Studienabbrecherquoten in MINT-Fächern. und Maßnahmen zu ihrer Reduzierung

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1 Studienabbrecherquoten in MINT-Fächern und Maßnahmen zu ihrer Reduzierung

2 Inhaltsverzeichnis 1. Ausgangssituation 2. Bewerbersituation Nachfrage nach Studienplätzen Leistungsverteilung 3. Defizite bei Studienbeginn 4. Maßnahmen zur Erleichterung des Studienbeginns - Vorkurse und ihre Struktur - Eingangstests - Förderkurse im ersten Semester 5. Ergebnisse der Maßnahmen 6. Zusammenfassung 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 2

3 Ostfalia - ein Erfolgsmodell gegründet 1928 als Ingenieurakademie heute fünf Standorte in der Region, 12 Fakultäten ein breites Fächerspektrum mit Technik, Geisteswissenschaften Wachstum: von (1981) 1900 Studierenden gesamt auf (2009) 8000 Studierende Attraktivität: Vorkurse: mehr als Bewerber auf 2250 BA-Studienplätze mehr als 1000 Teilnehmer vor Studienbeginn mit wenigen Ausnahmen alle Studiengänge mit NC Auslastung der Studienplätze insgesamt über 100 % 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 3

4 ein Blick auf die Details Bewerber/-innen Geisteswissenschaften Technik Studienplätze Geisteswiss. Technik In den Geisteswissenschaften ist die Nachfrage ein Vielfaches der Plätze, in den technischen /MINT-Fächern gerade ausreichend 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 4

5 ein Blick auf die Details Studienfach Wirtschaftsrecht/ Steuern Bewerber- Quote 14,2 5,7 Tourismus-, Sportmanagement Annahme- Grenze > 2,4 > 2,1 online-bewerbung reduziert die Kosten, erhöht die Zahl der halbseriösen Bewerbungen Elektrotechnik 2,1 alle bei den attraktiven Studienfächern kann eine positive Auswahl getroffen werden, bei vielen Fächern des MINT-Bereichs werden alle Bewerber aufgenommen 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 5

6 Herkunft der Bewerber/-innen aus der Region, aus einem Umkreis von km je nach Studienfach unterschiedlich, aber insgesamt etwa - 45 % mit allgemeinem Abitur - 50 % mit einer Berufsausbildung und HZB - 20 % mit (nur) schulischer Fachhochschul-Zugangsberechtigung - 5 % andere bei Abiturienten in MINT-Fächern hauptsächlich drei Gruppen - ausgewählte Studierende im Praxisverbund - mit mäßigen Abiturnoten (=> mangelndes Vertrauen zur Uni) - Erste Generation Akademiker in ihrer Familie insgesamt eine große Vielfalt von Bildungskarrieren 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 6

7 Leistungsverteilung in Technik-Studiengängen die Studienanfänger, die für STIP-Programme ausgewählt wurden, sind sehr leistungsbewusst die Studienanfänger mit rein schulischer Zugangs- Berechtigung sind häufig weniger motiviert und haben geringere Vorkenntnisse insgesamt ein sehr breites Spektrum der Leistungsfähigkeit 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 7

8 Vorkenntnisse in Mathematik die belastbaren Kenntnisse der Schulmathematik unserer Bewerber zu Beginn des Studiums sind mehrheitlich nicht ausreichend für ein Studium der Natur- und Ingenieurwissenschaften ( nicht sattelfest ). 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 8

9 Art der Defizite Erfahrungen aus den bisherigen Fördermaßnahmen (MINT): fehlendes Verständnis der mathematischen und naturwissenschaftlichen Zusammenhänge wenig Talent zum selbstständigen Erarbeiten und Durchdringen, wenig/ keine Zeitplanung wenig Fähigkeit zur Gruppenarbeit begrenzte Einsatzbereitschaft für das Studium häufige Frustrations-Vermeidungs-Strategien wenig praktische Erfahrung, wenig Anwendungswissen es liegt nicht nur an den fehlenden Mathe-Kenntnissen 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 9

10 Erkenntnisse #1 die Fakten anerkennen: es ist so wie es ist #2 das sind unsere Studienanfänger, wir haben sie umworben, andere haben wir nicht #3 wir müssen sie da abholen, wo sie sind #4 wenn bei ihnen der Wille zum Erfolg da ist, lässt sich noch viel bewegen #5 bei jedem Einzelnen, der mit einer Förderung erfolgreich wird, war es die Mühe wert #6 es wird auch welche geben, die nicht MINT-Absolvent werden können oder wollen 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 10

11 Maßnahmen: (studentische) Tutorien Tutorien können über Studienbeiträge finanziert werden gute TutorINNen oft wenig verfügbar, aus Zeitmangel im Studium Teilnehmerzahl manchmal gering und von den Falschen besucht solche Tutorien werden aktuell von vielen Fakultäten organisiert 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 11

