Oper ist die Verschmelzung von Poesie und Musik

Transkript

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2 Oper ist die Verschmelzung von Poesie und Musik Wolfgang Amadeus Mozart (in einem Brief an seinen Vater) meint, der Text habe in jedem Augenblick gehorsamer Diener der Musik zu sein.

3 Christoph Willibald Gluck erklärte, dass er sich als Maler sähe, der lediglich einer vorher vorhandenen, grundlegenden Zeichnung (dem Text) die Farbe hinzufüge. Aber die Oper ist mehr als eine Fusion von Poesie und Musik. Der Theaterkunst Licht, Farbe, Schauspiel kommt hinzu, sowie Tanz. Diese Synthese hat eine lange Geschichte.

4 Das erste Werk, das einer Oper ähnlich sah stammt aus dem Jahre Adam de la Halle, ein Troubador, verfasste Le jeu de Robin et de Marion, eine Reihe von Gesängen, die auf eine Anzahl von Personen verteilt wird und eine einfache szenische Handlung begleiten. Die Troubadoren und Minnesänger waren volksnah und hatten gewisse Vorbilder: Die Mysterienspiele und Passionsspiele der Kirche waren geistliche Schauspiele, die auch mit Musik versehen waren, vor allem aber Instrumentalmusik.

5 Aber Florenz war der Geburtsort der europäischen Operntradition. Eine Gruppe Musiker und Akademiker, die Camerata (it. für Salon od. Kammer) wollten die klassischen griechischen Tragödien aktualisieren und mit Musik versehen, aber nicht mit dem komplexen polyphonischen Chorgesang der Kirchenmusik der Renaissance. Teatro Communale in Florenz

6 Die griechische Tragödie Das Schicksal oder die Götter bringen den Akteur in eine unauflösliche Situation, den für die griechische Tragödie typischen Konflikt, welcher den Zusammenbruch einer Person zur Folge hat. Es gibt keinen Weg nicht schuldig zu werden, ohne seine Werte aufzugeben (was einem tragischen Akter nicht möglich ist). Aufbau einer Tragödie: Prolog Parodos, das Eingangslied des Chores Stasimon, 4-6 des Chores zw. Episoden Epeisodion, Hauptszene Exodos, das Schlusslied des Chores Schauspieler tragen Masken mit erschreckendem Aussehen Kostüme waren zeitgenössisch historisch Sie wurde immer im Freien aufgeführt

7 Im 1637 kam ein veneziaischer Impresario (San Cassiano) auf die Idee, Opern öffentlich in seinem volkstümlichen Theater für ein bunt zusammengewürfeltes, zahlendes Publikum zu spielen. Seit damals bietet das Opernhaus einen sozialen Querschnitt durch die Gesellschaftsschichten aller Länder: Logen für den Hof, Parkett und Logen für die oberen Bevölkerungskreise und eineimmer volkstümlichere Abstufung die Ränge hinauf. Es war auch der einzige Platz, an dem sich Abend für Abend Kaiser, Könige, Kardinäle, Fürsten, Wissenschaftler, Künstler, Bankiers, Kaufleute, Militärs, Geistliche, kleine Bürger und Volk treffen. Es war eine italienische Angelegenheit, und bald zeigten auch andere Länder dafür Interesse, oft durch die Gastspiele italienischr Operntruppen.

8 Wiener Staatsoper Opernhäuser schossen aus dem Boden wie drei Jahrhunderte später die Kinos. Lange war die Oper eine italienische Erscheinung und auch in Paris, Wien oder St. Petersburg spielte man Oper in italienischer Sprache, mit italienischen Sängern (oder ausländischen Interpreten, die sich dieser Sprache einwandfrei beim Singen bedienen konnten). Marjinski Theater St. Petersburg

9 Langsam nur entstand eine deutsche, eine französische, eine englische Oper, später eine russische, tschechische, schwedische, usw. Opera Marais Paris

10 Die Oper verlangte eine Musik, bei der eine einzige Melodiestimme dominiert, im Gegensatz zu dem polyphonischen Gesang der Kirche. Claudio Monteverdi Claudio Monteverdi, der in Messen und Madrigalen der Polyphonie noch breiten Raum gibt, verwendet in seinem Oper nahezu nur die melodische Einstimmigkeit, oder Monodie (Gesang, bei der eine einzige Melodiestimme auftritt). Bei Monteverdi fand man neben Sologesang, auch Duette, Chorusse mit Mehrstimmigkeit und Instrumentalmusik, also verschiedene musikalische Elemente.

