Armut und Reichtum zu Weihnachten 2. Kor 8, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 1
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- Paula Kopp
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1 Armut und Reichtum zu Weihnachten 2. Kor 8, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 1 Liebe Gemeinde! Vor Weihnachten kommt ja meisten viel Post. Vielleicht hatten Sie erst gestern Zeit alles mal zu lesen. Bei uns sind es Weihnachtsgrüße, gute Wünsche fürs Fest und das neue Jahr. Es kommen aber auch immer wieder viele Spendenbitten. Es gibt viele öffentliche Aktionen wie die Weihnachtshilfe, die Aktion Hand in Hand vom NDR und viele mehr. In der Weihnachtszeit sind doch viel mehr Menschen mildtätig gestimmt als sonst. Da fließen viel mehr Spendengelder als in jedem anderen Monat des Jahres. Wenn irgendwo eine Not ist und Bilder im Fernsehen kommen, dann sind viele bereit, etwas zu geben, wenn aber in anderen Ländern über längere Zeit Elend herrscht oder auch Notsituationen in Deutschland sind, das wird schnell wieder vergessen. Es gibt Armut und Reichtum auch zu Weihnachten. Im Armutsbericht wurde mitgeteilt, dass in Bremen fast jeder Vierte betroffen ist; 23,1 Prozent der Bremer sind arm oder von Armut bedroht. Das sind 10 Prozent mehr als in Hessen und sechs Prozent mehr als im Durchschnitt der Europäischen Union. Es ist schwer etwas zu verändern. Das Realeinkommen in Deutschland ist zurückgegangen. Dennoch gehört jeder Deutsche im Weltmaßstab gesehen zu den 15 Prozent der Reichen in der Welt. Armut ist relativ. Sehe ich meinen Überfluss? Sehe ich den Mangel des Anderen? Bin ich bereit zu spenden? Mit solchen Fragen hat sich schon Paulus auseinandergesetzt. Er engagiert sich für eine Spendenaktion. Die Gemeinde in Jerusalem litt unter Armut. Paulus war es wichtig, dass alle christlichen Gemeinden zusammengehören. Deshalb ließ er in allen Gemeinden, die er gegründet hat, für die Mitchristen in Jerusalem sammeln. So hatte er es mit den Aposteln in Jerusalem vereinbart. An die Gemeinde in Korinth schreibt er: 2.Kor 8, DIE SAMMLUNG FÜR DIE GEMEINDE IN JERUSALEM 1 Ich will euch berichten, Brüder und Schwestern, was Gottes Gnade in den Gemeinden in Mazedonien bewirkt hat. 2 Sie hatten viel zu leiden und haben es nicht nur standhaft ertragen; vielmehr wurde ihre Freude im Glauben nur um so stärker und führte trotz ihrer großen Armut zu einer erstaunlichen Hilfsbereitschaft. 3 Ihr könnt es mir glauben: Sie spendeten, soviel sie konnten, ja noch mehr, und sie taten es ohne Aufforderung. 4 Sie haben sich mir geradezu aufgedrängt und darum gebeten, sich an diesem Werk der Gnade Gottes beteiligen zu dürfen - an dieser Hilfeleistung, in der die Verbundenheit mit der Gemeinde in Jerusalem zum Ausdruck kommt. 5 Sie taten dabei noch mehr, als ich gehofft hatte: Sie schenkten sich selbst, zuerst dem Herrn und dann, dem Willen Gottes gemäß, auch mir. 6 Deshalb habe ich Titus zugeredet, dass er sich bei euch um diese Sache kümmert. Er hat ja schon früher bei euch damit angefangen. Nun soll er euch helfen, dieses Werk der Gnade auch zu Ende zu bringen. 7 Ihr habt alles im Überfluss: Glauben, kraftvolles Wort, Erkenntnis, guten Willen und die gegenseitige Liebe, die ich euch vorgelebt und unter euch geweckt habe. Ich möchte, dass euer Beitrag zu diesem Gnadenwerk ebenso reich wird. 8 Ich gebe euch keinen Befehl. Ich sage euch nur, wie hilfsbereit andere sind, um euch dadurch anzuspornen. Ich möchte erproben, wie ernst es euch mit eurer Liebe ist. 9 Ihr wisst ja, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe für euch getan hat. Er war reich und wurde für euch arm; denn er wollte euch durch seine Armut reich Seite - 1 -
