50 Jahre Kläranlage Neustadt a.d.donau

Transkript

1 50 Jahre Kläranlage Neustadt a.d.donau

2 Grußwort Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, haben Sie schon einmal etwas eingehender darüber nachgedacht, was eigentlich genau mit dem Wasser passiert, das Sie verbrauchen bzw. benutzen? Ich bin sicher, dies machen die wenigsten von uns. Denn wie so vieles in unserer Industrie- und Technikgesellschaft betrachten wir doch diese Entsorgungsfrage als selbstverständlich. Jene, die dafür zuständig sind, werden sich schon darum kümmern und alles im Griff haben. Eine Kläranlage ist vielmehr eine technische Einrichtung, die auch dazu beiträgt unsere Zukunft zu gestalten. Denn es wäre unverantwortlich, Wasser zu gebrauchen, ohne es vor der Rückführung in den Naturkreislauf optimal zu reinigen. Auch heute noch leben rund 1,4 Milliarden Menschen auf der Welt ohne Zugang zu sauberem Wasser. Allein 4 Millionen Kinder sterben weltweit jedes Jahr an Krankheiten, deren Ursache verschmutztes Wasser ist. Rund 80 % aller Krankheiten in der Dritten Welt sind auf kontaminiertes Wasser zurückzuführen - die Keime bringen die Menschen meist selbst hinein. Die Hälfte aller Menschen auf der Erde hat keine Möglichkeit, Toiletten zu benutzen. Durch eine bessere Abwasserentsorgung könnte der Verbreitung von Krankheiten entgegengewirkt werden - doch in den Ländern der Dritten Welt ist dafür das Geld nicht vorhanden. Wir jedoch sind in der glücklichen Lage, das für die Abwasserentsorgung notwendige Geld aufzubringen und damit optimale Verhältnisse zu schaffen. Es mag sicherlich schönere und eindrucksvollere Bauwerke in einer Stadt geben als eine Kläranlage. Jedoch sollten wir uns vom äußeren Eindruck nicht täuschen lassen: Die Neustädter Kläranlage verkörpert eine ganz entscheidende Voraussetzung für die Zukunftsvorsorge unserer Stadt. Im Namen der Stadt Neustadt a.d.donau danke ich allen, die zu 50 Jahre Kläranlage beigetragen haben. Der Kläranlage wünsche ich einen stets störungsfreien Betrieb im Dienst der Menschen und der Umwelt. Thomas Reimer Erster Bürgermeister

3 Programm Samstag, 13. Oktober :30 Uhr Eröffnung 14:30 Uhr Führung durch die Kläranlage 15:30 Uhr Führung durch die Kläranlage 16:30 Uhr Führung durch die Kläranlage 17:00 Uhr Ende

4 Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Neustadt a.d.donau, zu unserem Jubiläum will ich Ihnen Ihre Abwasserreinigungsanlage kurz vorstellen. Die moderne Abwasserreinigung ist beileibe kein Hexenwerk. Was wir hier machen sind lediglich ureigene biochemische Vorgänge, die tagtäglich in der Natur vorkommen in komprimierter Weise nachzuvollziehen, um so das Beste für Mensch und Natur zu erreichen. Zum Schaltbild: So funktioniert Ihre Kläranlage 1. Zuläufe a) Zulauf aus Stadtgebiet, Mühlhausen, Geibenstetten, Mauern Mengengeregelt durch 3 Vorentlastungen auf ca. 180 l/s. b) Zulauf Bad Gögging, Sittling, Ulrain und Heiligenstadt c) Zulauf Marching, Irnsing, Arresting, Hienheim, Eining und Wöhr 2. Schneckenhebewerk Hier wird das Abwasser 5,85 m hochgefördert, um dann im Freispiegel die Anlage zu durchlaufen. 3. Feinstrechen (3 mm Stababstand) Hier werden alle Grobstoffe dem Abwasserstrom entnommen und in einer Schneckenpresse volumen- und gewichtsmäßig reduziert. 4. Der belüftete Sand-/ Fettfang dient der Sand- und Fettentnahme. (Sand und Fett würde die Abbauprozesse massiv behindern.) 5. Im Vorklärbecken mit einer Aufenthaltszeit von 30 Minuten werden ca. 87 % aller Stoffe, die schwerer oder leichter sind als Wasser, zurück gehalten. Hier endet die mechanische Abwasserreinigung und beginnt die Biologische. 6. Belebungsbecken mit interminierender Denitrifikation: Das mechanisch geklärte Abwasser enthält hier praktisch nur noch gelöste Schmutzstoffe. Die feinblasige Plattenbelüftung versorgt hier unsere Microorganismen mit dem nötigen Sauerstoff. Hier werden Kohlenstoffe, Stickstoffe, Phosphor abgebaut und in die Biomasse eingebaut oder zu elementarem Stickstoff umgewandelt. 7. Die Trennung der Biomasse vom biologisch gereinigten Abwasser erfolgt im Nachklärbecken. 8. Chemische Reinigungsstufe: Gleichzeitig mit der biologischen Reinigung werden durch Zugabe von Eisen, Aluminiumchlorid auch Phosphate ausgefällt. Die Entnahme erfolgt mit dem Abzug von Überschussschlamm. Der anfallende Überschussschlamm wird auf ca. 4 5 % TS eingedickt und dann der landwirtschaftlichen Verwertung zugeführt. So werden wichtige Nährstoffe in den Kreislauf der Natur zurückgeführt. Ihre Kläranlage ist 365 Tage im Jahr besetzt (an Wochenenden 3 Stunden, dann Bereitschaftsdienst). Wir betreuen 107,5 km Kanalnetz und 30 Pumpstationen mit 2 Donaudückern. Um all das zu bewerkstelligen, sind wir mit 3 Mann besetzt. Franz Franz Leitung Kläranlage