11 Schon bald merkten die Impresarios, dass die mythologischen und klassischen Themen dem Publikum nicht fesselte. Sie liessen zwischen den 2 Akten der opera seria (ernste Oper) Intermezzi einschieben, die unterhaltsame Einlagen waren.aber viele Zuschauer kamen nur noch zum Intermezzo und ergriff die Flucht vor der ernsten Oper. So entstand die Opera buffa (heitere Oper) und Opera semiseria (die halbernste Oper), wo das Drama mit komischen Figuren bestückt war.

12 Das Publikum verlangte Handlung und Unterhaltung, sowie stimmliche Höchstleistung... Tosca Die Kehlkopf-Akrobatik der hohen Soprane und die Kastratenstimmen. Bald waren, neben Florenz, Opernhäuser in Venedig und Rom wichtige Zentren. In rom hat man neben Arien, die als gefühlsmässige Reflektion dienten, auch das Recitative eingeführt, um Dialog und Information zur Handlung einzuflechten. In Venedig liebte man grossartige visuelle Bühnenbildern mit inszenierten Stürmen und Götter, die aus dem Himmel auf die Bühne herunter stiegen, usw.

13 In Neapel wurde die Recitative differenziert eingesetzt: es gab eine recitativo secco (it. Für trocken ) bei der die Stimme begleitet wurde lediglich von basso continuo, d.h. eine Bassstimme von einem Streichinstrument gespielt, meistens mit Cembalo, das die Harmoniewechsel unterstrich und auch die recitativo accompagnato, vom Orchester begleitet bei spannungsgeladenen Szenen. Die da capo aria (nochmals von vorne angefangen ) Form, eine Aria, die wiederholt wurde mit Form ABA. Bei dem wiederholten Teil haben die Solisten oft improvisiert.

14 Die neapolitanische Oper hat sich über Europa im 18. Jahrhundert ausgebreitet, mit der Ausnahme von Frankreich, wo Jean Baptiste Lully, der auch aus Italien stammte, wirkte. Eine etwas langsamere Choralmusik mit grossen Balleteinlagen waren Merkmale seiner Opern, die in französischer Sprache aufgeführt wurden. Seine Libretti waren aus französischen Tragödien entnommen, also in Französisch verfasst. Das Libretto ist die Textfassung der Oper.

15 Teatro alla Scala in Mailand Arena di Verona

16 Die Gründung von Opernhäusern in Deutschland, Spanien und England erlaubte die Geburt von weiteren nationalen Opern, die aber gegen die vorherrschenden italienischen Vorbildern kämpfen mussten. Mozart suchte in Italien seine Orientierung. Rossini, Donizetti und Bellini ziehen aber aus ihrer Heimat nach Paris und machen diese Stadt eine Zeitlang zum Opernzentrum der Welt. Der deutsche Komponist Georg Frederic Händel ist nach England gezogen, wo er über 40 Opern im italienischen Stil schrieb, bevor er das Oratorium schuf.

17 Das Oratorium ist ein großes, vielfach abendfüllendes Gesangswerk, meist für Soli, Chor und Orchester. Der entscheidende Unterschied zur Oper ist, dass das Oratorium auf Bühnendarstellung verzichtet. Das Wort stammt aus dem lateinischen oratorium = Bethaus, von lat. orare = beten. Händels Messias war ein geistliches Werk mit Texten aus der Bibel, die beschreibt in drei Teilen die christliche Heilsgeschichte von den alttestamentarischen Prophezeiungen über Leben und Sterben Jesu Christi bis zur Wiederkehr am jüngsten Tag. Es ist einer der populärsten Beispielen geistlicher Musik überhaupt.

18 Die deutsche Oper haben durch Beethoven ( Fidelio ) und Carl Maria von Weber ( Freischütz ) einen Auftrieb bekommen. Richard Wagner liess die Grundfesten des internationalen Musiklebens erbeben. Er liess in Bayreuth ein Festspielhaus errichten, in dem ausschliesslich sein Musiktheater gepflegt werden sollte..

19 Was sieht man heute in einem Opernhaus? Die Solisten: Als Rossini gefragt wurde, was zu einer Opernkarriere vonnöten sei, antwortete er: Stimme, Stimme und wieder Stimme. Heute wäre diese Antwort undenkbar. Heute verlangen wir gutes Aussehen undinnerliches, dramatisches Spiel. Die Sänger und Sängerinnen haben die Aufgabe über das Orchester ihre Lieder verständlich zu machen und gleichzeitig schauspielerische Handlung darzustellen, eine recht grosse körperliche und psychische Herausforderung.

