorbehalten kann man sogar im Zusammenhang mit der Organisation des 1. Vaterländischen Turn- und Sportfestes in der Zeitung lesen: Korbball ist das schönste und wertvollste Spiel mit dem großen Ball, besonders für Damen besser geeignet als Hockey. Unter aktiver Beteiligung der Jenaer Hockeyspieler hatte sich 1913 im Weimarer Hotel Sächsischer Hof der Thüringer Hockeyverband gegründet. Gründungsvereine waren außer dem SC Erfurt, VfB Jena, SC Weimar ATV Gothania Jena, HC Weißenfels, und die Gothaer Vereinsjugend. Vorsitzender wurde der Weimarer W.A. Sömmering (SC Erfurt), zweiter Vorsitzender Dr. G. Feigel (VfB Jena), Kassenwart Dr. Grothe (SC Weimar). Nach dem I. Weltkrieg entstanden weitere Hockeygruppen in Jena, so beim 1. SV Jena (heute SV Carl Zeiss) und beim Turnverein Wenigenjena. Bis zum Beginn des II. Weltkrieges gab es drei leistungsstarke Hockeyabteilungen in Jena. Zu den wenigen Spielern der Zeit von vor 1945, die heute noch in Jena leben, gehört Rolf Westphal. Er kam 1935 als Vierjähriger nach Jena, weil sein Vater ein aktiver Fußballer, eine Arbeit bei Zeiss und eine Wohnung im Funktionsgebäude des VfB Jena in der Oberaue bekam. Dadurch kam er früh mit dem Sport in Verbindung und gehörte zu den Schülern, die Dr. Willi Völker neben dem Fußball für den Hockeysport begeistern konnte. Die Eltern gaben ihren Rolf nach Kriegsende erst mal zu einem Bauern nach Coppanz, wo er für seine Arbeit vor allem mit Lebensmitteln versorgt wurde. Nach Wiederaufnahme der Schule um 1946 landete er wieder bei Dr. Völker, der die ersten Hockeyspiele auf dem Schulhof organisierte. Rolf Westphal zog es aber stärker zum Fußball. Er spielte bei der Jugend der SG Ernst Abbe, später Motor Jena. Sein sportliches Talent und die Liebe zu den Spielsportarten führten hin und wieder dazu, dass er sowohl als Fußball- wie als Hockeyspieler am gleichen Wochenende eingesetzt war. Im Rahmen eines Kreismeisterschaftsendspiels gegen Camburg wurde seine Spielerlizenz hinterfragt, da er am Vormittag noch bei ei- 61

62 nem Hockeypunktspiel auf dem Rasen gestanden hatte. Nur durch die unkomplizierte Hilfe des Staffelleiters, der schnell im Nachgang die Lizenz erteilte, konnte der Protest abgelehnt werden, und der 6:0 Sieg blieb bei seiner Mannschaft. Als Fußballer spielte er übrigens mit der Sportjournalistenlegende Peter Palitzsch in einer Mannschaft, der im Tor stand. Später gehörte Rolf Westphal zu den erfolgreichsten Hockeyspielern in Jena, was aber in einer späteren Geschichte aufgearbeitet wird. Im Sportfotoalbum der Familie Westphal findet sich ein Foto aus seiner Jugendzeit mit der Jugendmannschaft ev (2.v.l. hinten). 62

63 Grenzgänger und Meister des Sports Thüringische Landeszeitung vom 6. März 2014 Die Olympischen Winterspiele von Sotschi sind Geschichte. Unsere Beiträge zu Universitätsangehörigen im Zusammenhang mit den Winterspielen müssen aber noch um weitere Details ergänzt werden. Zu den erfolgreichsten Absolventen des Sportinstituts in Sachen Winterolympiade bis heute gehört Dr. Wolfgang Müller. Man kann ihn im weitesten Sinne als Schüler von Wolfgang Gutewort ansehen. Mitte der 1970er Jahre hatte er sein Studium in Jena beendet. Als Wintersportler gehörte er zu den Mitbegründern des Rennsteiglaufs (1974). Seine Eltern sicherten mit weißem Stoff aus einer Puppenfabrik in Rauenstein, in der sie arbeiteten, die Herstellung von Startnummern für die ersten Rennsteigläufe. Auf Grund seiner guten Studienleistungen wurde er Assistent an der Sportwissenschaft und Mitglied des Forschungskollektivs Rennschlitten- und Bobsport. Nach seiner Promotion war er ab 1981 Trainer im Hochleistungsbereich Bobsport beim ASK Oberhof. An der Vorbereitung der Bobpiloten für Sarajevo 1984, Calgary 1988, Albertville 1992 und Lillehammer 1994 war Dr. Wolfgang Müller direkt beteiligt und bei den Spielen mit dabei eröffnete er den DAVID-Gesundheitspark in Meiningen, und nebenbei war er noch an der Vorbereitung der Bobfahrer für die Spiele in Nagano aktiv, musste sich aber ab 1997 auf die Entwicklung seines Fitness-Centers konzentrieren. Auf einen weiteren erfolgreichen Absolventen machte uns Dr. Lothar Köhler aus Coburg aufmerksam, der bis zum Eintritt in den Ruhestand als der Wintersportexperte am heutigen Institut für Sportwissenschaft tätig war. Er schrieb uns, dass Lothar Eichhorn Bayer, mit dem er zusammen studiert hatte, als Trainer bei Olympischen Winterspielen dabei war. Eichhorn-Bayer stammte, wie Köhler, aus Lauscha. Er wurde 1928 als Sohn eines Kartonagenmachers für Christbaumschmuck geboren. Nach kriegsbedingter Unterbrechung schloss er die Oberschule ab und besuchte das Institut für Lehrerbildung in Schwarzburg, wo in Kurzlehrgängen Neulehrer für die entnazifizierten Schulen der sowjetisch-besetzten Zone ausgebildet wurden. Auf Grund guter Lehrgangsergebnisse und als Arbeiterkind bekam er eine Delegierung zum Pädagogikstudium an die Uni Jena. Anfangs nahm er das Studium nicht so ernst und nutzte seine Zeit mehr, um bei Grenzgängen in Richtung Coburg, einen Beitrag zum Unterhalt seiner Familie zu leisten. 1948/49 wurde er wegen Studienbummelei zeitweilig vom Studium suspendiert. Die Grenzgänge wurden aber nicht bekannt, sonst wäre er exmatrikuliert worden konnte er das Studium fortsetzen. Er wählte die Fachkombination Körpererziehung/ Kunsterziehung. Gemeinsam mit Lothar Köhler legte er 1952 sein Examen ab. Das Zweitfach hatte er auf Anraten seines Freundes Lothar, der ein talentierter Zeichner war, ausgewählt. Mit Köhlers Hilfe hatte er die Prüfung hierzu erfolgreich bestanden. Schon als Student war Eichhorn-Bayer Mitglied der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) Uni Jena, dem heutigen USV Jena e. V.. Vermutlich gehörte er sogar zu den Gründern Bereits bei den ersten Leichtathletikmeisterschaften der Uni nach dem Krieg 1947 tauchte er in den Siegerlisten auf. Über 1500-Meter wurde er Zweiter. Neben der Leichtathletik startete er vor allem beim Ski-Langlauf und als Skispringer. Bei den ersten Wintersportmeisterschaften der Sportvereinigung (SV) Wissenschaft, vergleichbar mit DDR-Studentenmeisterschaften, 1952, wurde Lothar Eichhorn- Bayer Zweiter im Skilanglauf, was ihm einen Eintrag in die Hall of Fame des Universitätssport einbrachte. Noch als Sportstudent übernahm er den Vorsitz in der Zentralen Fachkommission Wintersport der SV Wissenschaft. Im Jenaer Stadtausschuss für Sport wurde er 63

64 der Spartenleiter für Wintersport. In dieser Funktion gehörte er zu den Akteuren, die eine Sprungschanze in Jena bauten. Im Sommer widmete sich Eichhorn-Bayer dem Rasenkraftsport, wo er in der DDR-Spitzengruppe in seiner Gewichtsklasse rangierte. Für seine sportlichen Leistungen wurde er, als einer der ersten Absolventen der Muskelkirche mit der höchsten Auszeichnung für aktive Sportler in der DDR, mit dem Titel Meister des Sports ausgezeichnet. Als Rasenkraftsportler und auch manchmal als Skiläufer ging Eichhorn-Bayer für die Betriebssportgemeinschaft (BSG) Motor Schott Jena an den Start. Beruflich war er in dieser Zeit in der Liste der Assistenten des Instituts für Körpererziehung mit Paul Dern, Manfred Dreßler, Eleonore May und Christa Milker zu finden. Ende 1954 wurde Eichhorn-Bayer Trainer beim SC Motor Zella- Mehlis und später Nationaltrainer der DDR-Damen-Skilanglauf-Auswahl. In dieser Funktion fuhr er zu den Olympischen Winterspielen in Squaw Valley 1960 und Innsbruck In Innsbruck traf er mit Köhler zusammen, der im Rahmen einer Studiengruppe dort war. Nach gesundheitlichen Problemen wurde Eichhorn-Bayer als Nationaltrainer abgelöst ist er im Alter von 65 Jahren verstorben. Lothar Eichhorn-Bayer (links) 1948 mit Heinz Niebergall (Mitte) und Jochen Joch, die bei den Kreismeisterschaften die 3 X 1000-Meter Staffel für Ernst-Abbe Jena gewannen. 64

65 Die Gründung im Lesesaal der Mensa Thüringische Landeszeitung vom 17./18. April 2014 Nr. 384 In einem Beitrag im März konnten wir darauf hinweisen, dass der USV Jena e. V. in diesem Jahr seinen 113. Geburtstag feierte und damit der älteste Mehrspartensportverein Jenas ist. Heute können wir an den 65. Wiedergeburtstag des USV erinnern. Am 13. Mai 1949 wurde die Hochschulsportgemeinschaft (HSG) der Uni Jena gegründet, deren Rechtsnachfolger der USV Jena 1990 wurde. Zwischen dem Ende des II. Weltkriegs am 8. Mai 1945 und 1949 existierte kein Sportverein an der Uni. Entsprechend der Alliierten Kontrollratsbeschlüsse wurden 1945 alle Sportvereine in Deutschland auf Grund ihrer Systemnähe zum nationalsozialistischem Regimes verboten. Während in den westlichen Besatzungszonen bis Ende der 1940er Jahre ein Großteil der alten Sportvereine mit Bezug auf die Zeit vor 1933 wieder erstanden, versuchten man in Ostdeutschland unter dem Einfluss der sowjetischen Militäradministration den Sport anfangs auf kommunaler Ebene aufzubauen. Unter Bezug auf Sportstätten, Wohngebiete oder ähnliche Strukturen entstand z. B. in Jena die Sportgemeinschaft (SG) Ernst Abbe, später SG Stadion. Viele Universitätssportler und ehemaligen Mitglieder des Vereins für Bewegungsspiele (VfB = heute USV), schlossen sich diesen Sportgemeinschaften an. Studentensportler sammelten sich unter dem Dach des Studentenrats, der seit 1947 ein eigenes Sportreferat hatte. Mit zunehmender Zentralisierung der staatlichen und gesellschaftlichen Aufgaben wurde beschlossen, dass der Sport in der sowjetischen Besatzungszone zukünftig auf der Basis der Einheitsgewerkschaften - FDGB und der Einheitsjugendorganisation - FDJ zu organisieren sei. Am 6. April 1949 wurde deshalb in einer außerordentlichen Studentenratssitzung das Sportreferat an der Uni aufgelöst. Der kommissarische Sportreferent (Gebert) wird beauftragt, bis 11. April 49 sämtliche Geschäfte des Sportreferates mit dem FDGB und der FDJ Hochschulgruppe zu erledigen und zu übergeben..., steht in einem Protokoll. Der 11. April war ein Montag und Anreisetag der Studenten, weswegen die Gründung auf Mittwoch, den 13. April verschoben wurde. Am 12. Februar hatte sich in Jena bereits die Betriebssportgemeinschaft (BSG) Otto Schott aus der SG Vorwärts gebildet. Am 21. Februar folgte die Gründung der BSG Carl Zeiss Jena aus der SG Stadion. Am 13. April 1949 (Mittwoch vor Ostern) trafen sich Uhr etwa 100 Studentensportler, FDJ-, Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre im Lesesaal der Mensa und beschlossen die Gründung einer Hochschulsportgemeinschaft (HSG) an der Universität Jena. Erster Vorsitzender wurde der Student der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät (GEWIFAK) Bernd Schwalbe; zweiter Vorsitzender und Technischer Leiter wurde der Student der Philosophischen Fakultät Hans-Werner Saueracker, Leiter für Kultur und Bildung, wurde Max Eichhorn-Rasch. Als Dritter im Leitungsgespann kam er ebenfalls aus der GEWIFAK, so wie der legendäre Fußballtrainer Georg Buschner, der 1949 letzter Vorsitzender des Studentenrats wurde. Dann gab es noch eine Frauensportleiterin im HSG-Vorstand, die Lehramtsstudentin Karin Bergmann und ein Kassierer Schneider, dessen Vorname leider nicht überliefert ist. Die HSG war ähnlich dem VfB Jena e. V. von Beginn an eine Mehrspartensportvereinigung. Ihr traten zum größten Teil die aktiven Studentensportler bei, die bereits im Sportreferat ihrer Trainings- und Wettkampftätigkeit nachgegangen waren. Auch einige Sportleiter waren im Sportreferat aktiv, so im Handball Leuthäuser; Fußball Barton; Tischtennis Ziegler; Turnen Gutewort; Wintersport Unger; Schwimmen Giera; Tennis und Faustball Weider; Schach Bartolomäi und Boxen Saueracker. Zu den Vorstandsmitgliedern werden wir in einem späteren Beitrag 65

66 berichten. Zum Vorsitzenden, der als Politkader aus der GEWIFAK kam, ist keine sportliche Biografie bekannt. Bernhard (Bernd) Schwalbe wurde 1921 in einer Arbeiterfamilie in Kahla geboren. Frühzeitig wurde er Halbweise. Er gehörte der Jugendorganisation Rote Falken an. Von wurde er im Vogel Verlag Pößneck und in Bad Oeynhausen als Werbeleiter ausgebildet. Nach dem Krieg war er ab 1947 als Kreissekretär beim FDGB angestellt. Er wurde 1948 zum Studium an die GEWIFAK delegiert schloss er dieses Studium mit dem Nebenfach Publizistik ab. Ab November 1950 ist er bereits in Berlin, wo sich seine Spuren verlieren. Neben der Leichtathletik gehörte in der Gründungszeit der HSG der Fußball zu den Schwerpunktsportarten. Als eine der ersten nach außen wirkenden Amtshandlungen von Bernd Schwalbe war ein Antrag für den Fußballtrainer Herrn Vogel, der gleichzeitig bei Schott trainierte, die tägliche kostenlose Ausgabe eines Mittagessens in der Mensa. Das ist deshalb bemerkenswert, weil Vogel 1948 mit der SG Planitz Ostzonenmeister im Fußball wurde. Vom HSG Vorsitzenden Bernd Schwalbe ist bisher nur ein Foto überliefert; hier 1949 bei einem Fußballspiel in Göttingen, ganz rechts. Links daneben Manfred Dressler und Horst Götze. 66

67 Auffallen muss man, wie ist egal! Thüringische Landeszeitung vom 24. April 2014 Nr. 384 Nachdem wir in der vergangenen Woche über die Wiedergründung des USV-Vorläufers (HSG Uni Jena) berichteten, heute ein paar Nachträge zu den handelnden Personen. Der Vorsitzende Bernd Schwalbe, war, wie ausgeführt, zur Ausbildung als Politfunktionär an der GEWIFAK (Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät) der Uni immatrikuliert. Diese Fakultäten waren ab 1947 an vielen Universitäten der sowjetisch besetzten Zone entstanden. In Jena wurde diese, nachdem die Rote Armee das Gebäude der Muskelkirche, dem aufgelösten Hochschulinstitut für Leibesübungen, geräumt hatte, etabliert. In einem Bericht vom Sommer 1948 ist zu lesen, die Instandsetzung des Gebäudes Seidelstr. 20 ist sehr fortgeschritten. Tische, Stühle und Schreibtische wurden angeschafft. Die große Sporthalle wurde zum Hörsaal umgestaltet. Die kleine Halle, zu der man über einen Gang im ersten Stock kam, wurde als Turn- und Sporthalle eingerichtet. Die Räume im Ostund Westflügel wurden zu Internatszimmern. Die Aufgabenstellung der GEWIFAK war, Arbeiter- und Bauernkindern, die zum Teil über die Vorstudienanstalt, später Arbeiter und Bauernfakultät eine Zugangsberechtigung zur Hochschule erhalten hatten, eine politische und philosophische Ausbildung zu vermitteln, die als akademischer Abschluss galt. Ein Teil der Studenten hatte von Beginn an klare Kaderpläne, die einen Einsatz in Leitungsfunktionen auf den verschiedensten Gebieten der Wirtschaft, Politik, Verwaltung usw. im Sinne der Sozialistischen Einheitspartei (SED) vorsahen. Es ist davon auszugehen, dass der erste HSG-Vorsitzende Bernd Schwalbe einen Kaderauftrag zur Übernahme der Funktion als HSG-Vorsitzender erhalten hatte. In den Parteimitteilungen (SED) der Uni kann man dazu lesen: die Gründung unserer Universitäts-Sportgemeinschaft am 13. April, die den studentischen Sportbetrieb aus dem nicht ungefährlichen Milieu reaktionär gefärbter Cliquenwirtschaft befreite und somit einen wertvollen Vorwärtsschritt auf dem Wege zur demokratischen Volksuniversität bedeutet...(wir) erwarten von unseren Genossen Schwalbe und Saueracker, den Spitzenfunktionären unserer Universitäts-Sportgemeinschaft, sportliche und politische Aktivität. Schwalbe scheint sich dabei aber nicht bewährt zu haben, da schon im Sommer 1950 Gerhard Rauschenbach als neuer Vorsitzender benannt wurde. Anders sah es mit seinem Stellvertreter Han(n)s Saueracker aus. Diesen schätze die SED- Parteileitung der Universität wie folgt ein: Seit 1946 gehört er der SED-Betriebsparteileitung an. Er arbeitete an der Vorstudienanstalt als Org. Leiter der Naturwissenschaftlichen Fakultät und seit Angehörigkeit zur Päd. Fak. (als) Zehnergruppenleiter. In diesen Funktionen zeitigt er zufriedenstellende Ergebnisse Er war aktiv am Aufbau der demokratischen Sportbewegung beteiligt. Besonders setzte er sich für den Sport über die Zonengrenze ein. Er ist Spitzensportler der HSG (Boxen) Wir können Gen. S. als parteiverbunden und klassenbewusst bezeichnen. Ideologische Schwächen sind durch ein bewusstes Studium des Marxismus-Leninismus zu überwinden. Die Fak. Gruppe hält ihn für entwicklungsfähig. Er wurde später der erste Chef der Abteilung studentische Körpererziehung beim Rektorat, vergleichbar mit dem Leiter des Hochschulsports heute. Der Dritte im Bunde der HSG-Leitung war Max Eichhorn-Rasch. Dr. Lothar Köhler, der wie er aus Lauscha stammt und eine Zeit mit ihm auf der Studentenbude wohnte, schrieb zu Max Eichhorn-Rasch, dass dieser Polit-Ökonomie an der GEWIFAK studierte. Sportlich war er in seinem Heimatort Lauscha als Fußballer aktiv und ist auch bei Leichtathletik-Wettkämpfen als guter Sprinter (100 Meter um 11.0) und Weitspringer 67

68 (um 7 m), gestartet. Sein Name taucht in verschiedenen Ergebnislisten auf, so 1949, als anlässlich der Kreisdelegiertenkonferenz der FDJ im Stadion ein Großfeldhandballspiel zwischen Schott Jena und Schwarz-Gelb Apolda stattfand. In der Halbzeitpause wurden Staffelläufe ausgetragen. Für die Stadionläufer (BSG Zeiss) lief die Staffel Trillhof, Eichhorn-Rasch, Junghähnel, Leitel einen Sieg in 47,1 Sekunden. Dr. Köhler beschrieb eine Episode, die das Bild von Eichhorn-Rasch abrundet: In den damaligen Redeschlachten (um bürgerliche Professoren zu vertreiben) in der Aula meldete er sich kühn zu Wort, um Prof. Leisegang darzulegen, daß der Mensch ein zoum politikum sei, worauf er viel Gelächter erntete. Auf seine Frage, warum, sagte ich ihm dass es zoon politikon heiße, weil es aus dem Griechischen stamme. Ach, meinte er, auffallen muss man, wie ist egal! Das wurde fortan zum geflügelten Wort in unserer Lauschaer Kolonie. Dies wurde ihm später offensichtlich zum Verhängnis, als er in seinen beruflichen Funktionen vor allem durch lautstark vorgetragene aber fehlerhafte Argumente auffiel. Er kehrte nach Lauscha zurück, und war als Funktionär im Telefunken-Werk (Röhrenwerk) Neuhaus sowie in der Glashütte Lauscha tätig. Vor einigen Jahren ist er in einem Altersheim in Neuhaus verstorben. Auf dem Foto vom Universitätssportfest 1949 ist er mit Leichtathleten ganz rechts zu sehen, neben ihm Dressler, Götze, Stöcker, Möller, Junghähnel, Leitel und Senf.. 68

69 Hockey-Länderspiele vor in Jena Thüringische Landeszeitung 7. November 2013 Nr. 362 Unter Jenas Hockeyspielern gab es in den 1950er bis 1960er Jahren sehr viele spielstarke Frauen und Männer. Mehr als 20 Namen von Männern und sechs Frauen tauchen in den Aufstellungen der DDR-Nationalmannschaften auf. Als Spitzenspieler wird in der Chronik des Sport- und Sozialclub e. V. (SSC) im Internet Horst Dahmlos mit 73 und Helene Westphal mit 33 Einsätzen geführt. Für Helene und ihrem Mann Rolf (48 Einsätze) kommt noch hinzu, dass sie fast durchgängig als Mannschaftskapitäne eingesetzt waren. Rolf Westphal, über den wir schon im letzten Beitrag geschrieben haben, bekam nach seiner Lehre eine Anstellung als Feinmechaniker bei der Friedrich-Schiller-Universität. Insgesamt 45 Jahre arbeitete er in diesem Beruf im Abbeanum der Uni. Bis 1954 war er sportlich als Fußballer bei Carl Zeiss aktiv. Bei der Bildung des Sportclubs (SC) Motor Jena, der am 16. September 1954 als ersten Sportclub der DDR gegründet worden war, sollte Rolf Westphal sogar in die erste Mannschaft aufgenommen werden. Er entschied sich aber für die Männermannschaft im Hockey, wo er neben dem Fußball schon immer weiter trainiert und manchmal auch Spiele absolviert hatte. Gespielt wurde damals von den Mannschaften der BSG und des SC Motor auf den Hockeyplätzen hinter dem Stadion. Als Hockeyschuhe nutzte man teilweise Leichtathletik-Spikes, bei denen die Dornen entfernt und dafür Lederstreifen angebracht worden waren. Wichtige Spiele fanden direkt im Stadion statt. So teilten sich die Fußballer, die Feldhandballer, die Leichtathleten und die Hockeyspieler das Stadiongelände, was zwar nicht immer reibungslos verlief aber für eine hohe Auslastung der Plätze sorgte. Ein weiterer Hockeyplatz in Jena befand sich bis Anfang der 1950er Jahre in Wenigenjena, heute FC Thüringen. Die dortigen Hockeyspieler gehörten zu dem um 1885 gegründeten Turnverein (TV) Wenigenjena. In der Zeit des II. Weltkrieges ( ) nahmen die Wenigenjenaer Hockeyspieler einen Spitzenplatz in Deutschland ein, da viele Zeissarbeiter, die in der Zeiss-Siedlung in Wenigenjena wohnten, vom Kriegsdienst zeitweilig befreit waren konnten die Hockeyspieler des TV Wenigenjena bei den Deutschen Meisterschaften eine Bronzemedaille erringen. Ende der 1940er Jahre wurden die Sportanlagen in Wenigenjena und auch ein Teil der Sportler von der Sportgemeinschaft (SG) Schott übernommen, da der Turnverein, wie alle Sportvereine, nach Ende des II. Weltkries verboten und enteignet worden waren. Die Hockeyspieler kamen dann bei der Teilung von Schott in eine Betriebssportgemeinschaft (BSG) Chemie und eine BSG Schott zu Chemie. Einige Talentierte waren aber schon vorher zur SG Ernst Abbe, der späteren BSG Motor Carl Zeiss gewechselt. Chemie Jena hatte den Hockeyplatz des Vereins für Bewegungsspiele (VfB) im Universitätssportzentrum übernommen, der die dritte Spielstätte für Hockey in Jena war. Da die Hockeyspieler über einen möglichst ebenen Platz und kurzgeschnitten Rasen verfügen mussten, gab es immer wieder Konflikte, wenn die Fußballer auf den gleichen Plätzen trainierten und spielten. So setzte sich zunehmend eine Trennung der Plätze durch. Im Stadion, wo dann vor allem noch Länderspiele mit teilweise um die Zuschauern stattfanden, wurde vor Hockeyspielen der Platz immer noch mal besonders hergerichtet und vor allem geschnitten, was von den Spielern oft in Eigenregie unternommen wurde. So auch von Rolf Westphal, der unter den Mitspielern und Zuschauern unter dem Spitznamen Motte bekannt war. Er hatte eine Förderstelle als Hockeyspieler beim SC Motor Jena bekommen, was u. a. mit Vergünstigungen bei Freistellungen fürs Training und vor allem mit zusätzlichen Lebensmittelmarken verbunden war. So erin- 69

70 nert er sich noch heute, dass er für seine Hochzeitfeier 1957 in der Noll Fleischmarken abgeben musste. Im Rahmen von politischen Säuberungen in der DDR um 1955 wurde er mit mehreren Sportlern verhaftet. Nach vier Monaten Untersuchungshaft wurde er in einem konstruierten Verfahren ohne klare Beweise als angeblicher Untergrundführer zu 12 Monaten verurteilt, die er teilweise im Steinkohlenbergbau in Oelsnitz als Hauer abarbeiten musste. Im Februar 1956 wurde er vorzeitig entlassen. Bei der Uni konnte er nahtlos weiterarbeiten und seine Sportfreunde unterstützten ihn tatkräftig, so dass er bereits drei Monate später so fit war, dass er mit der Nationalmannschaft gegen Österreich spielen durfte. Auf einem Foto aus der Zeit um 1949 ist Rolf Westphal (hinten 2. v. l.) mit seiner Fußballmannschaft abgebildet. Vorn in der Mitte, der Tormann ist Peter Palitzsch. 70

71 Eine der besten Clubstaffeln weltweit Thüringische Landeszeitung 26. September 2013 Nr. 356 Die Jenaer Leichtathletik hatte ihre größten Erfolge zwischen 1949 und Einen besonders hohen Anteil daran hatten die Frauen, und Paradedisziplinen waren die Sprintstrecken. Ein besonderer Höhepunkt waren immer die Staffelrennen über 100 Meter. Zwischen 1948 und 1989 konnten Jenaer Frauen 16 Mal den Titel der DDR-Meisterinnen über die 4 x 100 m erringen. Die Geschichte weist aber schon vorher gute Jenaer Sprinterinnen auf. Die ältesten Belege für gute Staffelergebnisse stammen aus der Zeit vor dem II. Weltkrieg konnte eine Frauenstaffel in 54,5 Platz zwei bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften in Frankfurt erlaufen. Mit von der Partie war die Sportstudentin Siegfriede Dempe. Die anderen Namen konnten noch nicht ermittelt werden. Siegfriede Dempe war auch beteiligt, als 1939 die deutsche Staffel in 49 Sekunden Studentenweltmeister wurde, gemeinsam mit Annemarie Langerbeck (ebenfalls Jena), Ritagret Wendel und Erika Bieß (bei Uni Berlin). Siegfriede Dempe gehörte auch zu den Jenaer Läuferinnen, die 1948 und 1949 bei den Ost-Zonenmeisterschaften im Staffellauf siegten und 1953, 1954 und 1955 wurden die Jenaer Frauen DDR-Meisterinnen. Eine geradezu beispiellose Serie liefen die Frauen des SC Motor Jena zwischen 1953 und Bei insgesamt 35 offiziellen Staffelrennen konnten sie unter 50 Sekunden bleiben. Zehn verschiedene Läuferinnen waren an dieser Erfolgsserie beteiligt. Bei allen 35 Staffelwettbewerben war Gisela Köhler dabei, Annemarie Clausner bei 33, Irmgard Fritzsch bei 25, Siegfriede Weber-Dempe bei 19, Alice Karger bei 12, Margot Kirchner bei sieben, Gisela Stoeßinger bei vier, Linde Anders bei drei und je einmal Gerda Schütt und Ursula Rosemann. Diese Häufung von Staffelwettbewerben mit hervorragenden Ergebnissen kam nicht von ungefähr, sondern sind in die Sportentwicklung der Zeit einzuordnen. Die Jenaer Frauenstaffel galt damals als eine der besten Clubstaffeln weltweit. Zu ihren schärfsten Konkurrentinnen gehörten die Westdeutschen Läuferinnen von Eintracht Frankfurt/Main. Im Zuge der internationalen Auseinandersetzung im sogenannten kalten Krieg zwischen dem Ostblock des Warschauer Paktes unter Führung der Sowjetunion mit der DDR und dem Westblock der Nato unter Führung der USA mit der DDR wurde der Sport zu einem heiß umstrittenen Schlachtfeld. Hier sollte die Überlegenheit des einen oder anderen Systems untermauert werden. Dabei gab es Zeiten, bis zur Gründung der DDR, als sich die Ostzone stark gegen einen gesamtdeutschen Sport abgrenzte. Danach war es der Westen, der mit allen Mitteln deutsch-deutsche Vergleiche besonders auf internationaler Ebene verhindern wollte. Bei den Olympischen Spielen 1952 war durch Ungeschick und politische Naivität der DDR-Sportführung am Ende eine Teilnahme der Sportler aus dem Osten in einer gesamtdeutschen Mannschaft verhindert worden. Bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne sollte dies nicht passieren. Die Jenaer Staffelmädchen waren heiße Kandidatinnen für einen Startplatz. Im Jahr davor wurde also in einer Vielzahl von Wettbewerben versucht, den gesamtdeutschen Rekord zu erringen. Fünf Mal holten sich die Jenaer Frauen den Rekord oder stellten ihn ein. Die Frauen aus Frankfurt parierten mehrmals mit besseren Zeiten bis am 9. Oktober 1955 in Dresden Irmgard Fritzsch, Gisela Köhler, Annemarie Clausner und Alice Karger mit 46,9 Sekunden den Rekord der Frankfurterinnen (47,4 Sekunden) deutlich unterboten. Der Wechsel von Gisela Köhler und ihrem späteren Mann, Heinz Birkemeyer nach Berlin, wo die besten Sprinterinnen der DDR bei Dynamo zusammengezogen wurden, brachte eine Dominanz der Berlinerinnen, die bis 1966 anhielt. Zehn Jahre in Folge gewann 71

72 Dynamo Berlin die DDR-Meisterschaften bei den Frauen in der 4 x 100 m Staffel. Erst 1967 begann mit Bärbel Schrickel, Renate Meißner, Brigitte Geyer, Brigitte Zetzsche (46,2 Sekunden), die zweite erfolgreiche Generation der Jenaer Staffelmädchen bei DDR-Meisterschaften wieder zu siegen. Die Jenaer Staffel, die 1949 die Ostzonenmeisterschaften gewann mit (v. l.) Rita Placzek, Siegfriede Dempe, Linde Anders und Margot Kirchner. 72

73 Giera und Poller holten Golf für Jena Thüringische Landeszeitung 23. Mai 2013 Nr. 338 Die Jenaer Lokalpolitiker schmücken gerne mit dem Prädikat einer Sportstadt. Dazu gehört neben der sportlichen Betätigung möglichst vieler Bewohner der Stadt auch die Organisation bedeutender sportlichen Veranstaltungen. Die Zahl der Veranstaltungen, die mindestens einen gesamtnationalen Rahmen haben, wie Deutsche Meisterschaften, sind in den letzten Jahren deutlich weniger geworden. Vor allem der Fußball und die Leichtathletik haben in der Vergangenheit einen wesentlichen Anteil am Renommee Jenas als Sportstadt sogar mit internationaler Bedeutung. Zu den letzten bedeutenden internationalen Wettkämpfen dürften die Weltmeisterschaften der Studierenden im Crosslaufen im Jahr 2000 gehört haben. Überhaupt haben der USV Jena e. V. und sein Vorgänger die HSG und die Uni einen nicht unwesentlichen Anteil an der Organisation Deutscher Meisterschaften oder gleichwertiger Wettkämpfe in Jena. Die Sporthistoriker können da bis ins Jahr 1922 zurückgreifen, als die Deutschen Hochschulmeisterschaften im Florett und Säbel im Volkshaus stattfanden. Schwimmen als Wettkampfschwerpunkt vermutet man eher nicht in Jena, da es in der über 100jährigen Sportgeschichte der Stadt nicht gelungen ist, hierfür dauerhaft die nötigen Wettkampfstätten zur Verfügung zu stellen. Auch wenn es seit 1937 eine vermessenen 50 m-bahn mit Betonsteg und Startblöcken im Schleichersee gab und hier sogar regionale Meisterschaften stattfanden. Zum Eröffnungswettkampf kam sogar der Europarekordmann im Rückenschwimmen Heinz Schlauch aus Gera, der über 100 m in 1:09,9 Minuten vor Helmut Klipp von den Wasserfreunden Jena (1:13,3) gewann. Trotzdem organisieren der USV und der Hochschulsport am Wochenende zum dritten Mal eine nationale Meisterschaft für Studierende im Schwimmen. Die ersten beiden Auflagen fanden 1935 und 1950 jeweils im Weimarer Schwanseebad statt. In diesem Jahr finden die Deutschen Hochschulmeisterschaften im Schwimmen in Erfurt statt, und die Uni Jena tritt als Organisator auf waren die Schwimmwettkämpfe Bestandteil von Meisterschaften in mehreren Sportarten. Der größte Wettkampf fand in der Leichtathletik statt, dann gab es noch Ausscheidungen im Tennis, das Fußballendspiel um den Studentenmeistertitel und wie gesagt, die Schwimmwettbewerbe. Zahlreiche Spitzenathleten wie Mauermayer, Stöck, Lang, Weinkötz, Wegner sorgten dafür, dass die Leichtathletikwettkämpfe zu einem Höhepunkt wurden. Sie galten auch als eine Art Testwettkampf für die Olympianominierung für Gisela Mauermayer warf mit 46,10 m einen Diskus-Weltrekord, und Gerhard Stöck erreichte eine Weltbestleistung im Fünfkampf mit 3563 Punkten. Das ein Jahr vorher gegründete Institut für Leibesübungen hatte die Organisation in den Händen. Die besten Plätze aus Jenaer Sicht belegten Siegfriede Dempe mit den Sieg im 80 m-hürdenlauf (12,8) und Platz zwei über 100 m (12,9)und Günther Sunderdiek im 800 m- (2:0,08) und 1500 m-lauf (4:13,8) jeweils mit Platz zwei. Im Schwimmen gab es einen Platz zwei in der 3X50 m-staffel im Brust-Schwimmen der Studentinnen. Die 1. DDR-Studentenmeisterschaften organisierte 1950 ebenfalls die Uni Jena mit der HSG, auch in Weimar. Für Jena holte damals der Spitzenschwimmer Gerhard Giera je eine Goldmedaille über 100 m Schmetterling (1:15,2) und 200 m Brust (2:52,2). Im Kunstspringen gewann Karl Poller. Edith Hüther wurde Zweite im Kunstspringen. Drei 73

74 Bronzemedaillen gab es für Jena in den Staffelwettbewerben. Die Jenaer Mannschaft kam insgesamt ebenfalls auf Platz drei in der Hochschulwertung. Solche Erfolge sind vom Mai 2013 in Erfurt kaum zu erwarten. Die Jenaer Uni-Schwimmer 1950 im Weimarer Schwanseebad; links als Delegationsleiter Gerhard Rauschenbach, hinten Mitte Karl Poller und zweiter von rechts Felix Rübsam. 74

75 Flussbäder als wichtigste Badeorte Thüringische Landeszeitung 29. August 2013 Nr. 352 Jena galt von jeher nicht als Schwimmerhochburg. Es hatten sich zwar bereits 1817, im Zusammenhang mit dem Aufbau eines Turnplatzes für die Burschenschaften, die Professoren Georg Kieser und Heinrich Luden für die Einführung des Schwimmunterrichts eingesetzt, was aber auf Grund des Verbots der Burschenschaften zu den Akten gelegt wurde gab es eine Bewerbung eines Christoph Naumann bei der Universität, der Lehrer der Schwimmkunst in Halle war, um die Genehmigung zur Errichtung einer Badeanstalt und der Erteilung von Schwimmunterricht für Studierende. Da die Uni aber keinerlei finanzielle Verpflichtungen übernehmen wollte, verzichtete er auf das in Aussicht gestellte Privileg kam es dann zu Errichtung einer Universitäts-Schwimmund Badeanstalt am Eisrechen, mit dem ersten Schwimmlehrer Herrn Kettenbeil aus Quedlinburg. Die Flussbadeanstalten, von denen es in der Folge bis zu fünf Stück gab, wenn man Lobeda und Burgau mit einbezog, waren dann viele Jahre die wichtigsten Bademöglichkeiten für die Jenaer Bevölkerung. Daran änderte auch die Eröffnung des Volksbades nichts, welches vor allem mit Mitteln der Zeiss-Stiftung errichtet wurde. In den 1930er Jahren kam ein Freibad in den Kiesgruben der Firma Schleicher, das vorher schon als Militärbadeanstalt genutzt wurde, hinzu. Eine Alternative gab es für die Bürger Jenas, denen es vor allem darauf ankam, sich in lockerer Kleidung oder gar unbekleidet an der frischen Luft zu bewegen. Das waren die zwei Luftbäder, die Jena am Forst und unterhalb des Fuchsturmes besaß. Diese waren um 1900 im Zuge der Reformbewegung entstanden, die fast alle Bereiche des Lebens erfassten. Von Schulreformen, zur Kleidung bis hin zum Bau von Gartenstädten, wie die Heimstätten im Ziegenhainer Tal, wurden die alten noch aus dem Feudalismus tradierten Lebensformen durch neue ersetzt wurde in Jena der Naturheil Verein, der dem 1889 in Berlin gegründeten Deutsche Bund der Vereine für Gesundheitspflege und arzneilose Heilweise, angehörte, gegründet hatte dieser Bund etwa 900 Ortsvereine mit fast Mitgliedern. Durch Kauf und Pacht erwarb der Jenaer Verein das Gelände unterhalb des Jenaer Forsts und am Ziegenhainer Oberweg. Es wurden neben Liegewiesen auch Sportplätze für Faustball, Tennis, Tischtennis, Duschbereiche für Damen und Herren, eine eingezäunte Freikörperkultur-Abteilung, Kinderspielmöglichkeiten und vieles anderes in Eigenarbeit errichtet. Die Luftbäder standen nicht nur den Vereinsmitgliedern, sondern der Jenaer Bevölkerung gegen ein kleines Eintrittsgeld zur Verfügung. In den 1920er Jahren verlor die Naturheilkunde insgesamt an Popularität beim Machtantritt der Nationalsozialisten wurde die Deutsche Lebensreform-Bewegung gleichgeschaltet und ging in der Reichsarbeitsgemeinschaft der Verbände für naturgemäße Lebens- und Heilweise über. 1945/46 wurden die Naturheil Vereine, auch in Jena enteignet, nach strenger politischer Kontrolle, dann aber als Sparte im Kleingartenverein weitergeführt. PD Dr. Gerhard Kirchner, dessen Vater zu den Hauptakteuren des Jenaer Naturheil Vereins gehörte, erinnerte sich, dass er als Kind zwei Männer mit langen Ledermäntel im Luftbad gesehen habe, die längere Zeit das Leben und Treiben der Luftbad-Nutzer beobachteten. Nach der politischen Wende 1990 setzte sich Gerhard Kirchner, dessen Verbindung zum Luftbad weit in seine Kindheit zurückreichte, mit acht ehemaligen Mitgliedern für eine Wiedergründung des alten Vereins ein, was unter der Bezeichnung Prießnitz Verein Jena e. V. gelang. Mit der Namensgebung bezogen sie sich auf einen der ideellen Väter der Lebensreform-Bewegung, Vincenz Prießnitz. Prießnitz wurde 1799 in Gräfenberg 75

76 bei Freiwaldau in Österreichisch-Schlesien geboren. Er war Landwirt und autodidaktischer Naturheiler, der als einer der Begründer der Kaltwasserkur in Österreich und Deutschland gilt. Mit Unterstützung von Forschungsprojekten an der Uni, Studenten und Mitarbeitern des Sportinstituts sowie mit Fördergeldern gelang es Kirchner, den Verein wieder auf über 100 Mitgliedern zu bringen. Umfangreiche Verpflichtungen in Lehre und Forschung haben Ende der 1990 Jahre dazu geführt, dass er sein Ehrenamt aufgeben musste. Heute findet man den Jenaer Prießnitz-Verein e. V. mit folgenden Sportarten - Fußball, Tischtennis, Yoga - im Internet. Die Mitglieder der Sparte Luftbad Anfang der 1950er Jahre. Gerhard Kirchner 3. von rechts ordere Reihe. 76

77 Im Schnelldurchlauf zum Lehrer Thüringische Landeszeitung 15. August 2013 Nr. 350 Bei der Wiederaufnahme des Lehrbetriebs des Sportinstitut an der Uni Jena im Jahre 1951 unter dem Namen Institut für Körpererziehung stand Anfangs vor allem die Ausbildung von Neulehrern auf der Tagesordnung. Nach Kriegsende 1945 waren in den Schulen alle Lehrer mit Verbindungen zum Nationalsozialistischen Regime entlassen worden. Da die Leibesübungen als besonders systemnah galten, betraf dies fast 100% der Turn- und Sportlehrer. Um die Lücken zu schließen wurde 1950 der erste Lehrgang zur Ausbildung von Neulehrern für die Körpererziehung ausgeschrieben. Voraussetzungen für die Teilnahme waren u. a. das Vorhandenseins eines Berufsabschlusses, politische Zuverlässigkeit gegenüber der jungen DDR und sportliche Vorkenntnisse, meist in Form eigener sportlicher Tätigkeit. Innerhalb von drei bis vier Monaten konnte ein Abschluss erworben werden, der zum Einsatz in der Schule als Lehrer berechtigte. Über den zweiten Lehrgang zur Ausbildung von Sportlehrern an höheren Schulen, der am 1. November 1950 feierlich eröffnet wurde, gibt es im Universitätsarchiv einen umfangreichen Bericht. Die Eröffnung wurde politisch hoch angesiedelt. Sie fand im Plenarsaal der Stadt im Beisein des Oberbürgermeister Dr. Johannes Herdegen, des Dekans der Pädagogischen Fakultät, Prof. Dr. Karl Schrader, des Vertreters des Thüringer Ministerpräsidenten für Jugendfragen Rudi Raab, des Vertreters der Thüringer Volksbildungsministerin, Alfons Genatowski und weiterer politischer Amtsträger statt. Von den 84 Lehrgangsteilnehmern, davon 32 Frauen, waren 55 von einem Volkseigenen Betrieb oder einer Schule und 27 vom Deutschen Sportausschuss delegiert worden. 42, also ca. die Hälfte gehörten der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) an, 12 der Liberaldemokratischen Partei (LDPD) und fünf der Christlich demokratischen Partei (CDU). Außer einer umfangreichen sportpraktischen Ausbildung, die täglich bis zu zwei Übungseinheiten vorsah, gehörte eine breite politische Schulung. So kann man in dem Bericht lesen, dass folgende gesellschaftliche Aktivitäten geplant waren: Die Besichtigung der Betriebe Zeiss und Schott; die Durchführung von Schulungen im Parteilehrjahr (SED) und im FDJ-Lehrjahr sowie die Teilnahme des gesamten Lehrgangs an der Pieckfeier (Ministerpräsident der DDR) in einer Jenaer Schule. Die 100% Mitgliederwerbung für die Freie Deutsche Jugend und die Deutsch Sowjetische Freundschaft (DSF) stand ebenfalls im Plan, wie die Bildung eines Friedenskomitees und die Ausgestaltung einer Friedensfeier und vieles andere. Die Lehrgangsteilnehmer wurden als Studenten an der Universität immatrikuliert und bekamen alle Rechte und Pflichten eines Studenten. Als Sondervergünstigung erhielten sie in der Mensa eine Zusatzverpflegung, da sie als Sportler erhöhten körperlichen Belastungen ausgesetzt waren. Die Direktorin des Sportinstituts, Elli Tetschke, schrieb im Abschlussbericht, dass 79 das Lehrgangsziel erreicht hatten, davon eine Studentin, Lotte Berger mit der Note sehr gut. 37 Mal wurde die Abschlussnote gut, 37 Mal befriedigend und vier Mal genügend vergeben. Insgesamt sind vier Kurzlehrgänge für Sportlehrer in Jena nachgewiesen. Ab 1952 fanden, ähnlichen wie bei anderen Fächern, keine Neulehrerausbildung in dieser Form mehr statt. Es hatte sich gezeigt, dass innerhalb kürzester Zeit die im Schnelldurchlauf ausgebildeten Lehrer die Schulen wieder verließen und in ihre alten Berufe zurück gingen oder politische Karrieren einschlugen. Bei den 77

78 Sportlehrern kann man allerdings feststellen, dass ein Teil der Neulehrer später noch mal in der regulären Ausbildung als Sportstudenten auftauchen oder über ein Abendstudium vollwertige Lehrerexamen erreichten. Die Teilnehmer des II. Kurzlehrganges beim Gruppenbild am Seiteneingang zum Uni-Hauptgebäude. 78

79 Gründungsmitglied der HSG Thüringische Landeszeitung 3. Januar 2013 Wolfgang Gutewort verstarb am 29. Dezember 2012 bei seinen Kindern in Fehrenbach wurde er als Sohn eines Fabrikanten in Apolda geboren. Schon als Schüler war er sportlich sehr aktiv und gehörte zur Turnauswahl Thüringens, die regelmäßig in der Jenaer Muskelkirche Trainingslager durchführte. Damals reifte sein Wunsch, später hier als Sportlehrer zu arbeiten. Sein Abitur konnte er nicht vollenden, da er vor Kriegsende noch zu einem Panzerpionierbataillon eingezogen wurde. Nach kurzer amerikanischer Gefangenschaft begann er in Apolda als Laborjungwerker in einer chemischen Fabrik nutzte er einen Sonderlehrgang für Kriegsteilnehmer, um das Abitur abzulegen. Danach bewarb er sich in Jena zum Studium. Aus bürgerlicher Familie kommend, war dies ziemlich aussichtlos, da er aber damals CDU-Mitglied geworden war, bekam er einen Platz in der Fachrichtung Naturphilosophie und Religionswissenschaft ließ Wolfgang Gutewort sich auf Chemie und Physik umschreiben. Ab Herbst 1948 wurde er Hilfsassistent für Gerätturnen beim ersten Ausbildungsjahrgang für Grundschullehrer unter Leitung von Walter Wurzler gehörte er als Spartenleiter Turnen/Gymnastik zu den Gründungsmitgliedern der HSG Jena, dem Vorläufer des USV Jena e. V. Bei Uni-Meisterschaften und auf Landesebene konnte er vordere Plätze in der Leichtathletik, im Gerätturnen, im Rudern und Volleyball erringen. Mit einem dritten Platz am Seitpferd bei der 1. DDR-Studentenmeisterschaften im Gerätturnen 1950 schaffte Gutewort sogar den Sprung in die Hall of Fame des Universitätssports. Neben dem Studium der Naturwissenschaften schrieb er sich auch noch für Körpererziehung ein und war als Lehrkraft bei der Sportlehrerausbildung, besonders im Turnen, tätig legte Wolfgang Gutewort seine erste Lehrerprüfung in Fächern Physik, Chemie und Köpererziehung ab und erhielt eine Anstellung als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Körpererziehung. Das Jahr 1958 kann man als Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere ansehen, als er erstmals eine Vorlesung zur Bewegungslehre hielt. In dieser Zeit stellte er auch seine Abschlussarbeit bei Prof. Dr. Kurt Meinel an der DHfK in Leipzig fertig. Gutewort gehörte zu den ersten Promovenden am Institut für Körpererziehung Jena (1962). Seine Habilitation (1969) zum Thema Digitale Kinemetrie stand schon ganz im Zeichen seiner Spezialisierung als Biomechaniker. In der Zeit zwischen der Dissertation und der Habilitation gelang es ihm, die Biomechanik in Jena als Wissenschaftsdisziplin zu etablieren. Die Biomechanik kann man als die Disziplin der Sportwissenschaft in Jena ansehen, die ganz entscheidend die weitere Entwicklung des Instituts prägte und zur nachhaltigen wissenschaftlichen Reputation der Jenaer Sportwissenschaft beitrug. Bereits 1967 wurde Wolfgang Gutewort Mitglied des Präsidiums des Weltrates für Körperkultur und Gesundheit der UNESCO und des Präsidiums der International Society on Biomechanics erhielt er die Berufung zum ordentlichen Professor für Naturwissenschaftliche Grundlagen des Sports in Jena. Nach ersten Forschungserfolgen im Turnen hatte Gutewort eine Forschungsgruppe aufgebaut, die sich dem Rennrodeln und später auch dem Bobsport widmete. Zwischen 1972 und 1988 hatten dieses Team Anteil an 13 olympischen Gold-, neun Silber- und acht Bronzemedaillen erhielt Wolfgang Gutewort für seine erfolgreiche Forschungsarbeit den Nationalpreis für Wissenschaft und Technik wurde Prof. Dr. Gutewort wissenschaftlich und politisch positiv evaluiert, so dass er seine Lehrtätigkeit bis zur Emeritierung im August 1992 fortsetzen konnte. Mit über 280 Publikationen und Forschungsberichten, mit der Betreuung von ungezählten 79