5 LAGEPLAN Einlaufhebewerk 2. Rechengebäude mit Feinstrechen 3. Belüfteter Sandfang 4. Fettfang 5. Emscherbecken als Vorklärbecken 6. Biologie interminierend mit Plattenbelüfter 7. Nachklärbecken 8. Phosphatfällung 9. Schlammeindickung 10. Gebläsestation 11. Schlamm- & Filtratspeicher

6 Technische Daten Bemessungswerte Ausbaugröße EW Wassermengen ca. tägl. Trockenwetterzufluss m 3 /d (1. Ausbaustufe) min. Trockenwetterzufluss 12 l/s max. Trockenwetterzufluss 180 l/s max. Regenwasserzufluss 600 l/s Schmutzfrachten BSB kg/d (1. Ausbaustufe) Gesamt-Stickstoff 170 kg/d Gesamt-Phosphor 22,5 kg/d Feststoffe 700 kg/d Überwachungs- CSB 30 mg/l werte (Ablauf) BSB5 15 mg/l Ammonium-Stickstoff 5 mg/l Gesamt-Stickstoff, anorg. 8 mg/l Gesamt-Phosphor 2 mg/l Zulaufhebewerk und Rechengebäude Zulaufhebewerk: 2 Schnecken je 30 l/s und 1 Schnecke 80 l/s 180 l/s Feinrechen 3 mm Spaltweite Containervolumen 8 x 1,1 m 3 Sand- und Fettfang belüfteter Langsandfang mit Fettfang und Notumlauf 2 Drehkolbengebläse Sandanfall ca. 65 l/d Zulaufmessung Durchflussmenge mittels Ultraschall, ph-wert- und Temperaturmessung Vorklärung Emscherbecken 180 m 3 Belebungsbecken interminierend Rundbecken, Durchmesser 30 m m 3 Umwälzung mit Rührwerken, Anzahl 2 N-Zonen: feinblasige Druckluftbelüftung (Membranbelüfter) 2 Drehkolbengebläse simultane Phosphatfällung mit Eisen-Aluminat-Chlorid Nachklärung 1 Rundbecken mit Schildräumer, Durchmesser 25 m Tiefe (auf 2/3 des Radius) 2,40 m Ablaufmessschacht Durchflussmessung mittels MID, ph-wert- und Temperaturmessung sowie autom. Probenahme Betriebsgebäude Im Betriebsgebäude sind die Sozialräume, das Labor sowie die Warte integriert Schlammbehandlung Schlammeindickung auf ca. 5% 12 m 3 /h Eindickung auf TR = 5 % Schlammanfall (PS + eingedickter ÜS) 45 m 3 /d für landbauliche Verwendung Brauchwasserbrunnen Brauchwasserversorgung: 1 Pumpe, Förderleistung 45 m 3 /h

7 Impressionen aus der Bauzeit

8 Kontakt: Kläranlage Neustadt a.d.donau Rißweg Neustadt a.d.donau Leitung: Franz X. Franz Tel. Nr.: 09445/ Hier finden Sie uns