20 Zu den Stimmgattungen der Solisten: Früher waren die Primadonnen sowohl in der Sopran- wie in der Altlage zu Hause und verfügten über einen Stimmunfang von weit über zwei Oktaven mit gleichmässiger Stärke. Heute leben wir in einer Welt der Spezialisierung, und die verschiedenen Stimmgattungen werden weiter unterteilt. Bei den Sopranstimmen gibt es die Koloratur- die lyrische, die dramitische Stimme und die Soubrette. Die tiefere Frauenstimmen sind mit Mezzosopran, Spielalt und die tiefe Altstimme eingeteilt. Anna Netrebko, Sopran Cecilia Bartoli, Mezzosopran

21 Zu den Stimmgattungen der Solisten: Tenöre können lyrisch und dramatisch (oder heldisch) sein, aber es gibt auch Buffo- und Spieltenöre. Baritonstimmen gibt es als lyrisch, Helden- und Kavaliersbariton sowie den Spielbass und den seriösen Bass. Die Grenzen zwischen diesen Bezeichnungen sind natürlich oft verwischt. Luciano Pavarotti, Tenor Matti Salminen, Bass

22 Das Orchester Je nach Epoche ist das Orchester grösser oder kleiner. Streicher, Bläser und Schlaginstrumente sind immer vorhanden, die Anzahl der Musiker ist oft von der Grösse des Hauses und seine Finanzen abhängig. Bei Werken aus der Klassischen Epoche sind es Streicher und Holzbläser hauptsächlich, bei den Werken der Spätromantik vermehren sich die Blechbläser. Das herrschen oft enge Verhältnisse im Orchestergraben.

23 Der Chor Der Chor spielt auch eine wichtige Rolle bei der Oper. Es gibt chorlose Opern, aber sie sind eine kleine Minderheit. Der Chor wird meistens in die Handlung einbezogen. Manchmal wird er als erzählenden und betrachtenden Faktor eingesetzt und im Hintergrund oder im Orchesterraum untergebracht.

24 Der Dirigent Der Dirigent ist der sichtbare Chef einer Vorstellung. Zu Haydns und Mozarts Zeiten wurden die Opern vom Cembalo aus begleitet. Der Kapellmeister, der die Einstudierung besorgt hatte, begleitete während der Vorstellung auf dem alten Tasteninstrument. Mit dem Beginn der 19. Jahrhundert wurden die Werke komplizierter, das Orchester grösser und das Tasteninstrument überflüssig. Der Dirigent postiert sich an einem zentralen Platz und macht sichtbare Armbewegungen, die Solisten, Chor und Orchester eine Fülle musikalischer Details übermitteln. James Levine

25 Der Bühnenbildner Das Bühnenbild hat grosse Bedeutung für den Gesamteindruck der Aufführung. Der Bühnenbildner arbeitet mit dem Regisseur zusammen, natürlich unter der Leitung des Direktors oder Intendants. Die Kulissen und Dekorationen sowie die Kostüme sind in diesem Bereich angesiedelt. Bizets Carmen, Seebühne Bregenz

26 Das Ballet Älter als die Oper, diese Tanzform wurde unterschiedlich für die Oper verwendet. In Frankreich im 19. Jahrhundert war esw eine Selbstverständlichkeit. Verdi lässt in Aida die Sklaven und Sklavinnen tanzen, Gounod gestaltet die Walpurgisnacht in Goethes Faust zu einem grossen, getanzten Bacchanal aus. Wagner bearbeitet sogar seinen Tannhäuser für die Pariser Aufführung in dem er im Zauberreich der Venus sinnliche Tänze vorsieht. Mozart hatt dieses Element auch eingesetzt und lässt wilde Tiere zu Papagenos Glockenspiel tanzen in seiner Zauberflöte. Verdis Aida

27 Der Regisseur Der Korrepetitor Man sieht ihn nicht, aber er hat die Aufgabe für den dramatischen Ablauf der Handlung zu sorgen und versucht einen einheitlichen Stil der Wiedergabe zu erzielen. Der Korrepetitor studiert die Musik mit den Solisten ein. Er muss ein guter Pianist sein und muss oft Orchesterpartituren reduzieren auf das wichtigste Gerüst.