2 Armut und Reichtum zu Weihnachten 2. Kor 8, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 2 machen. 10 Ich gebe euch nur meinen Rat. Ich meine, es ist zu eurem eigenen Besten, dass ihr euch an der Sammlung beteiligt. Ihr habt euch ja schon im vorigen Jahr dazu entschlossen und habt auch schon damit angefangen. 11 Bringt das Begonnene jetzt zum guten Ende, damit die Ausführung nicht hinter dem Vorsatz zurückbleibt. Natürlich immer entsprechend dem, was ihr habt! 12 Wenn der gute Wille da ist, ist er willkommen mit dem, was jemand hat, nicht mit dem, was jemand nicht hat. 13 Ihr sollt nicht selbst Mangel leiden, damit andern geholfen wird. Vielmehr soll es zu einem Ausgleich kommen. Liebe Gemeinde! Sie haben wahrscheinlich einen Weihnachtstext erwartet und es geht ums Geld, nicht nur in den Kaufhäusern vor Weihnachten, sondern auch jetzt in der Kirche. Der eigentliche Predigttext für den 2. Weihnachtstag ist jedoch nur der Vers in der Mitte dieses Spendenaufrufes. 2.Kor 8,9 9 Ihr wisst ja, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe für euch getan hat. Er war reich und wurde für euch arm; denn er wollte euch durch seine Armut reich machen. Hier geht es eigentlich nicht ums Geld. Paulus redet von Jesus. Das wichtigste Anliegen des Paulus ist, was Jesus in seiner Liebe für uns getan hat. Es geht um die rechte Erkenntnis der Gnade Jesu Christi. Wir haben das, was hier in diesem Vers steht, eben im Lied Gelobet seist du Jesu Christ gesungen: Strophe 6: Er ist auf Erden kommen arm, dass er unser sich erbarm, und in dem Himmel mache reich und seinen lieben Engeln gleich. 1. Er ist auf Erden kommen arm Jesus war reich und wurde arm. Hier wird deutlich: Die Weihnachtsgeschichte ist kein Märchen, wo ein liebes gutes Kind aus größter Armut aufsteigt und an den Königshof kommt, ja selbst zu königlichen Würden. Es ist auch keine moderne Erfolgsstory a la Bill Gates von der Garagenwerkstatt zum Multimilliardär. Es ist das genaue Gegenteil, was wir eher als abschreckendes Beispiel den Kindern vor Augen halten, aber nicht als Vorbild. - Jesus war ungeheuer reich und wurde arm. Das war keine Fehlspekulation und kein Schicksalsschlag. Das war seine Entscheidung zu unserer Rettung. Das ist seine Liebe zu uns. Einige der Älteren können den Unterschied zwischen Hungerzeiten in der Kriegs- und Nachkriegszeit und dem Wohlstand in unserer Generation noch ermessen, aber den Unterschied zwischen dem Reichtum Jesu und seiner Armut auf Erden, kann man damit auch nicht erklären. Jesus war beim Vater im Himmel, er hatte alle Macht und Herrlichkeit. Dort gehört er hin. Dort war er vor Anbeginn der Zeit. Was das bedeutet, können wir kaum ermessen, höchstens versuchen zu erahnen. Seite - 2 -
3 Armut und Reichtum zu Weihnachten 2. Kor 8, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 3 Ein kleiner Junge wurde gefragt: Wie groß ist dein großer Bruder? Das weiß ich nicht?, war seine Antwort. Aber du schaust doch zu ihm hinauf, wenn du mit ihm sprichst! Nein, antwortete der Junge, wenn er mit mir spricht, beugt er sich immer zu mir herunter. Genau das tut Jesus, er beugt sich herunter. Er wird Mensch. Er wird arm. Wir können nicht seinen Reichtum ermessen, sondern nur, dass er ganz zu uns kam. Jesus hat alles aufgegeben, um ganz bei uns zu sein und für uns da zu sein. Das hat er getan: 2. Dass er unser sich erbarm und in dem Himmel mache reich Die Armut Jesu hat ein Ziel: Wir sollen reich werden. Wozu dann diese ganze Armut, kann man fragen. Nach