80 Examens- und Diplomarbeiten, mehr als 30 Doktoranden und 10 Habilitationsgutachten hat er ein Stück Wissenschaftsgeschichte des heutigen Instituts für Sportwissenschaft geschrieben. Vier Lehrstuhlinhaber in Deutschland und Österreich kamen aus seiner Schule. Bis zu seinem Tode gehörte er im zum USV Förderkreis. Die Beisetzung von Prof. Dr. Wolfgang Gutewort findet am Freitag, den 4. Januar 2013 auf dem Jenaer Nordfriedhof statt. Ihm zu Ehren initiieren seine Kinder eine Wolfgang-Gutewort-Stiftung für besondere wissenschaftliche Leistungen von Studentinnen und Studenten auf dem Gebiet der Biomechanik. Wolfgang Gutewort mit Kollegen des jungen Sportinstituts um 1951 bei einem Sportfest im Stadion ( v. r. Hörst Götze, Fritz Ritter, Wolfgang Gutewort, Paul Dern). 80

81 Ladies first: Anfang mit Elly Tetschke Thüringische Landeszeitig Nr. 322 Zum 1. Januar 1951 wurde die Eröffnung eines Instituts für Körpererziehung an der Friedrich-Schiller-Universität von der Thüringer Landesregierung offiziell bestätigt. Als kommissarische Direktorin wurde Elli Tetschke ausgewiesen, die bereits am 1. November 1950 die Leitung des zweiten Kurzlehrganges für die Ausbildung von Neulehrern für das Fach Körpererziehung (Sport) ebenfalls in Vertretung übernommen hatte. Sie wird bis 28. Februar 1958 Direktorin bleiben, als sie nach langen zähen Verhandlungen freiwillig an die Universität Halle geht. Jahre vorher hatte ein Teil der Mitarbeiter des Instituts unter Leitung Tetschkes ersten Oberassistenten, Georg Buschner gegen ihre Amtsführung geputscht. In der Geschichte der Jenaer Sportwissenschaft war sie bis heute die einzige Direktorin überhaupt. Selbst auf der Ebene der Lehrstühle ist es bis heute noch keiner Frau gelungen, Fuß zu fassen. Lediglich Frau Johanna Hübscher konnte mit dem Titel einer apl. Prof. außerplanmäßigen Professorin die Männerphalanx durchbrechen. Auch deutschlandweit sind kaum Frauen als Direktorinnen von Sportinstituten bekannt. Elly Tetschkes Amtszeit stand von Beginn an unter einem ungünstigen Stern in Breslau geboren, wuchs sie bei Pflegeeltern auf, schaffte die Mittelschule und erhielt eine Ausbildung als staatliche Schwimmmeisterin heiratete sie den Bahnobersekretärs Max Tetschke, der in Saarbrücken ein bekannter Sportler und Trainer war. Unter seinem Einfluss schloss sie sich den Turnern an, die damals noch nach ihrem Verständnis auch das Schwimmen zu ihrem Sportartenkanon zählten. Hier konnte sie ihr Talent entwickeln. Sie wurde u. a. schlesische Landesmeisterin im Schwimmen, Springen und Tauchen und erhielt dafür 1929 die Ehrennadel der Deutschen Turnerschaft. Im gleichen Jahr wurde sie doppelte Deutsche Meisterin der Deutschen Turnerschaft im Schwimm-Mehrkampf und im 40-Meter-Streckentauchen. Als sogenannte Halbjüdin verlor sie nach dem Machtantritt durch die Nationalsozialisten 1933 ihre Anstellung als leitende Schwimmeisterin in Wünschelburg wurde sie zur Zwangsarbeit als Näherin und später zur Müllabfuhr in Breslau eingezogen. Kurz vor Kriegsende 1945 gelang ihr die Flucht aus einem Transport zum Konzentrationslager Groß-Rosen. Gemeinsam mit ihrem Mann versteckte sie sich bis zum Kriegsende in Breslau und schloss sich einer kommunistischen Widerstandsgruppe an. Fast folgerichtig trat sie nach der Zwangsaussiedlung aus Breslau in Erfurt angekommen der KPD bei legte sie das Abitur ab und begann ein Neulehrerstudium an der Pädagogischen Fachschule in Erfurt und bekam im Juni einen Studienplatz an der Jenaer Uni. Neben dem Studium als Grundschullehrerin bei Peter Petersen engagierte sie sich im Studentenrat und VVN-Organisation (Verfolgte des Nazi Regimes), für die sie im Stadtparlament als Abgeordnete tätig war. Im Sommersemester 1950 erhielt sie erstmals eine Hilfsassistentinnenstelle im Wahlfach Schwimmen am in Gründung befindlichen Institut für Körpererziehung. Zum Zeitpunkt ihrer Einsetzung als kommissarische Direktorin war sie offiziell noch Schulamtsanwärterin an der Westschule. Ihre rückwirkende Anstellung zum 1. November erfolgte als wissenschaftliche Assistentin und kommissarische Leiterin des Institutes für Körpererziehung. Der bis dahin vor allem in der Sportlehrerausbildung schon seit 1946 aktive Walter Wurzler, war zu diesem Zeitpunkt in der falschen Partei (Liberaldemokratische Partei) um als Direktor eingesetzt zu werden. Seit 1947 hatte er sich auch nicht mehr um eine führende Funktion bemüht. Damals gab es eine Kündigungswelle an der Uni, bei der ehemalige Offiziere der Wehrmacht und anderer militärischer Einheiten entlassen wurden. Wurzler wurde auf den 81

82 Verdacht hin, mal Offizier gewesen zu sein, gekündigt. Nur auf Grund des persönlichen Einsatzes von Peter Petersen wurde Wurzler als Hilfsarbeiter am Pädagogischen Institut wieder eingestellt. Seine Wehrmachtkarriere, die lediglich bis zum Dienstrang eines Leutnants reichte, war zum damaligen Zeitpunkt nicht nachweisbar. Wäre allerdings herausgekommen, dass er im März 1945 von der SS zu einer Wehrwolfaktion abgestellt worden war, hätte er zumindest an der Uni keine Überlebenschance gehabt. Daher überließ er Elly Tetschke gerne den Vortritt bei der Institutsleitung, obwohl er damals bereits die Stelle eines Dozenten innehatte. Wortwörtlich Aufbauhelfer der letzten Jahre des heutigem Instituts für Sportwissenschaft waren Elly Tetschke (links) und Walter Wurzler (rechts), hier 195oder 52 bei einem Arbeitseinsatz, beim Bau der Sportplätze hinter der Muskelkirche. 82

83 In drei Monaten zu einem Fachabschluss Thüringische Landeszeitung 21. März 2013, Nr. 330 Das zum 1. Januar 1951 gegründete Institut für Körpererziehung gehörte zur damals existierenden pädagogischen Fakultät. Es hatte seinen Sitz in der Muskelkirche, wo es sich allerdings die Räume noch mit der Fakultät teilen musste. Die Ausbildung von Lehrern für das Fach Körpererziehung (heute Sport) war die zentrale Aufgabe des neuen Instituts, die in zwei Ausbildungsformen realisiert wurde: Ein dreijähriges Einfach-Direktstudium und Kurzlehrgänge für Neulehrer, die bereits an der Schule tätig waren. Diese wurden in ca. drei Monaten zu einem Fachabschluss geführt. Diese Lehrgänge waren dringend nötig, um den Mangel an Sportlehrern zu beseitigen. Nach 1945 waren alle politisch belasteten Lehrer entlassen worden. Die Sportlehrer betraf dies besonders, da diese in der Zeit des Nationalsozialismus eine starke Systemnähe hatten und meist in der NSdAP oder einer Unterorganisation, z. B. im Sport tätig gewesen waren. Der erste Lehrgang fand bereits 1948 in Jena statt. Über den zweiten Lehrgang berichtet die amtierende Direktorin Elly Tetschke, dass dieser vom 1. November 1950 bis 15. Februar 1951 unter ihrer Leitung stattgefunden hatte. Als Abschlussnoten wären vergeben worden: Einmal die Note sehr gut (Lotte Berger), 37 x gut, 37 x befriedigend und 4 x genügend, dass heißt, 79 Teilnehmer schafften einen Abschluss und konnten im Schuldienst als Sportlehrer eingesetzt werden. Dafür standen nur ganz wenige Mitarbeiter zur Verfügung. Neben Elly Tetschke, waren dies der Peter Petersen Schüler Walter Wurzler, der nach 1945 mit dem Aufbau der Sportlehrerausbildung begonnen hatte und Hildegard Nußbaumer. Dazu kamen die Hilfsassistenten Georg Buschner, Horst Götze und Wolfgang Gutewort. Nach Studienbuch von Karl-Heinz Peters aus Kahla hatte er im ersten Studienjahr bei Walter Wurzler - Methodik der Körpererziehung, Jiu-Jitsu, Volley-, Faust- und Korbball und Gerätekunde; bei Hildegard Nußbaumer - Leichtathletik; bei Elly Tetschke - Geschichte der Körperkultur (Proseminar), Rudern und Schwimmen und bei Georg Buschner Basketball. Dazu kamen Sporthygiene, Massage, Anatomie und Physiologie, die von Medizinern mit Lehrauftrag unterrichtet wurden. Hildegard Nußbaumer wurde 1911 in Jena geboren. Nach Ihrer Schulausbildung wurde sie von als technische Lehrerin u. a. im Turnen, Schwimmen und Handarbeit an der Ida-Stiftung und am technischen Seminar Eisenach ausgebildet und anschließend bis 1934 als Wanderlehrerin (Springerin) an Volksschulen in und um Jena eingesetzt. Nach einer Ausbildung als staatlich geprüfte Gymnastiklehrerin konnte sie 1935 ihr Referendariat an der Reichsschule für Leibesübungen des Reichsnährstandes in Neuhaus absolvieren kam sie in den Schuldienst. Da Nußbaumer als politisch unbelastet galt, konnte sie vorbehaltlich der Zustimmung des Landesamtes für Volksbildung, an der Erziehungswissenschaftlichen Anstalt der Universität für Turnunterricht, Werkunterricht und Hauswirtschaftslehre in der schulpraktischen und technischen Ausbildung der zukünftigen Lehrer eingestellt werden... Ihr Chef wurde Prof. Peter Petersen. Ab Herbst 1946 durfte sie sich Fachdozentin nennen wurde Hildegard Nußbaumer zusätzlich Lehrerin für Leibesübungen an der Fakultätsschule und erhielt einen Lehrauftrag für Körpererziehung. Mit der Gründung des Instituts für Körpererziehung wurde sie, ebenso wie Wurzler, übernommen. Mit diesen wenigen Lehrkräften musste Elly Tetschke die Ausbildung der Sportlehrer, damals drei Seminargruppen mit zusammen ca. 50 Studentinnen und Studenten organisieren. Eine spürbare Entlastung gab es mit dem Abschluss des ersten Matrikels, das 83

84 1949 eine Grundschullehrerausbildung begonnen hatte. Von den etwa 15 Absolventen blieben 10 als Lehrkräfte am Institut. Dazu gehörten: Wolfgang Timpel, Manfred Dressler, Manfred Gerbert, Artur Raubold, Erich Leitel, Hilde Zimmermann, Hans Greiner-Well, Werner Kühnert und Rolf Kunze. Weitere Sportlehrer wurden an der Universität in der Abteilung studentische Körpererziehung eingestellt, die aber nicht zum Institut gehörte. Dies ist aber eine andere Geschichte. Aus dem Fotoalbum der damaligen Studentin Ruth Scheuch stammt ein Foto vom 1. Mai 1951, rechts ist Elly Tetschke zusehen, in der Mitte Hildegard Nußbaumer und links die Frau des Rektors, Prof. Dr. Otto Schwarz, die am Institut für Körpererziehung zeitweilig Gymnastik unterrichtete. 84

85 Scharfenbergs Volleyballverrückte Thüringische Landeszeitung 19. September 2013 Nr. 355 Die im Beitrag 350 beschriebenen Kurzlehrgänge zur Neulehrerausbildung, waren eine Möglichkeit, um ohne Abitur zu einem Hochschulstudium zu kommen. Eine zweite Variante war der Besuch eines Lehrerbildungsinstituts, die schon 1946 vor allem zur Ausbildung von Grundschullehrern eröffnet wurden. Einer der berühmtesten Absolventen des heutigen Sportinstituts, der über ein Lehrbildungsinstitut seine Karriere begonnen hatte, ist neben der Legende Dr. Paul Dern der langjährige Trainer des FC Carl Zeiss und der Fußballnationalmannschaft Georg Buschner. Ein Absolvent des Sportinstituts, der postum zu Ehren kam, ist Otto Scharfenberg. Er begann, wie Buschner seine Lehrerlaufbahn am Lehrebildungsinstitut in Meiningen-Dreißigacker. Scharfenberg, 1930 in Schweina bei Bad Salzungen geboren, gehörte zu der Generation, die durch den II. Weltkrieg ( ) keine vollwertige Schulausbildung erhielt. Nach Kriegsende wollte er als Jugendlicher erst mal seine Eltern finanziell unterstützen, da deren Wohnhaus und die Werkstatt des Vaters durch Bomben stark beschädigt worden waren. Er arbeitete deshalb bei einem Landwirt, bevor er die Schule Ende der 1940er Jahre fortsetzte und nach einem zweiten Anlauf das Abitur 1950 ablegte. Sein Wunsch, Sportlehrer zur werden, konnte er anfangs nicht weiter verfolgen, da er als Handwerkersohn kein Stipendium bekam. Also bewarb er sich erfolgreich in Dreißigacker zur Grundschullehrerausbildung. Voraussetzung war, dass er sich vorher gesellschaftlich bewährt hatte. Er war zum Beispiel der Gesellschaft für Deutsch- Sowjetische Freundschaft (DSF) in Bad Salzungen beigetreten, und hatte aktiv mitgearbeitet. Auch in Dreißigacker bekam er kein Stipendium, da die Eltern einen Jahresverdienst von mehr als 3.000,- Mark und ein Privatvermögen, zu dem auch das reparierte Haus zählte, von mehr als ,- hatten. Die Ausbildungszeit war aber deutlich kürzer. Nach Abschluss der Grundschullehrerausbildung und kurzzeitigem Einsatz als Lehrer war seine zweite Bewerbung am Institut für Pädagogik in Jena erfolgreicher konnte er das Studium in der Fächerkombination Körpererziehung-Biologie aufnehmen. Auf Grund seines gesellschaftlichen Engagements an der Uni: Wieder in der DSF; in der Freien Deutsche Jugend (FDJ), der er beigetreten war, sowie dem Deutschen Sportausschuss, dem Vorläufer der DDR-Sportorganisation DTSB, bekam er 1950 und 51 eine Art Leistungsstipendium von 300,- Mark pro Jahr. Voraussetzung dafür waren natürlich seine guten Studienleitungen, denen er auch eine Hilfsassistentenstelle verdankte. Sportlich war er in der Leichtathletik (Speerwerfen) aktiv. Außerdem war er Fußballer bei der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) und der Betriebssportgemeinschaft (BSG) in seinem Heimatort Schweina. Da seine engsten Studienfreunde Volleyballverrückte waren, widmete er sich verstärkt dieser Sportart. Er beendete 1953 sein Studium und gehörte damit zu den ersten Matrickeln am Institut für Körpererziehung, die die vollwertige Ausbildung eines Lehrers für die höheren Schulen abgeschlossen hatten. Er bekam dann eine Sportlehrerstelle an der Oberschule in Bad Liebenstein. Dort unterrichtete er Sport und Biologie und später noch Englisch. Wie er zu diesem Fach kam, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Björn Aßmus, der im Rahmen einer wissenschaftlichen Hausarbeit die Biografie von Scharfenberg untersucht hatte, fand keinen Beleg für eine Englischausbildung. Zu seiner besonderen Leidenschaft in Bad Liebenstein wurde der Volleyball, den er an der Schule einführte und eine entsprechende Abteilung in der Schulsportgemeinschaft (SSG) aufbaute. Bereits ein Jahr nach Aufnahme der Tätigkeit als Sportlehrer, 1954, wurde seine Schülermannschaft 85

86 Bezirkssieger. Auf Scharfenbergs Drängen wurde Volleyball als gleichberechtigte Sportart in den Lehrplan-Sport aufgenommen. Die Volleyballer der SSG schlossen sich aus finanziellen Gründen der BSG Medizin Bad Liebenstein an, womit sie einen regelmäßigen Punktspielbetrieb absichern konnten. Ab 1960 trat die von Otto Scharfenberg geführte Volleyballabteilung erstmalig als Organisator eines größeren Turniers in Erscheinung, an welchem Männermannschaften des Bezirkes Suhl teilnehmen konnten. Im gleichen Jahr organisierte er ein Freiluftturnier im Rahmen der DDR-Meisterschaften. Auf Grund der insgesamt guten sportlichen Leistungen der Volleyballer aus Bad Liebenstein, wurde 1961 hier ein Trainingsstützpunkt des Verbandes eingerichtet. Die Volleyballer wurden später der SG Dynamo zugeordnet, wo sie bessere finanzielle Möglichkeiten hatten. Bis zu 150 Kinder und Jugendliche gehörten zeitweilig zu den von Scharfberg trainierten Mannschaften, aus denen auch einige Nationalkader hervorgingen starb er völlig unerwartet im Alter von nur 47 Jahren. Heute ist eines der größten Volleyballturniere in Thüringen nach ihm benannt. Von Otto Scharfenberg (6. v. l.) sind nur wenige Fotos überliefert. Hier von 1951 mit der Uni-Fußballmannschaft. Dr. Lothar Köhler erinnerte sich noch an das Spiel. : In Jena gegen die TH Ilmenau 3:1 um die Thüringer HS-Meisterschaft. Trainer Fischer gibt mir gerade den Auftrag, Tore zu schießen, was ich dann auch zweimal tat. Wenn ich die übrigen richtig identifiziere, sind es von links mein Lauschaer Freund Franz Otto (den ich von der Optikerschule engagiert hatte), Horst Eilhauer, Trainer Fischer, Lother Köhler, Michel, Schorsch Trübner, Manfred Danker, Otto Scharfenberg, Schneider, die beiden anderen fallen mir namentlich nicht ein, dazwischen der Sektionsleiter Rudi Danz (später lange Zeit Leiter der Nervenheilanstalt Hildburghausen). 86

87 Bei den Weltfestspielen gegen die Finnen Thüringische Landeszeitung 11. April 2013 Nr. 333 Die Sportart Volleyball wurde 1895 von William C. Morgan in den USA als volkssportliche Alternative zum Basketball entwickelt. Er nutzte dazu Elemente des Handballspiels und des Tennis. Besonders die starke Verbreitung des Handballs und teilweise des Faustballs in Deutschland verhinderte, dass sich diese neue Sportart in Deutschland durchsetzen konnte. Erst mit der Besetzung durch alliierte Truppen nach dem II. Weltkrieg fand der Volleyball in Deutschland Einzug. In den westlichen Zonen waren es hier vor allem Soldaten der amerikanischen und im Osten die sowjetischen Armee. Für die Entwicklung des Volleyballs in Jena und Thüringen soll u. a. der später bekannte Fußballtrainer Georg Buschner Anregungen aus der Tschechoslowakei mitgebracht haben. Als guter Fußballer und sportpolitischer Parteikader der SED, der seine Ausbildung an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Jenaer Uni erhielt, war er 1948 mit einer Sportlerdelegation in Prag gewesen. Als erster Volleyballlehrer an der Uni taucht dann aber 1950 Walter Wurzler auf, der mit einem Faustball erste Volleyballspiele unter Sportstudenten organisierte. Im Materialbestand der gesamten Universität befanden sich damals überhaupt nur vier oder fünf Bälle. In einem Bericht der kommissarischen Direktorin des in Gründung befindlichen Instituts für Körpererziehung (IfK) berichtete diese im Dezember 1950 über Freundschaftsspiele mit Offizieren der sowjetischen Armee im Volleyball, Basketball und Korbball. Im Juni 1951 fand in ganz Thüringen ein Tag des Volleyballs statt, der vom neu gegründeten Landessportausschuss organisiert wurde. Eine Frauenauswahl Thüringens, bestehend aus Spielerinnen der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) der Uni, trat dabei gegen eine Auswahl Brandenburgs an. Am 15. Juli 1951 wurde die Abteilung Volleyball der HSG, dem Vorläufer des USV Jena e. V. gegründet. Bei den 1. Landesmeisterschaften im Volleyball, die in Turnierform in Weimar durchgeführt wurden, siegte die HSG Männer-Mannschaft mit Baacke, Dressler, Hercher, Wesiger, Buschner, Gröbe, Kunze, Wurzler, Danker und Gutewort. Als erster Sektionsleiter wurde in alten Unterlagen der Student Rolf Kunze bezeichnet. Bei den Akademischen Sommerspielen in Berlin, anlässlich der III. Weltfestspiele im August 1951, trafen Jenaer Studenten im Volleyball sogar auf eine finnische Studentenauswahl. Das Spielergebnis ist nicht überliefert. Im Wintersemester 1951/1952 findet man im Studienbuch von Lothar Köhler folgende Lehrveranstaltungen am IfK: Buschner Sportpolitisches Seminar; Götze Leichtathletik; Wurzler/Tetschke Einführungskurs (Sport); Saueracker Boxen und Seminar für Schwerathletik; Wurzler Judo; Tetschke Schwimmen, Kunstspringen und Tennis; Buschner Geschichte der Körperkultur, Kampfspiele und Volleyball; Gutewort - Geräteturnen, gymnastische Grundschule und Rudern. Hans-Werner Saueracker, der Leiter der neu gegründeten Abteilung studentische Körpererziehung an der Uni, die für den Pflichtsport aller Studenten zuständig war, berichtete im Herbst 1951 in einem Zeitungsartikel, dass alle Studenten der Uni in der ersten Studienwoche an einem Waldlauf teilgenommen hätten und in der zweiten Woche in das Volleyballspiel eingeführt worden wären. Als Hauptproblem bezeichnete er, dass es für 4500 Studierende der Uni nur eine Sporthalle gäbe. Ende November 1951 standen dann die Volleyball-Männer der HSG bei den ersten DDR-Meisterschaften in der Endrunde (H. Backe, G. Buschner, M. Dressler, H. Götze, R. Kunze, W. Wesiger). Sie erkämpften sich in einem Fünf-Satz Spiel gegen die Mecklenburger einen dritten Platz. Auch die Frauenauswahl der HSG Uni war Anfang der 1950er Jahr DDR-Spitze. So konnte sie 1953 bei den DDR-Meisterschaften 87

88 einen dritten Platz belegen. Die ersten Kreismeisterschaften in Jena fanden im Frühjahr 1951 in der großen Halle der Muskelkirche statt. Es beteiligten sich fünf Männer und drei Frauenmannschaften. Die Frauenmannschaft von der BSG Chemie fehlte, da sie als Ländervertretung gegen Brandenburg spielte. Kreismeister wurde bei den Frauen und bei den Männern die HSG. Bildunterschrift: Die frühesten Fotos vom Frauenvolleyball in Jena stammen aus dem Fotoalbum von Ruth Scheuch. Hier die Frauenmannschaft, die bei den ersten Kreismeisterschaften von Jena gewann, mit (hinten von links): Irmgard Geßner, Christa Kuhles, Annemarie Hoffmann und (vorne von links) Ruth Scheuch, Herma Olborth, Marga Werner. 88

89 Platzmangel als Hauptproblem des frühen Hochschulsports Thüringische Landeszeitung 6. Juni 2013 Nr. 340 Mit der Gründung des Instituts für Körpererziehung am 1. Januar 1951 hatte die Uni Jena eine zweite Institution, die sich mit sportlichen Aufgaben beschäftigte. Bereits am 13. April 1949 war die Hochschulsportgemeinschaft (HSG) an der Uni als Betriebssportgemeinschaft (BSG) gegründet worden. Dies erfolgte im Rahmen einer zentral vorgegebenen Neustrukturierung des Freizeit- und Wettkampfsports, vergleichbar mit dem heutigen Vereinssport. Die politische und wirtschaftliche Leitung bei den BSG n lagen bei der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB). Die HSG war anfangs eine relativ kleine Organisation, in der sich besonders sportinteressierte Studentinnen und Studenten zusammengeschlossen hatten, die einen regelmäßigen Trainingsbetrieb aufbauen und sich an gerade entwickelnden Wettkampfsystemen in den verschiedensten Sportarten beteiligen wollten. Bereits 1950 erhielt die HSG dann den Auftrag schrittweise eine Art Pflichtsport, wie er in Jena zwischen 1925 und 1945 schon einmal existiert hatte, zu entwickeln. Aus verschiedenen Gründen musste dieser Versuch scheitern, da weder die nötigen Sportstättenkapazitäten noch die ausgebildeten Sportlehrer oder Übungsleiter vorhanden waren. Das Begründungsmuster für die Einführung des drei- später viersemestrigen Pflichtsport im Jahre 1925 basierte auf Wehrertüchtigungsargumenten. Nach dem verlorenen I. Weltkrieg war Deutschland 1919 mit dem Versailler Vertrag die allgemeine Wehrpflicht untersagt worden. 1950/51 reflektierten die Argumente um die Einführung des Pflichtsports bei Studenten auf der Basis des Sportabzeichens Bereit zur Arbeit und Verteidigung der Heimat, mit dem im sich zuspitzenden kalten Krieg zwischen Ost und West u. a. die Jugend fit gehalten werden sollte. Da die Übertragung dieser Aufgabe an die HSG n nicht funktionierte, wurden mit Beginn des Wintersemesters 1951 Abteilungen für studentische Körpererziehung beim Rektorat an den Hochschulen der DDR gebildet. Pro Woche wurde eine Doppelstunde Sportunterricht auf Seminargruppenbasis für die ersten zwei Studienjahre festgeschrieben. Dafür gab es ein Testat, welches für die Zulassung zum Examen notwendig war. Als erster Leiter dieser Abteilung in Jena wurde Hans Saueracker eingesetzt, der zwei Monate später in einem Zeitungsartikel für die FDJ-Studentenzeitung Forum über die ersten Erfahrungen bei der Einführung des Pflichtsports sinngemäß berichtete. Danach mussten am ersten Sporttag alle Studenten an einem Waldlauf teilnehmen. In der zweiten Woche wurde das Volleyballspiel eingeführt. Die Lehrkräfte und Sportleiter besprachen immer eine Woche vorher den Lektionsentwurf und legten den Unterrichtsverlauf fest. Als Hauptproblem bezeichnete Saueracker, dass es für 4500 Studierende nur eine Sporthalle gäbe. Insgesamt waren fast 20 Lehrbeauftrage und Lehrkräfte im Einsatz. Hans-Werner Saueracker (geb. 1922) stammte aus Arnstadt und hatte eine sportliche Biografie als erfolgreicher Boxer. So wurde er 1939 Thüringer Jugendmeister. Nach dem Krieg trat er 1946 in die KPD ein und erhielt als Arbeiterkind einen Platz an der Vorstudienanstalt der Jenaer Uni. Von studierte er auf Lehramt in Chemie und dann in Körpererziehung und Geographie. Bei der Gründung der HSG wurde er 1949 als zweiter Vorsitzender gewählt, 1950 aber abgelöst erkämpfte sich Saueracker den DDR-Studentenmeistertitel im Boxen, im Schwergewicht. Die SED-Parteileitung der Uni schätzte damals ein, dass er besonders aktiv in der Sportbewegung über die Zonengrenze hinaus war. Wir können Gen. S. als parteiverbunden und klassenbewusst bezeichnen. Ideologische Schwächen sind durch ein bewusstes Studium des Marxis- 89

90 mus-leninismus zu überwinden. Scheinbar scheint er seine Schwächen überwunden zu haben, da er zum , er war noch Student und hatte sein Staatsexamen noch nicht abgelegt, einen Lehrauftrag für Schwerathletik bekam und zum Sportleiter für den obligatorischen Hochschulsport ernannt wurde. Gleichzeitig wurden aus den Reihen der Sportstudenten des ersten Matrikels, aus Lehrkräften des jungen Instituts für Körpererziehung und aus besonders sportlich begabten Studenten Lehrbeauftragte für die verschiedensten Sportarten verpflichtet. Später kamen direkt für diese Abteilung eingestellt Sportlehrer hinzu. Diese Abteilung war damit die dritte Institution an der Uni, die sich mit dem Sport beschäftigte. Hier einige Mitarbeiter der Abteilung studentische Körpererziehung 1951 hinter der Muskelkirche: v. l. Gröbe, Kunze, Keitz, Rauschenbach, Saueracker und Kühnert. 90

91 Schlacht bei Jena verpasst Thüringische Landeszeitung vom 21. August 2014 Nr. 402 Als am 10. August 2014, ein Tag vor dem 236. Geburtstag von Friedrich Ludwig Jahn der Burschen- und Heimatverein Closewitz an der Jahneiche einen Gedenkstein setzte, wurden damit gleich zwei Traditionen aufgenommen, die in der Turn- und Sportbewegung Deutschlands seit über 150 Jahren gepflegt werden, das Setzen von Eichen und von Gedenksteinen für Friedrich Ludwig Jahn. Dass diese Eiche vermutlich gesetzt zu Jahns 150. Geburtstag 1928 auf der höchsten Erhebung des Schlachtfeldes von 1806, wo Napoleon die preußischen und sächsischen Truppen vernichtend geschlagen hatte, überhaupt wieder gefunden wurde, ist Frau Eulenstein von Closewitz zu verdanken, die sich an Erzählungen ihres Vaters darüber erinnern konnte. Dr. Rüdiger Grunow, einer der Akteure des Closewitzer Burschen- und Heimatvereins, war seit längerem auf der Suche, diesen historischen Erinnerungsort ausfindig zu machen. Gesetzt wurde die Eiche von Jenaer Turnvereinen, die ähnlich anderen Vereinen in ganz Deutschland durch solche Aktionen dem Turnvater Jahn gedachten. Eventuell waren sogar die Verbandsmeisterschaften des akademischen Turnbunds, die von der nichtfarbetragenden studentischen Turnverbindung Gothania 1928 in Jena organisiert wurden, der Hintergrund dafür. Die Jahneiche geriet aber in Vergessenheit, und erst 1952 erhielten Jenaer Sportstudenten einen Tipp über diesen Traditionsort. Sie wollten gerne zum 100. Todestag von Jahn eine Aktion starten. Tippgeber war Napoleon höchstpersönlich, in dessen Uniform Walter Lange, der Gastwirt der Gaststätte Grüner Baum zur Nachtigall in Cospeda seit Mitte der 1920 Jahre manchmal schlüpfte. Er hatte die Pflanzaktion der Jahneiche 1928 verfolgt. Mit seinem kleinen Museum, hielt er das Andenken an die große Schlacht, bei der zusammen fast Soldaten und Zivilisten ums Leben kamen, wach. Er erzählte Gerhard Rauschenbach davon, der damals als Vorsitzender der Hochschulsportgemeinschaft (HSG, heute USV Jena e. V.) tätig war. Gemeinsam mit dem Assistenten des Sportinstituts, Georg Buschner, der die Sportgeschichtsvorlesungen hielt, wurde die Idee eines nächtlichen Fackelzuges von der Muskelkirche zur Jahneiche bei Closewitz geboren und am 15. Oktober 1952 realisiert. Auf einer Holztafel, die die Sportstudenten an der Eiche anbrachten, konnte man den verkürzten Ausspruch von Jahn lesen: Deutschland, wenn es einig mit sich, als Deutsches Gemeinwesen, seine ungeheuren, nie gebrauchten Kräfte entwickelt, kann einst der Begründer des ewigen Friedens in Europa, (der Schutzengel der Menschheit) sein! Wer den Spruch aussuchte, ist nicht überliefert, er passt aber sogar in die heutige Zeit. Für 1952, als im Osten Deutschlands tiefster Stalinismus herrschte, ist die Wahl dieses Spruches bemerkenswert. Sicher wurde er von der Institutsdirektorin Elly Tetschke, eine anerkannte Verfolgte des Naziregimes (VVN), abgesegnet. Dass sie dabei war, ist auf Fotos von 1952 erkennbar. Mit der Steinsetzung bei Closewitz hat jetzt Jena vier Gedenkorte für Friedrich Ludwig Jahn: Eine Sporthalle, eine Straße, eine Eiche und einen Gedenkstein. Welche Beziehungen hatte er zu Jena: Nach dem verstorbenen Prof. Dr. Siegfried Melchert aus Potsdam weilte Jahn schon als 20-Jähriger 1798 zum ersten Mal, wohl unter falschen Namen, in Jena. Zwischen 1801 und 1807 hat es längere Aufenthalte von ihm in Jena gegeben, weil er sprachwissenschaftliche Studien in der Uni-Bibliothek betrieb, die in mehreren Veröffentlichungen, wie die Bereicherung des hochdeutschen Sprachschatzes, des Denkbuchs für Deutsche und im Deutschen Volksthum mündeten. Die Schlacht bei Jena verpasste er, da er als Kurier im preußischen Regierungsauftrag unterwegs war. 91

92 Einen Tag später, am 15. Oktober, als er davon erfuhr, soll er über Nacht ergraut sein. 1815, bei der Gründung der Urburschenschaft in Jena wurde die Burschenschaftsordnung, die einst Jahn erarbeitet hatte, Grundlage für die verabschiedeten Entschließungen. 1816, bei der Errichtung des ersten Jenaer Universitätsturnplatzes im Paradies wurden seine Schüler Hans Ferdinand Maßmann und Christian Dürre mit der Leitung des Turnplatzes beauftragt. Im gleichen Jahr erhielt Friedrich Ludwig Jahn die Ehrendoktorwürde der Jenaer Universität für seine patriotischen und sprachwissenschaftlichen Verdienste. Auf das weitere Leben und Wirken von Jahn kann hier nicht eingegangen werden. Spätestens nach seinem Tode 1852 gelangte er als Vater der Turnbewegung zu voller Anerkennung. Seine Vorstellungen von der Deutschen Turnkunst sind im heutigen Turnbetrieb noch wiederzufinden, ebenso grundlegende, von Jahn eingeführte Begriffe und Bezeichnungen, die Eingang in die wissenschaftliche Terminologie des Geräteturnens gefunden haben. Am 31. Mai 2013 wurde Jahn in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Noch in den 1950er Jahren verteilte Napoleon Autogrammfotos. 92

93 Studentensport wurde zur Wahlpflicht Thüringische Landeszeitung Nr. 360 In mehreren Beiträgen unserer Serie sind wir ausführlich auf die über 100jährige Geschichte des Instituts für Sportwissenschaft eingegangen. Nach dem II. Weltkrieg begann erst in den frühen 1950er Jahren dessen struktureller Neuaufbau und eine Profilierung, die sich bis in die heutige Zeit auswirkte. Wichtige Akteure waren über den zweiten Bildungsweg zum Studium gekommen. So auch der kürzlich im Alter von 93 Jahren verstorbene Dr. Erich Blum. Er stammt aus Zella-Mehlis, wo er 1919 geboren wurde. Sportlich war er als Schüler und Jugendlicher im Handball und Wintersport aktiv. Er erlernte den Beruf eines Maschinenbauers, den er aber nur kurzzeitig ausführen konnte, da er zum Krieg eingezogen wurde. Bei Kämpfen in Afrika unter Generalfeldmarschall Rommel kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft und in die USA. Erst 1947 kehrte er zurück. Nach kurzer beruflicher Tätigkeit erhielt er einen Platz an der Vorstudienanstalt der späteren Arbeiter- und Bauernfakultät (ABF) der Uni Jena wurden solche Fakultäten an den Hochschulen der DDR gegründet, die als eigenständige Einheiten existierten. An ihnen sollten besonders Arbeiter- und Bauernkinder die Hochschulreife erhalten. In einem zwei- bis dreijährigen Studium wurden sie bis zum Abitur geführt, hatten aber die gleichen Rechte wie Studenten. Nach Abschluss dieser Ausbildung wurde ihnen ein direkter Zugang zu einem Hochschulstudium gesichert. Erich Blum entschied sich für ein Studium am Institut für Körpererziehung. Als Parteikader nahm er schon als Student Einfluss auf die Institutsentwicklung. So berichteten Mitstudenten, dass er bei den Arbeiterunruhen am 17. Juni 1953 mit anderen Studenten aus der Waffenkammer am Institut Kleinkaliberkarabiner holte, um das Institut, welches damals als rote Hochburg galt, mit der Waffe gegen die Konterreaktionäre zu verteidigen. Sie hatten allerdings nicht mal Munition für ihre Waffen. Nach Abschluss des Studiums wurde Erich Blum von der damaligen Direktorin Elli Tetschke als Assistent am Institut für Körpererziehung (IfK) angestellt. Im Wintersemester 1953/54 erhielt er den Auftrag die Sektion Wintersport in der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) wiederzubeleben. Er wurde als Sektionsleiter bestimmt. Hans Weckel wurde Übungsleiter für Männerlanglauf und Lothar Köhler für Frauenlanglauf und den Alpinen Skisport. Zusätzlich war Erich Blum am Aufbau der Wintersport-Fachschaft am IfK, welche für die Lehrerausbildung zuständig war, aktiv. Außerdem war er Übungsleiter im Volleyball, wo er schon an der ABF spielte. Am Gewinn der Bronzemedaille der Studentinnen bei den DDR-Meisterschaften im Volleyball hatte er als Übungsleiter einen nicht unwesentlichen Anteil. Als Mitte der 1950er Jahre am IfK junge Assistenten die Direktorin stürzen wollten, stand er zeitweilig auf deren Seite. In einem zehnseitigen Parteibericht, der bei der Staatssicherheit landete, gab er umfangreiche Interna aus dem Institutsleben zum Besten. Er bekam von der Unileitung den Auftrag, erste Verhandlungen mit Dr. Willi Schröder an der Uni Leipzig zu führen, um ihn als potentiellen Institutsdirektor für Jena zu gewinnen. Das war einer seiner großen Verdienste in der Institutsgeschichte, da mit Schröder ein Wissenschaftler nach Jena geholt werden konnte, der das Institut als Lehr- und Forschungsstätte profilierte und zu einer anerkannten Forschungs- und Ausbildungsstätte in der DDR ausbaute. Erich Blum wurde unter Schröder 1960 Oberassistent und wollte seine Laufbahn eigentlich in der Sportmethodik einschlagen. Entsprechend war seine Dissertationsschrift mit dem Titel Untersuchungen zu Fragen des selbsttätigen Übens der Schüler im Sportunterricht von 1964 angesiedelt. Durch den unerwarteten Tod des Leiters des Studentensports, 93

94 Heintz Keitz, wurde Blum 1969 zu dessen Nachfolger ernannt. Dies war gerade zu einem Zeitpunkt, als der Studentensport, der bis dahin eine selbstständige Struktureinheit an der Uni gewesen war, Teil der neu gebildeten Sektion Sportwissenschaft wurde. Mit der Übernahme der Funktion des Leiters dieser Abteilung, war gleichzeitig die Berufungsfunktion eines Stellvertretenden Sektionsleiters verbunden. Blums Verdienst bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 1984 war, den Studentensport in Jena als Wahlpflichtsport zu entwickeln. Der engen Bindung an den Wettkampfsport in der HSG und der ständigen Suche nach guten Sportlehrern für die verschiedensten Sportarten galt sein ganzes Augenmerk. Nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst hielt er noch bis zu seinem Tode, trotz des Umzugs zu seinen Kindern nach Dresden, Kontakt zu einigen ehemaligen Kollegen, und bei der Gründung des Förderkreiseses Unisport beim USV wurde er eines der ersten Mitglieder. Erich Blum (vorne links) neben Rolf Ziegler 1951 mit der HSG Männer-Volleyballmannschaft hinter der Muskelkirche. 94

95 Öffentliche Wettkämpfe in der Mensa Thüringische Landeszeitung vom 24. September 2014 Nr. 398 Die Ehrentafel des Universitätssports auch Hall of Fame erfasst alle Hochschulsportler der Friedrich-Schiller-Universität, des USV Jena e. V. und seiner Vorgängervereine und bei der Uni beschäftigte Miterbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei nationalen und internationalen Meisterschaften Medaillen errangen Medaillenträger sind bis jetzt eingetragen, die im Internet unter einzusehen sind. Einen Teil davon kann man auf der Ehrentafel in der USV-Sporthalle bewundern. Hier wurden alle Goldmedaillengewinner bis 1990 verzeichnet, sofern sie nicht mehr sportlich aktiv sind. Der erste Eintrag stammt noch aus der Zeit vor dem I. Weltkrieg und stammt von den Deutschen Hochschulmeisterschaften (DHM) im Fechten, wo ein Jenaer Student mit dem schweren Säbel siegte. Leider konnte der Name noch nicht ermittelt werden. Bekannte sportliche Größen, wie der Mittelstreckler Otto Peltzer aus den 1930er Jahren, die Leichtathletinnen Siegfriede Weber-Dempe und Luise Lockemann mit ihren Titeln von 1937 und 1940, oder die Olympiasiegerinnen Renate Stecher, Ruth Fuchs, Marlies Göhr sowie der Olympiasieger Wolfgang Nordwig sind hier zu finden. Die ständige Vervollständigung der Ehrentafel ist relativ schwierig, da zur Zeit nur Ergebnisse aus Presse-Recherchen und der Auswertung von historischen Berichten möglich ist. Ein schneller Eintrag oder zumindest eine Anmeldung über eine Homepage der Uni ist noch nicht möglich. Umso erfreulicher ist, wenn sich Sportler, die Ergebnisse kennen, direkt beim USV-Chronisten melden. So geschehen mit zwei Silbermedaillen bei den DHM im Boxen. Sowohl 2013 in Würzburg als auch 2014 in Kiel, konnte der Sportstudent Ivan Bityakov im Halbschwergewicht es bis ins Finale schaffen. In Würzburg verlor er nach Punkten gegen Elvis Hetemi von der Hochschule Hamm-Lippstadt und in Kiel gegen Jonas Radtke von der Sporthochschule Köln. Medaillen im Boxen sind in der Hall of Fame des Universitätssports selten, gilt doch diese Sportart zu Unrecht als nichtakademisch. Neun Medaillen kann man seit 1936 finden. Darunter ist sogar eine Goldmedaille, von Hanns-Werner Saueracker Während vor 1945 Boxen als Teil der persönlichen Wehrertüchtigung besonders in der Zeit des Nationalsozialismus stark gefördert wurde, ging die Bedeutung des Boxsports an der Jenaer Uni mit dem plötzlichen Tod des letzten Boxlehrers Heintz Keitz Ende der 1960er Jahre ständig zurück. Raumprobleme spielten von Beginn an eine Rolle, da die Boxer in Konkurrenz zu den übrigen Kampfsportarten, wie Judo, Jiu-Jitsu, Karate und in neuerer Zeit Kickboxen standen. Schon 1926 erwähnte Prof. Dr. Georg v. Zahn vom Akademischen Ausschuss für Leibesübungen, dass die Ausbildung im Boxen und im Jiu-Jitsu, sich reger Nachfrage erfreue aber nur in einem Hörsaal stattfinden könne waren 16 Studenten im Boxen eingeschrieben beteiligte sich erstmals der Jenaer Student Schmidt an den DHM im Boxen und kam immerhin bis in den Endkampf, den er verlor aber wie Ivan Silber gewann. Bei der Gründung der Hochschulsportgemeinschaft (HSG, heute USV) gab es eine Abteilung Boxen. Der Spartenleitern war Hanns-Werner Saueracker. Er organisierte schon im November 1948 den einen Boxwettkampf in der Mensa. Ob dies einer der Auslöser für die Gründung von Boxmannschaften in anderen Sportgemeinschaften Jenas war, konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Auf jeden Fall häufen sich die Berichte über öffentliche Boxwettkämpfe in der Mensa und im Volkshaus. Die Box-Abteilung in der HSG schlief mit Ausscheiden von Saueracker langsam ein. Saueracker wurde nach seinem Examen der erste Leiter der Abteilung studentische Körpererziehung, vergleichbar mit dem 95

96 Bereich Hochschulsport unter Dr. Andrea Altmann heute. Saueracker organisierte viele Boxkämpfe in Jena, so die 2. DDR-Studentenmeisterschaften 1951 im Jenaer Volkshaus Zuschauer wurden dabei gezählt. Als Lehrkraft in der Sportlehrerausbildung wurde er von Erich Leitel abgelöst, der auch ein guter Leichtathlet war. Als Wissenschaftler promovierte und habilitierte Leitel und übernahm einen Lehrstuhl für Amerikanistik in Jena. Der schon erwähnte Heintz Keitz war der dritte Boxlehrer am Sportinstitut nach Ab 1960 war er, so wie Saueracker, Leiter des Studentensports. Mit ihm starb das Boxen am heutigen Sportinstitut aus. Die Boxstaffel von Schott existierte bis Ende der 1970er Jahre. Daneben gab es zumindest bei Dynamo und bei der BSG Aufbau Jena eine Boxgruppe. Hier boxte z. B. Helmut Blöthner, der 1967 bei Schott als Boxer begann. Zweimal schaffte er es ins Finale der Bezirksmeisterschaften wechselte Blöthner dann zum Ausdauerlauf bei der HSG Uni Jena, den er bis dahin als Ergänzung zu seinem Training angesehen hatte. 96 Leider gibt es bis heute nur sehr wenige Boxfotos im USV-Fotoarchiv. Hier Erich Leitel 1952 beim Boxtraining in Weimar, wo auch Ivan Bityakov heute trainiert.

