Drama - Dramatik. Definition

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Harald Beck
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1 Drama - Dramatik Definition Aristoteles: Nachahmung (Mimesis) nicht von Menschen sondern von Handlung und Lebenswirklichkeit Goethe: persönlich handelnde Naturform der Poesie Zentrales Charakteristikum: Präsenz der Akteure, Sprechen und Handeln ereignet sich unmittelbar, der Autor ist abwesend, seine Figuren sind gegenwärtig. Drama: Es zeigt etwas, während in der Lyrik ein Ich spricht und in der Epik ein Erzähler agiert. Umgangssprache: Schreckliches Ereignis Literaturwissenschaft: Oberbegriff für Tragödie, Komödie und Mischformen

2 Dramengeschichte - 1 Griechisches Altertum Tragödie (Wortwurzel: Bocksgesang): rauschhafte Chorgesänge Thespis (534 v. Chr): Dem Chor wird ein Schauspieler (Protagonist) gegenübergestellt. Aischylos (525 bis 456): zweiter Schauspieler (Deuteragonist) Sophokles (497 bis 406): dritter Schauspieler (Tritagonist) Euripides (480 bis 406): verfeinert die Figuren psychologisch Soziale Funktion: Als tagelange Kollektivereignisse förderten sie das Identitätsbewusstsein der Bürger einer Stadt Aufführungspraxis: Drei Tragödien (Tetralogien) und ein derbes Satyrspiel

3 Dramengeschichte - 2 Komödien Karikatur menschlicher Triebhaftigkeit (Rückgriff auf Phallos- Kulte), satirische Vorführung von Gegenwartssituationen Negativ aus der Tragödie abgeleitet: Während die Tragödie historisch ferne Handlungen (Mythen) gestaltet, zeigt die Komödie die Lebenswirklichkeit Tragödie: Pathos- und Katharsis-Strategie, tragische Idealisierung Komödie: Karikatur = negative Idealisierung, Gesellschaftskritik Katharsis-Idee des Aristoteles Orest muss, um seinen Vater zu rächen, die Mutter töten. Ein solcher Konflikt löst Pathos (Leiden/Schmerz) aus, Katharsis meint hier die Reinigung davon, sich darüber nur in Schaudern (phobos) und Jammern (eleos) zu ergehen

4 Neuzeitliche Dramengeschichte Renaissance (ab dem 16. Jh.) Ableitung von Regeln aus Aristoteles Beschreibungen Einheit der Handlung: Eine Haupthandlung, Nebenhandlungen sind nur als Episoden zugelassen. Einheit des Ortes: nur innerhalb eines begrenzten Ortes, z.b. ein Stadt Einheit der Zeit: nur eine kurze Zeitspanne, nicht mehr als einen Tag Französischer Klassizismus (doctrine classique) (an 16. Jh.) Rien n est beau que le vrai - Nur Wahres (Vernünftiges) ist schön. vraisemblance: Wahrscheinlichkeit, vernünftige Ausführung/Gestaltung bienséance: Wohlanständigkeit, den guten Sitten entsprechend, Ständeklausel: Tragödien an Fürstenhöfen, Komödien beim einfachen Volk

5 Deutsche Dramenentwicklung im 18. Jh. Abwendung vom französischen Klassizismus, - von der Regelpoetik hin zu Shakespeare, - hin zu einem sinnlich intensiveren und freieren Theater Distanzierung von des aristotelischen Einheiten (Handlung, Zeit, Ort) Von der Regelpoetik zur Genie-Ästhetik (Genie kann s auch ohne Regeln.) Sensualisierung des Theaters z.b.: Johann Gottfried Herder (1773): Hast du denn gutherziger Uhrsteller des Dramas, nie Zeiten in deinem Leben gehabt, wo die Stunden zu Augenblicken und die Tage zu Stunden; Gegenteils aber auch Stunden zu Tagen, und Nachtwachen zu Jahren geworden sind?

6 Weitere Fachbegriffe Peripetie/Katastrophe Umkehr, Wendepunkt, Glückswechsel Umkippen der Handlung, z.b.: durch Anagnorisis: Wiederkennung: Iphigenie erkennt im Gefangenen, der geopfert werden soll, ihren Bruder Orest. Teichoskopie: Mauer-Schau: eine bühnentechnisch nicht darstellbare Schlacht wird, von einem Beobachter mit dem Rücken zum Publikum geschildert. Primat der Charaktere, nicht mehr der Handlung Wirkung kommt durch Einfühlen (Empathie) in den Charakter zustande, durch Mit-leiden und nicht durch das Auflösen eines Handlungskonfliktes Charaktere haben Geschichte, sind geworden, sie können mit-leidend verstanden werden, während Figuren schlichte Handlungsbeteiligte sind.

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