Die Witterung in Deutschland. G. Müller-Westermeier, W. Riecke
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- Florian Mann
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1 Klimastatusbericht 2005 DWD 75 Die Witterung in Deutschland G. Müller-Westermeier, W. Riecke Insgesamt war das Jahr 2005 in Deutschland recht warm und reich an Sonnenschein. In Bezug auf den Niederschlag fiel das Jahr durchschnittlich aus. Die Mitteltemperatur für Deutschland berechnet aus einem interpolierten 1-km-Raster betrug 9,0 C. Das sind 0,7 K mehr als im internationalen klimatologischen Referenzzeitraum Damit war das Jahr 2005 das 20. wärmste seit Nur im Februar und August ergaben sich unterdurchschnittliche Temperaturen, während die übrigen Monate, insbesondere Januar, April, September und Oktober zu warm waren. In Abb. 2-6 sind die Zeitreihen der Gebietsmittelwerte (Tagesmitteltemperatur) von Deutschland für die klimatologischen Jahreszeiten und das Jahr zusammengestellt. Dabei ist neben den Werten der Einzeljahre jeweils auch eine lineare Trendlinie dargestellt, aus der sich die Zunahme der Temperatur in Deutschland während des letzten Jahrhunderts erkennen lässt. Abb. 1 Thermopluviogramm für Deutschland Bezugszeitraum ( ) Hinsichtlich der Sonnenscheindauer gab es im Jahr 2005 acht überdurchschnittliche Monate, wobei die Sonnenscheinüberschüsse teilweise sehr groß waren. Dem standen nur 4 Monate mit leichten Sonnenscheindefiziten gegenüber, so dass das Jahr insgesamt sehr sonnenscheinreich wurde. Das Gebietsmittel der Sonnenscheindauer für das Jahr 2005 betrug 1742 Std.. Das sind 214 Std. oder 14 % über dem Normalwert. Damit wurde das Jahr 2005 das fünfte in der Reihe sonnenscheinreicher Jahre seit Mitte des 20. Jahrhunderts. In Abb sind die Zeitreihen der Gebietsmittel von Deutschland für den Sonnenschein in den Jahreszeiten sowie für das gesamte Jahr zusammengefasst.
2 76 DWD Klimastatusbericht 2005 Frühling Sommer Herbst Winter Jahr Abb. 2-6 Mittlere Tagesmitteltemperatur Deutschland Diese Zeitreihen beginnen erst 1951, da die Datenbasis davor für eine brauchbare räumliche Interpolation zu gering war. Das Flächenmittel 2005 der Globalstrahlung für das gesamte Bundesgebiet liegt nur 0,9 % über dem langjährigen Durchschnitt der Periode und auch nur knapp unter dem Flächenmittel von 1057 kwh/m 2 des Vorjahres. Zum Vergleich sei nochmals der Wert des Ausnahmejahres 2003 mit 1170 kwh/m 2 erwähnt.
3 Klimastatusbericht 2005 DWD 77 Frühling Sommer Herbst Winter Jahr Abb Mittlere Sonnenscheindauer Deutschland
4 78 DWD Klimastatusbericht 2005 Abb. 12 Globalstrahlung 2005 Dieses glättende Flächenmittel lässt nicht erkennen, dass es an der Ostseeküste und im südlichen Ostdeutschland 2005 zu einem deutlichen Mehr an Sonne gekommen ist. Über Süddeutschland sind auch im Jahr 2005 besonders hohe Einstrahlungswerte zu verzeichnen gewesen, doch zieht sich das Band höheren Strahlungsangebotes diesjährig über Nordbayern hinweg bis in die Lausitz. Diese Zone setzt sich auf einem niedrigeren Niveau entlang der Oder nordwärts bis zur Ostsee fort und folgt dann weiter der Ostseeküste bis ins nördliche Schleswig-Holstein. Umrahmt wird damit ein Bereich mit geringerer Einstrahlung, der sich vom Sauerland/Rothaargebirge über Niedersachsen bis zur Unterelbe erstreckt. Für den Bereich Münchens ergaben sich die höchsten Einstrahlungswerte. Dort addierte sich die Jahressumme der Strahlung bis auf 1220 kwh/m 2. Eingebettet war dieses Maximum in eine Zone mit nur wenig niedrigerer Einstrahlung, die vom Bodensee ostnordostwärts bis auf die Höhe von Landshut verlief. Ähnlich hohe Werte ergaben sich zwischen Karlsruhe und Stuttgart. Bis zu 1180 kwh/m 2 wurden in der Lausitz erreicht. Im nördlichen Rügen waren es bis 1150 kwh/m 2, auf Fehmarn in Schleswig-Holstein bis 1125 kwh/m 2. Die Region Sauerland/Rothaargebirge brachte es auf unter 975 kwh/m 2. Allerdings lag die Einstrahlung dort noch leicht über dem des vergangenen Jahres. Im nördlichen und östlichen Sachsen, dem südlichen Brandenburg und dem östlichen Sachsen-Anhalt war ein Einstrahlungsplus von über 10 % gegenüber dem vieljährigen Strahlungsangebot gegeben. Weite Teile des nordöstlichen Schleswig-