menschlicher Vorstellung müsste bei seinem ungeheueren Reichtum, doch die Überweisung eines für ihn kleinen Betrages reichen, um uns und alle Welt reich zu machen. So machen wir das selber mit den Spenden ja auch. Hier wird deutlich, es geht in diesem Vers nicht nur um die Kollektensammlung des Paulus. Wenn wir so argumentieren, haben wir die menschliche Armut noch nicht erkannt. Bei Jesus ging es um weit mehr als um die materielle Armut, Leid und Krankheit der Menschen. Jesus hat die ganze Schuld der Menschheit, die ungeheuere Trennung von Gott, die ohne ihn hoffnungslose Verlorenheit eines Jeden vor Augen gehabt. Manche ahnen etwas davon, wenn sie sich ein Leben im Glauben überhaupt nicht vorstellen können, weil sie den Eindruck haben, Gott sei so unendlich weit von ihnen weg, er habe nichts mit ihnen zu tun. Das ist eine halbe Wahrheit. Wir sind wirklich so weit von Gott entfernt. Allerdings ist es nicht Gott, der sich entfernt hat. Das sind wir Menschen. Das nennt die Bibel Sünde. Jesus jedoch ist das nicht gleichgültig. Er ist da gar nicht cool, wie mancher moderne Zweifler. Jesus hat ein offenes Herz für uns. Er erbarmt sich. Er beugt sich zu uns herab, er kommt zu uns herab, um am Kreuz für unsere Schuld zu bezahlen. Er hat die roten Zahlen, die uns so arm machen, er hat unsere Sünde auf sich genommen. Der Evangelist Klaus Vollmer erzählte: Ich habe früher gerne Ringkämpfe gemacht. Jemand hat mir einmal gesagt: Wenn du einen wirklich zwingen willst, musst du ihn einfach wegtragen, von der Matter herunter. Dann habe ich mir das nächste Mal jemand richtig genommen und einfach weggetragen. Er war natürlich schwer. Aber dadurch, dass ich ihn weggetragen habe, habe ich über ihn bestimmt. Das ist das Geheimnis des Weges Jesu. Er ist in die Welt gekommen, er hat sich so tief heruntergebeugt, dass er sich sozusagen unter die Welt geschoben hat. Er ist dabei am Kreuz verblutet, aber er hat so die Welt weggetragen. Er trägt sie zum Vater hin. Jesus schleppt uns zum Vater hin, damit wir das Versöhnungsangebot annehmen, damit wir Gottes Kinder werden, Erben aller himmlischen Güter. Wir sollen reich werden. Und in dem Himmel mache reich, heißt es im Weihnachtslied. Der Himmel ist da, wo Gott ist. Das reich werden, beginnt deshalb hier. In der Geburt Jesu kommt Gott in die Welt. Gott schenkt uns seine Liebe. Jesu Liebe ist grenzenlos. Seite - 3 -
4 Armut und Reichtum zu Weihnachten 2. Kor 8, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 4 Was hat sich seit der Geburt Jesu verändert, fragen viele kritisch. Ein Beispiel. Bomben haben ein Haus zerstört. Die Besitzer sitzen im Keller, der heil geblieben war. Der Schutt ihres Besitzes versperrt den Ausgang. Der Rettungsmannschaft droht die Zeit wegzulaufen. Bis der Schutt weggeräumt sein würde, wären die Eingeschlossenen im Keller erstickt. Da hat einer die Idee durch den weichen Gartenboden unter dem Schutt einen kleinen Querstollen an die Kellerwand zu graben. Ein Loch wird mit Spezialgerät in die Kellerwand geschlagen. Die eingeschlossenen haben wieder Luft. Sie können atmen. Sie wissen, sie werden leben. Sie haben wieder Hoffnung und Freude, obwohl sie noch nicht ganz befreit sind. So haben wir, in unserer von Gott getrennten und verschütteten Welt Zugang zu Gott. Wir sind noch umstellt von vielem Schutt, aber wir haben Luft zum Atmen, wir können der endgültigen Rettung gewiss sein. Wir sind geliebt von Gott. Jesus hat alles für uns getan. Jesus macht uns reich. Leben durch seinen Reichtum verändert. Überschwänglich sagt es das Weihnachtslied: 3. und seinen lieben Engeln gleich. Mit dem