97 Ein Chemiker und Sportler Thüringische Landeszeitung 9. August 2013 Heute findet um Uhr auf dem Nordfriedhof die Beerdigung von Prof. Dr. Günther Drefahl statt. Günther Drefahl der am 11. Mai 1922 in Rostock geboren wurde, ist vor wenigen Tagen verstorben. Neben seiner wissenschaftlichen Laufbahn an der Universität, hat er auch viele Jahre als Vorsitzender der Hochschulsportgemeinschaft der Uni (HSG Vorläufer des USV) einen nicht unerheblichen Anteil an der Entwicklung eines breit gefächerten Breiten- und Wettkampfsports. Als Schüler war er sehr sportlich und spielte Tennis, Hockey und ging zum Fechten. Damit er dafür genügend Zeit hatte, passte er nach eigenen Aussagen, im Unterricht immer besonders gut auf, um möglichst keine Hausaufgaben machen zu müssen. Bereits mit 23 Jahren wurde Drefahl vertretungsweise als Dozent für anorganische Chemie an die Uni Rostock berufen habilitierte er sich. Ab September 1949 wurde er als Professor mit Lehrauftrag für organische Chemie und Chemie der Naturstoffe an der Uni Jena wurde er ordentlicher Professor mit Lehrstuhl und Direktor des Instituts für Organische Chemie und Biochemie. In diese Zeit fällt sein erstes starkes Engagement für den Jenaer Tennissport. Auf den Plätzen in der Oberaue, die die Universität seit 1914 im Besitz hatte, gab es zwei Tennisabteilungen, die zur BSG Chemie und zur HSG Uni gehörten. Das Bemühen der Leitungen dieser beiden Gruppen, sich aus sportlichen Gründen zusammenzuschließen, brachte nur wenig Erfolg. Im Gegenteil versuchte die Leitung der BSG Chemie sogar, die Universität zu enteignen. Trotz dieser Spannungen initiierte Drefahl mehrmals einen Zusammenschluss. Dies scheiterte vorwiegend an den geringen finanziellen Zuwendungen, die die Sportler dann von nur noch einer Vereinsführung erhalten hätten. Da Tennis in den er Jahre als bürgerlicher Sport nur bedingt gefördert wurde, war ein Zusammenschluss zu einem Tennisleistungszentrum nicht realisierbar entstanden für damalige Verhältnisse moderne Turnierplätze, auf denen es 1958 zum Universitätsjubiläum sogar internationale Vergleichskämpfe gab. Wichtiger als das Engagement Drefahls für den Tennissport wurde sein Wirken als Vorsitzender der Hochschulsportgemeinschaft (HSG = Vorläufer des USV). Nach seiner Amtszeit als Rektor der Universität von wählten ihn die Mitglieder der HSG im September 1971 zu ihrem Vorsitzenden. Wenn auch die umfangreichen organisatorischen Arbeiten von Sportlehrern und Mitarbeitern der Uni unter Leitung des Geschäftsführers Eberhard Täubert erledigt wurden, sorgte Drefahl mit dafür, dass sich die HSG bis 1990 zur zweitgrößten Sportgemeinschaft im Bezirk Gera entwickeln konnte. Dazu gehörte auch, dass er bei der Bildung einer Universitätssportkommission, deren Leitung der Sporthistoriker Prof. Dr. Willi Schröder inne hatte, aktiv mitwirkte und alle Leitungsebenen der Uni für eine kontinuierliche Unterstützung des Breitensports gewinnen konnte. Besonders unter den Verwaltungsmitarbeitern, den Handwerkern aber auch vielen Lehrkräften gelang es, eine sportfreundliche Atmosphäre zu schaffen, die dazu beitrug, dass die HSG trotz der DDR-Mangelwirtschaft sich sehr kontinuierlich weiterentwickeln konnte. In vielen Sportarten wie z. B. im Basketball, Kanu, Judo, Orientierungslauf, Volleyball aber auch in Sportarten, die heute teilweise im USV nicht mehr existieren, wie der Leichtathletik, dem Handball, Turnen oder Wintersport, wurde die HSG sowohl im studentischem als auch im Kinder- und Jugendbereich ein Leistungsträger im Bezirk Gera. Legendär waren seine Reden, die er vor den HSG-Funktionären als Jahresabschlussberichte vortrug. Außer der sportlichen Entwicklung der HSG gelang es ihm dabei, verschiedene politische und wirtschaftliche 97

98 Fragestellungen mit einzuflechten. Die Funktion eines Vorsitzenden der HSG hatte Prof. Dr. Günther Drefahl bis 1990 inne, womit er auf die längste Amtszeit unter den USV-Vorsitzenden bis heute verweisen konnte. Bei der Gründung des Förderkreises Universitätssport in den 1990er Jahren war er Gründungsmitglied. Zum Vereinsjubiläum 2009 wurde er zum Ehrenmitglied des USV ernannt und sein Name auf der Ehrentafel in der USV-Sporthalle angebracht Erfolgreich auf dem Tennisplatz: Professor Günther Drefahl (re.) im Doppel im Jahre 1953 im Doppel auf der Jenaer Anlage. 98

99 Gegen ein US-Team in Westberlin Thüringische Landeszeitung 23. Oktober 2014 Nr. 412 Als kürzlich Prof. Dr. Klaus Keil, Fördermitglied des USV Jena e. V., aus Hawaii zu seinem jährlichen Besuch in seiner Universitätsstadt Jena war, besuchte er nicht nur viele Freunde und Bekannte, sondern auch den USV Jena e. V. und seinen Patenbaum bei der USV Sporthalle an den Teufelslöchern. Außerdem wurde er mit der Abraham-Gottlob-Werner-Medaille ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung für die wissenschaftliche Forschung die von der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft verliehen wird. Diese Auszeichnung erfolgte in Anerkennung der herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten von Prof. Dr. Klaus Keil für seine umfangreiche Forschung über die Mineralogie und Petrologie von außerirdischen Materialien. Prof. Dr. Francois Holtz aus Hannover, sagte in seiner Laudatio auf der 92. Jahrestagung der Gesellschaft, die in Jena stattfand, dass, Prof. Keil einer der herausragenden Petrologen,...(der) mit hochauflösenden analytischen Techniken ein Pionier der Anwendung und Entwicklung von Elektronenstrahl-Mikroskopie für chemische Untersuchungen von außerirdischen Proben sei. Für die Sportgeschichte Jenas war der diesjährige Besuch deshalb von Bedeutung, weil Klaus Keil mit Thomas Corbus zusammentraf, der zu den Basketballakteuren des USV Jena gehört. Dabei wurden Basketballerinnerungen und Fotos mit Klaus Keil ausgetauscht, der zu den ersten Basketballern Anfang der 1950er Jahre gehörte. Eigentlich war Klaus Keil schon als Schüler Hochspringer bei der Sportgemeinschaft Ernst Abbe (später Motor Jena). Mit 1,76-Meter schaffte er eine beachtliche Höhe. Paul Duphorn von SG Schott warb ihn aber Ende der 1940er Jahre mit zusätzlicher Essen-Versorgung, z. B. einem Säckchen Erbsen ab, so dass man Keils Namen in den Leichtathletikergebnislisten unter Schott findet. Auch als Student war er anfangs Mitglied der Abteilung Leichtathletik bei der Hochschulsportgemeinschaft (HSG heute USV). Diese trainierte teilweise parallel zu den 1951 gegründeten Basketballern in der Muskelkirche. Klaus Keil versuchte sich beim Leichtathletik-Training mehrfach auch beim Korbwurf, was Wolfgang Hercher, Sportstudent und Gründer der Basketballabteilung, beobachtete. Wolfgang Hercher wohnte im Internat, welches sich zeitweilig in der Muskelkirche befand und war täglich in der Halle zu finden. Er überredete Klaus Keil Mitglied bei den Basketballern zu werden. Nach der Gründungslegende der Jenaer Basketballer hatte Hercher einen Lehrgang für Volleyball in Leipzig besucht. Statt des angekündigten russischen Offiziers, der Volleyball vermitteln sollte, war aber einer gekommen, der Basketballspezialist war. Alle Lehrgangsteilnehmer, so auch Hercher kamen dadurch zu dem weitestgehend unbekannten Basketballspiel. Trotzdem gehörte er auch zu den Mitgründern der Sparte Volleyball der HSG. Bei den 1. Landesmeisterschaften im Volleyball in Weimar siegte Hercher u. a. mit Horst Baacke, Manfred Dressler, Wilfried Wesiger, Georg Buschner, Rolf Kunze, Walter Wurzler, Manfred Danker und Wolfgang Gutewort. Hercher wechselte dann aber zunehmend zu den Basketballern, wurde Abteilungsleiter, Übungsleiter und einer der besten Spieler. Bereits im August 1951 bei den Akademischen Sommerspielen in Berlin anlässlich der III. Weltfestspiele, spielte er in der DDR-Nationalmannschaft. Zurück zu Klaus Keil: Dieser wurde zum Stammspieler der I. Männermannschaft der HSG Uni Jena, die in der höchsten Spielklasse der DDR, der I. Liga spielte wurde das Team Vizemeister bei den DDR-Studenten, 1953 belegten sie Platz drei bei den DDR-Meisterschaften und Vizemeister des Sportverbandes Wissenschaft wurden die HSG-Männer noch einmal Dritter bei DDR-Meisterschaften. Da war Klaus Keil 99

100 aber schon nicht mehr dabei. Zu den vielen Anekdoten, die Klaus Keil Thomas Corbus über seine Basketballzeit erzählen konnte, gehörte, dass die Jenaer Basketballer ganz außergewöhnliche Spielerkleidung hatten. Die Trägerhemden und Hosen waren in Schwarz mit Gold abgesetzt, was heute wieder modern wäre. Hercher hatte diese vermutlich aus dem Westen beschafft. In Jena soll es bei einem ehemaligen Spieler von damals noch so ein Spielerhemd geben. Klaus Keil erinnert sich nur nicht mehr an dessen Namen. Überhaupt hatte er offensichtlich gute Kontakte nach drüben, denn die Basketballern fuhren zu Freundschaftsspielen nach Göttingen, Nürnberg und München. Einmal spielten sie sogar gegen eine Mannschaft des US-Militärs in Westberlin. Als Geschenk erhielten sie einen Original-Basketball aus den USA, den Wolfgang Hercher wie seinen Augapfel hütete. Ob Hercher auch seine Finger im Spiel hatte, als 1954 bei einem Basketballwettkampf in der BRD drei Spieler, Dietmar Hegner, Eberhardt Richter und Bertram Schnorr im Westen blieben, konnte nie ganz aufgeklärt werden. Zumindest stand er seitdem unter strenger Beobachtung der Leitung des Instituts für Körpererziehung (heute Sportwissenschaft), insbesondere der Partei. Nach seinem Examen war Hercher als Assistent eingestellt worden. Ab 1954 hatte er eine Stelle über die Sportvereinigung Wissenschaft bei der HSG Uni Jena als Basketballtrainer Basketballer der HSG nach Training in der Halle der Muskelkirche. Mit der Nr. 4: Klaus Keil. 100

101 Des Segelfliegers Siegfrieds Absturz Thüringische Landeszeitung, 28. Februar 2013 Nr. 327 Todesfälle im Sport gibt es im Vergleich zum normalen Alltag relativ selten. So sind für den GutsMuths-Rennsteiglauflauf, der seit 1973 mehr als Aktive am Start zählen konnte, bisher nur zwei Todesfälle dokumentiert. Einer zu DDR-Zeiten, als ein Jenaer Medizinstudent am Tage nach dem Rennsteiglauf an plötzlichem Herzversagen verstarb und ein zweiter, als vor wenigen Jahren ein älterer Wanderer im Rahmen der knapp 15-Kilometer kurzen Wanderstrecke ebenfalls einen Herztod erlitt. Statistisch gesehen ist dies bei der hohen Zahl der Rennsteiglaufteilnehmer deutlich unter dem Durchschnitt, berechnet auf die Dauer der Veranstaltung. In den meisten Fällen sind dabei die Ursachen nicht mit der Ausübung des Sports direkt in Verbindung zu bringen, da die Verstorbenen meist gesundheitliche Vorschädigungen aufwiesen. Anders beim Fechten, wie im letzten Beitrag beschrieben, wo die sportliche Aktivität und ein nichtvorhersehbarer Materialfehler zum Tode des Sportlers führte. Auch solche Unfälle sind ausgesprochen selten. Eine weitere Sportart, wo im Raum Jena zumindest zwei Unfälle ausführlich dokumentiert wurden, ist das Segelfliegen. Über den Tod des Kahlaer Segelfliegers Kurt Knüppel im Reinstädter Grund wurde schon berichtet. Am Startpunkt seines Unglücksflugs steht heute ein Gedenkstein, der im Rahmen des Obstwein-Marathons jedes Jahr angelaufen wird. Einen zweiten Gedenkstein findet der heimatkundlich Interessierte auf der Höhe oberhalb der Lobdeburg, unweit des oberen Horizontalweges. Da er nur mit der Aufschrift Unserem Siegfried zum Gedenken versehen ist, ist weitestgehend unbekannt, dass dieser Stein die Absturzstelle eines Segelfliegers markiert. Als nach dem zweiten Weltkrieg Segelflieger ihren schönen Sport wieder aufnehmen wollten, standen sie gleich vor mehreren unlösbaren Hürden. Als erstes stand der Flugsport auf Grund seiner Nähe zur Kriegsideologie der Nationalsozialisten ganz oben auf der Liste der durch die Alliierten Besatzungsmächte verbotenen Sportarten, war das Segelfliegen doch bis 1945 als wichtiges Ausbildungsstätte für zukünftige Piloten der Luftwaffe umfunktioniert worden. Zweitens waren fast alle Segelflugzeuge und Einrichtungen des Flugsports zerstört, in Jena mit Ausnahme der Flughalle auf dem Kospoth, die erst im letzten Jahr abgerissen worden sein soll. Erst als mit der Gründung der Gesellschaft für Sport- und Technik (GST) 1952 eine Institution für wehrsportliche Disziplinen in der DDR geschaffen wurde, nahm auch das Segelfliegen wieder einen größeren Raum ein. Die Direktorin des Instituts für Körpererziehung der Uni, Elli Tetschke, stellte in einem Entwicklungskonzept 1952 sogar die Forderung nach einer Segelflugstation auf den Kernbergen auf. Als Standort für das Segelfliegen entwickelten sich aber erst mal die Wiesen des Vorwerks Drackendorf, oberhalb der Lobdeburg. Das alte Vorwerk, welches damals noch vorhanden war, konnte als Stützpunkt genutzt werden. Eine Scheune diente zur Unterbringung der Segelflugzeuge. Die landwirtschaftlich wenig ertragreichen Wiesen durften die Segelflieger nutzen. Schon ein früherer Rittergutsbesitzer hatte die Flächen gegen späteres Bauland im Tale mit der Stadt getauscht, weil sich eine Bewirtschaftung kaum lohnte, zumal die regelmäßige Wasserversorgung nicht gewährleistet war. Auf diesen Wiesenflächen und in dem Vorwerk fanden Jenas Flugsportler eine Zeit lang ihre Heimstadt. Hier ereignete sich Mitte der 1950er ein Unfall, bei dem ein jugendlicher Flugschüler, der oben bezeichnete Siegfried, tödlich verunglückte. Umfangreiches Aktenmaterial gibt Auskunft über den Hergang, auf den im Einzelnen nicht eingegangen werden kann. Nur so viel: Damals wurden die Segelflieger, in unserem Falle ein Schul- 101

102 gleiter, mit einer fest stationierten Motorwinde und einem Stahlseil in die Luft gezogen. Dafür waren speziell ausgebildete Windenführer zuständig. In einer bestimmten Höhe musste sich das Seil ausklinken. Geschah dies nicht, dann hatte der Windenführer den Auftrag das Seil mittels eines Kapphebels zu durchtrennen. Dies geschah nach Augenzeugen und den Unterlagen offensichtlich zu spät. Der Flugschüler scheint dies zudem nicht mitbekommen zu haben, so dass er geradeaus weiterflog und sich mit dem Seil im Wald verfing und an der Stelle, wo heute der Gedenksteig existiert, abstürzte. Das Segelfliegen am Drackendorfer Vorwerk wurde in der Folge aufgegeben, vor allem wegen der unzureichenden Größe und der Lage des Flugfeldes und der großen baulichen Mängel an der Scheune, in der die Flugzeuge gelagert waren. Die Jenaer Segelflieger zogen dann auf das noch heute genutzte Gelände bei Schöngleina. Die Trümmer des am 20. Juni 1954 beim Vorwerk Drackendorf abgestützten Segelflugzeugs. 102

103 Siegfriede Weber-Dempe blieb Melbourne versagt Thüringische Landeszeitung 9. Januar 2014 Nr. 371 In mehreren Beiträgen haben wir uns mit Angehörigen der Friedrich-Schiller-Universität beschäftigt, die an Olympischen Spielen teilgenommen haben oder zumindest zum Olympiakader gehörten, sowie an der Vorbereitung und Durchführung von Olympischen Spielen beteiligt waren. In diesem Beitrag geht es um zwei Sportlerinnen, die es letztendlich auf Grund der politischen Situation nicht geschafft haben aber unter anderen Umständen das Potential für eine erfolgreiche Teilnahme gehabt hätten fanden die ersten Olympischen Sommersportspiele nach dem II. Weltkrieg in London statt. Japan und Deutschland erhielten wegen ihrer Rolle als Verantwortliche für den zweiten Weltkrieg keine Einladung. Für die nächsten Spiele 1952 wurde 1949 mit der Gründung der BRD und der Anerkennung des bereits 1947 gegründeten Nationalen Olympischen Komitees (NOK) unter Leitung von Adolf Friedrich von Mecklenburg durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Grundlage für eine Teilnahme deutscher Sportler gelegt wurde außerdem ein eigenständiges Nationales Olympisches Komitee des Saarlandes, welches unter französischer Kontrolle eine gewisse staatliche Eigenständigkeit hatte, anerkannt. Diese Anerkennung blieb dem Nationalen Olympischen Komitee der DDR, welches 1951 gegründet wurde vom IOC versagt. Die Teilnahme von Sportlern der DDR wurde aber im Rahmen einer gesamtdeutschen Mannschaft in Aussicht gestellt. Im Zuge der Verschärfung des sogenannten kalten Krieges zwischen Ost und West und unter Verkennung des Kräfteverhältnisses im IOC erkannte die DDR-Sportführung, sicher unter dem Druck der Staatsführung um Walter Ulbricht, diese Möglichkeit der Teilnahme von DDR-Sportlern nicht an und verlangte eine eigenständige Mannschaft. Dieser Forderung wurde vom IOC nicht nachgegeben. Erst 1955 wurde das DDR-NOK vom IOC provisorisch anerkannt unter der Voraussetzung, dass es eine gemeinsame Deutsche Mannschaft gäbe. Die Absage der DDR-Sportführung 1952 hatte für zwei Uni-Angehörige zur Folge, dass sie damit ihre Olympiahoffnungen begraben konnten. Das waren die aus Erfurt stammende Sportstudentin Jutta Langenau und die in Weimar lebende Hürdenläuferin Siegfriede Weber-Dempe. Spätestens ab 1951 hielt Jutta Langenau fast alle gesamtdeutschen Schwimmrekorde auf Strecken ab 300 Meter wurde sie die erste Europameisterin der DDR über 100-Meter Schmetterling in Weltrekordzeit von 1:16,6 min. Im Vorfeld der Spiele von 1952, bevor die DDR absagte, gab es eine Auseinandersetzung in den Medien und den Schwimmverbänden um die Anerkennung ihrer Bestzeiten als Gesamtdeutsche Rekorde. Solche Rekordlisten und auch gesamtdeutsche Meisterschaften waren in einigen Sportarten noch bis Ende der 1950er Jahre üblich. Die Eintragung von Jutta Langenaus Rekorden wurde vom BRD-Schwimmverband aber abgelehnt. Eine zweite Sportlerin, die realistische Chancen für eine Teilnahme 1952 gehabt hätte, war Siegfriede Weber- Dempe, die in den 1930er Jahren an der Uni Jena studiert hatte und ab 1949 für Zeiss Jena startete. Für die Olympischen Spiele 1936 war sie aus gesundheitlichen Gründen aus dem Kader gefallen, 1940, als sie zum Kader gehörte, fanden wegen des II. Weltkrieges keine Spiele statt, und 1952 vergab die DDR aus politischen Gründen die Möglichkeit der Teilnahme. Siegfriede Weber, wie sie nach ihrer Heirat mit dem bekannten Thüringer Sportfunktionär hieß, war zu diesem Zeitpunkt eine der erfolgreichsten Hürdenläuferinnen in Deutschland lief sie die 80-Meter Hürden in 11,7 Sekunden, womit sie 1952 bei den Olympischen Spielen Platz fünf belegt hätte. Vier Jahre später, als die Spiele in Melbourne stattfanden, hatte sie 103

104 ihre sportliche Laufbahn zwar noch nicht beendet, jüngere Hürdenläuferinnen, besonders ihre ehemalige Trainingspartnerin Gisela (Köhler) Birkemeyer,hatten sie überholt. Die erfolgreichste DDR Klubstaffel über 4 x 100-Meter aus Jena, der sie angehörte, war durch den Weggang von Birkemeyer 1955 nach Berlin, auseinandergebrochen, so dass Siegfriede Dempe ihre Olympiaambitionen aufgegeben hatte. Birkemeyer gewann in Melbourne dann Silber über 80-Meter Hürden. Siegfriede Weber (rechts) und Gisela Birkemeyer 1954 als Teilnehmerinnen beim Länderkampf DDR- UdSSR. 104

105 Jenaer Eishockey-Sieg unter Flutlicht Thüringische Landeszeitung vom 30. Januar 2014 Nr. 374 Es gehört zu den kleinen Erfolgserlebnissen eines Foto-Archivars, wenn er Foto-Zeugnisse von bekannten Ereignissen findet, die bisher nur durch schriftliche oder mündliche Berichte belegt waren. Helene und Rolf Westphal unterstützten unsere Serie, indem sie ihre Fotoalben öffneten. Unter den vielen Hockeyfotos fanden sich auch vier vom Eishockey, da Rolf Westphal in der Anfangszeit seiner Hockeykarriere regelmäßig Eishockey spielte. Man kann es kaum glauben, aber in Jena gab es früher gute Eishockeyspieler und Mannschaften. Inhaltlich bietet es sich an, da Hockeyspieler im Winter, sofern die Bedingungen vorhanden waren, das Eishockeyspiel als zusätzliche Trainingsund Wettkampfmöglichkeit nutzten, zumal Jenas Sporthallen kaum ein ordentliches Hockeytraining zuließen. Um 1910 sind die Hockeyanfänge in Jena verzeichnet. Mit der Gründung des Verein für Bewegungsspiele (VfB heute USV) im Jahre 1911, fand Hockey einen festen Platz in Jenas Sportlandschaft. Genau dieser Verein war es auch, der 1912 erstmals Eishockey in seinen Berichten verzeichnet. Der VfB hatte damals ca. 200 Mitglieder, wovon die akademische Abteilung, vergleichbar mit dem heutigem Hochschulsport an der Uni, 95 Mitglieder zählte. Diese Abteilung beteiligte sich mit vier Studenten sogar in der Leichtathletik schon 1912 an den akademischen Meisterschaften in Danzig. Für den Winter 1912/13 waren im Arbeitsplan des VfB verschiedene Eishockeyspiele in Berlin und Leipzig vorgesehen. Der Sporthistoriker Dr. Jörg Lölke beschrieb, dass der VfB 1913 Thüringer Meister im Eishockey wurde. Ab 1919 wurde dann jedes Jahr Eishockey als eigenständige Sportart beim VfB Jena benannt. Es ist zu vermuten, dass der später erfolgreiche Mittelstreckler und Teilnehmer an den Olympischen Spielen 1936, Rudolf Klupsch, in dieser Mannschaft spielte, da er vor seiner Leichtathletikkarriere als Hockeybzw. Eishockeyspieler aktiv war. Auch nach dem II. Weltkrieg ( ) findet man Eishockeyspieler in Jena. So trafen sich am 12. Februar 1948 auf einer kleinen Eisbahn auf dem Schleichersee einige Sportler zum ersten Eishockey-Spiel nach dem Krieg. Kurze Zeit später nahmen sie in Apolda an einem Turnier teil, wo sie haushoch verloren. Gegen eine junge Weimarer Mannschaft gewannen sie dagegen 5:0. Als Spieler wurden genannt: Neumärker, Deutsch, Westphal und Vordank wurde die Hochschulsportgemeinschaft (HSG Uni) gegründet. In ihrer Sportartenauflistung findet sich bis Mitte der 1950er Jahre immer mal Eishockey. Bereits für 1947/48 sind Eishockeyspiele von Jenaer Studenten im Rahmen eines Wintererholungslehrganges in Georgenthal nachgewiesen analysierte die Sektion Eis- und Rollsport des Jenaer Sportausschusses die Sportstättensituation in Jena und schlug vor, dass im Zusammenhang mit dem geplanten Bau eines Pionierparks auf der Rasenmühleninsel auch gleich ein Eis- und Rollsportstadion gebaut werden solle. Ein Max Schröder sah dafür eine Kunsteisbahn, eine Eishockeybande (30x60 Meter), eine Rollhockeybande (20x40 Meter), Licht- und Lautsprecheranlagen, eine Tribüne und Umkleideräume vor. Die Kunsteisbahn könne die Kälteanlagen der in der Nähe liegenden städtischen Brauerei mit nutzen. Diese Überlegungen für eine professionellere Eislaufbahn blieben aber aus finanziellen Gründen in der Planungsphase stecken. Als Spielstätten gab es die Spritzeisbahn auf den Tennisplätzen in der Oberaue und eine beräumte Eisfläche auf dem Schleichersee. Durch die grundhafte Sanierung der Tennisplätze und den Bau von zwei Turnierplätzen, wurden die Möglichkeiten der Anlegung eines Eishockey-Spielfeldes eingeschränkt. Ähnlich dem Rollhockey konzentrierten sich die Eishockeyspieler bei der Betriebssportgemeinschaft 105

106 (BSG) Chemie Jena gewannen die Jenaer Eishockeymannschaft in Weimar unter Flutlicht und vor 1000 Zuschauern gegen Medizin Weimar 9:5. In der Zeitung konnte man damals lesen: Der Jenaer 9:5 Sieg war verdient. Es ist nur zu wünschen, daß die Jenaer bald eine eigene Eishockeyanlage erhalten. Die Jenaer Stadtverordneten sollten sich endlich andere Thüringer Städte zum Vorbild nehmen und Schritte unternehmen, um diese Frage bald zur Zufriedenheit der Eissportler klären zu können. Ende Januar 1954 organisierten die Chemiker in Jena bei klirrender Kälte den ersten Eissporttag. Vor über 1000 Zuschauern demonstrierten die Eiskunstläufer ihr Können. Im Eishockey spielte Chemie gegen den Oberligisten Chemie Granschütz. Jena verlor 1:10. Rolf Westphal rechts von Chemie Jena um 1954 bei einem Eishockeyspiel. 106

107 Jena und Weimar stets Seite an Seite Thüringische Landeszeitung 25. Juli 2013 Als am vorigen Wochenende beim Erinnerungsfußballspiel der FC Carl Zeiss Jena gegen Newport Country im Wimaria-Stadion vor ca Zuschauern 2:2 spielte, war dies ein weiterer Stein in der freundschaftlich verbundenen Sportgeschichte der Doppelstadt Jena- Weimar, hatte Weimar doch ganz uneigennützig seinen Fußballplatz zur Verfügung gestellt. Bereits in der Frühzeit der Sportentwicklung gab es eine Vielzahl von gemeinschaftlichen Aktivitäten zwischen Jenaer und Weimarer Sportlern und Funktionären. Dies beginnt mit der fachlichen Beratung beim Bau von Tennisplätzen an der Weimarer Falkenburg durch den Jenaer Gymnasiallehrer Hermann Peter, der um 1900 als Spezialist für den Sportstättenbau galt. Bei der Gründung von Fechter- und Hockeygruppen gab es vielfältige Unterstützung durch Jenaer für die Weimarer Sportler. In der frühen Fußballgeschichte gab es eine enge Zusammenarbeit, spielten Jena und Weimar doch im gleichen Gau des Mitteldeutschen Ballspielvereins, und beide Städte verfügten vor dem I. Weltkrieg zeitweilig über vier fußballspielende Vereine. Der Bau des Weimarer Landesstadions (Wimaria-Stadion), zeitweilig auch Landeskampfbahn und nach 1945 Stadion des Friedens genannt, fiel in eine Zeit, als in Jena die Baupläne für die Landesturnanstalt (Muskelkirche) zur Diskussion stand und beim Landtag eingereicht werden sollten. Da, wie auch heute noch häufig, die vorhandenen Mittel in Thüringen für Sportbauten eher bescheiden waren, einigte man sich am 5. Juli 1926 bei einem Treffen in Jena zwischen dem Ministerpräsidenten, verschiedenen Fachministern, dem OB von Jena und dem Rektor der Uni, dass man den Mittelantrag für Jena und Weimar zusammen einbringt, um die beiden Projekte nicht gegeneinander auszuspielen. Die Stadt Jena stellte für die Landesturnanstalt kostenlos das nötige Grundstück in der Oberaue zur Verfügung. Sogar den Rennsteiglauf kann man als Beleg heranziehen, für die freundschaftliche Zusammenarbeit von Sportlern beider Städte; in Weimar wurde er erfunden und in Jena zum Massenlauf entwickelt. Ganz so freundschaftlich ging es in den 1970iger Jahren zwischen Jena und damaligen Verwaltungszentrum Gera nicht zu. Ein von Sportwissenschaftlern unter Leitung von Prof. Dr. Willi Schröder erarbeitetes Jenaer Modell sah im Zusammenhang mit der Errichtung von Sportstätten für die Kinder- und Jugendsportschule (heute Sportgymnasium) unmittelbar auf der Grundstücksgrenze zur Muskelkirche auch eine 50 m Schwimmhalle vor. Diese wurde gestrichen und böse Zungen behaupten, dass die finanziellen - und vor allem die Baukapazitäten dafür im Geraer Hofwiesenbad stecken. Schwimmen wurde kein Schwerpunkt im Jena Leistungssport, denn im Volksbad war kein Wettkampfschwimmen möglich. Die Volksschwimmhalle in Neulobeda konnte wenigstens für das Schulschwimmen einigermaßen vernünftige Bedingungen schaffen, war aber auch für das leistungssportliche Training nur bedingt nutzbar. Trotzdem gab es in Jena seit 1904 nicht nur einen eigenen Schwimmverein, sondern auch hin und wieder gute Schwimmer. Die Jenaer Sportstudentin Jutta Langenau wurde 1954 mit ihrem Sieg über 100 m Schmetterling in Weltrekordzeit in Turin sogar die erste Europameisterin der DDR überhaupt. Dass es in Jena sogar Wasserballspiele gab, dürfte weitestgehend unbekannt sein. Beim 3. Turn- und Sportfest der Uni 1920 fand außer den Schwimmdisziplinen und Tauchen auch ein Wasserballturnier statt. Der VfB-Vorsitzende (heute USV) zu dieser Zeit, Dr. Oscar Leonhardt, spielte selber in der Wasserballmannschaft mit und galt in Thüringen als erfahrener Wasserballschiedsrichter. 107

108 Bei den Vorausscheiden für das Deutsche Turnfest in Köln 1928 verlor der Jenaer akademische Turnbundsverein Gothania gegen den Turn- und Sportverein Halle im Wasserball 1:7. Ein Jahr vorher war die gleiche Mannschaft beim Akademischen Turnbundsfest in Klagenfurt bis in die Endrunde gekommen. Auch nach 1945 und der Wiederinbetriebnahme des Volksbades sind Wasserballspiele belegt. So im Herbst 1950 anlässlich des ersten von der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) organisierten Interzonenwettkampfes. Es gingen Schwimmer aus Göttingen, der HSG, der Jugendabteilungen der BSG Zeiss und Chemie an den Start. Die HSG gewann mit 768,3 Punkten. Im Wasserballspiel besiegte die Uni Jena Göttingen 11:1. Sogar bei einem Vier-Städte-Turnier der HSG n der Uni Jena, der Ingenieurschulen Ilmenau und Gotha und der Musikhochschule Weimar in Rudisleben waren Jenaer Wasserballer beteiligt. Unser heutiges Foto stammt aus einer Zeit, als die Lehrkräfte des Instituts für Körpererziehung, heute Sportwissenschaft, noch alle selber sportlich aktiv waren. So stellten sie Anfang der 1950er Jahre mit einer reinen Lehrkräftemannschaft, bestehend aus Horst Baake, Georg Buschner, Manfred Dressler, Horst Götze, Rolf Kunze, Wilfried Wesiger, Manfred Danker immerhin den Drittplatzierten bei den DDR-Meisterschaften im Volleyball. Mitte der 1950er Jahre gehörten v. l. Georg Buschner, Paul Dern, Manfred Dressler, Hans Weckel, Gerhard Hoecke und Wolfgang Gutewort zum Wasserballteam der Uni; hier vor einem Spiel gegen die Auswahl des Instituts für Körpererziehung der Uni Halle. 108

109 Geschulte Schlachtenbummler Thüringische Landeszeitung vom 26. Juni 2014 Nr. 394 Die Weltmeisterschaften im Fußball in Brasilien sind Anlass ein Stück Fußballgeschichte zu beleuchten, bei der die Trainerlegende Georg Buschner eine Rolle gespielt hat. Hier ist nicht die einzige Qualifikation einer DDR-Nationalmannschaft unter seiner Leitung für das WM-Turnier 1974, sondern die Teilnahme als Schlachtenbummler beim Länderspiel der westdeutschen Weltmeistermannschaft gegen eine Auswahl der UdSSR in Moskau gemeint. In der Zeitung Volkswacht vom September 1955 findet man einen längeren Artikel unter der Überschrift: Georg Buschner dankt den Sowjetmenschen. Was war passiert? Am 21. August 1955 kam es zum ersten Länderspiel der BRD gegen die UdSSR in Moskau, bei dem die UdSSR die Weltmeisterelf von 1954 mit 3:2 besiegte. Das besondere an dem Spiel war, dass es bis dahin so gut wie keine offiziellen Sportkontakte zwischen der BRD und der UdSSR gegeben hatte. Ja, es gab noch nicht mal diplomatische Beziehungen. Im sogenannten kalten Krieg, zwischen dem Ostblock unter der Führung der UdSSR und dem Westblock unter der Führung der USA wurde auch der Sport von beiden Seiten instrumentalisiert. Nach dem Tode Josef W. Stalins in der UdSSR 1953 und der schrittweisen Übernahme der Macht durch Nikita Chruschtschow gab es verschiedene Initiativen der UdSSR zur Änderung der Situation im geteilten Deutschland, so den Vorschlag zu gesamtdeutschen Wahlen und eben auch die Einladung der BRD-Fußballmannschaft nach Moskau zu einem Länderspiel. Als Fußballspiel des Jahres apostrophiert, galt es als Geste des Siegers des II. Weltkrieges an den Verlierer sowie ein beim Verlierer umstrittener Schritt aufeinander zu. Noch waren tausende deutsche Kriegsgefangene und inhaftierte Oppositionelle aus der DDR in sowjetischer Haft. Die Bundesregierung, die selber eine diplomatische Mission des Bundeskanzlers Conrad Adenauer vorbereitete, war gegen die Annahme der Einladung vor einem offiziellen Staatsbesuch. Die UdSSR wollte aber genau dies, vielleicht auch um eine positive Stimmung unter der deutschen und der eigenen Bevölkerung zu erzeugen. Deshalb wurde in Abstimmung mit der DDR-Regierung ein Ostberliner Reisebüro beauftragt eine Fanreise nach Moskau zu organisieren Deutsche sollten fahren, die sowohl aus Ost- wie aus Westdeutschland kamen. Ostdeutsche Sportfunktionäre bekamen Kartenkontingente zugeteilt mit dem Auftrag, befreundete westdeutsche Sportfunktionäre zu dieser Reise nach Moskau einzuladen. Georg Buschner beschreibt in den oben benannten Zeitungartikel, dass er mit dem Trainer Hans Warg, dem Clubvorsitzenden Walter Borloch und dem Mitspieler Roland Ducke vom SC Motor Jena nach Moskau gefahren war. Der Artikel ist ansonsten eine Lobeshymne auf die Sowjetunion und die gute Organisation der Reise. Alle etwa DDR-Besucher waren vorher geschult worden, wie sie den BRD-Gästen möglichst kurz und nachhaltig die Vorzüge des Sozialismus in der DDR nahe bringen sollten. Auf der 60-stündigen Bahnfahrt waren die Zugabteile so aufgeteilt, dass immer drei Ost- und Westdeutsche in einem Abteil saßen. Gemeinsame Ausflüge ins Theater, in Moskauer Großbetriebe, Museen, die Lomonossow-Universität usw. waren wichtiger Bestandteil der mehrtägigen Reise. Die DDR-Gewerkschaften (FDGB) ließen sich die ganze Reise ,50 Mark, die aus dem Solidaritätsfond genommen wurden, kosten. Das Spiel selber, weswegen man nach Moskau gefahren war, hatte auch offizielle Gäste. Der DDR-Präsident Wilhelm Pieck und zehn Minister der DDR-Regierung waren anwesend und erhoben sich beim Abspielen der Westdeutschen Nationalhymne. Von der BRD war nur der DFB-Chef 109

110 Peco Bauwens, der die Fahrt gegen den Willen der Politik durchgesetzt hatte, im Stadion. Vor Zuschauern, gewann im Dynamo-Stadion in Moskau die sowjetische Nationalmannschaft mit 3:2. Zwei Wochen später flog Bundeskanzler Konrad Adenauer zu einem Staatsbesuch in die UdSSR und erreichte nach der diplomatischen Anerkennung in zähen Verhandlungen auch die Freilassung der letzten Kriegsgefangenen. Am 7. Oktober 1955 kamen dann die ersten 600 freigelassenen Gefangenen in Deutschland an. Die Rolle Buschners bei dieser Fahrt konnte noch nicht genau geklärt werden. Er war zu diesem Zeitpunkt Spieler beim SC Motor Jena und bei der Universität am Institut für Körpererziehung als Oberassistent angestellt. Seit seiner Studienaufnahme an der sozialistischen Kaderschmiede, der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät (GEWIFAK) der Uni in Jena und dem Sonderlehrgang an der SED-Parteihochschule in Kleinmachnow war er schon mehrfach mit offiziellen Delegationen des DDR-Sports im Ausland gewesen. Ob er spezielle Kontakte zu westdeutschen Sportfreunden entwickelte, ist nicht überliefert. Von der Moskaureise sind bisher keine Fotos gefunden worden. Hier Georg Buschner (2.v.l.) um 1955 mit seinen Kollegen (v.l.) Erich Blum, Wolfgang Gutewort und Paul Dern 110

111 Buschner und der Sturz Tetschkes Thüringische Landeszeitung vom 28. August 2014 Nr. 404 Nach umfangreichen Recherchen kann jetzt unsere 2011 begonnene kleine Serie mit dem 20. Beitrag 100 Jahre Turn- und Sportlehrerausbildung in Jena abgeschlossen werden. Etwa um 1960 begann sich unter Leitung von Dr. Willi Schröder das damalige Institut für Körpererziehung (IfK), heute Sportwissenschaft, zu einer der renommiertesten Einrichtungen neben der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) Leipzig in der DDR zu entwickeln. Wie kam es dazu, und wer waren die Akteure? Am 26. Mai 1956 beantragte die SED-Parteileitung des Instituts bei der Uni-Parteileitung die Ablösung der bisherigen Direktorin Elli Tetschke und die Beauftragung von Georg Buschner mit dieser Aufgabe. Dem vorausgegangen war eine Arbeitsberatung mit allen wissenschaftlichen Mitarbeitern des Instituts, bei der sich Elli Tetschke mit Wolfgang Gutewort ein Wortgefecht lieferte und daraufhin die Arbeitsberatung, die im Freien hinter der Muskelkirche stattgefunden hatte, mit den Worten verließ, dass sie die Arbeitsberatung in akademischer Form in ihrem Dienstzimmer fortsetzen würde. Bis auf einen Mitarbeiter folgte keiner ihrer Aufforderung. Tetschke war seit der Wiederaufnahme des Lehrbetriebs am Sportinstitut 1951 die erste Direktorin gewesen. Als Halbjüdin, Verfolgte im Nazireich (VVN) und Widerständlerin in Breslau 1945, war sie politisch für diesen Posten profiliert genug. Ausgebildet war sie vor 1933 als Staatlichen Schwimmmeisterin und Lehrerin der vorbeugenden und ausgleichenden Leibesübung, die an der Uni 1951 ihr I. Staatsexamen abgelegt hatte. Ihre 1953 schriftlich eingegangenen Verpflichtungen zur Anfertigung einer Doktorarbeit erfüllt sie nicht. Unter den vorwiegend jungen und aufstrebenden Mitarbeitern des Instituts galt sie als Bremse der Entwicklung. Die Uni-Leitung stimmte dem Antrag der Parteigruppe indirekt zu, verwies aber auf das Mitspracherecht des zuständigen Staatssekretariats. Der Einsetzung von Buschner stimmten sie aber ausdrücklich nicht zu. Die Gründe hierfür müssen noch geklärt werden. Buschners NSdAP-Mitgliedschaft seit 1944 ist erst vor einiger Zeit nach Wikipedia bekannt geworden. In seinen Personalunterlagen hatte er es aus guten Gründen verheimlicht. In einem zehnseitigen Bericht des Stasi-Informanten (IM) Graf wurde erst 1958 ausführlich Auskunft über die Rolle Buschners am Institut und beim Sturz von Tetschkes gegeben. So berichtet IM Graf an die Staatssicherheit auch, dass die ehemalige Direktorin des IfK Buschner vorwarf, dass er sein Examen gefälscht habe, indem er sich auf einem von ihr unterschriebenen Blankoformular bessere Noten eingetragen hätte. Mehrere Aussprachen und eine lange Krankheit, der damals 55jährigen Tetschke verzögerten das Ablöseverfahren. Institutsdirektoren wurden zu frühen DDR-Zeiten nicht gewählt, sondern vom Rektor berufen. Inzwischen war IM Graf, der damals ehrenamtlicher Parteisekretär am Institut war, im Auftrage der Universitätsleitung nach Leipzig gefahren, um Dr. Willi Schröder für die Aufgabe als Institutsdirektor zu gewinnen. Schröder gehörte zur Kaderreserve in der DDR-Körpererziehung. Nach einem gescheiterten Anlauf in Halle (Plagiatsvorwürfe), hatte er an der Uni in Leipzig promoviert. Schröder war schon länger für Jena vorgesehen, wie ein Ausspruch von Buschner aus dem Jahre 1956 belegt: wenn Gen. Schröder kommt, schießen wir ihn ab. Im Sommer 1959 übernahm Schröder einen Lehrauftrag in der Sportgeschichte und die Funktion als Institutsdirektor am Jenaer IfK. Zu seinen ersten Amtshandlungen gehörte der Antrag bei der Kaderleitung, das Arbeitsverhältnis mit Georg Buschner zu lösen, da dieser eine verantwortungsvolle Aufgabe beim DTSB übernommen habe. Buschner 111

112 war seit 1958 Fußballtrainer beim SC Motor Jena und kassierte seitdem zwei Gehälter, als Trainer und als Mitarbeiter des Instituts. Zusammen mit den Institutsmitarbeitern erarbeitete Schröder 1960 einen 28seitigen Perspektivplan. Die Zahl der Sportstudenten sollte von 220 bis 1965 auf 400 steigen. Für 1961 waren drei Dissertationen von Wolfgang Gutewort, Horst Götze und Manfred Dressler geplant wollte Schröder habilitieren. Weitere Promotionskandidaten waren Lothar Köhler, Gerhard Hoecke, Walter Wurzler, Erich Blum und Hans Weckel. Wenn dieser ambitionierte Plan auch zeitmäßig nicht ganz so realisiert werden konnte, lagen bis 1966 acht Dissertationen und eine Habilitation vor. Des Weiteren wurde am IfK eine Struktur, bestehend aus den Abteilung naturwissenschaftliche Grundlagen, gesellschaftswissenschaftliche Grundlagen, Theorie und Praxis der Sportarten und Methodik des Sportunterrichts, geschaffen. Damit bekam das Institut erstmals an der Universität seine volle wissenschaftliche Anerkennung. Diese Struktur war dann ausschlaggebend, dass bis 1990 acht Lehrstuhlbereiche in der Sportwissenschaft aufgebaut werden konnten. Der gegenwärtig auslaufende Lehrstuhl Bewegungswissenschaften gehört dabei zu den Gründungslehrstühlen des Instituts für Sportwissenschaft. Letzte Arbeitsberatung mit Elli Tetschke (3.v.l.) 1956 hinter der Muskelkirche; Wolfgang Gutewort 5.v.l. 112

113 Im Schatten des kleinen Bruders Peter Thüringische Landeszeitung 18. Juli 2013 Nr. 346 Im Nachgang zu der vielbeachteten Ausstellung Eine Liebe im Osten - Fußball in Jena im Jenaer Stadtmuseum zur regionalen Fußballgeschichte bekam das Museum vier Exponate aus dem Nachlass von Roland Ducke übergeben, die eigentlich noch gut ins Ausstellungskonzept gepasst hätten. Darunter zwei Preise, die Roland Ducke mit der Mannschaft des Jahres 1965 und 1966 bekommen hatte. Dieser Wettbewerb wurde von der Tageszeitung der Freien Deutschen Jugend (FDJ), Junge Welt, ausgeschrieben gewann Roland Ducke zusätzlich den Preis eines Fußballer des Jahres der Fußballwoche (Fuwo). Zu den übergebenen Exponaten gehörte auch die Urkunde, die Roland Ducke 1961 als Meister des Sports bekommen hatte. Diese Auszeichnung war die höchste Auszeichnung im DDR-Sport, die im Rahmen der Klassifizierungsordnung erreicht werden konnte. In jeder Sportart wurden genaue Kriterien festgelegt, nach denen die Leistungsklassen drei, zwei, eins und eben die Meisterklasse vergeben wurden. Aus Jena hatten diese Leistungsklasse schon viele Sportler vor Ducke erhalten. Der Spitzenturner Gerhard Braune vom SC Motor Jena soll 1954 der erste Sportler überhaupt gewesen sein, der diese Urkunde aus den Händen von Staatschef Walter Ulbricht erhielt. Bei den Frauen war Hürdenläuferin Siegfriede Weber-Dempe die erste Frau aus Jena mit dieser Auszeichnung. Dotiert war die Auszeichnung mit 1000,00 Mark, was Mitte der 1950er Jahre etwa drei durchschnittlichen Monatsgehältern entsprach. Zurück zu Roland Ducke. Dieser war 1955 zum SC Motor Jena gekommen. Er hatte vorher bei der BSG Motor Schönebeck gespielt. Rolands Eltern waren mit den Kindern 1945 aus dem Sudentenland, heute Tschechien, vertrieben worden und in Schönebeck gelandet. Der Vater und seine drei Söhne fanden bei Motor Schönebeck ihre neue sportliche Heimat. Roland Ducke kam als talentierter Fußballer 1955 nach Jena und spielte bis 1973 in der Auswahl des SC Motor Jena, später FC Carl Zeiss Jena. Er gehört zu den Spielern, die an dem kontinuierlichen Aufstieg von Jenas Fußball unmittelbaren Anteil hatte. In den ersten DDR-Jahren scheiterte Jena zwei Mal beim Versuch in das Oberhaus aufzusteigen. Erst 1956 unter dem Trainer Hans Warg gelang dies dauerhaft, und Roland Ducke gehörte dazu standen Jenas Kicker bereits auf Rang vier in der Tabelle. Mit der Übernahme des Trainerpostens durch Georg Buschner 1958 gelang der fast kometenhafte Aufstieg von Jenas Fußballern an die DDR-Spitze. Roland Ducke gehörte von Beginn an dazu. Von 1965 bis 1971 war er Mannschaftskapitän. Mit seinem ersten Einsatz in einem Länderspiel war er am 14. September 1958 einer der ersten Nachkriegsfußballer, der aus Jena in die Auswahl berufen wurde. Der Erste überhaupt nach 1945 war die Spielerlegende Karl Schnieke, der 1952 in einem Länderspiel gegen Rumänien eingesetzt wurde. Roland Ducke wurde insgesamt 37 Mal in der DDR-A-Auswahl eingesetzt und schoss fünf Tore. Drei Mal war er als Auswahlkapitän nominiert, was dafür spricht, dass er sowohl das Vertrauen der Mannschaft als auch des Trainers (Buschner) genoss. In der ewigen Bestenliste ab 1949 steht er mit 481 Pflichtspielen nach einer Aufstellung von Udo Gräfe auf den ersten Rang. Alle drei DDR-Meistertitel (1963, 1968 und 1970), die der FC Carl Zeiss Jena gewann, fallen in die Aktivenzeit von Roland Ducke. Zum Abschluss der Oberliga-Spielzeit 1962/63 wählten die DDR-Oberligatrainer in einer Umfrage der Zeitung Deutsches Sportecho Roland Ducke als besten Linksaußenstürmer der DDR. Er hatte den Berufsabschluss eines Maschinenbauschlosser, erwarb nach seiner Aktivenzeit noch ein Sportlehrerabschluss, der es ihm ermöglichte, unter anderem als Jugendtrainer beim FC Carl Zeiss 113

114 Jena zu arbeiten. Ein Foto der Jugendauswahl von 1987, die ihm das Mannschaftsfoto mit allen Unterschriften verehrten, gehört auch zu den übergebenen Exponaten, die das Stadtmuseum jetzt verwahrt verstarb Roland Ducke im Alter von 70 Jahren. Bärbel Hartmann, Rolands letzte Lebensgefährtin übergab dieses Foto der 1956er-Mannschaft vom FC Carl Zeiss Jena, die den Aufstieg in die DDR-Oberliga schaffte, dem USV-Archiv. 114

115 Der Trainer kam aus Indien Thüringische Landeszeitung 12. Dezember 2013 Nr. 367 Seit 1951 legte die Sparte Hockey (später Sektion Hockey) im Deutschen Sportausschuss der DDR eine einteilige Oberliga als höchste Spielklasse für den Punktspielbetrieb fest. Die beiden Jenaer Mannschaften von der BSG Motor Zeiss und BSG Chemie gehörten zu den acht Mannschaften im Feldhockey der Herren (außerdem Motor Köthen, Chemie Buna-Schkopau, Niesky, Einheit Zentrum Leipzig, Fortschritt Cottbus und Einheit Rostock), die den Spielbetrieb aufnahmen. Die ersten Hallenhockey-DDR-Meisterschaften gab es ebenfalls 1951 in Güstrow. Auch die Frauen begannen zeitgleich mit dem Spielbetrieb. Schon 1952 gewannen die Jenaer Frauen die Hallenhockeymeisterschaft, was besonders zu würdigen ist, da Jena über keine geeignete große Sporthalle verfügte. Trainiert wurde in verschiedenen Schulturnhallen und in der Halle der damaligen Berufsschule von Zeiss, der heutigen Sporthalle der Fachhochschule. Wollte man in einer wettkampfgerechten Halle spielen, musste man nach Erfurt fahren. Neben Leipzig war Jena bis Ende der 1960er Jahre das zweite Hockeyzentrum der DDR. Jena hatte aber gegenüber Leipzig die Besonderheit, dass hier der indische Trainer Swarup Singh, tätig war. Er hatte schon in den 1950er Jahren mit der indischen Nationalmannschaft als Spieler Jena besucht und im Ernst-Abbe-Sportfeld gespielt wurde vom zuständigen DDR-Fachverband Swarup Singh als Trainer eingestellt, der vorwiegend in Jena zum Einsatz kam. Er gehörte 1952 zum indischen Goldmedaillenteam. Die Zusammenhänge, warum er gerade nach Jena kam, sind bisher nicht untersucht worden. Vielleicht hat der damalige, aus Weimar stammende Hockeyverbandsvorsitzende, Willi Henkel, den man regelmäßig auf den Zuschauerrängen im Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld bei Hockeyspielen sah, daran mitgewirkt. Unter seiner Amtsführung gelang es den Hockeyspielern der DDR in den internationalen Verband aufgenommen zu werden. Willi Henkel selber war in den 1970 Jahre dann sogar in den Gremien des Internationalen Verbandes vertreten. Die Gesamtkonstellation im Welt-Hockeysport und die ständige Suche der DDR-Staatsführung nach internationaler Anerkennung, könnte die Förderung des Hockeys zusätzlich begünstigt haben. Mit Indien versuchte damals die DDR intensivere politische und Handelskontakte aufzubauen, galt Indien doch als Sprecher der jungen Nationalstaaten. Auf jeden Fall trainierte Singh beim Sportclub (SC) Motor Jena sowohl die Männer als auch die Frauenmannschaft ganz erfolgreich. Trotz mancher Abstriche, die im historischen Rückblick ehemalige Spieler an seiner Trainerqualität machten, erfreute er sich großer Beliebtheit, auch beim Frauenteam. Bei internationalen Turnieren konnte er auf Augenhöhe mit dem vorwiegend englischsprachig dominierten Schiedsrichter und Funktionären kommunizieren. Vor ihm war Waffel Schön Trainer gewesen, ab Mitte der sechziger Jahre dann für ein Jahr Helene (Frauen) und Rolf (Männer) Westphal, bevor Dieter Ohme aus Leipzig das Training übernahm. In Jena wurde Hockey Mitte der 1960er Jahre aus dem SC Motor ausdelegiert, die Förderung drastisch reduziert und nur noch in den BSG n Motor Zeiss und Chemie gespielt. In der DDR wurde spätestens mit der Niederlage der Hockeymannschaft der DDR gegen die BRD im Olympiaturnier 1968 in Mexiko die zentrale Förderung weitestgehend eingestellt. Swarup Singh hatte versucht nach seiner Jenaer Zeit sich als Trainer in England zu etablieren, was aber nicht gelang. Er kam zurück in die BRD, wo er Vereinsmannschaften 115

