Wenig begangene Route am Mönch

Transkript

1 Tourentipp Wir starten am Jungfraujoch, vor uns die Spur, die zur Mönchsjochhütte führt. Proposte di gite Suggestions de courses Grossartige Gratkletterei abseits des Rummels Wenig begangene Route am Mönch Der Mönch, der mittlere Gipfel des BernerDreigestirns, ist dank der Jungfraubahn leicht zugänglich. Vom Jungfraujoch ist es nur eine Stunde bis zur Mönchsjochhütte, dem Ausgangspunkt einer Mönchbesteigung. Die am meisten begangene Route zum Gipfel führt über den Südarm des Ostgrates, die so genannte Normalroute. Aber es gibt noch einen anderen attraktiven Weg zum Mönch: über den Südwestgrat. Die Route,die wir begehen wollen,ist schwieriger als die Normalroute,dafür auch ruhiger,weniger frequentiert,und für uns eindeutig die schönere:der Aufstieg über den Südwestgrat des Mönchs, der zwischen dem Aletschgletscher und dem grünen Lauterbrunnental verläuft. Die Tour auf der Schneide zwischen Grün und Weiss ist zwar relativ kurz, aber dem Wind ausgesetzt und erfordert die richtige Ausrüstung. Der Aufstieg Nach den Angaben des SAC-Clubführers Berner Alpen 4 gilt die Route als ZS- und dauert 3 bis 4 Stunden vom Jungfraujoch aus.das Entscheidende allerdings vorweg:die Route bietet ein alpinistisch kombiniertes Klettervergnügen. Der erste Blick beim Verlassen der Station Jungfraujoch ist beeindruckend: Der Grat scheint uns steil und lang.dieser Eindruck verlässt uns während der ganzen Tour nicht mehr.vom Jungfraufirn erreichen wir den Grat in wenigen Minuten.Wir schauen in die Nordwand mit ihrem beeindruckenden Abgrund Nachdem man aus der Jungfraubahn ausgestiegen ist, geniesst man die Sicht auf die Lütschinetäler und das Mittelland.

2 TOURENTIPP Die Südwestgratroute (links), die wir begehen wollen, ist zwar schwieriger als die Normalroute, dafür aber weniger frequentiert. und geniessen eine grandiose Aussicht bis zum Jura.Die Stimmung ist phänomenal,der Aufstieg immer noch leicht und sehr abwechslungsreich:schnee, Fels,Grat usw.während wir in einem kleinen windigen Pass ankommen,an der Grenze zwischen zwei Welten,bietet uns fester und warmer Fels eine Seillänge Kletterei im 3.Grad. Als wir wieder in der Südwestflanke aufsteigen,ergötzt uns der Mönch mit seinem Charme. Nichts Extremes,nur reines Vergnügen. Klettern von höchster Qualität wie in den schönsten Felswänden auf 3500 m. Es folgt ein wunderbares Stück Gratkletterei,bei dem der Fuss immer sicher aufgesetzt werden muss.auf einem kurzen, fein gezackten Grat setzen wir unseren Aufstieg über einen grossen Aufschwung fort,der auf den ersten Blick endlos erscheint.in Wirklichkeit ist der Höhenunterschied nicht bedeutend und der Aufstieg weiterhin angenehm. 22

3 Die letzten Meter Plötzlich,nach einem schönen,ausgesetzten,aber leichten Schneehang in der Südwestflanke erreichen wir einen kleinen Sattel,der uns den Weg zum Gipfel öffnet.vom Grat führt die Route aufden Gipfelhang des Nollen in der Nordwand. Der Wechselder Atmosphäre ist eindrücklich. Der Berg wird noch luftiger, der Schritt schwerer,der Atem kürzer. Wir nähern uns der Marke 4000 m. Über einige leichte und entzückende Gratbuckel kommen wir ganz plötzlich zum Gipfel. Welche Überraschung! Der Blick schweift über das Berner Dreigestirn, den Aletschgletscher,einen grossen Teil des Berner Oberlandes und die Walliser Alpen am Horizont.Ein eigentliches Gemälde. Ausblick vom unteren Teil des Mönch-Südwestgrates auf das Jungfraujoch und die Ostwand der Jungfrau Endlich werden wir unsere Route in Angriff nehmen können: Julien Schoch befindet sich vor dem charakteristischen Turm, der den Beginn des Südwestgrates markiert. DIE ALPEN 5/

4 TOURENTIPP Nur noch einige Minuten, und es ist geschafft! Auf den letzten Metern vor dem Gipfel Im Vergleich zu der «Normalroute», stösst man eher selten auf andere Seilschaften. Ein fester, warmer Fels wartet auf uns. Wir haben dabei den Eindruck, eher auf einer sonnenbeschienenen Felswand irgendwo im Süden zu sein als auf beinahe 4000 Meter Höhe. Zurück in die Zivilisation Der Abstieg ist einfacher,denn wir gehen auf dem Normalweg in einer von den vielen Alpinisten richtig ausgetretenen Spur.Allerdings muss man auf die Wechten achten.nach einigen Felsen endet der Abstieg auf dem Gletscher unweit der Mönchsjochhütte. Von dort ist der Wegauf dem Gletscher zurück ins Jungfraujoch noch leichter,und wir haben Zeit und Musse,um das ganze Becken des Aletschgletschers zu betrachten. Während wir in der Schmalspurbahn mit Zahnradantrieb ins Tal hinunterzu- 24

5 Letzter Aufschwung, bevor man den obersten Teil des NW-Bollwerks (Nollen) und den Gipfelgrat erreicht Die Route ist sehr abwechslungsreich und interessant. Eine Route, die sich in einem Tag bewältigen lässt. Schon sind wir ins Tal zurückgekehrt. Bevor wir diese wunderschöne Gegend verlassen, werfen wir einen letzten Blick auf den Mönch in der Abendsonne. ckeln,sind unsere Gedanken immer noch dort oben,aufdem Gipfel,fast im Himmel. In unserer Erinnerung lassen wir noch einmal diese grossartige und lohnende Tour Revue passieren.dank dem Zug ist sie in einem Tag vom Tal aus machbar und erfordert alle alpinistischen Techniken,jedoch ohne extreme Schwierigkeiten zu bieten.dazu bietet sie dem Alpinisten eine Atmosphäre,die den grössten Alpengipfeln in nichts nachsteht. a PatriceSchreyer, Les Geneveys-sur-Coffrane (ü) Praktische Informationen Material: Pickel, Steigeisen, Helm, einige Bandschlingen und eine oder zwei Eisschrauben Karte: LK 1:25 000, Blatt 1249 Finsteraarhorn Schwierigkeitsgrad: ZS Zugang/Länge: Von der Station Jungfraujoch durch den Sphinxstollen in Richtung Mönchsjoch. Nach wenigen hundert Metern Richtung Nord abzweigen und über einen Bergschrund. Jetzt steht man am Fuss des Grats. 3 bis 4 Std. vom Jungfraujoch Route/Abstieg: Im Führer Hochtouren Berner Alpen von Ueli Mosimann, SAC Verlag 2002, befindet sich eine detaillierte Beschreibung der Route. Abstieg über die Normalroute E-Grat, dann Südarm. Auch diese Route ist im erwähnten Führer ausführlich beschrieben. Bestellung des Führers bei SAC-Buchauslieferungen, Postfach 134, 7400 Chur, Tel , bbv@casanova.ch DIE ALPEN 5/