5 Klimastatusbericht 2005 DWD 79 Holstein konnten eine markante positive Abweichung von bis zu 13 % verbuchen. Die höchste Abweichung mit etwa 16 % trat südlich von Görlitz auf. Im Westen Deutschlands gab es vereinzelte Inseln mit Abweichungen von + 8 bis +9 %. Deutlichere negative Abweichungen vom vieljährigen Mittel waren für den Westerwald, den südlichen Schwarzwald und für die östliche Alpenregion auszumachen. Das Jahr 2005 hatte in Deutschland 7 Monate mit unter- und 5 Monate mit überdurchschnittlicher Niederschlagshöhe. Insgesamt fiel das Jahr in Bezug auf den Niederschlag durchschnittlich aus. Das Gebietsmittel der jährlichen Niederschlagshöhe ergab sich zu 786 mm. Das sind nur 3 mm oder 0,5 % weniger als in der Referenzperiode. Das Jahr 2005 war damit das 45. trockenste seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Abb stellen die Zeitreihen des Gebietsmittels von Deutschland für die Niederschlagshöhe in den klimatologischen Jahreszeiten und im Jahr dar. Auch hier sind lineare Trends eingezeichnet. Es findet sich ein deutlicher Anstieg im Winter, während die Trends in den anderen Jahreszeiten kaum signifikant sind. Der Wintertrend spiegelt sich auch in der Zeitreihe der Jahressummen wieder. Der Witterungsverlauf des Jahres lässt sich folgendermaßen beschreiben: Die erste Hälfte des Januar war ungewöhnlich warm, so dass der Monat insgesamt, trotz einer kalten Episode am Monatsende sehr mild ausfiel. Im Gebietsmittel war der Monat etwas zu trocken und sehr sonnenscheinreich. Der Februar war kalt und recht durchschnittlich in Bezug auf Niederschlag und Sonnenschein. Der März war in seiner ersten Hälfte noch winterlich kalt. Teilweise wurden neue Kälterekorde für diesen Monat registriert. Die zweite Monatshälfte war hingegen insbesondere im Südwesten sehr mild, so dass sich für den Monat im Gebietsmittel von Deutschland sogar noch eine geringfügige positive Temperaturabweichung gegenüber dem Mittelwert der Referenzperiode ergab. Ansonsten war der März im Gebietsmittel trocken und sonnenscheinreich. Der April war in ganz Deutschland mild und meist sonnenscheinreich. In Bezug auf den Niederschlag war der Monat insgesamt durchschnittlich. Es traten jedoch sehr große regionale Unterschiede auf, wobei es im Süden und Westen teilweise sehr nass war, während es im Osten verbreitet erheblich zu trocken blieb. Der Mai war in Deutschland überwiegend recht niederschlagsreich. Über große Teile des Monats herrschte relativ kühle Witterung vor, am Monatsanfang und gegen Ende des Monats war es jedoch sehr warm, so dass der Monat insgesamt meist etwas zu warm ausfiel. Vom 27. bis. 29. Mai war es bereits hochsommerlich heiss, wobei an zahlreichen Stationen neue Temperaturrekorde für den Mai registriert wurden. Im Juni war es zunächst relativ kühl, in der zweiten Monatshälfte wurde es jedoch hochsommerlich heiß, so dass der Monat im Vergleich zur klimatologischen
6 80 DWD Klimastatusbericht 2005 Frühling Sommer Herbst Winter Jahr Abb Mittlere Niederschlagshöhe Deutschland Referenzperiode insgesamt noch etwas zu warm wurde. Im größten Teil Deutschlands war der Monat sehr trocken und sonnenscheinreich. Der Juli war im Gebietsmittel von Deutschland recht niederschlagsreich, wobei jedoch sehr große regionale Unterschiede auftraten. Dabei war es nahezu überall wärmer als in der internationalen klimatologischen Referenzperiode Die Sonnenscheindauer lag meist etwas unter dem Bezugswert.