116 betreute. Mit dem Uhlendorfer Hockeyclub aus Hamburg konnte er 1964 Deutscher Hockeymeister im Hallenhockey werden. Nach 1990 trafen sich einige ehemalige Jenaer Hockeyspieler noch einmal mit ihm in Hamburg. Nach dem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften im Feldhockey 1958, zweiter von links Swarup Singh. 116

117 Ein Spezialist in Sachen Turnvater Jahn Thüringische Landeszeitung 3./4. Oktober 2013 Nr. 357 Die Sportart Orientierungslauf ist seit Jahren die Erfolgssportart im Jenaer Sportgeschehen mit den meisten Meisterschaftsmedaillen. Allein die Familie Lösch hat über 100 Medaillen bei deutschen Meisterschaften und Bestenkämpfen erlaufen können. Aus traurigem Anlass muss die Geschichte des Orientierungslaufs im USV Jena e. V. um eine kleine Facette erweitert werden. Kürzlich verstarb der bekannte Sporthistoriker und Friedrich-Ludwig-Jahn-Spezialist, Prof. Dr. Siegfried Melchert in Potsdam. Bei der Beschäftigung mit seiner Biografie stellte sich heraus, dass er 1962 mit dem Sportstudenten Günter Scharf einen dritten Platz bei den Bezirksmeisterschaften im Ski-Orientierungslauf für die HSG Uni Jena in Gehlberg schaffte. Melchert war damals Assistent beim Sporthistoriker Dr. Willi Schröder, der später den Lehrstuhl für Gesellschaftswissenschaftliche Grundlagen des Sports am Institut für Körpererziehung (Muskelkirche) erhielt. Melcherts Biografie beginnt in Pommern, wo er 1936 geboren wurde. Er selber sieht sich als weitläufiger Angehöriger der Kaschuben, einer slawischen Ethnie, die mit eigenständiger Sprache und Kultur in der Nähe von Danzig beheimatet war. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte er sich intensiv mit der Geschichte dieser Volksgruppe. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Melcherts Familie als Deutsche 1947 aus Polen vertrieben. Sie landeten in Ilmenau, wo Melchert die Schule besuchte und seine ersten Orientierungssportversuche bei der Gesellschaft für Sport- und Technik (GST) unternahm. Er versuchte sich aber vor allem als Segelflieger nahm Melchert ein Lehramtsstudium für Köpererziehung und Geschichte an der Jenaer Uni auf. Auf Grund seiner guten Studienergebnisse bekam er eine Assistentenstelle bei Willi Schröder. Sportlich war er u. a. im Wintersport aktiv, wo auch sein stärkerer Bezug zum Orientierungslauf herrührt. In der DDR entwickelte sich dieser schöne Natursport aus zwei Wurzeln, dem Skilauf und der Touristik. Anfang der 1960er Jahre entstand dann ein Wettkampfsystem mit eigenständigen Meisterschaften im Sommer und Winter. Im Gegensatz zu heute, war der Orientierungslauf damals eine Mannschaftssportart, bei der immer zwei Sportler gemeinsam die vorgegebenen Strecken im Gelände mit Karte und Kompass absolvieren mussten. Zurück zu Melchert, der 1966 zu einem sportpolitischen Thema promovierte. Er wechselte als Fachreferent ins Volksbildungsministerium nach Berlin, nahm dann aber bald Lehraufträge an der Uni Berlin und an der Pädagogischen Hochschule (PH) in Zwickau an ging er als Lehrkraft an die PH Potsdam, wo er 1976 habilitierte und 1989 ordentlicher Professor für Sportgeschichte wurde heiratet er. Mit seiner Frau Siegrid hatte er fünf Kinder. Die politische Wende brachte auch für ihn neue Freiheiten und Möglichkeiten. Er wurde in die neue Uni Potsdam als Professor übernommen, wo er bis zu seiner Emeritierung 2001 tätig war. Seine Sprachkenntnisse ermöglichten ihm schon vorher, dass er als Gastdozent in Minsk/Weißrussland und St. Petersburg tätig war und 1994 zum ordentlichen Mitglied der Petrowskaja Akademie der Wissenschaft und Künste in St. Petersburg berufen wurde wurde er außerdem in seiner alten Heimat Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Muzeum Kaszubskie in Kartuzy/ Polen. Sehr intensiv beschäftige er sich wissenschaftlich mit dem Leben und Wirken von Friedrich Ludwig Jahn, sicher auch beeinflusst durch seinen Doktorvater, Willi Schröder, der Anfang der 1960er Jahre als einer der Jahn-Spezialisten in der DDR galt. Er gehört zu den Mitgründern des Lanzer Jahn-Kolloquium. In Lanz, dem Geburtsort von Jahn, erwarb sich Professor Melchert bleibende Verdienste bei der sporthistorischen und 117

118 wissenschaftlichen Gestaltung dieses jährlich stattfindenden Kolloquiums zur Pflege des Jahnerbes, wofür ihn die Jahngesellschaft 2008 zu ihrem Ehren-Mitglied ernannte. Mit seiner alten Universität in Jena verbanden ihn viele Kontakte. Seit Jahren war er aktives Mitglied des Förderkreises des USV Jena e. V.. Als solches verpasste er kaum ein Absolvententreffen. Von Siegfried Melchert gibt es leider kein Foto als Orientierungsläufer. Aber aus seiner Studienzeit existiert dieses Bild, einer Studentenhandballmannschaft. Melchert sitzt in der vorderen Reihe (3. V. r.) 118

119 Motor Jena war die Macht im Hockey Thüringische Landeszeitung 3. Januar 2014 Nr. 370 Lange, bevor die Jenaer Fußballmannschaft von Carl Zeiss Jena in der DDR-Oberliga angekommen war, gab es in Jena eine Spielsportart, die auf den vordersten Rängen der Tabellen der höchsten Ligen mitspielte, das waren die Frauen und Männer-Hockeyteams. Anfang der 1950er Jahre begannen die DDR-Punktspiele und ab diesem Zeitpunkt standen Jenas Männer und Frauen immer wieder auf den Treppchen unter den Medaillengewinnern bei den DDR-Meisterschaften. Mit ihrem Hallenmeistertitel von 1952 schafften dies die Frauen sogar früher als die Männer, die 1953 mit einer Silbermedaille folgten. Diese gewannen die Männer der BSG Chemie Jena, die im Universitätssportzentrum ihre Spielstätte hatten, im Feldhockey. Die Vorjahres-Hallenmeisterinnen bei den Frauen von der BSG Motor Carl Zeiss kamen 1953 im Feldhockey auf einen zweiten Rang. Nach vorliegenden Ranglisten errangen die Frauen des SC (Sportclubs) Motor Jena 1959, 1961 und 1964 sogar einen Doppelerfolg, h. h. sie siegten sowohl in der Halle als auf dem im Freien liegenden Rasenplatz gelang dies noch einmal dem Frauenteam der BSG Motor Carl Zeiss Jena. In dieser Zeit gab es grundlegende Veränderungen in der Förderung des Hockeysports in der DDR, die letztendlich auch auf das schlechte Abschneiden beim Olympischen Hockeyturnier 1968 in Mexiko zurückgeführt werden, als die DDR unter anderem gegen die BRD 2:3 verlor und nur den 11. Platz erreichte. Auf weitere sportpolitische Veränderungen in der DDR in Vorbereitungen auf die Olympischen Sommerspiele von 1972 in München wurde in unserer Artikelserie schon mehrfach eingegangen. Seit Gründung des SC Motor Jena 1954, als erstem Sportclub der DDR, begann in Jena eine Konzentration von Leistungssportlern, die sonst nur in den Bezirkshauptstädten der DDR und in Ostberlin zu beobachten war. Die Konzentration in Sportclubs bedeutete sowohl die persönliche Förderung der Sportler durch gute Arbeitsplätze, Wohnungen oder Internatsunterbringung, bessere Versorgung und vor allem ein wissenschaftlich angeleitetes Training mit entsprechender sportmedizinischer Betreuung. Bereits vorher hatte es in Jena Versuche gegeben, Leistungszentren im Sport zu etablieren. Anfang der 1950er Jahre waren vor allem die Leichtathleten und teilweise die Turnerinnen und Wintersportler der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) der Uni so ein Zentrum, welches aber dann seinen Status an Halle und Leipzig abgeben musste. 1952/53 versuchte die Betriebssportgemeinschaft Chemie ein DDR Leistungszentrum in Jena zu entwickeln, was aber auch aufgegeben wurde. Die Hockeymänner kamen 1954 oder 55 zum SC Motor Jena, und die Frauen tauchen 1957 erstmals als SC Motor Jena unter den Medaillenträgern bei DDR-Meisterschaften auf. Aus den bisher bestehenden Mannschaften der Betriebssportgemeinschaften (Chemie und Motor Carl Zeiss) wurden die besten Hockeyspieler zum Sportclub delegiert, was nicht immer auf freiwilliger Basis passierte. Es wurden aber auch Hockeytalente aus anderen Mannschaften, vor allem der Südbezirke der DDR, nach Jena geholt. Eine wichtige Spielerin war dabei Helene Westphal, die 30 Jahre ohne Unterbrechung in der der DDR-Auswahl spielte und das Jenaer Team ab 1957 verstärkte. Sie stammte aus Schwerin, wo sie als Schülerin ihre sportliche Laufbahn als Artistin begann. Dann spielte sie Tennis, bevor sie bei Einheit, später Lok Schwerin Hockey spielte. Als ausgesprochenes Hockeytalent wurde sie 1955 zum Sportclub nach Leipzig delegiert. Die Liebe zu ihrem späteren Mann Rolf führte sie nach Jena, wo sie 119

120 noch heute regelmäßig mit dem Hockeyschläger auf dem Kunstrasenplatz des Sport- und Sozial- Club Jena e. V. (SSC) anzutreffen ist. Insgesamt konnte sie 20 DDR-Meistertitel in ihrer Hockeykarriere auf ihrem Habenkonto verbuchen, davon 13 in Jena. Ihr Mann Rolf schaffte es auf 17 Meistertitel. Helene Westphal (rechts) tauscht als Mannschaftskapitänin den Erinnerungswimpel bei einem Länderspiel gegen die CSR (Tschechoslowakische Republik) um

121 Mit dem Faltboot über die Ostsee abgehauen Thüringische Landeszeitung 4. Juli 2013 Der Ruder- und Kanuverein Jena e. V. und die Abteilung Rudern des USV Jena e. V. bereiten gegenwärtig eine Jubiläumsveranstaltung 100 Jahre Rudern in Jena, die am 13. Juli 2013 stattfinden soll, vor. Der Jenaer Rudersport kann mit einigen namhaften Ruderspezialisten in Verbindung gebracht werden. Dr. Karl Feige, der von 1937 bis 1945 Direktor des Hochschulinstituts für Leibesübungen an der Uni war, hatte vor allem zur Theorie des Ruders publiziert. Bereits 1936 veröffentlichte Feige einen seiner ersten Ruderartikel in der Zeitschrift Leibesübungen und körperliche Erziehung unter der Überschrift Umgestaltung des Ruderns warum und wie? Zu dieser Zeit war er als Verantwortlicher für Rudern an der Deutschen Reichsakademie für Leibesübungen tätig und in die Forschungen z. B. im Rahmen der Olympiavorbereitung 1936 der Deutschen Ruderer eingebunden. Nach dem II. Weltkrieg baute Karl Feige in Kiel an der Uni ein leistungsstarkes Ruderzentrum auf. Ernst Herberger, der ebenfalls Lehrkraft am Hochschulinstitut für Leibesübungen bis 1945 war, war ab den 1960er Jahren Institutsdirektor an der DHfK in Leipzig. Zu seinen Spezialsportarten gehörte das Rudern taucht erstmals ein Georg Uschmann als Hilfsassistent, mit 10 Stunden im Rudern, auf. Weitere Ruderstunden gaben Rotraut Hoppensatz (18 Stunden), Ludwig Otto (19 Stunden) und Heinz Schwarz vier Stunden. Pro Stunde wurde 1,- RM gezahlt. Uschmann, der zu Ernst Haeckel promovierte, soll 1936 zum Auswahlteam der deutschen Olympiaruderer gehört haben. Nach 1945 war er einer der ersten Lehrbeauftragen im Rudern, bevor er Direktor des Haeckelhauses und später Geschäftsführer der Leopoldina wurde. Sein Nachfolger wurde Hans Weckel, der Ende der 1950er Jahre neben der Ruderausbildung der Sportstudenten auch eine Kinderund Jugendgruppe im Rudern an der Hochschulsportgemeinschaft (HSG - Vorläufer des USV) aufbaute. Später war Weckel der Schwimmspezialist, sowohl in der Ausbildung des damaligen Instituts für Körpererziehung, als auch bei der HSG. Kurzzeitig war Anfang der 1960er Jahre auch Dr. Willi Schröder, der aus Halle kam und am Institut Direktor wurde, in der Ruderausbildung eingesetzt. Er spezialisierte sich dann aber auf die Sportgeschichte und hier vor allem auf Friedrich Ludwig Jahn und Johann Christoph Friedrich GutsMuths. Wohl die meisten sportlichen Meriten als Trainer, die eine Verbindung zum Jenaer Rudersport hatte, sammelte Elmar Antony. Er war als Jugendlicher relativ spät zum Rudern gekommen, war als Sportstudent in Jena weiter aktiver Ruderer. Fünf Medaillen bei Deutschen Meisterschaften gewann Antony zwischen 1957 und 1960 für die HSG Uni Jena wurde er sogar Meister im Einer und im Zweier. Nach kurzer Schulpraxis kam Antony in den 1960er Jahren als Lehrkraft ans Institut zurück und unterrichtete neben dem Rudern auch im Wintersport. Einer seiner ersten erfolgreichen Sportler wurde der Jenenser Achim Winstroer, der in der Ringwiese wohnte und später im Deutschlandachter des berühmten Ruderprofessors Karl Adam saß. Adam hatte seine Ausbildung übrigens bei Karl Feige erhalten. Windstroer wurde vor allem durch eine spektakuläre Republikflucht bekannt, als vier DDR-Ruderer mit Faltbooten über die Ostsee abhauten, was für ihre gute konditionelle Ausbildung sprach. Diese Republikflucht brachte Antony mehrtägige Stasiverhöre ein. Winstroer dagegen war noch eine Zeit lang als Ruderer in der BRD erfolgreich. Antony wechselte später als Rudertrainer zu Dynamo Berlin, wo er sehr erfolgreich Ruderer ausbildete die für die DDR internationale Spitzenplätze erreichten. Nachdem bei den ersten beiden Ruderweltmeisterschaften 1962 und 1966 jeweils der 121

122 Achter aus der BRD den Titel gewonnen hatte, gewann 1970 völlig überraschend der DDR-Achter, der von Antony aus sehr jungen Ruderern zusammengesetzt worden war. In Ruderkreisen wurde er mit dem Unterton der Hochachtung als der Baby-Achter tituliert. Die neun Männer haben insofern Ruder-Geschichte geschrieben, weil es bis heute der einzige Achter-Weltmeister ist, der nur aus einem Club zusammengestellt worden war und mit einem Alter von 19 und 20 Jahren als die jüngste Crew triumphierte. Nach 1990 hatte der Deutsche Rudersport keine Verwendung für Antony mehr, so dass er nach Österreich ging, wo er noch heute lebt. Bis 1988 findet man in der Hall of Fame des Universitätssports noch einige Medaillenträger im Rudersport. Da wären Thomas Demuth/ Herbert Grosswendt (1965), Beate Hinze (1973), Martina Giera (1977), Rolf Däßler (1983), Dirk Ullrich, Pierre Wittrich, Bernd Jurke, Maik Weisflog und Jan Hochtritt zu nennen, die Ende der 1980er Jahre bei Zentralen-Spartakiaden, DDR-Meisterschaften und DDR-Studentenmeisterschaften Medaillen holten. Das war anno 1960: der Jenaer Elmar Antony in einer Wettkampfpause als er bei den Deutschen Rudermeisterschaften der DDR zwei Titel gewann. 122

123 Für Damen besser geeignet als Hockey Thüringische Landeszeitung vom 1. August 2013 Nr. 348 Im vergangenen Monat gab der SV Jenapharm e. V. im Internet bekannt, dass er in der Sportart Hockey keine Mannschaft mehr im Spielbetrieb hat. Freizeitspieler wären aber noch vorhanden. Damit ist der Sport- und Sozial Club Jena e. V. (SSCJ) der letzte Verein in der Stadt, der eine der traditionsreichsten Spielsportarten noch betreibt. Die Hockeygeschichte ist eng mit der frühen Geschichte des Tennissports verbunden. Im Dezember 1911 fand das erste Hockeyspiel in Thüringen zwischen dem Verein für Bewegungsspiele (VfB = heute USV Jena e. V.) dem Sport-Club Erfurt statt, welches mit einem Unentschieden (1:1) endete und vor allem von Tennisspielern bestritten wurde. Außer dem VfB, spielten damals noch akademische Turnvereine, wie die Gothanen regelmäßig Hockey. Diese waren es auch, welche 1912 das 1. Landeshockeyspiel in Halle vor einer erfreulichen Zuschauermenge gegen eine dortige Uni-Auswahl spielten. Die Zeitungen berichteten damals, dass der Schiedsrichter seiner Aufgabe nicht gewachsen war, sonst hätten die Gothanen nicht 9 : 2 verloren. Anfangs spielten nur Männer Hockey hieß es sogar nach dem 1. Vaterländischen Turn- und Spielfest in Jena: Vielleicht hat das Fest dazu beigetragen, daß in Zukunft das Korbballspiel von Jung und Alt, vom männlichen und weiblichen Geschlecht betrieben wird. Korbball ist das schönste und wertvollste Spiel mit dem großen Ball, besonders für Damen besser geeignet als Hockey 1913 schlossen sich acht Vereine zum Thüringer Hockeyverband zusammen. Seit 1919 gab es beim 1. SV Jena eine Hockey- und Tennisabteilung. Ab den 1920er Jahren wurde zunehmend auch von Frauen, oft Tennisspielerinnen, Hockey gespielt. In allen drei Jenaer Vereinen mit Hockeyabteilungen, 1. SV Jena, VfB Jena und Turnverein Wenigenjena gab es Frauenmannschaften. Im April 1946, also ein Jahr nach Beendigung des II. Weltkrieges, wurde über das erste Hockeyturnier von Jena gegen Weimar und Halle berichtet. Einer der Hauptakteure war Herbert Kessler, der in einem Jahresbericht der Sportgemeinschaft Ernst Abbe, später BSG Motor Carl Zeiss schrieb, dass ein Teil der Hockeyspieler des VfB und des 1. SV jetzt in der Sportgemeinschaft zusammen spielen würden. Die I. Damenmannschaft der SG gewann 1946 alle Spiele und war damit die besten Mannschaften der Ostzone, so gegen Berlin-Neuköln 3:1, Weimar 8:0, Merseburg 5:0, Magdeburg 5:0 und Weida 7:0. Aus ehemals drei erfolgreichen Vorkriegs-Vereinen mit Hockeyabteilungen in Jena kristallisierten sich nach 1945 mit der BSG Carl Zeiss und Chemie zwei Schwerpunktvereine heraus. Dazu kam der 1954 als Leistungssportzentrum gegründete SC Motor Jena, der über eine Herren- und Damen-Hockeymannschaft verfügte. Bis in die 1950er Jahre waren in Thüringen noch Erfurt und Weimar gleichstarke Hockeyhochburgen. Weimar und teilweise Erfurt gerieten nach der Bildung des SC Motor Jena immer stärker ins Hintertreffen, so dass in der Weimarer Hockeychronik steht: Mit der Delegierung von Fritz Weinhold zum SC Motor Jena begann der Niedergang des Weimarer Hockeysports konnte die Weimarer Oberligafrauen die Spielklasse nur halten, weil sich Erfurt auflöste und für Weimar spielte. Zwischen 1952 und 1970 errangen Jenas Hockeyspieler über 35 DDR-Meistertitel und eine Vielzahl von Silber- und Bronzemedaillen. Ein Titel im Hallenhockey ging den Jenaer BSG-Sportlerinnen durch eine Fehlentscheidung des Weimarer Hockeyfunktionärs Willi Henkel verloren. Obwohl die Torfrau Bärbel Straube einen Strafstoß abwehren konnte, entschied Henkel, der Ball wäre über die Hand und Torlinie gerollt, was aber garnicht 123

124 möglich war, weil die Feldspielerin Jutta Schlegel auf der Torlinie stand und die Torfrau davor. Proteste nutzten nichts, und aus Trotz gingen die Jenaer Spielerinnen nicht zur Siegerehrung. Die Frauen von der BSG Motor Carl-Zeiss waren 1952 die ersten, die sich mit einem Meistertitel schmücken durften. Danach dominierten die Männer und Frauen des SC Motor. Zeitweilig waren bis zu vier Mannschaften (I. und II. des SC Motor, BSG Motor und Chemie) in der höchsten Spielklasse vertreten trugen die Jenaer Hockeyspieler dazu bei, dass in der gesamtdeutschen Olympiamannschaft erstmals die DDR-Sportler mit 194 Startern die Mehrheit gegenüber den BRD-Aktiven stellten. In Jena fielen dazu wichtige Entscheidungen u. a. mit dem 1:0 Sieg der Hockeyauswahl im dritten von vier Qualifikationsspielen. 10 Jenaer Hockeyspieler waren letztendlich in der deutschen Auswahl, die Platz fünf im olympischen Turnier belegten. Nachdem Ende der 1960er Jahre die Förderung von Hockey als Olympiasportart aufgegeben wurde, konnten die BSG Sportler 1970 noch einmal einen DDR-Meister erringen. Hockeydamen der BSG Motor Carl Zeiss Jena in den frühen 1960er Jahren v.l. hinten: Heidi Brink, Irmgard Stephan, Uschi Hemp, Ruth Thiel, Erika Berger, Erika Müller, Jutta Hempel, Heidi Hoffmann, vorn: Uta Henning, Bärbel Straube, Karin Reinhardt. 124

125 Turnerin, Lehrerin, Mutter: Barbara Stolz Thüringische Landeszeitung 21. November 2013 Nr. 364 In unserem letzten Beitrag Beschauliche Zahl Jenaer Olympioniken haben wir über Universitätsangehörige im Zusammenhang mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen, geschrieben. Eine Vielzahl von Hinweisen ist Anlass diese Geschichte noch etwas auszuweiten. Eine kleine Korrektur ist auch nötig: Der Stabhochsprung-Olympiasieger Nordwig von 1972 heißt natürlich mit Vornamen Wolfgang und nicht Harald. Auch zu Heilwig (Winkler) Jacob ist eine Ergänzung angebracht: Nach der Beendigung der Schule ist sie nicht, wie bei solchen Talenten sonst üblich, direkt zu einem Sportclub (SC) gegangen, sondern sie wollte lieber ein Studium aufnehmen. Sie immatrikulierte an die Uni Jena und schloss sich der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) an und startete erfolgreich für die Uni. Der damalige Abteilungsleiter-Leichtathletik Werner Riebel wehrte sich mit Händen und Füßen gegen eine Delegierung von Heilwig zum SC Motor Jena, konnte es am Ende aber nicht verhindern. Sie gehört damit nach Fritz Huhn als zweite zur Olympiatraditionslinie des heutigen USV Jena e. V. Auch nicht erwähnt wurde im Zusammenhang mit dem Unisport der Olympiateilnehmer und Europameister über 1500-Meter Klaus-Peter Justus. Sowohl als heutiges Mitglied des USV Jena, als auch über seine Frau Betina, die seit Jahrzehnten beim Unisport arbeitet, muss er in die Erfolgsliste des USV eingetragen werden. Dazu kommt noch sein Sohn Steffen, der zeitweilig für den USV in der Leichtathletik startete. Er nahm an den letzten Olympischen Spielen in London als Triathlet teil. Die bisher einzige in Jena wohnende Turnerin, von der bekannt ist, dass sie an Olympischen Spielen teilgenommen hat, ist Barbara Stolz. Wie die Uniangehörigen, die Leichtathletin Heilwig Jacob und der Hockeyspieler Rolf Westphal, gehörte sie zur gesamtdeutschen Olympia-Mannschaft, die 1964 nach Tokio fuhr. Barbara Stolz war damals beim SC Chemie Halle in Döbeln geboren, kam sie zum Leistungssport-Gerätturnen eher durch Zufall. Bei Kreismeisterschaften der Schulen war eine Turnerin krank geworden. Die Sportlehrerin überredete Barbara an dem Wettkampf teilzunehmen. Was Niemand erwartet hatte, sie wurde Kreismeisterin. Seitdem trainierte sie regelmäßig in der Schulsportgemeinschaft und gewann bei vielen Wettkämpfen in ihrer Altersklasse, was ihr eine Delegierung zur Kinder- und Jugendsportschule einbrachte. Sie ging aber nicht nach Leipzig, wie vorgesehen, sondern nach Halle, wo die Großmutter wohnte und die Eltern später hinzogen. Ihre erste Trainerin wurde die Turnlegende Johanna Quaas, die noch heute Wettkampfturnerin ist und als eine der ältesten in der Welt gilt. Gestern wurde sie 88. Barbaras Schwester war ebenfalls eine gute Turnerin, die auch in Halle als Turntalent bei Johanna Quaas trainierte. Sie brachte es bis zur Meisterklasse. Nach dem Abitur nahm Barbara ein Lehrerstudium in Halle auf und startete für die Hochschulsportgemeinschaft (HSG). Bei den DDR-Studentenmeisterschaften 1962, die in Jena stattfanden, gewann Barbara. Auf Grund ihrer vorderen Platzierungen bei den Deutschen Meisterschaften wurde sie in die Nationalmannschaft aufgenommen. Barbara Stolz turnte für die DDR unter anderem bei Länderkämpfen gegen China, Schweden, Rumänien und Bulgarien. Sie wechselte in dieser Zeit zum Sportclub SC Chemie Halle und gehörte zum Olympiakader. Bei den Ausscheidungskämpfen für die gesamtdeutsche Olympiamannschaft 1964 konnte sie sich eine Fahrkarte nach Tokio erkämpfen. Bei einer der letzten Trainingseinheiten vor Olympia zog sie sich einen Knochenbruch im Fuß zu. Eine intensive sportärztliche Betreuung ermöglichte den Start, behinderte aber die Ausführung der 125

126 Übungen. Mit einem denkbar knappen Rückstand von einem hundertstel Punkt, kam sie nur auf Platz vier. Für den nächsten Olympiazyklus war sie dann zu alt, weswegen sie das intensive Training aufgab. Sie ist mit dem talentierten Leichtathleten Rüdiger Stolz verheiratet, der ein Chemiestudium einer sportlichen Karriere als Mittelstreckler vorzog. Nach dem Studium bekam sie eine Stelle an der Kinder- und Jugendsportschule in Halle und war weiter als Kinder- und Jugendturntrainerin tätig. Als ihr Ehemann einen Ruf als Professor bekam, wollte sie eigentlich nicht nach Jena wechseln, auch weil sich die Uni nicht in der Lage sah, eine Wohnung zu beschaffen. Sie hatte sich außerdem eine Stelle an der Kinder- und Jugendsportschule in Jena erhofft. Dies klappte nicht. Ob dabei eine Rolle gespielt hat, dass sie nicht in der Sozialistischen Einheitspartei (SED) sondern in der Liberaldemokratischen Partei (LDPD) war, ist ungeklärt. Barbara Stolz hat es aber nie bereut, dass sie an die Adolph-Reichwein-Schule kam. Hier fand sie ein nettes Kollegium und war eine beliebte Lehrerin in ihrem Hauptfach Deutsch. Zeitweilig leitete sie eine Arbeitsgemeinschaft Turnen. Ihre beiden Söhne schrieben mit an Jenas Fußballgeschichte: Michael beim FC Carl Zeiss Jena und Christian beim Vorläufer des SV Schott Jena e. V. Für das Turnen waren beide nicht zu begeistern, dafür trainiert eine Enkelin von Barbara Stolz bei der Rhythmischen Sportgymnastik. Barbara Stolz (2.v.r.) Anfang der 1960er Jahre bei einem Länderkampf gegen China. 126

127 Hockey-Olympia-Ticket für Rolf Westphal Thüringische Landeszeitung vom 4. Dezember 2013 Nr. 366 Den Beitrag Nr. 362, vom 7. November 2013, zur Hockeygeschichte und der Rolle von Rolf Westphal, hatten wir damit abgeschlossen, dass Westphal nach einer fast einjährigen Gefängnisstrafe seinen Platz in der Jenaer Hockeymannschaft wieder einnehmen konnte und sogar in die Nationalmannschaft zurückkehrte. Die Frage, warum er als Rädelsführer verurteilt wurde, soll hier nur insoweit erläutert werden, dass er bei einem nächtlichen Fußmarsch von Lobeda nach Jena, die Straßenbahn fuhr nur eingeschränkt, wegen des Absingens von Liedern, die nach Meinung der Polizei nationalsozialistisch waren, der Autor war der Heimatschriftsteller Hermann Löns, verhaftet wurde und dann eine entsprechende Anklage zusammengezimmert wurde. Als später (1966) der Parteisekretär des SC Motor Jena ihn für die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) werben wollte, lehnte Rolf Westphal auf Grund seiner biografischen Erfahrungen dieses Ansinnen ab. Im Ergebnis wurde er aus der Nationalmannschaft ausgegliedert. Beim SC Motor Jena durfte er noch eine Weile weiterspielen, allerdings wurde er von seiner Stammposition (halbrechts) für einen eventuell linientreueren Spieler nach halblinks ausgewechselt. Der Olympiabeschluss der DDR Ende der 1960er Jahre, durch den auch Hockey seine intensive finanzielle Förderung verlor, führte dann aber sowieso dazu, dass die meisten Spielsportarten aus den Sportclubs der DDR ausgegliedert wurden. In Jena wurde Hockey dann nur noch bei der BSG Motor Carl Zeiss und bei der BSG Chemie, später Jenapharm, gespielt. Bis 1966 war Rolf Westphal bei allen Spielen der Nationalmannschaft als Mannschaftskapitän eingesetzt. So durfte er auch im nichtsozialistischen Ausland spielen, wie in Finnland, Großbritannien, Marokko und Ägypten. Sein sportlich größtes Erlebnis war sicher die Teilnahme an den Olympischen Sommersportspielen 1964 in Tokio. Schon 1960 beteiligte sich die DDR-Hockeymannschaft an den Ausscheidungsspielen für einen Platz in der gesamtdeutschen Mannschaft. Die BRD gewann aber diesen Platz. Für die Ausscheidungen von1964 hatte sich die DDR-Sportführung insgesamt mehr vorgenommen, sollte doch die Überlegenheit des Sozialismus durch sportliche Höchstleistungen belegt werden. Das Ziel bestand darin, anteilig mehr Sportler für die gesamtdeutsche Mannschaft zu stellen als die BRD. Dies wäre ein Prestigegewinn gewesen und hätte zudem bedeutet, dass der Chef de Mission der gesamtdeutschen Olympiamannschaft von der DDR gestellt worden wäre. Mit den Mannschaftssportarten konnte man die Zahl der Sportler schlagartig erhöhen. Dazu kam, dass im Hockey unter den sozialistischen Ländern nur die DDR in der Weltspitze mithalten konnte. Führend waren Länder aus dem englischsprachigen Raum. Ein Start einer DDR-Mannschaft bei Olympischen Spielen hätte unter diesen Ländern einen bedeutenden Prestigegewinn mit sich gebracht. Für die Olympiavorbereitung erhielten alle Hockeysportler täglich Freistellungen von der Arbeit um trainieren zu können. Die vier Ausscheidungsspiele verliefen wie ein Krimi. Mit einem 2:2 im vierten Spiel im West-Berliner Hockey-Olympiastadion von 1936 vor 7000 Zuschauern sicherte sich Rolf Westphal mit seiner Mannschaft die Olympiafahrkarte und die DDR mehr als 50% der Plätze. In den drei vorhergehenden Spielen 4:2 (West-Berlin), 0:1 (Jena) und nochmal 0:1 (wieder Jena) hatten sie sich gegen die favorisierte BRD, die Mannschaft des Jahres 1963 geworden war, durchgesetzt. Auch in Tokio schlug sich die DDR-Mannschaft achtbar. Von sieben Spielen endeten fünf unentschieden. Damit verpasste das Team hauchdünn das Halbfinale und wurde am 127

128 Ende respektabler Fünfter unter 15 Teilnehmern. Rolf Westphal hadert allerdings noch heute mit einigen Schiedsrichterentscheidungen von damals, da alle Schiedsrichter aus westlichen Ländern stammten und auch die internationale Verbandshierarchie westlich dominiert wurde, ist zumindest subjektive Beeinflussung denkbar. Die Anreise zu den Sommersportspielen 1964 nach Tokio war nicht nur durch die schon insgesamt lange Flugdauer gekennzeichnet. Bedingt durch Festlegungen der westlichen Staaten, durften DDR-Flugzeuge nicht auf einigen internationalen Routen fliegen, und deutliche Umwege wurden nötig. Auf der Rückreise wurden dann noch Freundschaftsspiele in Indonesien und Indien durchgeführt, so dass die Mannschaft erst nach vier Wochen wieder in Berlin landete. Bildunterschrift: Die DDR-Hockey-Nationalmannschaft 1964 in Indien, Rolf Westphal (Bildmitte vorne). 128

129 Die Zwei-Meter-Hürde mit Hut und Mantel übersprungen Thüringische Landeszeitung vom 5. Juni 2014 Nr. 391 In unserer Serie hatten wir im Zusammenhang mit den Olympischen Winterspielen von Sotchi begonnen, weniger bekannte Sportler, Trainer und Funktionäre vorzustellen, die im direkten Kontakt zur Universität Jena standen und die es zumindest bis in den Olympiakader schafften. Auf Grund vieler Hinweise können wir dies jetzt um weitere Namen ergänzen. Einer davon ist Waldemar Schütz. Waldemar Schütz studierte bis 1965 am Institut für Körpererziehung (Muskelkirche), nach heutigem Verständnis, Lehramt Sport und Geschichte. Er wurde 1935 geboren war nach dem II. Weltkrieg mit seinen Eltern und Geschwistern aus Aberthamy (Tschechien) kommend in Sitzendorf bei Schwarzburg sesshaft geworden. Die Familie stammte aus einer schneereichen Gegend, was sich in den sportlichen Aktivitäten der Familie niederschlug. Waldemars Vater Josef fertigte in den 1950-er bis 70-er Jahre Lederhandschuhe. Er war ein sehr fitter Bursche, lief bis ins hohe Alter Ski und wanderte in den Thüringer Bergen. Der Bruder von Waldemar - Roland - war ähnlich wie viele Sportler von damals in mehreren Sportarten zu Hause: So im Skispringen, Skilanglauf und Fußball. Er war viele Jahre Vorsitzender der Sportgemeinschaft Sitzendorf, zu der auch Waldemar Schütz gehörte und wird jetzt 82 Jahre alt. Waldemar ist vor einigen Jahren verstorben, berichtete sein Neffe Hans-Georg Schütz, ein Traditions-Kernbergläufer aus Cospeda. Waldemar hatte insgesamt fünf Geschwister, die alle Berührung zum Sport hatten. In Sitzendorf war er als Jugendlicher neben dem Wintersport auch zur Leichtathletik gekommen, und schon bald kristallisierte sich sein Talent zum Hochsprung heraus. Außerdem war er ein talentierter Volleyballer und Basketballspieler. Mit der Basketball-Schulmannschaft hat er eine ganze Reihe von Siegen errungen. Nach Abschluss der Schule kam er während seiner Armeezeit zur Sportgruppe beim ASK Vorwärts Erfurt. Danach ging er an die Arbeiter- und Bauernfakultät der Uni Jena, um die Hochschulreife zu erlangen. Werner Riebel, damals Leichtathletikchef der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) der Uni, überredete ihn, ein Sportlehrerstudium aufzunehmen und sich bei der HSG anzumelden. Bei der HSG Jena wurde er von Horst Götze, dem späteren Gründer des Lehrstuhls für Sportpädagogik, trainiert. Götze hatte unter seinen Studenten den Spitznamen Doktor-Hochsprung. Er hatte 1961 Über die Entwicklung der Bewegungsfertigkeiten im Hochsprung promoviert und mit der Veröffentlichung Der Schuljugend den Wälzer lehren DDR-weit für Aufsehen gesorgt. Mit Waldemar Schütz konnte er nachweisen, dass er auch in der Praxis Ahnung über das Training der Hochspringer hatte. Götze war 1950 übrigens einer der ersten DDR-Studentenmeister für die Jenaer Uni und zwar im Stabhochsprung mit 3,15 Meter. Mit der HSG-Mannschaft besuchte Waldemar Schütz viele Wettkämpfe. Er galt unter den Sportlern als Stimmungskanone. Besonders bei Feiern fiel er immer wieder durch sportliche Einlagen auf. So konnte er in normaler Kleidung mit kurzem Anlauf einen Türquerbalken mit dem Fuß erreichen oder mit Hut und Mantel auf dem Sportplatz Höhen bis 2 Meter überspringen. Im Mai 1961 gehörte er zu einer Sportlerdelegation der Uni, die zu einem Wettkampf nach Nürnberg gefahren war und von den Nürnbergern mit zu einem Sportfest nach Garmisch-Partenkirchen genommen wurden. Hier übersprang Waldemar Schütz mit 2,01 Meter als erster DDR-Hochspringer die Zweimetermarke. Ähnlich der Sprinterin Heilwig Jakob wollte auch Waldemar nicht zum Sportclub (SC) Motor Jena, da er sich mit den Unisportlern eng verbunden fühlte. Mit den 2,01 Metern gehörte er zu den Sportkadern der DDR, die um einen Platz in der 129

130 gesamtdeutschen Mannschaft kämpften. Er konnte aber seine Leistung bei den Ausscheidungswettkämpfen nicht abrufen hatte er bei den DDR-Meisterschaften mit 1,95 Meter noch auf Platz sechs gestanden wurde er mit zwei Metern Dritter bei den DDR-Studentenmeisterschaften, die er 1965 mit 2,03 Meter gewann. Im gleichen Jahr wurde er mit 2,04 Meter DDR-Meister. Schlagzeilen und ein Foto in der Presse bekam er aber nicht für den Meistersprung, sondern dafür, dass er nach dem geschafften 2,04 Meter-Sprung einen Freudensalto rückwärts vollführte. Im gleichen Jahr schaffte er bei einem Sportfest in Geschwenda die 2,06 Meter, was seine persönliche Bestleitung blieb. Nach dem Studium arbeitete Waldemar Schütz eine Zeit lang in Erfurt als Hochsprungtrainer. Zu seinen Schützlingen gehörte Henry Lauterbach, der sowohl als Hochspringer (persönliche Bestleistung 2,30 Meter) als auch im Weitsprung (8,35 Meter) zu den Spitzensportlern Thüringens gehörte. Oft wurde er aber bei Wettkämpfen von seinem Jenaer Konkurrenten Rolf Beilschmidt geschlagen. Später ging Waldemar Schütz zurück in seinen Heimatort Sitzendorf, wo er als Lehrer arbeitete. 130 Waldemar Schütz 1965 bei der Siegerehrung als DDR-Studentenmeister.

131 Apoldaer Ritter als Vorzeige-Sportlehrer Thüringische Landeszeitung 22. August 2013 Nr. 351 Wie im letzten Beitrag geschildert, gelang es einigen Absolventen der Neulehrerausbildung, im Nachgang eine solide Berufsausbildung als Sportlehrer zu erwerben. Dazu gehörte auch Fritz Ritter, der am 1. Kurzlehrgang vom 15. Mai bis 10. August 1950 teilgenommen und mit sehr gut bestanden hatte. Fritz Ritter, 1913 geboren, stammte aus Apolda. Sein Vater war als Werkmeister in einer Strickerei tätig. Da sein Vater in der SPD engagiert war, verlor er 1933 beim Machtantritt der NSDAP seine Arbeit, und Fritz musste aus finanziellen Gründen das Gymnasium abbrechen und eine kaufmännische Lehre aufnehmen. Er bekam nach Abschluss der Lehre eine Stelle als Versandleiter in einer Strickerei. Sportlich war Fritz bis 1933 Jugendleiter im Handball und nahm an der 2. Arbeiterolympiade in Wien teil. Von ging er in einen gleichgeschalteten Turnverein als Faustballer und gehörte der Thüringenauswahl an. 1940, zur Wehrmacht eingezogen, war er im II. Weltkrieg bei den Pionieren als Rechnungsführer eingesetzt. Bei Kriegende kam er in amerikanische Gefangenschaft, ins berüchtigte Lager Bad Kreuznach, wo er im Juli 1945 entlassen wurde. In Apolda zurück, trat Fritz Ritter sofort in die SPD ein, die dann mit der KPD zur SED wurde. Sobald es möglich wurde, engagierte er sich wieder als Sportfunktionär, unter anderem als Vorsitzender Schwarz-Gelb Apolda und spielte in der I. Mannschaft-Handballmannschaft. Auf Grund seiner politischen Biografie wurde er als Leiter des Jugendamtes in Apolda bestellt. Da er seit 1945 auch als Übungsleiter im Sport tätig gewesen war, verwundert es nicht, dass man ihn ansprach, ob er nicht als Sportlehrer tätig sein wolle. Ab Mai 1950 begann er formell als Sportlehrer, wurde aber sofort zum Kurzlehrgang für Neulehrer nach Jena delegiert. Nach seinem sehr guten Abschluss war er dann als Grundschulsportlehrer tätig konnte er seine 1. und 2. Lehrerprüfung ablegen. Nach einem Abendstudium schloss sich Ende 1953 die Fachlehrerprüfung an der Pädagogischen Hochschule Potsdam an. Im gleichen Jahr wurde er Fachberater für Körpererziehung in Apolda. Er war verheiratet und hatte einen Sohn und leitete trotz beruflicher und familiärer Verpflichtungen, als Sektionsleiter die Turner und Gymnastinnen bei Fortschritt Apolda, einer BSG mit 800 Mitgliedern. Ritter war nicht mehr am Punktspielbetrieb beteiligt, trainierte aber als Freizeitsportler in der Leichtathletik, im Turnen, im Handball und im Schwimmen sah es fast so aus, als würde er eine politische Karriere einschlagen, da er für eine Funktion im Ministerium in Berlin vorgeschlagen worden war. Dies kam aber nicht zustande. Dafür gab es von der Uni Jena die Anforderung, ihn als pädagogisch und politisch bewährten Kader an das Institut für Körpererziehung (IfK) zu holen. Nach Freigabe durch die Schulverwaltung konnte er im Juni 1956 in Jena anfangen und wurde mit dem Studienjahr 1956/57 als Lektor am IfK eingesetzt. Er gehörte zum damaligen Zeitpunkt zu den wenigen Mitarbeitern am IfK, die über eine langjährige Berufspraxis in der Schule verfügte. Die meisten anderen Mitarbeiter waren sofort nach dem Uni-Abschluss am Institut geblieben. Von Seiten der Unileitung aber auch von Mitarbeitern am IfK gab es zu diesem Zeitpunkt Bemühungen, die Direktorin Elly Tetschke abzusetzen. Es wurde zwar nicht direkt ausgesprochen, aber Fritz Ritter sollte zumindest als potentieller Kader für eine Leitungsfunktion am Institut zur Verfügung stehen. Über die Gründe, warum daraus nichts wurde, kann nur spekuliert werden. Zeitzeugen berichten aber, dass sich Ritter im Kollegium am Institut nie voll integrieren konnte. Sicher hat dazu beigetragen, dass er täglich nach Apolda nach Hause fuhr und nicht an allen Veranstaltungen nach der Arbeitszeit teilnahm. Auch sportlich hing 131

132 sein Herz mehr an Apolda, wo er in seiner BSG noch teilweise tätig war. Wichtiger wird aber gewesen sein, dass von der gegen die Direktorin opponierenden Mitarbeitergruppe ein Eigengewächs, Georg Buschner, als Nachfolger präferiert wurde. Zusätzlich hatte sich der damalige Rektor, Prof. Dr. Hämel, der Tetschkes Absetzung unterstützte, bei der Nachbesetzung der Stelle festgelegt, dass dies ein promovierter Kader sein müsse. Tetschkes Widerstand gegen ihre Absetzung und Hämels Flucht nach dem Westen 1958 verzögerte die Neubesetzung der Direktorenstelle bis 1959, und Fritz Ritter wollte oder konnte keine führende Position in der Hackordnung am Institut erreichen. Als solider Fachmann war er bis Ende der 1960er Jahre am Institut tätig, bevor er eine Stelle als Sportlehrer an der Ingenieurschule Apolda annahm. Zu den wenigen Farbfotos aus den 1960er Jahren im Fotoarchiv des USV gehört dieses Bild von Es zeigt v. r. den Direktor des IfK Dr. Willi Schröder und Fritz Ritter am 1. Mai bei der Auszeichnung von Reinigungskräften des Instituts. 132

133 Eine Stiftung zum runden Geburtstag Thüringische Landeszeitung 30. Juli 2013 Der Gatte klickt sich durchs Archiv. Bei Dr. Hans-Georg-Kremer sind alle Bilder fein säuberlich in unzähligen Ordnern abgespeichert, keines geht verloren. Hier, sagt er, gefunden Ein klick später sind über 30 Bilder zu sehen. meine Frau, sagt Kremer stolz. Gunda Kremer einst passionierte Tennisspielerin in Jena und bis heute ehrenamtliche Helferin bei vielen Ereignissen des Jenaer Sports wird heute 70. Jahre alt. Sie kam 1967 als passionierte Tennisspielerin aus Weimar und stieg gleich in die II. Damen-Mannschaft der Hochschulsportgemeinschaft Uni Jena ein. Versuche ihres Mannes, sie für den Orientierungslauf zu werben, konnten sie nicht vom Tennisspiel ablenken. In den er Jahren war sie ganz wesentlich als Betreuerin, Helferin und Sekretärin an der Gründung und Entwicklung des GutsMuths-Rennsteiglaufs, des Geraer Silvesterlaufs und des Städtelaufs Jena-Gera und anderer Sportveranstaltungen beteiligt. Die ersten Rezepte für den heute legendären Rennsteiglauf-Haferschleim wurden in ihrer Küche in Neulobeda gekocht, erinnert sich Hans-Georg Kremer. 40 Stunden als Helferin im Einsatz Einige tausend Briefe, Presseinformationen, Konzeptionen und Artikel tippte sie auf ihrer alten Erika-Reiseschreibmaschine für ihren Mann. Vier erfolgreiche Rennsteiglauf-Marathonläufe stehen auf der sportlichen Habenseite. Häufiger war Gunda Kremer aber bei der Betreuung des Rennsteiglauf-Souvenirverkaufs anzutreffen. Nach 1990 hat sie als Mitorganisatorin einen großen Anteil von neun Rennsteigrekordläufen, fünf Thüringer-Wein-Marathons und drei Obstwein-Marathon-Läufen. Zu den anstrengendsten Veranstaltungen dürfte dabei der Rennsteig-Weltrekord von 1994 zählen. Während sechs Walker um Hartwig Gauder den gesamten 168,7 Kilometer langen Rennsteig bewältigten, war Gunda Kremer mit dem Helferteam über 40 Stunden vom Start bis zum Ziel ständig an der Strecke im Einsatz und sorgte für das leibliche Wohl der Aktiven. Sie regte auch die erste Teilnahme von geistig behinderten Kindernund Jugendlichen beim Rennsteig- und beim Jenaer Kernberglauf an, sagt Ehemann Hans-Georg. Als Erzieherin an entsprechenden Fördereinrichtungen in Gera und Jena organisierte sie für ihre Gruppen Wanderungen bei diesen beiden Laufveranstaltungen. Heute ist Gunda Kremer aktives Mitglied der Nordic-Walking-Gruppe beim USV-Seniorensport und bei den Senioren-Fitnesssportlern. Mit ihren ehemaligen Tennispartnerinnen trifft sie sich noch regelmäßig, obwohl sie schon seit Jahren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mitspielen kann. Zur Förderung des Seniorensports wird Gunda Kremer anlässlich ihres runden Geburtstags eine Stiftung gründen, deren Erträge in Zukunft jährlich als Auszeichnung an besonders aktive Übungsleiter im Seniorensport des USV vergeben werden sollen. So werden ganz sicher, bemerkt Hans-Georg Kremer, schon bald noch viele Bilder für sein Archiv dazukommen. 133

134 Gunda Kremer (Bildmitte) mit Mutter Lilo und Schwester Karin. Geht stets aktiv voran: Gunda Kremer (ganz links) auf dem Weg zur Spitze des Kickelhahns im Thüringer Wald. 134