12 Maßnahmen: Vorkurse / Brückenkurse 907 TeilnehmerINNEN Mathe-Vorbereitung (10 Tage) 455 TeilnehmerINNEN Optimales Lernen (4 Std.) 502 TeilnehmerINNEN PC-Kurse (4 Tage) 238 TeilnehmerINNEN Lernen im Team (4 Std.) 253 TeilnehmerINNEN Kommunizieren im Studienalltag (4 Std.) finanzieller Aufwand im WS 2009/10 etwa Euro verteilt über 5 Standorte mit unterschiedlichen Schwerpunkten, zeitliche Lage eng zwischen Einschreibung und Vorlesungsbeginn, hoher organisatorischer Aufwand 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 12

13 Maßnahmen: Mathematik-Vorkurse Auffrischung vorhandener Schulkenntnisse PC-basierender elektronischer Eingangs- und Ergebnistest Vortrag in 30er Gruppen, Besprechung der Aufgaben mit 15 Tln. sehr positive LV-Evaluation, meist gute Arbeitsatmosphäre in 2009 etwa Teilnehmer, ca. 100 Euro pro Kopf 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 13

14 Maßnahmen: Mathematik-Vorkurse die aktuellen Vorkurse bringen einen messbaren Wissenszuwachs mangelhafte Kenntnisse werden weniger mangelhaft viele Inhalte wurden vorher noch nie verstanden es fehlen auch Kenntnisse der 6. und 7. Klasse 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 14

15 Maßnahmen: Intensiv-Förderkurs, Fördersemester (A) zusätzliche Förderung in kleinen Gruppen (10-20 Tln.) mit +10 SWS die Zusatzstunden erhöhen die Arbeitsbelastung enorm formal keine Verzögerung im Studium Mathe-Grundlagen, Lern- und Arbeitstechniken, Gruppenarbeit wachsende Akzeptanz bei den Betroffenen während des Semesters der richtige Erfolg ist erst nach dem Folgesemester zu sehen 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 15

16 Maßnahmen: Intensiv-Förderkurs, Fördersemester (B) Intensiv-Förderkurs in kleinen Gruppen (12-20 Tln.), im Umfang von Stunden pro Woche über ein Semester Mathe-Grundlagen, Lern- und Arbeitstechniken, Gruppenarbeit nur etwa die Hälfte der Wochenstunden des regulären ersten Semesters in nicht-mathematik-fächern belegen erst im 2. Studiensemester die Teilnahme an Mathematik 1 Vorlesung 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 16

17 Maßnahmen: Intensiv-Förderkurs, Fördersemester zu Beginn des Semesters erfolgt nach einem Eingangstest eine intensive Einzel-Beratung der Erstsemester viele akzeptieren die Einschätzung ihrer Kenntnisse nicht nur wenige relativ Schwache erkennen ihre Not und entscheiden sich positiv für den Förderkurs 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 17

18 Maßnahmen: Intensiv-Förderkurs, Fördersemester bisher positive Ergebnisse bei den Dabei-Bleibenden: hohes Engagement für Studienfach und Fakultät nach zäher Anlauf-Phase rasche Fortschritte obwohl sie meistens aus dem schlechtesten Viertel der Anfänger kamen, haben nach einem Jahr schon 3/4 der Teilnehmer die erste Matheprüfung bestanden (sonst, im Durchschnitt über alle, weniger als 50 %) es gibt aber große Probleme bei der Integration des Kurses in den Stundenplan, bei der Raumnutzung, der Finanzierung 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 18

19 Zusammenfassung wegen der gesamtgesellschaftlich begrenzten Attraktivität kommen viele Studienanfänger der MINT-Fächer mit nicht ausreichenden Vorkenntnissen und mangelhaftem Verständnis die Umstellung des eigenen Verhaltens von der Schulwelt in die Hochschulumgebung ist häufig eine große Hürde Vorkurse vor Studienbeginn bilden eine gute Brücke in die Hochschule, können aber keine Wunder bewirken mit intensiver Betreuung lassen sich Defizite eines halben Schullebens reparieren, wenn die nötige Einsatzbereitschaft des/der Studierenden vorhanden ist Gehört dieses Brückenbauen zu den Aufgaben der Hochschule? 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 19

20 (NHG) Die Einnahmen aus Studienbeiträgen hat die Hochschule einzusetzen, um insbesondere... zusätzliche Tutorien anzubieten und... Positive Ergebnisse sind möglich und in MINT-Fächern notwendig. 11. März 2010 Maßnahmen gegen die Abbrecherquote Prof. Dr. Manfred Hamann 20