Petr Zelenka. Theremin. (Originaltitel: Teremin) Aus dem Tschechischen von Eva Profousová. henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH
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- Falko Ziegler
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1 Petr Zelenka (Originaltitel: Teremin) Aus dem Tschechischen von Eva Profousová 1
2 henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 2007 Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Das Vervielfältigen, Ausschreiben der Rollen sowie die Weitergabe der Bücher ist untersagt. Eine Verletzung dieser Verpflichtungen verstößt gegen das Urheberrecht und zieht zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich. Die Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Marienburger Straße Berlin Wird das Stück nicht zur Aufführung oder Sendung angenommen, so ist dieses Ansichtsexemplar unverzüglich an den Verlag zurückzusenden. F1 2
3 PERSONEN Leo Katharina Hans Samuel Hoffman Joseph Walter Lavinie Williams seine Frau sein Manager Privatdetektiv Komponist Reeder seine Frau Kellnerin; s Assistentin Radiomoderator Restaurantbesitzer Amtorg Mitarbeiter 1 Amtorg Mitarbeiter 2 Das Stück spielt zwischen 1927 und 1938 in New York. 3
4 1. AKT MUSIK. Restaurant Klub. Lavinie deckt die Möbel ab. Unter der letzten Plane erscheinen und. Sie sitzen am Tisch. Aus dem Off ertönt ein Frauenlachen (), es kommt näher. und ihr Mann Walter kommen herein. Die Kellnerin Lavinie und der Restaurantbesitzer gehen ihnen entgegen und nehmen ihnen die Mäntel ab. Das Ehepaar geht an und vorbei, nehmen die beiden kaum zur Kenntnis. steht auf und stellt sich vor. Guten Abend.. Manager von Professor. Professor. (Zu.) Walter, Besitzer des Schiffes, mit dem wir gekommen sind. Stimmt Guten Abend. Guten Abend. Seine Frau. Guten Abend. Das Konzert war phantastisch, Herr Professor.. Danke. Ich habe lange nichts gesehen, das so dermaßen, wie soll ich sagen Modern war? Frisch. s Konzerte sind in England und Frankreich ungewöhnlich gut aufgenommen worden. Die Pariser Oper war ausverkauft, dreihundert Leute mußten draußen bleiben. Ja. Paris hat uns sehr freundlich empfangen. Und Rußland? Hat die Bolschewistische Revolution wirklich freie Liebe gebracht? Nicht ganz. 5
5 Hier denken das alle. In der Hinsicht würden wir gern mit Rußland gleichziehen. New York kennt keine Moral. Und die Prohibition? Ein Spiel. Es hat keinen Spaß mehr gemacht, Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken, also trinken wir jetzt heimlich. (Bestellen etwas zu trinken.) Die New Yorker Nachtklubs sind legendär. Frauenringen im Popcornbad. Haben Sie so etwas schon gesehen? Nein. Das müssen Sie sehen. Ganz zufällig besitzt mein Mann ein paar solcher Klubs Eine meiner zahlreichen Investitionen. Oder sind das Bordelle, Schatz? Nein. Nachtklubs. Also, Nachtklubs. Allerdings von einem Bordell kaum zu unterscheiden. Sind Sie schon in einem New Yorker Bordell gewesen, Herr. Nein. Eines Tages findet sich ganz New York in einem einzigen riesigen Bett wieder. Die Frage ist nur, wer es baut und wieviel es kostet. (Alle lachen. Danach unangenehme Stille..) Entschuldigen Sie die Verspätung. Zum Konzert habe ich es auch nicht geschafft. Eine Schande. Es war phänomenal. Herr hat Unglaubliches geleistet. Ja. 6