135 Selbstgebaute Ski aus Fassdauben Thüringische Landeszeitung 31. Januar 2013 Nr. 323 In Jenas Sportgeschichte spielt der Wintersport kaum eine Rolle. Im Skilanglauf finden sich Anfang der 1950er Jahre Sportler der BSG Chemie bei DDR-Meisterschaften auf vorderen Rängen (Fleischhauer, Thiel, Graf und Kaufhold). In der Hochschulsportgemeinschaft der Uni gab es um Lothar Eichhorn-Beyer eine rührige Skiabteilung, die später von Lothar Köhler oder Manfred Thieß geführt wurden und in der ab Ende der 1950er bis in die 1980er Jahre vor allem Studentinnen bei DDR-Meisterschaften und Studentenmeisterschaften vordere Plätze erreichten. Beim Ski-Alpin-Sport muss man nach Jenaer Erfolgen lange suchen taucht ein Sportstudent der Uni, Heinz Miller, auf, der bei Deutschen Hochschulmeisterschaften im Abfahrtslauf Silber und im Slalom die Bronzemedaille holte. Mitte der 1950er Jahre wurden die Studenten Klaus Franke und Günther Scheidt bei Meisterschaften der Sportvereinigung Wissenschaft Sieger im Torlauf und in der alpinen Kombination. Auf Bezirksebene konnten sich u. a. Werner Kühnert und Lore Mai bei Meisterschaften in Lobenstein unter die Ersten mischen. Der einzige bisher gefundene alpine Ski-Wettkampf in Jena fand im ersten Kriegswinter 1940 in den Kernbergen statt. Für den Torlauf ist eine Siegerzeit von 2:07 Minuten überliefert. Als Organisator gilt Willy Franke, der von Spartenleiter des Wintersportvereins Jena war. Er soll zu den Trainern der deutschen Skilangläufer bei den Olympischen Spielen 1936 gehört haben. In den 1950er Jahren war er Spartenleiter Wintersport bei der BSG Motor Schott und Initiator des Baus einer Sprungschanze in Jena, die allerdings nie offiziell in Betrieb genommen wurde. Ansonsten organisierten ab den 1950er Jahren die Jenaer Wintersportler ihre Wettkämpfe im Thüringer Wald. Für 1954 ist überliefert, dass bei guten Schneeverhältnissen die Jenaer Wintersportkreismeisterschaften in Cursdorf stattfanden. Über 14km gewann erwartungsgemäß Werner Kühnert vor Lothar Eichhorn-Beyer. Bei den Frauen über 5km gewann Ingelore Sint vor Gudrun Pfannstiel. Bei den Frauen über 30 gewann Hildegard Franke. Beim Abfahrtslauf kamen Arthur Fleischhauer und Gerhard Ditscherlein zeitgleich ins Ziel. Im Spezialsprunglauf gewann Rudolf Eichhorn mit 35m. Die überregional erfolgreichen Wintersportler, besonders die Alpinen, stammten meist nicht aus Jena, sondern waren zugezogen bzw. studierten hier. Die erfolgreichste alpine Skisportlerin aus DDR-Zeiten, die jetzt in Jena lebt, ist Christine Friedrich vom USV Jena e. V. Sie wurde 1970 bei den DDR-Meisterschaften in Steinach dreifache Vizemeisterin: Im Spezialslalom, im Riesenslalom und in der alpinen Kombination bei den Frauen. Sie startete damals unter ihrem Mädchennamen Otto für ihren Heimatverein Motor Elgersburg. Ihr Vater, der in der Jugend ein guter Turner und Leichtathlet gewesen war und zum erweiterten Olympiakader 1940 im Turnen gehörte, kam als Vertriebener nach 1945 in den Thüringer Wald. Er begeisterte seine Tochter von klein auf für den Sport und baute ihr selber aus Fassdauben die ersten Ski. Mit drei Jahren stellte er Christine zum ersten Mal auf diese Bretter. Seitdem verbrachte sie im Winter ihre meiste Freizeit beim Skilaufen, wobei ihr der Langlauf nicht so viel Freude bereitete. Schnell gewann sie als Schülerin erste Skiwettkämpfe. Als sie von ihrem Vater ein Paar nagelneue zwei Meter lange Abfahrtslaufski mit Stahlkanten geschenkt bekam, schnallte sie diese bei Bezirksmeisterschaften zum ersten Mal an die Füße und wurde auch gleich Meisterin. Versuche, sie für die Kinder- und Jugendsportschule oder den Sportklub in Oberwiesenthal zu werben, schlugen fehl. Sie wollte in Elgersburg bleiben und sich nicht dem 135

136 Druck des DDR-Leistungssports aussetzen. Dies war ein Glücksfall für sie, da 1969 die DDR-Sportführung beschloss, den alpinen Skisport wegen zu hoher Kosten und zu geringer Medaillenausbeute nicht mehr zu fördern. Dieser Beschluss führte auch dazu, dass die Eliteläufer im alpinen Skisport, die größtenteils in Oberwiesenthal organisiert waren, schlechtere Trainingsbedingungen hatten und im Folgewinter keine Medaille bei DDR-Meisterschaften erringen konnten. Die meisten Medaillen gingen an Sportgemeinschaften aus dem Thüringer Wald. Nach Goldlauter mit vier Medaillen kam gleich Elgersburg mit drei Medaillen in der Statistik, die alle von Christine Otto gewonnen wurden. Nach der Geburt ihres Sohnes und dem Umzug nach Jena stellte Christine ihr sportliches Training weitestgehend ein. Erst 1989 kam sie durch einen kleinen Artikel in der Zeitung wieder zum Sport. Sie absolvierte erfolgreich einen Anfängerlaufkurs bei der Hochschulsportgemeinschaft. Noch heute gehört sie der organisierenden Abteilung Ausdauerlauf beim USV an. Bei regionalen Wettkämpfen, wie beim Hufeisenlauf oder den Stundenpaarläufen findet man sie regelmäßig unter den Teilnehmern. Eugen Hainlein überredete sie auch einmal zur Teilnahme am 30km langen Rennsteig-Massenskilauf. Dies gefiel ihr aber überhaupt nicht, im Gegensatz zu den jetzt wieder aufgenommen Alpinskilaufversuchen mit den Enkeln noch Zweitplatzierte bei der Kinder- und Jugendspartakiade des Bezirkes Suhl, war Christine Otto (links auf dem Siegerpodest) 1970 bereits DDR-Vizemeisterin bei den Damen. 136

137 Von einem fast vergessenen Schuh Thüringische Landeszeitung 8. August 2013 Nr. 349 Vor zwei Wochen hatten wir einen Beitrag zu Roland Ducke veröffentlicht, indem auch auf seine Auszeichnung als Fußballer des Jahres eingegangen wurde. Diese Auszeichnung wurde seit 1963 von der Fachzeitschrift Die neue Fußballwoche unter der Bezeichnung Silberner Fußballschuh ausgegeben. Die Ausgezeichneten erhielten einen kleinen Fußballschuh auf einem Marmorsockel, der tatsächlich aus 835er Silber war. Der erste Preisträger überhaupt war Manfred Kaiser vom SC Wismut Karl-Marx-Stadt (Chemnitz). Wie bereits beschrieben, erhielt 1970 Roland Ducke als erster Spieler vom FC Carl Zeiss diese Auszeichnung. Letzter Preisträger war 1991 Torsten Gütschow vom FC Dynamo Dresden. Von Jena wurden insgesamt fünf Fußballer ausgezeichnet: 1970 Peter Ducke, 1971 Peter Ducke, 1974 Bernd Bransch, 1980 sowie 1981 Hans-Ulrich Grapenthin und 1982 Rüdiger Schnupphase. Damit hat Jena nach Dynamo Dresden (sieben Auszeichnungen) die meisten Fußballer des Jahres in seine Reihen. Mit weitem Abstand folgten Lok Leipzig, FC Magdeburg und Sachsenring Zwickau (je drei). Einige dieser silbernen Fußballschuhe vom FC Carl Zeiss befanden sich im Traditionskabinett des Vereins, welches Uwe Dern als Sportstudent in den 1980er aufgebaut hatte. Zur damaligen Zeit wirkte der Sporthistoriker Prof. Dr. Willi Schröder an der Universität. Zu seinen Spezialgebieten gehörte außer Friedrich Ludwig Jahn und Johann Christoph Friedrich GutsMuths die moderne Traditionspflege in Sportgemeinschaften. Gerne vergab er Seminar- oder gar Diplomthemen, die einen Aufbau von Traditionskabinetten zum Ziel hatten. Damit füllte er eine wesentliche Lücke im DDR-Sport. Die Mehrzahl der in der DDR existierenden Sportgemeinschaften wurden erst ab 1949 gegründet und hatten keinen direkten Bezug zu Sportvereinen der Zeit vor Nach 1933, mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurden alle Arbeitersportvereine verboten und die bürgerlichen Vereine im Wesentlichen nach dem Führerprinzip gleichgeschaltet. Ein Traditionsbezug zu dieser Zeit war aus politischen Gründen nicht opportun, so dass die breite Masse der Sportler in der DDR erst ab den 1950er Jahren auf sportliche Väter und Mütter zurückblicken konnte. Zu den wohl besten Traditionskabinetten, die aus solcher Themenstellung entstanden waren, gehörte das, federführend von Uwe Dern konzipierte und mit Hilfe der Vereinsführung des FC Carl Zeiss Jena in die Tat umgesetzte im Ernst-Abbe-Sportfeld. In der Materialsammlung, nicht alle Exponate konnten ständig gezeigt werden, befand sich auch ein Silberner Fußballschuh von Eberhard Vogel. Er hatte ihn Uwe Dern gerne zur Verfügung gestellt, obwohl er diese Auszeichnung ein Jahr vor Roland Ducke als Spieler vom FC Karl-Marx-Stadt bekam. Eberhard Vogel war 1970 nach Jena gewechselt, als Karl-Marx-Stadt aus der Oberliga abstieg. Er wurde dann einer der erfolgreichsten Spieler von Jenas Club gab es an Uwe Dern eine Anfrage der bekannten und kürzlich verstorbenen Thüringer Museologin Ute Heckmann, ob sie für eine Sportausstellung in Gera den Silbernen Fußballschuh von Eberhard Vogel ausleihen könne. Uwe Dern half nach Abstimmung mit der Leitung des FC gerne. Die politische Wende, der Umbau des Geraer Stadtmuseums, das Zusammenpacken des Traditionskabinetts und neue Aufgaben von Uwe Dern beim FC führten dazu, dass der bestehende Leihvertrag mit dem Geraer Museum in dem entsprechenden Aktenordner weit nach hinten rückte. Durch Zufall fiel das Papierstück 137

138 Uwe Dern jetzt wieder in die Hände. Ein Anruf in Gera brachte innerhalb von wenigen Minuten sowohl den Vertrag als auch das Exponat ans Tageslicht, und seit wenigen Wochen befindet es sich wieder in der Jenaer Sammlung. Der Altinternationale Eberhard Vogel bei der Auszeichnung mit dem Silbernen Fußballschuh. 138

139 Von Findlay über Buschner zu Meyer Thüringische Landeszeitung, 7. März 2013 Nr. 328 In der kürzlich eröffneten Ausstellung im Stadtmuseum Eine Liebe im Osten Fußball in Jena werden besonders die erfolgreichen Jahre der fast 125jährigen Fußballgeschichte der Stadt gewürdigt. Der englische Magister J. J. Findlay, der als Student an der Universität weilte, und der Gymnasiallehrer Herrmann Peter gründeten 1890 einen Fußballverein Jena, der 1893 bereits 30 Mitglieder hatte. Am 30. Juli, fand abends 6 Uhr im kleinen Paradiese ein Fußballwettspiel zwischen dem Fußballverein Jena und der Spielvereinigung des Allgemeinen Turnvereins Leipzig statt. Zu einer Erfolgsgeschichte wurde diese in Deutschland junge Sportart in Jena mit der Gründung des Fußballklub Carl Zeiss und einer Spielabteilung unter Leitung von Dr. Petrenz (Leiter der Personalabteilung von Zeiss) erst 10 Jahre später. Die Spielabteilung rekrutierte sich anfangs vor allem aus Lehrlingen und jungen Kaufleuten des Zeiss-Werkes. Später wurde der Verein in 1. Sportverein (SV) Jena umbenannt, der sich allen Bürgern der Stadt öffnete und sich zum größten Sportverein der Stadt entwickelte. Die volle Blüte des Fußballs setzte erst 1958 mit der Übernahme der Trainerstelle der 1. Mannschaft durch Georg Buschner ein, die dann bis zu den legendären Europacupendspielen unter Hans Meyer führte. Die in den Medien zitierte Aussage von prominenten Spielern, dass der Niedergang des Jenaer Fußballs nach 1990 mit der Dominanz des Geldes einsetzte, ist nur bedingt richtig. Ein Erfolgsrezept der Zeit zwischen war, dass das VEB Carl Zeiss Kombinat für DDR-Verhältnisse hohe Summen und geldwerte Vergünstigungen in den Fußballsport des FC Carl Zeiss Jena, seine Spieler und Funktionäre steckte. Aus heutiger Sicht waren die Gehälter und Spielerprämien zwar fast lächerlich und die Devisen, sprich Westgeld, die durch den Trainer und Klubchef bei Auslandsfahrten nach undurchsichtigen Regeln ausgegeben wurden, waren auch bescheiden. Wertvoller waren da ein schnellerer Bezug von Autos und wenn es für Familienangehörige war, eine Neubauwohnung, ein Arbeitsplatz für die Ehefrau oder auch nur die Bananen oder Westturnschuhe, die Dr. Paul Dern besorgte. Diese materiellen Anreize trugen mit dazu bei, dass sogar einige wenige Spieler von anderen DDR-Klubs abgeworben werden konnten. Da diese Transfers durch den Fußballverband eigentlich verboten waren, wurden auch keine offiziellen Transferprämien gezahlt, und Dern wartet noch heute auf die 1000,- DDR-Mark von Buschner für einen von ihm organisierten Spielertransfer. Für die Erfolge Buschners war aber vor allem die Umstellung des Trainings auf neueste sportwissenschaftliche Erkenntnisse verantwortlich war Buschner Oberassistent am Institut für Körpererziehung (IfK) in der Muskelkirche tätig. Buschners wissenschaftliche Reputation hatte er als Sporthistoriker mit der Geschichte Olympias erworben. Liest man seine erhaltenen Vorlesungsmanuskripte genauer, so stellt man allerdings fest, dass er vor allem bürgerliche Literatur übernommen und mit Anmerkungen aus den Sowjetwissenschaften versehen hatte. Sportpraktisch war er ein begnadeter Fußballer. Sein Staatsexamen stammt vom Studium an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät, wo bis Anfang der 1950 eine parteitreue Elite herangebildet werden sollte. Buschners Staatsexamen als Sportlehrer ist umstritten. In einem Stasi-Bericht aus dieser Zeit hat der geheime Informand mit Decknamen Graf berichtet, dass die ehemalige Direktorin des IfK Buschner vorwarf, dass er sein Sportexamen gefälscht habe, indem er auf einem von ihr unterschriebenen Blankoformular sich bessere Noten eingetragen hätte. Buschners Verdienst 1958 für den Fußball ist vor allem, dass er sich vom IfK einige Mitarbeiter, wie Manfred Dressler, Paul 139

140 Dern, Lothar Köhler und Wilfried Wesiger als Berater und Trainerassistenten holte, die vor allem neue Trainingsmethoden ausprobierten. Diese stammten zum Teil aus anderen Sportarten, wie der Leichtathletik, dem Kraftsport, was im damaligen Fußballtraining der DDR eine echte Neuerung war. Bis zum Ende seiner Trainerkarriere war es dann vor allem Manfred Dressler, der als Biologe und Sportwissenschaftler trainingsphysiologische Erkenntnisse und Methoden in den Trainingsplänen verankerte, umsetzte und ständig auf die Wirksamkeit überprüfte. Da ein Teil der Fußballer an der Uni als Sportstudenten immatrikuliert worden war, fiel diese Zusammenarbeit mit Sporttheoretikern auf fruchtbaren Boden. Dies wirkte sich sogar bis hin zur Fußball-DDR-Nationalmannschaft aus, deren Leitung Buschner 1970 übernahm. Auch die errungenen Olympiamedaillen: 1972 Bronze und 1976 Gold, der DDR-Fußballer resultieren mit aus dem von Buschner durchgesetzten sportwissenschaftlich begleiteten Training, dessen Kosten zum Teil von der Uni und anderen Leistungssportinstitutionen der DDR getragen wurden. Die Olympischen Ehren einiger Fußball-Sportstudenten müssen zukünftig in der Ehrentafel des Universitätssports verzeichnet werden. Dies sind Konrad Weise und Lothar Kurbjuweit (Bronze 1972, Gold 1976) und Peter Ducke, Harald Irmscher und Eberhard Vogel (Bronze 1972). Üblich waren damals auch Freundschaftsspiele vom FC Carl-Zeiß oder der Nationalmannschaft gegen Auswahlteams der Uni, hier Vorne auf dem Foto Lothar Kurbjuweit und Harald Irmscher dahinter rechts. 140

141 Als Schwarz von der Parteilinie abwich Thüringische Landeszeitung vom 20. Dezember 2012 Nr. 319 Absolventen des Jenaer Sportinstituts findet man nicht nur als Sportlehrer, Trainer oder Sportwissenschaftler in ganz Deutschland - sie sind oder waren auch in der Politik als Abgeordnete auf Bundes und Landesebene, als Bürgermeister z. B. von Vierzehnheiligen, Cospeda oder Riesa, als Schuldirektoren, und Funk- und Fernsehen oder in der Wirtschaft tätig. Besonders die erste Nachkriegsgeneration schaffte erstaunliche Karrieren und bestimmt damit für mehrere Jahrzehnte die Sportentwicklung mit. In dem kürzlich erschienenen Forschungsband von Rene Wiese über die Kinder- und Jugendsportschulen in der DDR unter dem Titel Kaderschmieden des Sportwunderlandes kann man einige interessante biografische Angaben finden. Für Thüringen entwickelten sich nach der Aufteilung in Bezirke gleich mehrere Schulstandorte zu Zentren des Kinder- und Jugendsports. Im Bezirk Suhl waren dies Meiningen, Zella-Mehlis und Oberhof, im Bezirk Erfurt Nordhausen und Erfurt und im Bezirk Gera Bad Blankenburg, Jena und Gera. Für unsere Region war Bad Blankenburg zuständig, obwohl in den ersten Planentwürfen 1951/52 auch Gera und Unterwellenborn als Standorte diskutiert wurden. Letztendlich setzte sich Bad Blankenburg durch, da hier kaum Kriegsschäden vorhanden waren und schnell nutzbare Sportstätten zur Verfügung standen. Dadurch, dass die SDAG Wismut dort Ende der 1940er Jahre nach Uranerz gegraben hatte, gab es außerdem einige ungenutzte Gebäude. Unter zum Teil provisorischen Bedingungen begannen die Vorbereitungen für die Aufnahme des Unterrichts. Erwin Schwarz, der über eine Neulehrerausbildung kommend, dann sein zweites Staatsexamen an der Uni Jena abgelegt hatte, bekam den Auftrag, als Direktor die Kinder- und Jugendsportschule in Bad Blankenburg aufzubauen und zu leiten. Er hatte bereits vorher auf verschiedenen Posten, so als Sportlehrer, in der Thüringer Landesregierung und als Schulleiter seine Fähigkeiten nachgewiesen. Als Mitglied der SED besaß er auch die nötigen Kadervoraussetzungen. Schon bald zeigte sich, dass er mit seinem ersten Lehrerkollegium und mit seiner Frau Edith, die als Sekretärin und Wirtschaftsleiter die gute Seele des Unternehmens wurde, ein Team besaß, welches nach den Idealen von ganzheitlich ausgebildeten Schülern Sportler für Weltspitzenleistungen entwickeln wollte und konnte. Schwarz selber sah sich in einer Mischung aus den Erziehungsidealen eines Fröbel, der in Bad Blankenburg seinen ersten Kindergarten gründete, eines GutsMuths als ersten modernen Turn- und Sportlehrer und dem sowjetischen Pädagogen Makarenko. Dabei stand die ganzheitliche Ausbildung im Vordergrund, und erst dann kam die sportliche Leistung, die nach Ansicht von Schwarz und seinem Kollegium ohne gute schulische und später berufliche Leistungen nicht denkbar waren. Indirekt näherte sich Schwarz teilweise in seinem erzieherischen Vorgehen an Peter Petersen an, ohne dass nachgewiesen ist, dass er dessen Methoden überhaupt kannte. In dem kleinen Provinzstädtchen Bad Blankenburg entwickelte sich eine streng geführte, sehr erfolgreich agierende Lehrer-Schüler-Trainer-Gemeinschaft, von der die meisten Absolventen der Schule noch heute schwärmen. Anfangs schickten viele Eltern, vor allem aus den Dörfern und Städten der Umgebung, ihre Kinder auch deswegen nach Bad Blankenburg, da sie wussten, dass es hier neben einer soliden Ausbildung auch eine deutlich bessere Versorgung mit Lebensmitteln gab. Später waren es dann auch die sportlichen Erfolge, die für die Schule sprachen. Verbunden fühlte sich der Leichtathlet Erwin Schwarz auch mit dem legendären Mittel- und Langstreckenläufer Otto Peltzer. Schon in seiner Jugendzeit in Stettin lernte 141

142 Schwarz Otto Peltzer als Sportler kennen und als Junglehrer in Weißen und Rudolstadt hatte er viel über die Freie Schulgemeinde Wickersdorf gehört, wo Peltzer zeitweilig als Lehrer tätig gewesen war lud er Pelzer ein, an der Schule einen Vortrag zu halten und mit den besten Schülern der Kinder- und Jugendsportschule zu trainieren. Der Vorschlag von Schwarz, die Schule in Bad Blankenburg nach Peltzer zu benennen, stieß bei den Parteifunktionären auf wenig Gegenliebe und war einer der ersten Ansätze, wo Schwarz von der offiziellen Parteilinie abwich. Ähnlich wie Peltzer zeigte sich Schwarz als unbequemer Zeitgenosse, was mit der zunehmenden Leistungssportentwicklung und der Funktion der Kinder- und Jugendsportschulen als Kaderschmieden des DDR- Sports weiter zunahm. Das gipfelte dann in direkte Zerwürfnisse mit den vorgesetzten Dienststellen, als die Kinder- und Jugendsportschule schrittweise nach Jena umzog, so dass Schwarz am Ende sogar eine Entlassung bekam und kurzzeitig arbeitslos war, eine für DDR-Verhältnisse völlig ungewöhnliche Situation. Durch persönliche Kontakte erhielt er dann aber an der Uni Jena in der Sportwissenschaft eine Arbeitsstelle, wo er seine pädagogischen Fähigkeiten und sein Engagement für die Leichtathletik bis zum altersbedingten Ausscheiden noch einbringen konnte. 142 Erwin Schwarz um 1972 mit der erfolgreichsten Sportlerin, die Schülerin bei ihm in Bad Blankenburg gewesen war, der mehrfachen Olympiasiegerin Renate Stecher.

143 Wilfried Zapfe, der dreifache Weltmeister Thüringische Landeszeitung vom 23. März 2014 Nr. 381 Jena ist der Gründungsort des GutsMuths-Rennsteiglaufs, und der USV Jena e. V. gehört noch heute zu den Mitgliedsvereinen im GutsMuths-Rennsteiglaufverein. Am 17. Mai 2014 gibt es verschiedene, für den Rennsteiglauf wichtige Jubiläen, so wurde vor 25 Jahren erstmals die 35-Kilometerwanderung von Schnepfenthal nach Oberhof ins Programm aufgenommen. Dann kann man seit dem legendären Taschenlampenstart 1975 von einem Massenlauf sprechen, so dass in diesem Jahr die 40. Auflage als Massenlauf gefeiert werden kann. Einer, der 1975 dabei war und im Gegensatz zu den meisten anderen Teilnehmern nach 1975 nie wieder beim Rennsteiglauf an den Start ging, ist Dr. Wilfried Zapfe. Er war auf der Hälfte der Strecke noch an der Spitze über die 82-Kilometer lange Strecke. Nach einem Verläufer bei Oberhof schaffte Zapfe Platz 17, in 07:02:11. In der Studentenwertung kam er auf Platz vier. In Oelze bei Katzhütte 1949 geboren, ging Wilfried Zapfe anfangs in Schaala in eine Einklassenschule. Da er auf Grund einer Erkrankung mit drei Jahren stark hörgeschädigt war, musste er aber nach Gotha in eine Internatsschule. Sportlich war er Turner, was er ein bisschen von seinem Vater abgeschaut hatte. Wilfried machte sein Abitur in Berlin, an der einzigen Oberschule der DDR für Hörgeschädigte, wo er seit der neunten Klasse lernte. Ein Sportplatz lag direkt gegenüber der Schule, so dass man ihn dort hin und wieder beim Lauftraining sah. Als er bei den Berliner Crosslauf-Meisterschaften den Jugendmeistertitel holte, wurde er von mehreren Trainern angesprochen, ob er nicht aktiv Leichtathletik trainieren wolle. Er ging zum TSC Berlin und trainierte sehr eifrig, so dass er zum Leidwesen seines Vaters teilweise seine schulischen Aufgaben vernachlässigte. Als er dann auch noch Berliner Meister über Meter Hindernislaufen wurde, sprach ihn ein Funktionär des Deutschen Verbandes für Versehrtensportler an, ob er denn auch für diesen Verband starten würde, was er in der Folge auch regelmäßig bei speziellen Wettkämpfen gegen andere Schwerhörigenschulen im Ausland machte. Angebote von Berliner Sportclubs, eine Kaderstelle als Leistungssportler anzunehmen, schlug er aus. Er wollte nach einem normalen Studium einen normalen Beruf ergreifen. Seine erste Aufnahmeprüfung für ein Chemiestudium an der Uni Jena verpatzte er, weil er die chemische Formel für den Kalkabsatz bei einem Wasserkocher nicht parat hatte. Er nutzte das freie Jahr bis zur nächsten Aufnahmeprüfung für eine Ausbildung als Betonbauer. Die zweite Prüfung für ein Architekturstudium schaffte er in Weimar. Hier fand er auch gleich einen Lauffreund, Ingo Heisch und einen guten Trainer, Winfried Simmat, der spezielle Trainingspläne für ihn erarbeitete wurde Zapfe DDR-Studentenmeister über 3000-Meter Hindernis in 9:02,7 min, was Weltrekord bei den Hörgeschädigtensportlern bedeutete. Für die Sportfunktionäre war damit eine Goldmedaille bei den Weltspielen der Hörgeschädigten in Malmö Pflicht. Für Zapfe war dies die Chance auf eine West-Reise, was nach eigenen Aussagen: ganz schön an meinen Nerven zehrte. Dazu wurde er als Mannschaftskapitän gewählt und durfte die DDR-Fahne bei der Eröffnungsveranstaltung in das Stadion tragen. Außer 1973 in Malmö ging er noch 1977 in Bukarest und 1981 in Köln bei den Weltspielen an den Start. Ein besonderes Erlebnis war 1981 der Einmarsch im Kölner Müngersdorfer Stadion, wo die Sportler von Soldaten der damaligen Bundeswehr eskortiert wurden und der IOC-Präsident, Juan Antonio Samaranch die Begrüßung vornahm. Wilfried Zapfe holte sich bei allen drei Weltmeisterschaften den Titel über 3000-Meter. In der ewigen Bestenliste der 143

144 deutschen Gehörlosensportler steht er noch heute über 1500 Meter auf Platz zwei mit 3:56,6 (1971), über 2000-Meter ebenfalls Platz zwei in 5:37,6 (1974) und drei Mal auf Platz eins über 3000.Meter in 8:34,4 (1971), 5000-Meter in 14:42,2 (1973) und 3000-Meter Hindernis in 9:02,8 (1973). Beruflich war er nach Abschluss des Studiums und einer Promotion als Architekt beim Kombinat Carl Zeiss in Jena gelandet, wo er zeitweilig sogar als Abteilungsleiter für Bauinvestitionen zuständig war. Diese Aufgabe hatte er aber auf Grund seiner Schwerhörigkeit abgegeben. Seine berufliche Tätigkeit führte zu einer Reduzierung des Trainings. Dazu kam, dass der Generaldirektor von Zeiss, Wolfgang Biermann, ihn nicht als Reisekader für das westliche Ausland zulassen wollte, obwohl er als Sportler in alle Länder fahren durfte. Erst die Drohung mit einer Kündigung führte zum Einlenken verließ Dr. Zapfe Zeiss, um beruflich wieder nach Weimar zu gehen. Nach der politischen Wende kam er im Auftrage seiner Firma von wieder nach Jena, als Bauleiter für den Um- und Neubau der Fachhochschule. Sportlich ist er auch heute noch beim HSV in Weimar aktiv, wollte immer mal am Obstwein-Marathon im Rheinstädter Grund teilnehmen und kommt jedes Jahr zum Spitzberglauf des USV nach Jena. 144 Wilfried Zapfe 1973 bei dem Weltspielen der Gehörlosen in Malmö als Fahnenträger der DDR-Mannschaft. Nach Protest wurde das Länderschild DDR erst kurz vor dem Einmarsch beschafft. Ursprünglich war als Aufschrift Est-Tyskland (Ost-Deutschland) zu lesen.

145 Paul Dern organisierte tausend Bananen Thüringische Landeszeitung vom Nr. 388 Am 17. Mai 2014 kann der GutsMuths-Rennsteiglauf mehrere Jubiläen feiern. So gab es seit dem 2. GutsMuths-Rennsteiglauf 1974 eine Verbindung zu Johann Christoph Friedrich GutsMuths ( ) als Namenspatron; zum 40. Male würde in diesem Jahr der Taschenlampenstart durchgeführt werden, der von der HSG Uni Jena 1975 am Heuberghaus bei Friedrichroda mit etwa 800 Läuferinnen und Läufern nachts um 1.00 Uhr gestartet wurde, und seit 1989, also seit 25 Jahren gibt es eine Wander- und Walkingstrecke von Schnepfenthal nach Oberhof über 35 Kilometer im Angebot des Rennsteiglaufs wurden bereits wenige Tage nach dem 2. Rennsteiglauf Überlegungen angestellt, wie dieses Projekt weiterentwickelt werden könnte. Dazu legte Hans-Georg Kremer seinem Doktorvater, Prof. Dr. Willi Schröder, eine Konzeption vor, die für 1975 einen offenen internationalen Wettkampf über 100 Kilometer vorsah. Willi Schröder wurde deshalb mit einbezogen, da er wissenschaftlich über Johann Christoph Friedrich GutsMuths arbeitete und als Chef der Universitätssportkommission, wo Kremer sein Sekretär war, über Verbindungen bis zu höchsten Stellen in der DDR-Sportführung verfügte. Mit der Aufnahme des Projekts einer Laufveranstaltung in die DDR-Terminlisten für 1975 sollten im Sommer 1974 die Weichen für eine landesweite Publizierung der Idee gestellt werden. Auf einer Tagung in Obergneus bei Stadtroda, im Juni 1974, nahm die Fachgruppe Orientierungslauf des Präsidiums für Hoch- und Fachschulsport offiziell eine 100 km-wanderung in ihren Terminkalender für 1975 auf. Die regionale Zeitung Thüringer Neueste Nachrichten erklärte sich bereit, als Mediensponsor aufzutreten. Von einem Lauffreund, Herbert Weiß aus Heidersbach, konnten Sportgemeinschaften am Rennsteig gewonnen werden, die Verpflegungspunkte an der Neuhöfer Wiese, am Grenzadler, am Bahnhof Rennsteig, bei Kahlert, in Neustadt, Masserberg (Rennsteigwarte) und Limbach einrichteten. Der Universitäts-Grafiker Klaus Hobrack entwarf das Symbol des Rennsteiglaufes - ein grünes R mit nach rechts umlaufenden Pfeil, bestehend aus vier Linien - das Laufen symbolisierend, welches ab Anfang 1975 Plakate, Briefbögen, Ausschreibungen und die ersten T-Shirts schmückte. Bis Februar 1975 meldeten sich hunderte Läufer und Wanderer für die geplante 100 Kilometerwanderung an, worauf die Jenaer Organisatoren in einer neuen Ausschreibung die Veranstaltung als 50-Meilen-GutsMuths-Gedenklauf deklarierten, was für weitere Anmeldungen sorgte, darunter erfolgreiche Sportler der DDR, wie Siegfried und Dieter Herrmann, Jürgen Haase, Christoph Höhne, Ute Rührold, Margit Schumann und viele andere. Die Organisation musste daraufhin von dem Jenaer Team um Kremer, Wolfram, Wötzel und Römhild erweitert werden. Fast 20 Sportstudenten und Mitglieder der HSG Uni Jena (heute USV), druckten Startnummern, sortierten Meldungen, bereiteten Quartiere vor usw. Um den Sportmediziner Dr. Jochen Scheibe wurden etwa 30 Ärzte, Laborantinnen, Krankenschwestern und anderes medizinisches Personal gewonnen, die am Ende alle 800 Sportler vor dem Lauf, auf der Strecke und im Ziel gründlich untersuchten, wissenschaftliche Daten nahmen und auswerteten. Dr. Manfred Möller und Sportstudenten organisierten eine soziologische Befragung aller Teilnehmer. Erwin Schwarz und einige Leichtathleten der HSG kümmerten sich im Protokollfragen von der feierlichen Eröffnung nachts um 1.00 Uhr am Heuberghaus bis zur Siegerehrung. Die Universität stellte einen Bus für die mitorganisierenden Studenten, 145

146 die alle selber auch an den Start gingen und einen LKW für den Gepäcktransport zur Verfügung. Dr. Paul Dern von der Muskelkirche organisierte 1000 Bananen für den letzten Verpflegungspunkt. Etwa 50 Wanderer und Läufer aus Jena gingen dann an den Start, was aber unsere nächste Geschichte sein wird. Professor Willi Schröder (ganz links) startet die Jenaer Organisatoren 1975 beim Taschenlampenstart des 3. GutsMuths-Rennsteiglaufs; dritter von Links Meldechef Jens Wötzel (Sportstudent), fünfter von links vorne Gesamtleiter Hans-Georg Kremer (Assistent), rechts neben ihm Transportchef Wolf- Dieter Wolfram (Sportstudent). 146

147 Der Deutsche Kaiser kam nach Tümpling Thüringische Landeszeitung 10. Januar 2013 Nr. 320 Wenn zum Hufeisenlauf am Anfang Januar 2013 von Kunitz kommend wieder mehr als 100 Läuferinnen und Läufer am Schlösschen Thalstein verbeilaufen, werden es die Meisten gar nicht mitbekommen, so zugewachsen und scheinbar unbewohnt sieht es inzwischen aus. Man kann die einstige Pracht nicht mal ahnen. Trotzdem ist der Thalstein besonders für die Geschichte des Ortsteils Wenigenjena ein wichtiger Ort. Hier hat sich u. a. DDR-Sportgeschichte abgespielt, die weit über die Grenzen von Jena hinaus wirkte. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist das Schloss im noch erkennbaren historisierenden Stil erbaut worden. Es zeigt dem Kenner, dass Wilhelm Wolf Friedrich von Tümpling ziemlich vermögend gewesen sein muss. Er, Diplomat am Hofe der preußischen Könige und der Deutschen Kaiser, trug den Titel eines kaiserlichen Hofrats und war mit hohen Orden ausgezeichnet worden. Nach Erzählungen soll ihn sogar Wilhelm II., der letzte deutsche Kaiser, auf dem Thalstein besucht haben. Die Tümplings gehörten zum Thüringer Landadel, der seit dem 13. Jahrhundert im Raum Camburg nachgewiesen ist. Sie nannten sich nach dem Dörfchen Tümpling. Zeitweilig verfügten sie über umfangreichen Besitz, der bis nach (Bad) Sulza, Naumburg, Zeitz und Jena reichte. Bei den Herzögen in Weimar und beim Naumburger Stift hatten sie einflussreiche Funktionen inne. Fast 500 Jahre saßen sie auf dem Rittergut in Tümpling, bevor die Hauptlinie wirtschaftlich Konkurs machte und das Gut verkauft werden musste. Auf die weitere Geschichte der Tümplings kann hier nicht weiter eingegangen werden, dazu hat der Legationsrat v. Tümpling aber eine Familiengeschichte geschrieben. Derselbe war auch der Bauherr des Thalsteins. Wolf v. Tümpling, ( ), stammte von einer Offiziers- und Beamtenfamilie, die in preußischen Diensten stand. Als Diplomat war er u. a. in Wien, Genf, Brüssel und Madrid unterwegs. Besonders erwähnenswert und wohl auch mit Vermögen und Einfluss ausgestattet war seine Frau Luise (geb. v. Boyen), deren Vater kaiserlicher Generaladjutant bei Wilhelm I. war. Von ihrer Mutter einer v. Biron-Kurland, erbte sie das Gut Löbichau bei Ronneburg, dass sie einem Adelsverein stiftete. Auch für Wenigenjena errichtete das Ehepaar mehrere Stiftungen. Eine Stiftungstafel ist am Sitz des Jenaer Oberbürgermeisters zu finden. Luise war Patenkind von Kaiser Wilhelm I. Er hatte ein enges persönliches Verhältnis zu ihr. Zu ihrer Beerdigung 1911 kam der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. persönlich auf den Thalstein. Das Schloss mussten die Nachkommen in den 1960er Jahre verkaufen und das Fernmeldewerk Arnstadt wurde Besitzer, welches den Thalstein als Ferien- und Schulungsheim nutzte. Eines Tages stand vor dem Heimleiter Dietmar Heise ein Dr. Paul Dern, der im Auftrage des DDR-Fußballnationaltrainers, Georg Buschner, anfragte, ob der Thalstein als Übernachtungsobjekt für ein Trainingslager der Nationalmannschaft zur Verfügung stünde. Da Dern gute Beziehungen zu Lieferanten von Edelkonserven, Südfrüchten u. ä. besaß, konnte Heise nicht nein sagen. Ab Frühjahr 1975 fanden mehrfach Trainingslehrgänge der DDR-Fußballnationalmannschaft, sowie der Trainer der Oberligaclubs auf dem Thalstein statt. Der FC Carl-Zeiss Jena, damals ein Spitzenfußballverein, organisierte hier mehrfach Siegesfeiern. Am 31. August 1976 schrieb Bernd Bransch, der DDR-Mannschaftskapitän ins Gästebuch: Hier in diesem Hause wurde der Grundstein gelegt für unsere Olympische Goldmedaille. Im Nachhinein erinnert sich der ehemalige Chef des Thalstein, Dietmar Heise, dass die Nationalmannschaft immer, wenn sie vorher bei ihm übernachtete, ihre Spiele gewann. Bis Ende 1989 diente der Thalstein dem Arnstädter Werk auch als Austauschobjekt für 147

148 Ferienplätze mit ausländischen Betrieben, so dass Gäste aus Ungarn und Polen hier wohnten. Mehrfach gab es sehr hochrangigen Besuch, wie z. B. bei einer Konferenz aller Fachminister der sozialistischen Länder. Ob die Treuhand oder die Stadt Schuld daran trägt, dass der Thalstein nicht rechtzeitig in seriöse Hände kam, werden die Historiker herausfinden müssen. Heute kann nur noch der Fachmann die einstige gediegene Pracht dieses interessanten heimatgeschichtlichen Denkmals erkennen, welches wohl langfristig als Ruine dem Wanderer Richtung Kunitz auffallen wird. Aus dem Gästebuch des Thalstein stammt dieses Foto mit den Fußballnationalspielern der DDR, die hier übernachteten. 148

149 Ein Gepäckmarsch des FK Carl Zeiß Thüringische Landeszeitung 12. September 2013 Nr. 354 Die Jenaer Rudersportler haben kürzlich den 100sten Geburtstag des Vereinsrudersports in Jena gefeiert. Ähnlich alt ist auch die organisierte Laufbewegung. Als Stichtag kann man den 11. Oktober 1912 nehmen, also vor 101 Jahren, als in Jena der I. Nationale Gepäckmarsch stattfand. Diese vom FC Carl Zeiss organisierte Laufveranstaltung führte vom heutigen Stadion über 31 Kilometer über Kunitz durch das Gleistal nach Bürgel und über Wogau zurück nach Jena. 62 Teilnehmer aus ganz Deutschland, darunter die Creme der damaligen Laufszene. Der Sieger Robert Wilsmeyer vom Turnverein Düsseldorf schaffte die Strecke in drei Stunden und vierzig Minuten. Diese gute Zeit ist besonders beachtenswert, wenn man bedenkt, dass die Teilnehmer eine komplette Armeeausrüstung, bestehend aus Tornister mit Inhalt (20 kg), Gewehr usw., welches von Major v. Heinitz vom hiesigen Bataillon zur Verfügung gestellt wurde, vom Start bis zum Ziel dabei haben mussten. Der nächste nachgewiesene, von Jenaer Sportlern organisierte Lauf außerhalb eines Sportplatzes war im Mai 1913 ein fünf Kilometer Rennsteiglauf (Inselberg Dreiherrenstein), im Rahmen eines Inselbergturnfestes der Akademischen Turnvereine. Im gleichen Jahr organisierte der Vorläufer des USV Jena e. V., der Verein für Bewegungsspiele (VfB), einen Mühltalstaffellauf, der auch nach dem I. Weltkrieg noch mehrmals durchgeführt wurde. Für den Mühltalstaffellauf sind sogar Ergebnisse bekannt. Bei der Damengruppe (10 x 100 m) gewann der 1. Sportverein (SV) vor dem VfB; bei der Jugend bis 18 (10 x 200 m) der 1. SV vor der gemischten Staffel des VfB mit dem Jenaer Turnverein (TV), bei den Herren A (10 x 400 m) der Turnclub und bei den Herren B die Mannschaft VfB/ TV vor dem 1. SV. Ab Mitte der 1920er Jahre führten dann fast alle Vereine Waldläufe durch. Nach 1933 und der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bekommen die Läufe einen starken militärischen Anstrich, so 1934 im Rahmen der Universitätsmeisterschaften ein Mannschaftserkundungslauf. Dieser 16 Kilometer lange Lauf führte von der Muskelkirche über die Kernberge, den Johannisberg, die Lobdeburg, bei Burgau durch die Saale und zurück zur Landesturnanstalt. Es gewann die Mannschaft Trutzburg in 1:58:37. Nach dem II. Weltkrieg wurde 1947 als erster der Lauf um die Altstadt, bei dem neun Läufer eine Staffel bildeten, genannt. Waldläufe gab es fast jährlich, meist mit Start und Ziel auf dem Schottplatz. Was fast unbekannt sein dürfte ist, dass es in Jena auch drei offizielle Marathonläufe gab. Ende August 1957 fand in Jena ein Leichtathletik-Länderkampf DDR-Norwegen statt. Dies war der vierte Länderkampf in Jena überhaupt, zählt man den Studentenländerkampf DDR-Bulgarien mit. Sieger beim Marathon wurde Viktor Olsen aus Norwegen in 2:31:07,2 und Zweiter der DDR-Meister Bruno Bartholome. Die Strecke führte vier Mal vom Stadion über Wöllnitz, Lobeda, Burgau, Ringwiese, Paradiesbahnhof, Knebelstraße wieder zum Stadion. Die Teilnehmerzahl ist nicht belegt, es dürfte aber nur eine Handvoll Läufer gewesen sein. Berichtet wird von Zuschauern an der Strecke. Zwei weitere Marathonläufe mit etwas größeren Starterfeldern gab es 1964 und 1966 im Rahmen der DDR-Leichtathletikmeisterschaften mit Start und Ziel im Ernst-Abbe-Sportfeld gewann Gerhard Hönecke aus Karl-Marx-Stadt in 2:19.52 und 1966 Gerhard Lange aus Schwerin in 2:17: begannen dann an der Jenaer Uni die Vorarbeiten für die Gründung des GutsMuths-Rennsteiglaufs, der seit 1975 als wichtigster Massenlauf der 149

150 DDR bezeichnet werden kann. Zwei Jahre später kam aus der gleichen Keimzelle die Gründung des Jenaer Kernberglaufs, der am 19. Oktober 2013 zum 37. Mal stattfindet und wo schon über 700 Meldungen vorliegen. Ende der 1970er Jahre entstand eine Vielzahl von kleineren Landschaftsläufen nach dem Muster des Rennsteiglaufs, die von Sportgemeinschaften organisiert wurden und heute größtenteils, wie der Lobdeburglauf, noch existieren. Heute ist der wichtigste Organisator von Laufveranstaltungen in Jena und Umgebung der Laufservice Jena, der weit über 30 Lauf- und Triathlonverstaltungen betreut. Die größte Laufgruppe Jenas beim USV, mit mehr als 100 Mitgliedern, konzentriert sich auf den Jenaer Kernberglauf, wobei einzelne Mitglieder, wie Andreas Wolf (Sommernachtslauf), Utz Dietz (Hufeisenlauf), Dr. Betina Justus (Stundenpaarläufe), Dr. Rüdiger Grunow (Napoleonlauf) und Dr. Hans-Georg Kremer (Obstwein-Marathon) als wichtige Akteure bei Laufgründungen in Erscheinung traten, die von anderen Vereinen oder Gruppen übernommen wurden. Das Start- und Zielgelände des 1. Jenaer Kernberglaufs 1977 vor der Muskelkirche. 150

151 Das Aushängeschild des Vereins Thüringische Landeszeitung vom 12. Juni 2014 Nr. 392 In Fortsetzung unseres letzten Beitrages wollen wir noch weitere Sportler mit Bezug zur Uni und zu den Olympischen Spielen in die Jenaer Sportgeschichten aufnehmen: Siegfried Schenke und Dietmar Schauerhammer. Siegfried Schenke stammte wie Waldemar Schütz aus Sitzendorf, wo er 1943 geboren wurde. Seine sportliche Karriere spielte sich vorwiegend in Leipzig an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) ab, wo er auch sein Sportstudium absolvierte. Siegfried Schenke startete bei den Olympischen Spielen 1972 in München, wo er Platz sechs im 200-Meter-Lauf (20,56 Sekunden) und Platz fünf mit der 4 X 100-Meter-Staffel der DDR erreichte. Während seiner Olympiakarriere gehörte er noch zum SC DHfK Leipzig. Später, nach Beendigung seines Studiums als Diplomsportlehrer, wechselte er zum SC Motor Jena und bekam dann eine Arbeitsstelle im Studentensport an der Friedrich-Schiller-Universität schaffte er mit 10,0 Sekunden in Berlin seine persönliche Bestzeit über 100-Meter, und kurz davor war er die 200-Meter in 20,2 Sekunden gelaufen. Bei den Europameisterschaften 1974 holte er sich die Bronzemedaille mit der 4 X 100-Meter-Staffel in 38,99 Sekunden mit Hans-Jürgen Bombach, Manfred Kokot und Michael Droese. Er gehörte zu den wenigen DDR-Spitzenathleten, der bei der Universiade starten durfte. 1970, bei der Universiade in Turin, kam Siegfried Schenke über 100-Meter in 10,5 Sekunden zur Goldmedaille und über 200-Meter mit 21,0 Sekunden zu Silber. Auch im Weitsprung konnte er auf hervorragende Ergebnisse verweisen, so mit dem Gewinn von guten Plätzen bei DDR-Meisterschaften, wie 1966 (7,39-Meter Platz vier) und 1969 (7,74-Meter Platz drei). Über 100-Meter wurde Siegfried Schenke 1970 und 1971 DDR-Meister und 1972 und 1973 DDR-Vizemeister. Über 200-Meter holte er sich fünf Medaillen bei DDR-Meisterschaften; zweimal Gold (1970 und 1972), einmal Silber (1973) und zweimal Bronze (1971 und 1975). Nach der Aufnahme seiner Tätigkeit an der Friedrich-Schiller-Universität beendete er seine leistungssportliche Laufbahn, wurde aber in der Hochschulsportgemeinschaft der Uni (HSG, heute USV Jena e. V.) ein wichtiger Funktionär in der Abteilung Leichtathletik. Sowohl als Trainer wie auch als Abteilungsleiter versuchte er die schöne Sportart Leichtathletik weiterzuentwickeln. Leider konnte er den rapiden Rückgang der Sportart nach 1990 nicht aufhalten und musste miterleben, wie unter seinem Nachfolger als Abteilungsleiter diese wichtige Traditionssportart beim USV einging. Bis 1990 konnten die Leichtathleten der Uni jedes Jahr viele Medaillen bei zentralen Wettkämpfen und Meisterschaften gewinnen, so dass noch heute in der Hall of Fame des Universitätssports die Leichtathletik mit fast 400 Medaillen die Spitzenposition anführt. Im Thüringer Leichtathletikverband war Siegfried Schenke viele Jahre als Lehrwart tätig, und hunderte Sportstudenten der Uni wurden von ihm in der Leichtathletik ausgebildet. Schon in den 1970er Jahren, bei der Aufnahme seiner Tätigkeit im Studentensport der Uni, konnte man ihn auch in anderen Sportarten finden. Wintersport, Spielsportarten und Wasserfahrsport wären hier zu nennen. Noch bis vor einigen Jahren leitete er Hochschulsportkurse im Rudern. Forschungsmäßig gehörte er zum Team in der Sportwissenschaft, das sich intensiv mit der Entwicklung des Rennschlitten- und Bobsports beschäftige, wo er mit Dietmar Schauerhammer zusammenarbeitete. Das ist aber die nächste Geschichte. Heute kann man Siegfried Schenke regelmäßig im Fitnessraum des in der USV-Sporthalle an den Teufelslöchern treffen. 151

152 Siegfried Schenke und die Olympiasiegerin Renate Stecher 1978 als Kollegen des Studentensports der Uni auf dem Sportplatz hinter der Muskelkirche. 152

153 Gutewort und die Impulslichtfotografie Thüringische Landeszeitung vom Nr. 375 Die Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Sotschi ist Anlass noch einmal auf die Sportler, Funktionäre oder Wissenschaftler mit Jenaer Universitäts-Wurzeln zu schauen, die an Olympischen Spielen im Winter teilgenommen haben. Bisher konnten nicht viele gefunden werden, was verständlich ist, da Jena nicht unbedingt zu den Wintersporthochburgen zählt. Unter den Sportlern ist bisher nur der sehr erfolgreiche Teilnehmer von 2002 in Salt Lake City, Stephan Hocke, bekannt. Er wurde Olympiasieger in der Teamwertung mit Sven Hannawald, Martin Schmitt und Michael Uhrmann im Skispringen von der Großschanze. Seit einem Semester studiert er am Jenaer Sportinstitut, auch liebevoll Muskelkirche genannt. Der erste und bisher einzige Uniangehörige unter den Funktionären bei einer Winterolympiade war der Universitäts- Turn- und Sportlehrer Hermann Eitel. Er war der Verantwortliche für den Hochschulsport und die Sportlehrerausbildung an der Uni zwischen Als Skilauffunktionär und Lehrwart hatte er einen guten Namen im Deutschen Skiverband wurde er als verantwortlicher Amtswalter am Start der Langlaufwettwerbe bei den Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen eingesetzt. Als wissenschaftlicher Betreuer und Berater folgte bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck Wolfgang Gutewort bei den DDR-Rodlern. Gutewort gehörte zu den jungen Wissenschaftlern am Institut für Körpererziehung, später Sektion Sportwissenschaft und heute Institut für Sportwissenschaft, der sich seit Anfang der 1960er Jahre intensiv der Forschung widmete. Als Physiker, Sportlehrer und ambitionierter Turner baute er schrittweise den Lehrstuhl Biomechanik auf. Anfangs widmete er sich mit der Forschung dem Turnen, was vor allem daraus resultierte, dass er als ehrgeiziger Trainer der Frauenmannmannschaft erst der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) und dann des Sportclubs (SC) Motor Jena, genau analysieren wollte, wo die Schwachpunkte bei der Bewegungsausführung liegen. Das, was in Bruchteilen von Sekunden stattfand, wollte er sichtbar machen. Videoanalysen gab es damals noch nicht. Die in anderen Bereichen der Wissenschaft schon bekannte Impulslichtfotografie konnte er mit seinen Kollegen erfolgreich für das Turntraining nutzbar machen. Mit Hilfe von Mess- und Auswertungsgeräten von Zeiss wurde das ganze sogar mathematisch berechenbar. Im Zuge der Konzentration der Forschungskapazitäten im DDR-Leistungssport wurde das Turnen nach Halle und Leipzig verlegt. In Thüringen begann man sich ab Ende der 1960er Jahre im Winter zunehmend auf den medaillenintensiven Rennschlitten- und später den Bobsport zu konzentrieren. Dank des umfangreichen Engagements von Wolfgang Gutewort, konnte ein großes Team von Wissenschaftlern, Technikern und Studenten der Uni Jena gebildet werden, welches sich ab Anfang den 1970er Jahren unter anderem der Optimierung der Trainingsmethodik und der Fahrtechnik widmete. Mehrere hundert Examens- und Diplomarbeiten, sowie Dissertations- und Habilitationsschrift entstanden im Zuge der Forschungstätigkeit in Jena zu diesen Themen. Die Kunsteisbahn in Oberhof war eines ihrer Hauptbetätigungsfelder, aber auch bei Trainingslagern und Wettkämpfen in aller Welt waren sie dabei. Bei Reisen ins westliche Ausland war dies immer mit einer umfangreichen Überprüfung durch den Staatssicherheitsdienst (Stasi) verbunden. Mitte der 1970er Jahre konnte Wolfgang Gutewort diese Hürden überwinden, später wurde ihm auf Grund verwandtschaftlicher Beziehungen zur BRD und negativen Stasiberichten der Status eines Reisekaders zeitweilig wieder entzogen. Das ist aber 153

154 eine andere Geschichte stellte die DDR ein umfangreiches Technikerteam für die Olympischen Winterspiele zusammen, dem auch Gutewort angehörte. Zwischen 1972 und 1988 hatte Jenaer Sportwissenschaftler, vor allem der Lehrstuhlbereiche Biomechanik (Wolfgang Gutewort), Motorik (Rilo Pöhlmann), Sportmedizin, (Jochen Scheibe), Sportpädagogik (Horst Götze) und Trainingslehre (Alexander Thorhauer) und viele andere Mitarbeiter der Sportwissenschaft Anteil an 13 olympischen Gold-, neun Silber- und acht Bronzemedaillen. 154 Wolfgang Gutewort 1980 mit einer 16 mm-kamera an der Rodelbahn der Winterspiele von Lake Placid (USA).