7 Klimastatusbericht 2005 DWD 81 Der August war in diesem Jahr zum ersten Mal seit 1993 wieder etwas kühler als im Bezugszeitraum. In der zweiten Monatshälfte kam es in Bayern zu Starkregenereignissen, die zu einer katastrophalen Hochwassersituation im Alpenraum führten. In den Monatssummen und im Gebietsmittel von Deutschland wirkten sie sich aber kaum aus, so dass der Monat in Bezug auf Niederschlag insgesamt nur durchschnittlich ausfiel. Dabei wurde meist etwas weniger Sonnenschein als im Bezugszeitraum registriert. Der September war in ganz Deutschland erheblich wärmer und sonnenscheinreicher als in der Referenzperiode. Die Niederschlagsmengen lagen überwiegend unter den Bezugswerten, wobei es jedoch wieder große regionale Unterschiede gab. Der Oktober war in ganz Deutschland zu mild, überwiegend trocken und sehr sonnenscheinreich. Der November war in seiner ersten Hälfte sehr mild, die zweite Hälfte war aber schon winterlich, so dass die Monatsmitteltemperatur im Gebietsmittel von Deutschland nahezu dem Referenzwert entsprach. Im größten Teil Deutschlands war der Monat zu trocken und sehr sonnenscheinreich. Am 25. November kam es in Nordwestdeutschland zu sehr starken Nassschneefällen. In Verbindung mit starken Wind führte dies zu einer extremen Vereisung, so dass verschiedentlich Leitungen rissen sowie Masten umstürzten und die Stromversorgung von über Bewohnern zum Teil für mehrere Tage zusammenbrach ( siehe Beitrag Das Münsterländer Schneechaos am 1. Adventswochenende 2005 in diesem Band.) Im Dezember war es in Norddeutschland relativ mild, im Süden etwas kälter als im vieljährigen Durchschnitt. Im Gebietsmittel von Deutschland hoben sich diese Anomalien aber gerade auf. Auch die Sonnenscheindauer war insgesamt durchschnittlich, wobei sich jedoch ebenfalls große regionale Unterschiede ergaben. Dabei war es im größten Teil Deutschlands recht trocken. Auch im Jahr 2005 machten Unwetterereignisse wieder den größten Teil der weltweit aufgetretenen Naturkatastrophen aus. Eine zusammenfassende Darstellung der verschiedenen Arten von Naturkatastrophen sowie der Todesopfer und Sachschäden zeigen die nachfolgenden Diagramme, die von der Münchener Rückversicherung zur Verfügung gestellt wurden. Sie zeigen deutlich, dass sowohl bei der Zahl der Schadensereignisse als auch bei den volkswirtschaftlichen und den versicherten Schäden die durch das Wetter verursachten Ereignisse (Überschwemmungen und Stürme) den größten Anteil hatten. Lediglich bei der Anzahl der Todesopfer standen auch in diesem Jahr andere Arten von Naturkatastrophen, diesmal insbesondere das Erdbeben in Pakistan, im Vordergrund.
8 82 DWD Klimastatusbericht 2005 Tab. 1 Naturkatastrophen 2005 (rot) Erdbeben, Vulkanausbruch, Tsunami, (grün) Sturm, (blau) Überschwemmung, gelb) Temperaturextreme (z.b. Hitzewelle, Kältewelle, Waldbrand), Massenbewegungen (z.b. Lawine, Erdrutsch).
9 Klimastatusbericht 2005 DWD 83 Abb. 18 Niederschlagshöhe 2005 in Prozent des vieljährigen Mittel Abb. 20 Sonnenscheindauer 2005 in Prozent des vieljährigen Mittel
10 84 DWD Klimastatusbericht 2005 Abb. 19 Temperaturabweichung 2005 vom vieljährigen Mittel Abb. 21 Temperaturabweichung Winter 2005 vom vieljährigen Mittel
11 Klimastatusbericht 2005 DWD 85 Abb. 21 Temperaturabweichung Sommer 2005 vom vieljährigen Mittel
12 86 DWD Klimastatusbericht 2005 Die eingetragenen Extremwerte beruhen auf den Messungen der Beobachtungsstationen des DWD. Im Einzelfall können noch stärkere Extreme aufgetreten sein, die von den Messstellen nicht erfaßt wurden (s.a. Die Witterung in Deutschland ). Die Angaben in der Extremwertkarte beruhen auf de Auswertung aller Daten der ca. 600 Klima- und 2000 Niederschlagsstationen des DWD. Stationskennziffer Name Koordinaten Meßnetze Arkona/Rügen 54 41'N, 13 26'E Klima Bad Dürkheim 49 28'N, 08 12'E Klima Balderschwang 47 28'N, 10 06'E Niederschlag Leverkusen 51 01'N, 06 59'E Klima Niederstetten 49 23'N, 09 58'E Klima Ruhpolding-Seehaus 47 43'N, 12 37'E Niederschlag Twistetal-Mühlhausen 51 20'N, 08 55'E Klima 4155 Zugspitze N, E Klima
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