Hinweis auf Jesus fordert Paulus die Gemeinde nicht auf, allen Reichtum nun wegzugeben, weil Jesus ja auch arm geworden ist. Er fordert bewusst nicht auf, dass die Gemeinde selber Mangel leiden soll, um anderen zu helfen. Nein. Es ist ja auch nicht der Reichtum, den Jesus aufgibt, durch den er uns reich macht. Nein. Jesus macht uns durch seine Armut reich. Es geht nicht um Abgeben, geht nicht um Verzicht für andere. Es geht um Veränderung. Es geht um die Erkenntnis des Reichtums des Lebens. Paulus ist sich sicher, je mehr wir Christen erkennen, wie reich beschenkt wir sind, durch die Gnade und Liebe Jesu, desto mehr empfinden wir es als Chance, als Reichtum, als ein Leben aus dem Überfluss, wenn wir anderen helfen und uns für sie einsetzen. Das ist eigentlich eine schlichte Wahrheit. Wir erleben es ja ständig, dass Menschen, die sich immer nur mit Leuten vergleichen, die mehr haben, einfach unzufrieden sind und sich schwer tun, für andere da zu sein. Sie tun es oft nur aus moralischen Gründen und manchmal stöhnend, aber nicht mit Freude. Menschen aber, die darüber staunen, wie viel sie geschenkt bekommen haben, wie reich sie sind, denen fällt es gar nicht so schwer, sich für andere einzusetzen. Sie staunen über all die Möglichkeiten, die Gott schenkt. In der Tradition der Kirche wird heute besonders des ersten Märtyrers Stephanus gedacht. Er war so glücklich über die Gnade Jesu, dass er allen davon erzählen musste. Er konnte es einfach nicht lassen. Selbst als man ihm die Todesstrafe androhte, blieb er dabei, die anderen sollten auch von Jesus wissen. Als er gesteinigt wurde, sagt er nicht, Nun muss ich auch leiden, was Jesus gelitten hat, sondern er staunt Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn sitzen zur Rechten Gottes. und für diejenigen, die ihn steinigten, betet er, dass Gott ihnen die Schuld nicht anrechnet. Er war so überwältigt vom Reichtum der Liebe und Gnade Gottes, dass er sogar im Martyrium, mehr die Größe und Liebe Gottes sah, als dass er das Leid betrachtet, dass ihm wiederfuhr. Er war so Seite - 4 -
5 Armut und Reichtum zu Weihnachten 2. Kor 8, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 5 sehr von diesem Reichtum verändert worden, dass er das Leben und die Rettung für andere wünschte. Jesus beschenkt uns, wir dürfen uns für ihn und seine Gaben öffnen. Der Reichtum, den Jesus in unser Leben hineinlegt, ist so groß, dass er unser Leben umgestalten wird. Gottes Reichtum verändert. Aus der Verbindung mit Jesus heraus, aus diesem Reichtum heraus kommt die Motivation, anderen in der Not auch materiell zu helfen. Da geht es nicht um ein Nachmachen, was Jesus getan hat. Das können wir nicht. Es geht um Nachfolge, um Leben aus dem Reichtum der Gnade und Liebe Jesu. Das bestimmt dann auch die Einstellung zu Reichtum und Armut in unserer Gesellschaft und der Welt. Ziel wird es für Christen sein, dass keiner zu großen Überfluss hat und keiner Mangel hat. Da ist noch viel zu tun. Es wird ein Ziel bleiben. Aber wer vom Reichtum Gottes beschenkt wurde, wer von der Gnade lebt, setzt sich dann auch gerne für solche Ziele ein. Wir dürfen Boten Gottes sein, Boten der Gnade, den Engeln gleich. Gott macht uns so reich. Er würdigt uns so sehr. Das ist der Reichtum von Weihnachten. Dass Ihnen dieser Reichtum, den Gott uns mit Jesus schenkt, auch in diesem Jahr Weihnachten und im kommenden Jahr immer mehr groß und bedeutsam für Ihr Leben wird, sie füllt, sie begeistert und verändert, dass Sie den lieben Engeln gleich werden, wünsche ich Ihnen von Herzen. Amen Seite - 5 -
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