155 Schicksalsschläge eines Ringers Thüringische Landeszeitung 27. Juni 2013 Nr. 343 Gegenwärtig führt das Internationale Olympische Komitee heftige und sehr kontroverse Diskussionen um den Fortbestand des Ringens als olympische Sportart. Damit wird ohne dringende Notwendigkeit an den Grundfesten der Traditionspflege bei Olympia gerüttelt. Eine der ältesten Sportarten bei den Spielen wird in Frage gestellt. Bereits 708 v. Chr. stand als letzte und abschließende Disziplin im Pentathlon das Ringen auf dem Programm. In Jena wurde das Ringen etwa ab 1910 wettkampfmäßig betrieben. In Athletikvereinen und dem Kraft-Sport-Verein Glashütte fanden vor allem auf regionaler Ebene Ringerwettkämpfe statt. Auch nach dem II. Weltkrieg waren die Ringer der Betriebssportgemeinschaft Schott sehr aktiv schafften sie den Aufstieg in die DDR-Oberliga wurde das Ringen in den SC Motor Jena integriert. Namen wie Alfred Tischendorf und Siegfried Schäfer sorgten als erste auch international für Aufsehen. Beim SC Motor Jena entwickelte sich ein erfolgreiches Ringerzentrum, aus dem viele großartige Sportler hervorgingen, u.a. Hartmut Reich, Uwe Neupert, Andreas Schröder, Helmut Strumpf. Nach den Medaillenrängen bei DDR-Meisterschaften gehört Ringen sogar zu den Sportarten an vorderster Stelle in der Hall of Fame des Jenaer Sports. Über 200 Medaillen bei DDR-Meisterschaften, davon 69 in Gold in den Einzelwettbewerben stehen zu Buche. Einer, der mit dafür sorgte, dass Jenaer Mannschaft so erfolgreich war, war Dietmar Bender, der 1980 als Einzelkämpfer Bronze bei DDR-Meisterschaften holte. Ansonsten stand er meist im Schatten von Uwe Neupert, dessen Sparring-Partner er war. Neupert hätte sich vielleicht ohne Bender garnicht so erfolgreich entwickeln können. Bender hat in der Ringerhochburg Suhl-Albrechts als Jugendlicher mit dem Ringkampfsport begonnen. Ab 1970 lebte er in Jena und fand seinen Weg zum SC Motor. Wegen einer Verletzung von Neupert gehörte er 1981 zum engeren Kaderkreis für die Weltmeisterschaften. Am Tag vor dem entscheidenden Ausscheidungskampf musste er noch einmal zu einer medizinischen Behandlung nach Eisenberg. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände; er musste mit dem eigenen Motorrad fahren; der Arzt kam zu spät, ein Autofahrer stand unter Medikamenten und er, Bender, wollte sich beim Ausscheidungswettkampf nicht verspäten; kam es zu einem folgenschweren Unfall. Sein Leben konnte zwar gerettet werden, er verlor aber ein Bein. Die tolle Unterstützung all seiner Sportfreunde, das Engagement mehrerer Ärzte und die Hilfeleistung durch den SC Motor sorgten dafür, dass er nach fast zwei Jahren Behandlungen wieder im Ringersport, wenn auch nur als Übungsleiter, auf der Matte stehen konnte. Bei der BSG Handel betreute er Kinder- und Jugendliche in Neulobeda, bevor er beim SC Motor Jena eine Arbeitsstelle in der Materialbeschaffung erhielt. Später wurde der gelernte Bäcker sogar Chef dieses Bereiches. Einen zweiten schweren Schicksalsschlag erhielt Dietmar Bender Ende der 1980er Jahre. Durch einen Zufall wurde ihm ein Einfamilienhaus unterhalb des Jenaer Forsts zum Kauf angeboten. Um Schwierigkeiten zu vermeiden, Einfamilienhäuser waren eine absolute Luxusware in der DDR, wurde als erster Schritt ein Wohnungstausch vereinbart, den die Stadt mit Stempel und Unterschrift genehmigte. Dietmar Bender bezog mit Frau und Kindern das Haus. Drei Tage später erschein die Kriminalpolizei oder war es die Stasi, führte eine Haussuchung durch und lud ihn vor. Bei der Vernehmung erfuhr er, dass der Wohnungstauschpartner zu einer Familienfeier in die BRD gereist und nicht zurückgekommen war. Bender wurde der Mitwisserschaft beschuldigt, und ihm wurde die 155

156 Tauschgenehmigung entzogen. Versuche von ihm, einen Rechtsanwalt zu beauftragen, seinen Fall zu übernehmen, scheiterten. Auf Arbeit bekam er Druck von der Leitung des SC. Von der Stasi wurde er sichtbar überwacht. Lediglich Dr. Paul Dern, den er durch den Sport kannte, unterstützte ihn bei der Abfassung mehrerer Eingaben an verschiedene Behörden bis zum Staatsrat der DDR, der höchsten erreichbaren Instanz. Alles half nichts, und zwei Monate später, eineinhalb Jahre vor der politischen Wende, wurde unter Polizeischutz eine Zwangsräumung vollzogen. Wie Gerüchte glaubhaft machten, sollte das Haus für den damaligen Oberbürgermeister vorgesehen gewesen sein, der es dann aber nicht bezog. Dietmar Bender arbeitete dann noch bis zur Auflösung SC Motor Jena Anfang der 1990 Jahre bei diesem. Im Auftrage der Klubleitung entsorgte er eine ganze Kleinbusladung Dokumente des Leistungssports auf seinem elterlichen Grundstück. Mit der Auflösung des SC Motor fiel seine Stelle weg. Eine angebotene Arbeit als Pförtner im Schichtdienst konnte er als alleinerziehender Vater nicht annehmen. Seine Frau hatte ihn schon vor längerer Zeit mit dem Sohn allein gelassen. So zog er sich mit einer Arbeitsunfähigkeitsrente in die Nähe von Großkochberg auf das elterliche Grundstück zurück, wo er sich ein neues Familienglück und ein größeres Haus aufbaute. Dietmar Bender (hier links) bei seinem DDR-Meisterschaftskampf in Rostock, als er sich Bronze holte. 156

157 WSG engagiert sich in der Laufbewegung Thüringische Landeszeitung 25. April 2013 Nr. 335 Bei der Gründung der Wohnsportgemeinschaft 1977 in Neulobeda, heute SV WSG Lobeda e. V., entstand eine Abteilung Leichtathletik mit einer starken Laufgruppe. Zu deren Gründern gehörte als Mitglied und Berater der bekannte 3000 m-läufer Henner Misersky, der in der Geschichte des Lobdeburglaufs als einer der Ideengeber genannt wird. Die Gründung lässt sich in die Geschichte der Laufbewegung der damaligen DDR einordnen. Neben der Anfang der 1970er initiierten, breitensportlich angelegten Meilenlaufbewegung, war spätestens ab 1975 der GutsMuths-Rennsteiglauf impulsgebend für einen regelrechten Boom von Laufgruppen und Läufen wurde auch die Laufgruppe bei der Hochschulsportgemeinschaft, heute USV Jena e. V., gegründet, die mit über 120 Mitgliedern noch heute die größte Laufgruppe in Jena ist. Im Herbst 1977 war der Jenaer Kernberglauf ins Leben gerufen worden. Der Lobdeburglauf wurde bewusst zeitlich im Mai in unmittelbare Nähe vor dem Rennsteiglauftermin gelegt, weil er für leistungsorientierte Läufer ein letzter Test sein sollte. Anfangs fand der Lauf ohne Zeitnahme statt. Als Hauptorganisator war Klaus Figuth von der Laufgruppe der WSG tätig, wobei der gesamte Vorstand unter Leitung von Dr. Gerd Busch und alle anderen Abteilungen mitwirkten. Klaus Figuth war über den Rennsteiglauf zur Laufbewegung gekommen und hatte sich als Organisator auch noch bei der Gründung des Städtelaufs Jena-Gera, den er mit Dr. Kremer ins Leben rief, um die Wettkampfszene verdient gemacht. Ab dem 5. Lobdeburglauf wurde dann auf Anregung von Klaus Rhode eine Zeitwertung mit Altersklassenwertungen und Siegerehrung eingeführt. Klaus Rohde ist bis heute der Gesamtleiter des Lobdeburglaufs geblieben. Als weitere Läufe der WSG entstanden, 1982 der Neujahrslauf und 1984 ein Stundenlauf sowie der Herbstlauf über 10 Kilometer. Dazu kamen noch Laufaktionen, von denen 1986 der Herbstlauf zum Stadtjubiläum mit insgesamt 313 Teilnehmern wohl die größten organisatorischen Herausforderungen an die Laufgruppe stellte. Zurück zum Lobdeburglauf: Nachdem 1982 eine Zeitwertung eingeführt wurde, gewann Kristina Garlipp mit 54 Minuten und 45 Sekunden. Der schnellste Mann war Torsten Thielsch mit 0:43:13. Kristina Garlipp konnte dann 1983 noch einmal gewinnen. Mit je drei Gesamt-Siegen waren Angela Nüske, Heidrun Pecker, Christina Rottenbach und Stefan Hochstein laut der umfangreichen Statistik von Klaus Rohde am erfolgreichsten. Mit mehr als 27 Teilnahmen schaffte Hans-Georg Schütz die meisten Starts beim Lobdeburglauf. Beim Kernberglauf kann er sogar auf 32 Teilnahmen verweisen. Mehrfach geäußerte Kritik der Rennsteigläufer, dass der Lauf zeitlich zu dicht vor dem größten Crosslauf Europas liegen würde, konnte Klaus Rohde an Hand seiner Statistik entkräften, indem er nachwies, dass bis zu 50% der Lobdeburgläufer von der langen Strecke auch erfolgreich beim Rennsteiglauf starteten - ein wohl einmaliger Prozentsatz unter Thüringens Laufveranstaltungen. Über 1000 verschiedene Läuferinnen und Läufer nahmen bisher die anspruchsvolle Strecke bei allen Lobdeburgläufen unter die Füße, wovon allerdings ein Teil die fünf Kilometer kurze Einsteigerstrecke wählten. Gundula Wagner aus Bautzen wurde die Ehre zu Teil, als Teilnehmerin im Ziel geehrt zu werden. Zu den langjährigen Organisatoren gehören Uli Eisenberg, Annette Schmidt, Dr. Hermann Klemm, Inge Meinig mit ihren Gymnastikfrauen, Jürgen Hilscher und viele andere. Zu den kleinen Extras kann man zählen, dass seit einigen Jahren Fotos vom Zieleinlauf aller Teilnehmer auf der Homepage des Vereins ( de/burglauf/) zu finden sind. Seit letztem Jahr sind sogar kleine Videobeiträge von der 157

158 Strecke eingestellt. Durch die Einbeziehung von Timo Jahn mit seinem Organisatorenteam vom Laufservice konnten Zeitnahme und Siegerehrung weiter professionalisiert werden. Klaus Rohde, ist als Läufer zur Zeit der Einzige in Jena, der zum 100 Marathon Club e. V. gehört. Dies ist eine deutschlandweite Vereinigung, der man beitreten kann, wenn man 100 Marathonläufe erfolgreich geschafft hat. Klaus Rohde hat derzeitig 209 Läufe ab Marathondistanz auf seinem Konto. Klaus Figuth (links) und Klaus Rohde (rechts): hier als Zielkampfrichter des Lobdeburglaufs von

159 Traditionsläufe mit Blick gen Rennsteig Thüringische Landeszeitung 28./29. März 2013 Nr. 331 Wenn sich heute Abend die Ausdauerläufer und Walker des USV Jena e. V. in der Nähe des Steinkreuzes zu ihrem traditionellen Osterlauf treffen, dann hat die Wettkampfsaison in der Laufszene schon lange begonnen. Mit dem Fuchsberg- und dem Käseschenken-Lauf in Gera wurde die Ostthüringer-Laufsaison 2013 eröffnet. Diese Läufe gehören zu den Traditionsläufen, die im Zuge der Entwicklung des GutsMuths-Rennsteiglaufs in den 1970er und 80er Jahren entstanden waren. In Jena ist der Forstlauf am 13. April als Traditionslauf aus dieser Zeit erhalten geblieben. Diese Läufe dienten zur Vorbereitung auf den Rennsteiglauf und waren Bestandteil der jeweiligen Kreisranglisten. Kreisranglisten hatten sich nach 1978 in der gesamten DDR entwickelt. Hintergrund war, dass die Teilnehmerzahlen beim GutsMuths-Rennsteiglauf durch die DDR-Sportführung bei limitiert worden waren. Die Startkarten wurden über die Kreisvorstände des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) vergeben. Um eine gerechte Verteilung der Startkarten zu gewährleisten, richteten viele Kreise Ranglistenwertung ein, deren Teilnahme und Platzierungen zum Kriterium der Vergabe der Startkarten wurden. Von Helmut Rückbeil, der viele Jahre für die Führung der Jenaer Kreisrangliste zuständig war, konnte ein Bestand an Listen dem Stadtarchiv übergeben werden. Sie setzen 1982 ein und wurden bis 1990 geführt wurden der Forstlauf, der Lobdeburglauf, der Saaletallauf, der Lauftreff-Rothenstein, der Stundenlauf Kahla, der Glaswerklauf, der Jenaer Berglauf, der Rautallauf, der Kernberglauf und der Porzellinerlauf in die Wertung einbezogen. Geordnet nach Altersklassen gab es für die Platzierungen von 15 bis einen Punkt. Die Punkte wurden am Ende summiert und als Rangliste veröffentlicht. Bei den Männern in der AK I (18 32 Jahre) gewann1982 Alexander Schlee von der Uni mit 82 Punkten, die er bei sechs Läufen sammeln konnte. Insgesamt 44 Männer gab es in dieser Klasse in der Wertung. In der Altersklasse II (33 36) wurden 28 registriert. Die meisten Punkte hatte Harald Kupfer aus Hummelshain mit 90 bei sechs gewerteten Läufen. Insgesamt beteiligten sich 412 Männer aller Altersklassen an den Läufen. Bei den Frauen gewann in der AK I Ines Hoppmann mit 68 Punkten. Hier wurden 13 Frauen in die Wertung aufgenommen. Zweitstärkste Altersklasse mit neun Läuferinnen waren die Damen von und In den folgenden Jahren dominierten Läuferinnen wie zum Beispiel Brigitte Rose, Annette Schmidt, Helga Grunow, Regina Werner, Heidrun Garlipp, Gudrun Machleid, Sieglinde Schräpel, Irmlind Fuchs und andere die Listen in ihren Altersklassen. Insgesamt starteten 58 verschiedene Frauen bei den zehn Kreisranglistenläufen des Jahres Einige Frauen findet man heute noch in der Laufszene oder bei der Organisation von Läufen wie Annette Schmidt, Helga Grunow, Sieglinde Schräpel, Heidrun Garlipp oder kürzlich verstorbene Irmlind Fuchs, die viele Jahre die gute Seele des Osterlaufs des USV Jena war. Bei den zehn Kreisranglistenläufen des Jahres 1982 wurden insgesamt 2050 Startfälle in allen Altersklassen registriert, davon 914 aus dem Kreisgebiet. Die Mehrzahl der Läufer gehörte Betriebssportgemeinschaften an. Besonders häufig waren die Laufgruppen der HSG Uni, der BSG Glaswerk, der BSG Carl Zeiss Jena Süd und der WSG Neulobeda vertreten. Kleinere Laufgruppen scheint es bei den BSG n Chemie, Pädagogik, der Fachschulsportgemeinschaft (FSG), bei Medizin und bei Handwerk gegeben zu haben. Im Kreisgebiet war vor allem die Chemie Kahla vertreten. 159

160 Die erste Rangliste wurde nicht, wie zu erwarten, vom Leichtathletikverband organisiert, sondern vom Deutschen Verband für Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf. Andernorts, wie z. B. in Gera waren die Kreismeilenkomitees zuständig. So wie auch heute noch, gelang es dem eigentlich zuständigen Leichtathletik-Fachverband auf Grund seiner komplizierten und bürokratischen Strukturen teilweise nicht, die sich sehr breit entwickelnde Laufbewegung in den Griff zu bekommen. Dies wurde auch von den Rennsteiglauforganisatoren so gesehen, die die Startkarten lieber an gut funktionierende Kreisranglistenorganisatoren übergaben, als an schwerfällige bürokratische Fachverbände. Später wurde die Kreisranglistenwertung in Jena der Kommission Laufbewegung beim Leichtathletikverband zugeordnet, wobei die handelnden Personen um Helmut Rückbeil die gleichen blieben. Schon lange nicht mehr existent ist der sogenannte Rothensteiner-Lauftreff, ein Lauf über 15 km, hier ein Foto kurz nach dem Start aus dem Jahre

161 Im Bummelzug von Breslau nach Jena Thüringische Landeszeitung 14. Februar 2013 Nr. 325 Im Fotoarchiv des USV Jena e. V. finden sich einige Fotos von Prof. Dr. med. Dr. h. c. Ernst Jokl, als er im Seminarraum des heutigen Instituts für Sportwissenschaft, Ende der 1980er Jahre einen Vortrag hielt. Das ist relativ ungewöhnlich, da Ernst Jokl in den USA als Professor an der Universität des Staates Kentucky in Lexington tätig gewesen war und Westwissenschaftler relativ selten an ein Sportinstitut der DDR eingeladen wurden. Verantwortlich für die Einladung bezeichnet sich der damalige Lehrstuhlinhaber für Sportmedizin, Prof. Dr. Jochen Scheibe, der Jokl auf einer internationalen Tagung kennengelernt hatte. Da Jokl von Jena schwärmte und es gut in Erinnerung hatte, da er hier 1928 Deutscher Hochschulmeister über 400m geworden wäre, konnte Scheibe Jokl zu einem Besuch nach Jena gewinnen. Nach anfänglichem Widerstand der DDR-Hochschulbürokratie, wurde der Besuch genehmigt. Jokl der international als einer der renommiertesten Sportmediziner galt, hatte mehrfach öffentlich die DDR-Sportmedizin gelobt. Jokl gilt als der Begründer der Sportmedizin weltweit und hat besonders nach 1950 zahlreiche Aktivitäten zur Integration von Sportwissenschaft und Sportmedizin entfaltet. Dies gipfelte in der Gründung des Weltrates für Sportwissenschaft und Leibeserziehung (ICSSPE) der UNESCO im Jahre Der 1907 in Breslau geborene Ernst Jokl hat jüdische Wurzeln. Er wuchs in Breslau auf, wo er auch seine sportlichen Meriten gewann. Anfangs war er im VfB Breslau, dem Schwesterverein des VfB Jena (Vorläufer des USV Jena e. V.) und im jüdischen Sportverein Bar Kochba Breslau. Mit der 4x400m Staffel wurde er 1927 Deutscher Vizemeister (3:25,7). Seine persönliche Bestleitung über 400m Hürden lag bei 58,0 (1927). Prof. Scheibes Angabe über Jokls Deutschen Hochschulmeistertitel 1928 in Jena kann nicht stimmen, da die Meisterschaften 1926 stattfanden. Der Sporthistoriker Dr. Jörg Lölke, der mit Prof. Jokl 1986 persönlich gesprochen hatte, schreibt dazu: Ich kann mich an die Begegnung mit Prof. Jokl noch gut erinnern. Er hat damals auch über die Hochschulmeisterschaften 1926 berichtet, u.a., dass es mit dem Bummelzug von Breslau nach Jena eine ewig lange Fahrt gewesen ist. Meister kann er nur mit der olympischen Staffel geworden sein ( m), die Breslau gewonnen hat. Ein Zusammentreffen Jokls mit dem berüchtigten ersten Direktor des Instituts für Leibesübungen, Hans Ebert ( ), in Breslau ist sehr wahrscheinlich, da Jokl 1930 am Breslauer Institut für Leibesübungen seine Turn- und Sportlehrerprüfung ablegte. Dies war damals Voraussetzung für eine Laufbahn als Sportmediziner. Von 1931 bis zu seiner Flucht vor den Nationalsozialisten 1933, war Jokl dann in Breslau Leiter eines der ersten deutschen Institute für Sportmedizin. Hans Ebert der im April 1930 sein Referendariat erfolgreich abgeschlossen hatte, ging als Assistent an das Institut für Leibesübungen nach Breslau. Er übernahm dort Aufgaben im Hochschulsport u. a. in der Leichtathletik war er Leiter der Hochschul-Waldlaufmeisterschaften. In seinem Lebenslauf rühmte sich Ebert, dass er einen Misstrauensantrag gegen den Leiter des akademischen wissenschaftlichen Arbeitskreises, Prof. Dr. Riehser (Jude) eingebracht hätte. Er war besonders stolz darauf, dass Riehser auf Grund dieses Antrages zurücktrat. Außerdem hätte er, Ebert, 1932 die Entjudung des ältesten Breslauer Turnvereins Vorwärts und den Zusammenschluss mit seinem Verein zum Nationalsozialistischen Turnverein Breslau organisiert. 161

162 Zurück zu Jokl, der 1933 nach Südafrika emigriert war, als Soldat im II. Weltkrieg gegen Deutschland kämpfte und nach 1945 in der von Carl Diem (Ehrenmitglied des VfB Jena) aufgebauten Sporthochschule in Köln keine Stelle erhielt. In den USA wurde er dann einer der führenden Sportmediziner der Welt verstorben, gibt es noch heute den von der amerikanische Organisation The American Sport Art Museum and Archieves alljährlich vergebenen Dr. ERNST JOKL SPORTS MEDICINE AWARD. Prof. Dr. Ernst Jokl bei seinem Vortrag in der Muskelkirche. Die Losung im Hintergrund passte gut in die offizielle Propagandalinie und konnte auch von Prof. Jokl so unterschrieben werden. 162

163 Wandern als Pflichtsport in der DDR Thüringische Landeszeitung 20. Juni 2013 Nr. 342 Jedes Jahr findet in Jena Ende Mai bzw. Anfang Juni die 100 Kilometer-Leistungswanderung-Horizontale statt. Erstmals waren Teilnehmer zugelassen. Die Mehrzahl der Aktiven sind Schüler und Studenten aus Jena. Die jährlichen Ausfallquoten sind relativ hoch war mit 66,9%, die das Ziel erreichten, das beste Ergebnis in der bisherigen Entwicklung erreicht waren es z. B. nur 40%. Das Wetter hat auf die Ausfallraten einen großen Einfluss. In diesem Jahr führte dies sogar zur Totalabsage. Bei Regen und Kälte wächst die Zahl der Aussteiger deutlich. Insgesamt ist die Ausfallquote im Vergleich zu Laufveranstaltungen sehr hoch. So fallen beim 73 Kilometer langen Supermarathon des Rennsteiglaufs deutlich unter 5 % aus. Daraus kann man u. a. schließen, dass das Wandern als Sport von den Teilnehmern unterschätzt wird. In Jena gibt es zwar eine Vielzahl von organisierten Vereinswandergruppen, wo man das Wandern trainieren kann, aber hier liegt das Durchschnittsalter meist über 50. Angebote für Studenten sind nicht bekannt. Dabei wurde schon 1911 bei der Einführung des Turnund Sportlehrerstudiums Wandern als Ausbildungsbestandteil aufgenommen, der vom Lehrer an der Oberrealschule, Adolf Hamberger gelehrt wurde. Als 1928 zwischen dem Uni-Rektor und dem Jenaer Turnverein ein Vertrag zur Zusammenarbeit abgeschlossen wurde, genehmigte der Rektor dem Turnverein mit Beginn des Sommersemesters eine akademische Abteilung zu eröffnen, die den Studenten Geräte- und volkstümliches Turnen, Spielen, Fechten, Schwimmen, Wandern und Radfahren anbieten sollte. Bei der Gründung des direkten Vorläufers des USV, der Hochschulsportgemeinschaft (HSG), existierte 1949 eine Sparte Hochtouristik-Wandern. Ab 1952 sind Wanderlehrgänge für Studenten u. a. auf dem Rennsteig nachgewiesen wurde von dem Studenten Hans-Georg Kremer ein neuer Stoffverteilungsplan zur Ausbildung der Sportstudenten im Orientierungslauf erarbeitet. Dieser beinhaltete auch das sportliche Wandern. Er wurde im Wasserfahrsport-Touristiklehrgang an der Hohenwarte-Talsperre Am Alter in der Praxis getestet und in das zentrale Ausbildungsprogramm der Sportlehrerstudenten der DDR integriert. In der HSG gab es wiederholt Versuche, die eingeschlafene Wanderabteilung wieder zum Leben zu erwecken. Erst als 1981 Feo Gutewort Wandergruppen erfolgreich in den Studentensport integrierte, konnte sich auch eine eigenständige Sektion Wandern wieder bilden. Erster großer Höhepunkt waren die Sportveranstaltungen anlässlich des Akademischen Sportfest zur 425 Jahrfeier der Uni, an dem sich 1600 Studierende beteiligten, davon 150 im Ausdauerlauf und 850 beim Wandern über eine 12km Strecke Rund um die Kernberge. Das Uni-Sportfest 1986 konnte unter den 16 Sportarten Wanderer mit 415 Teilnehmern registrieren, womit die traditionellen Sportarten Fußball (287), Volleyball (231) und Basketball (223) deutlich übertroffen wurden. Neben Feo Gutewort bot inzwischen auch Dr. Betina Justus Wandergruppen im Pflichtsport an. Im Einsatzplan für das letzte Semester vor der politischen Wende, Herbst 1989 sind zudem Manfred Manker und Wilhelm Tell als verantwortliche Lehrkräfte für Wandergruppen ausgewiesen. Wandern war auch in den sogenannten Nachholerstunden beliebt, obwohl man dafür statt Minuten investieren musste. In diesen Stunden konnten Studierende Fehlstunden für den Testatstempel ausgleichen. Das Absolvieren einer festgelegten Mindeststundenzahl pro Semester war Voraussetzung für diesen Stempel. Dieser wiederum musste für die Zulassung bei Prüfungen vorgelegt werden. 163

164 Feo Guteworts Wandergruppe in der HSG, die 1990 in den USV überführt worden war, hatte anfangs ein umfangreiches Jahresprogramm, welches Wanderungen vom Zittauer Gebirge, über die Sächsische Schweiz bis zum Rennsteig beinhaltete. Das dienstliche Ausscheiden von Feo Gutewort Anfang der 1990er Jahre und die Konkurrenz der Hochschulsportwanderungen in den Alpen führte dazu, dass diese Sporttradition einschlief und bis heute nicht wieder zum Leben erweckt werden konnte. Eine zeitweilig im Seniorensport des USV existierende Wandergruppe hat sich auf Grund der Beitragsänderungen im USV verselbstständigt. Versuche, das Leistungswanderungen z. B. durch den 1994 organisierten Rennsteig-Wanderrekord über 170 Kilometer am Stück anzuregen, führte nicht zu festen Wandergruppen an der Uni. Somit wird das Phänomen erhalten bleiben, dass ein Teil der studentischen Akteure bei der 100 Kilometer-Leistungswanderung-Horizontale auch zukünftig diese sportliche Anforderung unterschätzen werden, was allerdings den Nimbus dieser Wanderung als sportlicher Höhepunkt befördert. 164 Feo Gutewort (links) 1986 mit einer Wandergruppe des Kollegiums des Studentensports in der Sächsischen Schweiz.

165 Der Wirtschaftsfaktor Rennsteiglauf Thüringische Landeszeitung 8. Mai 2013 Nr. 336 In den frühen 1990er Jahren formulierte der damalige Präsident des Landessportbundes, Prof. Dr. Manfred Thieß, einmal: Wenn es den Rennsteiglauf nicht gäbe, dann müsste man ihn erfinden. Bis zur politischen Wende hatte der GutsMuths-Rennsteiglauf als größter Volkslauf der DDR eher Probleme mit seiner wirtschaftlichen und werbenden Funktion für die Region des Thüringer Waldes. In Zeiten flächendeckender Mangelwirtschaft, war es den Planungsorganen besonders im Bezirk Suhl aber auch der Zentrale in Berlin nicht unbedingt angenehm, dass immer Mitte Mai zehntausende Läuferinnen und Läufer mit ihren Familien und Betreuern im Gebiet rechts und links des Rennsteiges mit Lebensmitteln und Quartieren versorgt werden mussten. Trotzdem hatten die Rennsteiglaufinitiatoren und Vordenker von Beginn an auf eine umfangreiche Medienarbeit und Werbung gesetzt, die 1975 mit einem fast 20 minütigen Fernsehbeitrag zu bester Sendezeit ihren Höhepunkt fand. Laufsouvenirs, heute Merchandising genannt, aller Art, vom Läufertrikot bis zum Slip, vom Abzeichen bis zum Plakat, waren heiß begehrte Artikel und sicherten die wirtschaftliche Solidität bei DDR-typischen, relativ preiswerten Startgebühren. Für die Werbelinie, die von Jahr zu Jahr weiterentwickelt wurde, konnten professionelle Künstler der DDR, wie die Grafiker Rolf F. Müller und Ernst Jung oder der Karikaturist Frank-Norbert Beyer gewonnen werden. Besonders verdient machte sich die Geraer Diplomgrafikerin Angelika Schütt, die noch bis Mitte der 1990er Jahre für vergleichsweise bescheidene Honorierung für den Rennsteiglauf und den USV Jena e. V. gestalterisch und werbemäßig sehr wirksame Entwürfe anfertigte. Mit der politischen Wende veränderte sich der Werbeansatz bedeutend. Jetzt ging es nicht nur um einen gezielten Verkauf von Souvenirs, sondern um das massive Werben von Teilnehmern in Konkurrenz zu etablierten und sich neu entwickelnden Laufveranstaltungen in ganz Deutschland und darüber hinaus. Mit einem mehr als 20seitigen Konzept wurde vom Bereich Öffentlichkeitsarbeit, der bis Ende der 1990er Jahre durch Läufer und Sportwissenschaftler aus Jena gebildet worden war, für das Präsidium des neu gegründeten GutsMuths-Rennsteiglaufvereins die Strategie für die ersten Jahre entwickelt. Die Umsetzung dieses Konzepts trug mit der soliden und engagierten Arbeit der Organisatoren des Rennsteiglaufs vor Ort ganz wesentlich zur positiven Entwicklung der nächsten Jahre bei /92 stand auf Grund der stark gesunkenen Teilnehmerzahlen, auf unter 5.000, das wirtschaftliche Überleben des Rennsteiglaufs auf der Kippe. Viele Aspekte des Langzeitwerbekonzeptes konnten erfolgreich umgesetzt werden. So wurden neue Lauf- und Wanderstrecken eingeführt, Läufe und Wertungen für den Nachwuchs (Kinder, Jugendliche und Studenten) wurden geschaffen, die Presse- und Medienarbeit wurde ausgeweitet, die Pflege der Traditionsläufer als beste Werbeträger wurde aufgebaut, die internationale Präsenz wurde mit dem Europapokal der Supermarathone entwickelt und vieles andere. Einiges gelang auch nicht so gut, wie die Nachhaltigkeit im Fremdenverkehr- und Tourismus der Region des Thüringer Waldes, was auch auf die teilweise sehr partikularistischen Fremdenverkehrskonzepte der einzelnen Orte und regionalen Strukturen am Rennsteig zurückzuführen war und ist. So gibt es heute noch Orte, durch die der Rennsteiglauf zwar durchgeht aber in deren Publikation Europas größter Crosslauf nicht einmal erwähnt wird. Schaut man da zu anderen sowohl größeren aber auch kleineren Läufen in Deutschland und der Welt, so muss man erkennen, dass das Potential des Rennsteiglaufs bei weitem noch nicht erschöpft ist. Gegenwärtig spricht 165

166 man von ca. 3-5 Millionen Euro Umsatz durch die Rennsteiglaufteilnehmer um den Lauftag, die in der Region ausgegeben werden. Werte für den ganzjährigen Werbewert z. B. der Medienpräsenz sind nicht ermittelt worden. Der wirtschaftlich wohl am stärksten ausgenutzte Lauf dürfte der New York City Marathon sein, dessen Wirtschaftsfaktor für die Stadt bei Millionen US-Dollar beziffert werden. Der Berlin-Marathon hat mit einer eigenen Firma, dafür gesorgt, dass dieser Lauf zu einem Wirtschaftsfaktor der Deutschen Hauptstadt wurde. Der Marathon in Düsseldorf wird von den Stadtoberen als ein interessanter Wirtschaftsfaktor angesehen. Salzburg, die Festspielstadt, hat extra einen Marathon entwickelt um unter dem Motto Lauffestspiele in der Mozartstadt einen nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor für die Stadt Salzburg zu schaffen. Salzburgs größte Aktivsportveranstaltung sorgte im Vorjahr insgesamt für rund zusätzliche Übernachtungen in der Mozartstadt und damit für eine äußerst erfreuliche Wertschöpfung von rund 2,5 Millionen Euro, findet man in Presseberichten. 166 Als besonders begehrtes Souvenir stellte sich zu DDR-Zeiten ein weißer Slip mit Aufdruck heraus.

167 Begehrte limitierte Startkarten Thüringische Landeszeitung vom 25. September 2014 Nr. 408 Das Jahr 1989 war für den GutsMuths-Rennsteiglauf ein Jahr spürbarer Veränderung. Im Nachhinein kann man das schon als Vorzeichen der politischen Wende in der damaligen DDR ansehen. Der damalige Gesamtleiter Volker Kittel, der hauptamtlich bei Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) in Suhl beschäftigt war, wies in seinem Vorwort im Ergebnisheft auf einige Neuerungen hin. Als ganz wesentlich für die Organisatoren und daher auch an erster Stelle genannt, war die Tatsache, dass: der Präsident des DTSB der DDR, Genosse Klaus Eichler, über dessen Anwesenheit wir uns sehr freuten dem Organisationsbüro (ein) großes Lob und volle Anerkennung aussprach. Dies musste unbedingt, nicht nur aus taktischen Gründen, besonders hervorgehoben werden. Bis 1988 war Manfred Ewald Chef des DTSB, des Dachverbandes im DDR-Sport, der sein ganzes Wirken der Entwicklung des DDR-Leistungssports gewidmet hatte. Der Rennsteiglauf, der als Bewegung von der Basis, ausgehend von der Uni Jena entstanden war, passte nicht in dieses Konzept. Daher wurde um 1975 versucht, die Entwicklung zum Massenlauf zu unterbinden. Später wurde der Lauf zwar toleriert aber die Teilnehmerzahlen limitiert. Ewalds Nachfolger ab Sommer 1988, Klaus Eichler nahm eine Einladung vom Werbechef des Laufs zur persönlichen Teilnahme im Mai 1989 sofort an. Eichler weihte zum 150. Geburtstag von GutsMuths einen Gedenkstein in Neuhaus ein. Dann war er war als Beobachter auf der Strecke. Für 1990 versprach er sogar eine aktive Teilnahme. Diese kam aber nicht mehr zustande, da er bereits Ende 1989 sein Amt niederlegte. Eine langfristige Wirkung für die Entwicklung des Rennsteiglaufs bis heute hatte die Aufnahme einer reinen Wanderstrecke von Brotterode nach Oberhof ins Programm. Damit wurde erstmals die von Manfred Ewald vorgegebene Startkartenlimitierung (9.000) aufgeweicht, denn die Wanderer-Startkarten wurden zusätzlich ausgegeben. Dazu kamen Startkarten, die speziell für Frauen vorgesehen waren. Dadurch gab es mit 9572 Anmeldungen einen neuen Rekord. Als Begründung für die zusätzlichen Karten wurde angeführt, dass sowohl die Wanderer als auch die Frauen auf Grund der Vergabemodalitäten immer schwieriger eine Startkarte bekämen. Die Karten wurden pauschal nach einem langjährigen Durchschnitt an die Kreissportbünde vergeben. Diese hatten eigene Modalitäten, wie z. B. die Platzierungen in Kreisranglisten, nach denen sie die Plätze für den Rennsteiglauf verteilten. Nicht an die große Glocke gehangen wurde die Teilnahme von Läufern aus dem Westen, die bis dahin strengstens untersagt war. So wie seit Jahren liefen auch 1989 Wessis illegal unter falschen Namen mit DDR-Startnummern. Jüngster Fall, der bekannt wurde, ist der Westberliner Horst Mohr, der mit der Startnummer 9578, die er von einem Bekannten der Laufgruppe Haeder aus Stendal bekommen hatte, auf der 45km-Strecke war. Mohr hatte schon einige Marathonläufe in den Beinen, u. a. den Berlin-Marathon (3.10 Stunden). In der Nachbarschaft besuchte ein DDR-Bürger seine Mutter. Man kam über das Laufen ins Gespräch. Mohr interessierte sich für den Rennsteiglauf, den der Ost-Besuch über alle Maßen lobte. Die Idee des Starts unter falschem Namen entstand. Als Kurt Puck aus Stendal erreichte er nach 04:57:05 Stunden Schmiedefeld. Sein letztes Ostgeld vom Zwangsumtausch investierte er in einen Rennsteiglaufschlips. Es blieb sein einziger Rennsteiglauf. 167

168 Nicht bekannt sind die Laufergebnisse von Günter Herburger. Er lief den Supermarathon mit richtiger Startnummer aber ohne Kontrollkarte mit, damit er nicht im Ergebnisheft erscheint, wie er in einem Artikel für die Laufzeitschrift Condition 1989 schrieb. Herburger ist als Schriftsteller nicht ganz unbekannt. Ab 1983 entwickelte er sich zum passionierten Läufer, der regelmäßig die Marathondistanz und längere Strecken absolviert und über seine Erfahrungen mit diesem Extremsport in mehreren Büchern berichtet hat. Er erhielt viele Preise, zuletzt 2011 den Johann-Friedrich-von-Cotta-Preis. Als Mitglieder der Deutschen Kommunistischen Partei erhielten er und einige andere Interessenten die Genehmigung beim Rennsteiglauf mitzulaufen. Damit es aber nicht auffiel, dass sie gegen die Ausschreibung verstießen, in der damals stand, dass dies ein Lauf nur für DDR-Bürger sei, bekamen sie zwar Startnummern aber keine Kontrollkarten. Damit erschienen sie nicht im Ergebnisheft. Eine dritte Gruppe von etwa 30 Wessis hatte der DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski zum Rennsteiglauf 1989 gebracht, was aber eine andere Geschichte ist. 168 Horst Mohr nach dem Zieleinlauf 1989 in Schmiedefeld.

169 Grenzgänger Thüringische Landeszeitung vom 2. Oktober 2014 Nr. 409 Wenn am Samstag, den 4. Oktober fünf Frauen und 21 Männer zum 4. Gesamtdeutschen Rennsteiglauf aufbrechen, dann kann dieser Gruppenlauf auf eine 25jährige Geschichte zurückblicken. Die Besonderheit wird diesmal sein, dass es zwei Gruppen gibt und dass in entgegengesetzter Richtung im Vergleich zu den drei Vorgängern gelaufen wird. Eine Gruppe unter Leitung von Peter Ullrich (Gera) und Jens Panse (Erfurt), wird in Neuhaus starten und bis Blankenstein ca. 55-Kilometer laufen. Peter Ullrich ist damit der Einzige, der damit bei allen vier Auflagen die gesamte Strecke absolviert haben wird. Jens Panse, Präsident des USV Erfurt, ist bekannt als Ultraläufer und als Präsidiumsmitglied des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins. Die zweite Gruppe unter Leitung von Dr. Hans-Georg Kremer walkt 30-Kilometer bis nach Blankenstein an der Saale. Diese Gruppe startet in Steinbach am Walde. Unter ihnen ist auch Matthias Greifenhagen, von Schlettau, der wie Kremer seit 1990 immer dabei war. Integriert ist der 4. Gesamtdeutsche-Rennsteiglauf in die 30-Kilometer-Wanderung der Gemeinde Blankenstein. Der GutsMuths-Rennsteiglaufverein und der USV Jena e. V. unterstützen die Aktion. Entstanden war die Idee im Dezember 1989, kurze Zeit nach dem Fall der Mauer, als sich die Kollegen des Bereichs Studentensport der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Ferienobjekt Siegmundsburg am Rennsteig zu einer Klausurberatung trafen. Bis zum Fall der Mauer im Herbst 1989 war der offiziell begehbare Rennsteig in der DDR etwas über 110 Kilometer lang und endete unweit Siegmundsburg am Kriegerdenkmal des Rennsteigvereins bei Ernstthal. Die restlichen Passagen führten durch das Grenzgebiet oder direkt durch die BRD. Erste kleine Grenzübergänge am östlichen Teil des Rennsteigs waren unmittelbar nach dem Mauerfall entstanden und wurden unter den Tagungsteilnehmern diskutiert. Bei einem Skilehrgang mit Studenten im Februar 1990, ebenfalls in Siegmundsburg, wurden diese Übergänge dann genutzt. In Ermangelung von Schnee wurden mehrere Wanderungen organisiert. Eine hatte den Rennsteig-Grenzübergang hinter Ernstthal bei Tettau in Oberfranken zum Ziel. Die zweite Wanderung von fast 30-Kilometer führte um den sogenannten Sonneberger Zipfel, ein Stück DDR, welcher weit in die BRD reichte. Bei dieser Wanderung auf der Westseite der Grenzanlagen entlang wurden Überlegungen angestellt, ob man nicht ähnlich auch den gesamten östlichen Rennsteig bewandern könne. Wanderer der Region hatten dann mit Genehmigung am 8. März 1989 eine geführte Wanderung auf Teilen des östlichen Rennsteigs organisiert. Das besondere an dieser Wanderung war, dass die Grenzanlagen teilweise schon demontiert aber z. B. der bis zu vier Meter hohe Streckgitterzaun noch vollständig erhalten waren. Ein Offizier der DDR-Grenzer begleitete deshalb die Gruppe auf der gesamten Wanderung und holte bei jedem Übergang Handwerkszeug aus seinem Rucksack, schraubte ein Stück des Grenzzaunes ab, um es nach Passieren wieder anzubringen. Er begleitete die Wandergruppe auch auf BRD-Gebiet, bat aber die Wanderer, falls Beamte des Bundesgrenzschutzes (BGS) auftauchen sollten, ihn nicht zu verraten. Ob er befürchtete, dass er in der Zentralen Beweismittel- und Dokumentationsstelle der Landesjustizverwaltungen in Salzgitter eine Akte hätte, hat er nicht geäußert. Damit man ihn nicht gleich erkannte, trug er keine Uniform sondern einen Trainingsanzug, was für Wanderer eher untypisch ist. Kontakte zum Bundesgrenzschutz gab es bei der Tageswanderung auch nur einmal, in Höhe der Schönwappensteine, wo BGS-Beamte etwas zur Rettung dieser Steine erzählten und ihre gemütlich eingerichtete Grenzbeo- 169

170 bachtunghütte zeigten. Von den Organisatoren des Rennsteiglaufs nahmen an dieser Wanderung Rolf Becker, Volker Kittel, Gunda und Hans-Georg Kremer teil. Dabei wurde die Idee des Gesamtdeutschen-Rennsteiglaufs weiter präzisiert. Er sollte am Vortag des 18. GutsMuths-Rennsteiglaufs als Gruppenlauf von Blankenstein bis Neuhaus am Rennweg führen. Als Bereichsleiter für Öffentlichkeitsarbeit des Rennsteiglaufs hatte Kremer die Organisation übernommen. Seine Laufgruppe von der BSG Wismut Gera, unter Leitung von Dr. Martin Nimptsch engagierte sich dabei sehr stark. Dazu kamen noch die Organisatoren des Rennsteiglaufs um Volker Kittel, die trotz der Vorbereitung auf den 18. Lauf, die Zeit und Ideen und auch Kontakte zu Sponsoren usw. in die Vorbereitung eines Laufs über die ehemalige Grenze investierten. Sie sahen dies als wichtige Aufgabe an, um den ganzen Rennsteig in ihre Organisation einzubinden. Dazu kam, dass sie mit der Idee auch in der westdeutschen Laufszene auf die Alleinstellungsmerkmale des Rennsteiglaufs aufmerksam machen wollten. Am 18. Mai 1990 starteten 21 Männer und zwei Frauen zum I. Gesamtdeutschen Rennsteiglauf. Insgesamt sechs Mal wurden die Grenzanlagen passiert. Über die Hochschulsportgemeinschaft (HSG) Uni Jena konnte ein Wissenschaftlerteam um den Sportmediziner Prof. Dr. Jochen Scheibe gewonnen werden, welches den Lauf über die gesamte Zeit betreute. Die Werbeagentur macona aus Frankfurt/Main hatte von Sponsoren Bananen, Getränke und medizinisches Verbrauchsmaterial beschafft. Der Hofer Ausdauerläufer Hubert Becker hatte über einen Sporthändler aus Hof für einheitliche Erinnerungs- T-Shirts gesorgt. Als besonderes Souvenir erhielten die Teilnehmer im Ziel ein Stück Originalstacheldraht der ehemaligen Grenzanlagen in Form eines R. Zu den Episoden am Rande gehörte, dass auf Grund einer schriftlichen Anfrage der bayrische Ministerpräsident Max Streibl die Schirmherrschaft über diesen Lauf übernommen hatte. Die noch etwas unerfahrenen Veranstalter aus dem Osten hatten sich davon natürlich auch eine finanzielle oder anderweitige Unterstützung erhofft. Es blieb aber bei einem freundlichen Grußwort. 170 An einigen Grenzübergängen mussten die Teilnehmer noch ihre Personalausweise vorlegen, was Gunda Kremer dann immer gebündelt organisierte. Auf dem Foto vom Passieren des ersten Grenzüberganges erkannt man das Hinweisschild Paßkontrolle.