6 Joseph Leo. Freut mich. Ich habe viel von Ihnen gehört. Ich von Ihnen auch. Um Ihr Instrument ranken sich ja ganze Legenden. Es soll Töne direkt aus dem Äther holen. Tut mir leid, daß ich es nicht live gesehen habe. Das einzige Instrument der Welt, das ohne direkte Berührung gespielt wird, nicht wahr? Ja. Wir möchten gerne, daß Sie sich das anschauen. Und vielleicht auch etwas dafür komponieren. Obwohl es akustisch bei weitem noch nicht vollkommen ist. Wie so ein Instrument klingt, spielt keine Rolle. Egal ob es ein Ondes Martenot ist, ein Ethonium, ein Sphärophon oder Ihr vox. Wichtig ist, welche Wege sie uns öffnen. Ich habe über das Konzert mit Astor gesprochen. Was hat er gesagt? Er war angewidert. Und alles, was Astor zuwider ist, weckt sofort unser Interesse, nicht wahr, Walter? Genau. Diese alten Klänge, all die verstaubten Barockinstrumente, das macht uns müde. Aber das hier ist einfach faszinierend. Außerdem ist vox wahrscheinlich das einzige Instrument, auf dem eines Tages automatisch Musik komponiert werden kann. Wie bitte? Das Radio entwickelt sich so rasant, daß wir bald Maschinen brauchen, mit denen Musik komponiert und sofort im Radio gesendet werden kann. Musikstücke von einer solchen Genauigkeit, wie sie der Mensch nie erreichen würde. Sie sind ein Narr, Joseph. Das mag ich so an Ihnen. Wir wollen hier in Amerika eine Reihe von Konzerten veranstalten. Sowohl für geladene Gäste als auch für die breite Öffentlichkeit. Da ließe sich etwas in der Carnegie Hall arrangieren. 7
7 Oder in einem deiner kleinen süßen Bordelle. (Alle lachen, wollen aufbrechen. und wechseln Blicke.) Sie glauben gar nicht, wo Herr schon überall gespielt hat. So? Ja, an den unterschiedlichsten Orten Das Konzert, mit dem das Ganze angefangen hat, gar nicht mitgerechnet. Was für ein Konzert? Ach, unwichtig. Die wollen das aber wissen. (Zu.) Das Konzert in Lenins Arbeitszimmer (Musik.) Sie haben für Lenin gespielt? Kein Konzert im klassischen Sinne. Aber Sie sind ihm begegnet? Eine ganz normale Begegnung. Wie war er als Mensch? Erzählen Sie von ihm. ( nickt zu. Ihre einstudierte Nummer kann beginnen.) Er war ein bemerkenswerter Mann. Aber er hatte den Ruf eines unberechenbaren Kauzes. Warum lassen Sie Herrn nicht selbst erzählen? Er mag nicht darüber reden. Er ist zu bescheiden. Vor uns brauchen Sie sich doch nicht zu genieren. Ich wußte gar nicht, daß sich Lenin für elektronische Musik interessiert hat. Er hat sich für alles interessiert, was mit Elektrizität zu tun hatte. Stimmt. 8
8 Die Vorführung des Instruments wurde von Lenin für elf Uhr vormittags angesetzt. machte sich schon um neun auf den Weg. Ein naßkalter Herbsttag, auf der Straße die letzten Reste von Laub Machs kurz,. Aber das ist wichtig, für die Stimmung. Ein naßkalter Herbsttag, auf den Straßen wirbeln Reste von Laub. Gemeinsam mit seinem Assistenten geht er die Kreml-Treppe hinauf. Lenin verspätet sich um eine Stunde, nimmt aber freundlich auf. erklärt ihm die Funktionsweise des Instruments und Lenin ersucht ihn um eine Kostprobe. Seine Sekretärin spielte Klavier, das nutzte ich aus und bat sie, mich zu begleiten. Er spielte Die Lerche. Von Glinka. Sehr unbeholfen. Aber Lenin war begeistert. Er wollte es gleich selbst probieren. Wie, Lenin hat vox gespielt? Ja. Das heißt zuerst habe ich ihm die Hände geführt. Warum das? Ich hatte Angst, er könnte zornig werden, wenn ihm das Spielen nicht gelingt, aber er hat es sehr gut gemacht. Er stellte sich hinter ihn und nahm seine Hände. So. (Demonstriert es an Lavinie, der Kellnerin, die gerade Essen oder Getränke bringt.) Gestatten Sie? (Führt ihre Hände, in denen sie Teller oder Gläser hält.) So. Die Hände des mächtigsten Mannes der östlichen Halbkugel. ist wohl der einzige Mensch, der jemals Lenin an beiden Händen gehalten hat. ( steht auf. Prostet zu. Die anderen auch.) 9
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