171 Hochwasser als ständiger Begleiter in der Oberaue Thüringische Landeszeitung 13. Juni 2013 Nr. 341 Als im August 1893 Lehrer, Professoren und Kaufleute der Stadt mit dem Gymnasiallehrer Hermann Peter eine Genossenschaft bildeten und Goldmark aufbrachten, um ein neun Acker großes Wiesengrundstück in der Oberaue (Wöllnitzer Wiesen) aufzukaufen, woraus ein Spielplatz hergerichtet werden sollte, war ihnen bewusst, dass die Saale regelmäßig Hochwasser führte. Daher verzichtete man bis zum Bau des Tennishauses 1903 darauf, feste Gebäude zu schaffen. Bei der Planung des Tennishauses wurden Hochwasseraspekte berücksichtigt. Es besitzt keinen Keller, und man muss ein paar Stufen überwinden, um in das Erdgeschoss zu kommen. Bis dahin wurden als Umkleide- und Lagermöglichkeiten ausrangierte Eisenbahnwagen genutzt. Ein erster Versuch der Universität auf diesem Gelände eine Turnhalle zu bauen, scheiterte 1913 an den Bedenken der Stadt, die u. a. wegen des regelmäßigen Saalehochwassers das Projekt ablehnte. Schrittweise wurden die Sportanlagen in der Oberaue dann durch die Universität, Zeiss und den Verein für Bewegungsspiele Jena e. V. (VfB - Vorgänger des USV Jena) erweitert und verbessert, so dass damit auch die Kosten bei Hochwasserschäden stiegen. Im Mai 1922 stellte die Carl-Zeiss-Stiftung ,- Reichsmark für die Wiederherstellung des Sportplatzes und der Tennisplätze nach dem letzten Hochwasser zur Verfügung, kann man in den Akten lesen. Die Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena gaben ,- Reichsmark. Beim Bau der ersten Laufbahn im Universitätssportzentrum 1925, welche in freiwilliger Arbeit der Sportler des VfB erfolgte, versah man diese mit einem Damm gegen Hochwasser argumentierte der Verein der ehemaligen Pioniere und Militärkraftfahrer beim Ausbau ihres Unterkunftshauses (heute Kanubootshaus der Uni) sogar damit, dass man Uferböschungen durch Fachkräfte bei Hochwasserschäden reparieren könne, sowie Eissprengungen beim Frühjahrshochwasser übernehmen würde. Außerdem könnte man bei Brückenbauten anlässlich von Turnfesten und Paradiesfestlichkeiten das Unterkunftshaus (heute Kanubootshaus des USV) unentgeltlich zur Verfügung stellen. Als in den 1950er Jahren die neu gegründete Betriebssportgemeinschaft Chemie der Uni das Sportgelände wegnehmen wollte, um einen Chemiesportpark zu bauen, waren umfangreiche Dämme geplant, die die Sportanlagen gegen Hochwasser schützen. Einiges davon wurde sogar als Tribünen gebaut und trug u. a. dazu bei, dass beim letzten großen Hochwasser im Mai 1994 durch die Konzentration von Strömungen größerer Schaden als Nutzen entstand. So waren u. a. die Tennisplätze total verwüstet und weitere Anlagen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Universität war 1994 finanziell mit anderen Aufgaben so stark gefordert, dass eine grundhafte Sanierung der Sportanlagen nicht möglich war. Die Stadt sah sich nicht in der Pflicht, obwohl zwei städtische Vereine (Schott und Jenapharm) zu den Hauptnutzern gehörten und im USV über 3000 Kinder, Jugendliche und nichtstudentische Bürger der Stadt ihren Sport im Universitätssportzentrum ausübten. Also nahm der USV mit Hilfe von Hochwassergeldern, Fördermitteln und der Unterstützung der Uni das Heft in die Hand und sanierte bzw. baute bis 2002 ein teilweise völlig neues attraktives Sportzentrum. Von den ca. acht Millionen Euro, die die USV-Mitglieder in die Sportinfrastruktur Jenas bisher steckten, floss etwa die Hälfte ins Universitätssportzentrum. Drei Rasenfußballplätze, zehn Tennisplätze, ganzjährig nutzbare Kunstrasenplätze für Fußball, Tennis und Volleyball, eine Kunststoff-Laufbahn, eine Beachanlage, eine Finnbahn, eine Kampfsporthalle, Sanitäreinrichtungen usw. entstanden neu oder wurden 171

172 grundhaft umgestaltet. Dabei wurden Forderungen nach hochwasserregulierenden Maßnahmen meist berücksichtigt. So wurden fast alle Wälle, die die Fließrichtung des Wassers behinderten, eingeebnet. Lediglich als die Forderung gestellt wurde, auch alle Zäune zu beseitigen, legte man aus Sicherheitsgründen Wiederspruch ein. Für einen Teil der Betriebskosten müssen jetzt die USV-Mitglieder selbst aufkommen: Jedes Mitglied von den Vorschulkindern bis zu den Seniorengruppen mit über 80-Jährigen pro Jahr ist mit 45,- nur für die Sportstätten und die Geschäftsstelle in der Pflicht. Die Beseitigung der Hochwasserschäden aus diesem Topf ist nicht möglich, und der Spendenaufruf der Stiftung Jenaer Universitätssport erbringt hoffentlich zusätzliche Mittel. Beim Saalhochwasser 1994waren auch die Tennisplätze betroffen, die diesmal verschont blieben. 172

173 Die Familie Heisch schrieb Geschichte Thüringische Landeszeitung vom 8. Mai 2014 Nr. 387 In der Ausdauerlaufszene hat Jena einen guten Namen. Ein besonderer Höhepunkt, der in Jena seine Wiege hatte, ist der GutsMuths-Rennsteiglauf, der am 17. Mai seine 42. Auflage feiern kann und wieder über Teilnehmer erwartet. Während der Rennsteiglauf inzwischen auch international an Bekanntheit gewonnen hat, kann der Jenaer Kernberglauf vor allem auf Teilnehmer aus allen Bundesländer verweisen. Internationales Flair erhält er manchmal durch ausländische Studenten, die an der Universität studieren. Der Jenaer Kernberglauf findet zwar erst am 18. Oktober statt, aber es liegen schon fast 50 Meldungen vor. Organisiert wird er zum 37. Mal von den Ausdauerläufern und Walkern des USV mit Hilfe anderer Abteilungen des USV und den Läufern des SV Carl Zeiss Süd. Zu den Besonderheiten des Kernberglaufs gehört der Club 25, in den die ersten Läufer aufgenommen wurden, die bereits 25 Mal dabei waren. Sie erhalten eine personenbezogene Startnummer und können kostenlos starten. Hans-Georg Schütz aus Cospeda gehört mit 32 Teilnahmen zu diesem erlesen Club. Mit 38 Teilnahmen würde bei einer Familienwertung, die es aber nicht gibt, die Familie Heisch aus Greiz sehr weit vorne stehen. Ingo Heisch (SV Chemie Greiz), der Stammvater der Läuferfamilie und guter Freund von Hans-Georg Schütz, wird aber in diesem Jahr fehlen. Er verstarb kürzlich unerwartet im Alter von 67 Jahren. Die Familie Heisch hat Kernberglaufgeschichte geschrieben. Es begann mit Ingo, der 1979 erstmals in Jena teilnahm und auf Platz 31 in seiner Altersklasse kam. Bei den nächsten neun Starts hat er acht Mal in der Altersklasse den ersten Rang belegt. Überhaupt hatte Ingo Heisch unter den Ausdauerläufern in Thüringen einen guten Namen. Er stammte aus der Greizer Laufgruppe, die einst Walter Tröger begründet hatte, und die schon Mitte der 1970er Jahre für viele gute Wettkampfergebnisse sorgte. Nach seinem Studium an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar ( ) arbeite Ingo Heisch als Diplom-Ingenieur für Baustoffverfahrenstechnik, zuletzt im Landratsamt Greiz. Als Sportler war er anfangs Mittelstreckler, dessen Bestzeit über 800 Meter bei 1:51,3 Minuten lag. Mit Dieter Fromm aus Erfurt trainierte er oft zusammen. In der Erfurter Laufszene mit Siegfried und Dieter Hermann, Manfred Matuschewski, Jürgen Mai, Dietmar Knies, Detlef Schönfelder u.v.a. war er gut bekannt und ein geachteter Trainingspartner. Erst ab seinem 35. Lebensjahr ging er zu den längeren Laufstrecken über. Mit seinem zweiten Platz beim Rennsteig-Marathon 1985 stieß er in die Spitze der DDR-Volkssportläufer vor. Neben vielen Siegen beim Jenaer Kernberglauf war er auch bei anderen Volksläufen sehr erfolgreich. So sind beim Weimarer Stadtlauf acht Altersklassensiege registriert. Seine letzten großen überregionalen Erfolge waren nach der Fachzeitschrift Spiridon der Vizemeistertitel im Halbmarathon 1996 im Kaiserslautern in 1:13:38 Stunden. Außerdem wurde er 1994 Vizeweltmeister im Straßenlauf mit der Deutschen Mannschaft und 1997 Deutscher Marathonmeister in seiner Altersklasse. Ingo Heischs Bestzeit über Meter lag bei 31:13 Minuten (1983). Im Marathon schaffte er eine Zeit von 2:29:43 Stunden (1984). Unter den Thüringer Altersklassenleichtathleten hat er in den AK 50 noch heute den Landesrekord im Marathon mit 2:35:59. Zusätzlich nahm Ingo Heisch erfolgreich an vielen Triathlonveranstaltungen und volkssportlichen Radrennen teil. Seit 1985 macht auch sein Sohn Hendrik in der Laufszene auf sich aufmerksam. Als 15jähriger lief er die anspruchsvollen 25 Kilometer beim Kernberglauf in Stunden. Insgesamt 12 Mal startete er in Jena, wo er Psychologie studierte. Dreimal wurde er hier 173

174 Gesamtsieger. Beim Rennsteiglauf konnte er zweimal den Gesamtsieg im Halbmarathon erlaufen taucht dann der jüngere Bruder Philipp erstmals beim Kernberglauf auf und gewann bei den Schülern den 2. Platz. Bis 2013 war Philipp sogar 15 Mal beim Kernberglauf, davon neunmal in der Gesamtwertung, auf einem Medaillenrang. In seiner Altersklasse stehen 13 Medaillen, davon zwei Siege und 11 zweite Plätze zu Buche. Ingo Heisch (rechts) hier als Dritter 1994 beim Jenaer Kernberglauf. Sieger wurde damals Christian Gerbert (Ziegenheim), und auf Platz zwei lag Harald Peters aus Gera. 174

175 In 37 Stunden über Rennsteig Thüringische Landeszeitung 29. November 2013 Nr. 365 Durch die Medien ging in den letzten Tagen die Information, dass der Präsident des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins, Jürgen Lange mit seinem Team die ganze Verantwortung für den Rennsteig-Staffellauf übernommen hätte. Bisher war der SC Impuls Erfurt um Olaf Kleinsteuber ein wichtiger Akteur bei diesem Lauf. Er hatte diesen, inzwischen mit Kultstatus belegten Staffellauf über fast 170 Kilometer ins Leben gerufen. Mit der Übernahme des Staffellaufs durch den Rennsteiglaufverein wird ein weiterer Baustein eines Langzeitentwicklungskonzepts, welches Jenaer Sportwissenschaftler Ende der 1990er Jahre veröffentlicht hatten, verwirklicht. Seit 1971 sind das heutige Sportinstitut und der USV Jena (damals HSG Uni Jena), mit der Entwicklung des Rennsteiglaufs eng verbunden. Nach 1990 waren Sportwissenschaftler und Ausdauerläufer aus Jena nicht unwesentlich an der Umstrukturierung von Thüringens größter Sportveranstaltung beteiligt. Die Realisierung ihrer Ideen führte zu einigen deutlichen organisatorischen Veränderungen, wie z. B. der Einführung des Halbmarathons und der Kinderläufe. Dies sicherte maßgeblich das wirtschaftliche Überleben des GutsMuths-Rennsteiglaufs nach der politischen Wende Zu den Neuentwicklungen gehörten auch spezielle Events, die teilweise zur Pflege von Rennsteigtraditionen und sportwissenschaftlichen Untersuchungen dienten. Hauptschwerpunkt war es aber vor allem, immer wieder die Medien auf diesen Lauf aufmerksam zu machen. Zu DDR-Zeiten konnten weite Stücke des Rennsteigs durch seine Grenznähe nicht belaufen oder bewandert werden. Nach dem Mauerfall konnte ab 1990 schrittweise der gesamte Rennsteig von 168,3 Kilometer in die Veranstaltung einbezogen werden organisierten der USV, der Rennsteiglaufverein und das Institut für Sportwissenschaft eine Rennsteigrekordwanderung, bei der sechs Rennsteigläufer am Stück den Rennsteig in 37 Stunden 21 Minuten zusammen bewältigten folgte ein Staffellauf. Historische Anknüpfungspunkte waren die Rennsteig-Skistaffelläufe über 100 Kilometer, der er Jahre schrieb der Thüringer Wintersportverband erstmals einen Rennsteig-Ski-Staffellauf vom Inselsberg bis zum Ehrenmal bei Ernstthal aus. Elf Abschnitte waren zu besetzen und 17 Staffeln meldeten sich. Die erste Siegermannschaft kam aus Vesser. In den folgenden Jahren wurde der Start zum Ehrenmal für die im Weltkrieg gefallenen Rennsteigvereinsmitglieder am Glöckner verlegt. Zeitweilig wurde dann an beiden Ehrenmalen gleichzeitig gestartet. Das Ziel war dann auf der Schmücke. Für 1995 hatten sich die Ausdauerläufer des USV unter Leitung von Dr. Rolf Schoder und vor allem der logistischen Vorbereitung durch Dr. Peter Fuchs anlässlich des 20. Geburtstages ihrer Laufgruppe etwas anderes einfallen lassen: Sie organisierten einen Rennsteigstaffellauf über die gesamten 168,3 Rennsteig-Kilometer. Über 50 Läuferinnen und Läufer der Jenaer Laufgruppe und einige Gäste starteten am 6. Mai um 4.00 Uhr morgens in Blankenstein an der Saale. Jeweils drei bis fünf Starter wechselten sich nach Teilstrecken von 7-12 Kilometer ab, um am Abend, nach 15 Stunden und 45 Minuten Hörschel an der Werra zu erreichen. Nach alter Rennsteigtradition nahm jeder Starter einen kleinen Stein von der Selbitz mit, um ihn am Ziel in die Werra zu werfen. Sportler aus Ruhla griffen die Idee auf und organisierten danach einen leistungsorientierten Staffellauf, der dann die Idee für die Erstauflage des heutigen Staffelwettkampfes durch Olaf Kleinsteuber hergab. 175

176 Vom Start an der Selbitz in Blankenstein gibt es nur ein schlechtes Foto, welches Dr. Rolf Schoder (von links), Dr. Peter Fuchs und Heidrun Garlipp vom USV Jena zeigt. Rolf Schoder hält das von der in diesem Jahr verstorbenen Irmlind Fuchs genähte Rote Band in den Händen, welches die Staffelläufer übergeben mussten. In einer kleinen Tasche war nach Rennsteigtradition ein kleiner Stein von der Selbitz, der am Ende des Rennsteigs in Hörschel in die Werra geworfen wurde. 176

177 Ultra-Laufveranstaltungen in Thüringen Thüringische Landeszeitung vom 27. Dezember 2013 Nr. 369 Der Jahreswechsel ist für viele Menschen der Zeitpunkt, wo über das Erreichte im alten Jahr resümiert wird und neue Vorhaben für das kommende Jahr geplant werden. Dazu gehören oft auch sportliche Zielstellungen. Bei den wenig sportlich Aktiven ist es zum Beispiel die Verbesserung der eigenen Fitness oder die Reduzierung des Gewichts. Häufig hört man da Sätze wie: Ich will im neuen Jahr regelmäßig laufen oder walken. Die Teilnahme an einem Wettkampf in überschaubarer Reichweite, wie z. B. am Rennsteiglauf-Halbmarathon (ca. 21 Kilometer) im Frühjahr oder am Berlin-Marathon (42,180 Kilometer) im Herbst sind dann Zielstellungen, die als Motivation hilfreich sein können. Für passionierte Läufer steht da auch schon mal die Teilnahme an einem Lauf mit Streckenlängen von mehr als Marathon auf der Agenda. Im Freistaat Thüringen ist da die Auswahl bescheiden. Es gibt nur die lange Strecke des GutsMuths-Rennsteiglaufs, mit ca. 73 Kilometern. Man hat allerdings den Vorteil als Thüringer, dass man bei diesem Supermarathon gleich an dem zahlenmäßig größten Lauf in Deutschland teilnehmen würde. National bezeichnen sich die Läufer mit Streckenlängen von mehr als Marathon als Ultra-Marathonläufer. Sie sind in einem eigenen Verband organisiert, der Deutschen Ultramarathon Vereinigung (DUV). Wieviel Thüringer dem Verband angehören, ist nicht bekannt. Es sind aber wohl weniger als 100. Bundesweit sind mehr als 2000 Männer und Frauen in dem Verband organisiert, wobei nicht jeder Ultraläufer dem Verband angehört, was man schon an der niedrigen Zahl an Thüringern sehen kann, wenn man bedenkt, dass deren Anzahl auf der langen Strecke des Rennsteiglaufs mehr als 500 ausmacht. Das Statistikteam der DUV präsentiert im Internet eine umfangreiche Ergebnisdatenbank, in der momentan Einzelwettkampfergebnisse von Läufern bei Ultramarathon-Veranstaltungen enthalten sind wurden 158 Läufe in Deutschland gezählt mit 5120 Männern und 1577 Frauen. Aus Thüringen sind neben dem Rennsteiglauf weitere drei Ultraläufe in der Datenbank des DUV verzeichnet, die aber alle die Wendejahre 1989/90 nicht überlebt haben. In der historischen Reihenfolge steht da an erster Stelle, nach dem Rennsteiglauf, der Jenaer Kernberglauf, der 1977 mit einer langen Strecke von 50 Kilometer und einer kurzen von 25 Kilometer begann. Als herbstliches Gegenstück des Rennsteiglaufs bestand sogar die Absicht, diesen schönen Lauf in den Kalkbergen von Jenas Umgebung, bis auf 100 Kilometer zu verlängern. Organisatorische Schwierigkeiten und der Widerstand der DDR-Sportführungen führten dazu, dass dieses Projekt aufgegeben wurde. Bis 1990 gab es dann eine lange Strecke von 40 Kilometer, bevor wegen der stark rückläufigen Teilnehmerzahlen die 15 und die 27 Kilometer-Strecken zum Standard wurden. Eine ähnliche Motivation wie die Kernberglauforganisatoren, einen Lauf im Herbst nach Rennsteiglaufmodell zu organisieren, hatte Dr. Helmut Rückbeil 1978 in Jena mit der Gründung des Saaletallaufs, der allerdings Ende April immer als ein letzter Test vor dem Rennsteiglauf angesehen wurde. Der Start der 50-Kilometer langen Strecke war in Saalfeld, und das Ziel war in Neulobeda. Dieser Lauf wurde 1990 letztmalig durchgeführt. Eine kurze Strecke begann in Pößneck. Ähnlich erging es dem Städtelauf Jena-Gera, der 1979 erstmals stattfand, ebenfalls über 50 Kilometer. Organisatoren um den Rennsteiglaufgründer Dr. Hans-Georg Kremer von 177

178 der Wismut Gera sowie Helfer von der WSG Neulobeda und Motor Hermsdorf hielten die aufwändige Organisation bis 1989 durch gab es dann noch einmal die kurze Strecke von Hermsdorf, bevor der Lauf eingestellt wurde. Mit Ausnahme der Ergebnisse des 1. Städtelaufs 1979 findet man alle Listen dieser Läufe inzwischen im Internet. Dazu kommt als einziger neuer aber wohl nur einmalig organisierter Lauf der Rennsteig-nonstop über 168,3 Kilometer, der in diesem Jahr von Günter Rothe von Lauffeuer Fröttstädt e.v. organisiert wurde. Nicht aufgenommen wurde zum Beispiel der Testlauf Rund um die Hohenwarte-Talsperre über 50 Kilometer, die drei Gesamtdeutschen Rennsteigläufe (1990, 2000, 2010) und die fünf Rennsteigrekordläufe zwischen 1997 und 2002, da es sich hier um Gruppenläufe ohne Wettkampfcharakter handelte. Die Statistiker des DUV nehmen gerne die Ergebnisse weiterer Läufe in die Datenbank auf. Gesucht wird bei den schon eingetragenen die Ergebnisliste des 1. Städtelaufs Jena Gera Für die kurzzeitig ausgeschriebene Strecke von Greiz nach Gera im Rahmen des Städtelaufs fehlen ebenfalls noch Ergebnisse. Einen einmaligen Ultramarathon organisierte der USV Jena e. V Läuferinnen und Läufer, hier am Start in Blankenstein, liefen gemeinsam 100 Kilometer bis Schmiedefeld über den Rennsteig. Dieser Guinness-Rekord wurde bis heute nicht gebrochen. 178

179 Olympiasieger gingen in Jena an den Start Thüringische Landeszeitung vom 20. Februar 2014 Nr. 376 In der Serie zu den Olympiateilnehmern der Uni oder des Unisports waren wir schon mal darauf eingegangen, dass entgegen anderen Veröffentlichungen Jenaer Kanuten in den 1950er oder 1960er Jahren keine Olympiawettkämpfe bestritten haben, obwohl sie bei Regatten in der DDR häufig vorderste Plätze belegten. Lediglich unter den Trainern könnte es Klaus Weigelt in den Olympiakader geschafft haben wurde er für die Hochschulsportgemeinschaft (HSG) der Uni DDR-Vizemeister im Einer-Kanu (K1) und anschließend zu einem der erfolgreichsten Trainer der Uni-Kanutinnen und Kanuten. Dies war ein Grund, ihn zum Trainer der DDR-Nationalmannschaft zu berufen. Hier hatte er einen Anteil an den guten Ergebnissen von DDR Kanuten 1960, bei den Olympischen Spielen in Rom. Kurz vor dem Mauerbau am 13. August 1961 verließ er die DDR. Er und Gerd Plonka waren verantwortlich, dass Hans Dumke zur HSG Uni Jena kam und für viele Jahrzehnte zu einem der wichtigsten Akteure im Kanurennsport Jenas wurde. Hans Dumke, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, stammt aus Oberhof bei Boltenhagen (Mecklenburg). Auf dem Land aufgewachsen, legte er sein Abitur in Grevesmühlen ab. Sportlich vielseitig interessiert, spielte er als Jugendlicher Handball. Da er als Schüler aus Verärgerung einmal seinen FDJ-Ausweis zerrissen hatte, benötigte es viel Überzeugungskraft und Engagement durch seine Lehrer, die Wogen wieder zu glätten. Er wollte dann Offizier bei der Nationalen Volksarmee werden, zog aber seine Verpflichtung zurück, als die Armee Versprechen zur Ausbildung nicht einhielt. Er bekam einen Studienplatz in Magdeburg (Maschinenbau). Ein Aufruf unter sportlich interessierten Jugendlichen und Erzählungen von Studenten aus Leipzig veranlassten Hans Dumke, eine Umschreibung an die Deutsche Hochschule für Körperkultur und Sport (DHfK) in Leipzig zu beantragen. Die Aufnahmeprüfung hatte er problemlos bestanden. Er konzentrierte sich hier anfangs auf den Ringersport, musste aber wegen einer Knieverletzung wechseln. Ein Freund überredete ihn zum Kanusport zu kommen, da er dort sitzen könne. In kurzer Zeit wurde er ein erfolgreicher Kanute, der im letzten Studienjahr in der K1-Staffel mit seinen Kommilitonen DDR-Meister wurde. Nach dem Studium war es Zufall, dass er als Lehrer an die Zeiss-Berufsschule nach Jena kam, da er eigentlich von der Ausbildung für eine Laufbahn als Kreisportlehrer vorgesehen war. Nach Jena gekommen, gewann ihn Gerd Plonka gleich für die HSG-Kanusektion, und Dumke wiederholte mit Dieter Rodeck, Dieter Hüttich und Peter Hösel den Meistererfolg in der K1-Staffel über 4x 500 Meter. Nach kurzer Zeit Berufsschullehrertätigkeit bekam er vom Leiter des Studentensports, Heintz Keitz ein Angebot an die Uni zu wechseln, was zwar sein Chef verhindern wollt, letztendlich aber gelang. Schrittweise entwickelte er sich als Spezialist im Judo und Rudern im Studentensport. Viel von seiner Freizeit widmete Hans Dumke den HSG Kanuten. Fast 40 Medaillen bei DDR-Meisterschaften und zentralen Spartakiaden gewannen diese zwischen Da auch seine Frau Karin eine erfolgreiche Kanutin war, spielte sich ein Großteil des Familienlebens im Bootshaus an der Saale ab. Dazu kamen viele Wettkampffahrten und Lehrgänge im Kanusport. In der Sportlehrerausbildung der Uni hat er die Touristik- und Wasserfahrsportlehrgänge mit aus der Taufe gehoben und bis zum Ausscheiden aus dem Berufsleben als Verantwortlicher geleitet. An der Organisation von Jenas legendärer Kanu-Sprintregatta um den Senatspreis der Universität Ende der 1950er bis Anfang der 1960er Jahre war er maßgeblich beteiligt. Hier gelang es, Spitzenkanuten aus Ost- und Westdeutschland sowie aus dem Ausland für einen 179

180 Start auf der Saale zu gewinnen. Die etwa 500m lange Strecke verlief von oberhalb des Paradieskaffees bis zur Paradiesbrücke, wo das Wehr damals noch dahinter lag. Mehrere Olympiasieger gingen in Jena an den Start. Im Gegenzug fuhren dann Jenaer Kanuten zur Kanuregatta nach Frankfurt/Main. Hans Dumke, der jahrelang als Kanuchef der Uni die Geschicke in dieser Sportart leitete, war auch nach Eintritt in den Ruhestand noch lange ehrenamtlich sehr aktiv. Auch heute gehört er zum Vorstand und kümmert sich jährlich um das Traditionstreffen im Bootshaus. Hans Dumke 2000 als Kampfrichter im Einsatz. 180

181 Über die Anfänge Thüringische Landeszeitung vom 9. Oktober 2014 Nr. 410 Am Samstag, den 18. Oktober 2014 erwarten die Organisatoren des Jenaer Kernberglaufs wieder weit über 1000 Teilnehmer zur 38. Auflage des ältesten Jenaer Traditionslaufs. Die Geschichte geht zurück bis zum Juli 1976, als von den Ausdauerläufern der Sektion Orientierungslauf für die Leitung der Hochschulsportgemeinschaft (HSG, heute USV) Uni ein Konzept zur Entwicklung eines Massenlaufs erarbeitet wurde. Anknüpfend an die guten Erfahrungen beim GutsMuths-Rennsteiglauf, der von HSG-Mitgliedern entwickelt, inzwischen aber an die SG Beerberg Goldlauter abgegeben worden war, wurde in der Konzeption vorgeschlagen, ab 1977 einen Ausdauerlauf mit einer Streckenlänge von ca. 50 km Rund um die Hohenwartetalsperre zu organisieren. In der Konzeption kann man lesen: Nach mehrjährigen Versuchen, bei denen sowohl die Streckenführung als auch die günstigsten Start- und Zielorte auf ihre Eignung überprüft wurden, sammelten 14 Teilnehmer weitere Erfahrungen, um nächstes Jahr etwa 100 Interessenten auf die Strecke schicken zu können. Der kleine Bruder des großen 85-km-Rennsteiglaufes soll in den nächsten Jahren den Terminkalender massensportlicher Veranstaltungen bereichern. Dieses Projekt ließ sich auf Grund der sehr anspruchsvollen Strecke und der komplizierten Infrastruktur nicht realisieren, weshalb schon im Frühjahr 1977 die Suche nach einem interessanten Waldgebiet für einen Langstreckenlauf in der Umgebung von Jena forciert wurde. Bei den Trainingsläufen wurden verschiedene Strecken in den Kernbergen getestet, und Mitglieder der Laufgruppe diskutierten Ideen für eine Ausschreibung. Mit damals bereits etwa 80 regelmäßig trainierenden Ausdauerläufern, von denen 50 Mitglieder der HSG waren, gab es günstige Voraussetzungen zum Aufbau einer eigenen Laufveranstaltung. Zur Motivation der Teilnehmer äußerte sich der Schirmherr des 1. Kernberglaufs 1977, Prof. Dr. Willi Schröder, Vorsitzender der Universitätssportkommission auf einem Kolloquium: Bekanntlich hat ein Ausdauertraining ja nur Sinn und führt zum gewünschtem Erfolg, wenn es ganzjährig regelmäßig betrieben wird [...] Inzwischen wurde ja auch bekannt, daß es deswegen im Herbst einen zweiten wettkampfartigen Höhepunkt für Mitglieder von Übungsgruppen von Ausdauerläufern geben muss. Aus diesem Grunde ist in Jena ein Kernberglauf über Strecken von 25 und 50 km aus der Taufe gehoben worden. Auf Vorschlag von Willi Schröder wurde dem Kernberglauf noch ein Untertitel zugeordnet. Dr. Günter Völksch erinnerte sich noch genau an die dazu geführten Diskussionen und an die etwas opportunistische Formulierung, die man fand. Der Lauf hieß bis zur Wende Jenaer Kernberglauf zum Gedenken an Magnus Poser. Die Witwe des 1944 in Buchenwald umgekommenen Kommunisten war einige Mal als Schirmherrin bei Siegerehrungen selber anwesend. Bei Freistellungs- und anderen Anträgen wurde gerne auf diesen Traditionsbezug verwiesen. So hatte Lothar Seifarth als Verantwortlicher für die Versorgung zum Zweck der Bereitstellung von Fahrzeugen an den Industriekreisvorstand der Gesellschaft für Sport- und Technik (GST) des Kombinates VEB Carl Zeiss Jena formuliert: Liebe Sportfreunde, am führen die HSG Uni Jena, die BSG Carl Zeiss Jena-Süd und die ASG Vorwärts Jena den 13. Jenaer Kernberglauf zum Gedenken an den Antifaschisten Magnus Poser durch. Nach der Wende war dies nicht mehr nötig, die Organisatoren kämpften aber ums Überleben des Laufs. 1989, wenige Tage vor dem Mauerfall gab es einen spürbaren Rückgang der Teilnehmerzahlen von knapp 1000 auf waren es nur noch 350 und 1991 sogar unter 300. Abgesehen von konzeptionellen Änderungen, wie der Wegfall 181

182 der 40-Kilometerstrecke und der Einführung einer neuen 15-Kilometer-Strecke ab 1992, gab es auch die verschiedensten Werbeaktivitäten der Organisatoren um Gesamtleiter Heinrich Fricke und Abteilungsleiter Ausdauerlauf, Dr. Rolf Schoder. Eine davon war, dass man versuchte möglichst prominente Schirmherren zu gewinnen, mit denen man ein breites Öffentlichkeitsinteresse erzielen konnte. Da wurde Jenas Oberbürgermeister Dr. Röhlinger als Schirmherr gewonnen, später der Olympiasieger Waldemar Cierpinski oder Jenas erfolgreichste Sportlerin, Renate Stecher für die Kinderläufe. Mehrfach waren die Rektoren der Universität, wie Prof. Dr. Karl Ullrich Meyn und Prof. Dr. Klaus Dicke Schirmherren, was sich besonders anbot, da die Uni seit Jahren ihre Sportstätten erst in der Seidelstraße und dann in der Oberaue als Zentrum für den Kernberglauf zur Verfügung stellte. Das die Uni nicht nur am Wettkampftage sondern ganzjährig durch entsprechende Lagerräume und ein kleinen Logistikraum aktiv den Kernberglauf förderte und noch fördert, ist ein Privileg, welches wenige Abteilungen des USV genießen können. Ranghöchster Schirmherr war der Thüringer Finanzminister Andreas Trautvetter. Als Student gehörte er zur Laufgruppe des Studentensports der Uni. Als Finanzminister lief er 2001 die neue 5-Kilometerstrecke und 2002 sogar über die 15-Kilometer, für die er 01:52:43 brauchte. Außerdem hatte er damals einen Förderbescheid im Gepäck, der beim Bau der Laufbahn, wo jetzt die Kernbergläufer starten und ins Ziel kommen, eingesetzt wurde. 182 Andreas Trautvetter 2002 beim Zieleinlauf im Universitätssportzentrum.

183 Westbürger Sonntag und der Rennsteiglauf Thüringische Landeszeitung vom 3. Juli 2014 Nr. 395 Seitdem der GutsMuths-Rennsteiglauf 1975 von der Uni-Jena ausgehend, zum Massenlauf wurde, nahmen auch jedes Jahr viele Alterssportler daran teil. Mit 78 Jahren war 1975 der Jenaer Turner Eduard Malcolm Jena nicht einmal der Älteste. Seine Geschichte von der Anreise per Fahrrad und der Übernachtung auf dem Rennsteig ging durch die Medien. Er und der noch ältere Gothaer Carl Weber (80) schafften es aber nicht bis zum Ziel. In den folgenden Jahren waren bis zu 80jährige keine Seltenheit. Kurt Ost aus Saalfeld hält mit 102 Jahren den Altersrekord. Er beteiligte sich an der Prominentenwanderung. Eugen Hainlein war 2013 mit 85 einer der Ältesten bei der 17-Kilometer-Wanderung gehörten auf der Supermarathonstrecke von mehr als 73 Kilometern 26 Starter den Altersklassen über 70 an. Wahrscheinlich der Älteste war diesmal Werner Sonntag aus Ostfildern, der in den letzten Tagen seinen 88. Geburtstag feiern konnte. Er stammt eigentlich aus Görlitz, wo er nach dem II. Weltkrieg der SED beitrat um ein besseres Deutschland mit aufzubauen. Er ließ sich als Neulehrer ausbilden, wechselte aber bald als Journalist nach Berlin. Nachdem er mehrfach mit der stalinistischen Parteidisziplin kollidiert war, siedelte er 1952 in die Bundesrepublik Deutschland über, wo er eine Journalistenlaufbahn einschlug. Unter anderem war er viele Jahre bei der Stuttgarter Zeitung, auch bei anderen Blättern, wie der ZEIT, dem Laufmagazinen Spiridon, Runner s World und als Chefredakteur von der Condition. Seit 2002 schreibt er wöchentlich eine Kolumne im Internet-Magazin LaufReport tätig wurde er mit dem Medien-Award des München-Marathons ausgezeichnet. Als Läufer pflegte er die langen Strecken, und besonders die Ultramarathons hatten es ihm angetan. Zur Legende wurde er mit dem Buch Irgendwann mußt du nach Biel. Erstmals hat er am Rennsteiglauf 1981 illegal teilgenommen. Die Teilnahme an Veranstaltungen in der DDR war damals Westbürgern verboten. Dank der Vermittlung von Dr. med. Hansmartin Bresch (Wuppertal) und Wolfgang Winkler (Berlin-Ost) hatte ein DDR-Läufer seine Startnummer zur Verfügung gestellt. Im Jahr darauf konnte Sonntag das wiederholen. Ein anderer DDR-Läufer schenkte ihm seine Startnummer. Einschließlich der beiden illegalen Läufe zu DDR-Zeiten war er 21 Mal beim Rennsteiglauf, davon 15 Mal beim Supermarathon. Als Traditionsläufer kann er sich noch nicht bezeichnen, da dafür 25 erfolgreiche Teilnahmen nötig sind. Auf Grund seiner ungewöhnlichen Starts zu DDR-Zeiten ist Sonntag aber ein Traditionsläufer h. c. (ehrenhalber). Für 2014 hat er den Organisatoren des Rennsteiglaufs in Schmiedefeld einige interessante Vorschläge gemacht, die auf ein zunehmendes Problem der letzten Jahre hinweisen. Die Traditionsläufer, von denen es derzeitig über 800 gibt, haben es auf Grund ihres steigenden Alters immer schwerer, erfolgreich beim Rennsteiglauf auf den Laufstrecken zu starten. Der Altersdurchschnitt liegt deutlich über 70 Jahre. Die gesetzten Zeitlimits auf den verschiedenen Strecken sind nur noch von einigen zu schaffen. Die angebotenen zwei Wanderstrecken (17 und 35 Kilometer) spielen sich am Rande der Veranstaltung ab und werden kaum angemessen gewürdigt. Werner Sonntag schrieb dazu unter anderem: Grundsätzlich: Das Angebot der beiden Wanderungen beim GutsMuths-Rennsteiglauf ist zu begrüßen. Beide Wanderstrecken ermöglichen die Begegnung mit Rennsteigläufern. Daher eignen sie sich hervorragend für Läufer, die an den Lauf- und Walkingwettbewerben nicht mehr teilnehmen können. Auf diese Weise, zum Teil auch durch das gemeinsame Ziel Schmiedefeld, bleibt die aktive Verbindung zu der Laufveranstaltung erhalten Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass den 183

184 Wanderern die Einbindung am Ziel fehlt Mein Vorschlag ist, die Wanderer an ihrem Ziel in irgendeiner Form zu begrüßen. Nach meiner Ansicht kämen dafür in Frage: Die Überreichung der Anstecknadel, die jetzt mit der Übergabe der Startnummer geschieht, in den Zielbereich der Wanderer zu verlegen Ebenso wäre zu erörtern, ob man für die Wanderer ein Zelt aufstellen könnte, in dem sie untereinander kommunizieren können. In gewissen Zeitabständen könnten sie von einem Sprecher der Organisation begrüßt werden Die Teilnehmer der 35-km-Wanderung müssten vom Grenzadler nach Schmiedefeld transportiert werden, damit die Gemeinsamkeit der Wanderer beider Strecken hergestellt wird. Auf diese Weise fänden die beiden Wanderungen ähnlich wie bei den Läufern einen krönenden Abschluss. Damit würde auch eine gewisse Werbewirkung für ehemalige Läufer und (den) Familienangehörige(n) von Wettbewerbsteilnehmern ausgehen. Werner Sonntag 2003 beim Rennsteiglauf im Ziel in Schmiedefeld. 184

185 Beschauliche Zahl Jenaer Olympioniken Thüringische Landeszeitung 14. November 2013 Nr. 363 Mit der Immatrikulation von Stephan Hocke, Olympiasieger 2002 in der Teamwertung mit Sven Hannawald, Martin Schmitt und Michael Uhrmann im Skispringen von der Großschanze, kommt erstmals ein Olympiasieger an das renommierte Jenaer Sportinstitut, auch liebevoll Muskelkirche genannt, zum Studium. Obwohl die Ausbildung von Sportwissenschaftlern und Sportpädagogen erklärtes Ziel des 1934 gegründeten Instituts ist, ist die Zahl von Teilnehmern an Olympischen Spielen, der Krone allen leistungssportlichen Strebens, überschaubar. Als ersten Olympiakämpfer überhaupt kann man nach dem heutigen Stand der Sportgeschichtsforschung den Hochspringer Fritz Huhn ansehen. Fritz Huhn hatte zum Zeitpunkt der Institutsgründung 1934 einen Lehrauftrag für die Leichtathletik. Er hatte in Jena eine Philologen-Ausbildung genossen, seine Turn- und Sportlehrerprüfung beim Universitätsturn-und sportlehrer Hermann Eitel abgelegt und war schon als Student als Übungsleiter, heute würde man sagen, im Hochschulsport tätig. Nach seiner Referendarausbildung bekam er eine Anstellung an einer Jenaer Schule, blieb aber Lehrbeauftragter an der Uni. Die ganze Zeit, bis zum Verbot 1945 blieb er Mitglied des Vereins für Bewegungsspiele Jena e. V. (VfB = heute USV Jena). Nach dem Krieg arbeitete er zeitweilig als Glaser, später kurzzeitig als Berufsschullehrer, bevor er in den Westen ging, wo er im Alter von 90 Jahren starb. Neben dem Deutschen Meistertitel im Hochsprung 1923 und 1926 gehörte er zur Deutschen Olympiamannschaft 1928 (Amsterdam), wo er krankheitsbedingt nur 17. wurde. Eine Olympionikin am Sportinstitut war Helwig Jacob (geb. Winkler). Sie kam als Umsiedlerkind nach Perleberg. Als Schülerin wurde sie aktive Turnerin und schaffte es bis zur Bezirksmeisterin. Ihre Schwestern nahmen sie mit zur Leichtathletik, wo sie sich ganz schnell als Sprinttalent entpuppte. Da sie anfangs nicht die Absicht hatte, den Weg einer Leistungssportlerin zu gehen, sie war und blieb auch später mit dem Herzen eine BSG-Sportlerin, bewarb sie sie nach dem Abitur zum Lehrerstudium in Jena. Sie kam dann aber doch zum SC Motor Jena, wo sie es bis zur Teilnahme an den Olympischen Sommersportspielen 1960 (Tokio) über 100-Meter (Zwischenlauf) und 200-Meter (Vorlauf) schaffte. Sie legte am Sportinstitut ihr Lehrerexamen ab und hatte später sogar mal einen Lehrauftrag am Institut. Erfolgreichste Sportstudentin in Jena war Renate Stecher, die gleich sechs olympische Medaillen für die Hall of Fame des Universitätssports einbrachte; 1972 über 100- und 200-Meter Gold, 4x100-Meter Silber sowie 1976 über 100-Meter Silber, 200-Meter Bronze und 4x100 -Meter Gold. Erfolgreich für das Sportinstitut waren außerdem Bärbel Struppert, die mit Renate 1972 in der Staffel Silber holte und die Fußballer Harald Irmscher, Peter Ducke, Lothar Kurbjuweit, Konrad Weise (1972 Bronze). Zusätzlich brachten Lothar Kurbjuweit und Konrad Weise 1976 noch eine Olympische Goldmedaille mit der Fußballmannschaft mit nach Jena. Auch Ruth Fuchs kann man zu den erfolgreichen Institutsangehörigen zählen, wenn sie auch erst lange nach ihrer sportlichen Laufbahn hier eine Habilitationsaspirantur bekam. Direkt nach seiner sportlichen Karriere war für zwei Jahre auch Roland Matthes an der Jenaer Uni immatrikuliert. Als Olympiateilnehmer 1968, 1972 und 1976 konnte er insgesamt acht Medaillen (vier Mal Gold sowie je zwei Mal Silber und Bronze) erschwimmen. Allerdings studierte er nicht Sport sondern Medizin. Der Sporthistoriker Dr. Lölke hat in seinen Veröffentlichungen weitere Olympiateilnehmer der Uni, von Wolfgang Nordwig bis Marlies Göhr aufgelistet. Bisher nicht beachtet wurde der Hockeyspieler Rolf Westphal, 185

186 der als Olympiakämpfer der einzige technische Mitarbeiter der Uni ist (1964 Tokio). Außerdem gibt es einige erfolgreiche Rodler, wie Margit Schumann und Norbert Hahn, die an der Muskelkirche ihre Diplome verteidigten. In der 102jährigen Geschichte des USV Jena e. V. brachte es 1956 eine Kanutin, Inge Plonka-Sint, zumindest bis in die Olympiaausscheidungen um einen Platz in der gesamtdeutschen Mannschaft. Dort schaffte sie aber nur den fünften Rang. Dies kann insofern als Besonderheit gelten, weil seit Mitte der 1950er Jahre alle talentierten Leistungssportler der DDR in Sportclubs zusammengezogen wurden. Die Kanuabteilung des heutigen USV, damals HSG Uni Jena, hatte aber so starke Sportlerinnen und Sportler, welche eine Zeitlang in der DDR-Spitze im Kanurennsport mitmischen konnten. Heilwig Jacob (links) 2004 als Starterin bei den Aufnahmeprüfungen für das Sportstudium im Universitätssportzentrum in der Oberaue 186

187 Ortsteilteam und Club-25 Thüringische Landeszeitung 18. Oktober 2013 Unter den erwarteten 1500 Jenaer Kernbergläufern, die am Samstag um Uhr im Universitätssportzentrum starten werden, sind drei, die zum 37. Mal dabei sind. Sie haben damit noch keine Auflage des Kernberglaufs ausgelassen. Dies sind: Peter Kindler Jahrgang 1948 (WSG Jena-Lobeda) mit der Startnummer 2502, Dr. Hans- Olaf Wartenberg Jg aus Elsterberg Startnummer 2504 und Bernhard Neumann Jg (TSV Zeulenroda) Startnummer Sie gehören damit zum Club 25 des Jenaer Kernberglaufs. Analog ähnlicher Traditionsgruppen, wie beim Rennsteiglauf oder beim Berlin-Marathon, hatte der damalige Gesamtleiter, Dr. Peter Fuchs, vor Jahren diese Idee zur Traditionspflege und Werbung. Insgesamt 25 Läufer wurden automatisch aufgenommen, als sie ihre 25. Teilnahme nachweisen konnten. Anlässlich des 30. Jenaer Kernberglaufs wurden sie in feierlicher Form in den Club aufgenommen, und es wurde ihnen ein lebenslanger kostenloses Startplatz und eine personenbezogene Startnummer zugesichert. Insgesamt 13 Männer aus diesem Club, der nicht mehr erweitert wird, sind in diesem Jahr in den Meldelisten, alle auf der 15-Kilometerstrecke. Mit mehr als 30 Teilnahmen gehört aus Jena noch Gerd Knoll (SV CZ Jena Süd) mit der Startnummer 2507 und Hans-Georg Schütz (SV Jenapharm) Startnummer 2512 dazu. Zwei Clubmitglieder sind sogar auf der 27 Kilometer langen Königsstrecke des Jenaer Kernberglaufs: Horst Freudenberg vom Lusaner SC 1980 e.v. und Torsten Harzer vom LAC Chemnitz. Übrigens, beim Rennsteiglauf zählen zu den im Internet namentlich geehrten Traditionsläufern 863 Männer und Frauen (Stand ). Diese erhalten bei jeder runden Teilnahme (25, usw.) eine spezielle Ehrung und bis 2012 einen Eintrag ins Nachschlagewerk Who ist Who. Beim Berlin-Marathon kann man schon ab 10 Teilnahmen Mitglied des Jubilee-Clubs werden. Aktuell zählt der Jubilee-Club Männer, 292 Frauen und 20 Rollstuhlfahrer. Sie erhalten eine spezielle grüne Sonderstartnummer, mit der sie ein ganzes Leben bei allen Läufen des Berliner Veranstalters starten können. Zusätzlich können sie sich eine Rückennummer holen, damit man sie im Läuferfeld besser erkennen kann. Einen Freistart (Startgebühr ca. 100 ) erhält, wer 20, 25, 30 oder 35 Mal teilgenommen hat. 187

188 Wie alles begann: Dieses Foto von 2006 stammt von der feierlichen Aufnahme der ersten Mitglieder in den Club

189 Die Abkehr von übertriebenem Pomp Thüringische Landeszeitung 11. Juli 2013 Passend zum Jubiläum 100 Jahre Rudern in Jena gewannen Studenten der Uni bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften im Rudern mit einem Mix-Vierer vor kurzem einen Meistertitel. Wenn der Ruder- und Kanuverein Jena e. V. (JKRV) und die Abteilung Rudern des USV Jena e. V. am 13. Juli ab Uhr an der neuen Lichtenhainer Brücke ihre Jubiläumsveranstaltung organisieren, dann können sie eigentlich auf eine wesentlich längere Tradition zurückblicken. Bereits 1898 wurde berichtet, dass auf dem 2,5 ha großen Spielplatzgelände in der Oberaue auch ein Bootshaus für 7 Boote existierte. Wem die Boote gehörten ist noch nicht ermittelt worden. Da aber zu dieser Zeit noch keine Ruderwettkämpfe stattfanden, kann man davon ausgehen, dass sie zum Wanderrudern Verwendung fanden. Wie im Ursprungsland des Ruderns, in England, war das Rudern auch in Deutschland anfangs ein elitärer Wettkampfsport. Wanderrudern war nicht bekannt. Erst um die Jahrhundertwende führten die Freude an der unverfälschten Natur und die Abkehr von Etikette und übertriebenem Pomp zur Entwicklung des Wanderruderns. Eine der ersten Ruderfahrten in Jena ist am 15. April 1920 in der Altherrenzeitung der Salia Jenensis nachzulesen. Es wurden mehrere Ruderfahrten mit dem Sportboot Münster unternommen. Im Rahmen der Turnlehrerausbildung an der Jenaer Universität fanden ab den 1930iger Jahren jährliche Ruderlager an der Bleilochtalsperre statt. Der Schwerpunkt des Wanderruderns in Jena lag und liegt bis heute in der ehemaligen Sektion Rudern der BSG Carl Zeiss und ihrem Nachfolger, dem Jenaer Kanu- und Ruderverein. Zu jeder Zeit beteiligten sich auch Ruderer des jetzigen USV an den Wanderfahrten, von denen viele ohne die Benutzung des Bootsanhängers des USV und dessen Transport durch den Ruderkameraden Rudolf Knupe nicht möglich gewesen wären. Ab den 70iger Jahren wurden neben Ruderfahrten auf allen geeigneten Gewässern der DDR auch zahlreiche Fahrten in den sozialistischen Bruderländern organisiert. So wurden unter anderem die Moldau mit ihren Staustufen, die Elbe von Prag bis Dresden, die Donau von Bratislava bis Budapest, die Theiss in Ungarn und die Masurischen Seen berudert. Mitte der 80iger Jahre diente ein Familienurlaub am Greifswalder Bodden auf Rügen als Basislager für eine geplante Tour von Bergen/Rügen zur Insel Hiddensee. Für die Fahrt auf den Grenzgewässern der DDR waren zahlreiche Genehmigungen einzuholen. Neben der aktuellen Wetterlage musste auch der Dienstplan eines an die Ruderstrecke angrenzenden sowjetischen Schiessplatzes berücksichtigt werden. Die Fahrt konnte nach mehreren vergeblichen Anläufen stattfinden und war ein aufregendes und interessantes Erlebnis. Mit dem Erwerb der alten Bootswerft in Saalburg durch die Carl-Zeiss-Stiftung und deren hauptsächlich in Eigenleistung erfolgten Ausbau zu einem Ruderstützpunkt im Jahr 1972 ergaben sich ideale Voraussetzungen der Jenaer Vereine für die kleine Wanderfahrt zwischendurch auf der Bleilochtalsperre. Nach der Wende eröffneten sich ungeahnte und bis dahin unvorstellbare Möglichkeiten für die Wanderruderer. Die spontane Kontaktaufnahme durch die Erlanger Wanderrudergesellschaft im November 1989 hatte Erfolg und führte zu einer bis heute andauernden Freundschaft der Jenaer und Erlanger Rudervereine. Die erste gemeinsame Fahrt im Westen führte zu Pfingsten 1990 von Erlangen nach Eltmann/Main. Da ihnen das Westgeld fehlte, versorgten die Jenaer die Erlanger mit Bratwurst und anderen Thüringer kulinarischen Kostbarkeiten und konnten damit die erfrischende Gastfreundschaft 189

190 wenigstens zum Teil erwidern. Eine Freundschaft zum Ruderverein im französischen Dole ermöglichte Ruderinnen und Ruderern aus Thüringen Wanderfahrten in Frankreich. Weitere Auslandsfahrten wurden nach Schweden und Norwegen und Österreich organisiert. Die Ruderer des USV organisieren jährlich im Oktober eine rustikale Wanderfahrt, an denen in letzter Zeit auch jüngere Ruderer des JKRV teilnehmen. Es besteht deshalb die Hoffnung, dass der Wanderruder-Bazillus von den Oldies auf die jüngere Generation überspringt und die lange Tradition des Wanderruderns in Jena fortgesetzt wird. Von Wolfram Andreas stammt das Foto von Wanderruderern des USV im Jahre

191 Eisernes Vereinsjubiläum Thüringische Landeszeitung vom 7. August 2014 Nr. 400 Obwohl der USV Jena e. V. als satzungsmäßiger Nachfolger des Vereins für Bewegungsspiele (VfB) inzwischen über 113 Jahre alt ist und damit zu den ältesten Sportvereinen in Jena gehört, ist die Ehrenplakette, die es dafür gibt, bis heute nicht beim Verein gelandet. Für den Außenstehenden ist die Vereinsgeschichte auch teilweise schwer zu verstehen, da sich zwischen dem Kriegsende 1945 und der Neugründung als Hochschulsportgemeinschaft (HSG) 1949, der Sport an der Friedrich-Schiller-Universität unter dem Dach des Studentenrats angesiedelt hatte. Die Gründung der HSG am 13. April 1949 ging auf Beschlüsse sich festigender Machtstrukturen in der sowjetischen Besatzungszone zurück, bei der der Sport der Einheitsgewerkschaft (FDGB) und dem Einheitsjugendverband (FDJ) unterstellt wurde. Nur inhaltlich lassen sich die Bezüge zwischen VfB und HSG ausmachen, dort aber umso deutlicher. Sowohl die Zielgruppe für die Mitgliedschaft Studierende und Mitarbeiter der Universität, als auch die genutzten Sportstätten sind völlig identisch. Dazu kommt vor allem die enge vertraglich gebundene Kooperation mit der Universität. Beim Gründungsakt der HSG waren keine ehemaligen Mitglieder des VfB zugegen. Zumindest konnten bis heute keine ausfindig gemacht werden. Theoretisch hätten aber Jugendliche, die bis 1945 im VfB gewesen waren, um 1949 Studenten an der Universität gewesen sein können. Alle übrigen Mitglieder des VfB hatten sich schon ab den 1946 Jahren vor allem bei den späteren Betriebssportgemeinschaften Motor Carl Zeiss, Schott oder Chemie etabliert. Das einzige heute nachweisliche Mitglied aus VfB-Zeiten ist der inzwischen 87jährige Ausdauerläufer Eugen Hainlein, der als Jugendlicher Ende der 1930er Jahre dem USV-Vorläuferverein angehörte. Er ist dann nach dem Krieg sportlich nicht mehr aktiv gewesen und hat Anfang der 1980er Jahre einen Anfängerlaufkurs unter Leitung von Dr. Rolf Schoder besucht. Nach erfolgreicher Beendigung des Kurses wurde er Mitglied der HSG und blieb es auch bei der Umwandlung in den USV, wo er noch heute zweimal wöchentlich mit Christine Friedrich und Helmut Manske seine Trainingsrunden in der Oberaue dreht. Von den Studenten, die die HSG im April 1949 gründeten, ist nach heutigem Kenntnisstand Niemand mehr Vereinsmitglied. Einige wenige Fördermitglieder wie Dr. Albrecht Börner (Dresden) Harry Themel (Dresden), Gerhard Giera (Ettlingen), Werner Gröbe (Weimar), Werner Kühnert (Weimar), Alfred Wehner (Jena)sowie Dr. Gerhard Rauschenbach sind erst in den 1990er Jahren wieder dem USV beigetreten, um die Entwicklung ihres Vereins zu fördern. Der einzige aus den Gründertagen, der bis heute durchgängig sportliches Mitglied blieb, ist Dr. Herbert Koch aus der Abteilung Tennis. Bei der Gründungsveranstaltung der HSG in der Mensa war er selber nicht dabei. Seinem Mitgliedsbuch nach trat er am 21. April 1949 der Abteilung Leichtathletik bei. Zum Wintersemester 1948/49 war der aus Sudetendeutschland stammende Herbert Koch von Eisenach, wo er damals eine neue Heimat gefunden hatte, nach Jena zum Physikstudium gekommen. Vor dem II. Weltkrieg war er aktiver Leichtathlet und Turner gewesen. Vermutlich hat ihn der damalige Physikstudent Wolfgang Gutewort, der ein guter Turner und Leichtathlet war, überredet, Mitglied zu werden, weswegen Herbert Koch sich anfangs auch den Leichtathleten anschloss. Sowohl als Student als auch später als Assistent fand man Herbert Koch mehrfach in den Fußballauswahlmannschaften seines Instituts. Nach seinem Studium wechselte er 1953 zur Sektion Tennis. Ab 1957, als Physiker inzwischen bei Zeiss, später in einem Institut der Akademie der Wissen- 191

192 schaften tätig, war Herbert Koch bis 1989 verlässliches Mitglied im Punktspielbetrieb der Herrenmannschaft. Gesundheitliche Probleme führten nach 1991 dazu, dass er nicht mehr wettkampfmäßig Tennis spielen konnte. Zusammen mit seiner Frau Gerda, die seit 1956 ebenfalls Tennisspielerin bei der HSG ist, spielt er bis heute hin und wieder im Seniorenbereich. Dieser Tage kann Dr. Herbert Koch seinen 85. Geburtstag feiern sowie sein eisernes Vereinsjubiläum begehen. Zum Goldenen bekam er vom USV eine entsprechende Ehrennadel. Dr. Herbert Koch (rechts) mit seiner Frau und dem verstorbenen Altpräsidenten des USV, Prof. Dr. Drefahl am Rande der Feierlichkeiten 60 Jahre USV Jena

193 Die Liebe zum Sport vom Vater Thüringische Landeszeitung 19. September 2013 Heute wird Helga Weckel auf dem Jenaer Nordfriedhof beigesetzt. Sie ist am 1. September 2013 im Alter von 77 Jahren verstorben. Helga Weckel stammt aus Eisenach und ist, seit sie Mitte der 1950er Jahre in Jena ein Lehrerstudium aufnahm, Mitglied des USV Jena bzw. des Vorgängervereins, der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) Uni Jena gewesen. Von Haus aus war sie eigentlich Schwimmerin. Ihr Vater, ein aktiver Fußballer, hatte ihr die Liebe zum Sport beigebracht, sodass sie nach dem Abitur in Jena zum Sportlehrerstudium ging. In einem Skilehrgang überredete sie ihr späterer Mann, Hans Weckel dazu, doch als Ersatzfrau bei den Bezirksmeisterschaften in Lobenstein in der Skilanglaufstaffel der HSG zu starten. Der Bezirksmeistertitel war der Lohn. Danach trainierte sie unter Leitung von Lothar Köhler intensiver und gehörte bald zur DDR-Spitze. Zu ihrer Trainingsgruppe gehörten u. a. Brigitte Spindler, Uta Schaarschmidt, Gerlinde Lindner und Inge Fleischer. DDR-Studentenmeisterschaften gab es damals nicht, aber sie durften als HSG-Sportler bei DDR-Meisterschaften starten. Dort wurde Helga Hauptmann, wie sie mit Mädchenname hieß, über fünf Kilometer Zweite. Nach Beendigung des Studiums lief Helga Weckel noch einige Jahre auf Bezirksebene, widmete sich dann aber wieder stärker dem Schwimmsport. Beruflich war sie bis zu ihrem Ruhestand als Schwimmlehrerin für Jenas Schulen tätig. Bis kurz vor ihrem Tode konnte man sie jede Woche als älteste Schwimmerin der Abteilung des USV ihre Bahnen im Lobedaer Volksbad ziehen sehen. Regelmäßig war sie noch bei Hochschulsportwettkämpfen als Kampfrichterin im Einsatz. Den unerwarteten Tod ihres Mannes, bei einem Skiurlaub in Österreich, hatte sie nie richtig überwunden. In Ihrer Familie und bei Sportfreunden des Vereins fand sie Hilfe und Unterstützung, sodass sie auch hin und wieder mit den Seniorensportlern des USV und Bekannten zum Skilaufen fuhr. Helga Weckel mit ihrer Freundin Hanna Peters im Rheinstädter Grund. 193

194 Alpines Skifahren in den Dolomiten Thüringische Landeszeitung 7. Februar 2013 Nr. 324 Die Organisation von Skilehrgängen für die Studenten der Universität hat eine lange Tradition. Anfangs wurde diese vorwiegend von Studentengruppen in Eigenregie durchgeführt. Mit Bildung eines Instituts für Leibesübungen 1934 war das Institut dafür zuständig, welches durch den Erwerb des ehemaligen Beamtenheimes in Gehlberg dafür ab 1935 sogar ein eigenes Objekt hatte. Das Mobiliar dafür wurde teilweise aus dem heute nicht mehr existierenden schwarzburgischen Schloss in Gehren für ,- RM angekauft. Es gab aber auch schon zeitig Lehrgänge in alpinen Skigebieten, so 1934 unter Leitung des Universitäts- Oberturnlehrers Hermann Eitel in den Dolomiten und in der Folge vor allem im Riesengebirge. Mit Beginn des II. Weltkrieges wurden diese Lehrgänge dann ab 1940 zunehmend reduziert und ab 1942 völlig eingestellt. Die Skiausbildung der Sportstudenten fand dann sogar zeitweilig in den Jenaer Kernbergen und auf der Wöllmisse statt. Nach Kriegsende schrieben sich der noch weitestgehend demokratisch gewählte Studentenrat und dessen Sportreferenten die Organisation von Skifreizeiten für Studentinnen und Studenten auf die Fahnen. Bereits im Winter 1947 konnte der erste Lehrgang im Unierholungsheim in Georgenthal organisiert werden. Da auch einzelne Studenten von den Unis in Berlin, Leipzig und Halle teilnahmen, werden die Abschlusswettkämpfe des Lehrganges im Tor-, Abfahrts- und Skilanglauf in der Sportgeschichte als die ersten studentischen Skiwettkämpfe auf dem Gebiet der späteren DDR geführt. Oberhof, Steinheid, Limbach und immer wieder Lauscha waren in den Folgejahren Standorte von Skilehrgängen, bis die Uni in Siegmundsburg ein geeignetes Gebäude erwarb und ausbaute. Alle Lehrgänge waren gekennzeichnet, dass weitestgehend Ski nordisch, also Skilanglauf oder Skitouristik gepflegt wurde. Erst mit der politischen Wende in der DDR eröffneten sich wieder die Skigebiete in den Alpen. Nach mehreren Lehrgängen des neu strukturierten Hochschulsports der Uni in Frankreich und den deutschen und österreichischen Alpen entdeckte Wilhelm Tell ein Skigebiet in den Dolomiten, in welchem seitdem in jedem Winter zwei Durchgänge angeboten werden. Im März ist es wieder soweit, dass zwei alpine Skigruppen aus Jena für jeweils eine Woche in die Dolomiten zum Skifahren reisen. Das Besondere dabei ist, dass dies zum 20igsten Mal stattfindet und von Anfang an von den Sportlehrern Wilhelm Tell und Betina Justus als Gemeinschaftsprojekt des Hochschulsports und des USV Jena e. V. organisiert wird. Es begann damit, dass man 1993 in dem norditalienischen Ziano im Fleimstal ein Quartier fand und diesem Ort bis heute treu geblieben ist. Ziano ist ein kleiner Ort mit ca Einwohnern abseits vom Skirummel, aber herrlich gelegen als Ausgangspunkt für verschiedene Skigebiete, wie dem Skicenter Latemar, Alpe Lusia, Alpe Cermis und dem Rollepass. Gerade die Vielfalt der Skigebiete, und die Highlight wie Alpenglühen am Latemar oder die Fackelabfahrt von einer Skihütte, hat viele Jenaer Skifahrer begeistert. Wer einmal an einem Skilehrgang Tell/ Justus teilgenommen hat, kommt auch immer wieder, zumal die beiden Skilehrer auch regelmäßig Anfängern das Skifahren beibringen. Dem großen Engagement von Wilhelm Tell und Betina Justus ist es zu verdanken, dass es über die vielen Jahre dieses herrliche Skiangebot gibt. 194

195 Wilhelm Tell und Dr. Betina Justus in einer Pause beim Skilehrgang in den Dolomiten. 195

196 Jenaer Gerd Hantsche steht an der Spitze Thüringische Landeszeitung vom 16. Januar 2014 Wie im Beitrag 369 ausgeführt, ist Thüringen von der Zahl der Laufveranstaltungen, die Streckenlängen von mehr als der Marathon (42,195 Kilometer) haben, nicht gerade eine Hochburg in Deutschland. Trotzdem findet man eine Vielzahl von Thüringer Daten in den Internet-Statistiken der Deutschen-Ultramarathon-Vereinigung (DUV), wozu vor allem der Rennsteiglauf beigetragen hat. Mit großer Gründlichkeit haben sich die Statistiker um Jürgen Schoch, Carsten Rogge und Andreas Knop bemüht, möglichst viele Thüringer-Ultras mit den kompletten Ergebnislisten aufzunehmen. Obwohl selber nur gelegentliche Rennsteigläufer, haben sie zum Beispiel fast alle Ergebnisse der Langen Strecke, der bisher durchgeführten 42 GutsMuths-Rennsteigläufe, in mehrjähriger Arbeit bearbeitet. Damit verfügen sie auf ihrem Internetportal org über eine ausführliche Statistik zum größten Ultramarathon Deutschlands. Die Rennsteiglaufergebnisse sind auch verantwortlich dafür, dass die Läufer vom USV-Jena mit 375 Datensätzen vertreten sind, wovon allein 232 vom Rennsteiglauf stammen. 45 verschiedene USV-Läuferinnen und Läufern haben bisher eine Aufnahme in die Ultra-Marathon-Listen gefunden. Gerd Hantsche steht mit 35 Läufen bei den Männern an der Spitze, gefolgt von Sven Glaser (26) und Dr. Peter Fuchs (23). Bei den neun Frauen ist Heidrun Pecker mit 17 Einträgen an erster Stelle, gefolgt von Christine Schwab (7) und Doreen Ullrich (5). Eigentlich läge deren Trainingspartnerin Jana Fischer mit sechs Einträgen noch davor. Sie ist aber bei ihren Ultraläufen für ihren Heimatverein SG Adelsberg gestartet. Heidrun Pecker war die Erfolgreichste aus Jenas Laufszene, denkt man nur an ihre drei Gesamtsiege (2001, 2003 und 2005) beim GutsMuths-Rennsteiglauf. Dazu kommen noch zwei Siege bei der Harzquerung und sechs zweite und dritte Plätze auf dem Rennsteig, beim 100-Kilometer-Lauf von Biel und bei der Harzquerung. Bei den Männern haben Sven Glaser (Harzquerung), Jörg Lauchstädt (6-Stunden-Lauf in Fröttstädt) und Gunnar Rethfeldt (Harzquerung) je einen Gesamtsieg auf ihrem Konto. Beim Rennsteiglauf rangiert Sven Glaser mit Platz 21 im Jahre 1992 auf dem besten Rang eines USV-Läufers in der ewigen Bestenliste. Inzwischen wurden Dank Hinweisen von Gerd Hantsche, Jens Panse (Erfurt) und Jörg Schmid (Arnstadt) und Christian Hottas (Hamburg) noch fünf weitere Ultraläufe in Thüringen aufgefunden. Das ist der Thüringen Ultra von Fröttstädt, wo die lange Strecke über 100 Kilometer führt, man aber auch Teilstrecken ab 50 Kilometer absolvieren kann. Dazu kommt noch der Sechs-Stundenlauf, ebenfalls in Fröttstädt. Mehrere Auflagen hatte der 51-Kilometer lange Lauf der Deutschen Einheit, von Mühlhausen nach Treffurt und zurück, den es aber nicht mehr gibt. Der von Christian Hottas vorgeschlagene Ottonenlauf mit 71,8 Kilometer gehört nicht zu Thüringen, da Start- und Zielort (Stiege/Quedlinburg) bekanntlich zu Sachsen-Anhalt gehören. Anders sieht es bei der Harzquerung (50 Kilometer) aus, wo der Start in Wernigerode zwar in Sachsen-Anhalt liegt, das Ziel Nordhausen aber in Thüringen. Außerdem stammen die Organisatoren aus Nordhausen. Auch der Jägerstein-Ultra, der bisher zwei Mal durchgeführt wurde, fand Aufnahme in die Statistik. Dieser Ultratrail über knapp 70 km mit ca Höhenmetern führte im Dezember durch den winterlichen Thüringer Wald von Fröttstädt zur Gehlberger Hütte auf den Schneekopf. Anders als üblich, gab es hier keine markierte Wettkampfstrecke, sondern einen in Fröttstädt beginnenden GPS-Track, dem man folgen musste, um den zweithöchsten Gipfel des Thüringer Waldes 196

197 zu erreichen. Alle Gruppenläufe des USV Jena, wie die drei Gesamtdeutschen-Rennsteigläufe und die vier Rennsteigrekordläufe fanden keine Aufnahme in die Statistik, da sie keinen Wettkampfcharakter trugen. Ebenfalls keine Aufnahme fand die Kleine Strecke des GutsMuths-Rennsteiglaufs, die bis Anfang der 1990er Jahre mehrfach die geforderten 45-Kilometer lang war. Hier liegt das Problem in der Aufarbeitung der Ergebnislisten. Die damals elektronisch ermittelten Ergebnisse, die im VEB Robotron Zella Mehlis bearbeitet wurden, sind nach der Auflösung des Betriebes um 1991 gelöscht worden. Die damaligen Ergebnishefte haben teilweise so eine schlechte Qualität, dass ein Einscannen mit herkömmlichen Scannern fast unmöglich ist. Da pro Jahrgang bis zu 5000 Läuferinnen und Läufer zu erfassen wären, suchen die Statistiker Helfer, die die entsprechenden Zuarbeiten leisten würden. Mit der Aufnahme dieser Strecke würde der Rennsteiglauf seinen heimlichen Titel als größter Cross Europas noch den offiziellen als größter Ultra Europas hinzufügen können. Gerd Hantsche und Jana Fischer nach erfolgreichem Ultralauf beim Rennsteiglauf 2012 im Ziel in Schmiedefeld. 197

198 Ein eigenes Turnier als Geburtstagsgeschenk Thüringische Landeszeitung 12. Februar 2013 Die Bildung von Auswahlteams der Professoren und Lehrkräfte der Uni, die sich an Fußballturnieren beteiligten, geht bis in die 1950er Jahre zurück. Von Hugo Weschenfelder wurde dies zu einer Institution entwickelt, bei der man gegen Auswahlteams des FC Carl Zeiss Jena spielte. Seit Ende der 1990 Jahre fanden dann regelmäßig Fußballturniere der Professorenauswahl gegen Unis in Halle und Leipzig statt aber auch gegen andere repräsentative Mannschaften, wie die Nationalmannschaft der Köche oder das Team des Ministerpräsidenten. Wichtiger Motor der Organisation dieser Turniere war Prof. Dr. Dieter Teipel vom Institut für Sportwissenschaft. Er kam 1993 als Sportpsychologe nach Jena im Sauerland geboren, war er schon als Schüler sportlich aktiv. Er spielte bald beim FC Cobbenrode, wo er noch heute bei den alten Herren aktiv dabei ist. Nach dem Studium an der Sporthochschule in Köln promovierte und habilitierte er dort in der Sportpsychologie. Eine Vielzahl seiner Veröffentlichungen stammen aus den Bereichen des Leistungs- und Behindertensports. Als Psychologe war er auch in der Ausbildung von Fußball-Lehrern und Schiedsrichtern eingebunden. Nach einer Professur in Köln und in Japan (Uni Tsukuba) kam er nach Jena. Er ist bisher der einzige Sport-Professor der sich sofort nach seinem Amtsantritt in das sportliche Leben an der Uni und im Universitätssportverein integrierte. In der Professoren-Fußballauswahl und im Förderkreis fand er seine sportliche Heimat. Als Läufer nahm Prof. Teipel erstmalig 1994 am Jenaer-Kernberglauf teil und hat seitdem 16 Mal erfolgreich das Ziel erreicht. Bei Thüringens Kultlauf, dem GutsMuths-Rennsteiglauf, ging er elf Mal an den Start. Bei den Studentinnen und Studenten des Instituts für Sportwissenschaft genießt er hohe Popularität, wie man bei seiner Abschlussvorlesung sehen konnte, wo der Hörsaal 24 im uni Hauptgebäude fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Als besondere Geschenke erhielt er ein persönliches Autogramm von Lukas Podolski, das Trikot eines Traditions-Rennsteigläufers h. c. und ein Fußballturnier mit vier Mannschaften. Dies waren eine Repräsentativen-Auswahl des FF USV um die ehemalige Cheftrainerin Heide Vater, eine Mannschaft um Landtagsabgeordneten Gerold Wucherpfennig (Mitglied im Arbeitskreis Sportpolitik beim Deutschen Fußball-Bund), eine Auswahl des Instituts für Sportwissenschaft um Dr. Christian Wick und die Professoren-Auswahl der Uni Jena, wo er selber mitspielte. Außer dem Vorsitzender der Stiftung Jenaer Universitätssport und ehemaligen USV-Vorsitzenden, Prof. Dr. Andreas Freytag, waren mit den Professoren Volker Gast und Rolf Steyer der gegenwärtige und ein früherer USV-Präsidenten seiner Mannschaft und Altrektor Prof. Dr. Ullrich-Meyn, der extra aus Osnabrück gekommen war, und Prof. Dr. Lutz Wenke, zwei ehemalige Präsidenten des USV als Zuschauer auf den Rängen. Der erste Vorsitzende des USV, Wilhelm Tell war als Schiedsrichter tätig. Insgesamt 33 Tore im Turnier zeigten, dass es recht kurzweilig zuging. Auch Professor Teipel kam zu seinem Torschuss gegen das Team Wucherpfennig, welches aber nicht vom Siegespodest zu stoßen war. 198

199 Stark am Ball. Geburtstagskind Professor Dieter Teipel. 199

200 Spende für den Glockenturm Thüringische Landeszeitung 1. Mai 2013 Trotz schlechten Wetters kann man den 3. Obstwein-Marathon im Reinstädter Grund als Erfolg verbuchen. Mit insgesamt knapp 40 Läuferinnen und Läufern gab es einen neuen Teilnehmerrekord. Dies ist allerdings der Neuaufnahme einer 28 Kilometer langen Strecke als Rennsteig-Testlauf zu verdanken. Insgesamt hatten sich eigentlich fast 50 Aktive gemeldet. Das schlechte Wetter und ein paar Erkrankungen sorgten dann dafür, dass diese Zahl nicht ganz erreicht wurde. Da der Dauerregen kurz nach dem Start etwas geringer wurde und zeitweilig sogar aufhörte, war das Wetter für die Läufer noch ganz erträglich. Da hatten es die Verpflegungsposten um Alexander PiIling vom Verein Grund Genug und Gunda Kremer vom USV Jena fast schwerer, da sie teilweise mehr als eine Stunde an den einzelnen Versorgungposten in der Kälte ausharren mussten. Wie beim Obstwein-Marathon jetzt schon Tradition, wurde in Gruppe gelaufen und unterwegs richteten sich alle nach dem langsamsten Teilnehmer. Kurze Zwischenstopps mit Erläuterungen zur Landschaft und Geschichte der Region sorgte dafür, dass es fast keine Ausfälle gab. Für die kurze Strecke waren die erfahrenen Ultra-Marathonläuferin Doreen Ullrich mit ihrem Freund Ronny Weiß vom USV Jena e. V. dafür zuständig, dass die richtige Strecke gefunden wurde und Niemand verloren ging. Am Ende unterboten die 28 Kilometer Läufer sogar die geplante Zeit, was allerdings auch darauf zurückzuführen war, dass die sehr anspruchsvolle Strecke (694 Höhenmeter) nach Meinung einiger Messungen der Teilnehmer nicht ganz 28 Kilometer lang war. Daraufhin bot Doreen sofort an, dass man die fehlenden zwei Kilometer dranhängen könne, was die Mehrzahl der Gruppe auch wahrnahm. Eine gründliche Auswertung nach dem Lauf ergab dann allerdings, dass man nun 29,3 Kilometer gelaufen war, was aber im Sinne der Vorbereitung auf die Marathon-Strecke des GutsMuths-Rennsteiglaufs sicher nicht schädlich ist. Über die gelaufene Zeit und die ganz genaue Streckenlänge machten sich die Marathon-Läufer keine Gedanken. Die Idee ist bei dieser Strecke außer dem Absolvieren der 42, 195 Meter vor allem das Kennenlernen der Region mit ihren vielen landschaftlichen Reizen und kulturellen und historischen Besonderheiten. Dazu gehörte beim diesjährigen Lauf u. a. der Besuch des Ateliers der Künstlerfamilie Bach in Plinz, der alten romanischen Kirche in Zwabitz, der Besichtigung des über 1000 Jahre alten Ortes Eichenberg, die Geschichte des Forstortes Spaal und vieler anderer Sehenswürdigkeiten. Da die Veranstalter von den Vereinen Grund Genug und USV Jena Wert auf Nachhaltigkeit des Laufes legen, wurden an den sieben Verpflegungsstationen außer den namensgebenden Obstweinen auch regionale Produkte vom Schafs- und Ziegenkäse über die Wurst und den Honig bis hin zum Thüringer Kuchen angeboten. Dies führte immer wieder zu spontanem Lob der Akteure, die aus ganz Deutschland kamen. Vom Marathonsammler Hans-Joachim Meyer aus Hamburg, der bisher über 1400 Marathonläufe sammelte und dem noch der Obstwein-Marathon fehlte, über Wolfgang Nadler, der zu den sechs Traditionsrennsteigläufern gehört, die 38 Mal in Folge den langen Rennsteiglauf absolvierten, bis hin zu den Schwestern Diana und Sigrid, die ihren ersten Marathon überhaupt absolvierten, war ein breites Leistungsspektrum unter den Aktiven. Der Übungsleiter Maximilian Winkler vom USV Jena, der sein Debut als Vorläufer gab, konnte alle sicher über die anspruchsvolle Strecke führen. Im Ziel gab es dann nicht nur ein Gruppenfoto, Urkunden für alle sondern auch Kaffee und Thüringer Kuchen. 200

201 Der Obstwein-Marathon hat inzwischen sogar schon Eingang in die Literatur gefunden. Im Musiktheater Im Grunde reich, dessen nächste Aufführung als große Open-Air Veranstaltung zu den Landefestspielen ( vom September 2013 erfolgt, kommt der Obstwein-Marathon in einer Szene vor. Als kleines Dankeschön für die Nutzung der Infrastruktur um die Reinstädter-Kemenate spenden die Obstwein-Marathonis in diesem Jahr 100,- für die Kirchturmsanierung. Obstwein-Marathonis auf der Strecke. 201

202 4. Obstwein-Marathon im Reinstädter Grund international Mit Dr. Angela Meier, die aus Leiden (Niederlande) kam und dem Georgier Giorgi Kamushadze hatte der diesjährige Obstweinmarathon einen Hauch Internationalität. Während Frau Dr. Meier die erstmals organisierte fast 25 Kilometer lange Wandertour absolvierte, war es für G. Kamushadze der erste offizielle Wettkampf überhaupt und er bevorzugte die 25 Kilometer als Lauf. Ebenfalls zu seiner ersten Teilnahme konnte der Gehörlosenweltmeister Wilfried Zapfe begrüßt werden. Als treuer Teilnehmer aller Wein- und Obstwein-Marathonläufe gingen Andre Schmidt aus Lübeck und der Bekannte Rennsteigläufer Wolfgang Nadler aus Delitzsch an den Start. Ansonsten waren das Organisatoren-Team von Alexander Pilling und Hans-Joachim Petzold mit ihren Frauen gut eingespielt und sorgten dafür, dass es an fünf Verpflegungspunkten außer der üblichen Sportlerversorgung (Wasser und Obst) jeweils eine Sorte sortenreiner Obstwein zu trinken und eine Spezialität der Region vom Ziegenüber Schafskäse, im Holzofen gebackenes Brot, Honig aus Drößnitz, Wurstwaren aus Röttelmisch und selbstgebackenen Apfelkuchen gab. Die Führung der einzelnen Gruppen wurde in bewährter Weise von Ronny Weiß, Maximilian Winkler und Dr. Hans-Georg Kremer übernommen. Da die Marathonläufer erstmals die Möglichkeit hatten etwa nach der Hälfte auszusteigen, gab es letztendlich nur Sieger. Der Besichtigung kultureller und historischer Sehenswürdigkeiten, wie das Künstlerrefugium Plinzmühle, die Kirchen in Altenberga und Bibra, dem Luisenturm, dem Forstort Spaal und der Reinstädter Kemenate wurde genügend Zeit gelassen, um mit sachkundigen Erläuterungen zu vermitteln. Insgesamt nutzten 20 Läufer und Wanderer die Möglichkeit zur voraussichtlich letzten Auflage des Obstwein-Marathons in dieser Form. Für 2015 plant der USV Jena e. V., als sportlicher Veranstalter des Obstwein-Marathons, anlässlich des 25. Jahrestages der Öffnung des östlichen Rennsteigs zwischen Bayern und Thüringen eine 55 Kilometer Kickboard, Walking- und Laufveranstaltung über die ehemaligen Grenzstreifen. Die Teilnehmer des 4. Obstwein-Marathons vor den Start an der Kemenate in Reinstädt. 202

203 Zusammen laufen, gemeinsam ins Ziel Thüringische Landeszeitung vom Nr. 389 Im Gegensatz zu dem am vergangenen Wochenende erfolgreich organisierten 42. GutsMuths-Rennsteiglauf, waren 1975 weder internationale Teilnehmer noch Sportler aus Westdeutschland zugelassen. Der Lauf hatte den Status einer DDR-offenen Veranstaltung, womit ausländische Teilnehmer, schon aus versicherungstechnischen Gründen keine Startgenehmigung bekamen. So war eine Anfrage der Organisatoren der 100-Kilometer von Biel aus der Schweiz eingegangen. Der damalige Gesamtleiter wurde Anfang 1975 zu seinem Direktor beim Uni-Sportinstitut bestellt, der ihm eröffnete, dass er nicht mit einer Laufgruppe zum 100-Kilometer-Lauf in die Schweiz fahren dürfe. Erst eine Woche später konnte er diesen Hinweis zuordnen, als das Meldebüro einen scheinbar ungeöffneten Brief aus der Schweiz erhielt, in dem ein Walter Tschiedel von der schweizerischen Veteranen-Vereinigung Interesse an der Teilnahme am Rennsteiglauf bekundete, und gleichzeitig unsere Gruppe von Läufern aus Jena in die Schweiz zum 100km Lauf nach Biel einlud. Einige wenige Anfragen kamen aus Westdeutschland. Aus Hannover meldeten sich Rolf Brockmeier und ein Spfr. Hankel, aus Marburg Wolfgang Lückert, die aber keine Startberechtigung erhielten. Sieger des Rennsteiglauflaufs von 1975 beim legendären Taschenlampenstart wurde der nicht unbekannte Straßenläufer Wolfang Kahms von Einheit Pankow in 06:16:14 Stunden. Noch bekannter war der Sieger der Studentenwertung. Das war der Olympiasieger über 50 Kilometer-Gehen von 1968, Christoph Höhne, der damals in Leipzig studierte. Er brauchte für die ca. 82 Kilometer lange Strecke 06:49:48 Stunden. Schnellster Jenaer Starter wurde Peter Bremer von Carl Zeiss Jena in 09:50:50 Stunden. Ihm folgten der Medizinstudent Ronald Berndt, der Sportstudent Hubert Brühl, der Mathelehrerstudent Peter Baumann und der Technologiestudent Lutz Blei, die gemeinsam nach 10:00:35 Stunden über die Ziellinie kamen. Letztere hatten sich an der Teamwertung beteiligt. Als Reminiszenz an den 1. GutsMuths-Rennsteiglauf, wo nur vier Teilnehmer (Hans-Georg Kremer, Hans-Joachim Römhild, Jens Wötzel und Wolf-Dieter Wolfram) die gesamte Strecke zusammen gelaufen waren, gab es 1975 eine gesonderte Wertung, die medial als die wertvollste des Laufs galt. Hier mussten vier Läufer die gesamte Strecke zusammen laufen und gemeinsam ins Ziel kommen. Gewonnen wurde diese Wertung von einem Team der DHfK Leipzig, vor den oben genannten Studenten aus Jena. Die Sieger erhielten einen hochwertigen Glaspokal vom Lauschaer Glaskünstler Albrecht Greiner-Mai, der von dem Kunstmaler Günter Dührkop entworfen worden war. Letzterer hatte auch das Plakat der Veranstaltung, die Urkunden und Medaillen kreiert. Wolfgang Nadler erreichte nach 07:51:09 Stunden das Ziel. Er startete aber für die Karl-Marx-Universität Leipzig, wo er Mathematik studierte. Seine Eltern stammten aus der Nähe von Marienbad und wurden wie die meisten Sudetendeutschen nach dem Ende des II. Weltkrieges zwangsumgesiedelt. Wolfgang wurde 1951 in Jena geboren, hatte noch einen Bruder und ging als Schüler in die Adolf Reichwein Oberschule. Da der Vater nicht zur privilegierten Arbeiterklasse gehörte, bekam Wolfgang nicht gleich einen Studienplatz. Er erlernte deshalb nach dem Abitur den Beruf eines Facharbeiters für Datenbearbeitung. Nach dem Armeedienst konnte er dann das Studium in Leipzig beginnen, wechselte später an die Uni Berlin, wo er im Fernstudium als Sonderschullehrer abschloss. Heute wohnt er in Delitzsch, arbeitet als Sonderschullehrer, ist aktiver Schachspieler, C-Trainer und Funktionär auf regionaler Ebene. Schon als Jugendlicher 203

204 liebte er Langstreckenwanderungen und wanderte mit Freunden von Jena bis zur Rhön, in den Harz und durch den Thüringer Wald. Mehrere Radtouren führten ihn nach Rumänien und Bulgarien. Zu seinem ersten Rennsteiglauf 1975 war er durch Zufall gekommen, da ihn ein Studienfreund darauf hingewiesen hatte. Er meldete sich als Letzter zu diesem Abenteuer an und kam fast ohne besonderes Lauftraining gut über die Strecke. Seitdem läuft er ununterbrochen jedes Jahr beim Rennsteiglauf die Lange Strecke. In diesem Jahr schaffte er den Supermarathon in 09:42:09. Insgesamt gibt es noch zwei weitere Läufer (Roland Winkler und Bernhardt Krüger), denen dies bisher gelungen ist. Dazu kommt noch der Jenaer Uni-Absolvent Hans-Joachim Römhild von den Rennsteiglaufmitbegründern, der in diesem Jahr auf seinen 41 Ultralauf in Folge blicken kann. Der gebürtige Jenenser Wolfgang Nadler 2014 bei seinem 40. Rennsteiglauf. 204

205 Gesamtdeutscher Rennsteiglauf ein Stück lebendige Traditionspflege Für einen Thüringer Wanderer ist der, seit der Wanderung von Julius v. Plänckner im Jahre 1830 als er in 44-Stunden den gesamten Rennsteig abwanderte, eine Art Nationalheiligtum. Viele versuchen diese mehrtägige Wanderung in verschiedenen Formen abschnittsweise nachzuvollziehen. Der östliche Teil hinter Ernstthal wird dabei oft vernachlässigt. Bis zum Fall der Mauer im Herbst 1989 war dieser Teil auch nicht begehbar. Er reichte seit dem Mauerbau 1961 von kurz vor dem Vachaer oder Förthaer Stein bei Eisenach bis zum Kriegerdenkmal bei Ernstthal. Die restlichen Passagen führten durch die Sperrzone bzw. des Grenzgebiets zur BRD oder durch die BRD selber. Am 28. April 1990 erfolgte die offizielle Grenzöffnung am Rennsteig und seitdem war er in seiner gesamten Länge von 168,3 Kilometer wieder begehbar. Der Rennsteiglaufverein kann es sich auf seine Fahne heften, dass er die gesamte Strecke mit der einen oder anderen Veranstaltung für die Lauf-, Walking- und Wanderszene erschließt und damit zu den wenigen grenzüberschreitenden Organisatoren gehört. Wanderfreunde des Frankenwaldvereins aus der DDR hatten am 8. März 1990 eine geführte Wanderung auf Teilen des östlichen Rennsteigs organisiert. Von den Organisatoren des Rennsteiglaufs nahmen an dieser Wanderung Rolf Becker, Volker Kittel, Gunda und Hans-Georg Kremer teil. Dabei entstand die Idee, am Vorabend des 18. GutsMuths-Rennsteiglaufs einen Gruppenlauf über diesen Teil des Rennsteigs von Blankenstein bis Neuhaus am Rennweg zu organisieren. Die Laufgruppen von der BSG Wismut Gera und der HSG Uni Jena übernahmen die Vorbereitungsarbeiten, für die zwei Monate zur Verfügung standen. Dazu kamen noch die Organisatoren des Rennsteiglaufs um Volker Kittel, die trotz der Vorbereitung auf den 18. Lauf, der unter schwierigsten politischen Verhältnissen organisiert werden musste, die Zeit, Ideen und Kontakte zu Sponsoren usw. in die Vorbereitung eines Laufs über die ehemalige Grenze investierten. Sie sahen dies als wichtige Aufgabe an, um den ganzen Rennsteig in ihre Organisation einzubinden. Dazu kam, dass sie mit dieser Idee auch in der westdeutschen Laufszene auf die Alleinstellungsmerkmale des Rennsteiglaufs aufmerksam machten und in einer politisch bewegten Zeit die Medien auf den Rennsteiglauf als Träger gesamtdeutscher Ideen profilieren konnten. Zur Gewinnung von Teilnehmern aus dem Westen wurden vor allem die Tageszeitungen im Raum Oberfranken in die Werbung eingebunden. Der I. Gesamtdeutsche Rennsteiglauf 1990, wie er laut Ausschreibung benannt wurde, startete am 18. Mai 1990 auf bayrischer Seite am Ursprung des Rennsteigs, an den Resten der Brücke über die Silbitz. Insgesamt acht Mal wurden die zum Teil noch vollständig erhaltenen Grenzanlagen passiert. Teilnehmer dieses ca. 55 km langen Gruppenlaufes waren: Friedhelm Gebhardt (Jena), Matthias Greifenhagen (Schlettau), Antje und Klaus Grimm (Unterlemmnitz), Christian Homagk (Finsterwalde), Peter Jeziorski (Gera), Heike Keil (Weimar), Heinz Kieshauer, Werner Kolmschlag, Dr. Hans-Georg Kremer, Jochen Kraft, Andreas Kupke (alle Gera), Peter Kästner (Staupitz), Eberhardt Minzenmay (Ludwigshafen), Dr. Martin Nimptsch (Gera), Herbert Polaschek (Frankfurt/M), Gerhard Quick (Stammbach), Gerhard Rötzschke (Jena), Dieter Schädlich (Annaberg), Peter Schneider, Jürgen Trenkler, Peter Ullrich (alle Gera) und Rainer Walter (Gräfenthal). Über die HSG Uni Jena konnte ein Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Jochen Scheibe gewonnen werden, das den Lauf über die gesamte Zeit betreute. Die Werbeagentur macona aus Frankfurt/ Main hatte über Sponsoren Bananen, Getränke und medizinisches Verbrauchsmaterial 205

206 besorgt. Rennsteiglauforganisatoren in Neuhaus um Dieter Greiner organisierten einen medienwirksamen Empfang. Der Hofer Ausdauerläufer Hubert Becker hatte über den Sporthändler Hopf für einheitliche Erinnerungs- T-Shirts gesorgt. Als besonderes Souvenir erhielten die Teilnehmer im Ziel ein Stück Originalstacheldraht der ehemaligen Grenzanlagen in Form eines R. Fast alle Teilnehmer starteten am nächsten Tag auf einer der beiden Rennsteiglaufstrecken (45 und 65 Kilometer). Damit wäre dieser Lauf eigentlich Geschichte gewesen aber mit der Bezeichnung I. Gesamtdeutscher Rennsteiglauf war ja impliziert worden, dass es weitere Läufe geben würde. Zum Jubiläum, zehn Jahre später, am 29. April 2000 organisierte der USV Jena e. V. als Nachfolgeverein der HSG Uni Jena die zweite Auflage. Der Rennsteiglaufverein hatte bis dahin den östlichen Teil des Rennsteigs als 50-Kilometerwanderung in den Lauf eingebunden. Zum II. Gesamtdeutschen Rennsteiglauf starteten 36 Teilnehmer. Von den 1990er Teilnehmern waren Mathias Greifenhagen, Dr. Hans-Georg Kremer, Dr. Peter Ullrich, Gerhard Rötzschke und Jürgen Trenkler wieder mit dabei. Der Termin wurde auf Bitten des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins nicht auf das Rennsteiglauf-Wochenende gelegt, um keine Teilnehmer der Ultra-Marathonszene vom Rennsteiglauf abzuwerben. Wie seine Vorgänger, wurde auch dieser Lauf als Freundschaftslauf organisiert, das heißt, dass alle Teilnehmer die gesamte Zeit zusammenliefen. Schon im Ziel gab es Überlegungen eine dritte Auflage wieder nach zehn Jahren zu organisieren. Insgesamt 24 Läuferinnen und Läufer kamen 2010 an den Start. Nicht entgehen ließ sich der Präsident des Rennsteiglaufsvereins, Jürgen Lange, mit seiner Frau die Teilnahmemöglichkeit. Wie schon bei der zweiten Auflage unterstützten Organisatoren in Blankenstein und an der Strecke das Projekt. In Rodacherbrunn die Familie Schwarz, Ursel Wildgrube und ihre Helferinnen in Brennersgrün und Falk Wick vom TSV Tettau auf dem bayrischen Teil des Rennsteigs. Der Rennsteiglaufverein beteiligte sich mit der Bereitstellung eines Fahrzeugs. Als Stamm-Organisations- und Betreuungsteam, welches an allen Verpflegungspunkten für eine gute Versorgung verantwortlich war, waren auch bei der dritten Auflage Gunda Kremer und Maik Masuhr im Einsatz. Außer einer Teilnehmermedaille oder Urkunden gab es ein Erinnerungs-Funktionsshirt für alle. Inzwischen war der Lauf deutschlandweit etabliert und immer für Ende April gesetzt. Die weiteste Anreise hatte André Schmidt aus Lübeck. Bei der Auswertung wurden Stimmen laut, dass man, weil auch die Teilnehmer der ersten Jahre immer älter wurden, doch den 4. Gesamtdeutschen Rennsteiglauf schon nach fünf Jahren, zum 25er Jubiläum organisieren könnte. Diese Idee wurde an den Rennsteiglaufverein weitergeleitet. Dieser schlug als Termin den 4. Oktober vor, am Vortag des Rennsteigherbstlaufs. Startort für die gesamte Strecke von ca. 55 Kilometer sollte Neuhaus werden. Es wurde also in die umgekehrte Richtung gelaufen. Neu war, dass es diesmal zwei Gruppen gab. Neben der Laufgruppe, die das Rennsteiglaufpräsidiumsmitglied Jens Panse mit dem Urgestein Dr. Peter Ullrich führte, gab es noch eine 30 Kilometer-Walkingstrecke. Diese Gruppe, mit vier Frauen und sieben Männern, startete im Rahmen der 30 km Wanderung der Gemeinde Blankenstein, die in Steinbach am Walde startete. Für beiden Gruppen war das Ziel die Silbitzbrücke in Blankenstein. Die neue Organisationsform ermöglichte den Teilnehmern einen unkomplizierten Wechsel, je nach Leistungsstand und Kondition. Karl-Heinz Köhler (Jena) von der Walkinggruppe, die um 9.30 Uhr in Steinbach a. W. mit etwa 100 anderen Wanderern startete, konnte am Ende 28,9 km Strecke vermelden und 206

207 eine Zeit von 5:54 Stunden, was mit Pausen einen Durchschnitt von 5 km/h ergab. Die reine Gehzeit betrug 4:55 Stunden. Um 7 Uhr waren, begleitet von einem Kameramann des MDR, vier Läuferinnen und acht Läufer in Neuhaus gestartet. Der 72-jährige Dr. Peter Ullrich, der zu dieser Gruppe gehörte, erinnerte sich an den ersten Schlagbaum zum Sperrgebiet 1990, den die Läufer damals passierten. Sie mussten noch den Personalausweis für die insgesamt acht Grenzkontrollen bei sich führen. Bei Tettau wurde für die Läufer damals sogar ein Stück Grenzzaun geöffnet, um eine Passage zu ermöglich. Heute ist der ehemalige Grenzverlauf kaum noch zu erkennen. Die Logistik und Zusatzversorgung 2014 hatte Adrian Panse übernommen. An der Kalten Küche, wo der Rennsteig zum ersten Mal in den Westen der Republik abzweigte gegrüßte die Laufgruppe der Blankensteiner Bürgermeister, Ralf Kalich, der anschließend den Start in Steinbach a. W. vorgenommen hat und einer der Initiatoren der 30km-Wanderung war. Falk Wick vom Rennsteiglaufvereinspräsidium hatte wie immer alles aufgebaut, was das Läuferherz für ein gutes Frühstück benötigte. In Steinbach a. W. wurde die Laufgruppe dann in die offizielle Wanderorganisation eingebunden. Hier gab es auch für die Läufer dann eine Startnummern und eine umfangreiche Versorgung mit Kaffee und belegten Brötchen. Am nächsten Verpflegungspunkt in Brennersgrün trafen die Läufer dann das Hauptfeld der Walker mit Hans-Georg Kremer und Matthias Greifenhagen, die beide seit 1990 bei allen Läufen dabei waren. Angela und Franz Bleichner vom Rennsteiglaufverein schlossen sich hier der Läufergruppe an, und zwei Läufer wechselten verletzungsbedingt ins Lager der Walker. Sensationell war der vorletzte offizielle Verpflegungspunkt in Grumbach, der von der engagierten Familie Schwarz organisiert wurde. Der Grill dampfte, es gab Bier und selbstgemachten Kuchen. Nach 7:40 Stunden erreichten die Läufer das Ziel. Jeder Teilnehmer erhielt seine Urkunde und ein kleines Präsent von Rennsteiglaufverein. Für die Zukunft gibt es Überlegungen, diese Tradition fortführen und an das für uns alle so wichtige Ereignis des Mauerfalls erinnern. Die Grenze, die einstmals unseren Rennsteig und unseren Laufradius einengte, gibt es nicht mehr, und das ist für uns Sportler auch 25 Jahre danach noch ein Grund zur Freude und zum Feiern! (unter Verwendung eines Berichts von Jens Panse) Gemeinsam im Ziel, die Walkinggruppe, am Ursprung des Rennsteigs v.l.: Matthias Greifenhagen, Dr. Wilfried Zapfe, Dr. Peter Ullrich, Anke Müller, Dr. Hans-Georg Kremer, Karl-Heinz Kalweit. 207

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